Kröte, Stellio und Draco: auch vom Sa- lamander hat man es behauptet, und so- gar Latreille es nicht berichtiget, ob- schon er ex professo darüber geschrieben, auch Brogniart hat ihn unter die Am- phibien mit ungespaltner Zunge gerechnet; aber ich habe es nach der genauesten ei- gens deswegen angestellten Untersuchung der Salamandra terrestris falsch gefunden, denn sie ist wirklich und zwar hinten wie beim Frosch ausgerandet. Man muss frei- lich mit der Absicht an die Anatomie ge- hen, die Gespaltenheit der Zunge und nicht blos die Zunge überhaupt zu untersuchen; nur dann findet man es, weil die Zunge obenhin angesehen aller- dings als ein runder, unförmiger breiwei- cher Klumpen erscheint, der ganz am Un- terkieser angewachsen ist, wie es sogar der genaue Swammerdam beim Frosch nicht besser gesehen, aber, wenn man genau Acht gibt, wird man finden, dass dieser Klumpen wie ein Hutschwamm in die Höhe steigt, und rükwärts einen herzför- migen Ausschnitt hat. Ich muss gestehen, dass ich von dieser Zeit an sehr zweifle, ob die andern Amphibien, besonders das
Kro-
Kröte, Stellio und Draco: auch vom Sa- lamander hat man es behauptet, und so- gar Latreille es nicht berichtiget, ob- schon er ex profeſſo darüber geſchrieben, auch Brogniart hat ihn unter die Am- phibien mit ungeſpaltner Zunge gerechnet; aber ich habe es nach der genaueſten ei- gens deswegen angeſtellten Unterſuchung der Salamandra terreſtris falſch gefunden, denn sie iſt wirklich und zwar hinten wie beim Froſch ausgerandet. Man muſs frei- lich mit der Absicht an die Anatomie ge- hen, die Gespaltenheit der Zunge und nicht blos die Zunge überhaupt zu unterſuchen; nur dann findet man es, weil die Zunge obenhin angeſehen aller- dings als ein runder, unförmiger breiwei- cher Klumpen erſcheint, der ganz am Un- terkieſer angewachſen iſt, wie es sogar der genaue Swammerdam beim Froſch nicht beſſer geſehen, aber, wenn man genau Acht gibt, wird man finden, daſs dieſer Klumpen wie ein Hutſchwamm in die Höhe ſteigt, und rükwärts einen herzför- migen Ausſchnitt hat. Ich muſs geſtehen, daſs ich von dieſer Zeit an sehr zweifle, ob die andern Amphibien, beſonders das
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Kröte, Stellio und Draco: auch vom Sa-
lamander hat man es behauptet, und so-
gar Latreille es nicht berichtiget, ob-
schon er ex profeſſo darüber geſchrieben,
auch Brogniart hat ihn unter die Am-
phibien mit ungeſpaltner Zunge gerechnet;
aber ich habe es nach der genaueſten ei-
gens deswegen angeſtellten Unterſuchung der
Salamandra terreſtris falſch gefunden,
denn sie iſt wirklich und zwar hinten wie
beim Froſch ausgerandet. Man muſs frei-
lich mit der Absicht an die Anatomie ge-
hen, die Gespaltenheit der Zunge und
nicht blos die Zunge überhaupt zu
unterſuchen; nur dann findet man es,
weil die Zunge obenhin angeſehen aller-
dings als ein runder, unförmiger breiwei-
cher Klumpen erſcheint, der ganz am Un-
terkieſer angewachſen iſt, wie es sogar der
genaue Swammerdam beim Froſch nicht
beſſer geſehen, aber, wenn man genau
Acht gibt, wird man finden, daſs dieſer
Klumpen wie ein Hutſchwamm in die
Höhe ſteigt, und rükwärts einen herzför-
migen Ausſchnitt hat. Ich muſs geſtehen,
daſs ich von dieſer Zeit an sehr zweifle,
ob die andern Amphibien, beſonders das
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Oken, Lorenz: Abriß des Systems der Biologie. Göttingen, 1805, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oken_biologie_1805/194>, abgerufen am 16.07.2024.
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