Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Führer durch Coswig, Kötitz, Neu-Coswig und Umgegend. Kötzschenbroda-Dresden, 1906.

Bild:
<< vorherige Seite

Von hier wenden wir uns zu der inmitten wohlgepflegter Anlagen stehenden neuen Peter-Paul-Kirche, durch die sich das heutige Geschlecht ein Denkmal seiner Tatkraft, Opferfreudigkeit und seines Gemeinsinns errichtet hat. Sie ist nach den Plänen des Architekten Kandler in Dresden, im Stil der deutschen Renaissance aus Sandstein erbaut. In dem 60 m hohen Turm befindet sich ein schönes von Bierling in Dresden gegossenes vierstimmiges Geläut (H. D. Fis. A.). An dem aus Rochlitzer Porphyr gefertigten Portale erblickt man ein von Weinhold in Dresden in Sandstein gehaunes Bild (Christus, die Mühseligen und Beladenen segnend), an den beiden vorderen Turmkanten die Standbilder der Apostel Petrus und Paulus, nach denen die Kirche ihren Namen führt. Das Innere der Kirche macht mit seinen Wandmalereien und den kunstvollen Schnitzereien an Altar, Kanzel und Orgel einen sehr freundlichen Eindruck. Das prächtige Altarbild (Christi Himmelfahrt) ist von dem Historienmaler L. Otto in Dresden gemalt. Von ihm stammen auch die in Holzschnittart gemalten Bilder an der Kanzel (Jesus im Gespräch mit Nikodemus und im Hause der Martha und Maria), und die Entwürfe zu den bunten Altarfenstern (Christi Fußwaschung und Kreuztragung). Bei der trefflichen Akustik der Kirche kommt sowohl der Gesang, als auch die von Gebr. Jehmlich in Dresden erbaute Orgel sehr zur Geltung. In der Taufkapelle links vom Altar befindet sich der 1718 aus Sandstein gefertigte eigenartige Taufstein, der früher in der alten Kirche stand.

Wir wenden uns nun wieder nach der Hauptstraße und kommen am Rathause vorüber, hinter dem sich die "Lachen" in die Felder ziehen. Sie sind nebst dem Dorfteiche die letzten Überreste eines alten Elblaufes und bildeten bis 1554 die Grenzen von Coswig. Der Teil des Ortes, den wir jetzt bis zur Kreuzung der Hauptstraße mit der Weinböhlaer Straße begehen, dankt seine Entstehung dem Vater August, der 1554 die Einwohner des Dorfes Kreyern bei Moritzburg, dessen Gemarkungen er zu seinen Waldungen schlug, zum Teil hier, zum Teil in Weinböhla und Zaschendorf, ansiedelte. Hier steht das Kellerhaus,

Von hier wenden wir uns zu der inmitten wohlgepflegter Anlagen stehenden neuen Peter-Paul-Kirche, durch die sich das heutige Geschlecht ein Denkmal seiner Tatkraft, Opferfreudigkeit und seines Gemeinsinns errichtet hat. Sie ist nach den Plänen des Architekten Kandler in Dresden, im Stil der deutschen Renaissance aus Sandstein erbaut. In dem 60 m hohen Turm befindet sich ein schönes von Bierling in Dresden gegossenes vierstimmiges Geläut (H. D. Fis. A.). An dem aus Rochlitzer Porphyr gefertigten Portale erblickt man ein von Weinhold in Dresden in Sandstein gehaunes Bild (Christus, die Mühseligen und Beladenen segnend), an den beiden vorderen Turmkanten die Standbilder der Apostel Petrus und Paulus, nach denen die Kirche ihren Namen führt. Das Innere der Kirche macht mit seinen Wandmalereien und den kunstvollen Schnitzereien an Altar, Kanzel und Orgel einen sehr freundlichen Eindruck. Das prächtige Altarbild (Christi Himmelfahrt) ist von dem Historienmaler L. Otto in Dresden gemalt. Von ihm stammen auch die in Holzschnittart gemalten Bilder an der Kanzel (Jesus im Gespräch mit Nikodemus und im Hause der Martha und Maria), und die Entwürfe zu den bunten Altarfenstern (Christi Fußwaschung und Kreuztragung). Bei der trefflichen Akustik der Kirche kommt sowohl der Gesang, als auch die von Gebr. Jehmlich in Dresden erbaute Orgel sehr zur Geltung. In der Taufkapelle links vom Altar befindet sich der 1718 aus Sandstein gefertigte eigenartige Taufstein, der früher in der alten Kirche stand.

Wir wenden uns nun wieder nach der Hauptstraße und kommen am Rathause vorüber, hinter dem sich die „Lachen“ in die Felder ziehen. Sie sind nebst dem Dorfteiche die letzten Überreste eines alten Elblaufes und bildeten bis 1554 die Grenzen von Coswig. Der Teil des Ortes, den wir jetzt bis zur Kreuzung der Hauptstraße mit der Weinböhlaer Straße begehen, dankt seine Entstehung dem Vater August, der 1554 die Einwohner des Dorfes Kreyern bei Moritzburg, dessen Gemarkungen er zu seinen Waldungen schlug, zum Teil hier, zum Teil in Weinböhla und Zaschendorf, ansiedelte. Hier steht das Kellerhaus,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0019" n="19"/>
            <p>Von hier wenden wir uns zu der inmitten wohlgepflegter Anlagen stehenden <hi rendition="#g">neuen Peter-Paul-Kirche</hi>, durch die sich das heutige Geschlecht ein Denkmal seiner Tatkraft, Opferfreudigkeit und seines Gemeinsinns errichtet hat. Sie ist nach den Plänen des Architekten Kandler in Dresden, im Stil der deutschen Renaissance aus Sandstein erbaut. In dem 60 m hohen Turm befindet sich ein schönes von Bierling in Dresden gegossenes vierstimmiges Geläut (H. D. Fis. A.). An dem aus Rochlitzer Porphyr gefertigten Portale erblickt man ein von Weinhold in Dresden in Sandstein gehaunes Bild (Christus, die Mühseligen und Beladenen segnend), an den beiden vorderen Turmkanten die Standbilder der Apostel Petrus und Paulus, nach denen die Kirche ihren Namen führt. Das Innere der Kirche macht mit seinen Wandmalereien und den kunstvollen Schnitzereien an Altar, Kanzel und Orgel einen sehr freundlichen Eindruck. Das prächtige Altarbild (Christi Himmelfahrt) ist von dem Historienmaler L. Otto in Dresden gemalt. Von ihm stammen auch die in Holzschnittart gemalten Bilder an der Kanzel (Jesus im Gespräch mit Nikodemus und im Hause der Martha und Maria), und die Entwürfe zu den bunten Altarfenstern (Christi Fußwaschung und Kreuztragung). Bei der trefflichen Akustik der Kirche kommt sowohl der Gesang, als auch die von Gebr. Jehmlich in Dresden erbaute Orgel sehr zur Geltung. In der Taufkapelle links vom Altar befindet sich der 1718 aus Sandstein gefertigte eigenartige Taufstein, der früher in der alten Kirche stand.</p>
            <p>Wir wenden uns nun wieder nach der <hi rendition="#g">Hauptstraße</hi> und kommen am <hi rendition="#g">Rathause</hi> vorüber, hinter dem sich die &#x201E;Lachen&#x201C; in die Felder ziehen. Sie sind nebst dem Dorfteiche die letzten Überreste eines alten Elblaufes und bildeten bis 1554 die Grenzen von Coswig. Der Teil des Ortes, den wir jetzt bis zur Kreuzung der Hauptstraße mit der Weinböhlaer Straße begehen, dankt seine Entstehung dem Vater August, der 1554 die Einwohner des Dorfes Kreyern bei Moritzburg, dessen Gemarkungen er zu seinen Waldungen schlug, zum Teil hier, zum Teil in Weinböhla und Zaschendorf, ansiedelte. Hier steht das <hi rendition="#g">Kellerhaus</hi>,
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[19/0019] Von hier wenden wir uns zu der inmitten wohlgepflegter Anlagen stehenden neuen Peter-Paul-Kirche, durch die sich das heutige Geschlecht ein Denkmal seiner Tatkraft, Opferfreudigkeit und seines Gemeinsinns errichtet hat. Sie ist nach den Plänen des Architekten Kandler in Dresden, im Stil der deutschen Renaissance aus Sandstein erbaut. In dem 60 m hohen Turm befindet sich ein schönes von Bierling in Dresden gegossenes vierstimmiges Geläut (H. D. Fis. A.). An dem aus Rochlitzer Porphyr gefertigten Portale erblickt man ein von Weinhold in Dresden in Sandstein gehaunes Bild (Christus, die Mühseligen und Beladenen segnend), an den beiden vorderen Turmkanten die Standbilder der Apostel Petrus und Paulus, nach denen die Kirche ihren Namen führt. Das Innere der Kirche macht mit seinen Wandmalereien und den kunstvollen Schnitzereien an Altar, Kanzel und Orgel einen sehr freundlichen Eindruck. Das prächtige Altarbild (Christi Himmelfahrt) ist von dem Historienmaler L. Otto in Dresden gemalt. Von ihm stammen auch die in Holzschnittart gemalten Bilder an der Kanzel (Jesus im Gespräch mit Nikodemus und im Hause der Martha und Maria), und die Entwürfe zu den bunten Altarfenstern (Christi Fußwaschung und Kreuztragung). Bei der trefflichen Akustik der Kirche kommt sowohl der Gesang, als auch die von Gebr. Jehmlich in Dresden erbaute Orgel sehr zur Geltung. In der Taufkapelle links vom Altar befindet sich der 1718 aus Sandstein gefertigte eigenartige Taufstein, der früher in der alten Kirche stand. Wir wenden uns nun wieder nach der Hauptstraße und kommen am Rathause vorüber, hinter dem sich die „Lachen“ in die Felder ziehen. Sie sind nebst dem Dorfteiche die letzten Überreste eines alten Elblaufes und bildeten bis 1554 die Grenzen von Coswig. Der Teil des Ortes, den wir jetzt bis zur Kreuzung der Hauptstraße mit der Weinböhlaer Straße begehen, dankt seine Entstehung dem Vater August, der 1554 die Einwohner des Dorfes Kreyern bei Moritzburg, dessen Gemarkungen er zu seinen Waldungen schlug, zum Teil hier, zum Teil in Weinböhla und Zaschendorf, ansiedelte. Hier steht das Kellerhaus,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-11-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-11-15T13:54:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-11-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/oa_coswig_1906
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/oa_coswig_1906/19
Zitationshilfe: Führer durch Coswig, Kötitz, Neu-Coswig und Umgegend. Kötzschenbroda-Dresden, 1906, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oa_coswig_1906/19>, abgerufen am 21.11.2024.