[N. N.]: Die Curieuse [...] Köchin. Nürnberg, 1706.Von der Gütigkeit der Speisen. Die Scharffe/ als da seynd der Knoblauch/ Lauch und gesaltzen Fleisch/ erfüllen/ Die Herbe und Rauhe verstopfen den Stuhl-Gang und gebähren ein melan- Die Essig-Saure bringen gleichfalls ein melancholisches Geblüt/ thun sonderli- 6. Von der Gewonheit. Die Gewonheit betreffend/ so ist an derselbigen auch nicht wenig gelegen; dan- Wann aber die Gewonheit bös/ solle man sich fein allgemach darvon gewöh- 7. Von der Ordnung der Speisen. Was die Ordnung anbelanget/ so ist zu wissen/ daß die leicht-verdauliche Spei- Solche leicht-verdäuliche Speisen aber/ werden aus dem leichten Verkäuen/ Wann gebratene und gesottene Speisen zugleich zugegen/ solle man bey den Man solle aber allezeit in Acht nehmen/ daß man die leicht-verdäuliche Spei- NB. Dieses alles ist allein von den gesunden und wohl disponirten Mägen zu 8. Wie
Von der Guͤtigkeit der Speiſen. Die Scharffe/ als da ſeynd der Knoblauch/ Lauch und geſaltzen Fleiſch/ erfuͤllen/ Die Herbe und Rauhe verſtopfen den Stuhl-Gang und gebaͤhren ein melan- Die Eſſig-Saure bringen gleichfalls ein melancholiſches Gebluͤt/ thun ſonderli- 6. Von der Gewonheit. Die Gewonheit betreffend/ ſo iſt an derſelbigen auch nicht wenig gelegen; dan- Wann aber die Gewonheit boͤs/ ſolle man ſich fein allgemach darvon gewoͤh- 7. Von der Ordnung der Speiſen. Was die Ordnung anbelanget/ ſo iſt zu wiſſen/ daß die leicht-verdauliche Spei- Solche leicht-verdaͤuliche Speiſen aber/ werden aus dem leichten Verkaͤuen/ Wann gebratene und geſottene Speiſen zugleich zugegen/ ſolle man bey den Man ſolle aber allezeit in Acht nehmen/ daß man die leicht-verdaͤuliche Spei- NB. Dieſes alles iſt allein von den geſunden und wohl diſponirten Maͤgen zu 8. Wie
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Von der Guͤtigkeit der Speiſen.
Die Scharffe/ als da ſeynd der Knoblauch/ Lauch und geſaltzen Fleiſch/ erfuͤllen/
wegen ihrer Hitze das Haupt/ und zerruͤtten den Verſtand.
Die Herbe und Rauhe verſtopfen den Stuhl-Gang und gebaͤhren ein melan-
choliſches Gebluͤt.
Die Eſſig-Saure bringen gleichfalls ein melancholiſches Gebluͤt/ thun ſonderli-
chen den Scham-Aderiſchen Gliedern groſſen Schaden/ und locken das graue Al-
ter vor der Zeit herbey.
6. Von der Gewonheit.
Die Gewonheit betreffend/ ſo iſt an derſelbigen auch nicht wenig gelegen; dan-
nenhero die Alten geſagt: Die Gewonheit ſeye gleichſam die andere Natur. De-
rowegen gleichwie man bey den Speiſen auf die Natur zu ſehen pfleget; alſo hat
man auch die Gewonheit nicht aus der Acht zu laſſen/ welche gleichſam eine groſſe
und gewaltige Wurtzel iſt/ auf deren beydes die Erhaltung der Geſundheit/ und
dann auch die Ausreutung und Daͤmpffung der Kranckheiten beſtehet.
Wann aber die Gewonheit boͤs/ ſolle man ſich fein allgemach darvon gewoͤh-
nen/ und wie in allen andern Dingen/ alſo auch in dieſen/ alle jaͤhlinge Veraͤnde-
rungen vermeiden/ und iſt derwegen gut/ daß ſich der Menſch zu allerley gewoͤhne/
damit ihme nachmahls die Aenderung deſtoweniger ſchade.
7. Von der Ordnung der Speiſen.
Was die Ordnung anbelanget/ ſo iſt zu wiſſen/ daß die leicht-verdauliche Spei-
ſen/ ſo ſich bald auf den Boden deß Magens hinab begeben/ wie gleichfalls die zarte/
wann ſie am letzten/ und nach den andern werden genoſſen/ auf derſelbigen ſchwim-
men/ und ſie mit ſich verderben.
Solche leicht-verdaͤuliche Speiſen aber/ werden aus dem leichten Verkaͤuen/
und wann ſie ſich bey dem Feuer bald laſſen kochen/ am allerbeſten erkennet: Sollen
demnach den andern und unverdaͤulichen in dem Eſſen allezeit vorgehen.
Wann gebratene und geſottene Speiſen zugleich zugegen/ ſolle man bey den
geſottenen/ als welche leichtlich zu verdaͤuen/ den Anfang machen/ welches dann von
den weichen Eyern und Milch-Speiſen gleicher maſſen zu verſtehen iſt.
Man ſolle aber allezeit in Acht nehmen/ daß man die leicht-verdaͤuliche Spei-
ſen vor den unverdaͤulichen/ die feuchten vor den trocknen/ die weiche oder flieſſende
vor den harten/ und die ſchlupfferichte/ vor den zuſammenziehenden/ oder verſtopf-
fenden genieſſe.
NB. Dieſes alles iſt allein von den geſunden und wohl diſponirten Maͤgen zu
verſtehen.
8. Wie
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Zitationshilfe: | [N. N.]: Die Curieuse [...] Köchin. Nürnberg, 1706, S. 719. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oa_koechin_1706/743>, abgerufen am 03.03.2025. |