Wird aber der Wasserstoffpol des Stikga- ses gesäurt, so entsteht Wasser, Regen, der klarste Beweis, dass Wasserstoffgas in der Atmosphäre vorhanden, aber durch gewöhnliche Desoxydation der Luft, durch Verbrennen, nicht heraushebbar, sondern in dem zwitterartigen Stikgas verschlun- gen ist, woraus es erst wahrscheinlich durch einen gewissen Grad des Electris- mus bei Gewittern etc. gezogen, oder in philosophischer Sprache, wozu das Stik- gas polarisirt wird. Warum ist denn das Wasser, warum ist die Salpetersäure flüs- sig? soll doch jenes aus Wasserstoff, die- se aus Stikstoff bestehen.
Wenn die Luft nicht blos in mecha- nischer Action bleibt, sondern zu ihrer höchsten Thätigkeit sich erhebt, so er- scheint sie als Feuer. Wie die Cohäsion, Krystallisation, das Ideale der Erden, oder wie der Magnetismus das Ideale des Ei- sens oder der Metalle ist, so das Feuer das der Luft. Der Magnetismus ist selbst nichts, als die Erscheinung der specifi- schen, eigenthümlichen Thätigkeit der Me- talle, oder die Metallthätigkeit, so
ist
Wird aber der Wasserſtoffpol des Stikga- ses gesäurt, so entſteht Wasser, Regen, der klarſte Beweis, daſs Wasserſtoffgas in der Atmosphäre vorhanden, aber durch gewöhnliche Desoxydation der Luft, durch Verbrennen, nicht heraushebbar, sondern in dem zwitterartigen Stikgas verschlun- gen iſt, woraus es erſt wahrscheinlich durch einen gewissen Grad des Electris- mus bei Gewittern etc. gezogen, oder in philosophischer Sprache, wozu das Stik- gas polarisirt wird. Warum iſt denn das Wasser, warum iſt die Salpetersäure flüs- sig? soll doch jenes aus Wasserſtoff, die- se aus Stikſtoff beſtehen.
Wenn die Luft nicht blos in mecha- nischer Action bleibt, sondern zu ihrer höchſten Thätigkeit sich erhebt, so er- scheint sie als Feuer. Wie die Cohäsion, Kryſtallisation, das Ideale der Erden, oder wie der Magnetismus das Ideale des Ei- sens oder der Metalle iſt, so das Feuer das der Luft. Der Magnetismus iſt selbſt nichts, als die Erscheinung der specifi- schen, eigenthümlichen Thätigkeit der Me- talle, oder die Metallthätigkeit, so
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Wird aber der Wasserſtoffpol des Stikga-
ses gesäurt, so entſteht Wasser, Regen,
der klarſte Beweis, daſs Wasserſtoffgas in
der Atmosphäre vorhanden, aber durch
gewöhnliche Desoxydation der Luft, durch
Verbrennen, nicht heraushebbar, sondern
in dem zwitterartigen Stikgas verschlun-
gen iſt, woraus es erſt wahrscheinlich
durch einen gewissen Grad des Electris-
mus bei Gewittern etc. gezogen, oder in
philosophischer Sprache, wozu das Stik-
gas polarisirt wird. Warum iſt denn das
Wasser, warum iſt die Salpetersäure flüs-
sig? soll doch jenes aus Wasserſtoff, die-
se aus Stikſtoff beſtehen.
Wenn die Luft nicht blos in mecha-
nischer Action bleibt, sondern zu ihrer
höchſten Thätigkeit sich erhebt, so er-
scheint sie als Feuer. Wie die Cohäsion,
Kryſtallisation, das Ideale der Erden, oder
wie der Magnetismus das Ideale des Ei-
sens oder der Metalle iſt, so das Feuer das
der Luft. Der Magnetismus iſt selbſt
nichts, als die Erscheinung der specifi-
schen, eigenthümlichen Thätigkeit der Me-
talle, oder die Metallthätigkeit, so
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Oken, Lorenz: Abriß des Systems der Biologie. Göttingen, 1805, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oken_biologie_1805/36>, abgerufen am 16.07.2024.
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