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Oest, Johann Friedrich: Versuch einer Beantwortung der pädagogischen Frage: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Leib und Seele verwüstenden Laster der Unzucht überhaupt, und der Selbstschwächung insonderheit verwahren, oder, wofern sie schon davon angesteckt waren, wie man sie davon heilen könne? Wien, 1787.

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chen, auch wenn keine Gelegenheit da wäre, ihr jenen ausführlichen Unterricht zu ertheilen.*)

*) Jn diesem Fall, wenn man nemlich keinen ausführlichen Unterricht ertheilen kann oder will, würde ich rathen, die Belehrung über die verderblichen Folgen der Selbstschändung folgende Wendung zu geben.
Man zeige dem Kinde einen vom Krebs ergriffenen Menschen, oder erinnere es an einen ehemals von ihm gesehenen Unglücklichen dieser Art, oder beschreibe ihm wenigstens diese schreckliche Krankheit. Dann benachrichtige man es, daß gewisse Theile unsers Körpers z. B. die Lippen und die Nase eine so leicht zu verletzende Structur haben, daß durch Drücken, Zerren, Kneipen oder Kitzeln leicht ein Krebsschade, oder ein anderes Uebel darin erzeugt werden könne. Von eben der zarten, leicht zu verletzenden Beschaffenheit sind, füge man hinzu, auch diejenigen geheimen Theile unsers Körpers, welche die Schaam zu nennen verbietet und welche man deswegen Schaamtheile nennt. Die Gefahr, unsern Körper an dieser Stelle auf eine grausame Weise zu verletzen, ist um so viel größer, weil daselbst leicht ein Kitzel zu entstehen pflegt, den unwissende Kinder mit der Hand oder auf irgend eine andere Weise zu befördern suchen, weil ihnen das Vergnügen macht und sie nicht wissen, was für großen Schaden sie dadurch anrichten. Wehe dem Kinde, welches mit diesem Gliede auf irgend eine Weise zu spielen wagt! Es zieht sich dadurch - vielleicht erst über Jahr und Tag - aber doch unausbleiblich, wo nicht grade den Krebs, doch andere eben so schreckliche und unheilbare Krankheiten zu. u. s. w. Campe.

chen, auch wenn keine Gelegenheit da wäre, ihr jenen ausführlichen Unterricht zu ertheilen.*)

*) Jn diesem Fall, wenn man nemlich keinen ausführlichen Unterricht ertheilen kann oder will, würde ich rathen, die Belehrung über die verderblichen Folgen der Selbstschändung folgende Wendung zu geben.
Man zeige dem Kinde einen vom Krebs ergriffenen Menschen, oder erinnere es an einen ehemals von ihm gesehenen Unglücklichen dieser Art, oder beschreibe ihm wenigstens diese schreckliche Krankheit. Dann benachrichtige man es, daß gewisse Theile unsers Körpers z. B. die Lippen und die Nase eine so leicht zu verletzende Structur haben, daß durch Drücken, Zerren, Kneipen oder Kitzeln leicht ein Krebsschade, oder ein anderes Uebel darin erzeugt werden könne. Von eben der zarten, leicht zu verletzenden Beschaffenheit sind, füge man hinzu, auch diejenigen geheimen Theile unsers Körpers, welche die Schaam zu nennen verbietet und welche man deswegen Schaamtheile nennt. Die Gefahr, unsern Körper an dieser Stelle auf eine grausame Weise zu verletzen, ist um so viel größer, weil daselbst leicht ein Kitzel zu entstehen pflegt, den unwissende Kinder mit der Hand oder auf irgend eine andere Weise zu befördern suchen, weil ihnen das Vergnügen macht und sie nicht wissen, was für großen Schaden sie dadurch anrichten. Wehe dem Kinde, welches mit diesem Gliede auf irgend eine Weise zu spielen wagt! Es zieht sich dadurch – vielleicht erst über Jahr und Tag – aber doch unausbleiblich, wo nicht grade den Krebs, doch andere eben so schreckliche und unheilbare Krankheiten zu. u. s. w. Campe.
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[282/0281] chen, auch wenn keine Gelegenheit da wäre, ihr jenen ausführlichen Unterricht zu ertheilen. *) *) Jn diesem Fall, wenn man nemlich keinen ausführlichen Unterricht ertheilen kann oder will, würde ich rathen, die Belehrung über die verderblichen Folgen der Selbstschändung folgende Wendung zu geben. Man zeige dem Kinde einen vom Krebs ergriffenen Menschen, oder erinnere es an einen ehemals von ihm gesehenen Unglücklichen dieser Art, oder beschreibe ihm wenigstens diese schreckliche Krankheit. Dann benachrichtige man es, daß gewisse Theile unsers Körpers z. B. die Lippen und die Nase eine so leicht zu verletzende Structur haben, daß durch Drücken, Zerren, Kneipen oder Kitzeln leicht ein Krebsschade, oder ein anderes Uebel darin erzeugt werden könne. Von eben der zarten, leicht zu verletzenden Beschaffenheit sind, füge man hinzu, auch diejenigen geheimen Theile unsers Körpers, welche die Schaam zu nennen verbietet und welche man deswegen Schaamtheile nennt. Die Gefahr, unsern Körper an dieser Stelle auf eine grausame Weise zu verletzen, ist um so viel größer, weil daselbst leicht ein Kitzel zu entstehen pflegt, den unwissende Kinder mit der Hand oder auf irgend eine andere Weise zu befördern suchen, weil ihnen das Vergnügen macht und sie nicht wissen, was für großen Schaden sie dadurch anrichten. Wehe dem Kinde, welches mit diesem Gliede auf irgend eine Weise zu spielen wagt! Es zieht sich dadurch – vielleicht erst über Jahr und Tag – aber doch unausbleiblich, wo nicht grade den Krebs, doch andere eben so schreckliche und unheilbare Krankheiten zu. u. s. w. Campe.

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Zitationshilfe: Oest, Johann Friedrich: Versuch einer Beantwortung der pädagogischen Frage: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Leib und Seele verwüstenden Laster der Unzucht überhaupt, und der Selbstschwächung insonderheit verwahren, oder, wofern sie schon davon angesteckt waren, wie man sie davon heilen könne? Wien, 1787, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oest_kinder_1787/281>, abgerufen am 04.12.2024.