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[N. N.]: Der berühmte Ertz-Dieb und Strassen-Räuber Cartouche. Leipzig, 1722.

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Gegen 9. Uhr aber kam Befehl, daß 3. Räder wieder weggenom-
men werden solten, weil etliche von denjenigen, an denen die Execution
vollzogen werden sollen, auf der nochmahligen Tortur, noch mehr andere
angegeben. Die Execution verzohe sich hierdurch biß in die Nacht, da
ein Goldschmidts-Sohn, ein junger Mensch von 22. Jahren auf den
Richt-Platz gebracht und bey brennenden Fackeln gerädert wurde.
Wie dieses geschehen, wurden auch der Wirth und die Wirthen desjeni-
gen Diebs-Winckels, wo Cartouche ergriffen worden, an beyde Galgen
aufgehencket und die Execution vor diesen Tag geendiget.

Unter den Angegebenen sollen sich auch ein Commissarius von einer
alten ansehnlichen Adelichen Familie, auch einige andre Personen von
Distinction befinden, die man aber wohl wird durchschlüpffen lassen.
Seit dem 29. sind mehr als 60. so wohl Manns- als Weibs-Personen zu
Paris in Arrest genommen worden, welche dem Cartouche und seinen
Diebs-Gesellen dadurch Vorschub gethan, daß sie Knechte und Mägde
durch Bestechungen zu bewegen gesuchet, die Wohnungen ihrer Herr-
schafften offen zu lassen, damit sie ihre Diebs-Profession des Nachts in
selbigen exerciren könten.

Hiernechst hat man aus des Cartouche gefundenen Schrifften er-
sehen, daß er nach Etampe, Meaux und an andre Orte eine starcke Cor-
respondenz
geführet, Diebstähle dahin gebracht, Wechsel-Briefe davor
gezogen, und einen rechten Wechsel-Handel damit getrieben; Es haben
aber dergleichen Banquiers nunmehro schlechten Lohn zu erwarten. Es
sind auch in unterschiedene Provintzen des Reichs Befehle gesendet
worden, sich daselbst derer von Cartouchen und seinen Cameraden ange-
gebenen Räuber und Diebe zu bemächtigen. Ja selbst von Paris hat
man ein starckes Commando in den nach Meaux zu gelegenen Wald ge-
sendet, die daselbst befindlichen Räuber und Diebe aufzuheben; Allein
diese haben sich dergestalt gewehret, daß sich die Archiers mit Verlust von
3. Personen zurück ziehen und leer wieder nach Paris zurück marchi-
ren müssen.

Sonsten hat man auch den Lieutenant des Cartouche, Namens
Pelißier, welcher sich über der Theilung eines Strassen-Raubs mit ei-

nem
C 2

Gegen 9. Uhr aber kam Befehl, daß 3. Raͤder wieder weggenom-
men werden ſolten, weil etliche von denjenigen, an denen die Execution
vollzogen werden ſollen, auf der nochmahligen Tortur, noch mehr andere
angegeben. Die Execution verzohe ſich hierdurch biß in die Nacht, da
ein Goldſchmidts-Sohn, ein junger Menſch von 22. Jahren auf den
Richt-Platz gebracht und bey brennenden Fackeln geraͤdert wurde.
Wie dieſes geſchehen, wurden auch der Wirth und die Wirthen desjeni-
gen Diebs-Winckels, wo Cartouche ergriffen worden, an beyde Galgen
aufgehencket und die Execution vor dieſen Tag geendiget.

Unter den Angegebenen ſollen ſich auch ein Commiſſarius von einer
alten anſehnlichen Adelichen Familie, auch einige andre Perſonen von
Diſtinction befinden, die man aber wohl wird durchſchluͤpffen laſſen.
Seit dem 29. ſind mehr als 60. ſo wohl Manns- als Weibs-Perſonen zu
Paris in Arreſt genommen worden, welche dem Cartouche und ſeinen
Diebs-Geſellen dadurch Vorſchub gethan, daß ſie Knechte und Maͤgde
durch Beſtechungen zu bewegen geſuchet, die Wohnungen ihrer Herr-
ſchafften offen zu laſſen, damit ſie ihre Diebs-Profeſſion des Nachts in
ſelbigen exerciren koͤnten.

Hiernechſt hat man aus des Cartouche gefundenen Schrifften er-
ſehen, daß er nach Etampe, Meaux und an andre Orte eine ſtarcke Cor-
reſpondenz
gefuͤhret, Diebſtaͤhle dahin gebracht, Wechſel-Briefe davor
gezogen, und einen rechten Wechſel-Handel damit getrieben; Es haben
aber dergleichen Banquiers nunmehro ſchlechten Lohn zu erwarten. Es
ſind auch in unterſchiedene Provintzen des Reichs Befehle geſendet
worden, ſich daſelbſt derer von Cartouchen und ſeinen Cameraden ange-
gebenen Raͤuber und Diebe zu bemaͤchtigen. Ja ſelbſt von Paris hat
man ein ſtarckes Commando in den nach Meaux zu gelegenen Wald ge-
ſendet, die daſelbſt befindlichen Raͤuber und Diebe aufzuheben; Allein
dieſe haben ſich dergeſtalt gewehret, daß ſich die Archiers mit Verluſt von
3. Perſonen zuruͤck ziehen und leer wieder nach Paris zuruͤck marchi-
ren muͤſſen.

Sonſten hat man auch den Lieutenant des Cartouche, Namens
Pelißier, welcher ſich uͤber der Theilung eines Straſſen-Raubs mit ei-

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[19/0025] Gegen 9. Uhr aber kam Befehl, daß 3. Raͤder wieder weggenom- men werden ſolten, weil etliche von denjenigen, an denen die Execution vollzogen werden ſollen, auf der nochmahligen Tortur, noch mehr andere angegeben. Die Execution verzohe ſich hierdurch biß in die Nacht, da ein Goldſchmidts-Sohn, ein junger Menſch von 22. Jahren auf den Richt-Platz gebracht und bey brennenden Fackeln geraͤdert wurde. Wie dieſes geſchehen, wurden auch der Wirth und die Wirthen desjeni- gen Diebs-Winckels, wo Cartouche ergriffen worden, an beyde Galgen aufgehencket und die Execution vor dieſen Tag geendiget. Unter den Angegebenen ſollen ſich auch ein Commiſſarius von einer alten anſehnlichen Adelichen Familie, auch einige andre Perſonen von Diſtinction befinden, die man aber wohl wird durchſchluͤpffen laſſen. Seit dem 29. ſind mehr als 60. ſo wohl Manns- als Weibs-Perſonen zu Paris in Arreſt genommen worden, welche dem Cartouche und ſeinen Diebs-Geſellen dadurch Vorſchub gethan, daß ſie Knechte und Maͤgde durch Beſtechungen zu bewegen geſuchet, die Wohnungen ihrer Herr- ſchafften offen zu laſſen, damit ſie ihre Diebs-Profeſſion des Nachts in ſelbigen exerciren koͤnten. Hiernechſt hat man aus des Cartouche gefundenen Schrifften er- ſehen, daß er nach Etampe, Meaux und an andre Orte eine ſtarcke Cor- reſpondenz gefuͤhret, Diebſtaͤhle dahin gebracht, Wechſel-Briefe davor gezogen, und einen rechten Wechſel-Handel damit getrieben; Es haben aber dergleichen Banquiers nunmehro ſchlechten Lohn zu erwarten. Es ſind auch in unterſchiedene Provintzen des Reichs Befehle geſendet worden, ſich daſelbſt derer von Cartouchen und ſeinen Cameraden ange- gebenen Raͤuber und Diebe zu bemaͤchtigen. Ja ſelbſt von Paris hat man ein ſtarckes Commando in den nach Meaux zu gelegenen Wald ge- ſendet, die daſelbſt befindlichen Raͤuber und Diebe aufzuheben; Allein dieſe haben ſich dergeſtalt gewehret, daß ſich die Archiers mit Verluſt von 3. Perſonen zuruͤck ziehen und leer wieder nach Paris zuruͤck marchi- ren muͤſſen. Sonſten hat man auch den Lieutenant des Cartouche, Namens Pelißier, welcher ſich uͤber der Theilung eines Straſſen-Raubs mit ei- nem C 2

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Zitationshilfe: [N. N.]: Der berühmte Ertz-Dieb und Strassen-Räuber Cartouche. Leipzig, 1722, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oa_cartouche_1722/25>, abgerufen am 24.11.2024.