Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 3. Osnabrück, 1687.den Steinböcken gesichert seyn mögen / gar tieff in die Hölen und Löcher: Es hat dieser Vogel eine sehr süsse / anmuthig- und liebliche Stimme/ welche im, Singen gar lustig anzuhören: Wann er umb Mitternacht auffgewecket wird/ singet er auff zusprechen und antreiben der Menschen noch heller und frischer: Vor dem Herbst verändert er mit der Farb auch seine Stimme/ sitzet mit außgedehnten Flügeln/ und murmelt bey sich selber / ersinnet neue Gesänge/ und vergisset der alten nicht. Seine Farbe verwandelt sich umb die Winterszeit in schwartz-blau/ im Frühling bekompt sie wieder ihre vorige Gestalt: Wann er erwachsen/ oder einmahl auß dem Nest/ und in das Fliegen gerathen/ wird er hernach durch keine List noch Erfindung gefangen. Er hat die Arth an sich/ daß er/ wie andre Vögel/ den Menschen nach den Augen hicket/ behält ein Ding so wohl/ daß er auch durch umbdrähen der Kehlen und Stimme viel darnach weiset/ und ist sein Gesang dermassen vortreflich/ daß er dadurch allenthalben in Werth und hohen Preiß gehalten/ deßwegen auch von grossen Fürsten und Herren gekaufft/ und an ihren Höfen gehalten wird; und solches noch mehr/ wegen seiner Gelirnigkeit/ maassen er alles was ihm vorgepfiffen/ oder sonsten vorgemacht wird/ alsobald eigentlich nachzusingen / und mit der Stimme außzudrücken weiß. Zu diesem Geschlecht gehöret auch die rothe Trostel/ die außländige/ und gleich gearthete Trostel. Jene wird von den wälschen Vogelstellern die Meer-Spree genannt/ ist ein wenig kleiner: Der Rücken/ Brust und Oberflügel sind roth und Fleischfarb/ der Schnabel/ da er an den Kopff gefüget/ schwartz/ das übrige incarnat, der Kopff krauß/ Flügel und Schwantz sind schwartz/ die Orthfedern fast kastanien-braun. Das Weiblein ist an Farbe bleicher/ und nicht so hoher Farb/ als das Männlein. Sie sind eines niedlichen/ feisten/ und angenehmen Geschmacks. Die frembde sind zweyerlen/ als Brasiliansche und Indiansche: jene ist/ der grösse nach unterschieden/ hat einen kürtzern Schnabel/ ihre Leibes-Farb (ausser dem Schwantz und Flügeln/ welche schwartz sind) ist hoch roth/ und zwar im eußersten Grad dieser Farbe; der Schwantz lang/ die Schenckel schwartz / der Schnabel sehr krumm/ und inwendig gelbe. Die Füsse sind grösser / als nach Proportion deß Leibes/ dunckel/ und etwas Aschefarb. Diese die Indianische/ so Apos genennet wird/ hat einen Schnabel wie eine Trostel/ am Ende schwartz und krumm/ unten an dem Kopff weißlecht/ Kopff / Bauch und Rücken sind hochrother Farbe/ Schwantz und Flügel den Steinböcken gesichert seyn mögen / gar tieff in die Hölen und Löcher: Es hat dieser Vogel eine sehr süsse / anmuthig- und liebliche Stimme/ welche im, Singen gar lustig anzuhören: Wann er umb Mitternacht auffgewecket wird/ singet er auff zusprechen und antreiben der Menschen noch heller und frischer: Vor dem Herbst verändert er mit der Farb auch seine Stimme/ sitzet mit außgedehnten Flügeln/ und murmelt bey sich selber / ersinnet neue Gesänge/ und vergisset der alten nicht. Seine Farbe verwandelt sich umb die Winterszeit in schwartz-blau/ im Frühling bekompt sie wieder ihre vorige Gestalt: Wann er erwachsen/ oder einmahl auß dem Nest/ und in das Fliegen gerathen/ wird er hernach durch keine List noch Erfindung gefangen. Er hat die Arth an sich/ daß er/ wie andre Vögel/ den Menschen nach den Augen hicket/ behält ein Ding so wohl/ daß er auch durch umbdrähen der Kehlen und Stimme viel darnach weiset/ und ist sein Gesang dermassen vortreflich/ daß er dadurch allenthalben in Werth und hohen Preiß gehalten/ deßwegen auch von grossen Fürsten und Herren gekaufft/ und an ihren Höfen gehalten wird; und solches noch mehr/ wegen seiner Gelirnigkeit/ maassen er alles was ihm vorgepfiffen/ oder sonsten vorgemacht wird/ alsobald eigentlich nachzusingen / und mit der Stimme außzudrücken weiß. Zu diesem Geschlecht gehöret auch die rothe Trostel/ die außländige/ und gleich gearthete Trostel. Jene wird von den wälschen Vogelstellern die Meer-Spree genannt/ ist ein wenig kleiner: Der Rücken/ Brust und Oberflügel sind roth und Fleischfarb/ der Schnabel/ da er an den Kopff gefüget/ schwartz/ das übrige incarnat, der Kopff krauß/ Flügel und Schwantz sind schwartz/ die Orthfedern fast kastanien-braun. Das Weiblein ist an Farbe bleicher/ und nicht so hoher Farb/ als das Männlein. Sie sind eines niedlichen/ feisten/ und angenehmen Geschmacks. Die frembde sind zweyerlen/ als Brasiliansche und Indiansche: jene ist/ der grösse nach unterschieden/ hat einen kürtzern Schnabel/ ihre Leibes-Farb (ausser dem Schwantz und Flügeln/ welche schwartz sind) ist hoch roth/ und zwar im eußersten Grad dieser Farbe; der Schwantz lang/ die Schenckel schwartz / der Schnabel sehr krum̃/ und inwendig gelbe. Die Füsse sind grösser / als nach Proportion deß Leibes/ dunckel/ und etwas Aschefarb. Diese die Indianische/ so Apos genennet wird/ hat einen Schnabel wie eine Trostel/ am Ende schwartz und krumm/ unten an dem Kopff weißlecht/ Kopff / Bauch und Rücken sind hochrother Farbe/ Schwantz und Flügel <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0046" n="182"/> den Steinböcken gesichert seyn mögen / gar tieff in die Hölen und Löcher: Es hat dieser Vogel eine sehr süsse / anmuthig- und liebliche Stimme/ welche im, Singen gar lustig anzuhören: Wann er umb Mitternacht auffgewecket wird/ singet er auff zusprechen und antreiben der Menschen noch heller und frischer: Vor dem Herbst verändert er mit der Farb auch seine Stimme/ sitzet mit außgedehnten Flügeln/ und murmelt bey sich selber / ersinnet neue Gesänge/ und vergisset der alten nicht. Seine Farbe verwandelt sich umb die Winterszeit in schwartz-blau/ im Frühling bekompt sie wieder ihre vorige Gestalt: Wann er erwachsen/ oder einmahl auß dem Nest/ und in das Fliegen gerathen/ wird er hernach durch keine List noch Erfindung gefangen. Er hat die Arth an sich/ daß er/ wie andre Vögel/ den Menschen nach den Augen hicket/ behält ein Ding so wohl/ daß er auch durch umbdrähen der Kehlen und Stimme viel darnach weiset/ und ist sein Gesang dermassen vortreflich/ daß er dadurch allenthalben in Werth und hohen Preiß gehalten/ deßwegen auch von grossen Fürsten und Herren gekaufft/ und an ihren Höfen gehalten wird; und solches noch mehr/ wegen seiner Gelirnigkeit/ maassen er alles was ihm vorgepfiffen/ oder sonsten vorgemacht wird/ alsobald eigentlich nachzusingen / und mit der Stimme außzudrücken weiß. Zu diesem Geschlecht gehöret auch die rothe Trostel/ die außländige/ und gleich gearthete Trostel. Jene wird von den wälschen Vogelstellern die Meer-Spree genannt/ ist ein wenig kleiner: Der Rücken/ Brust und Oberflügel sind roth und Fleischfarb/ der Schnabel/ da er an den Kopff gefüget/ schwartz/ das übrige incarnat, der Kopff krauß/ Flügel und Schwantz sind schwartz/ die Orthfedern fast kastanien-braun. Das Weiblein ist an Farbe bleicher/ und nicht so hoher Farb/ als das Männlein.</p> <p>Sie sind eines niedlichen/ feisten/ und angenehmen Geschmacks.</p> <p>Die frembde sind zweyerlen/ als Brasiliansche und Indiansche: jene ist/ der grösse nach unterschieden/ hat einen kürtzern Schnabel/ ihre Leibes-Farb (ausser dem Schwantz und Flügeln/ welche schwartz sind) ist hoch roth/ und zwar im eußersten Grad dieser Farbe; der Schwantz lang/ die Schenckel schwartz / der Schnabel sehr krum̃/ und inwendig gelbe. Die Füsse sind grösser / als nach Proportion deß Leibes/ dunckel/ und etwas Aschefarb.</p> <p>Diese die Indianische/ so Apos genennet wird/ hat einen Schnabel wie eine Trostel/ am Ende schwartz und krumm/ unten an dem Kopff weißlecht/ Kopff / Bauch und Rücken sind hochrother Farbe/ Schwantz und Flügel </p> </div> </body> </text> </TEI> [182/0046]
den Steinböcken gesichert seyn mögen / gar tieff in die Hölen und Löcher: Es hat dieser Vogel eine sehr süsse / anmuthig- und liebliche Stimme/ welche im, Singen gar lustig anzuhören: Wann er umb Mitternacht auffgewecket wird/ singet er auff zusprechen und antreiben der Menschen noch heller und frischer: Vor dem Herbst verändert er mit der Farb auch seine Stimme/ sitzet mit außgedehnten Flügeln/ und murmelt bey sich selber / ersinnet neue Gesänge/ und vergisset der alten nicht. Seine Farbe verwandelt sich umb die Winterszeit in schwartz-blau/ im Frühling bekompt sie wieder ihre vorige Gestalt: Wann er erwachsen/ oder einmahl auß dem Nest/ und in das Fliegen gerathen/ wird er hernach durch keine List noch Erfindung gefangen. Er hat die Arth an sich/ daß er/ wie andre Vögel/ den Menschen nach den Augen hicket/ behält ein Ding so wohl/ daß er auch durch umbdrähen der Kehlen und Stimme viel darnach weiset/ und ist sein Gesang dermassen vortreflich/ daß er dadurch allenthalben in Werth und hohen Preiß gehalten/ deßwegen auch von grossen Fürsten und Herren gekaufft/ und an ihren Höfen gehalten wird; und solches noch mehr/ wegen seiner Gelirnigkeit/ maassen er alles was ihm vorgepfiffen/ oder sonsten vorgemacht wird/ alsobald eigentlich nachzusingen / und mit der Stimme außzudrücken weiß. Zu diesem Geschlecht gehöret auch die rothe Trostel/ die außländige/ und gleich gearthete Trostel. Jene wird von den wälschen Vogelstellern die Meer-Spree genannt/ ist ein wenig kleiner: Der Rücken/ Brust und Oberflügel sind roth und Fleischfarb/ der Schnabel/ da er an den Kopff gefüget/ schwartz/ das übrige incarnat, der Kopff krauß/ Flügel und Schwantz sind schwartz/ die Orthfedern fast kastanien-braun. Das Weiblein ist an Farbe bleicher/ und nicht so hoher Farb/ als das Männlein.
Sie sind eines niedlichen/ feisten/ und angenehmen Geschmacks.
Die frembde sind zweyerlen/ als Brasiliansche und Indiansche: jene ist/ der grösse nach unterschieden/ hat einen kürtzern Schnabel/ ihre Leibes-Farb (ausser dem Schwantz und Flügeln/ welche schwartz sind) ist hoch roth/ und zwar im eußersten Grad dieser Farbe; der Schwantz lang/ die Schenckel schwartz / der Schnabel sehr krum̃/ und inwendig gelbe. Die Füsse sind grösser / als nach Proportion deß Leibes/ dunckel/ und etwas Aschefarb.
Diese die Indianische/ so Apos genennet wird/ hat einen Schnabel wie eine Trostel/ am Ende schwartz und krumm/ unten an dem Kopff weißlecht/ Kopff / Bauch und Rücken sind hochrother Farbe/ Schwantz und Flügel
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Zitationshilfe: | Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 3. Osnabrück, 1687, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz03_1678/46>, abgerufen am 16.07.2024. |