Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 2. Osnabrück, 1687.mit glatten roslichen Haaren bewachsen/ am Halse und Haubte seyn sie dunckler Farbe / doch unter dem Halse weiß. So bald dis Thier ein oder zwey Monate alt ist / wird es auff der Haut mit zierlichen Flecken gezeichnet/ und unterschieden / welche hernach mit dem Alter wieder verschwinden. Die andere Art ist wol nicht an Gestalt des Leibes und Farbe der Haut unterschieden; aber die Hörner seyn viel länger/ und in drey Arme oder Finger gespalten. Man kan gar wenig von der art und natur dieser Thiere bey den Schribenten finden; nur dieses/ daß sie ihre Speise wieder kewen/ und wan sie gefangen seyn/ gar leicht gezähmet werden können. Von der Felsen-Geyß. DIe Felsen-Geiß ist wenig unterschieden an Grösse mit der zahmen Geissen/ doch gleichwol etwas höher. Sie hat rohte Augen/ längliche Ohren/ und ist zu beiden Seiten von der Wurtzel der Hörner oben den Augen an/ biß an das äusserste der obersten Lefftzen mit einen blinckend gelben und schwartzen Streiff gezeichnet. Die Hörner seyn schwartz/ durch viel Knorben unterschieden/ und am Ende mit einem scharffen Haken versehen. Die Farbe der Haut ist zwischen dunckel und rostig/ und fällt im Sommer mehr ins roßliche/ und im Winter mehr ins dunckel. Der Nahme zeiget an/ daß dieß Thier von Natur felsigte und bergigte Örter beliebe/ es lässet sich auch zu Zeiten bey den niedrigen Gründen der Alpen sehen. Die Speise/ Fortzeugung und Alter kombt mit mehr anderer Arten wilder Gembsen oder Böcken überein. Gleich wie die zahme Geißen sehr begierig sind Saltz zu lecken; also werden die Felß-Geißen durch einen sonderlichen Antrieb der Natur gereitzet Sand zulecken; dann dadurch wird der Schleim der Zungen und des Mundes abgefeget/ und ihnen also bessere Lust zum Essen erwecket. Diese Thiere wann sie sehr hohe und steigere Berge anklimmen/ so fassen sie die außstehende Steinklippen mit den Hörnern/ als mit einem Haken/ und werden also von ihnen die steigerste Felsen/ da sonst nimand hinauf kommen kan / erstiegen. Man sagt/ schreibet Scaliger, daß sie mit der Spitze der Hörner den Rücken mit glatten roslichen Haaren bewachsen/ am Halse und Haubte seyn sie dunckler Farbe / doch unter dem Halse weiß. So bald dis Thier ein oder zwey Monate alt ist / wird es auff der Haut mit zierlichen Flecken gezeichnet/ und unterschieden / welche hernach mit dem Alter wieder verschwinden. Die andere Art ist wol nicht an Gestalt des Leibes und Farbe der Haut unterschieden; aber die Hörner seyn viel länger/ und in drey Arme oder Finger gespalten. Man kan gar wenig von der art und natur dieser Thiere bey den Schribenten finden; nur dieses/ daß sie ihre Speise wieder kewen/ und wan sie gefangen seyn/ gar leicht gezähmet werden können. Von der Felsen-Geyß. DIe Felsen-Geiß ist wenig unterschieden an Grösse mit der zahmen Geissen/ doch gleichwol etwas höher. Sie hat rohte Augen/ längliche Ohren/ und ist zu beiden Seiten von der Wurtzel der Hörner oben den Augen an/ biß an das äusserste der obersten Lefftzen mit einen blinckend gelben und schwartzen Streiff gezeichnet. Die Hörner seyn schwartz/ durch viel Knorben unterschieden/ und am Ende mit einem scharffen Haken versehen. Die Farbe der Haut ist zwischen dunckel und rostig/ und fällt im Sommer mehr ins roßliche/ und im Winter mehr ins dunckel. Der Nahme zeiget an/ daß dieß Thier von Natur felsigte und bergigte Örter beliebe/ es lässet sich auch zu Zeiten bey den niedrigen Gründen der Alpen sehen. Die Speise/ Fortzeugung und Alter kombt mit mehr anderer Arten wilder Gembsen oder Böcken überein. Gleich wie die zahme Geißen sehr begierig sind Saltz zu lecken; also werden die Felß-Geißen durch einen sonderlichen Antrieb der Natur gereitzet Sand zulecken; dann dadurch wird der Schleim der Zungen und des Mundes abgefeget/ und ihnen also bessere Lust zum Essen erwecket. Diese Thiere wann sie sehr hohe und steigere Berge anklimmen/ so fassen sie die außstehende Steinklippen mit den Hörnern/ als mit einem Haken/ und werden also von ihnen die steigerste Felsen/ da sonst nimand hinauf kommen kan / erstiegen. Man sagt/ schreibet Scaliger, daß sie mit der Spitze der Hörner den Rücken <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0069" n="65"/> mit glatten roslichen Haaren bewachsen/ am Halse und Haubte seyn sie dunckler Farbe / doch unter dem Halse weiß. 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Die Hörner seyn schwartz/ durch viel Knorben unterschieden/ und am Ende mit einem scharffen Haken versehen. Die Farbe der Haut ist zwischen dunckel und rostig/ und fällt im Sommer mehr ins roßliche/ und im Winter mehr ins dunckel. Der Nahme zeiget an/ daß dieß Thier von Natur felsigte und bergigte Örter beliebe/ es lässet sich auch zu Zeiten bey den niedrigen Gründen der Alpen sehen.</p> <p>Die Speise/ Fortzeugung und Alter kombt mit mehr anderer Arten wilder Gembsen oder Böcken überein.</p> <p>Gleich wie die zahme Geißen sehr begierig sind Saltz zu lecken; also werden die Felß-Geißen durch einen sonderlichen Antrieb der Natur gereitzet Sand zulecken; dann dadurch wird der Schleim der Zungen und des Mundes abgefeget/ und ihnen also bessere Lust zum Essen erwecket.</p> <p>Diese Thiere wann sie sehr hohe und steigere Berge anklimmen/ so fassen sie die außstehende Steinklippen mit den Hörnern/ als mit einem Haken/ und werden also von ihnen die steigerste Felsen/ da sonst nimand hinauf kommen kan / erstiegen.</p> <p>Man sagt/ schreibet Scaliger, daß sie mit der Spitze der Hörner den Rücken </p> </div> </body> </text> </TEI> [65/0069]
mit glatten roslichen Haaren bewachsen/ am Halse und Haubte seyn sie dunckler Farbe / doch unter dem Halse weiß. So bald dis Thier ein oder zwey Monate alt ist / wird es auff der Haut mit zierlichen Flecken gezeichnet/ und unterschieden / welche hernach mit dem Alter wieder verschwinden.
Die andere Art ist wol nicht an Gestalt des Leibes und Farbe der Haut unterschieden; aber die Hörner seyn viel länger/ und in drey Arme oder Finger gespalten.
Man kan gar wenig von der art und natur dieser Thiere bey den Schribenten finden; nur dieses/ daß sie ihre Speise wieder kewen/ und wan sie gefangen seyn/ gar leicht gezähmet werden können.
Von der Felsen-Geyß. DIe Felsen-Geiß ist wenig unterschieden an Grösse mit der zahmen Geissen/ doch gleichwol etwas höher. Sie hat rohte Augen/ längliche Ohren/ und ist zu beiden Seiten von der Wurtzel der Hörner oben den Augen an/ biß an das äusserste der obersten Lefftzen mit einen blinckend gelben und schwartzen Streiff gezeichnet. Die Hörner seyn schwartz/ durch viel Knorben unterschieden/ und am Ende mit einem scharffen Haken versehen. Die Farbe der Haut ist zwischen dunckel und rostig/ und fällt im Sommer mehr ins roßliche/ und im Winter mehr ins dunckel. Der Nahme zeiget an/ daß dieß Thier von Natur felsigte und bergigte Örter beliebe/ es lässet sich auch zu Zeiten bey den niedrigen Gründen der Alpen sehen.
Die Speise/ Fortzeugung und Alter kombt mit mehr anderer Arten wilder Gembsen oder Böcken überein.
Gleich wie die zahme Geißen sehr begierig sind Saltz zu lecken; also werden die Felß-Geißen durch einen sonderlichen Antrieb der Natur gereitzet Sand zulecken; dann dadurch wird der Schleim der Zungen und des Mundes abgefeget/ und ihnen also bessere Lust zum Essen erwecket.
Diese Thiere wann sie sehr hohe und steigere Berge anklimmen/ so fassen sie die außstehende Steinklippen mit den Hörnern/ als mit einem Haken/ und werden also von ihnen die steigerste Felsen/ da sonst nimand hinauf kommen kan / erstiegen.
Man sagt/ schreibet Scaliger, daß sie mit der Spitze der Hörner den Rücken
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Zitationshilfe: | Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 2. Osnabrück, 1687, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz02_1678/69>, abgerufen am 03.03.2025. |