Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 2. Osnabrück, 1687.ein Stier-Kalb / und so er zur lincken Seiten abfalle/ ein Kuh-Kalb. Das Leben der Kühe umbzielen einige mit 15. Jahren. Sie verwechseln die vordersten Zähne ohngefehr im achten/ zehenden oder zwölfften Monat ihres Alters/ hernach folgen die Nechst stehende/ biß daß sie innerhalb drey Jahren alle ihre Zähne verwechselt haben. Etliche vermeinen auch/ daß die Kühe/ so offt sie gekalbet/ einen Kerb mehr an ihre Hörner bekommen. Dieses Vieh bringt ihren Herrn grossen Nutzen. Von der Milch/ welche sie zu Sommers Zeiten am meisten geben/ und von der Butter und Käse/ wird an vielen Orten ein grosser Schatz gesamblet. Das Fleisch dienet vielen Menschen zur Speise. Das Fett oder Unschlit so wohl von den Kühen als Ochsen bringt grossen Nutzen; Von der Haut ziehen die Ledderer und Schuster keinen geringen Gewinn / ohne ihren Mistwürden viel Äcker und Gärten verwilden/ ihrer erwünscheten Früchte entblösset stehen/ und uns deren Genießes berauben. Von dem Kalbe. DAs Junges/ welches die Kuh/ nach zehen monatlicher Trächtigkeit geworffen ist zwey-schlächtig/ zuwissen ein Stier-Kalb oder ein Kuh-Kalb/ doch beide insgemein unter den Nahmen eines Kalbes bekant. Das Stier-Kalb/ welches nicht zur Fortzählung/ sondern zum Pflug und andern Diensten sol erzogen werden/ wird in der Jungend verschnitten; Man soll sie aber nicht in das Joch vor den Pflug spannen/ ehe sie drey Jahr alt seyn/ dann was man vor solcher Zeit mit denselben anfängt ist zu frühe. Die Kälber die in Holland und Frießland zum schlachten gemestet werden/ wachsen offtmahls zu einer sothanen Grösse und Schwärigkeit auff/ daß sie die vollerwachsene Kuhbeester anderer Örten beschämen/ und weit übertreffen. Wenn das Kalb von der Milch abgespänet/ und in grünen Weyden getrieben wird / beweiset es durch seyn unmässiges Springen/ Hüpffen und Tantzen eine wollüstige Art/ als keines Bösen sich besorgend. Das Kalbfleisch ist der Natur nach gemässiget eines guten Saffts/ angenehmen Geschmackes und leicht zu verdawen; es machet gut Geblüt/ und wird auch deswegen über andere Speisen so ein Stier-Kalb / und so er zur lincken Seiten abfalle/ ein Kuh-Kalb. Das Leben der Kühe umbzielen einige mit 15. Jahren. Sie verwechseln die vordersten Zähne ohngefehr im achten/ zehenden oder zwölfften Monat ihres Alters/ hernach folgen die Nechst stehende/ biß daß sie innerhalb drey Jahren alle ihre Zähne verwechselt haben. Etliche vermeinen auch/ daß die Kühe/ so offt sie gekalbet/ einen Kerb mehr an ihre Hörner bekommen. Dieses Vieh bringt ihren Herrn grossen Nutzen. Von der Milch/ welche sie zu Sommers Zeiten am meisten geben/ und von der Butter und Käse/ wird an vielen Orten ein grosser Schatz gesamblet. Das Fleisch dienet vielen Menschen zur Speise. Das Fett oder Unschlit so wohl von den Kühen als Ochsen bringt grossen Nutzen; Von der Haut ziehen die Ledderer und Schuster keinen geringen Gewinn / ohne ihren Mistwürden viel Äcker und Gärten verwilden/ ihrer erwünscheten Früchte entblösset stehen/ und uns deren Genießes berauben. Von dem Kalbe. DAs Junges/ welches die Kuh/ nach zehen monatlicher Trächtigkeit geworffen ist zwey–schlächtig/ zuwissen ein Stier-Kalb oder ein Kuh-Kalb/ doch beide insgemein unter den Nahmen eines Kalbes bekant. Das Stier-Kalb/ welches nicht zur Fortzählung/ sondern zum Pflug und andern Diensten sol erzogen werden/ wird in der Jungend verschnitten; Man soll sie aber nicht in das Joch vor den Pflug spannen/ ehe sie drey Jahr alt seyn/ dann was man vor solcher Zeit mit denselben anfängt ist zu frühe. Die Kälber die in Holland und Frießland zum schlachten gemestet werden/ wachsen offtmahls zu einer sothanen Grösse und Schwärigkeit auff/ daß sie die vollerwachsene Kuhbeester anderer Örten beschämen/ und weit übertreffen. Wenn das Kalb von der Milch abgespänet/ und in grünen Weyden getrieben wird / beweiset es durch seyn unmässiges Springen/ Hüpffen und Tantzen eine wollüstige Art/ als keines Bösen sich besorgend. Das Kalbfleisch ist der Natur nach gemässiget eines guten Saffts/ angenehmen Geschmackes und leicht zu verdawen; es machet gut Geblüt/ und wird auch deswegen über andere Speisen so <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0043" n="39"/> ein Stier-Kalb / und so er zur lincken Seiten abfalle/ ein Kuh-Kalb.</p> <p>Das Leben der Kühe umbzielen einige mit 15. Jahren. Sie verwechseln die vordersten Zähne ohngefehr im achten/ zehenden oder zwölfften Monat ihres Alters/ hernach folgen die Nechst stehende/ biß daß sie innerhalb drey Jahren alle ihre Zähne verwechselt haben. Etliche vermeinen auch/ daß die Kühe/ so offt sie gekalbet/ einen Kerb mehr an ihre Hörner bekommen.</p> <p>Dieses Vieh bringt ihren Herrn grossen Nutzen. Von der Milch/ welche sie zu Sommers Zeiten am meisten geben/ und von der Butter und Käse/ wird an vielen Orten ein grosser Schatz gesamblet. Das Fleisch dienet vielen Menschen zur Speise. Das Fett oder Unschlit so wohl von den Kühen als Ochsen bringt grossen Nutzen; Von der Haut ziehen die Ledderer und Schuster keinen geringen Gewinn / ohne ihren Mistwürden viel Äcker und Gärten verwilden/ ihrer erwünscheten Früchte entblösset stehen/ und uns deren Genießes berauben.</p> </div> <div> <head>Von dem Kalbe.</head> <p>DAs Junges/ welches die Kuh/ nach zehen monatlicher Trächtigkeit geworffen ist zwey–schlächtig/ zuwissen ein Stier-Kalb oder ein Kuh-Kalb/ doch beide insgemein unter den Nahmen eines Kalbes bekant.</p> <p>Das Stier-Kalb/ welches nicht zur Fortzählung/ sondern zum Pflug und andern Diensten sol erzogen werden/ wird in der Jungend verschnitten; Man soll sie aber nicht in das Joch vor den Pflug spannen/ ehe sie drey Jahr alt seyn/ dann was man vor solcher Zeit mit denselben anfängt ist zu frühe.</p> <p>Die Kälber die in Holland und Frießland zum schlachten gemestet werden/ wachsen offtmahls zu einer sothanen Grösse und Schwärigkeit auff/ daß sie die vollerwachsene Kuhbeester anderer Örten beschämen/ und weit übertreffen.</p> <p>Wenn das Kalb von der Milch abgespänet/ und in grünen Weyden getrieben wird / beweiset es durch seyn unmässiges Springen/ Hüpffen und Tantzen eine wollüstige Art/ als keines Bösen sich besorgend.</p> <p>Das Kalbfleisch ist der Natur nach gemässiget eines guten Saffts/ angenehmen Geschmackes und leicht zu verdawen; es machet gut Geblüt/ und wird auch deswegen über andere Speisen so </p> </div> </body> </text> </TEI> [39/0043]
ein Stier-Kalb / und so er zur lincken Seiten abfalle/ ein Kuh-Kalb.
Das Leben der Kühe umbzielen einige mit 15. Jahren. Sie verwechseln die vordersten Zähne ohngefehr im achten/ zehenden oder zwölfften Monat ihres Alters/ hernach folgen die Nechst stehende/ biß daß sie innerhalb drey Jahren alle ihre Zähne verwechselt haben. Etliche vermeinen auch/ daß die Kühe/ so offt sie gekalbet/ einen Kerb mehr an ihre Hörner bekommen.
Dieses Vieh bringt ihren Herrn grossen Nutzen. Von der Milch/ welche sie zu Sommers Zeiten am meisten geben/ und von der Butter und Käse/ wird an vielen Orten ein grosser Schatz gesamblet. Das Fleisch dienet vielen Menschen zur Speise. Das Fett oder Unschlit so wohl von den Kühen als Ochsen bringt grossen Nutzen; Von der Haut ziehen die Ledderer und Schuster keinen geringen Gewinn / ohne ihren Mistwürden viel Äcker und Gärten verwilden/ ihrer erwünscheten Früchte entblösset stehen/ und uns deren Genießes berauben.
Von dem Kalbe. DAs Junges/ welches die Kuh/ nach zehen monatlicher Trächtigkeit geworffen ist zwey–schlächtig/ zuwissen ein Stier-Kalb oder ein Kuh-Kalb/ doch beide insgemein unter den Nahmen eines Kalbes bekant.
Das Stier-Kalb/ welches nicht zur Fortzählung/ sondern zum Pflug und andern Diensten sol erzogen werden/ wird in der Jungend verschnitten; Man soll sie aber nicht in das Joch vor den Pflug spannen/ ehe sie drey Jahr alt seyn/ dann was man vor solcher Zeit mit denselben anfängt ist zu frühe.
Die Kälber die in Holland und Frießland zum schlachten gemestet werden/ wachsen offtmahls zu einer sothanen Grösse und Schwärigkeit auff/ daß sie die vollerwachsene Kuhbeester anderer Örten beschämen/ und weit übertreffen.
Wenn das Kalb von der Milch abgespänet/ und in grünen Weyden getrieben wird / beweiset es durch seyn unmässiges Springen/ Hüpffen und Tantzen eine wollüstige Art/ als keines Bösen sich besorgend.
Das Kalbfleisch ist der Natur nach gemässiget eines guten Saffts/ angenehmen Geschmackes und leicht zu verdawen; es machet gut Geblüt/ und wird auch deswegen über andere Speisen so
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Zitationshilfe: | Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 2. Osnabrück, 1687, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz02_1678/43>, abgerufen am 03.03.2025. |