Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 3. Osnabrück, 1687.behält/ hält sich nachgehends zum Weiblein. Die Tauben sind unterschiedlicher Geschlechte/ und Nahmen: Es gibt wilde und zabme/ Kirchen- und Hauß-Tauben/ welche nach ihrer Arth/ und Gestalt/ sowohl / als ihrer Farbe/ Gefieder/ und andren Eigenschafften absonderliche Nahmen haben/ beydes in Unsern/ als auch andren außheimischen Landen: Dann es finden sich Kropff-Tauben/ Rauchfüssige/ Mon-Tauben und Dreyer/ von dero mannigfaltigkeit/ Schönheit und Eigenschafften von den alten zu ihrer Zeit / sowohl als von heutigen Liebhabern bey unser Zeit viel geredet/ und wie vor alters/ also heutigen Tages/ viel Geldes dadurch verthan worden. Zu dem Geschlecht der Tauben gehören auch die Turteltauben/ deren in heiliger Göttlicher Schrifft/ so offt meldung geschiehet: Wie dann auch die Ringeltauben. Die Turteltauben sind an Leibes-Gestalt nicht unterschieden/ sondern nur allein an der Farbe/ und Zeichen des Gefieders: Der Türckische Käyser hat ein paar / sonderbahrer Gattung an König Henricum in Franckreich geschicket. In kalten Ländern sind sie weiß: Zu unsern Zeiten ist ein paar gesehen worden/ von welchem das Weiblein weiß/ das Männlein aber Aschfarb gewesen: Die gemeinen sind/ ihrer gewöhnlichen Farbe nach/ bekant. Die Indianische und andre außländische sind unterschiedlicher Farbe/ und sprecklicht. Sie werden allenthalben gefunden/ jedoch an einem Orthe mehr/ als am andren. In Mohrenland sind sie so häuffig/ daß sie mit ihrem Schatten die Sonne verfinstern: Ihre Wohnung ist auff hohen Bergen/ und machen ihre Nester in hohen Öhl- und andren Bäumen/ wie die Ringeltauben. Beyderley Vermehrung kompt überein: Sie legen deß Jahrs zweymahl/ Männlein und Weiblein brüten wechselsweise: Wann die Jungen drey Monat erreichet/ werden sie fruchtbahr; Ihre Speise sind Eycheln/ Oliven/ und essen über die massen gerne Gersten: Wann sie gezähmet/ ist Semmelbrodt in Wein geweichet/ ihre angenehmste Speise. Ihre Stimme ist kurren. Männlein und Weiblein fliegen allezeit zusammen/ eben wie die Ringeltauben/ und wann eines von ihnen stirbet/ paaret sich das überbliebne nicht wieder/ sondern trauret sein Lebenlang/ die Ringeltaube setzet sich hernach gar auff keinen grünen Zweig mehr. behält/ hält sich nachgehends zum Weiblein. Die Tauben sind unterschiedlicher Geschlechte/ und Nahmen: Es gibt wilde und zabme/ Kirchen- und Hauß-Tauben/ welche nach ihrer Arth/ und Gestalt/ sowohl / als ihrer Farbe/ Gefieder/ und andren Eigenschafften absonderliche Nahmen haben/ beydes in Unsern/ als auch andren außheimischen Landen: Dann es finden sich Kropff-Tauben/ Rauchfüssige/ Mon-Tauben und Dreyer/ von dero mannigfaltigkeit/ Schönheit und Eigenschafften von den alten zu ihrer Zeit / sowohl als von heutigen Liebhabern bey unser Zeit viel geredet/ und wie vor alters/ also heutigen Tages/ viel Geldes dadurch verthan worden. Zu dem Geschlecht der Tauben gehören auch die Turteltauben/ deren in heiliger Göttlicher Schrifft/ so offt meldung geschiehet: Wie dann auch die Ringeltauben. Die Turteltauben sind an Leibes-Gestalt nicht unterschieden/ sondern nur allein an der Farbe/ und Zeichen des Gefieders: Der Türckische Käyser hat ein paar / sonderbahrer Gattung an König Henricum in Franckreich geschicket. In kalten Ländern sind sie weiß: Zu unsern Zeiten ist ein paar gesehen worden/ von welchem das Weiblein weiß/ das Männlein aber Aschfarb gewesen: Die gemeinen sind/ ihrer gewöhnlichen Farbe nach/ bekant. Die Indianische und andre außländische sind unterschiedlicher Farbe/ und sprecklicht. Sie werden allenthalben gefunden/ jedoch an einem Orthe mehr/ als am andren. In Mohrenland sind sie so häuffig/ daß sie mit ihrem Schatten die Sonne verfinstern: Ihre Wohnung ist auff hohen Bergen/ und machen ihre Nester in hohen Öhl- und andren Bäumen/ wie die Ringeltauben. Beyderley Vermehrung kompt überein: Sie legen deß Jahrs zweymahl/ Männlein und Weiblein brüten wechselsweise: Wann die Jungen drey Monat erreichet/ werden sie fruchtbahr; Ihre Speise sind Eycheln/ Oliven/ und essen über die massen gerne Gersten: Wann sie gezähmet/ ist Semmelbrodt in Wein geweichet/ ihre angenehmste Speise. Ihre Stimme ist kurren. Männlein und Weiblein fliegen allezeit zusammen/ eben wie die Ringeltauben/ und wann eines von ihnen stirbet/ paaret sich das überbliebne nicht wieder/ sondern trauret sein Lebenlang/ die Ringeltaube setzet sich hernach gar auff keinen grünen Zweig mehr. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0064" n="200"/> behält/ hält sich nachgehends zum Weiblein.</p> <p>Die Tauben sind unterschiedlicher Geschlechte/ und Nahmen: Es gibt wilde und zabme/ Kirchen- und Hauß-Tauben/ welche nach ihrer Arth/ und Gestalt/ sowohl / als ihrer Farbe/ Gefieder/ und andren Eigenschafften absonderliche Nahmen haben/ beydes in Unsern/ als auch andren außheimischen Landen: Dann es finden sich Kropff-Tauben/ Rauchfüssige/ Mon-Tauben und Dreyer/ von dero mannigfaltigkeit/ Schönheit und Eigenschafften von den alten zu ihrer Zeit / sowohl als von heutigen Liebhabern bey unser Zeit viel geredet/ und wie vor alters/ also heutigen Tages/ viel Geldes dadurch verthan worden.</p> <p>Zu dem Geschlecht der Tauben gehören auch die Turteltauben/ deren in heiliger Göttlicher Schrifft/ so offt meldung geschiehet: Wie dann auch die Ringeltauben.</p> <p>Die Turteltauben sind an Leibes-Gestalt nicht unterschieden/ sondern nur allein an der Farbe/ und Zeichen des Gefieders: Der Türckische Käyser hat ein paar / sonderbahrer Gattung an König Henricum in Franckreich geschicket. In kalten Ländern sind sie weiß: Zu unsern Zeiten ist ein paar gesehen worden/ von welchem das Weiblein weiß/ das Männlein aber Aschfarb gewesen: Die gemeinen sind/ ihrer gewöhnlichen Farbe nach/ bekant. Die Indianische und andre außländische sind unterschiedlicher Farbe/ und sprecklicht. Sie werden allenthalben gefunden/ jedoch an einem Orthe mehr/ als am andren. In Mohrenland sind sie so häuffig/ daß sie mit ihrem Schatten die Sonne verfinstern: Ihre Wohnung ist auff hohen Bergen/ und machen ihre Nester in hohen Öhl- und andren Bäumen/ wie die Ringeltauben. Beyderley Vermehrung kompt überein: Sie legen deß Jahrs zweymahl/ Männlein und Weiblein brüten wechselsweise: Wann die Jungen drey Monat erreichet/ werden sie fruchtbahr; Ihre Speise sind Eycheln/ Oliven/ und essen über die massen gerne Gersten: Wann sie gezähmet/ ist Semmelbrodt in Wein geweichet/ ihre angenehmste Speise. Ihre Stimme ist kurren. Männlein und Weiblein fliegen allezeit zusammen/ eben wie die Ringeltauben/ und wann eines von ihnen stirbet/ paaret sich das überbliebne nicht wieder/ sondern trauret sein Lebenlang/ die Ringeltaube setzet sich hernach gar auff keinen grünen Zweig mehr.</p> </div> </body> </text> </TEI> [200/0064]
behält/ hält sich nachgehends zum Weiblein.
Die Tauben sind unterschiedlicher Geschlechte/ und Nahmen: Es gibt wilde und zabme/ Kirchen- und Hauß-Tauben/ welche nach ihrer Arth/ und Gestalt/ sowohl / als ihrer Farbe/ Gefieder/ und andren Eigenschafften absonderliche Nahmen haben/ beydes in Unsern/ als auch andren außheimischen Landen: Dann es finden sich Kropff-Tauben/ Rauchfüssige/ Mon-Tauben und Dreyer/ von dero mannigfaltigkeit/ Schönheit und Eigenschafften von den alten zu ihrer Zeit / sowohl als von heutigen Liebhabern bey unser Zeit viel geredet/ und wie vor alters/ also heutigen Tages/ viel Geldes dadurch verthan worden.
Zu dem Geschlecht der Tauben gehören auch die Turteltauben/ deren in heiliger Göttlicher Schrifft/ so offt meldung geschiehet: Wie dann auch die Ringeltauben.
Die Turteltauben sind an Leibes-Gestalt nicht unterschieden/ sondern nur allein an der Farbe/ und Zeichen des Gefieders: Der Türckische Käyser hat ein paar / sonderbahrer Gattung an König Henricum in Franckreich geschicket. In kalten Ländern sind sie weiß: Zu unsern Zeiten ist ein paar gesehen worden/ von welchem das Weiblein weiß/ das Männlein aber Aschfarb gewesen: Die gemeinen sind/ ihrer gewöhnlichen Farbe nach/ bekant. Die Indianische und andre außländische sind unterschiedlicher Farbe/ und sprecklicht. Sie werden allenthalben gefunden/ jedoch an einem Orthe mehr/ als am andren. In Mohrenland sind sie so häuffig/ daß sie mit ihrem Schatten die Sonne verfinstern: Ihre Wohnung ist auff hohen Bergen/ und machen ihre Nester in hohen Öhl- und andren Bäumen/ wie die Ringeltauben. Beyderley Vermehrung kompt überein: Sie legen deß Jahrs zweymahl/ Männlein und Weiblein brüten wechselsweise: Wann die Jungen drey Monat erreichet/ werden sie fruchtbahr; Ihre Speise sind Eycheln/ Oliven/ und essen über die massen gerne Gersten: Wann sie gezähmet/ ist Semmelbrodt in Wein geweichet/ ihre angenehmste Speise. Ihre Stimme ist kurren. Männlein und Weiblein fliegen allezeit zusammen/ eben wie die Ringeltauben/ und wann eines von ihnen stirbet/ paaret sich das überbliebne nicht wieder/ sondern trauret sein Lebenlang/ die Ringeltaube setzet sich hernach gar auff keinen grünen Zweig mehr.
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Zitationshilfe: | Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 3. Osnabrück, 1687, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz03_1678/64>, abgerufen am 16.08.2024. |