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Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 3. Osnabrück, 1687.

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Graß in runder Form, leget im Meyen offtmahls fünffe/ bißweilen auch 7. grüne mit kleinen Stippen unterschiedene Eyer/ und wann sie mit einem Finger angerühret werden/ lässet sie dieselbe unaußgebrütet liegen.

Diese ist groß/ obenher gantz Asch-Farb/ im übrigen aber weißlicht und Aschfarbig durcheinander eingesprenget: Der Zopff ist mit schwartzen Stippen geflecket.

Der Guckauch ist nach Aristotelis Lehre/ vom Geschlecht des Habichts/ wie er dann demselben etlicher massen gleichet: Plinius hingegen wiederspricht solches / in Ansehung er vom Habicht verfolget und getödtet wird. Es finden sich zweyerley/ so an Grösse unterschieden. Sind an Farbe/ nicht aber an Klauen und Kopff dem Habicht/ sonsten aber der Leibes-Beschaffenheit nach/ mehr der Tauben gleich. Jedoch/ wird niemand/ weiln sie offt gesehen werden/ und wohl bekannt sind/ sonderliche Beschreibung ihrer Gestalt erfordern. Sie werden in allen Ecken und Enden der Welt/ außgenommen Morenland und America, gefimden. Deß Sommers haben sie nach Arth der Vögel/ in dero Neste sie ihre Eyer zulege gedencken/ ihren Auffenthalt auf den Bäumen/ Steinklippen/ und an den Ufern der Ströhme: Deß Winters verstecken sie sich in die Höle der Erden/ Steine und Bäume: Es wird zur Kurtzweil erzehlet/ daß/ als einsmahls ein Blockholtz/ so inwendig hohl/ in den Ofen/ einzuhitzen/ gesteckt worden/ ma[unleserliches Material] einen darinnen verborgenen Guckauch ruffen gehöret.

Sie fressen Fliegen/ Raupen/ Getraide/ und Fleisch; Dahero sagt man/ daß die jungen Guckauche/ der andren Vögel/ so sie außgebrütet/ ihre Jungen ja die Alten selber/ wann sie erstlich erwachsen/ auff fressen.

Er ist kalter Eigenschafft/ und leget zu Zeiten ein oder zwey Eyer/ und solches in der Ringeltauben/ Lerchen/ Gelbfincken/ und absonderlich deß Graßfincken Nest/ welche dieselbe/ nicht aber der Guckauch selber/ entweder wegen seiner natürlichen Kälte/ oder wegen seiner Furchtsamkeit außbrüten. Etliche vermeinen die Ursache/ daß er seine Eyer in frembde Nester lege/ komme daher/ daß ihme aller andren Vögel wieder ihn tragende todt Feindschafft bewust/ und auch die allerkleinste ihn plagen/ deßwegen er sich dieser List gebrauche/ damit sein Geschlecht nicht möge untergehen. Es ist auch eine sonderliche Gattung/ so in den Klippen nistet: Deß Winters/ wann sie sich/ nach Arth der Schwalben und Bären verstecken/ sind sie nackend/ und ohne Federn/ sitzen/ als wann sie gepflückt wä-

Graß in runder Form, leget im Meyen offtmahls fünffe/ bißweilen auch 7. grüne mit kleinen Stippen unterschiedene Eyer/ und wann sie mit einem Finger angerühret werden/ lässet sie dieselbe unaußgebrütet liegen.

Diese ist groß/ obenher gantz Asch-Farb/ im übrigen aber weißlicht und Aschfarbig durcheinander eingesprenget: Der Zopff ist mit schwartzen Stippen geflecket.

Der Guckauch ist nach Aristotelis Lehre/ vom Geschlecht des Habichts/ wie er dann demselben etlicher massen gleichet: Plinius hingegen wiederspricht solches / in Ansehung er vom Habicht verfolget und getödtet wird. Es finden sich zweyerley/ so an Grösse unterschieden. Sind an Farbe/ nicht aber an Klauen und Kopff dem Habicht/ sonsten aber der Leibes-Beschaffenheit nach/ mehr der Tauben gleich. Jedoch/ wird niemand/ weiln sie offt gesehen werden/ und wohl bekannt sind/ sonderliche Beschreibung ihrer Gestalt erfordern. Sie werden in allen Ecken und Enden der Welt/ außgenommen Morenland und America, gefimden. Deß Sommers haben sie nach Arth der Vögel/ in dero Neste sie ihre Eyer zulegë gedencken/ ihren Auffenthalt auf den Bäumen/ Steinklippen/ und an den Ufern der Ströhme: Deß Winters verstecken sie sich in die Höle der Erden/ Steine und Bäume: Es wird zur Kurtzweil erzehlet/ daß/ als einsmahls ein Blockholtz/ so inwendig hohl/ in den Ofen/ einzuhitzen/ gesteckt worden/ ma[unleserliches Material] einen darinnen verborgenen Guckauch ruffen gehöret.

Sie fressen Fliegen/ Raupen/ Getraide/ und Fleisch; Dahero sagt man/ daß die jungen Guckauche/ der andren Vögel/ so sie außgebrütet/ ihre Jungen ja die Alten selber/ wann sie erstlich erwachsen/ auff fressen.

Er ist kalter Eigenschafft/ und leget zu Zeiten ein oder zwey Eyer/ und solches in der Ringeltauben/ Lerchen/ Gelbfincken/ und absonderlich deß Graßfincken Nest/ welche dieselbe/ nicht aber der Guckauch selber/ entweder wegen seiner natürlichen Kälte/ oder wegen seiner Furchtsamkeit außbrüten. Etliche vermeinen die Ursache/ daß er seine Eyer in frembde Nester lege/ komme daher/ daß ihme aller andren Vögel wieder ihn tragende todt Feindschafft bewust/ und auch die allerkleinste ihn plagen/ deßwegen er sich dieser List gebrauche/ damit sein Geschlecht nicht möge untergehen. Es ist auch eine sonderliche Gattung/ so in den Klippen nistet: Deß Winters/ wann sie sich/ nach Arth der Schwalben und Bären verstecken/ sind sie nackend/ und ohne Federn/ sitzen/ als wann sie gepflückt wä-

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Graß in runder Form, leget im Meyen offtmahls fünffe/ bißweilen auch 7. grüne                      mit kleinen Stippen unterschiedene Eyer/ und wann sie mit einem Finger                      angerühret werden/ lässet sie dieselbe unaußgebrütet liegen.</p>
        <p>Diese ist groß/ obenher gantz Asch-Farb/ im übrigen aber weißlicht und                      Aschfarbig durcheinander eingesprenget: Der Zopff ist mit schwartzen Stippen                      geflecket.</p>
        <p>Der Guckauch ist nach Aristotelis Lehre/ vom Geschlecht des Habichts/ wie er                      dann demselben etlicher massen gleichet: Plinius hingegen wiederspricht solches                     / in Ansehung er vom Habicht verfolget und getödtet wird. Es finden sich                      zweyerley/ so an Grösse unterschieden. Sind an Farbe/ nicht aber an Klauen und                      Kopff dem Habicht/ sonsten aber der Leibes-Beschaffenheit nach/ mehr der                      Tauben gleich. Jedoch/ wird niemand/ weiln sie offt gesehen werden/ und wohl                      bekannt sind/ sonderliche Beschreibung ihrer Gestalt erfordern. Sie werden in                      allen Ecken und Enden der Welt/ außgenommen Morenland und America, gefimden.                      Deß Sommers haben sie nach Arth der Vögel/ in dero Neste sie ihre Eyer zulegë                      gedencken/ ihren Auffenthalt auf den Bäumen/ Steinklippen/ und an den Ufern                      der Ströhme: Deß Winters verstecken sie sich in die Höle der Erden/ Steine und                      Bäume: Es wird zur Kurtzweil erzehlet/ daß/ als einsmahls ein Blockholtz/ so                      inwendig hohl/ in den Ofen/ einzuhitzen/ gesteckt worden/ ma<gap reason="illegible"/> einen                      darinnen verborgenen Guckauch ruffen gehöret.</p>
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        <p>Er ist kalter Eigenschafft/ und leget zu Zeiten ein oder zwey Eyer/ und solches                      in der Ringeltauben/ Lerchen/ Gelbfincken/ und absonderlich deß Graßfincken                      Nest/ welche dieselbe/ nicht aber der Guckauch selber/ entweder wegen seiner                      natürlichen Kälte/ oder wegen seiner Furchtsamkeit außbrüten. Etliche vermeinen                      die Ursache/ daß er seine Eyer in frembde Nester lege/ komme daher/ daß ihme                      aller andren Vögel wieder ihn tragende todt Feindschafft bewust/ und auch die                      allerkleinste ihn plagen/ deßwegen er sich dieser List gebrauche/ damit sein                      Geschlecht nicht möge untergehen. Es ist auch eine sonderliche Gattung/ so in                      den Klippen nistet: Deß Winters/ wann sie sich/ nach Arth der Schwalben und                      Bären verstecken/ sind sie nackend/ und ohne Federn/ sitzen/ als wann sie                      gepflückt wä-
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[212/0076] Graß in runder Form, leget im Meyen offtmahls fünffe/ bißweilen auch 7. grüne mit kleinen Stippen unterschiedene Eyer/ und wann sie mit einem Finger angerühret werden/ lässet sie dieselbe unaußgebrütet liegen. Diese ist groß/ obenher gantz Asch-Farb/ im übrigen aber weißlicht und Aschfarbig durcheinander eingesprenget: Der Zopff ist mit schwartzen Stippen geflecket. Der Guckauch ist nach Aristotelis Lehre/ vom Geschlecht des Habichts/ wie er dann demselben etlicher massen gleichet: Plinius hingegen wiederspricht solches / in Ansehung er vom Habicht verfolget und getödtet wird. Es finden sich zweyerley/ so an Grösse unterschieden. Sind an Farbe/ nicht aber an Klauen und Kopff dem Habicht/ sonsten aber der Leibes-Beschaffenheit nach/ mehr der Tauben gleich. Jedoch/ wird niemand/ weiln sie offt gesehen werden/ und wohl bekannt sind/ sonderliche Beschreibung ihrer Gestalt erfordern. Sie werden in allen Ecken und Enden der Welt/ außgenommen Morenland und America, gefimden. Deß Sommers haben sie nach Arth der Vögel/ in dero Neste sie ihre Eyer zulegë gedencken/ ihren Auffenthalt auf den Bäumen/ Steinklippen/ und an den Ufern der Ströhme: Deß Winters verstecken sie sich in die Höle der Erden/ Steine und Bäume: Es wird zur Kurtzweil erzehlet/ daß/ als einsmahls ein Blockholtz/ so inwendig hohl/ in den Ofen/ einzuhitzen/ gesteckt worden/ ma_ einen darinnen verborgenen Guckauch ruffen gehöret. Sie fressen Fliegen/ Raupen/ Getraide/ und Fleisch; Dahero sagt man/ daß die jungen Guckauche/ der andren Vögel/ so sie außgebrütet/ ihre Jungen ja die Alten selber/ wann sie erstlich erwachsen/ auff fressen. Er ist kalter Eigenschafft/ und leget zu Zeiten ein oder zwey Eyer/ und solches in der Ringeltauben/ Lerchen/ Gelbfincken/ und absonderlich deß Graßfincken Nest/ welche dieselbe/ nicht aber der Guckauch selber/ entweder wegen seiner natürlichen Kälte/ oder wegen seiner Furchtsamkeit außbrüten. Etliche vermeinen die Ursache/ daß er seine Eyer in frembde Nester lege/ komme daher/ daß ihme aller andren Vögel wieder ihn tragende todt Feindschafft bewust/ und auch die allerkleinste ihn plagen/ deßwegen er sich dieser List gebrauche/ damit sein Geschlecht nicht möge untergehen. Es ist auch eine sonderliche Gattung/ so in den Klippen nistet: Deß Winters/ wann sie sich/ nach Arth der Schwalben und Bären verstecken/ sind sie nackend/ und ohne Federn/ sitzen/ als wann sie gepflückt wä-

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Zitationshilfe: Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 3. Osnabrück, 1687, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz03_1678/76>, abgerufen am 24.11.2024.