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Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647.

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Ander Theil der Persianischen
sprungen gar hinein; die meisten besprengeten sich nur darmit. Et-
liche aber von des Chans Hoffgesinde lieffen mit Schauffeln vnd be-
gossen die Priester vnd das Volck/ sonderlich die Weibes Personen/
welche zuschöpffen in grosser Furcht hinzutratten/ gantz naß/ ja mach-
tens auch so grob/ daß der Chan inhibition thun muste. Nichts desto-
weniger aber ließ Er selbst/ als die Priester in jhrer besten Andacht wa-
ren/ seine Grobblaser thönen/ vnd als Sie vmb jhren Bischoff mit
singen vnd Frolocken in einen Creiß herumb tantzeten/ auch seinen
Narren/ dem der vnter-Marschal folgete/ gegen über tantzen/ vnd also
Hohn Rede
eines Arabers.
der Armener spotten. Bey wehrender action fragte des Chans Leib-
medicus, ein Araber sehr leicht von Gemüte/ die Gesandten gar hö-
nisch/ was sie doch von Christo hielten; Ob Er Gottes Sohn wehre?
Darauff wurde mit Ja beantwortet. Vnd was es jhm als einem
Spötter ang[in]ge/ man wehre mit jhm darvon zu disputiren nicht
hieher gekommen.

Nach diesem wurde starck herumb getruncken/ vnd als der Chan
sehr berauschet stund Er stillschweigens auff/ satzte sich zu Pferde/ vnd
ritte fort/ dem die andern Perser folgeten. Wir/ die wir solche Cere-
monien
nicht gewohnet/ wusten nicht wie wirs verstehen solten/ bega-
ben vns auch zu Pferde; Es hielt aber der Chan nicht ferne vom Zelte
Die Perser
gehen insalu-
tato hospite

auß den Con-
vivijs.
der Gesandten erwartend. Wir vernamen hernach/ so wol durch Er-
fahrung als Bericht/ daß es der Perser allgemeiner Gebrauch; wenn
sie in den Convivijs der Chanen oder des Schachs jhren theil zu sich
genommen haben/ stillschweigend auffstehen/ vnd hospite insalutato
darvon gehen/ vnd zwar der Wirth so wol als die Gäste/ wie wir solches
etliche mahl an des Königs Taffel gesehen haben.

Den 8. Janu: kam der Armener Bischoff in voller Proceßion die
Armenische
Bischoff be-
suchet die Ge-
sandten.
Gesandten zubesuchen. Er hatte für sich hergehen viel mit Meßge-
wand bekleidete Priester/ welche brennende Wachskertzen trugen. Jm
Eintritt des Hoffes fiengen Sie an zusingen vnd klingen/ mit Cym-
beln/ Schellen vnd Handpaucken/ brachten zum Geschencke 2. Krüge
Wein/ vnd eine grosse Schüssel voll Apffel/ in derer mitte ein groß
brennend Wachsliecht. Sie vnterredeten sich mit vns bey 3. Stun-
den jhrer Religion halber/ von welcher vnten soll gesaget werden. Ba-
ten nochmals höchlich/ daß man jhrer wegen des Klosterbawes beym
Chan im besten gwencken wolte/ welches auch zugesaget vnd geleistet
wurde.

Calenters
Convivium.

Den 10. dieses wurden die Gesandten sampt dero gantzen Comi-
tat
von dem Königlichen Calenter in dessen Palatio gantz herrlich tra-
ctirt.
Vnsere erste Lust war die besichtigung des zierlichen Bawes
selbigen Pallastes; dessen sehr schöne vnd ordentlich gelegte auch mit
allerhand geschmuck erfüllete Gemächer vnd Gallerien.

Herliche Pal-
last des Ca-
lenters.

Absonderlich war der Saal/ in welchem das Panquet gehalten
wurde/ inwendig mit Kalckschneider Arbeit von Gyps gar auff eine

fremb-

Ander Theil der Perſianiſchen
ſprungen gar hinein; die meiſten beſprengeten ſich nur darmit. Et-
liche aber von des Chans Hoffgeſinde lieffen mit Schauffeln vnd be-
goſſen die Prieſter vnd das Volck/ ſonderlich die Weibes Perſonen/
welche zuſchoͤpffen in groſſer Furcht hinzutratten/ gantz naß/ ja mach-
tens auch ſo grob/ daß der Chan inhibition thun muſte. Nichts deſto-
weniger aber ließ Er ſelbſt/ als die Prieſter in jhrer beſten Andacht wa-
ren/ ſeine Grobblaſer thoͤnen/ vnd als Sie vmb jhren Biſchoff mit
ſingen vnd Frolocken in einen Creiß herumb tantzeten/ auch ſeinen
Narren/ dem der vnter-Marſchal folgete/ gegen uͤber tantzen/ vnd alſo
Hohn Rede
eines Aꝛabeꝛs.
der Armener ſpotten. Bey wehrender action fragte des Chans Leib-
medicus, ein Araber ſehr leicht von Gemuͤte/ die Geſandten gar hoͤ-
niſch/ was ſie doch von Chriſto hielten; Ob Er Gottes Sohn wehre?
Darauff wurde mit Ja beantwortet. Vnd was es jhm als einem
Spoͤtter ang[in]ge/ man wehre mit jhm darvon zu diſputiren nicht
hieher gekommen.

Nach dieſem wurde ſtarck herumb getruncken/ vnd als der Chan
ſehr berauſchet ſtund Er ſtillſchweigens auff/ ſatzte ſich zu Pferde/ vnd
ritte fort/ dem die andern Perſer folgeten. Wir/ die wir ſolche Cere-
monien
nicht gewohnet/ wuſten nicht wie wirs verſtehen ſolten/ bega-
ben vns auch zu Pferde; Es hielt aber der Chan nicht ferne vom Zelte
Die Perſer
gehen inſalu-
tato hoſpite

auß den Con-
vivijs.
der Geſandten erwartend. Wir vernamen hernach/ ſo wol durch Er-
fahrung als Bericht/ daß es der Perſer allgemeiner Gebrauch; wenn
ſie in den Convivijs der Chanen oder des Schachs jhren theil zu ſich
genommen haben/ ſtillſchweigend auffſtehen/ vnd hoſpite inſalutato
darvon gehen/ vnd zwar der Wirth ſo wol als die Gaͤſte/ wie wir ſolches
etliche mahl an des Koͤnigs Taffel geſehen haben.

Den 8. Janu: kam der Armener Biſchoff in voller Proceßion die
Armeniſche
Biſchoff be-
ſuchet die Ge-
ſandten.
Geſandten zubeſuchen. Er hatte fuͤr ſich hergehen viel mit Meßge-
wand bekleidete Prieſter/ welche brennende Wachskertzen trugen. Jm
Eintritt des Hoffes fiengen Sie an zuſingen vnd klingen/ mit Cym-
beln/ Schellen vnd Handpaucken/ brachten zum Geſchencke 2. Kruͤge
Wein/ vnd eine groſſe Schuͤſſel voll Apffel/ in derer mitte ein groß
brennend Wachsliecht. Sie vnterredeten ſich mit vns bey 3. Stun-
den jhrer Religion halber/ von welcher vnten ſoll geſaget werden. Ba-
ten nochmals hoͤchlich/ daß man jhrer wegen des Kloſterbawes beym
Chan im beſten gwencken wolte/ welches auch zugeſaget vnd geleiſtet
wurde.

Calenters
Convivium.

Den 10. dieſes wurden die Geſandten ſampt dero gantzen Comi-
tat
von dem Koͤniglichen Calenter in deſſen Palatio gantz herꝛlich tra-
ctirt.
Vnſere erſte Luſt war die beſichtigung des zierlichen Bawes
ſelbigen Pallaſtes; deſſen ſehr ſchoͤne vnd ordentlich gelegte auch mit
allerhand geſchmuck erfuͤllete Gemaͤcher vnd Gallerien.

Herliche Pal-
laſt des Ca-
lenters.

Abſonderlich war der Saal/ in welchem das Panquet gehalten
wurde/ inwendig mit Kalckſchneider Arbeit von Gyps gar auff eine

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[296/0342] Ander Theil der Perſianiſchen ſprungen gar hinein; die meiſten beſprengeten ſich nur darmit. Et- liche aber von des Chans Hoffgeſinde lieffen mit Schauffeln vnd be- goſſen die Prieſter vnd das Volck/ ſonderlich die Weibes Perſonen/ welche zuſchoͤpffen in groſſer Furcht hinzutratten/ gantz naß/ ja mach- tens auch ſo grob/ daß der Chan inhibition thun muſte. Nichts deſto- weniger aber ließ Er ſelbſt/ als die Prieſter in jhrer beſten Andacht wa- ren/ ſeine Grobblaſer thoͤnen/ vnd als Sie vmb jhren Biſchoff mit ſingen vnd Frolocken in einen Creiß herumb tantzeten/ auch ſeinen Narren/ dem der vnter-Marſchal folgete/ gegen uͤber tantzen/ vnd alſo der Armener ſpotten. Bey wehrender action fragte des Chans Leib- medicus, ein Araber ſehr leicht von Gemuͤte/ die Geſandten gar hoͤ- niſch/ was ſie doch von Chriſto hielten; Ob Er Gottes Sohn wehre? Darauff wurde mit Ja beantwortet. Vnd was es jhm als einem Spoͤtter anginge/ man wehre mit jhm darvon zu diſputiren nicht hieher gekommen. Hohn Rede eines Aꝛabeꝛs. Nach dieſem wurde ſtarck herumb getruncken/ vnd als der Chan ſehr berauſchet ſtund Er ſtillſchweigens auff/ ſatzte ſich zu Pferde/ vnd ritte fort/ dem die andern Perſer folgeten. Wir/ die wir ſolche Cere- monien nicht gewohnet/ wuſten nicht wie wirs verſtehen ſolten/ bega- ben vns auch zu Pferde; Es hielt aber der Chan nicht ferne vom Zelte der Geſandten erwartend. Wir vernamen hernach/ ſo wol durch Er- fahrung als Bericht/ daß es der Perſer allgemeiner Gebrauch; wenn ſie in den Convivijs der Chanen oder des Schachs jhren theil zu ſich genommen haben/ ſtillſchweigend auffſtehen/ vnd hoſpite inſalutato darvon gehen/ vnd zwar der Wirth ſo wol als die Gaͤſte/ wie wir ſolches etliche mahl an des Koͤnigs Taffel geſehen haben. Die Perſer gehen inſalu- tato hoſpite auß den Con- vivijs. Den 8. Janu: kam der Armener Biſchoff in voller Proceßion die Geſandten zubeſuchen. Er hatte fuͤr ſich hergehen viel mit Meßge- wand bekleidete Prieſter/ welche brennende Wachskertzen trugen. Jm Eintritt des Hoffes fiengen Sie an zuſingen vnd klingen/ mit Cym- beln/ Schellen vnd Handpaucken/ brachten zum Geſchencke 2. Kruͤge Wein/ vnd eine groſſe Schuͤſſel voll Apffel/ in derer mitte ein groß brennend Wachsliecht. Sie vnterredeten ſich mit vns bey 3. Stun- den jhrer Religion halber/ von welcher vnten ſoll geſaget werden. Ba- ten nochmals hoͤchlich/ daß man jhrer wegen des Kloſterbawes beym Chan im beſten gwencken wolte/ welches auch zugeſaget vnd geleiſtet wurde. Armeniſche Biſchoff be- ſuchet die Ge- ſandten. Den 10. dieſes wurden die Geſandten ſampt dero gantzen Comi- tat von dem Koͤniglichen Calenter in deſſen Palatio gantz herꝛlich tra- ctirt. Vnſere erſte Luſt war die beſichtigung des zierlichen Bawes ſelbigen Pallaſtes; deſſen ſehr ſchoͤne vnd ordentlich gelegte auch mit allerhand geſchmuck erfuͤllete Gemaͤcher vnd Gallerien. Abſonderlich war der Saal/ in welchem das Panquet gehalten wurde/ inwendig mit Kalckſchneider Arbeit von Gyps gar auff eine fremb-

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Zitationshilfe: Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647. , S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/olearius_reise_1647/342>, abgerufen am 23.11.2024.