Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Die Curieuse [...] Köchin. Nürnberg, 1706.

Bild:
<< vorherige Seite

Das XL. Capitel.
Tage das Widerspiel ist/ hingegen dasjenige/ so wachet ist wärmer nach den
äusserlichrn/ aber kälter in den innerlichen Gliedern.

Nota: Es solle das Nachtessen mässig und solcher Ge-
stalten verrichtet werden/ daß man sich auf selbiges
nicht alsobald schlaffen lege.

Nach der Natur und Beschaffenheit des Unterscheids bey den Menschen/
hat man hierbey zu wissen/ daß alle vorgeschriebene Regeln der Gesundheit
und Vermeidungen der Schädlichkeiten/ solcher Gestalt müssen in Acht ge-
nommen werden/ je nach deme die Complexion, Zeit/ Gewonheit/ Alter/
Kranckheiten/ und andere zufällige Ursachen/ und Umstände/ solches erfordern/
verwerffen oder zulassen wollen. Als zum Exempel bey denjenigen/ so von
Natur keinen Käs essen/ keinen Wein/ noch Bier trincken/ keine Milch-Spei-
sen/ Brod/ Fleisch oder anderes Gemüs geniessen können/ muß man sich in
solchem Fall nach der Natnr des Menschen/ so wohl mit den Speisen/ als
nach der Zeit und Gewonheit solcher Persohnen richten.

13. Nach Gelegenheit des Orts/ etc.

Nach Gelegenheit des Orts/ der Landschafft/ Wohnung/ ebenen Land/
an Flüssen/ oder dem Gebirge findet man auch einen Unterscheid in Speisen/
so wohl in den Früchten Kräutern/ als dem Fleisch und Gewonheit des Orts.

14. Wie und wie lang man tischen solle.

Zu einer rechten Mahlzeit solle man nur eine Stunde haben/ auch die
Gerichte ordentlicher Weise/ wie Meldung geschehen/ schleunig aufstragen las-
sen/ damit man die Koste/ darzu der Magen eine Lust trägt/ nach Nothdurfft
essen könne.

Auch solle man die Speise nicht gantz und geitzig hinein schlucken/ wel-
ches der Däuung des Magens schädlich ist/ dahero Avicenna nicht vergeblich
sagt; Wann einer sein Leben hasset/ so käuet er das Essen nicht wohl.

Dieweilen auch Winters-Zeit die Nächte lang seynd/ solte man die Mahl-
zeit reichlicher halten/ sonderlichen bey den jungen und gesunden Leuten.

Welche aber flüssig/ catharrisch und schnuppig oder sonsten mit Kranck-
heiten beladen/ und nächtlicher Weile darmit geplaget werden/ die sollen auf
den Abend ein wenig essen/ oder zuweilen solches gar unterlassen/ und zu Mit-
tag desto mehr essen.

Truckene Speise solle mit Tranck und weicher Nahrung gleicher Gestalt

ver-

Das XL. Capitel.
Tage das Widerſpiel iſt/ hingegen dasjenige/ ſo wachet iſt waͤrmer nach den
aͤuſſerlichrn/ aber kaͤlter in den innerlichen Gliedern.

Nota: Es ſolle das Nachteſſen maͤſſig und ſolcher Ge-
ſtalten verrichtet werden/ daß man ſich auf ſelbiges
nicht alſobald ſchlaffen lege.

Nach der Natur und Beſchaffenheit des Unterſcheids bey den Menſchen/
hat man hierbey zu wiſſen/ daß alle vorgeſchriebene Regeln der Geſundheit
und Vermeidungen der Schaͤdlichkeiten/ ſolcher Geſtalt muͤſſen in Acht ge-
nommen werden/ je nach deme die Complexion, Zeit/ Gewonheit/ Alter/
Kranckheiten/ und andere zufaͤllige Urſachen/ und Umſtaͤnde/ ſolches erfordern/
verwerffen oder zulaſſen wollen. Als zum Exempel bey denjenigen/ ſo von
Natur keinen Kaͤs eſſen/ keinen Wein/ noch Bier trincken/ keine Milch-Spei-
ſen/ Brod/ Fleiſch oder anderes Gemuͤs genieſſen koͤnnen/ muß man ſich in
ſolchem Fall nach der Natnr des Menſchen/ ſo wohl mit den Speiſen/ als
nach der Zeit und Gewonheit ſolcher Perſohnen richten.

13. Nach Gelegenheit des Orts/ ꝛc.

Nach Gelegenheit des Orts/ der Landſchafft/ Wohnung/ ebenen Land/
an Fluͤſſen/ oder dem Gebirge findet man auch einen Unterſcheid in Speiſen/
ſo wohl in den Fruͤchten Kraͤutern/ als dem Fleiſch und Gewonheit des Orts.

14. Wie und wie lang man tiſchen ſolle.

Zu einer rechten Mahlzeit ſolle man nur eine Stunde haben/ auch die
Gerichte ordentlicher Weiſe/ wie Meldung geſchehen/ ſchleunig aufſtragen laſ-
ſen/ damit man die Koſte/ darzu der Magen eine Luſt traͤgt/ nach Nothdurfft
eſſen koͤnne.

Auch ſolle man die Speiſe nicht gantz und geitzig hinein ſchlucken/ wel-
ches der Daͤuung des Magens ſchaͤdlich iſt/ dahero Avicenna nicht vergeblich
ſagt; Wann einer ſein Leben haſſet/ ſo kaͤuet er das Eſſen nicht wohl.

Dieweilen auch Winters-Zeit die Naͤchte lang ſeynd/ ſolte man die Mahl-
zeit reichlicher halten/ ſonderlichen bey den jungen und geſunden Leuten.

Welche aber fluͤſſig/ catharriſch und ſchnuppig oder ſonſten mit Kranck-
heiten beladen/ und naͤchtlicher Weile darmit geplaget werden/ die ſollen auf
den Abend ein wenig eſſen/ oder zuweilen ſolches gar unterlaſſen/ und zu Mit-
tag deſto mehr eſſen.

Truckene Speiſe ſolle mit Tranck und weicher Nahrung gleicher Geſtalt

ver-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0746" n="722"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">XL.</hi> Capitel.</hi></fw><lb/>
Tage das Wider&#x017F;piel i&#x017F;t/ hingegen dasjenige/ &#x017F;o wachet i&#x017F;t wa&#x0364;rmer nach den<lb/>
a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlichrn/ aber ka&#x0364;lter in den innerlichen Gliedern.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Nota:</hi> Es &#x017F;olle das Nachte&#x017F;&#x017F;en ma&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig und &#x017F;olcher Ge-<lb/>
&#x017F;talten verrichtet werden/ daß man &#x017F;ich auf &#x017F;elbiges<lb/>
nicht al&#x017F;obald &#x017F;chlaffen lege.</hi> </head><lb/>
            <p>Nach der Natur und Be&#x017F;chaffenheit des Unter&#x017F;cheids bey den Men&#x017F;chen/<lb/>
hat man hierbey zu wi&#x017F;&#x017F;en/ daß alle vorge&#x017F;chriebene Regeln der Ge&#x017F;undheit<lb/>
und Vermeidungen der Scha&#x0364;dlichkeiten/ &#x017F;olcher Ge&#x017F;talt mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en in Acht ge-<lb/>
nommen werden/ je nach deme die <hi rendition="#aq">Complexion,</hi> Zeit/ Gewonheit/ Alter/<lb/>
Kranckheiten/ und andere zufa&#x0364;llige Ur&#x017F;achen/ und Um&#x017F;ta&#x0364;nde/ &#x017F;olches erfordern/<lb/>
verwerffen oder zula&#x017F;&#x017F;en wollen. Als zum Exempel bey denjenigen/ &#x017F;o von<lb/>
Natur keinen Ka&#x0364;s e&#x017F;&#x017F;en/ keinen Wein/ noch Bier trincken/ keine Milch-Spei-<lb/>
&#x017F;en/ Brod/ Flei&#x017F;ch oder anderes Gemu&#x0364;s genie&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nnen/ muß man &#x017F;ich in<lb/>
&#x017F;olchem Fall nach der Natnr des Men&#x017F;chen/ &#x017F;o wohl mit den Spei&#x017F;en/ als<lb/>
nach der Zeit und Gewonheit &#x017F;olcher Per&#x017F;ohnen richten.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">13. Nach Gelegenheit des Orts/ &#xA75B;c.</hi> </head><lb/>
            <p>Nach Gelegenheit des Orts/ der Land&#x017F;chafft/ Wohnung/ ebenen Land/<lb/>
an Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ oder dem Gebirge findet man auch einen Unter&#x017F;cheid in Spei&#x017F;en/<lb/>
&#x017F;o wohl in den Fru&#x0364;chten Kra&#x0364;utern/ als dem Flei&#x017F;ch und Gewonheit des Orts.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">14. Wie und wie lang man ti&#x017F;chen &#x017F;olle.</hi> </head><lb/>
            <p>Zu einer rechten Mahlzeit &#x017F;olle man nur eine Stunde haben/ auch die<lb/>
Gerichte ordentlicher Wei&#x017F;e/ wie Meldung ge&#x017F;chehen/ &#x017F;chleunig auf&#x017F;tragen la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en/ damit man die Ko&#x017F;te/ darzu der Magen eine Lu&#x017F;t tra&#x0364;gt/ nach Nothdurfft<lb/>
e&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nne.</p><lb/>
            <p>Auch &#x017F;olle man die Spei&#x017F;e nicht gantz und geitzig hinein &#x017F;chlucken/ wel-<lb/>
ches der Da&#x0364;uung des Magens &#x017F;cha&#x0364;dlich i&#x017F;t/ dahero <hi rendition="#aq">Avicenna</hi> nicht vergeblich<lb/>
&#x017F;agt; Wann einer &#x017F;ein Leben ha&#x017F;&#x017F;et/ &#x017F;o ka&#x0364;uet er das E&#x017F;&#x017F;en nicht wohl.</p><lb/>
            <p>Dieweilen auch Winters-Zeit die Na&#x0364;chte lang &#x017F;eynd/ &#x017F;olte man die Mahl-<lb/>
zeit reichlicher halten/ &#x017F;onderlichen bey den jungen und ge&#x017F;unden Leuten.</p><lb/>
            <p>Welche aber flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig/ catharri&#x017F;ch und &#x017F;chnuppig oder &#x017F;on&#x017F;ten mit Kranck-<lb/>
heiten beladen/ und na&#x0364;chtlicher Weile darmit geplaget werden/ die &#x017F;ollen auf<lb/>
den Abend ein wenig e&#x017F;&#x017F;en/ oder zuweilen &#x017F;olches gar unterla&#x017F;&#x017F;en/ und zu Mit-<lb/>
tag de&#x017F;to mehr e&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
            <p>Truckene Spei&#x017F;e &#x017F;olle mit Tranck und weicher Nahrung gleicher Ge&#x017F;talt<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ver-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[722/0746] Das XL. Capitel. Tage das Widerſpiel iſt/ hingegen dasjenige/ ſo wachet iſt waͤrmer nach den aͤuſſerlichrn/ aber kaͤlter in den innerlichen Gliedern. Nota: Es ſolle das Nachteſſen maͤſſig und ſolcher Ge- ſtalten verrichtet werden/ daß man ſich auf ſelbiges nicht alſobald ſchlaffen lege. Nach der Natur und Beſchaffenheit des Unterſcheids bey den Menſchen/ hat man hierbey zu wiſſen/ daß alle vorgeſchriebene Regeln der Geſundheit und Vermeidungen der Schaͤdlichkeiten/ ſolcher Geſtalt muͤſſen in Acht ge- nommen werden/ je nach deme die Complexion, Zeit/ Gewonheit/ Alter/ Kranckheiten/ und andere zufaͤllige Urſachen/ und Umſtaͤnde/ ſolches erfordern/ verwerffen oder zulaſſen wollen. Als zum Exempel bey denjenigen/ ſo von Natur keinen Kaͤs eſſen/ keinen Wein/ noch Bier trincken/ keine Milch-Spei- ſen/ Brod/ Fleiſch oder anderes Gemuͤs genieſſen koͤnnen/ muß man ſich in ſolchem Fall nach der Natnr des Menſchen/ ſo wohl mit den Speiſen/ als nach der Zeit und Gewonheit ſolcher Perſohnen richten. 13. Nach Gelegenheit des Orts/ ꝛc. Nach Gelegenheit des Orts/ der Landſchafft/ Wohnung/ ebenen Land/ an Fluͤſſen/ oder dem Gebirge findet man auch einen Unterſcheid in Speiſen/ ſo wohl in den Fruͤchten Kraͤutern/ als dem Fleiſch und Gewonheit des Orts. 14. Wie und wie lang man tiſchen ſolle. Zu einer rechten Mahlzeit ſolle man nur eine Stunde haben/ auch die Gerichte ordentlicher Weiſe/ wie Meldung geſchehen/ ſchleunig aufſtragen laſ- ſen/ damit man die Koſte/ darzu der Magen eine Luſt traͤgt/ nach Nothdurfft eſſen koͤnne. Auch ſolle man die Speiſe nicht gantz und geitzig hinein ſchlucken/ wel- ches der Daͤuung des Magens ſchaͤdlich iſt/ dahero Avicenna nicht vergeblich ſagt; Wann einer ſein Leben haſſet/ ſo kaͤuet er das Eſſen nicht wohl. Dieweilen auch Winters-Zeit die Naͤchte lang ſeynd/ ſolte man die Mahl- zeit reichlicher halten/ ſonderlichen bey den jungen und geſunden Leuten. Welche aber fluͤſſig/ catharriſch und ſchnuppig oder ſonſten mit Kranck- heiten beladen/ und naͤchtlicher Weile darmit geplaget werden/ die ſollen auf den Abend ein wenig eſſen/ oder zuweilen ſolches gar unterlaſſen/ und zu Mit- tag deſto mehr eſſen. Truckene Speiſe ſolle mit Tranck und weicher Nahrung gleicher Geſtalt ver-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/oa_koechin_1706
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/oa_koechin_1706/746
Zitationshilfe: [N. N.]: Die Curieuse [...] Köchin. Nürnberg, 1706, S. 722. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oa_koechin_1706/746>, abgerufen am 13.11.2024.