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Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 3. Osnabrück, 1687.

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zehen oder zwölff mahl in einem Jahr. Es ist kein Wunder/ daß zu Marci Varronis Zeiten fünfftausent Tauben in einem Tauben-Hauß unterhalten worden/ sintemahl in wenig Jahren 10. Paar zu einer solchen Anzahl sich vermehren können. Das Brüten wird beydes von dem Tauber und Tauben verrichtet / massen der eine des Tages/ und die andre des Nachts sich drauff setzet: die Tauben übertreffen an Keuschheit alle andre Vögel/ dann ob ihrer schon viel in einem Tauben-hauß wohnen/ so wird doch keine mit eines andren Gatten sich vermischen: Dannoch sind die Tauber ohne Ursache Eifersüchtig/ bald stecket ihm der Kropff voller Klagen/ bald schmecket ihm die Speise nicht / dann gehet es wieder an ein Schnäbeln/ und suchet sich das Weiblein mit dem Männlein wieder zu versöhnen/ und demselben Adtrag zu thun/ darauff schicket sie sich wieder zur Wollust: Sie haben beyde ihre Jungengleich lieb / wann die Taube zu langevom Nest bleibet/ wird sie von dem Tauber drauff getrieben/ gestraffet/ und gezwungen. So bald die Jungen außgeschloffen / geben sie ihnen saltzige Erde/ so sie auß dem Harnwinckel hervor suchen / zuessen/ damit erwecken sie bey ihnen die Fruchtbahrkeit und Lust zu essen / wodurch auch die Dauung besser befordert wird. Im Fliegen bleiben sie allezeit beysamme/ es geschiehet aber solches nicht hoch/ noch weit/ ohnerachtet Bellonius schreibet/ daß sie in Paphlagonien so hoch in die Lufft fliegen/ daß sie sich auß de Gesichte verlieren: Dieses habe sie an sich/ wann sie vom Adler verfolget werden/ ist es ein hochfliegender/ so erwehle sie das niedrige und die Erde/ ist es ein niedriger Adler/ suchen sie die Höhe und freye Luft. Wann eines von ihrem Geschlechte in die Irre gerathe / helffen sie ihm wieder zu recht; es sind diese zahme Tauben/ vor Alters / und noch heutiges Tages an statt der Post- oder fliegenden Bothen und Brieffträger gebranche worden/ durch solches Mittel ist/ auff einen Tag/ die Überwindung Taurosthenis an seinen Vatter/ welcher von Bruto belägert war/ vom Berg Olympo biß nach AEgina, und in Mulina alle geheimnissen im Läger deß Romischen Burgermeisters verkundhafftet worden. Gleicher massen hat sich die Stadt in ihrer Belägerung dieses Mittels bedienet. Der Tauber wird an seiner Farb/ und Kurren erkant: Sie haben einander sehr lieb/ welches im Brüten zu sehen/ da sie einander sehr freundlich begegnen/ und mit allerhand Hülff und Beystand sich diensthafft erzeigen. Ja der Tauber läst sich nicht verdriesse / um das Nest vor sein Weiblein den Kampf anzutreten/ bißweilen streiten zween umb eine Taube/ und welcher den Platz

zehen oder zwölff mahl in einem Jahr. Es ist kein Wunder/ daß zu Marci Varronis Zeiten fünfftausent Tauben in einem Tauben-Hauß unterhalten worden/ sintemahl in wenig Jahren 10. Paar zu einer solchen Anzahl sich vermehren können. Das Brüten wird beydes von dem Tauber und Tauben verrichtet / massen der eine des Tages/ und die andre des Nachts sich drauff setzet: die Tauben übertreffen an Keuschheit alle andre Vögel/ dañ ob ihrer schon viel in einem Tauben-hauß wohnen/ so wird doch keine mit eines andren Gatten sich vermischen: Dannoch sind die Tauber ohne Ursache Eifersüchtig/ bald stecket ihm der Kropff voller Klagen/ bald schmecket ihm die Speise nicht / dann gehet es wieder an ein Schnäbeln/ und suchet sich das Weiblein mit dem Männlein wieder zu versöhnen/ uñ demselben Adtrag zu thun/ darauff schicket sie sich wieder zur Wollust: Sie haben beyde ihre Jungengleich lieb / wann die Taube zu langevom Nest bleibet/ wird sie von dem Tauber drauff getrieben/ gestraffet/ und gezwungen. So bald die Jungen außgeschloffen / geben sie ihnen saltzige Erde/ so sie auß dem Harnwinckel hervor suchen / zuessen/ damit erwecken sie bey ihnen die Fruchtbahrkeit und Lust zu essen / wodurch auch die Dauung besser befordert wird. Im Fliegen bleiben sie allezeit beysammë/ es geschiehet aber solches nicht hoch/ noch weit/ ohnerachtet Bellonius schreibet/ daß sie in Paphlagonien so hoch in die Lufft fliegen/ daß sie sich auß dë Gesichte verlieren: Dieses habë sie an sich/ wañ sie vom Adler verfolget werden/ ist es ein hochfliegender/ so erwehlë sie das niedrige uñ die Erde/ ist es ein niedriger Adler/ suchen sie die Höhe und freye Luft. Wañ eines von ihrem Geschlechte in die Irre gerathë / helffen sie ihm wieder zu recht; es sind diese zahme Tauben/ vor Alters / uñ noch heutiges Tages an statt der Post- oder fliegenden Bothen und Brieffträger gebranche worden/ durch solches Mittel ist/ auff einen Tag/ die Überwindung Taurosthenis an seinen Vatter/ welcher von Bruto belägert war/ vom Berg Olympo biß nach AEgina, und in Mulina alle geheimnissen im Läger deß Romischen Burgermeisters verkundhafftet worden. Gleicher massen hat sich die Stadt in ihrer Belägerung dieses Mittels bedienet. Der Tauber wird an seiner Farb/ und Kurren erkant: Sie haben einander sehr lieb/ welches im Brüten zu sehen/ da sie einander sehr freundlich begegnen/ und mit allerhand Hülff und Beystand sich diensthafft erzeigen. Ja der Tauber läst sich nicht verdriessë / um das Nest vor sein Weiblein den Kampf anzutreten/ bißweilen streiten zween umb eine Taube/ und welcher den Platz

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[199/0063] zehen oder zwölff mahl in einem Jahr. Es ist kein Wunder/ daß zu Marci Varronis Zeiten fünfftausent Tauben in einem Tauben-Hauß unterhalten worden/ sintemahl in wenig Jahren 10. Paar zu einer solchen Anzahl sich vermehren können. Das Brüten wird beydes von dem Tauber und Tauben verrichtet / massen der eine des Tages/ und die andre des Nachts sich drauff setzet: die Tauben übertreffen an Keuschheit alle andre Vögel/ dañ ob ihrer schon viel in einem Tauben-hauß wohnen/ so wird doch keine mit eines andren Gatten sich vermischen: Dannoch sind die Tauber ohne Ursache Eifersüchtig/ bald stecket ihm der Kropff voller Klagen/ bald schmecket ihm die Speise nicht / dann gehet es wieder an ein Schnäbeln/ und suchet sich das Weiblein mit dem Männlein wieder zu versöhnen/ uñ demselben Adtrag zu thun/ darauff schicket sie sich wieder zur Wollust: Sie haben beyde ihre Jungengleich lieb / wann die Taube zu langevom Nest bleibet/ wird sie von dem Tauber drauff getrieben/ gestraffet/ und gezwungen. So bald die Jungen außgeschloffen / geben sie ihnen saltzige Erde/ so sie auß dem Harnwinckel hervor suchen / zuessen/ damit erwecken sie bey ihnen die Fruchtbahrkeit und Lust zu essen / wodurch auch die Dauung besser befordert wird. Im Fliegen bleiben sie allezeit beysammë/ es geschiehet aber solches nicht hoch/ noch weit/ ohnerachtet Bellonius schreibet/ daß sie in Paphlagonien so hoch in die Lufft fliegen/ daß sie sich auß dë Gesichte verlieren: Dieses habë sie an sich/ wañ sie vom Adler verfolget werden/ ist es ein hochfliegender/ so erwehlë sie das niedrige uñ die Erde/ ist es ein niedriger Adler/ suchen sie die Höhe und freye Luft. Wañ eines von ihrem Geschlechte in die Irre gerathë / helffen sie ihm wieder zu recht; es sind diese zahme Tauben/ vor Alters / uñ noch heutiges Tages an statt der Post- oder fliegenden Bothen und Brieffträger gebranche worden/ durch solches Mittel ist/ auff einen Tag/ die Überwindung Taurosthenis an seinen Vatter/ welcher von Bruto belägert war/ vom Berg Olympo biß nach AEgina, und in Mulina alle geheimnissen im Läger deß Romischen Burgermeisters verkundhafftet worden. Gleicher massen hat sich die Stadt in ihrer Belägerung dieses Mittels bedienet. Der Tauber wird an seiner Farb/ und Kurren erkant: Sie haben einander sehr lieb/ welches im Brüten zu sehen/ da sie einander sehr freundlich begegnen/ und mit allerhand Hülff und Beystand sich diensthafft erzeigen. Ja der Tauber läst sich nicht verdriessë / um das Nest vor sein Weiblein den Kampf anzutreten/ bißweilen streiten zween umb eine Taube/ und welcher den Platz

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Zitationshilfe: Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 3. Osnabrück, 1687, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz03_1678/63>, abgerufen am 12.12.2024.