Oest, Johann Friedrich: Versuch einer Beantwortung der pädagogischen Frage: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Leib und Seele verwüstenden Laster der Unzucht überhaupt, und der Selbstschwächung insonderheit verwahren, oder, wofern sie schon davon angesteckt waren, wie man sie davon heilen könne? Wien, 1787.öffentliche Schule, aber keine die von diesem Uebel ganz frei wäre. Dies haben mehrere gesagt und noch mehrere werden es sagen und laut sagen müßen, wenn man die Jugend von dieser Seite erst allgemein genauer kennen wird. Jndessen wird damit nicht behauptet, daß das Laster blos in Schulen geübt werde; eben so wenig, daß es immer da entstehe, oder erlernt werde. Sehr oft wird es hineingetragen, und im Ganzen mehr außer der Schule, als in derselben getrieben. Auch Kinder, die nie in eine öffentliche Schule, nie unter schlecht erzogene Kinder kamen, die eine vorzügliche und zum Theil recht sorgfältige Erziehung genoßen, verfielen in diese Sünde. Aus dieser Klasse kenne ich nach meiner vorher gemachten Vergleichung mehr schuldige als unschuldige.*) *) Jch sehe mich leider genöthiget, diese traurige Beobachtung auf das stärkste zu bekräftigen. Nach allen meinen Erfahrungen über diesen schauderhaften Gegenstand ist unter den jungen Leuten der verfeinerten Stände von sechs bis zwanzig Jahren und zwar beiderlei Geschlechts vielleicht kaum der zehnte Theil mehr für unschuldig zu halten. Man würde erstaunen, wenn man die Menge von Briefen sehen sollte, die mir, seit der Bekanntmachung der Preisfrage über diese schmutzige Materie, von unglücklichen, schon elend gewordenen jungen Leuten geschrieben worden sind, welche Rath und Hülfe bei mir
öffentliche Schule, aber keine die von diesem Uebel ganz frei wäre. Dies haben mehrere gesagt und noch mehrere werden es sagen und laut sagen müßen, wenn man die Jugend von dieser Seite erst allgemein genauer kennen wird. Jndessen wird damit nicht behauptet, daß das Laster blos in Schulen geübt werde; eben so wenig, daß es immer da entstehe, oder erlernt werde. Sehr oft wird es hineingetragen, und im Ganzen mehr außer der Schule, als in derselben getrieben. Auch Kinder, die nie in eine öffentliche Schule, nie unter schlecht erzogene Kinder kamen, die eine vorzügliche und zum Theil recht sorgfältige Erziehung genoßen, verfielen in diese Sünde. Aus dieser Klasse kenne ich nach meiner vorher gemachten Vergleichung mehr schuldige als unschuldige.*) *) Jch sehe mich leider genöthiget, diese traurige Beobachtung auf das stärkste zu bekräftigen. Nach allen meinen Erfahrungen über diesen schauderhaften Gegenstand ist unter den jungen Leuten der verfeinerten Stände von sechs bis zwanzig Jahren und zwar beiderlei Geschlechts vielleicht kaum der zehnte Theil mehr für unschuldig zu halten. Man würde erstaunen, wenn man die Menge von Briefen sehen sollte, die mir, seit der Bekanntmachung der Preisfrage über diese schmutzige Materie, von unglücklichen, schon elend gewordenen jungen Leuten geschrieben worden sind, welche Rath und Hülfe bei mir
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öffentliche Schule, aber keine die von diesem Uebel ganz frei wäre. Dies haben mehrere gesagt und noch mehrere werden es sagen und laut sagen müßen, wenn man die Jugend von dieser Seite erst allgemein genauer kennen wird. Jndessen wird damit nicht behauptet, daß das Laster blos in Schulen geübt werde; eben so wenig, daß es immer da entstehe, oder erlernt werde. Sehr oft wird es hineingetragen, und im Ganzen mehr außer der Schule, als in derselben getrieben. Auch Kinder, die nie in eine öffentliche Schule, nie unter schlecht erzogene Kinder kamen, die eine vorzügliche und zum Theil recht sorgfältige Erziehung genoßen, verfielen in diese Sünde. Aus dieser Klasse kenne ich nach meiner vorher gemachten Vergleichung mehr schuldige als unschuldige. *)
*) Jch sehe mich leider genöthiget, diese traurige Beobachtung auf das stärkste zu bekräftigen. Nach allen meinen Erfahrungen über diesen schauderhaften Gegenstand ist unter den jungen Leuten der verfeinerten Stände von sechs bis zwanzig Jahren und zwar beiderlei Geschlechts vielleicht kaum der zehnte Theil mehr für unschuldig zu halten. Man würde erstaunen, wenn man die Menge von Briefen sehen sollte, die mir, seit der Bekanntmachung der Preisfrage über diese schmutzige Materie, von unglücklichen, schon elend gewordenen jungen Leuten geschrieben worden sind, welche Rath und Hülfe bei mir
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Zitationshilfe: | Oest, Johann Friedrich: Versuch einer Beantwortung der pädagogischen Frage: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Leib und Seele verwüstenden Laster der Unzucht überhaupt, und der Selbstschwächung insonderheit verwahren, oder, wofern sie schon davon angesteckt waren, wie man sie davon heilen könne? Wien, 1787, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oest_kinder_1787/27>, abgerufen am 16.07.2024. |