Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 2. Osnabrück, 1687.auß einem) sie ihr Gifft außspeyet: Sie kreucht eine Zeitlang vorwerts/ dann wieder hinterwerts/ weil/ eins von ihren Häuptern Wechselsweise sein Gesicht und Würckung hat/ wornach der Leib derozeit beweget wird. Die Pfeil-Schlange verbieget sich auff den Bäumen unter das Laub/ ist mit sonderlichen Federn außgerüstet/ und schiesset Menschen und Viehe so schleunig auff den Leib/ als ein Pfeil von einem Bogen/ wovon sie den Nahmen bekommen. Bellonius hat bey der Stadt Rhodis eine dergleichen Schlange gesehen/ auff einem dürren Baum/ welche drey Ellen lang/ und eines kleinen Fingers dick gewesen / ihr Bauch war weiß/ der Leib Aschefarb/ voller weisser Flecken/ als Augen / hatte zween Striemen über den Rücken. Lucanus meldet/ daß sie den Menschen nach den Schläffen schiesse/ und die getroffen werden/ seyn alsofort des Todes. Die Aspis kreucht allzeit selbander/ das Männlein mit dem Weiblein/ wie es scheinet/ und kan eines ohne das andre nicht leben: dahero kompts/ daß wann eines von ihnen umgebracht/ das andre den Todt seines Gatten zu rächen / ungläublichen Fleiß anwendet/ und zu wercke stellet/ spüret den Todtschläger hefftig nach/ und verfolget ihn gewaltig/ maassen es ihn vor allen andren erkennet/ wie er sich auch suchet zu verbergen/ so das kein Mittel ist zu entrinnen/ und dessen Verfolgung zu entfliehen/ als das man über ein Wasser / oder sonst auß seinem Gesicht entweichet/ und hinweg gelanget. Es wird von vielen bezeuget und geschrieben/ daß die Aspis einen sehredlen und kostbaren Stein in dem Kopff haben solle/ welchen sie sehr embsig bewahret / und dem Menschen mißgönnen solle: Wann sie von den Beschwerern eingeholet/ und beschworen wird/ so legt sie das eine Ohr sehr dicht gegen einen Stein / stopffet das andre mit dem Schwantz zu/ damit sie die Worte des Beschwerers nicht hören möge. Es gibt auch Schwetz-Schlangen. Dieser Schlangen Unterscheydt bestehet in ihrer Grösse/ Orthe/ Geruch/ Farbe/ Gesicht/ Schädlichkeit / und sind etliche Wasser-etliche Landschlangen. Dieses Ungeziefer hat offtmals die Einwohner auß Stätten und Landen vertrieben. Es sind ungleublich grosse Schlangen gewesen/ welche gleichsam zu Mißgeburten aufgewachsen/ welche die Brunnen/ und Thäler außgetrucknet/ vergifftet und verdorben haben/ die man mit Waffen und Geschütze/ eben als wolte man eine Stadt stürmen/ bekriegen und ertödten müssen. Zu Macra ist eine Schlange gewe- auß einem) sie ihr Gifft außspeyet: Sie kreucht eine Zeitlang vorwerts/ dann wieder hinterwerts/ weil/ eins von ihren Häuptern Wechselsweise sein Gesicht und Würckung hat/ wornach der Leib derozeit beweget wird. Die Pfeil-Schlange verbieget sich auff den Bäumen unter das Laub/ ist mit sonderlichen Federn außgerüstet/ und schiesset Menschen und Viehe so schleunig auff den Leib/ als ein Pfeil von einem Bogen/ wovon sie den Nahmen bekommen. Bellonius hat bey der Stadt Rhodis eine dergleichen Schlange gesehen/ auff einem dürren Baum/ welche drey Ellen lang/ und eines kleinen Fingers dick gewesen / ihr Bauch war weiß/ der Leib Aschefarb/ voller weisser Flecken/ als Augen / hatte zween Striemen über den Rücken. Lucanus meldet/ daß sie den Menschen nach den Schläffen schiesse/ und die getroffen werden/ seyn alsofort des Todes. Die Aspis kreucht allzeit selbander/ das Männlein mit dem Weiblein/ wie es scheinet/ und kan eines ohne das andre nicht leben: dahero kompts/ daß wann eines von ihnen umgebracht/ das andre den Todt seines Gatten zu rächen / ungläublichen Fleiß anwendet/ und zu wercke stellet/ spüret den Todtschläger hefftig nach/ und verfolget ihn gewaltig/ maassen es ihn vor allen andren erkennet/ wie er sich auch suchet zu verbergen/ so das kein Mittel ist zu entrinnen/ und dessen Verfolgung zu entfliehen/ als das man über ein Wasser / oder sonst auß seinem Gesicht entweichet/ und hinweg gelanget. Es wird von vielen bezeuget und geschrieben/ daß die Aspis einen sehredlen und kostbaren Stein in dem Kopff haben solle/ welchen sie sehr embsig bewahret / und dem Menschen mißgönnen solle: Wann sie von den Beschwerern eingeholet/ und beschworen wird/ so legt sie das eine Ohr sehr dicht gegen einen Stein / stopffet das andre mit dem Schwantz zu/ damit sie die Worte des Beschwerers nicht hören möge. Es gibt auch Schwetz-Schlangen. Dieser Schlangen Unterscheydt bestehet in ihrer Grösse/ Orthe/ Geruch/ Farbe/ Gesicht/ Schädlichkeit / und sind etliche Wasser-etliche Landschlangen. Dieses Ungeziefer hat offtmals die Einwohner auß Stätten und Landen vertrieben. Es sind ungleublich grosse Schlangen gewesen/ welche gleichsam zu Mißgeburten aufgewachsen/ welche die Brunnen/ und Thäler außgetrucknet/ vergifftet und verdorben haben/ die man mit Waffen und Geschütze/ eben als wolte man eine Stadt stürmen/ bekriegen und ertödten müssen. Zu Macra ist eine Schlange gewe- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0126" n="122"/> auß einem) sie ihr Gifft außspeyet: Sie kreucht eine Zeitlang vorwerts/ dann wieder hinterwerts/ weil/ eins von ihren Häuptern Wechselsweise sein Gesicht und Würckung hat/ wornach der Leib derozeit beweget wird.</p> <p>Die Pfeil-Schlange verbieget sich auff den Bäumen unter das Laub/ ist mit sonderlichen Federn außgerüstet/ und schiesset Menschen und Viehe so schleunig auff den Leib/ als ein Pfeil von einem Bogen/ wovon sie den Nahmen bekommen.</p> <p>Bellonius hat bey der Stadt Rhodis eine dergleichen Schlange gesehen/ auff einem dürren Baum/ welche drey Ellen lang/ und eines kleinen Fingers dick gewesen / ihr Bauch war weiß/ der Leib Aschefarb/ voller weisser Flecken/ als Augen / hatte zween Striemen über den Rücken. Lucanus meldet/ daß sie den Menschen nach den Schläffen schiesse/ und die getroffen werden/ seyn alsofort des Todes.</p> <p>Die Aspis kreucht allzeit selbander/ das Männlein mit dem Weiblein/ wie es scheinet/ und kan eines ohne das andre nicht leben: dahero kompts/ daß wann eines von ihnen umgebracht/ das andre den Todt seines Gatten zu rächen / ungläublichen Fleiß anwendet/ und zu wercke stellet/ spüret den Todtschläger hefftig nach/ und verfolget ihn gewaltig/ maassen es ihn vor allen andren erkennet/ wie er sich auch suchet zu verbergen/ so das kein Mittel ist zu entrinnen/ und dessen Verfolgung zu entfliehen/ als das man über ein Wasser / oder sonst auß seinem Gesicht entweichet/ und hinweg gelanget.</p> <p>Es wird von vielen bezeuget und geschrieben/ daß die Aspis einen sehredlen und kostbaren Stein in dem Kopff haben solle/ welchen sie sehr embsig bewahret / und dem Menschen mißgönnen solle: Wann sie von den Beschwerern eingeholet/ und beschworen wird/ so legt sie das eine Ohr sehr dicht gegen einen Stein / stopffet das andre mit dem Schwantz zu/ damit sie die Worte des Beschwerers nicht hören möge. Es gibt auch Schwetz-Schlangen. Dieser Schlangen Unterscheydt bestehet in ihrer Grösse/ Orthe/ Geruch/ Farbe/ Gesicht/ Schädlichkeit / und sind etliche Wasser-etliche Landschlangen. Dieses Ungeziefer hat offtmals die Einwohner auß Stätten und Landen vertrieben. Es sind ungleublich grosse Schlangen gewesen/ welche gleichsam zu Mißgeburten aufgewachsen/ welche die Brunnen/ und Thäler außgetrucknet/ vergifftet und verdorben haben/ die man mit Waffen und Geschütze/ eben als wolte man eine Stadt stürmen/ bekriegen und ertödten müssen.</p> <p>Zu Macra ist eine Schlange gewe- </p> </div> </body> </text> </TEI> [122/0126]
auß einem) sie ihr Gifft außspeyet: Sie kreucht eine Zeitlang vorwerts/ dann wieder hinterwerts/ weil/ eins von ihren Häuptern Wechselsweise sein Gesicht und Würckung hat/ wornach der Leib derozeit beweget wird.
Die Pfeil-Schlange verbieget sich auff den Bäumen unter das Laub/ ist mit sonderlichen Federn außgerüstet/ und schiesset Menschen und Viehe so schleunig auff den Leib/ als ein Pfeil von einem Bogen/ wovon sie den Nahmen bekommen.
Bellonius hat bey der Stadt Rhodis eine dergleichen Schlange gesehen/ auff einem dürren Baum/ welche drey Ellen lang/ und eines kleinen Fingers dick gewesen / ihr Bauch war weiß/ der Leib Aschefarb/ voller weisser Flecken/ als Augen / hatte zween Striemen über den Rücken. Lucanus meldet/ daß sie den Menschen nach den Schläffen schiesse/ und die getroffen werden/ seyn alsofort des Todes.
Die Aspis kreucht allzeit selbander/ das Männlein mit dem Weiblein/ wie es scheinet/ und kan eines ohne das andre nicht leben: dahero kompts/ daß wann eines von ihnen umgebracht/ das andre den Todt seines Gatten zu rächen / ungläublichen Fleiß anwendet/ und zu wercke stellet/ spüret den Todtschläger hefftig nach/ und verfolget ihn gewaltig/ maassen es ihn vor allen andren erkennet/ wie er sich auch suchet zu verbergen/ so das kein Mittel ist zu entrinnen/ und dessen Verfolgung zu entfliehen/ als das man über ein Wasser / oder sonst auß seinem Gesicht entweichet/ und hinweg gelanget.
Es wird von vielen bezeuget und geschrieben/ daß die Aspis einen sehredlen und kostbaren Stein in dem Kopff haben solle/ welchen sie sehr embsig bewahret / und dem Menschen mißgönnen solle: Wann sie von den Beschwerern eingeholet/ und beschworen wird/ so legt sie das eine Ohr sehr dicht gegen einen Stein / stopffet das andre mit dem Schwantz zu/ damit sie die Worte des Beschwerers nicht hören möge. Es gibt auch Schwetz-Schlangen. Dieser Schlangen Unterscheydt bestehet in ihrer Grösse/ Orthe/ Geruch/ Farbe/ Gesicht/ Schädlichkeit / und sind etliche Wasser-etliche Landschlangen. Dieses Ungeziefer hat offtmals die Einwohner auß Stätten und Landen vertrieben. Es sind ungleublich grosse Schlangen gewesen/ welche gleichsam zu Mißgeburten aufgewachsen/ welche die Brunnen/ und Thäler außgetrucknet/ vergifftet und verdorben haben/ die man mit Waffen und Geschütze/ eben als wolte man eine Stadt stürmen/ bekriegen und ertödten müssen.
Zu Macra ist eine Schlange gewe-
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