Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Oest, Johann Friedrich: Nöthige Belehrung und Warnung für Jüngling und solche Knaben. In: Allgemeine Revision des gesammten Schul- und Erziehungswesens: von einer Gesellschaft practischer Erzieher, Bd. 6. Wolfenbüttel, 1787. S. 293-434

Bild:
<< vorherige Seite

ist, sondern er leitet ihn zu allerlei Schandthaten und Verbrechen.

Menschen, die vom Wollusttriebe sich lenken lassen, suchen Personen des andern Geschlechts zu bereden, daß sie sich mit ihnen in diejenige Vertraulichkeit einlassen, die nur unter Eheleuten erlaubt ist, und dabei haben sie nicht die Absicht, daß sie als Eheleute zusammen leben und ihre Kinder erziehen wollen, sondern sie wollen nur das Vergnügen haben, ihre sinnlichen Begierden zu stillen. Und dieses nennt man Unzucht oder Hurerei treiben, welches eine große Sünde ist. Auch nennt man dies unehelichen Beischlaf, oder unerlaubte fleischliche Vermischung, und die Kinder, die aus einem solchen unerlaubten Umgange gezeugt wenden, nennt man uneheliche Kinder, weil sie nicht von rechtmäßigen Eheleuten abstammen; wofür aber die armen unschuldigen Kinder nichts können. Sie sind aber recht sehr zu bedauern, da sie oft von Vater und Mutter verlassen werden, die sie nicht ernähren können und wollen. Deswegen müssen sie entweder betteln, oder stehlen, wenn nicht andere mitleidige Menschen sich ihrer annehmen.

Jhr könnt es einsehen, daß Unzucht mit Recht eine große Sünde genannt werden müsse;

ist, sondern er leitet ihn zu allerlei Schandthaten und Verbrechen.

Menschen, die vom Wollusttriebe sich lenken lassen, suchen Personen des andern Geschlechts zu bereden, daß sie sich mit ihnen in diejenige Vertraulichkeit einlassen, die nur unter Eheleuten erlaubt ist, und dabei haben sie nicht die Absicht, daß sie als Eheleute zusammen leben und ihre Kinder erziehen wollen, sondern sie wollen nur das Vergnügen haben, ihre sinnlichen Begierden zu stillen. Und dieses nennt man Unzucht oder Hurerei treiben, welches eine große Sünde ist. Auch nennt man dies unehelichen Beischlaf, oder unerlaubte fleischliche Vermischung, und die Kinder, die aus einem solchen unerlaubten Umgange gezeugt wenden, nennt man uneheliche Kinder, weil sie nicht von rechtmäßigen Eheleuten abstammen; wofür aber die armen unschuldigen Kinder nichts können. Sie sind aber recht sehr zu bedauern, da sie oft von Vater und Mutter verlassen werden, die sie nicht ernähren können und wollen. Deswegen müssen sie entweder betteln, oder stehlen, wenn nicht andere mitleidige Menschen sich ihrer annehmen.

Jhr könnt es einsehen, daß Unzucht mit Recht eine große Sünde genannt werden müsse;

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0045" n="337"/>
ist, sondern er leitet ihn zu allerlei Schandthaten und Verbrechen.</p>
        <p>Menschen, die vom Wollusttriebe sich lenken lassen, suchen Personen des andern Geschlechts zu bereden, daß sie sich mit ihnen in diejenige Vertraulichkeit einlassen, die nur unter Eheleuten erlaubt ist, und dabei haben sie nicht die Absicht, daß sie als Eheleute zusammen leben und ihre Kinder erziehen wollen, sondern sie wollen nur das Vergnügen haben, ihre sinnlichen Begierden zu stillen. Und dieses nennt man Unzucht oder Hurerei treiben, welches eine große Sünde ist. Auch nennt man dies unehelichen Beischlaf, oder unerlaubte fleischliche Vermischung, und die Kinder, die aus einem solchen unerlaubten Umgange gezeugt wenden, nennt man uneheliche Kinder, weil sie nicht von rechtmäßigen Eheleuten abstammen; wofür aber die armen unschuldigen Kinder nichts können. Sie sind aber recht sehr zu bedauern, da sie oft von Vater und Mutter verlassen werden, die sie nicht ernähren können und wollen. Deswegen müssen sie entweder betteln, oder stehlen, wenn nicht andere mitleidige Menschen sich ihrer annehmen.</p>
        <p>Jhr könnt es einsehen, daß Unzucht mit Recht eine große Sünde genannt werden müsse;
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[337/0045] ist, sondern er leitet ihn zu allerlei Schandthaten und Verbrechen. Menschen, die vom Wollusttriebe sich lenken lassen, suchen Personen des andern Geschlechts zu bereden, daß sie sich mit ihnen in diejenige Vertraulichkeit einlassen, die nur unter Eheleuten erlaubt ist, und dabei haben sie nicht die Absicht, daß sie als Eheleute zusammen leben und ihre Kinder erziehen wollen, sondern sie wollen nur das Vergnügen haben, ihre sinnlichen Begierden zu stillen. Und dieses nennt man Unzucht oder Hurerei treiben, welches eine große Sünde ist. Auch nennt man dies unehelichen Beischlaf, oder unerlaubte fleischliche Vermischung, und die Kinder, die aus einem solchen unerlaubten Umgange gezeugt wenden, nennt man uneheliche Kinder, weil sie nicht von rechtmäßigen Eheleuten abstammen; wofür aber die armen unschuldigen Kinder nichts können. Sie sind aber recht sehr zu bedauern, da sie oft von Vater und Mutter verlassen werden, die sie nicht ernähren können und wollen. Deswegen müssen sie entweder betteln, oder stehlen, wenn nicht andere mitleidige Menschen sich ihrer annehmen. Jhr könnt es einsehen, daß Unzucht mit Recht eine große Sünde genannt werden müsse;

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-18T07:52:44Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-06-18T07:52:44Z)
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-06-18T07:52:44Z)

Weitere Informationen:

Als Grundlage dienen die Wikisource-Editionsrichtlinien.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/oest_knaben_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/oest_knaben_1787/45
Zitationshilfe: Oest, Johann Friedrich: Nöthige Belehrung und Warnung für Jüngling und solche Knaben. In: Allgemeine Revision des gesammten Schul- und Erziehungswesens: von einer Gesellschaft practischer Erzieher, Bd. 6. Wolfenbüttel, 1787. S. 293-434, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oest_knaben_1787/45>, abgerufen am 24.11.2024.