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Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647.

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Ander Theil der Persianischen
terlassenen guten Freunde vns zuergetzen. Worzu dann vnser Medicus
Hartman Graman durch seinen hinterhaltenen Vorraht an Schin-
ckenr/ drögen Ochsenzungen/ Alacanten/ Spamschen vnd Brandwein
gute Mittel an die Hand gab. Diesen Orth/ weil Er nicht weit vom
Dorffe/ besuchten wir hernach zum offtern/ vnd funden vnter andern
Kräutern vnd Blumen/ so in vngewöhnlicher grösse stunden/ die Him-
melschlüssel/ vnd Narcissen sehr heuffig.

Den 9. dieses kam der Tartarische Printz von Tarku mit sei-
Praesent des
Tartarischen
Fürsten von
Tarku.
nem Bruder/ welcher vor Terki bey vns gewesen war/ mit 20. Mann
die Gesandten zubesuchen. Weil aber zu Niasabath kein Quartir vor
jhm/ rückte Er auffs neheste Dorff/ vnd schickte folgenden Tag den
Gesandten 1. Ochsen/ etliche Schaffe/ vnd 2. grosse Körbe mit Epffel/
jhm wurde hingegen etliche Elen Thuch Atlas/ Brandwein vnd Ta-
back verehret. Er that vns zuwissen/ wie daß eine Post von Terki an
jhm gekommen mit Bericht daß der Dagosthanische Schaffkal, Sultan
Mahmud,
so an der Coisu residiret, jhm mit etliche 100. Mann in
sein Land gefallen were/ bat derwegen die Gesandten möchten jhm mit et-
was Pulver außhelffen. Jhm wurde eine Tonne von 30. pf. verchret.

Heute kam vnser Mehemandar wieder vnd vertröstete vns vnsers
Auffbruches/ welcher jnner 14. Tagen geschehen solte/ dann nicht al-
leine vom Schamachischen/ sondern auch Derbentischen Gebiete Ca-
mele/ Pferde vnd Wagen gnug kommen wurden. Es kamen auch
zwar den 12. dieses etliche an/ in der Nacht aber waren sie alle wieder
darvon gelauffen. Der Mehemander entschuldigte Sie darmit/ das
diese Nacht ein ziemlicher Schnee vnd sehr kalt Wetter/ so in etlichen
Jahren nicht geschehen/ eingefallen/ in welchem zu reisen die Perser
nicht gewohnet/ auch die Camele wegen jhrer runden Füsse im schlipf-
ferigen Wege nicht fortkommen kunten. Zu dem würde die Reise nach
Schamachie so 20. farseng oder Meilen gerechnet wird/ wenn sie
über das Gebirge solte genommen werden/ da wenig Dörffer/ sehr be-
schwerlich fallen. Denn es hette sich offt zugetragen/ das Caravanen
auß mangel des Holtzes in den Gebirgen erfroren wehren; musten der-
wegen noch 10. Tage stille liegen. Wir hatten zwar in vnterschied-
lichen Nachten kalt Schnee-wetter/ worauff doch gemeiniglich des
Tages lieblicher Sonnenschein erfolgete der den Schnee wieder hin-
weg nam. Wir vermuteten aber daß diß nur eine Persische Inven-
tion,
von welchen Sie sehr reich/ damit wir nur/ biß Ordre vom Kö-
nig käm wie man vns empfangen vnd tractiren solte/ auffgehalten
wurden. Dann bißher hatten wir für vnser eigen Geld gezehret.

B. verdrieß-
lich beginnen.

Diese Tage ließ der G. B. etliche dicke Bolen/ welche/ wie die
Perser sagten/ der König zum Schiffbaw mit grossen Vnkosten von
ferne an den Strandt bringen lassen/ zerhawen/ vnd Laden zum Me-
tallen Stücken drauß machen/ vnangesehen die Perser fürgaben/ daß
wenn wir die besten darvon nemen/ als wir thaten/ diß Jahr des Kö-

nigs

Ander Theil der Perſianiſchen
terlaſſenen guten Freunde vns zuergetzen. Worzu dañ vnſer Medicus
Hartman Graman durch ſeinen hinterhaltenen Vorraht an Schin-
ckenr/ droͤgen Ochſenzungen/ Alacanten/ Spamſchen vñ Brandwein
gute Mittel an die Hand gab. Dieſen Orth/ weil Er nicht weit vom
Dorffe/ beſuchten wir hernach zum offtern/ vnd funden vnter andern
Kraͤutern vnd Blumen/ ſo in vngewoͤhnlicher groͤſſe ſtunden/ die Him-
melſchluͤſſel/ vnd Narciſſen ſehr heuffig.

Den 9. dieſes kam der Tartariſche Printz von Tarku mit ſei-
Præſent des
Tartariſchen
Fuͤrſten von
Tarku.
nem Bruder/ welcher vor Terki bey vns geweſen war/ mit 20. Mann
die Geſandten zubeſuchen. Weil aber zu Niaſabath kein Quartir vor
jhm/ ruͤckte Er auffs neheſte Dorff/ vnd ſchickte folgenden Tag den
Geſandten 1. Ochſen/ etliche Schaffe/ vnd 2. groſſe Koͤrbe mit Epffel/
jhm wurde hingegen etliche Elen Thuch Atlas/ Brandwein vnd Ta-
back verehret. Er that vns zuwiſſen/ wie daß eine Poſt von Terki an
jhm gekommen mit Bericht daß der Dagoſthaniſche Schaffkal, Sultan
Mahmud,
ſo an der Coiſu reſidiret, jhm mit etliche 100. Mann in
ſein Land gefallen were/ bat derwegẽ die Geſandten moͤchten jhm mit et-
was Pulver außhelffen. Jhm wurde eine Tonne von 30. pf. verchret.

Heute kam vnſer Mehemandar wieder vnd vertroͤſtete vns vnſers
Auffbruches/ welcher jnner 14. Tagen geſchehen ſolte/ dann nicht al-
leine vom Schamachiſchen/ ſondern auch Derbentiſchen Gebiete Ca-
mele/ Pferde vnd Wagen gnug kommen wurden. Es kamen auch
zwar den 12. dieſes etliche an/ in der Nacht aber waren ſie alle wieder
darvon gelauffen. Der Mehemander entſchuldigte Sie darmit/ das
dieſe Nacht ein ziemlicher Schnee vnd ſehr kalt Wetter/ ſo in etlichen
Jahren nicht geſchehen/ eingefallen/ in welchem zu reiſen die Perſer
nicht gewohnet/ auch die Camele wegen jhrer runden Fuͤſſe im ſchlipf-
ferigen Wege nicht fortkommen kunten. Zu dem wuͤrde die Reiſe nach
Schamachie ſo 20. farſeng oder Meilen gerechnet wird/ wenn ſie
uͤber das Gebirge ſolte genommen werden/ da wenig Doͤrffer/ ſehr be-
ſchwerlich fallen. Denn es hette ſich offt zugetragen/ das Caravanen
auß mangel des Holtzes in den Gebirgen erfroren wehren; muſten der-
wegen noch 10. Tage ſtille liegen. Wir hatten zwar in vnterſchied-
lichen Nachten kalt Schnee-wetter/ worauff doch gemeiniglich des
Tages lieblicher Sonnenſchein erfolgete der den Schnee wieder hin-
weg nam. Wir vermuteten aber daß diß nur eine Perſiſche Inven-
tion,
von welchen Sie ſehr reich/ damit wir nur/ biß Ordre vom Koͤ-
nig kaͤm wie man vns empfangen vnd tractiren ſolte/ auffgehalten
wurden. Dann bißher hatten wir fuͤr vnſer eigen Geld gezehret.

B. verdrieß-
lich beginnen.

Dieſe Tage ließ der G. B. etliche dicke Bolen/ welche/ wie die
Perſer ſagten/ der Koͤnig zum Schiffbaw mit groſſen Vnkoſten von
ferne an den Strandt bringen laſſen/ zerhawen/ vnd Laden zum Me-
tallen Stuͤcken drauß machen/ vnangeſehen die Perſer fuͤrgaben/ daß
wenn wir die beſten darvon nemen/ als wir thaten/ diß Jahr des Koͤ-

nigs
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[282/0328] Ander Theil der Perſianiſchen terlaſſenen guten Freunde vns zuergetzen. Worzu dañ vnſer Medicus Hartman Graman durch ſeinen hinterhaltenen Vorraht an Schin- ckenr/ droͤgen Ochſenzungen/ Alacanten/ Spamſchen vñ Brandwein gute Mittel an die Hand gab. Dieſen Orth/ weil Er nicht weit vom Dorffe/ beſuchten wir hernach zum offtern/ vnd funden vnter andern Kraͤutern vnd Blumen/ ſo in vngewoͤhnlicher groͤſſe ſtunden/ die Him- melſchluͤſſel/ vnd Narciſſen ſehr heuffig. Den 9. dieſes kam der Tartariſche Printz von Tarku mit ſei- nem Bruder/ welcher vor Terki bey vns geweſen war/ mit 20. Mann die Geſandten zubeſuchen. Weil aber zu Niaſabath kein Quartir vor jhm/ ruͤckte Er auffs neheſte Dorff/ vnd ſchickte folgenden Tag den Geſandten 1. Ochſen/ etliche Schaffe/ vnd 2. groſſe Koͤrbe mit Epffel/ jhm wurde hingegen etliche Elen Thuch Atlas/ Brandwein vnd Ta- back verehret. Er that vns zuwiſſen/ wie daß eine Poſt von Terki an jhm gekommen mit Bericht daß der Dagoſthaniſche Schaffkal, Sultan Mahmud, ſo an der Coiſu reſidiret, jhm mit etliche 100. Mann in ſein Land gefallen were/ bat derwegẽ die Geſandten moͤchten jhm mit et- was Pulver außhelffen. Jhm wurde eine Tonne von 30. pf. verchret. Præſent des Tartariſchen Fuͤrſten von Tarku. Heute kam vnſer Mehemandar wieder vnd vertroͤſtete vns vnſers Auffbruches/ welcher jnner 14. Tagen geſchehen ſolte/ dann nicht al- leine vom Schamachiſchen/ ſondern auch Derbentiſchen Gebiete Ca- mele/ Pferde vnd Wagen gnug kommen wurden. Es kamen auch zwar den 12. dieſes etliche an/ in der Nacht aber waren ſie alle wieder darvon gelauffen. Der Mehemander entſchuldigte Sie darmit/ das dieſe Nacht ein ziemlicher Schnee vnd ſehr kalt Wetter/ ſo in etlichen Jahren nicht geſchehen/ eingefallen/ in welchem zu reiſen die Perſer nicht gewohnet/ auch die Camele wegen jhrer runden Fuͤſſe im ſchlipf- ferigen Wege nicht fortkommen kunten. Zu dem wuͤrde die Reiſe nach Schamachie ſo 20. farſeng oder Meilen gerechnet wird/ wenn ſie uͤber das Gebirge ſolte genommen werden/ da wenig Doͤrffer/ ſehr be- ſchwerlich fallen. Denn es hette ſich offt zugetragen/ das Caravanen auß mangel des Holtzes in den Gebirgen erfroren wehren; muſten der- wegen noch 10. Tage ſtille liegen. Wir hatten zwar in vnterſchied- lichen Nachten kalt Schnee-wetter/ worauff doch gemeiniglich des Tages lieblicher Sonnenſchein erfolgete der den Schnee wieder hin- weg nam. Wir vermuteten aber daß diß nur eine Perſiſche Inven- tion, von welchen Sie ſehr reich/ damit wir nur/ biß Ordre vom Koͤ- nig kaͤm wie man vns empfangen vnd tractiren ſolte/ auffgehalten wurden. Dann bißher hatten wir fuͤr vnſer eigen Geld gezehret. Dieſe Tage ließ der G. B. etliche dicke Bolen/ welche/ wie die Perſer ſagten/ der Koͤnig zum Schiffbaw mit groſſen Vnkoſten von ferne an den Strandt bringen laſſen/ zerhawen/ vnd Laden zum Me- tallen Stuͤcken drauß machen/ vnangeſehen die Perſer fuͤrgaben/ daß wenn wir die beſten darvon nemen/ als wir thaten/ diß Jahr des Koͤ- nigs

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Zitationshilfe: Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647. , S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/olearius_reise_1647/328>, abgerufen am 24.11.2024.