Eh ich weiter gehe, muss ich auf das Ideale des Thiers aufmerksam machen. Ich habe gezeigt, dass allen Hauptmate- rien der Natur ein eigner Geist vorsteht, der sich bei den Erden als Cohäsion, bei der Luft als Feuer, beim Wasser als Schwe- re, beim Metall als Magnetismus, beim Schwefel als Electrismus, und beim Salz als Chymismus offenbaret, ja selbst in dem ersten Momente der organischen Welt sa- hen wir die über dem Korall thronende Naturthätigkeit als Galvanismus; in den Pflanzen habe ich zwar das geistige Phe- nomen der Pflanzenwelt Vegetatismus ge- nannt, aber ich muss es noch als Problem stehen lassen, welches diese eigne der Pflanzenwelt entsprechende Naturthätig- keit sei, indessen bin ich durch die Wis- senschaft fest überzeugt, dass eine solche müsse vorhanden sein, aber in der Erfah- rung finde ich durchaus keine Belege da- zu, und selbst nicht einmal eine Aeusse- rung, wodurch man auf den Gedanken, eine solche Action zu vermuthen, kommen könnte. Mögen daher die Pflanzenphy- siologen darauf bedacht sein, dieses Phe- nomen aufzufinden.
Bei
E 2
Eh ich weiter gehe, muſs ich auf das Ideale des Thiers aufmerksam machen. Ich habe gezeigt, daſs allen Hauptmate- rien der Natur ein eigner Geiſt vorſteht, der sich bei den Erden als Cohäsion, bei der Luft als Feuer, beim Waſſer als Schwe- re, beim Metall als Magnetismus, beim Schwefel als Electrismus, und beim Salz als Chymismus offenbaret, ja selbſt in dem erſten Momente der organischen Welt sa- hen wir die über dem Korall thronende Naturthätigkeit als Galvanismus; in den Pflanzen habe ich zwar das geiſtige Phe- nomen der Pflanzenwelt Vegetatismus ge- nannt, aber ich muſs es noch als Problem ſtehen laſſen, welches diese eigne der Pflanzenwelt entsprechende Naturthätig- keit sei, indessen bin ich durch die Wis- senschaft feſt überzeugt, daſs eine solche müſſe vorhanden sein, aber in der Erfah- rung finde ich durchaus keine Belege da- zu, und selbſt nicht einmal eine Aeuſſe- rung, wodurch man auf den Gedanken, eine solche Action zu vermuthen, kommen könnte. Mögen daher die Pflanzenphy- siologen darauf bedacht sein, dieses Phe- nomen aufzufinden.
Bei
E 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0085"n="67"/><p>Eh ich weiter gehe, muſs ich auf das<lb/>
Ideale des Thiers aufmerksam machen.<lb/>
Ich habe gezeigt, daſs allen Hauptmate-<lb/>
rien der Natur ein eigner Geiſt vorſteht,<lb/>
der sich bei den Erden als Cohäsion, bei<lb/>
der Luft als Feuer, beim Waſſer als Schwe-<lb/>
re, beim Metall als Magnetismus, beim<lb/>
Schwefel als Electrismus, und beim Salz<lb/>
als Chymismus offenbaret, ja selbſt in dem<lb/>
erſten Momente der organischen Welt sa-<lb/>
hen wir die über dem Korall thronende<lb/>
Naturthätigkeit als Galvanismus; in den<lb/>
Pflanzen habe ich zwar das geiſtige Phe-<lb/>
nomen der Pflanzenwelt Vegetatismus ge-<lb/>
nannt, aber ich muſs es noch als Problem<lb/>ſtehen laſſen, welches diese eigne der<lb/>
Pflanzenwelt entsprechende Naturthätig-<lb/>
keit sei, indessen bin ich durch die Wis-<lb/>
senschaft feſt überzeugt, daſs eine solche<lb/>
müſſe vorhanden sein, aber in der Erfah-<lb/>
rung finde ich durchaus keine Belege da-<lb/>
zu, und selbſt nicht einmal eine Aeuſſe-<lb/>
rung, wodurch man auf den Gedanken,<lb/>
eine solche Action zu vermuthen, kommen<lb/>
könnte. Mögen daher die Pflanzenphy-<lb/>
siologen darauf bedacht sein, dieses Phe-<lb/>
nomen aufzufinden.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">E 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">Bei</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[67/0085]
Eh ich weiter gehe, muſs ich auf das
Ideale des Thiers aufmerksam machen.
Ich habe gezeigt, daſs allen Hauptmate-
rien der Natur ein eigner Geiſt vorſteht,
der sich bei den Erden als Cohäsion, bei
der Luft als Feuer, beim Waſſer als Schwe-
re, beim Metall als Magnetismus, beim
Schwefel als Electrismus, und beim Salz
als Chymismus offenbaret, ja selbſt in dem
erſten Momente der organischen Welt sa-
hen wir die über dem Korall thronende
Naturthätigkeit als Galvanismus; in den
Pflanzen habe ich zwar das geiſtige Phe-
nomen der Pflanzenwelt Vegetatismus ge-
nannt, aber ich muſs es noch als Problem
ſtehen laſſen, welches diese eigne der
Pflanzenwelt entsprechende Naturthätig-
keit sei, indessen bin ich durch die Wis-
senschaft feſt überzeugt, daſs eine solche
müſſe vorhanden sein, aber in der Erfah-
rung finde ich durchaus keine Belege da-
zu, und selbſt nicht einmal eine Aeuſſe-
rung, wodurch man auf den Gedanken,
eine solche Action zu vermuthen, kommen
könnte. Mögen daher die Pflanzenphy-
siologen darauf bedacht sein, dieses Phe-
nomen aufzufinden.
Bei
E 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Oken, Lorenz: Abriß des Systems der Biologie. Göttingen, 1805, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oken_biologie_1805/85>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.