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Oest, Johann Friedrich: Versuch einer Beantwortung der pädagogischen Frage: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Leib und Seele verwüstenden Laster der Unzucht überhaupt, und der Selbstschwächung insonderheit verwahren, oder, wofern sie schon davon angesteckt waren, wie man sie davon heilen könne? Wien, 1787.

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thätigkeit und gedankenloser Stille, Trägheit und Ungelenksamkeit aller Glieder, ein schwankender unstäter Gang und in allem Mangel an jugendlicher Kraft. Besonders ist das Stille, Einsame, Unmittheilende etwas sehr Charackteristisches aller Selbstschwächer. Dies alles sind freilich nur Gründe zur Vermuthung, sie sind aber für einen beobachtenden Erzieher sehr wichtig und müßen nicht aus der Acht gelassen werden.

Jch habe in meiner ersten Jugend einen Selbstschwächer gekannt, der wenige Wochen nachher, nachdem er mit diesem Laster bekannt geworden war, ganz wie umgeschaffen wurde. Er war vorher wild und überaus polternd und zänkisch, aber bald darauf so stille und in sich gekehrt, daß er sogar von vielen das Lob erhielt, er habe sich gebessert. Ein gewißer Mann schickte seinen Sohn aufs Land in Kost und Erziehung, und gab ihm selbst in einem Empfehlungsschreiben das Zeugniß mit, er sey ein stiller frommer Knabe, und er war ein - Selbstschwächer. Das Mädchen G. hatte überall im Hause das Lob eines stillen gutartigen Mädchens, weil sie sich von ihren Gespielinnen absonderte und die Einsamkeit suchte. Sie war sehr gleichgültig

thätigkeit und gedankenloser Stille, Trägheit und Ungelenksamkeit aller Glieder, ein schwankender unstäter Gang und in allem Mangel an jugendlicher Kraft. Besonders ist das Stille, Einsame, Unmittheilende etwas sehr Charackteristisches aller Selbstschwächer. Dies alles sind freilich nur Gründe zur Vermuthung, sie sind aber für einen beobachtenden Erzieher sehr wichtig und müßen nicht aus der Acht gelassen werden.

Jch habe in meiner ersten Jugend einen Selbstschwächer gekannt, der wenige Wochen nachher, nachdem er mit diesem Laster bekannt geworden war, ganz wie umgeschaffen wurde. Er war vorher wild und überaus polternd und zänkisch, aber bald darauf so stille und in sich gekehrt, daß er sogar von vielen das Lob erhielt, er habe sich gebessert. Ein gewißer Mann schickte seinen Sohn aufs Land in Kost und Erziehung, und gab ihm selbst in einem Empfehlungsschreiben das Zeugniß mit, er sey ein stiller frommer Knabe, und er war ein – Selbstschwächer. Das Mädchen G. hatte überall im Hause das Lob eines stillen gutartigen Mädchens, weil sie sich von ihren Gespielinnen absonderte und die Einsamkeit suchte. Sie war sehr gleichgültig

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[163/0162] thätigkeit und gedankenloser Stille, Trägheit und Ungelenksamkeit aller Glieder, ein schwankender unstäter Gang und in allem Mangel an jugendlicher Kraft. Besonders ist das Stille, Einsame, Unmittheilende etwas sehr Charackteristisches aller Selbstschwächer. Dies alles sind freilich nur Gründe zur Vermuthung, sie sind aber für einen beobachtenden Erzieher sehr wichtig und müßen nicht aus der Acht gelassen werden. Jch habe in meiner ersten Jugend einen Selbstschwächer gekannt, der wenige Wochen nachher, nachdem er mit diesem Laster bekannt geworden war, ganz wie umgeschaffen wurde. Er war vorher wild und überaus polternd und zänkisch, aber bald darauf so stille und in sich gekehrt, daß er sogar von vielen das Lob erhielt, er habe sich gebessert. Ein gewißer Mann schickte seinen Sohn aufs Land in Kost und Erziehung, und gab ihm selbst in einem Empfehlungsschreiben das Zeugniß mit, er sey ein stiller frommer Knabe, und er war ein – Selbstschwächer. Das Mädchen G. hatte überall im Hause das Lob eines stillen gutartigen Mädchens, weil sie sich von ihren Gespielinnen absonderte und die Einsamkeit suchte. Sie war sehr gleichgültig

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Zitationshilfe: Oest, Johann Friedrich: Versuch einer Beantwortung der pädagogischen Frage: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Leib und Seele verwüstenden Laster der Unzucht überhaupt, und der Selbstschwächung insonderheit verwahren, oder, wofern sie schon davon angesteckt waren, wie man sie davon heilen könne? Wien, 1787, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oest_kinder_1787/162>, abgerufen am 24.11.2024.