Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 2. Osnabrück, 1687.einem 700. und zum höchsten 1000. Pfund auffgeleget. Wann sie beladen/ oder abgeladen werden/ knyen sie nieder / so bald sie nur sänfftiglich an die Knye gerühret werden/ und so bald sie unter dem auffladen fühlen/ daß die auffgeladene Last mit ihrer Krafft überein kombt / stehen sie auff und wollen nicht mehr auffnehmen. Wann sie durch langwährende Reisen ermüdet seyn/ können sie durch keine Schläge oder Bedräuungen/ sondern allein durch Gesänge/ und Lieb-Kosendes Streichen fortgetrieben/ und zu Vollführung der angenommenen Reise angefrischet werden. Die Cameele beflecken sich nicht mit Blutschändlicher Vermischung; Dan das Junge sich niemahls mit seiner Mutter/ oder einen Weibchen/ so seine Mutter gezeuget / besahmen soll. Wovon die Alten ein gedenckwürdiges Exempel hinterlassen; Als daß sich zugetragen/ das ein junger Cameel seine Mutter/ so vorher bedeckt gewesen/ besprungen gehabt/ und da er erst nach vollbrachtem Werck solches gemercket/ habe er denjenigen/ der ihm dazu angeführt hatte/ getödtet und zertretten. Ein Cameel ist sonst ein rachgieriges Thier so er von jemand geschlagen worden / verbirget er offt den Grim/ biß zu seiner Gelegenheit/ und rächet sich alsdann wieder zu seinen Vergnügen. Es werden auch die Cameele gelehret nach dem Trommel Schlag zu tantzen; Dies wird ihnen auff folgende Weise beygebracht; Es wird ein junger Cameel eingesperret an einem Ort darinnen ein heißes Pflaster ist/ durch welche Hitze er bewogen wird / daß er seine Füsse einen umb den andern auffhebe/ mitler Weile wird draußen vor der Thüren auff der Trommel geschlagen. Auff sothanen Platz wird dieser Lehrling bey nahe ein Jahrlang geübet/ und durch die Länge der Zeit dazu gewehnet/ daß er/ so bald er eine Trommel schlagen höret/ seine Füsse auffhebet/ und auff seine Weise anfängt zu tantzen und zu springen. Es hat der Cameel eine sonderliche Feindschafft mit dem Pferde/ dem Leuwen/ und der Kuhfliege. Von dem Cameelopard. DEr Camelopardus/ von andern Cameel-Pferd/ und von den heutigen Giraffa genandt / ist an Grösse dem Cameel/ und an verschiedenen Fle- einem 700. und zum höchsten 1000. Pfund auffgeleget. Wann sie beladen/ oder abgeladen werden/ knyen sie nieder / so bald sie nur sänfftiglich an die Knye gerühret werden/ und so bald sie unter dem auffladen fühlen/ daß die auffgeladene Last mit ihrer Krafft überein kombt / stehen sie auff und wollen nicht mehr auffnehmen. Wann sie durch langwährende Reisen ermüdet seyn/ können sie durch keine Schläge oder Bedräuungen/ sondern allein durch Gesänge/ und Lieb-Kosendes Streichen fortgetrieben/ und zu Vollführung der angenommenen Reise angefrischet werden. Die Cameele beflecken sich nicht mit Blutschändlicher Vermischung; Dan das Junge sich niemahls mit seiner Mutter/ oder einen Weibchen/ so seine Mutter gezeuget / besahmen soll. Wovon die Alten ein gedenckwürdiges Exempel hinterlassen; Als daß sich zugetragen/ das ein junger Cameel seine Mutter/ so vorher bedeckt gewesen/ besprungen gehabt/ und da er erst nach vollbrachtem Werck solches gemercket/ habe er denjenigen/ der ihm dazu angeführt hatte/ getödtet und zertretten. Ein Cameel ist sonst ein rachgieriges Thier so er von jemand geschlagen worden / verbirget er offt den Grim/ biß zu seiner Gelegenheit/ und rächet sich alsdann wieder zu seinen Vergnügen. Es werden auch die Cameele gelehret nach dem Trommel Schlag zu tantzen; Dies wird ihnen auff folgende Weise beygebracht; Es wird ein junger Cameel eingesperret an einem Ort darinnen ein heißes Pflaster ist/ durch welche Hitze er bewogen wird / daß er seine Füsse einen umb den andern auffhebe/ mitler Weile wird draußen vor der Thüren auff der Trommel geschlagen. Auff sothanen Platz wird dieser Lehrling bey nahe ein Jahrlang geübet/ und durch die Länge der Zeit dazu gewehnet/ daß er/ so bald er eine Trommel schlagen höret/ seine Füsse auffhebet/ und auff seine Weise anfängt zu tantzen und zu springen. Es hat der Cameel eine sonderliche Feindschafft mit dem Pferde/ dem Leuwen/ und der Kuhfliege. Von dem Cameelopard. DEr Camelopardus/ von andern Cameel-Pferd/ und von den heutigen Giraffa genandt / ist an Grösse dem Cameel/ und an verschiedenen Fle- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0014" n="10"/> einem 700. und zum höchsten 1000. Pfund auffgeleget. Wann sie beladen/ oder abgeladen werden/ knyen sie nieder / so bald sie nur sänfftiglich an die Knye gerühret werden/ und so bald sie unter dem auffladen fühlen/ daß die auffgeladene Last mit ihrer Krafft überein kombt / stehen sie auff und wollen nicht mehr auffnehmen. Wann sie durch langwährende Reisen ermüdet seyn/ können sie durch keine Schläge oder Bedräuungen/ sondern allein durch Gesänge/ und Lieb-Kosendes Streichen fortgetrieben/ und zu Vollführung der angenommenen Reise angefrischet werden.</p> <p>Die Cameele beflecken sich nicht mit Blutschändlicher Vermischung; Dan das Junge sich niemahls mit seiner Mutter/ oder einen Weibchen/ so seine Mutter gezeuget / besahmen soll. Wovon die Alten ein gedenckwürdiges Exempel hinterlassen; Als daß sich zugetragen/ das ein junger Cameel seine Mutter/ so vorher bedeckt gewesen/ besprungen gehabt/ und da er erst nach vollbrachtem Werck solches gemercket/ habe er denjenigen/ der ihm dazu angeführt hatte/ getödtet und zertretten.</p> <p>Ein Cameel ist sonst ein rachgieriges Thier so er von jemand geschlagen worden / verbirget er offt den Grim/ biß zu seiner Gelegenheit/ und rächet sich alsdann wieder zu seinen Vergnügen.</p> <p>Es werden auch die Cameele gelehret nach dem Trommel Schlag zu tantzen; Dies wird ihnen auff folgende Weise beygebracht; Es wird ein junger Cameel eingesperret an einem Ort darinnen ein heißes Pflaster ist/ durch welche Hitze er bewogen wird / daß er seine Füsse einen umb den andern auffhebe/ mitler Weile wird draußen vor der Thüren auff der Trommel geschlagen. Auff sothanen Platz wird dieser Lehrling bey nahe ein Jahrlang geübet/ und durch die Länge der Zeit dazu gewehnet/ daß er/ so bald er eine Trommel schlagen höret/ seine Füsse auffhebet/ und auff seine Weise anfängt zu tantzen und zu springen.</p> <p>Es hat der Cameel eine sonderliche Feindschafft mit dem Pferde/ dem Leuwen/ und der Kuhfliege.</p> </div> <div> <head>Von dem Cameelopard.</head> <p>DEr Camelopardus/ von andern Cameel-Pferd/ und von den heutigen Giraffa genandt / ist an Grösse dem Cameel/ und an verschiedenen Fle- </p> </div> </body> </text> </TEI> [10/0014]
einem 700. und zum höchsten 1000. Pfund auffgeleget. Wann sie beladen/ oder abgeladen werden/ knyen sie nieder / so bald sie nur sänfftiglich an die Knye gerühret werden/ und so bald sie unter dem auffladen fühlen/ daß die auffgeladene Last mit ihrer Krafft überein kombt / stehen sie auff und wollen nicht mehr auffnehmen. Wann sie durch langwährende Reisen ermüdet seyn/ können sie durch keine Schläge oder Bedräuungen/ sondern allein durch Gesänge/ und Lieb-Kosendes Streichen fortgetrieben/ und zu Vollführung der angenommenen Reise angefrischet werden.
Die Cameele beflecken sich nicht mit Blutschändlicher Vermischung; Dan das Junge sich niemahls mit seiner Mutter/ oder einen Weibchen/ so seine Mutter gezeuget / besahmen soll. Wovon die Alten ein gedenckwürdiges Exempel hinterlassen; Als daß sich zugetragen/ das ein junger Cameel seine Mutter/ so vorher bedeckt gewesen/ besprungen gehabt/ und da er erst nach vollbrachtem Werck solches gemercket/ habe er denjenigen/ der ihm dazu angeführt hatte/ getödtet und zertretten.
Ein Cameel ist sonst ein rachgieriges Thier so er von jemand geschlagen worden / verbirget er offt den Grim/ biß zu seiner Gelegenheit/ und rächet sich alsdann wieder zu seinen Vergnügen.
Es werden auch die Cameele gelehret nach dem Trommel Schlag zu tantzen; Dies wird ihnen auff folgende Weise beygebracht; Es wird ein junger Cameel eingesperret an einem Ort darinnen ein heißes Pflaster ist/ durch welche Hitze er bewogen wird / daß er seine Füsse einen umb den andern auffhebe/ mitler Weile wird draußen vor der Thüren auff der Trommel geschlagen. Auff sothanen Platz wird dieser Lehrling bey nahe ein Jahrlang geübet/ und durch die Länge der Zeit dazu gewehnet/ daß er/ so bald er eine Trommel schlagen höret/ seine Füsse auffhebet/ und auff seine Weise anfängt zu tantzen und zu springen.
Es hat der Cameel eine sonderliche Feindschafft mit dem Pferde/ dem Leuwen/ und der Kuhfliege.
Von dem Cameelopard. DEr Camelopardus/ von andern Cameel-Pferd/ und von den heutigen Giraffa genandt / ist an Grösse dem Cameel/ und an verschiedenen Fle-
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Zitationshilfe: | Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 2. Osnabrück, 1687, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz02_1678/14>, abgerufen am 16.07.2024. |