Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 3. Osnabrück, 1687.auch/ daß sie Würme essen: Weil sie aber nur einen Hungerdarm haben/ wird in ihrem Leibe gemeiniglich nichts gefunden: Sie fliegen auch anderstwohin/ dann in Franckreich werden sie im Frühling wenig/ und im Sommer gar nicht gefunden: Im Fliegen/ welches zum wenigsten bey fünffzigen geschiehet/ folgen sie allezeit dem Wind/ und fliegen nicht gegen Wind; des Nachts hält sich jeder vor sich allein/ des Morgens frühe siehet man sie hier und da etwa auf eine viertheil oder halbe Stunde von einander in die Ründe zerstreuet/ locken einander mit pfeiffen/ gehorchen einem auß ihrem Hauffen/ gleich wie ihrem Könige/ welchen die Vogelsteller den Schreyer nennen/ kommen also von allen Orthen und Enden wieder zusammen. Sie werden unter die besten Leckerbißlein gezählet/ dergestalt/ daß an gewissen Orthen zum Sprichwort von einem Weichling und Leckermaul gesagt wird/ er sey mit keinem Hortulanen begnüget. Wann man sie zum Braten zurichten will / werden sie nicht außgenommen/ sondern mit dem Eingeweid an den Brat-Spieß gestecket. Die Schwalben anlangend/ nachdem selbige längst den Gassen/ Strassen/ Flüssen / und Ströhmen/ bald hoch/ bald niedrig an der Erden/ mit grosser Geschwindigkeit oben und umß unß herumb fleugt/ ist sie/ ihrer Beschaffenheit und Federn nach/ auch den kleinen Kindern unsers Orthes bekant: Sie werden in allen Landen gefunden/ außgenommen in der Stadt Theba, weil solche so offt erobert und zerstöret ist/ und zu Bizia in der Landschafft Thracien/ wegen deß Thereus Unthat welcher seine Geschwey beschlaffen/ und selbiger hernach die Zunge außschnitte/ damit solche abscheüliche That nicht an den Tag kommen möchte. Die Schwalben haben unter allen andren fleischfressenden Vögeln/ keine krumme Klauen-In AEgypten bleiben sie über Winter: Von unß aber weichen sie umb solche Zeit an wärmere Örther/ solches geschiehet im Semptember und October. Man hat offtmals viel nackende und federlose in den warmen Schlufftlöchern der Berge gefunden. In einem Walde Hoch-Teutschlandes ist ein hohler Eichbaum umgehauen worden/ welcher inwendig voller Schwalben gewesen: In den mittnächtigen Ländern versamlen sie sich in das Schilff/ und werden offtmals von den Fischern/ bey gantzen Klumpen zusammen gerollet liegend/ heraußgezogen / in warme Badstuben gebracht/ und auffgetanet/ da sie dann wieder lebendig worden/ und herumbgeflogen: haben aber nicht lange darnach gelebet. auch/ daß sie Würme essen: Weil sie aber nur einen Hungerdarm haben/ wird in ihrem Leibe gemeiniglich nichts gefunden: Sie fliegen auch anderstwohin/ dann in Franckreich werden sie im Frühling wenig/ und im Sommer gar nicht gefunden: Im Fliegen/ welches zum wenigsten bey fünffzigen geschiehet/ folgen sie allezeit dem Wind/ und fliegen nicht gegen Wind; des Nachts hält sich jeder vor sich allein/ des Morgens frühe siehet man sie hier und da etwa auf eine viertheil oder halbe Stunde von einander in die Ründe zerstreuet/ locken einander mit pfeiffen/ gehorchen einem auß ihrem Hauffen/ gleich wie ihrem Könige/ welchen die Vogelsteller den Schreyer nennen/ kommen also von allen Orthen und Enden wieder zusammen. Sie werden unter die besten Leckerbißlein gezählet/ dergestalt/ daß an gewissen Orthen zum Sprichwort von einem Weichling und Leckermaul gesagt wird/ er sey mit keinem Hortulanen begnüget. Wañ man sie zum Braten zurichten will / werden sie nicht außgenom̃en/ sondern mit dem Eingeweid an den Brat-Spieß gestecket. Die Schwalben anlangend/ nachdem selbige längst den Gassen/ Strassen/ Flüssen / und Ströhmen/ bald hoch/ bald niedrig an der Erden/ mit grosser Geschwindigkeit oben und umß unß herumb fleugt/ ist sie/ ihrer Beschaffenheit und Federn nach/ auch den kleinen Kindern unsers Orthes bekant: Sie werden in allen Landen gefunden/ außgenommen in der Stadt Theba, weil solche so offt erobert und zerstöret ist/ und zu Bizia in der Landschafft Thracien/ wegen deß Thereus Unthat welcher seine Geschwey beschlaffen/ und selbiger hernach die Zunge außschnitte/ damit solche abscheüliche That nicht an den Tag kommen möchte. Die Schwalben haben unter allen andren fleischfressenden Vögeln/ keine krumme Klauen-In AEgypten bleiben sie über Winter: Von unß aber weichen sie umb solche Zeit an wärmere Örther/ solches geschiehet im Semptember und October. Man hat offtmals viel nackende und federlose in den warmen Schlufftlöchern der Berge gefunden. In einem Walde Hoch-Teutschlandes ist ein hohler Eichbaum umgehauen worden/ welcher inwendig voller Schwalben gewesen: In den mittnächtigen Ländern versamlen sie sich in das Schilff/ und werden offtmals von den Fischern/ bey gantzen Klumpen zusammen gerollet liegend/ heraußgezogen / in warme Badstuben gebracht/ und auffgetanet/ da sie dann wieder lebendig worden/ und herumbgeflogen: haben aber nicht lange darnach gelebet. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0083" n="219"/> auch/ daß sie Würme essen: Weil sie aber nur einen Hungerdarm haben/ wird in ihrem Leibe gemeiniglich nichts gefunden: Sie fliegen auch anderstwohin/ dann in Franckreich werden sie im Frühling wenig/ und im Sommer gar nicht gefunden: Im Fliegen/ welches zum wenigsten bey fünffzigen geschiehet/ folgen sie allezeit dem Wind/ und fliegen nicht gegen Wind; des Nachts hält sich jeder vor sich allein/ des Morgens frühe siehet man sie hier und da etwa auf eine viertheil oder halbe Stunde von einander in die Ründe zerstreuet/ locken einander mit pfeiffen/ gehorchen einem auß ihrem Hauffen/ gleich wie ihrem Könige/ welchen die Vogelsteller den Schreyer nennen/ kommen also von allen Orthen und Enden wieder zusammen.</p> <p>Sie werden unter die besten Leckerbißlein gezählet/ dergestalt/ daß an gewissen Orthen zum Sprichwort von einem Weichling und Leckermaul gesagt wird/ er sey mit keinem Hortulanen begnüget. Wañ man sie zum Braten zurichten will / werden sie nicht außgenom̃en/ sondern mit dem Eingeweid an den Brat-Spieß gestecket.</p> <p>Die Schwalben anlangend/ nachdem selbige längst den Gassen/ Strassen/ Flüssen / und Ströhmen/ bald hoch/ bald niedrig an der Erden/ mit grosser Geschwindigkeit oben und umß unß herumb fleugt/ ist sie/ ihrer Beschaffenheit und Federn nach/ auch den kleinen Kindern unsers Orthes bekant: Sie werden in allen Landen gefunden/ außgenommen in der Stadt Theba, weil solche so offt erobert und zerstöret ist/ und zu Bizia in der Landschafft Thracien/ wegen deß Thereus Unthat welcher seine Geschwey beschlaffen/ und selbiger hernach die Zunge außschnitte/ damit solche abscheüliche That nicht an den Tag kommen möchte. Die Schwalben haben unter allen andren fleischfressenden Vögeln/ keine krumme Klauen-In AEgypten bleiben sie über Winter: Von unß aber weichen sie umb solche Zeit an wärmere Örther/ solches geschiehet im Semptember und October. Man hat offtmals viel nackende und federlose in den warmen Schlufftlöchern der Berge gefunden. In einem Walde Hoch-Teutschlandes ist ein hohler Eichbaum umgehauen worden/ welcher inwendig voller Schwalben gewesen: In den mittnächtigen Ländern versamlen sie sich in das Schilff/ und werden offtmals von den Fischern/ bey gantzen Klumpen zusammen gerollet liegend/ heraußgezogen / in warme Badstuben gebracht/ und auffgetanet/ da sie dann wieder lebendig worden/ und herumbgeflogen: haben aber nicht lange darnach gelebet.</p> </div> </body> </text> </TEI> [219/0083]
auch/ daß sie Würme essen: Weil sie aber nur einen Hungerdarm haben/ wird in ihrem Leibe gemeiniglich nichts gefunden: Sie fliegen auch anderstwohin/ dann in Franckreich werden sie im Frühling wenig/ und im Sommer gar nicht gefunden: Im Fliegen/ welches zum wenigsten bey fünffzigen geschiehet/ folgen sie allezeit dem Wind/ und fliegen nicht gegen Wind; des Nachts hält sich jeder vor sich allein/ des Morgens frühe siehet man sie hier und da etwa auf eine viertheil oder halbe Stunde von einander in die Ründe zerstreuet/ locken einander mit pfeiffen/ gehorchen einem auß ihrem Hauffen/ gleich wie ihrem Könige/ welchen die Vogelsteller den Schreyer nennen/ kommen also von allen Orthen und Enden wieder zusammen.
Sie werden unter die besten Leckerbißlein gezählet/ dergestalt/ daß an gewissen Orthen zum Sprichwort von einem Weichling und Leckermaul gesagt wird/ er sey mit keinem Hortulanen begnüget. Wañ man sie zum Braten zurichten will / werden sie nicht außgenom̃en/ sondern mit dem Eingeweid an den Brat-Spieß gestecket.
Die Schwalben anlangend/ nachdem selbige längst den Gassen/ Strassen/ Flüssen / und Ströhmen/ bald hoch/ bald niedrig an der Erden/ mit grosser Geschwindigkeit oben und umß unß herumb fleugt/ ist sie/ ihrer Beschaffenheit und Federn nach/ auch den kleinen Kindern unsers Orthes bekant: Sie werden in allen Landen gefunden/ außgenommen in der Stadt Theba, weil solche so offt erobert und zerstöret ist/ und zu Bizia in der Landschafft Thracien/ wegen deß Thereus Unthat welcher seine Geschwey beschlaffen/ und selbiger hernach die Zunge außschnitte/ damit solche abscheüliche That nicht an den Tag kommen möchte. Die Schwalben haben unter allen andren fleischfressenden Vögeln/ keine krumme Klauen-In AEgypten bleiben sie über Winter: Von unß aber weichen sie umb solche Zeit an wärmere Örther/ solches geschiehet im Semptember und October. Man hat offtmals viel nackende und federlose in den warmen Schlufftlöchern der Berge gefunden. In einem Walde Hoch-Teutschlandes ist ein hohler Eichbaum umgehauen worden/ welcher inwendig voller Schwalben gewesen: In den mittnächtigen Ländern versamlen sie sich in das Schilff/ und werden offtmals von den Fischern/ bey gantzen Klumpen zusammen gerollet liegend/ heraußgezogen / in warme Badstuben gebracht/ und auffgetanet/ da sie dann wieder lebendig worden/ und herumbgeflogen: haben aber nicht lange darnach gelebet.
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Zitationshilfe: | Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 3. Osnabrück, 1687, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz03_1678/83>, abgerufen am 21.02.2025. |