Oest, Johann Friedrich: Versuch einer Beantwortung der pädagogischen Frage: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Leib und Seele verwüstenden Laster der Unzucht überhaupt, und der Selbstschwächung insonderheit verwahren, oder, wofern sie schon davon angesteckt waren, wie man sie davon heilen könne? Wien, 1787.als einen Ochsen, der über die höchsten Berge zu sehen wäre.*) Jch weiß wol, daß man keine rohe Nation ihrer wenigen Tugenden wegen erheben muß; ich will auch nur blos durch ein Beispiel zeigen, daß nichts ein so gutes Mittel gegen sinnliche Laster ist, als Thätigkeit. Von dem Gegentheil zeugen Roms unnatürliche Sünden. Jch folgere aus diesen Bemerkungen dies: Wenn wir nicht für die körperliche Erziehung und Abhärtung unserer Kinder Sorge tragen, so schränken wir die künftige Thätigkeit ihres Geistes und Körpers ein; so öfnen wir ihnen einen Weg zu allen Lastern und besonders zu dem Laster der Unkeuschheit. Auf Gesundheit und Stärke des Körpers kömmt denn zuvörderst alles an. Wie wenige Eltern sehen aber bei der Erziehung mit aller Sorgfalt dahin, daß ihre Kinder gesund und stark werden! Der Ueberhand nehmende Luxus, durch den wir uns in Speisen, Getränken, Kleidung, Wohnung und Sitten immer mehr zu unserm eigenen wahren Misvergnügen von der Natur entfernen, die in allem so weise und zweckmäßig *) Plutarch in dem Leben Lykurgs.
als einen Ochsen, der über die höchsten Berge zu sehen wäre.*) Jch weiß wol, daß man keine rohe Nation ihrer wenigen Tugenden wegen erheben muß; ich will auch nur blos durch ein Beispiel zeigen, daß nichts ein so gutes Mittel gegen sinnliche Laster ist, als Thätigkeit. Von dem Gegentheil zeugen Roms unnatürliche Sünden. Jch folgere aus diesen Bemerkungen dies: Wenn wir nicht für die körperliche Erziehung und Abhärtung unserer Kinder Sorge tragen, so schränken wir die künftige Thätigkeit ihres Geistes und Körpers ein; so öfnen wir ihnen einen Weg zu allen Lastern und besonders zu dem Laster der Unkeuschheit. Auf Gesundheit und Stärke des Körpers kömmt denn zuvörderst alles an. Wie wenige Eltern sehen aber bei der Erziehung mit aller Sorgfalt dahin, daß ihre Kinder gesund und stark werden! Der Ueberhand nehmende Luxus, durch den wir uns in Speisen, Getränken, Kleidung, Wohnung und Sitten immer mehr zu unserm eigenen wahren Misvergnügen von der Natur entfernen, die in allem so weise und zweckmäßig *) Plutarch in dem Leben Lykurgs.
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als einen Ochsen, der über die höchsten Berge zu sehen wäre. *)
Jch weiß wol, daß man keine rohe Nation ihrer wenigen Tugenden wegen erheben muß; ich will auch nur blos durch ein Beispiel zeigen, daß nichts ein so gutes Mittel gegen sinnliche Laster ist, als Thätigkeit. Von dem Gegentheil zeugen Roms unnatürliche Sünden.
Jch folgere aus diesen Bemerkungen dies: Wenn wir nicht für die körperliche Erziehung und Abhärtung unserer Kinder Sorge tragen, so schränken wir die künftige Thätigkeit ihres Geistes und Körpers ein; so öfnen wir ihnen einen Weg zu allen Lastern und besonders zu dem Laster der Unkeuschheit.
Auf Gesundheit und Stärke des Körpers kömmt denn zuvörderst alles an. Wie wenige Eltern sehen aber bei der Erziehung mit aller Sorgfalt dahin, daß ihre Kinder gesund und stark werden! Der Ueberhand nehmende Luxus, durch den wir uns in Speisen, Getränken, Kleidung, Wohnung und Sitten immer mehr zu unserm eigenen wahren Misvergnügen von der Natur entfernen, die in allem so weise und zweckmäßig
*) Plutarch in dem Leben Lykurgs.
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Zitationshilfe: | Oest, Johann Friedrich: Versuch einer Beantwortung der pädagogischen Frage: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Leib und Seele verwüstenden Laster der Unzucht überhaupt, und der Selbstschwächung insonderheit verwahren, oder, wofern sie schon davon angesteckt waren, wie man sie davon heilen könne? Wien, 1787, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oest_kinder_1787/53>, abgerufen am 20.07.2024. |