Oest, Johann Friedrich: Nöthige Belehrung und Warnung für Jüngling und solche Knaben. In: Allgemeine Revision des gesammten Schul- und Erziehungswesens: von einer Gesellschaft practischer Erzieher, Bd. 6. Wolfenbüttel, 1787. S. 293-434Aber dabei müßt ihr doch nicht sicher und eurentwegen unbesorgt seyn. Jhr seyd Menschen, und die nahe Möglichkeit, daß ihr auch wider euren Willen fehlen könnt, ist bei euch so viel größer, weil ihr jung und unerfahren seyd und euren guten Grundsätzen noch die lange Uebung fehlt, durch die sie erst recht befestigt werden. Verlaßt euch also nie darauf, daß ihr nicht fehlen wollt, sondern bemüht euch dabei ernstlich um solche Mittel und Gelegenheiten, daß ihr nicht leicht fehlen könnt; flieht hingegen solche Gelegenheiten, die euch unvermerkt zu einem bösen Gedanken oder zu einer unerlaubten Empfindung leiten würden. Dies wäre schon ein Schritt. Die Gelegenheit könnte wiederkommen, und nun wäret ihr schon in größerer Gefahr, mehrere Schritte zu thun. Daher muß man, so lange man noch nicht recht geübt darin ist, sich selbst zu beherrschen, oft etwas meiden, das an sich sehr unschuldig seyn kann. Jndessen ist das, meine Lieben, was ihr zu vermeiden habt, um nie in das schreckliche Laster der Selbstschwächung zu verfallen, nicht von der Art, daß es euch viel Mühe kosten, oder mit dem Verlust irgend einer Freude für euch verbunden seyn würde. Es ist vielmehr sehr leicht, Aber dabei müßt ihr doch nicht sicher und eurentwegen unbesorgt seyn. Jhr seyd Menschen, und die nahe Möglichkeit, daß ihr auch wider euren Willen fehlen könnt, ist bei euch so viel größer, weil ihr jung und unerfahren seyd und euren guten Grundsätzen noch die lange Uebung fehlt, durch die sie erst recht befestigt werden. Verlaßt euch also nie darauf, daß ihr nicht fehlen wollt, sondern bemüht euch dabei ernstlich um solche Mittel und Gelegenheiten, daß ihr nicht leicht fehlen könnt; flieht hingegen solche Gelegenheiten, die euch unvermerkt zu einem bösen Gedanken oder zu einer unerlaubten Empfindung leiten würden. Dies wäre schon ein Schritt. Die Gelegenheit könnte wiederkommen, und nun wäret ihr schon in größerer Gefahr, mehrere Schritte zu thun. Daher muß man, so lange man noch nicht recht geübt darin ist, sich selbst zu beherrschen, oft etwas meiden, das an sich sehr unschuldig seyn kann. Jndessen ist das, meine Lieben, was ihr zu vermeiden habt, um nie in das schreckliche Laster der Selbstschwächung zu verfallen, nicht von der Art, daß es euch viel Mühe kosten, oder mit dem Verlust irgend einer Freude für euch verbunden seyn würde. Es ist vielmehr sehr leicht, <TEI> <text> <body> <div n="2"> <div> <pb facs="#f0080" n="372"/> <p> Aber dabei müßt ihr doch nicht sicher und eurentwegen unbesorgt seyn. Jhr seyd Menschen, und die nahe Möglichkeit, daß ihr auch wider euren Willen fehlen könnt, ist bei euch so viel größer, weil ihr jung und unerfahren seyd und euren guten Grundsätzen noch die lange Uebung fehlt, durch die sie erst recht befestigt werden. Verlaßt euch also nie darauf, daß ihr nicht fehlen wollt, sondern bemüht euch dabei ernstlich um solche Mittel und Gelegenheiten, daß ihr nicht leicht fehlen könnt; flieht hingegen solche Gelegenheiten, die euch unvermerkt zu einem bösen Gedanken oder zu einer unerlaubten Empfindung leiten würden. Dies wäre schon ein Schritt. Die Gelegenheit könnte wiederkommen, und nun wäret ihr schon in größerer Gefahr, mehrere Schritte zu thun. Daher muß man, so lange man noch nicht recht geübt darin ist, sich selbst zu beherrschen, oft etwas meiden, das an sich sehr unschuldig seyn kann.</p> <p>Jndessen ist das, meine Lieben, was ihr zu vermeiden habt, um nie in das schreckliche Laster der Selbstschwächung zu verfallen, nicht von der Art, daß es euch viel Mühe kosten, oder mit dem Verlust irgend einer Freude für euch verbunden seyn würde. Es ist vielmehr sehr leicht, </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [372/0080]
Aber dabei müßt ihr doch nicht sicher und eurentwegen unbesorgt seyn. Jhr seyd Menschen, und die nahe Möglichkeit, daß ihr auch wider euren Willen fehlen könnt, ist bei euch so viel größer, weil ihr jung und unerfahren seyd und euren guten Grundsätzen noch die lange Uebung fehlt, durch die sie erst recht befestigt werden. Verlaßt euch also nie darauf, daß ihr nicht fehlen wollt, sondern bemüht euch dabei ernstlich um solche Mittel und Gelegenheiten, daß ihr nicht leicht fehlen könnt; flieht hingegen solche Gelegenheiten, die euch unvermerkt zu einem bösen Gedanken oder zu einer unerlaubten Empfindung leiten würden. Dies wäre schon ein Schritt. Die Gelegenheit könnte wiederkommen, und nun wäret ihr schon in größerer Gefahr, mehrere Schritte zu thun. Daher muß man, so lange man noch nicht recht geübt darin ist, sich selbst zu beherrschen, oft etwas meiden, das an sich sehr unschuldig seyn kann.
Jndessen ist das, meine Lieben, was ihr zu vermeiden habt, um nie in das schreckliche Laster der Selbstschwächung zu verfallen, nicht von der Art, daß es euch viel Mühe kosten, oder mit dem Verlust irgend einer Freude für euch verbunden seyn würde. Es ist vielmehr sehr leicht,
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Zitationshilfe: | Oest, Johann Friedrich: Nöthige Belehrung und Warnung für Jüngling und solche Knaben. In: Allgemeine Revision des gesammten Schul- und Erziehungswesens: von einer Gesellschaft practischer Erzieher, Bd. 6. Wolfenbüttel, 1787. S. 293-434, S. 372. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oest_knaben_1787/80>, abgerufen am 16.02.2025. |