Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Die Curieuse [...] Köchin. Nürnberg, 1706.

Bild:
<< vorherige Seite
Kalbfleisch auf unterschiedliche Arten zuzurichten.
Das V. Capitel/
Vom Kalb-Fleisch.
Num. 1. Einen Kalbs-Kopff gantz zu braten.

Man nimmt einen Kalbs-Kopff/ macht ein klein Loch darein/ daß man das
Hirn ausnehmen könne/ darnach leget man den Kopf über Nacht ins Wasser/ und
trocknet ihn alsdann ab/ füllet denselbigen mit guter Füll/ brätet ihn und begiesset
ihn mit Butter und Saltz/ wann er meistentheils gebraten/ bestreuet man ihn mit
groben Brod/ und wann er gantz gebraten ist/ giesset man Wein-Essig/ Zimmet/
Butter und Zucker darüber/ man muß ihn aber zuvor von einander spalten/ und
hernach erst darüber giessen und auftragen.

2. Einen Kalbs-Kopff in einer Brühe für Gäste.

Man kochet den Kopff in Saltz und Wasser/ daß er bedecket seye/ samt einem
Büschelein wolriechender Kräuter/ weissen Wein und Wein-Essig/ Jngwer-
Schnitten/ gantze Muscaten-Blumen/ und kleingeschnittene Limonien/ kocht alles/
bis daß es mürbe/ lässets hernach in der Dunck-Brühe ohngefähr eine Wochen
lang liegen. Wann man ihn nun zu Tische auftragen will/ so setzet man denselbigen
aufrecht in die Schüssel/ und steckt ein Roßmarin-Zweiglein in das Maul und in
die Augen/ zieret die Schüssel mit Gallert und eingemachten Cucumern/ mit Wein-
Essig-Duncke/ Gallert und Limonien durcheinander gemischt.

3. Einen Kalbs-Kopff zu stoffen.

Man thut den Kalbs-Kopff zuvor wolgereiniget und gewaschen in einen Kes-
sel/ und kochet denselbigen in weissen Wein und Wasser/ und so er mürbe worden/
so schneidet man die eine Helfft des Kopffs in kleine Stücklein; Hernach schneidet
man etliche Austern/ und mischet alles untereinander/ darzu kan man auch Sardel-
len thun/ so man welche hat/ thut das Gehackte alles zusammen in eine Schüssel und
macht eine Brühe darüber mit Eyerdottern/ deckt alles mit dem andern halben
Kopff zu/ und trägt es zu Tische.

4. Auf eine andere Art/ einen Kalbs-Kopff gut
zuzurichten.

Wann der Kopff im Wasser gar gekochet/ so lege ihn in eine Schüssel/ doch
daß du ihn fein sauber und rein gemachet/ dann mache eine Brühe darüber von ge-
riebenem Brod/ brate das Brod in Butter braun/ giesse Wein-Essig darzu/ Zucker/
Pfeffer/ Muscatenblüh/ Citronen-Scheiben/ Weinbeerlein/ ein wenig abgeschälte

Man-
K 3
Kalbfleiſch auf unterſchiedliche Arten zuzurichten.
Das V. Capitel/
Vom Kalb-Fleiſch.
Num. 1. Einen Kalbs-Kopff gantz zu braten.

Man nimmt einen Kalbs-Kopff/ macht ein klein Loch darein/ daß man das
Hirn ausnehmen koͤnne/ darnach leget man den Kopf uͤber Nacht ins Waſſer/ und
trocknet ihn alsdann ab/ fuͤllet denſelbigen mit guter Fuͤll/ braͤtet ihn und begieſſet
ihn mit Butter und Saltz/ wann er meiſtentheils gebraten/ beſtreuet man ihn mit
groben Brod/ und wann er gantz gebraten iſt/ gieſſet man Wein-Eſſig/ Zimmet/
Butter und Zucker daruͤber/ man muß ihn aber zuvor von einander ſpalten/ und
hernach erſt daruͤber gieſſen und auftragen.

2. Einen Kalbs-Kopff in einer Bruͤhe fuͤr Gaͤſte.

Man kochet den Kopff in Saltz und Waſſer/ daß er bedecket ſeye/ ſamt einem
Buͤſchelein wolriechender Kraͤuter/ weiſſen Wein und Wein-Eſſig/ Jngwer-
Schnitten/ gantze Muſcaten-Blumen/ und kleingeſchnittene Limonien/ kocht alles/
bis daß es muͤrbe/ laͤſſets hernach in der Dunck-Bruͤhe ohngefaͤhr eine Wochen
lang liegen. Wann man ihn nun zu Tiſche auftragen will/ ſo ſetzet man denſelbigen
aufrecht in die Schuͤſſel/ und ſteckt ein Roßmarin-Zweiglein in das Maul und in
die Augen/ zieret die Schuͤſſel mit Gallert und eingemachten Cucumern/ mit Wein-
Eſſig-Duncke/ Gallert und Limonien durcheinander gemiſcht.

3. Einen Kalbs-Kopff zu ſtoffen.

Man thut den Kalbs-Kopff zuvor wolgereiniget und gewaſchen in einen Keſ-
ſel/ und kochet denſelbigen in weiſſen Wein und Waſſer/ und ſo er muͤrbe worden/
ſo ſchneidet man die eine Helfft des Kopffs in kleine Stuͤcklein; Hernach ſchneidet
man etliche Auſtern/ und miſchet alles untereinander/ darzu kan man auch Sardel-
len thun/ ſo man welche hat/ thut das Gehackte alles zuſammen in eine Schuͤſſel und
macht eine Bruͤhe daruͤber mit Eyerdottern/ deckt alles mit dem andern halben
Kopff zu/ und traͤgt es zu Tiſche.

4. Auf eine andere Art/ einen Kalbs-Kopff gut
zuzurichten.

Wann der Kopff im Waſſer gar gekochet/ ſo lege ihn in eine Schuͤſſel/ doch
daß du ihn fein ſauber und rein gemachet/ dann mache eine Bruͤhe daruͤber von ge-
riebenem Brod/ brate das Brod in Butter braun/ gieſſe Wein-Eſſig darzu/ Zucker/
Pfeffer/ Muſcatenbluͤh/ Citronen-Scheiben/ Weinbeerlein/ ein wenig abgeſchaͤlte

Man-
K 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0099" n="77"/>
      <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Kalbflei&#x017F;ch auf unter&#x017F;chiedliche Arten zuzurichten.</hi> </fw><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">V.</hi> Capitel/<lb/>
Vom Kalb-Flei&#x017F;ch.</hi> </head><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Num.</hi></hi> 1. Einen Kalbs-Kopff gantz zu braten.</hi> </head><lb/>
          <p>Man nimmt einen Kalbs-Kopff/ macht ein klein Loch darein/ daß man das<lb/>
Hirn ausnehmen ko&#x0364;nne/ darnach leget man den Kopf u&#x0364;ber Nacht ins Wa&#x017F;&#x017F;er/ und<lb/>
trocknet ihn alsdann ab/ fu&#x0364;llet den&#x017F;elbigen mit guter Fu&#x0364;ll/ bra&#x0364;tet ihn und begie&#x017F;&#x017F;et<lb/>
ihn mit Butter und Saltz/ wann er mei&#x017F;tentheils gebraten/ be&#x017F;treuet man ihn mit<lb/>
groben Brod/ und wann er gantz gebraten i&#x017F;t/ gie&#x017F;&#x017F;et man Wein-E&#x017F;&#x017F;ig/ Zimmet/<lb/>
Butter und Zucker daru&#x0364;ber/ man muß ihn aber zuvor von einander &#x017F;palten/ und<lb/>
hernach er&#x017F;t daru&#x0364;ber gie&#x017F;&#x017F;en und auftragen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">2. Einen Kalbs-Kopff in einer Bru&#x0364;he fu&#x0364;r Ga&#x0364;&#x017F;te.</hi> </head><lb/>
          <p>Man kochet den Kopff in Saltz und Wa&#x017F;&#x017F;er/ daß er bedecket &#x017F;eye/ &#x017F;amt einem<lb/>
Bu&#x0364;&#x017F;chelein wolriechender Kra&#x0364;uter/ wei&#x017F;&#x017F;en Wein und Wein-E&#x017F;&#x017F;ig/ Jngwer-<lb/>
Schnitten/ gantze Mu&#x017F;caten-Blumen/ und kleinge&#x017F;chnittene Limonien/ kocht alles/<lb/>
bis daß es mu&#x0364;rbe/ la&#x0364;&#x017F;&#x017F;ets hernach in der Dunck-Bru&#x0364;he ohngefa&#x0364;hr eine Wochen<lb/>
lang liegen. Wann man ihn nun zu Ti&#x017F;che auftragen will/ &#x017F;o &#x017F;etzet man den&#x017F;elbigen<lb/>
aufrecht in die Schu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el/ und &#x017F;teckt ein Roßmarin-Zweiglein in das Maul und in<lb/>
die Augen/ zieret die Schu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el mit Gallert und eingemachten Cucumern/ mit Wein-<lb/>
E&#x017F;&#x017F;ig-Duncke/ Gallert und Limonien durcheinander gemi&#x017F;cht.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">3. Einen Kalbs-Kopff zu &#x017F;toffen.</hi> </head><lb/>
          <p>Man thut den Kalbs-Kopff zuvor wolgereiniget und gewa&#x017F;chen in einen Ke&#x017F;-<lb/>
&#x017F;el/ und kochet den&#x017F;elbigen in wei&#x017F;&#x017F;en Wein und Wa&#x017F;&#x017F;er/ und &#x017F;o er mu&#x0364;rbe worden/<lb/>
&#x017F;o &#x017F;chneidet man die eine Helfft des Kopffs in kleine Stu&#x0364;cklein; Hernach &#x017F;chneidet<lb/>
man etliche Au&#x017F;tern/ und mi&#x017F;chet alles untereinander/ darzu kan man auch Sardel-<lb/>
len thun/ &#x017F;o man welche hat/ thut das Gehackte alles zu&#x017F;ammen in eine Schu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el und<lb/>
macht eine Bru&#x0364;he daru&#x0364;ber mit Eyerdottern/ deckt alles mit dem andern halben<lb/>
Kopff zu/ und tra&#x0364;gt es zu Ti&#x017F;che.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">4. Auf eine andere Art/ einen Kalbs-Kopff gut<lb/>
zuzurichten.</hi> </head><lb/>
          <p>Wann der Kopff im Wa&#x017F;&#x017F;er gar gekochet/ &#x017F;o lege ihn in eine Schu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el/ doch<lb/>
daß du ihn fein &#x017F;auber und rein gemachet/ dann mache eine Bru&#x0364;he daru&#x0364;ber von ge-<lb/>
riebenem Brod/ brate das Brod in Butter braun/ gie&#x017F;&#x017F;e Wein-E&#x017F;&#x017F;ig darzu/ Zucker/<lb/>
Pfeffer/ Mu&#x017F;catenblu&#x0364;h/ Citronen-Scheiben/ Weinbeerlein/ ein wenig abge&#x017F;cha&#x0364;lte<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K 3</fw><fw place="bottom" type="catch">Man-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[77/0099] Kalbfleiſch auf unterſchiedliche Arten zuzurichten. Das V. Capitel/ Vom Kalb-Fleiſch. Num. 1. Einen Kalbs-Kopff gantz zu braten. Man nimmt einen Kalbs-Kopff/ macht ein klein Loch darein/ daß man das Hirn ausnehmen koͤnne/ darnach leget man den Kopf uͤber Nacht ins Waſſer/ und trocknet ihn alsdann ab/ fuͤllet denſelbigen mit guter Fuͤll/ braͤtet ihn und begieſſet ihn mit Butter und Saltz/ wann er meiſtentheils gebraten/ beſtreuet man ihn mit groben Brod/ und wann er gantz gebraten iſt/ gieſſet man Wein-Eſſig/ Zimmet/ Butter und Zucker daruͤber/ man muß ihn aber zuvor von einander ſpalten/ und hernach erſt daruͤber gieſſen und auftragen. 2. Einen Kalbs-Kopff in einer Bruͤhe fuͤr Gaͤſte. Man kochet den Kopff in Saltz und Waſſer/ daß er bedecket ſeye/ ſamt einem Buͤſchelein wolriechender Kraͤuter/ weiſſen Wein und Wein-Eſſig/ Jngwer- Schnitten/ gantze Muſcaten-Blumen/ und kleingeſchnittene Limonien/ kocht alles/ bis daß es muͤrbe/ laͤſſets hernach in der Dunck-Bruͤhe ohngefaͤhr eine Wochen lang liegen. Wann man ihn nun zu Tiſche auftragen will/ ſo ſetzet man denſelbigen aufrecht in die Schuͤſſel/ und ſteckt ein Roßmarin-Zweiglein in das Maul und in die Augen/ zieret die Schuͤſſel mit Gallert und eingemachten Cucumern/ mit Wein- Eſſig-Duncke/ Gallert und Limonien durcheinander gemiſcht. 3. Einen Kalbs-Kopff zu ſtoffen. Man thut den Kalbs-Kopff zuvor wolgereiniget und gewaſchen in einen Keſ- ſel/ und kochet denſelbigen in weiſſen Wein und Waſſer/ und ſo er muͤrbe worden/ ſo ſchneidet man die eine Helfft des Kopffs in kleine Stuͤcklein; Hernach ſchneidet man etliche Auſtern/ und miſchet alles untereinander/ darzu kan man auch Sardel- len thun/ ſo man welche hat/ thut das Gehackte alles zuſammen in eine Schuͤſſel und macht eine Bruͤhe daruͤber mit Eyerdottern/ deckt alles mit dem andern halben Kopff zu/ und traͤgt es zu Tiſche. 4. Auf eine andere Art/ einen Kalbs-Kopff gut zuzurichten. Wann der Kopff im Waſſer gar gekochet/ ſo lege ihn in eine Schuͤſſel/ doch daß du ihn fein ſauber und rein gemachet/ dann mache eine Bruͤhe daruͤber von ge- riebenem Brod/ brate das Brod in Butter braun/ gieſſe Wein-Eſſig darzu/ Zucker/ Pfeffer/ Muſcatenbluͤh/ Citronen-Scheiben/ Weinbeerlein/ ein wenig abgeſchaͤlte Man- K 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/oa_koechin_1706
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/oa_koechin_1706/99
Zitationshilfe: [N. N.]: Die Curieuse [...] Köchin. Nürnberg, 1706, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oa_koechin_1706/99>, abgerufen am 13.11.2024.