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Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 3. Osnabrück, 1687.

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Sie leben von Bienen und Honig/ essen gerne Zucker/ Feigen/ und andre Süssigkeit/ daher sie Honig- oder Zuckerfresser genannt werden: Sie nehmen auch vor lieb mit den Heüschrecken/ so dann auch Kletten-wild Petersilgen-Rüb-Saamen und Weitzen: Ihre Nester machen sie in Löchern/ die bißweilen 5. oder 6. Ellen tieff sind/ bringen auch 6. oder 7. Jungen auß. Sie fliegen bey Schaaren/ und solches öffters umb die Berge/ da viel Quendel wächset: Da andre Vögel über sich nachdem Gesichte gekehret fliegen/ verrichten diese ihren Flug hinter sich nach dem Schwantz zu. Ihre Stimme ist grül grürü ürubül/ welche dann laut/ und weit gehöret werden kan. Sie bleiben nicht an einem Orthe/ und bringen ihre Jungen von einer stätte an eine andre/ damit sie nicht gefangen werden. Die Jungen (wie Aristoteles meldet) sind den Alten hinwiederumb auffwärtig/ welche sie/ so bald es ihr Alter erleiden wil/ ernehren/ und zur Vergeltung Speisezuführen.

Der Widhopff ist an Grösse einer Wachtel gleich/ und aschfarbig weiß und schwärtzlich: hat einen schwartzen/ runden/ langen/ etwas gekrümten/ und an der seiten stachen Schnabel: auff seinem Kopff stehen 26. Federn auff gericht empor/ deren je eine von der andren eines Fingersbreit gesetzet/ gehen beym Schnabel an/ und mitten über den Kopff her/ und kan der Vogel selbige/ nach seinem Gefallen/ auffrichten oder einziehen/ dahero wird er von den Poeten Vittata avis, der Vogel mit der Hauben/ genennet. Solche bewegung geschiehet vermittelst eines gewissen Gliedes/ so zwischen dem Anfang des Schnabels und der Hauben des Kopffs an einem hohlen Orth gelegen/ welches von des zopffs Ende / und fleischigem Anfang der Stirnen seinen Ursprung hat/ und sich oberhalb der Naselöcher wiederumb endiget. Hat eine kleine Zunge/ am Anfang breit/ am Ende scharff/ und dreyeckig. Nach Aristotelis Bericht/ hält sich der Widhopff in Bergen/ und Wäldern auff. Isidorus hingegen vermeldet/ daß er sich in Todtengräbern und heimlichen Gemächern mehrentheils befindet. Sonsten gibt die Erfahrung/ daß sie selten auff Bäumen/ sondern mehrentheils auff der Erden / und im Koth sitzend angetroffen werden. Sie verbergen sich die meiste Zeit im Jahr in die Enge der Berge/ und Löcher der Bäume/ weßwegen sie im Frühling Federloß gefunden werden.

Sie essen Myrthusbeerlein/ Würme/ Fliegen/ Mücken/ und Weintrauben/ und die zwar so überflüssig/ daß sie da von truncken werden. Sie nisten in den Hügeln der Pfützen und Süm-

Sie leben von Bienen und Honig/ essen gerne Zucker/ Feigen/ und andre Süssigkeit/ daher sie Honig- oder Zuckerfresser genannt werden: Sie nehmen auch vor lieb mit den Heüschrecken/ so dann auch Kletten-wild Petersilgen-Rüb-Saamen und Weitzen: Ihre Nester machen sie in Löchern/ die bißweilen 5. oder 6. Ellen tieff sind/ bringen auch 6. oder 7. Jungen auß. Sie fliegen bey Schaaren/ und solches öffters umb die Berge/ da viel Quendel wächset: Da andre Vögel über sich nachdem Gesichte gekehret fliegen/ verrichten diese ihren Flug hinter sich nach dem Schwantz zu. Ihre Stimme ist grül grürü ürubül/ welche dann laut/ und weit gehöret werden kan. Sie bleiben nicht an einem Orthe/ und bringen ihre Jungen von einer stätte an eine andre/ damit sie nicht gefangen werden. Die Jungen (wie Aristoteles meldet) sind den Alten hinwiederumb auffwärtig/ welche sie/ so bald es ihr Alter erleiden wil/ ernehren/ und zur Vergeltung Speisezuführen.

Der Widhopff ist an Grösse einer Wachtel gleich/ und aschfarbig weiß und schwärtzlich: hat einen schwartzen/ runden/ langen/ etwas gekrümten/ und an der seiten stachen Schnabel: auff seinem Kopff stehen 26. Federn auff gericht empor/ deren je eine von der andren eines Fingersbreit gesetzet/ gehen beym Schnabel an/ und mitten über den Kopff her/ und kan der Vogel selbige/ nach seinem Gefallen/ auffrichten oder einziehen/ dahero wird er von den Poëten Vittata avis, der Vogel mit der Hauben/ genennet. Solche bewegung geschiehet vermittelst eines gewissen Gliedes/ so zwischen dem Anfang des Schnabels und der Hauben des Kopffs an einem hohlen Orth gelegen/ welches von des zopffs Ende / und fleischigem Anfang der Stirnen seinen Ursprung hat/ und sich oberhalb der Naselöcher wiederumb endiget. Hat eine kleine Zunge/ am Anfang breit/ am Ende scharff/ und dreyeckig. Nach Aristotelis Bericht/ hält sich der Widhopff in Bergen/ und Wäldern auff. Isidorus hingegen vermeldet/ daß er sich in Todtengräbern und heimlichen Gemächern mehrentheils befindet. Sonsten gibt die Erfahrung/ daß sie selten auff Bäumen/ sondern mehrentheils auff der Erden / und im Koth sitzend angetroffen werden. Sie verbergen sich die meiste Zeit im Jahr in die Enge der Berge/ und Löcher der Bäume/ weßwegen sie im Frühling Federloß gefunden werden.

Sie essen Myrthusbeerlein/ Würme/ Fliegen/ Mücken/ und Weintrauben/ und die zwar so überflüssig/ daß sie da von truncken werden. Sie nisten in den Hügeln der Pfützen und Süm-

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[222/0086] Sie leben von Bienen und Honig/ essen gerne Zucker/ Feigen/ und andre Süssigkeit/ daher sie Honig- oder Zuckerfresser genannt werden: Sie nehmen auch vor lieb mit den Heüschrecken/ so dann auch Kletten-wild Petersilgen-Rüb-Saamen und Weitzen: Ihre Nester machen sie in Löchern/ die bißweilen 5. oder 6. Ellen tieff sind/ bringen auch 6. oder 7. Jungen auß. Sie fliegen bey Schaaren/ und solches öffters umb die Berge/ da viel Quendel wächset: Da andre Vögel über sich nachdem Gesichte gekehret fliegen/ verrichten diese ihren Flug hinter sich nach dem Schwantz zu. Ihre Stimme ist grül grürü ürubül/ welche dann laut/ und weit gehöret werden kan. Sie bleiben nicht an einem Orthe/ und bringen ihre Jungen von einer stätte an eine andre/ damit sie nicht gefangen werden. Die Jungen (wie Aristoteles meldet) sind den Alten hinwiederumb auffwärtig/ welche sie/ so bald es ihr Alter erleiden wil/ ernehren/ und zur Vergeltung Speisezuführen. Der Widhopff ist an Grösse einer Wachtel gleich/ und aschfarbig weiß und schwärtzlich: hat einen schwartzen/ runden/ langen/ etwas gekrümten/ und an der seiten stachen Schnabel: auff seinem Kopff stehen 26. Federn auff gericht empor/ deren je eine von der andren eines Fingersbreit gesetzet/ gehen beym Schnabel an/ und mitten über den Kopff her/ und kan der Vogel selbige/ nach seinem Gefallen/ auffrichten oder einziehen/ dahero wird er von den Poëten Vittata avis, der Vogel mit der Hauben/ genennet. Solche bewegung geschiehet vermittelst eines gewissen Gliedes/ so zwischen dem Anfang des Schnabels und der Hauben des Kopffs an einem hohlen Orth gelegen/ welches von des zopffs Ende / und fleischigem Anfang der Stirnen seinen Ursprung hat/ und sich oberhalb der Naselöcher wiederumb endiget. Hat eine kleine Zunge/ am Anfang breit/ am Ende scharff/ und dreyeckig. Nach Aristotelis Bericht/ hält sich der Widhopff in Bergen/ und Wäldern auff. Isidorus hingegen vermeldet/ daß er sich in Todtengräbern und heimlichen Gemächern mehrentheils befindet. Sonsten gibt die Erfahrung/ daß sie selten auff Bäumen/ sondern mehrentheils auff der Erden / und im Koth sitzend angetroffen werden. Sie verbergen sich die meiste Zeit im Jahr in die Enge der Berge/ und Löcher der Bäume/ weßwegen sie im Frühling Federloß gefunden werden. Sie essen Myrthusbeerlein/ Würme/ Fliegen/ Mücken/ und Weintrauben/ und die zwar so überflüssig/ daß sie da von truncken werden. Sie nisten in den Hügeln der Pfützen und Süm-

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Zitationshilfe: Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 3. Osnabrück, 1687, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz03_1678/86>, abgerufen am 05.12.2024.