Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Oken, Lorenz: Abriß des Systems der Biologie. Göttingen, 1805.

Bild:
<< vorherige Seite

Zuweilen sieht man drei dieser Schneken in
Einer Begattung; eine davon vertritt blos
die Stelle eines Weibchens, auf dem Rüken
ihrer Schale sizt eine andere, die der er-
sten das männliche Zeugungsglied in die
Vulva bringt, auf dem Rüken dieser zwei-
ten
sizt eine dritte, die ihr auch die männ-
liche Ruthe in der Vulva hält, während
sie die erste befruchtet; so könnte die
dritte wieder von einer vierten u. s. f. be-
fruchtet werden, wo dann jede, selbst die
erste und lezte, wenn man diese Kette ge-
schlossen denkt, zugleich männlich und
weiblich ist, aber nicht wechselseitig, wie
bei den Landschneken, sondern nur durch
eine dritte hinzukommende, sie sind
daher wahre Triklinisten. Uebrigens
kann ich diese Behauptung, als befruch-
tete jede Schneke sich selbst wegen dem
undurchborten Penis, und die Begattung
diene nur, Gott weiss, zu welchem Kizel,
für falsch erklären, da der Penis wirklich,
auch in Helix Pomatia durchbort
ist; von dem lächerlichen Abschiessen des
Liebespfeils, des ewigen Romans der Na-
turforscher, sollte aber kein Wort mehr
verloren werden.

Der

Zuweilen sieht man drei dieſer Schneken in
Einer Begattung; eine davon vertritt blos
die Stelle eines Weibchens, auf dem Rüken
ihrer Schale sizt eine andere, die der er-
ſten das männliche Zeugungsglied in die
Vulva bringt, auf dem Rüken dieſer zwei-
ten
ſizt eine dritte, die ihr auch die männ-
liche Ruthe in der Vulva hält, während
sie die erſte befruchtet; so könnte die
dritte wieder von einer vierten u. s. f. be-
fruchtet werden, wo dann jede, selbſt die
erſte und lezte, wenn man dieſe Kette ge-
schloſſen denkt, zugleich männlich und
weiblich iſt, aber nicht wechſelſeitig, wie
bei den Landſchneken, sondern nur durch
eine dritte hinzukommende, sie sind
daher wahre Trikliniſten. Uebrigens
kann ich dieſe Behauptung, als befruch-
tete jede Schneke sich selbſt wegen dem
undurchborten Penis, und die Begattung
diene nur, Gott weiſs, zu welchem Kizel,
für falſch erklären, da der Penis wirklich,
auch in Helix Pomatia durchbort
iſt; von dem lächerlichen Abſchieſsen des
Liebespfeils, des ewigen Romans der Na-
turforſcher, sollte aber kein Wort mehr
verloren werden.

Der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0166" n="148"/>
          <p>Zuweilen sieht man drei die&#x017F;er Schneken in<lb/>
Einer Begattung; eine davon vertritt blos<lb/>
die Stelle eines Weibchens, auf dem Rüken<lb/>
ihrer Schale sizt eine andere, die der er-<lb/>
&#x017F;ten das männliche <choice><sic>Zengungsglied</sic><corr>Zeugungsglied</corr></choice> in die<lb/>
Vulva bringt, auf dem Rüken die&#x017F;er <choice><sic>zwei-<lb/>
etn</sic><corr>zwei-<lb/>
ten</corr></choice> &#x017F;izt eine dritte, die ihr auch die männ-<lb/>
liche Ruthe in der Vulva hält, während<lb/>
sie die er&#x017F;te befruchtet; so könnte die<lb/>
dritte wieder von einer vierten u. s. f. be-<lb/>
fruchtet werden, wo dann jede, selb&#x017F;t die<lb/>
er&#x017F;te und lezte, wenn man die&#x017F;e Kette ge-<lb/>
schlo&#x017F;&#x017F;en denkt, zugleich männlich und<lb/>
weiblich i&#x017F;t, aber nicht wech&#x017F;el&#x017F;eitig, wie<lb/>
bei den Land&#x017F;chneken, sondern nur durch<lb/>
eine dritte hinzukommende, sie sind<lb/>
daher wahre Triklini&#x017F;ten. Uebrigens<lb/>
kann ich die&#x017F;e Behauptung, als befruch-<lb/>
tete jede Schneke sich selb&#x017F;t wegen dem<lb/>
undurchborten Penis, und die Begattung<lb/>
diene nur, Gott wei&#x017F;s, zu welchem Kizel,<lb/>
für fal&#x017F;ch erklären, da der Penis wirklich,<lb/><hi rendition="#g">auch in Helix Pomatia</hi> durchbort<lb/>
i&#x017F;t; von dem lächerlichen Ab&#x017F;chie&#x017F;sen des<lb/>
Liebespfeils, des ewigen Romans der Na-<lb/>
turfor&#x017F;cher, sollte aber kein Wort mehr<lb/>
verloren werden.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[148/0166] Zuweilen sieht man drei dieſer Schneken in Einer Begattung; eine davon vertritt blos die Stelle eines Weibchens, auf dem Rüken ihrer Schale sizt eine andere, die der er- ſten das männliche Zeugungsglied in die Vulva bringt, auf dem Rüken dieſer zwei- ten ſizt eine dritte, die ihr auch die männ- liche Ruthe in der Vulva hält, während sie die erſte befruchtet; so könnte die dritte wieder von einer vierten u. s. f. be- fruchtet werden, wo dann jede, selbſt die erſte und lezte, wenn man dieſe Kette ge- schloſſen denkt, zugleich männlich und weiblich iſt, aber nicht wechſelſeitig, wie bei den Landſchneken, sondern nur durch eine dritte hinzukommende, sie sind daher wahre Trikliniſten. Uebrigens kann ich dieſe Behauptung, als befruch- tete jede Schneke sich selbſt wegen dem undurchborten Penis, und die Begattung diene nur, Gott weiſs, zu welchem Kizel, für falſch erklären, da der Penis wirklich, auch in Helix Pomatia durchbort iſt; von dem lächerlichen Abſchieſsen des Liebespfeils, des ewigen Romans der Na- turforſcher, sollte aber kein Wort mehr verloren werden. Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/oken_biologie_1805
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/oken_biologie_1805/166
Zitationshilfe: Oken, Lorenz: Abriß des Systems der Biologie. Göttingen, 1805, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oken_biologie_1805/166>, abgerufen am 22.11.2024.