Oest, Johann Friedrich: Nöthige Belehrung und Warnung für Jüngling und solche Knaben. In: Allgemeine Revision des gesammten Schul- und Erziehungswesens: von einer Gesellschaft practischer Erzieher, Bd. 6. Wolfenbüttel, 1787. S. 293-434ihn indeß oft von dieser angenehmen Arbeit ab, und dann war Wilhelm entweder unbeschäftigt, oder er hatte aufgegebene Arbeit, mit der es nicht immer so recht fort wollte, so daß er oft ermüdete und manchmal Langeweile hatte. Dafür konnte nun der gute Vater nichts. Kaum hatte er aber gemerkt, daß sein Wilhelm manche Arbeit mittelmäßig machte, manche unvollendet liegen ließ, als er gleich darauf bedacht war, ihm, es koste auch, was es wolle, einen Lehrer zu verschaffen. Dieser kam. Nur Wilhelm freute sich nicht so sehr über seine Ankunft, als der Vater erwartet hatte. Seine Lernbegierde schien viel verloren zu haben. Er fieng an, nach und nach immer träger zu werden. Man wechselte die Materien zu seiner Unterhaltung; man wählte andere Beschäftigungsarten: aber er war auch hier gleichgültig, und wenn er ja etwas anfieng, so kam er selten damit zu Stande, und dann war es immer noch schlecht gerathen. Er überlegte nichts, sondern handelte so aufs Gerathewohl hin. Selbst unternahm er nie etwas, weder Spiel, noch einen Spatziergang, noch häusliche Arbeit. Er mogte am liebsten gar nichts thun. ihn indeß oft von dieser angenehmen Arbeit ab, und dann war Wilhelm entweder unbeschäftigt, oder er hatte aufgegebene Arbeit, mit der es nicht immer so recht fort wollte, so daß er oft ermüdete und manchmal Langeweile hatte. Dafür konnte nun der gute Vater nichts. Kaum hatte er aber gemerkt, daß sein Wilhelm manche Arbeit mittelmäßig machte, manche unvollendet liegen ließ, als er gleich darauf bedacht war, ihm, es koste auch, was es wolle, einen Lehrer zu verschaffen. Dieser kam. Nur Wilhelm freute sich nicht so sehr über seine Ankunft, als der Vater erwartet hatte. Seine Lernbegierde schien viel verloren zu haben. Er fieng an, nach und nach immer träger zu werden. Man wechselte die Materien zu seiner Unterhaltung; man wählte andere Beschäftigungsarten: aber er war auch hier gleichgültig, und wenn er ja etwas anfieng, so kam er selten damit zu Stande, und dann war es immer noch schlecht gerathen. Er überlegte nichts, sondern handelte so aufs Gerathewohl hin. Selbst unternahm er nie etwas, weder Spiel, noch einen Spatziergang, noch häusliche Arbeit. Er mogte am liebsten gar nichts thun. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0006" n="298"/> ihn indeß oft von dieser angenehmen Arbeit ab, und dann war Wilhelm entweder unbeschäftigt, oder er hatte aufgegebene Arbeit, mit der es nicht immer so recht fort wollte, so daß er oft ermüdete und manchmal Langeweile hatte. Dafür konnte nun der gute Vater nichts. Kaum hatte er aber gemerkt, daß sein Wilhelm manche Arbeit mittelmäßig machte, manche unvollendet liegen ließ, als er gleich darauf bedacht war, ihm, es koste auch, was es wolle, einen Lehrer zu verschaffen.</p> <p>Dieser kam. Nur Wilhelm freute sich nicht so sehr über seine Ankunft, als der Vater erwartet hatte. Seine Lernbegierde schien viel verloren zu haben. Er fieng an, nach und nach immer träger zu werden. Man wechselte die Materien zu seiner Unterhaltung; man wählte andere Beschäftigungsarten: aber er war auch hier gleichgültig, und wenn er ja etwas anfieng, so kam er selten damit zu Stande, und dann war es immer noch schlecht gerathen. Er überlegte nichts, sondern handelte so aufs Gerathewohl hin. Selbst unternahm er nie etwas, weder Spiel, noch einen Spatziergang, noch häusliche Arbeit. Er mogte am liebsten gar nichts thun.</p> </div> </body> </text> </TEI> [298/0006]
ihn indeß oft von dieser angenehmen Arbeit ab, und dann war Wilhelm entweder unbeschäftigt, oder er hatte aufgegebene Arbeit, mit der es nicht immer so recht fort wollte, so daß er oft ermüdete und manchmal Langeweile hatte. Dafür konnte nun der gute Vater nichts. Kaum hatte er aber gemerkt, daß sein Wilhelm manche Arbeit mittelmäßig machte, manche unvollendet liegen ließ, als er gleich darauf bedacht war, ihm, es koste auch, was es wolle, einen Lehrer zu verschaffen.
Dieser kam. Nur Wilhelm freute sich nicht so sehr über seine Ankunft, als der Vater erwartet hatte. Seine Lernbegierde schien viel verloren zu haben. Er fieng an, nach und nach immer träger zu werden. Man wechselte die Materien zu seiner Unterhaltung; man wählte andere Beschäftigungsarten: aber er war auch hier gleichgültig, und wenn er ja etwas anfieng, so kam er selten damit zu Stande, und dann war es immer noch schlecht gerathen. Er überlegte nichts, sondern handelte so aufs Gerathewohl hin. Selbst unternahm er nie etwas, weder Spiel, noch einen Spatziergang, noch häusliche Arbeit. Er mogte am liebsten gar nichts thun.
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