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[N. N.]: Die Curieuse [...] Köchin. Nürnberg, 1706.

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Von Gütigkeit der Speisen.
Mittags zweymahlen mehr/ als zu Nachts nur einen Theil essen. Dann
wegen der Wärme der Sonnen ist des Mittags die Verdäuung besser als
zur Nacht. Noch eine Frage:

10. Wann die nützlichste Zeit zu Essen ist.

Nemlich wann die vorige Kost wohl verdäuet/ und aus dem Magen ge-
tretten ist/ welches dann der natürliche Hunger und Appetit genugsam zu ver-
stehen gibt/ sonsten solle man die Abend-Mahlzeit nicht ehe einstellen/ ode[verlorenes Material - 1 Zeichen fehlt]
zwischen der Mahlzeit ohne Hunger offt essen/ dann es sehr schädlich/ und wir-
der Magen damit überschüttet/ und beladen/ daß hernach eine Speise die an-
dere unverdäuet austreibt. Jn Summa von einer Mahlzeit biß zu der an-
dern solle man 6. Stunden fasten.

11. Das ein vollkommenes Abendmahl besser und
heylsamer als Mittag-Mahl seye/ nachfolgende
Ursachen.

Weilen die herbeynahende Kälte der Nacht die natürliche Wärme in
den menschlichen Cörper treibet/ dadurch also nothwendig die innerliche Wär-
me verstärcket/ und also das Essen besser kan vertragen werden/ und ist in kei-
nen Zweiffel zu stellen/ daß die nächtliche Kälte nicht eben so viel verrichten
könne/ als die Kälte des Winters/ da denn der Magen Winters und Früh-
lings am wärmesten/ und also geschickter und bequemer/ die Speisen verdäu-
en; denn je kälter die Zeit und der Ort/ je wärmer die innerliche natürliche
Hitze ist.

Auf das Nacht-Essen folget der Schlaff/ welcher der Verdäuung als-
dann ebenmässig behülfflich ist/ weilen in den Schlaff das Blut zu den inner-
lichen Gliedern hinein fliesset/ wann demnach das Blut und zugleich die na-
türliche Wärme durch den Schlaff sich zu den innerlichen begibt/ so muß noth-
wendig daraus folgen/ daß die Speisen desto eher verkochet werden/ imglei-
chen so nutzet die Arbeit den Gliedern/ die Speise und der Schlaff aber dem
Jngeweide.

Den dritten Beweiß/ daß die Nachtmahlzeit besser als zu Mittags seyn
solle/ nehmen wir nach der alten Regel/ als welche das Nacht-dem Mittags-
Mahl vorgezogen/ und befohlen/ daß man mehr Speise solle zu sich nehmen/
des Nachts/ wegen Versammlung der Wärme in den innerlichen Gliedern/
welche aus dem Schlaff und der Nacht sich vermehret hat/ dann in dem
Schlaff die Hitze hinein getrieben/ den Leib erwärmet/ da es doch bey dem

Tage
Yy yy

Von Guͤtigkeit der Speiſen.
Mittags zweymahlen mehr/ als zu Nachts nur einen Theil eſſen. Dann
wegen der Waͤrme der Sonnen iſt des Mittags die Verdaͤuung beſſer als
zur Nacht. Noch eine Frage:

10. Wann die nuͤtzlichſte Zeit zu Eſſen iſt.

Nemlich wann die vorige Koſt wohl verdaͤuet/ und aus dem Magen ge-
tretten iſt/ welches dann der natuͤrliche Hunger und Appetit genugſam zu ver-
ſtehen gibt/ ſonſten ſolle man die Abend-Mahlzeit nicht ehe einſtellen/ ode[verlorenes Material – 1 Zeichen fehlt]
zwiſchen der Mahlzeit ohne Hunger offt eſſen/ dann es ſehr ſchaͤdlich/ und wir-
der Magen damit uͤberſchuͤttet/ und beladen/ daß hernach eine Speiſe die an-
dere unverdaͤuet austreibt. Jn Summa von einer Mahlzeit biß zu der an-
dern ſolle man 6. Stunden faſten.

11. Das ein vollkommenes Abendmahl beſſer und
heylſamer als Mittag-Mahl ſeye/ nachfolgende
Urſachen.

Weilen die herbeynahende Kaͤlte der Nacht die natuͤrliche Waͤrme in
den menſchlichen Coͤrper treibet/ dadurch alſo nothwendig die innerliche Waͤr-
me verſtaͤrcket/ und alſo das Eſſen beſſer kan vertragen werden/ und iſt in kei-
nen Zweiffel zu ſtellen/ daß die naͤchtliche Kaͤlte nicht eben ſo viel verrichten
koͤnne/ als die Kaͤlte des Winters/ da denn der Magen Winters und Fruͤh-
lings am waͤrmeſten/ und alſo geſchickter und bequemer/ die Speiſen verdaͤu-
en; denn je kaͤlter die Zeit und der Ort/ je waͤrmer die innerliche natuͤrliche
Hitze iſt.

Auf das Nacht-Eſſen folget der Schlaff/ welcher der Verdaͤuung als-
dann ebenmaͤſſig behuͤlfflich iſt/ weilen in den Schlaff das Blut zu den inner-
lichen Gliedern hinein flieſſet/ wann demnach das Blut und zugleich die na-
tuͤrliche Waͤrme durch den Schlaff ſich zu den innerlichen begibt/ ſo muß noth-
wendig daraus folgen/ daß die Speiſen deſto eher verkochet werden/ imglei-
chen ſo nutzet die Arbeit den Gliedern/ die Speiſe und der Schlaff aber dem
Jngeweide.

Den dritten Beweiß/ daß die Nachtmahlzeit beſſer als zu Mittags ſeyn
ſolle/ nehmen wir nach der alten Regel/ als welche das Nacht-dem Mittags-
Mahl vorgezogen/ und befohlen/ daß man mehr Speiſe ſolle zu ſich nehmen/
des Nachts/ wegen Verſammlung der Waͤrme in den innerlichen Gliedern/
welche aus dem Schlaff und der Nacht ſich vermehret hat/ dann in dem
Schlaff die Hitze hinein getrieben/ den Leib erwaͤrmet/ da es doch bey dem

Tage
Yy yy
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[721/0745] Von Guͤtigkeit der Speiſen. Mittags zweymahlen mehr/ als zu Nachts nur einen Theil eſſen. Dann wegen der Waͤrme der Sonnen iſt des Mittags die Verdaͤuung beſſer als zur Nacht. Noch eine Frage: 10. Wann die nuͤtzlichſte Zeit zu Eſſen iſt. Nemlich wann die vorige Koſt wohl verdaͤuet/ und aus dem Magen ge- tretten iſt/ welches dann der natuͤrliche Hunger und Appetit genugſam zu ver- ſtehen gibt/ ſonſten ſolle man die Abend-Mahlzeit nicht ehe einſtellen/ ode_ zwiſchen der Mahlzeit ohne Hunger offt eſſen/ dann es ſehr ſchaͤdlich/ und wir- der Magen damit uͤberſchuͤttet/ und beladen/ daß hernach eine Speiſe die an- dere unverdaͤuet austreibt. Jn Summa von einer Mahlzeit biß zu der an- dern ſolle man 6. Stunden faſten. 11. Das ein vollkommenes Abendmahl beſſer und heylſamer als Mittag-Mahl ſeye/ nachfolgende Urſachen. Weilen die herbeynahende Kaͤlte der Nacht die natuͤrliche Waͤrme in den menſchlichen Coͤrper treibet/ dadurch alſo nothwendig die innerliche Waͤr- me verſtaͤrcket/ und alſo das Eſſen beſſer kan vertragen werden/ und iſt in kei- nen Zweiffel zu ſtellen/ daß die naͤchtliche Kaͤlte nicht eben ſo viel verrichten koͤnne/ als die Kaͤlte des Winters/ da denn der Magen Winters und Fruͤh- lings am waͤrmeſten/ und alſo geſchickter und bequemer/ die Speiſen verdaͤu- en; denn je kaͤlter die Zeit und der Ort/ je waͤrmer die innerliche natuͤrliche Hitze iſt. Auf das Nacht-Eſſen folget der Schlaff/ welcher der Verdaͤuung als- dann ebenmaͤſſig behuͤlfflich iſt/ weilen in den Schlaff das Blut zu den inner- lichen Gliedern hinein flieſſet/ wann demnach das Blut und zugleich die na- tuͤrliche Waͤrme durch den Schlaff ſich zu den innerlichen begibt/ ſo muß noth- wendig daraus folgen/ daß die Speiſen deſto eher verkochet werden/ imglei- chen ſo nutzet die Arbeit den Gliedern/ die Speiſe und der Schlaff aber dem Jngeweide. Den dritten Beweiß/ daß die Nachtmahlzeit beſſer als zu Mittags ſeyn ſolle/ nehmen wir nach der alten Regel/ als welche das Nacht-dem Mittags- Mahl vorgezogen/ und befohlen/ daß man mehr Speiſe ſolle zu ſich nehmen/ des Nachts/ wegen Verſammlung der Waͤrme in den innerlichen Gliedern/ welche aus dem Schlaff und der Nacht ſich vermehret hat/ dann in dem Schlaff die Hitze hinein getrieben/ den Leib erwaͤrmet/ da es doch bey dem Tage Yy yy

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: [N. N.]: Die Curieuse [...] Köchin. Nürnberg, 1706, S. 721. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oa_koechin_1706/745>, abgerufen am 24.11.2024.