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Oest, Johann Friedrich: Versuch einer Beantwortung der pädagogischen Frage: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Leib und Seele verwüstenden Laster der Unzucht überhaupt, und der Selbstschwächung insonderheit verwahren, oder, wofern sie schon davon angesteckt waren, wie man sie davon heilen könne? Wien, 1787.

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Kammer gieng und die Knaben in einer seltsamen Stellung auf einander liegend fand. Sie bekannten nun, daß sie sich auf die Art eine sonst sehr gewöhnliche Naturentledigung verschaften, die ihnen aber doch so mehr Vergnügen machte. Ein Beweis, daß Trieb und Reiz so seyn kann, wo die Natur noch kaum mit ihrer Einrichtung dazu den Anfang gemacht hat. Wäre nicht hier, selbst bei dem unvollkommenen Erfolg, ein unwiderstehlicher Trieb gewesen, so würde gewiß die Strafe sie abgehalten haben.*)

Ein Knabe B. von acht Jahren hatte die Gewohnheit, immer, wenn ihn ein Naturbedürfniß an einen gewissen Ort hin nöthigte, sehr lange wegzubleiben. Dies veranlaßte den Lehrer, ihm nachzugehen. Er fand ihn in einer sehr verdächtigen Stellung. Auf die Frage, warum er sich so betrüge, antwortete er: er thue es nur zum Spaß. "Ob er Vergnügen daran fände?" Ja. Er gestand dabei, daß er sich diesen Zeitvertreib auch des Morgens im Bette mache und dabei an ein bekanntes erwach-

*) Diese Erfahrung ist nicht meine eigene; sie ist mir aber von einem beobachtenden Manne, dem Wundarzte Hrn. Schmid in Kopenhagen mitgetheilt.

Kammer gieng und die Knaben in einer seltsamen Stellung auf einander liegend fand. Sie bekannten nun, daß sie sich auf die Art eine sonst sehr gewöhnliche Naturentledigung verschaften, die ihnen aber doch so mehr Vergnügen machte. Ein Beweis, daß Trieb und Reiz so seyn kann, wo die Natur noch kaum mit ihrer Einrichtung dazu den Anfang gemacht hat. Wäre nicht hier, selbst bei dem unvollkommenen Erfolg, ein unwiderstehlicher Trieb gewesen, so würde gewiß die Strafe sie abgehalten haben.*)

Ein Knabe B. von acht Jahren hatte die Gewohnheit, immer, wenn ihn ein Naturbedürfniß an einen gewissen Ort hin nöthigte, sehr lange wegzubleiben. Dies veranlaßte den Lehrer, ihm nachzugehen. Er fand ihn in einer sehr verdächtigen Stellung. Auf die Frage, warum er sich so betrüge, antwortete er: er thue es nur zum Spaß. „Ob er Vergnügen daran fände?“ Ja. Er gestand dabei, daß er sich diesen Zeitvertreib auch des Morgens im Bette mache und dabei an ein bekanntes erwach-

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[90/0089] Kammer gieng und die Knaben in einer seltsamen Stellung auf einander liegend fand. Sie bekannten nun, daß sie sich auf die Art eine sonst sehr gewöhnliche Naturentledigung verschaften, die ihnen aber doch so mehr Vergnügen machte. Ein Beweis, daß Trieb und Reiz so seyn kann, wo die Natur noch kaum mit ihrer Einrichtung dazu den Anfang gemacht hat. Wäre nicht hier, selbst bei dem unvollkommenen Erfolg, ein unwiderstehlicher Trieb gewesen, so würde gewiß die Strafe sie abgehalten haben. *) Ein Knabe B. von acht Jahren hatte die Gewohnheit, immer, wenn ihn ein Naturbedürfniß an einen gewissen Ort hin nöthigte, sehr lange wegzubleiben. Dies veranlaßte den Lehrer, ihm nachzugehen. Er fand ihn in einer sehr verdächtigen Stellung. Auf die Frage, warum er sich so betrüge, antwortete er: er thue es nur zum Spaß. „Ob er Vergnügen daran fände?“ Ja. Er gestand dabei, daß er sich diesen Zeitvertreib auch des Morgens im Bette mache und dabei an ein bekanntes erwach- *) Diese Erfahrung ist nicht meine eigene; sie ist mir aber von einem beobachtenden Manne, dem Wundarzte Hrn. Schmid in Kopenhagen mitgetheilt.

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Zitationshilfe: Oest, Johann Friedrich: Versuch einer Beantwortung der pädagogischen Frage: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Leib und Seele verwüstenden Laster der Unzucht überhaupt, und der Selbstschwächung insonderheit verwahren, oder, wofern sie schon davon angesteckt waren, wie man sie davon heilen könne? Wien, 1787, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oest_kinder_1787/89>, abgerufen am 25.11.2024.