Oest, Johann Friedrich: Versuch einer Beantwortung der pädagogischen Frage: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Leib und Seele verwüstenden Laster der Unzucht überhaupt, und der Selbstschwächung insonderheit verwahren, oder, wofern sie schon davon angesteckt waren, wie man sie davon heilen könne? Wien, 1787.Bei dem, was Selbstschwächung betrift, will ich mich so nahe an meine Erfahrungen halten, als möglich ist; auch keine Gründe anführen, die bei mir nicht so viele Evidenz haben, daß sie die Stelle einer Erfahrung vertreten können. Das erste, wovon ich mich überzeugt halte, ist: Kinder können sehr frühe mit diesem Laster bekannt werden. Zwei Knaben eines Handwerkers, A. A.*) von fünf und sieben Jahren, trieben dies Laster gewöhnlich des Abends im Bette. Sie reizten einander wechselsweis. Man fand des Morgens oft ihr Bett ganz naß und die Mutter hatte sie schon oft deswegen gestraft, weil sie es für einen gewöhnlichen Fehler der Unreinigkeit hielt. Die Strafe würkte eine Zeitlang; dann war es aber wieder, wie vorher. Endlich traf es sich, daß die Mutter von ungefähr des Abends in die *) Jch will jedes Beispiel, weil ich mich auf einige nachher beziehen muß, zur Erleichterung der Uebersicht mit Buchstaben bezeichnen. Daß ich aber übrigens Niemand nenne, wird jeder billig finden. Es thut zur Wahrheit der Sache auch ja nichts.
Bei dem, was Selbstschwächung betrift, will ich mich so nahe an meine Erfahrungen halten, als möglich ist; auch keine Gründe anführen, die bei mir nicht so viele Evidenz haben, daß sie die Stelle einer Erfahrung vertreten können. Das erste, wovon ich mich überzeugt halte, ist: Kinder können sehr frühe mit diesem Laster bekannt werden. Zwei Knaben eines Handwerkers, A. A.*) von fünf und sieben Jahren, trieben dies Laster gewöhnlich des Abends im Bette. Sie reizten einander wechselsweis. Man fand des Morgens oft ihr Bett ganz naß und die Mutter hatte sie schon oft deswegen gestraft, weil sie es für einen gewöhnlichen Fehler der Unreinigkeit hielt. Die Strafe würkte eine Zeitlang; dann war es aber wieder, wie vorher. Endlich traf es sich, daß die Mutter von ungefähr des Abends in die *) Jch will jedes Beispiel, weil ich mich auf einige nachher beziehen muß, zur Erleichterung der Uebersicht mit Buchstaben bezeichnen. Daß ich aber übrigens Niemand nenne, wird jeder billig finden. Es thut zur Wahrheit der Sache auch ja nichts.
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Bei dem, was Selbstschwächung betrift, will ich mich so nahe an meine Erfahrungen halten, als möglich ist; auch keine Gründe anführen, die bei mir nicht so viele Evidenz haben, daß sie die Stelle einer Erfahrung vertreten können.
Das erste, wovon ich mich überzeugt halte, ist:
Kinder können sehr frühe mit diesem Laster bekannt werden.
Zwei Knaben eines Handwerkers, A. A. *) von fünf und sieben Jahren, trieben dies Laster gewöhnlich des Abends im Bette. Sie reizten einander wechselsweis. Man fand des Morgens oft ihr Bett ganz naß und die Mutter hatte sie schon oft deswegen gestraft, weil sie es für einen gewöhnlichen Fehler der Unreinigkeit hielt. Die Strafe würkte eine Zeitlang; dann war es aber wieder, wie vorher. Endlich traf es sich, daß die Mutter von ungefähr des Abends in die
*) Jch will jedes Beispiel, weil ich mich auf einige nachher beziehen muß, zur Erleichterung der Uebersicht mit Buchstaben bezeichnen. Daß ich aber übrigens Niemand nenne, wird jeder billig finden. Es thut zur Wahrheit der Sache auch ja nichts.
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Zitationshilfe: | Oest, Johann Friedrich: Versuch einer Beantwortung der pädagogischen Frage: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Leib und Seele verwüstenden Laster der Unzucht überhaupt, und der Selbstschwächung insonderheit verwahren, oder, wofern sie schon davon angesteckt waren, wie man sie davon heilen könne? Wien, 1787, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oest_kinder_1787/88>, abgerufen am 17.07.2024. |