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Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 3. Osnabrück, 1687.

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denselben übertraff/ hat 24. Pfund und 12. Untzen gewogen/ der Leib war weiß/ der Schnabel bräunlich/ mit etwas roth durck zogen.

Sie leben und haben ihren Auffenthalt in fischreichen Seen/ und Ströhmen / fangen Fische/ und verschlucken dieselbe/ ob sie schon 1. 2. 3. biß vier Pfund schwer/ gleich dann auch die Tauch-Enten/ welche sie so lange in den Kopff hicken/ biß sie liegen bleiben/ und alsdann von ihnen verschlungen werden: Sie schlucken Muscheln und Schnecken mit sampt den Schalen in sich/ wann sie sich dann durch die innernerliche Hitze öffnen/ speyen sie dieselbe wieder von sich / und essen allein das Fleisch/ haben nur einen Durchgang/ welcher von dem Schnabel oder Mund biß an den Hintern reichet. Sie werden in grosser Menge bey Gazanus einer Stadt in AEgypten, in Hetrurien, West. Indien an der Ost-See/ in Norder-Franckreich/ und andern Orthen mehr gefunden. Ihre Nester machen sie an den Ufern der Ströhme und Seen/ auß Reisicht der Bäume: Legen soviel Eyer darein/ als die Schwanen/ an Grösse wie ein Ganß-Ey/ und bringen auff gleiche Weise ihre Jungen auff.

Zwischen dem Pelican, und der Schlangen ist eine angebohrne Feindschafft. Dann wann der Pelican außgeflogen/ vor seine Jungen Speyle zu suchen/ kreucht ihm die Schlange in seyn Nest/ und ertödtet die Jungen/ wann dann die Mutter wiederkompt/ und ihre Jungen todt findet/ soll er dieselbe (wie man sagt) drey Tagelang betrauren: Hernach öffnet er ihm selber die Brust/ besprenget die Jungen mit seinem Blut/ wodurch sie wiederumb lebendig und gesund werden: Wann ihm nun dergestalt sein Blut abgelauffen/ wird er schwach und kranck/ so daß die Jungen außzufliegen/ und vor ihre schwache Mutter Speyse zuholen genötiget werden/ etliche auß natürlicher Liebe entzündet/ nehmen ihre Pflicht in acht / andre schlagen auß der Arth/ und achten der Mutter nichtes. Welches/ wann es die wider zu kräfften gelangte Mutter verspüret/ begibt sie sich zu denen/ die sie gespeyset/ nimbt sich ihrer an/ und schafft ihnen Unterhalt/ die Undanckbaren stösset sie von sich/ oder tödtet sie. Sie fliegen mit grossem Gereusch ihrer Flügel/ bißweilen bey gantzen Schaaren. Sie streiten jährlich in Lycien, ohnferne deß Flusses Xanthus, mit den Raben/ Krähen/ und andren fleischfressenden Vögeln/ und wann sie die Oberhand behalten/ vermuthen die Einwohner ein fruchtbar/ und überflüssiges Jahr an Getrayde und Viehe.

denselben übertraff/ hat 24. Pfund und 12. Untzen gewogen/ der Leib war weiß/ der Schnabel bräunlich/ mit etwas roth durck zogen.

Sie leben und haben ihren Auffenthalt in fischreichen Seen/ und Ströhmen / fangen Fische/ und verschlucken dieselbe/ ob sie schon 1. 2. 3. biß vier Pfund schwer/ gleich dann auch die Tauch-Enten/ welche sie so lange in den Kopff hicken/ biß sie liegen bleiben/ und alsdann von ihnen verschlungen werden: Sie schlucken Muscheln und Schnecken mit sampt den Schalen in sich/ wann sie sich dann durch die innernerliche Hitze öffnen/ speyen sie dieselbe wieder von sich / und essen allein das Fleisch/ haben nur einen Durchgang/ welcher von dem Schnabel oder Mund biß an den Hintern reichet. Sie werden in grosser Menge bey Gazanus einer Stadt in AEgypten, in Hetrurien, West. Indien an der Ost-See/ in Norder-Franckreich/ und andern Orthen mehr gefunden. Ihre Nester machen sie an den Ufern der Ströhme und Seen/ auß Reisicht der Bäume: Legen soviel Eyer darein/ als die Schwanen/ an Grösse wie ein Ganß-Ey/ und bringen auff gleiche Weise ihre Jungen auff.

Zwischen dem Pelican, und der Schlangen ist eine angebohrne Feindschafft. Dann wann der Pelican außgeflogen/ vor seine Jungen Speyle zu suchen/ kreucht ihm die Schlange in seyn Nest/ und ertödtet die Jungen/ wann dann die Mutter wiederkompt/ und ihre Jungen todt findet/ soll er dieselbe (wie man sagt) drey Tagelang betrauren: Hernach öffnet er ihm selber die Brust/ besprenget die Jungen mit seinem Blut/ wodurch sie wiederumb lebendig und gesund werden: Wann ihm nun dergestalt sein Blut abgelauffen/ wird er schwach und kranck/ so daß die Jungen außzufliegen/ und vor ihre schwache Mutter Speyse zuholen genötiget werden/ etliche auß natürlicher Liebe entzündet/ nehmen ihre Pflicht in acht / andre schlagen auß der Arth/ und achten der Mutter nichtes. Welches/ wann es die wider zu kräfften gelangte Mutter verspüret/ begibt sie sich zu denen/ die sie gespeyset/ nimbt sich ihrer an/ und schafft ihnen Unterhalt/ die Undanckbaren stösset sie von sich/ oder tödtet sie. Sie fliegen mit grossem Gereusch ihrer Flügel/ bißweilen bey gantzen Schaaren. Sie streiten jährlich in Lycien, ohnferne deß Flusses Xanthus, mit den Raben/ Krähen/ und andren fleischfressenden Vögeln/ und wann sie die Oberhand behalten/ vermuthen die Einwohner ein fruchtbar/ und überflüssiges Jahr an Getrayde und Viehe.

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        <p>Sie leben und haben ihren Auffenthalt in fischreichen Seen/ und Ströhmen /                      fangen Fische/ und verschlucken dieselbe/ ob sie schon 1. 2. 3. biß vier Pfund                      schwer/ gleich dann auch die Tauch-Enten/ welche sie so lange in den Kopff                      hicken/ biß sie liegen bleiben/ und alsdann von ihnen verschlungen werden: Sie                      schlucken Muscheln und Schnecken mit sampt den Schalen in sich/ wann sie sich                      dann durch die innernerliche Hitze öffnen/ speyen sie dieselbe wieder von sich                     / und essen allein das Fleisch/ haben nur einen Durchgang/ welcher von dem                      Schnabel oder Mund biß an den Hintern reichet. Sie werden in grosser Menge bey                      Gazanus einer Stadt in AEgypten, in Hetrurien, West. Indien an der Ost-See/ in                      Norder-Franckreich/ und andern Orthen mehr gefunden. Ihre Nester machen sie an                      den Ufern der Ströhme und Seen/ auß Reisicht der Bäume: Legen soviel Eyer                      darein/ als die Schwanen/ an Grösse wie ein Ganß-Ey/ und bringen auff gleiche                      Weise ihre Jungen auff.</p>
        <p>Zwischen dem Pelican, und der Schlangen ist eine angebohrne Feindschafft. Dann                      wann der Pelican außgeflogen/ vor seine Jungen Speyle zu suchen/ kreucht ihm                      die Schlange in seyn Nest/ und ertödtet die Jungen/ wann dann die Mutter                      wiederkompt/ und ihre Jungen todt findet/ soll er dieselbe (wie man sagt) drey                      Tagelang betrauren: Hernach öffnet er ihm selber die Brust/ besprenget die                      Jungen mit seinem Blut/ wodurch sie wiederumb lebendig und gesund werden: Wann                      ihm nun dergestalt sein Blut abgelauffen/ wird er schwach und kranck/ so daß                      die Jungen außzufliegen/ und vor ihre schwache Mutter Speyse zuholen genötiget                      werden/ etliche auß natürlicher Liebe entzündet/ nehmen ihre Pflicht in acht /                      andre schlagen auß der Arth/ und achten der Mutter nichtes. Welches/ wann es                      die wider zu kräfften gelangte Mutter verspüret/ begibt sie sich zu denen/ die                      sie gespeyset/ nimbt sich ihrer an/ und schafft ihnen Unterhalt/ die                      Undanckbaren stösset sie von sich/ oder tödtet sie. Sie fliegen mit grossem                      Gereusch ihrer Flügel/ bißweilen bey gantzen Schaaren. Sie streiten jährlich in                      Lycien, ohnferne deß Flusses Xanthus, mit den Raben/ Krähen/ und andren                      fleischfressenden Vögeln/ und wann sie die Oberhand behalten/ vermuthen die                      Einwohner ein fruchtbar/ und überflüssiges Jahr an Getrayde und Viehe.</p>
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[148/0012] denselben übertraff/ hat 24. Pfund und 12. Untzen gewogen/ der Leib war weiß/ der Schnabel bräunlich/ mit etwas roth durck zogen. Sie leben und haben ihren Auffenthalt in fischreichen Seen/ und Ströhmen / fangen Fische/ und verschlucken dieselbe/ ob sie schon 1. 2. 3. biß vier Pfund schwer/ gleich dann auch die Tauch-Enten/ welche sie so lange in den Kopff hicken/ biß sie liegen bleiben/ und alsdann von ihnen verschlungen werden: Sie schlucken Muscheln und Schnecken mit sampt den Schalen in sich/ wann sie sich dann durch die innernerliche Hitze öffnen/ speyen sie dieselbe wieder von sich / und essen allein das Fleisch/ haben nur einen Durchgang/ welcher von dem Schnabel oder Mund biß an den Hintern reichet. Sie werden in grosser Menge bey Gazanus einer Stadt in AEgypten, in Hetrurien, West. Indien an der Ost-See/ in Norder-Franckreich/ und andern Orthen mehr gefunden. Ihre Nester machen sie an den Ufern der Ströhme und Seen/ auß Reisicht der Bäume: Legen soviel Eyer darein/ als die Schwanen/ an Grösse wie ein Ganß-Ey/ und bringen auff gleiche Weise ihre Jungen auff. Zwischen dem Pelican, und der Schlangen ist eine angebohrne Feindschafft. Dann wann der Pelican außgeflogen/ vor seine Jungen Speyle zu suchen/ kreucht ihm die Schlange in seyn Nest/ und ertödtet die Jungen/ wann dann die Mutter wiederkompt/ und ihre Jungen todt findet/ soll er dieselbe (wie man sagt) drey Tagelang betrauren: Hernach öffnet er ihm selber die Brust/ besprenget die Jungen mit seinem Blut/ wodurch sie wiederumb lebendig und gesund werden: Wann ihm nun dergestalt sein Blut abgelauffen/ wird er schwach und kranck/ so daß die Jungen außzufliegen/ und vor ihre schwache Mutter Speyse zuholen genötiget werden/ etliche auß natürlicher Liebe entzündet/ nehmen ihre Pflicht in acht / andre schlagen auß der Arth/ und achten der Mutter nichtes. Welches/ wann es die wider zu kräfften gelangte Mutter verspüret/ begibt sie sich zu denen/ die sie gespeyset/ nimbt sich ihrer an/ und schafft ihnen Unterhalt/ die Undanckbaren stösset sie von sich/ oder tödtet sie. Sie fliegen mit grossem Gereusch ihrer Flügel/ bißweilen bey gantzen Schaaren. Sie streiten jährlich in Lycien, ohnferne deß Flusses Xanthus, mit den Raben/ Krähen/ und andren fleischfressenden Vögeln/ und wann sie die Oberhand behalten/ vermuthen die Einwohner ein fruchtbar/ und überflüssiges Jahr an Getrayde und Viehe.

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Zitationshilfe: Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 3. Osnabrück, 1687, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz03_1678/12>, abgerufen am 24.11.2024.