In diesem findet sich die Schwerefunc- tion im Nervensystem befangen. Er ist das Organ für das Kubische der Natur, für das eigentlich Körperliche, oder für die Gestalt; diese kann nur aufgefasst wer- den durch eine Bildung, die selbst eine kubische Form ist, mit dem Vermögen, diese Form beliebig nach den Formen der Körper zu ändern, das heisst, dieser Sinn muss selbst aus beweglichen Organen be- stehen. Die Finger können gegen einan- der alle Gestalten annehmen, und beson- ders ist der Daumen, der Radius in der Ellipse des Gravitationssystems so gestellt, dass er allzeit, wenn er mit den andern Fingern wirkt, einen körperlichen Raum einschliesst, daher ist dieses Sinnorgan das eigentlich formlose oder formwechselnde, wie das Wasser, indem es sich allen Ge- stalten anschmiegt; dieser gestaltwechselnde und daher gestalterkennende Sinn ist der Tastsinn.
Durch diesen Charakter unterscheidet er sich hinlänglich von dem Gefühlsinn,
der
III. Sinn. Schwere — Lunge — Tastsinn.
In dieſem findet sich die Schwerefunc- tion im Nervenſyſtem befangen. Er iſt das Organ für das Kubiſche der Natur, für das eigentlich Körperliche, oder für die Gestalt; dieſe kann nur aufgefaſst wer- den durch eine Bildung, die selbſt eine kubiſche Form iſt, mit dem Vermögen, dieſe Form beliebig nach den Formen der Körper zu ändern, das heiſst, dieſer Sinn muſs selbſt aus beweglichen Organen be- stehen. Die Finger können gegen einan- der alle Geſtalten annehmen, und beson- ders iſt der Daumen, der Radius in der Ellipſe des Gravitationsſyſtems so geſtellt, daſs er allzeit, wenn er mit den andern Fingern wirkt, einen körperlichen Raum einſchlieſst, daher iſt dieſes Sinnorgan das eigentlich formloſe oder formwechſelnde, wie das Waſſer, indem es sich allen Ge- stalten anſchmiegt; dieſer geſtaltwechſelnde und daher geſtalterkennende Sinn iſt der Taſtſinn.
Durch dieſen Charakter unterſcheidet er sich hinlänglich von dem Gefühlſinn,
der
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III. Sinn.
Schwere — Lunge — Tastsinn.
In dieſem findet sich die Schwerefunc-
tion im Nervenſyſtem befangen. Er iſt
das Organ für das Kubiſche der Natur, für
das eigentlich Körperliche, oder für die
Gestalt; dieſe kann nur aufgefaſst wer-
den durch eine Bildung, die selbſt eine
kubiſche Form iſt, mit dem Vermögen,
dieſe Form beliebig nach den Formen der
Körper zu ändern, das heiſst, dieſer Sinn
muſs selbſt aus beweglichen Organen be-
stehen. Die Finger können gegen einan-
der alle Geſtalten annehmen, und beson-
ders iſt der Daumen, der Radius in der
Ellipſe des Gravitationsſyſtems so geſtellt,
daſs er allzeit, wenn er mit den andern
Fingern wirkt, einen körperlichen Raum
einſchlieſst, daher iſt dieſes Sinnorgan das
eigentlich formloſe oder formwechſelnde,
wie das Waſſer, indem es sich allen Ge-
stalten anſchmiegt; dieſer geſtaltwechſelnde
und daher geſtalterkennende Sinn iſt der
Taſtſinn.
Durch dieſen Charakter unterſcheidet
er sich hinlänglich von dem Gefühlſinn,
der
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Oken, Lorenz: Abriß des Systems der Biologie. Göttingen, 1805, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oken_biologie_1805/129>, abgerufen am 04.03.2025.
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