Oest, Johann Friedrich: Nöthige Belehrung und Warnung für Jüngling und solche Knaben. In: Allgemeine Revision des gesammten Schul- und Erziehungswesens: von einer Gesellschaft practischer Erzieher, Bd. 6. Wolfenbüttel, 1787. S. 293-434an den Zeugungstheilen, die das mehrste gelitten haben. Dazu kommt noch eine Gemüthsunruhe und Schwermuth, die alles übersteigt. Das Bewußtseyn, meiner Bestimmung und den göttlichen Absichten so zuwider gehandelt, mich zum Kinderzeugen und Erziehen unfähig, zum Dienst der Welt und zur Beförderung der menschlichen Glückseeligkeit unbrauchbar gemacht zu haben, dieses Bewußtseyn peiniget und foltert mich unaufhörlich und weit mehr, als aller körperlicher Schmerz. Und oft würde ich schon in Versuchung gerathen seyn, meinem unseeligen Leben ein Ende zu machen, wenn mich nicht noch die Gründe der Vernunft und die Lehren der wohlthätigsten Religion, welche jetzt noch meine einzige Freundin und mein Schatz ist, zurückgehalten hätten." Jüngling! verlangst du nach solchen Erfahrungen, welche die glaubwürdigsten Männer dir bezeugen, noch mehr Beweise, um von der Abscheulichkeit des abscheulichsten aller Laster überzeugt zu werden? -- Aus dieser schrecklichen Verwüstung, die die Selbstschwächung anrichtet, werdet ihr nun auch die Sündlichkeit und große Strafbarkeit derselben leicht einsehen. Wir sind doch von Gott zu an den Zeugungstheilen, die das mehrste gelitten haben. Dazu kommt noch eine Gemüthsunruhe und Schwermuth, die alles übersteigt. Das Bewußtseyn, meiner Bestimmung und den göttlichen Absichten so zuwider gehandelt, mich zum Kinderzeugen und Erziehen unfähig, zum Dienst der Welt und zur Beförderung der menschlichen Glückseeligkeit unbrauchbar gemacht zu haben, dieses Bewußtseyn peiniget und foltert mich unaufhörlich und weit mehr, als aller körperlicher Schmerz. Und oft würde ich schon in Versuchung gerathen seyn, meinem unseeligen Leben ein Ende zu machen, wenn mich nicht noch die Gründe der Vernunft und die Lehren der wohlthätigsten Religion, welche jetzt noch meine einzige Freundin und mein Schatz ist, zurückgehalten hätten.“ Jüngling! verlangst du nach solchen Erfahrungen, welche die glaubwürdigsten Männer dir bezeugen, noch mehr Beweise, um von der Abscheulichkeit des abscheulichsten aller Laster überzeugt zu werden? — Aus dieser schrecklichen Verwüstung, die die Selbstschwächung anrichtet, werdet ihr nun auch die Sündlichkeit und große Strafbarkeit derselben leicht einsehen. Wir sind doch von Gott zu <TEI> <text> <body> <div n="2"> <p><pb facs="#f0076" n="368"/> an den Zeugungstheilen, die das mehrste gelitten haben. Dazu kommt noch eine Gemüthsunruhe und Schwermuth, die alles übersteigt. Das Bewußtseyn, meiner Bestimmung und den göttlichen Absichten so zuwider gehandelt, mich zum Kinderzeugen und Erziehen unfähig, zum Dienst der Welt und zur Beförderung der menschlichen Glückseeligkeit unbrauchbar gemacht zu haben, dieses Bewußtseyn peiniget und foltert mich unaufhörlich und weit mehr, als aller körperlicher Schmerz. Und oft würde ich schon in Versuchung gerathen seyn, meinem unseeligen Leben ein Ende zu machen, wenn mich nicht noch die Gründe der Vernunft und die Lehren der wohlthätigsten Religion, welche jetzt noch meine einzige Freundin und mein Schatz ist, zurückgehalten hätten.“</p> <p>Jüngling! verlangst du nach solchen Erfahrungen, welche die glaubwürdigsten Männer dir bezeugen, noch mehr Beweise, um von der Abscheulichkeit des abscheulichsten aller Laster überzeugt zu werden? —</p> <p>Aus dieser schrecklichen Verwüstung, die die Selbstschwächung anrichtet, werdet ihr nun auch die Sündlichkeit und große Strafbarkeit derselben leicht einsehen. Wir sind doch von Gott zu </p> </div> </body> </text> </TEI> [368/0076]
an den Zeugungstheilen, die das mehrste gelitten haben. Dazu kommt noch eine Gemüthsunruhe und Schwermuth, die alles übersteigt. Das Bewußtseyn, meiner Bestimmung und den göttlichen Absichten so zuwider gehandelt, mich zum Kinderzeugen und Erziehen unfähig, zum Dienst der Welt und zur Beförderung der menschlichen Glückseeligkeit unbrauchbar gemacht zu haben, dieses Bewußtseyn peiniget und foltert mich unaufhörlich und weit mehr, als aller körperlicher Schmerz. Und oft würde ich schon in Versuchung gerathen seyn, meinem unseeligen Leben ein Ende zu machen, wenn mich nicht noch die Gründe der Vernunft und die Lehren der wohlthätigsten Religion, welche jetzt noch meine einzige Freundin und mein Schatz ist, zurückgehalten hätten.“
Jüngling! verlangst du nach solchen Erfahrungen, welche die glaubwürdigsten Männer dir bezeugen, noch mehr Beweise, um von der Abscheulichkeit des abscheulichsten aller Laster überzeugt zu werden? —
Aus dieser schrecklichen Verwüstung, die die Selbstschwächung anrichtet, werdet ihr nun auch die Sündlichkeit und große Strafbarkeit derselben leicht einsehen. Wir sind doch von Gott zu
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Zitationshilfe: | Oest, Johann Friedrich: Nöthige Belehrung und Warnung für Jüngling und solche Knaben. In: Allgemeine Revision des gesammten Schul- und Erziehungswesens: von einer Gesellschaft practischer Erzieher, Bd. 6. Wolfenbüttel, 1787. S. 293-434, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oest_knaben_1787/76>, abgerufen am 16.02.2025. |