Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 3. Osnabrück, 1687.

Bild:
<< vorherige Seite

lieblichem Geruch machen/ und sich darein zusterben setzen/ welches durch die Hitze der Sonnen/ und das Wehen / schlagen und Funckeln seiner Flügel angezündet/ und er also zu Aschen verbrand wird: Den dritten Tag hernach wächset auß seinem Marck/ Beinen und Gebährungs-Krafft/ so er vorher in sein Nest geworffen/ ein kleines Würmlein / worauß der junge Phoenix erfolget/ welcher dann deß dritten Tages über seines vatters Gebeine ein Todten-lied singet: dahin zielet Hiob mit diesen Worten: Ich will meine Tage vermehren wie der Phoenix, und meinen Geist in mein Nest geben.

Achilles Staetius, ein Griechischer Autor schreibet von diesem Vogel also: daß er an Grösse einem Pfauen gleich/ jedoch viel herrlicher/ sey/ seine Federn schön bemahlet/ als ob sie mit Gold und Purpur durch gesetzet wären/ der prächtige Glantz seiner Crone/ so von der Natur auff sein Haupt gesetzet / deren ründe die Sonnenstrahlen vorstellet/ geben einen Wiederschein von sich / dahero er der Sonnen-Vogel genennet wird/ der Leib ist Lazur und himmelblauer Farbe/ sehr angenehm und lustig anzusehen/ und wirfft allezeit seine Strahlen von sich. Hernach fleucht dieser neue Vogel mit gewissem gewichte Myrrhen/ wann er vorher versuchet/ ob er solches nebst seines vatters Gebeinen so einen weiten Weg fortbringen könne/ nach Heliopolis, oder Sonnenstatt/ mit einer ungläublichen Menge anderer ihme nach folgender/ und umb ihn herumb fliegender Vögel/ als mit einer Leibguardia und Trabanten begleitet/ woselbst er die Gebeine sampt der Myrrhen auff der Sonnen-Altar niederleget/ selbe zuverbrennen. Dieser junge Phoenix wird alsdann von dem Priester besichtiget / und so er gewisse Zeichen an ihm befindet/ läßt er sich von ihm angreiffen / und wann er die Merckmahlen deß Todes seines Vatters zeiget/ wird er vor den rechten Phoenix angenommen.

Von dem Adler.

DEr hochfliegende Adler wird vor einen König aller Vögel gehalten/ nicht zwar wegen seiner Zierde und Tugenden/ sondern dieweil er sie mit Gewalt und Tyrannischerweise verfolget/ zerreisset/ und umbbringet/ wo er sie nur bekommen und einholen kan; dahero kompt es/ daß alle Vögel/ so wohl kleine / als grosse/ einen tödtlichen Haß wieder ihm tragen/ die kleine fliegen ihm auff den Rücken/ ziehen ihm die Federn auß/ die Kranchen und Störche begegnen ihm mit ihrem spitzigen Schnabel/ und stechen ihn damit.

lieblichem Geruch machen/ und sich darein zusterben setzen/ welches durch die Hitze der Sonnen/ und das Wehen / schlagen und Funckeln seiner Flügel angezündet/ und er also zu Aschen verbrand wird: Den dritten Tag hernach wächset auß seinem Marck/ Beinen und Gebährungs-Krafft/ so er vorher in sein Nest geworffen/ ein kleines Würmlein / worauß der junge Phoenix erfolget/ welcher dann deß dritten Tages über seines vatters Gebeine ein Todten-lied singet: dahin zielet Hiob mit diesen Worten: Ich will meine Tage vermehren wie der Phoenix, und meinen Geist in mein Nest geben.

Achilles Staetius, ein Griechischer Autor schreibet von diesem Vogel also: daß er an Grösse einem Pfauen gleich/ jedoch viel herrlicher/ sey/ seine Federn schön bemahlet/ als ob sie mit Gold und Purpur durch gesetzet wären/ der prächtige Glantz seiner Crone/ so von der Natur auff sein Haupt gesetzet / deren ründe die Sonnenstrahlen vorstellet/ geben einen Wiederschein von sich / dahero er der Sonnen-Vogel genennet wird/ der Leib ist Lazur und himmelblauer Farbe/ sehr angenehm und lustig anzusehen/ und wirfft allezeit seine Strahlen von sich. Hernach fleucht dieser neue Vogel mit gewissem gewichte Myrrhen/ wann er vorher versuchet/ ob er solches nebst seines vatters Gebeinen so einen weiten Weg fortbringen könne/ nach Heliopolis, oder Sonnenstatt/ mit einer ungläublichen Menge anderer ihme nach folgender/ und umb ihn herumb fliegender Vögel/ als mit einer Leibguardia und Trabanten begleitet/ woselbst er die Gebeine sampt der Myrrhen auff der Sonnen-Altar niederleget/ selbe zuverbrennen. Dieser junge Phoenix wird alsdann von dem Priester besichtiget / und so er gewisse Zeichen an ihm befindet/ läßt er sich von ihm angreiffen / und wann er die Merckmahlen deß Todes seines Vatters zeiget/ wird er vor den rechten Phoenix angenommen.

Von dem Adler.

DEr hochfliegende Adler wird vor einen König aller Vögel gehalten/ nicht zwar wegen seiner Zierde und Tugenden/ sondern dieweil er sie mit Gewalt und Tyrannischerweise verfolget/ zerreisset/ und umbbringet/ wo er sie nur bekommen und einholen kan; dahero kompt es/ daß alle Vögel/ so wohl kleine / als grosse/ einen tödtlichen Haß wieder ihm tragen/ die kleine fliegen ihm auff den Rücken/ ziehen ihm die Federn auß/ die Kranchen und Störche begegnen ihm mit ihrem spitzigen Schnabel/ und stechen ihn damit.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0025" n="161"/>
lieblichem Geruch machen/ und sich                      darein zusterben setzen/ welches durch die Hitze der Sonnen/ und das Wehen /                      schlagen und Funckeln seiner Flügel angezündet/ und er also zu Aschen verbrand                      wird: Den dritten Tag hernach wächset auß seinem Marck/ Beinen und                      Gebährungs-Krafft/ so er vorher in sein Nest geworffen/ ein kleines Würmlein /                      worauß der junge Phoenix erfolget/ welcher dann deß dritten Tages über seines                      vatters Gebeine ein Todten-lied singet: dahin zielet Hiob mit diesen Worten: Ich                      will meine Tage vermehren wie der Phoenix, und meinen Geist in mein Nest                      geben.</p>
        <p>Achilles Staetius, ein Griechischer Autor schreibet von diesem Vogel also: daß er                      an Grösse einem Pfauen gleich/ jedoch viel herrlicher/ sey/ seine Federn                      schön bemahlet/ als ob sie mit Gold und Purpur durch gesetzet wären/ der                      prächtige Glantz seiner Crone/ so von der Natur auff sein Haupt gesetzet /                      deren ründe die Sonnenstrahlen vorstellet/ geben einen Wiederschein von sich /                      dahero er der Sonnen-Vogel genennet wird/ der Leib ist Lazur und himmelblauer                      Farbe/ sehr angenehm und lustig anzusehen/ und wirfft allezeit seine Strahlen                      von sich. Hernach fleucht dieser neue Vogel mit gewissem gewichte Myrrhen/ wann                      er vorher versuchet/ ob er solches nebst seines vatters Gebeinen so einen                      weiten Weg fortbringen könne/ nach Heliopolis, oder Sonnenstatt/ mit einer                      ungläublichen Menge anderer ihme nach folgender/ und umb ihn herumb fliegender                      Vögel/ als mit einer Leibguardia und Trabanten begleitet/ woselbst er die                      Gebeine sampt der Myrrhen auff der Sonnen-Altar niederleget/ selbe                      zuverbrennen. Dieser junge Phoenix wird alsdann von dem Priester besichtiget /                      und so er gewisse Zeichen an ihm befindet/ läßt er sich von ihm angreiffen /                      und wann er die Merckmahlen deß Todes seines Vatters zeiget/ wird er vor den                      rechten Phoenix angenommen.</p>
      </div>
      <div>
        <head>Von dem Adler.</head>
        <p>DEr hochfliegende Adler wird vor einen König aller Vögel gehalten/ nicht zwar                      wegen seiner Zierde und Tugenden/ sondern dieweil er sie mit Gewalt und                      Tyrannischerweise verfolget/ zerreisset/ und umbbringet/ wo er sie nur                      bekommen und einholen kan; dahero kompt es/ daß alle Vögel/ so wohl kleine /                      als grosse/ einen tödtlichen Haß wieder ihm tragen/ die kleine fliegen ihm                      auff den Rücken/ ziehen ihm die Federn auß/ die Kranchen und Störche begegnen                      ihm mit ihrem spitzigen Schnabel/ und stechen ihn damit.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[161/0025] lieblichem Geruch machen/ und sich darein zusterben setzen/ welches durch die Hitze der Sonnen/ und das Wehen / schlagen und Funckeln seiner Flügel angezündet/ und er also zu Aschen verbrand wird: Den dritten Tag hernach wächset auß seinem Marck/ Beinen und Gebährungs-Krafft/ so er vorher in sein Nest geworffen/ ein kleines Würmlein / worauß der junge Phoenix erfolget/ welcher dann deß dritten Tages über seines vatters Gebeine ein Todten-lied singet: dahin zielet Hiob mit diesen Worten: Ich will meine Tage vermehren wie der Phoenix, und meinen Geist in mein Nest geben. Achilles Staetius, ein Griechischer Autor schreibet von diesem Vogel also: daß er an Grösse einem Pfauen gleich/ jedoch viel herrlicher/ sey/ seine Federn schön bemahlet/ als ob sie mit Gold und Purpur durch gesetzet wären/ der prächtige Glantz seiner Crone/ so von der Natur auff sein Haupt gesetzet / deren ründe die Sonnenstrahlen vorstellet/ geben einen Wiederschein von sich / dahero er der Sonnen-Vogel genennet wird/ der Leib ist Lazur und himmelblauer Farbe/ sehr angenehm und lustig anzusehen/ und wirfft allezeit seine Strahlen von sich. Hernach fleucht dieser neue Vogel mit gewissem gewichte Myrrhen/ wann er vorher versuchet/ ob er solches nebst seines vatters Gebeinen so einen weiten Weg fortbringen könne/ nach Heliopolis, oder Sonnenstatt/ mit einer ungläublichen Menge anderer ihme nach folgender/ und umb ihn herumb fliegender Vögel/ als mit einer Leibguardia und Trabanten begleitet/ woselbst er die Gebeine sampt der Myrrhen auff der Sonnen-Altar niederleget/ selbe zuverbrennen. Dieser junge Phoenix wird alsdann von dem Priester besichtiget / und so er gewisse Zeichen an ihm befindet/ läßt er sich von ihm angreiffen / und wann er die Merckmahlen deß Todes seines Vatters zeiget/ wird er vor den rechten Phoenix angenommen. Von dem Adler. DEr hochfliegende Adler wird vor einen König aller Vögel gehalten/ nicht zwar wegen seiner Zierde und Tugenden/ sondern dieweil er sie mit Gewalt und Tyrannischerweise verfolget/ zerreisset/ und umbbringet/ wo er sie nur bekommen und einholen kan; dahero kompt es/ daß alle Vögel/ so wohl kleine / als grosse/ einen tödtlichen Haß wieder ihm tragen/ die kleine fliegen ihm auff den Rücken/ ziehen ihm die Federn auß/ die Kranchen und Störche begegnen ihm mit ihrem spitzigen Schnabel/ und stechen ihn damit.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz03_1678
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz03_1678/25
Zitationshilfe: Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 3. Osnabrück, 1687, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz03_1678/25>, abgerufen am 22.12.2024.