Oest, Johann Friedrich: Nöthige Belehrung und Warnung für Jüngling und solche Knaben. In: Allgemeine Revision des gesammten Schul- und Erziehungswesens: von einer Gesellschaft practischer Erzieher, Bd. 6. Wolfenbüttel, 1787. S. 293-434und wird euch mit so vielem Vergnügen belohnen, daß ihr es recht gern thun werdet. Jhr werdet ohne Zweifel zum Theil erfahren haben, daß ihr nicht aufgeräumt und froh seyd, wenn ihr keine angenehme Beschäftigung habt. Jhr fühlt dann in euch eine Art von Unlust und wünscht, daß doch bald die und die Zeit kommen mögte, wo ihr dies und jenes thun und euch dies und jenes Vergnügen machen könntet. Darin seyd ihr allen andern Menschen ähnlich. Jn unserer Natur liegt der Trieb zur Geschäftigkeit, und der Zustand, da wir von diesem Triebe keinen Gebrauch machen können, ist uns beschwerlich. So beschwerlich er nun aber ist, so gefährlich ist er auch für uns. Nicht nur viele Kräfte in uns werden dadurch, daß sie ungebraucht liegen, geschwächt, wodurch der Trieb zur Beschäftigung sich nach und nach verliert; sondern unsre Seele sinnt und denkt auf allerlei, wodurch sie sich eine angenehme Vorstellung verschaffen kann, um die Unlust der langen Weile zu vertreiben. Bei diesem Sinnen und Denken geräth sie sehr leicht auf Vorstellungen von Dingen, die dem Körper eine angenehme Empfindung zuwege bringen könnten und wodurch sie sich bald aus ihrem mißvergnügten Zustande herausreißen und wird euch mit so vielem Vergnügen belohnen, daß ihr es recht gern thun werdet. Jhr werdet ohne Zweifel zum Theil erfahren haben, daß ihr nicht aufgeräumt und froh seyd, wenn ihr keine angenehme Beschäftigung habt. Jhr fühlt dann in euch eine Art von Unlust und wünscht, daß doch bald die und die Zeit kommen mögte, wo ihr dies und jenes thun und euch dies und jenes Vergnügen machen könntet. Darin seyd ihr allen andern Menschen ähnlich. Jn unserer Natur liegt der Trieb zur Geschäftigkeit, und der Zustand, da wir von diesem Triebe keinen Gebrauch machen können, ist uns beschwerlich. So beschwerlich er nun aber ist, so gefährlich ist er auch für uns. Nicht nur viele Kräfte in uns werden dadurch, daß sie ungebraucht liegen, geschwächt, wodurch der Trieb zur Beschäftigung sich nach und nach verliert; sondern unsre Seele sinnt und denkt auf allerlei, wodurch sie sich eine angenehme Vorstellung verschaffen kann, um die Unlust der langen Weile zu vertreiben. Bei diesem Sinnen und Denken geräth sie sehr leicht auf Vorstellungen von Dingen, die dem Körper eine angenehme Empfindung zuwege bringen könnten und wodurch sie sich bald aus ihrem mißvergnügten Zustande herausreißen <TEI> <text> <body> <div n="2"> <div> <p><pb facs="#f0081" n="373"/> und wird euch mit so vielem Vergnügen belohnen, daß ihr es recht gern thun werdet.</p> <p>Jhr werdet ohne Zweifel zum Theil erfahren haben, daß ihr nicht aufgeräumt und froh seyd, wenn ihr keine angenehme Beschäftigung habt. Jhr fühlt dann in euch eine Art von Unlust und wünscht, daß doch bald die und die Zeit kommen mögte, wo ihr dies und jenes thun und euch dies und jenes Vergnügen machen könntet. Darin seyd ihr allen andern Menschen ähnlich. Jn unserer Natur liegt der Trieb zur Geschäftigkeit, und der Zustand, da wir von diesem Triebe keinen Gebrauch machen können, ist uns beschwerlich. So beschwerlich er nun aber ist, so gefährlich ist er auch für uns. Nicht nur viele Kräfte in uns werden dadurch, daß sie ungebraucht liegen, geschwächt, wodurch der Trieb zur Beschäftigung sich nach und nach verliert; sondern unsre Seele sinnt und denkt auf allerlei, wodurch sie sich eine angenehme Vorstellung verschaffen kann, um die Unlust der langen Weile zu vertreiben. Bei diesem Sinnen und Denken geräth sie sehr leicht auf Vorstellungen von Dingen, die dem Körper eine angenehme Empfindung zuwege bringen könnten und wodurch sie sich bald aus ihrem mißvergnügten Zustande herausreißen </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [373/0081]
und wird euch mit so vielem Vergnügen belohnen, daß ihr es recht gern thun werdet.
Jhr werdet ohne Zweifel zum Theil erfahren haben, daß ihr nicht aufgeräumt und froh seyd, wenn ihr keine angenehme Beschäftigung habt. Jhr fühlt dann in euch eine Art von Unlust und wünscht, daß doch bald die und die Zeit kommen mögte, wo ihr dies und jenes thun und euch dies und jenes Vergnügen machen könntet. Darin seyd ihr allen andern Menschen ähnlich. Jn unserer Natur liegt der Trieb zur Geschäftigkeit, und der Zustand, da wir von diesem Triebe keinen Gebrauch machen können, ist uns beschwerlich. So beschwerlich er nun aber ist, so gefährlich ist er auch für uns. Nicht nur viele Kräfte in uns werden dadurch, daß sie ungebraucht liegen, geschwächt, wodurch der Trieb zur Beschäftigung sich nach und nach verliert; sondern unsre Seele sinnt und denkt auf allerlei, wodurch sie sich eine angenehme Vorstellung verschaffen kann, um die Unlust der langen Weile zu vertreiben. Bei diesem Sinnen und Denken geräth sie sehr leicht auf Vorstellungen von Dingen, die dem Körper eine angenehme Empfindung zuwege bringen könnten und wodurch sie sich bald aus ihrem mißvergnügten Zustande herausreißen
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Zitationshilfe: | Oest, Johann Friedrich: Nöthige Belehrung und Warnung für Jüngling und solche Knaben. In: Allgemeine Revision des gesammten Schul- und Erziehungswesens: von einer Gesellschaft practischer Erzieher, Bd. 6. Wolfenbüttel, 1787. S. 293-434, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oest_knaben_1787/81>, abgerufen am 16.07.2024. |