Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687.anderer gewaltthätigkeiten so wol an dem Leibe als an den Gewissen viele tausenden der Niederländer erlitten/ steht mit unvergänglichen Buchstaben in den Gedenckschriften derer Zeiten zuersehen. Die Spanier seyn gar sparsam und mässig in Essen und Trincken/ lassen sich offt mit ein wenig Früchten und Brod begnügen/ diese lobwürdige Weisehalten sie so lange als sie aus ihren eigenen Beutel zehren; aber wan sie auf eines andern Kosten ihre ledige Magen füllen/ ist niemand in der Welt frässiger als sie / und scheinet daß sie die vergangene Zeit ihrer mässigkeit in einer Mahlzeit durch Volfraß wollen ersetzen. Sie seyn ins gemein nicht zur Trunckenheit / welche bey ihnen vor eine grosse Schande gehalten wird/ aber zum Venus-Spiel gar sehr geneiget/ so daß sie nach ihrem Sprichwort/ lieber eine schone Dame im Hembde/ als einen Krieges-Mann im Harnisch sehen. Keine ärmer noch faulere Bauren seyn in der Welt zu finden als in Spanien; In ihren Dörffern seyn weder Zäune noch Hecken oder Schäuren zu finden/ welche trägheit im Ackerbaw sie von den Moren/ deren Sclaverey sie in 800. Jahren sich kaum können abgewehnen/ angeerbet haben. Die Könige in Hispanien haben eine unumbschrenckete Regierung über ihre Königreiche und angehörige Länder/ gleich einer Monarchie/ deren Landgräntzen / (als das Königreich Portugal an die Cron Spanien noch gehörete) in die 4. Theile der Weld sich erstreckten. In Europa besassen sie Hispanien/ Portugal / Niederland/ Mylan/ Neapolis, Sicilien/ die Insulen Majorka, Minorka und Sardinien. In Africa beherschten sie/ außerhalb die starcke Stadt und Festung Tonger, die 7. Insulen von Terzera und S. Thomas. In Asta erkenneten sie vor ihr Ober-Haubt die Indianische Haubt-Sadt Goa, Diu, Ormus, Malacca und ander Örter mehr. Bey nahe gantz America oder West-Indien/ worinnen die Königreiche Peru und Mexicum, als die vornehmste/ excelliren/ ist dieser mächtigen Herrschafft unterworffen. Dannenhero haben die Spanischen Geschicht-Schreiber das Einkommen dieser Könige weit über das Einkommen des Türckschen Tyrannen geschätzet. Was die Religion oder Gottesdienst der Spanier betrifft/ seyn dieselbe Vorzeiten Götzendiener gewesen/ und haben ihren Abgöttern Pferde/ Böcke und ander Vieh auffgeopffert/ auß deren Eingeweide sie viel zukünff- anderer gewaltthätigkeiten so wol an dem Leibe als an den Gewissen viele tausenden der Niederländer erlitten/ steht mit unvergänglichen Buchstaben in den Gedenckschriften derer Zeiten zuersehen. Die Spanier seyn gar sparsam und mässig in Essen und Trincken/ lassen sich offt mit ein wenig Früchten und Brod begnügen/ diese lobwürdige Weisehalten sie so lange als sie aus ihren eigenen Beutel zehren; aber wan sie auf eines andern Kosten ihre ledige Magen füllen/ ist niemand in der Welt frässiger als sie / und scheinet daß sie die vergangene Zeit ihrer mässigkeit in einer Mahlzeit durch Volfraß wollen ersetzen. Sie seyn ins gemein nicht zur Trunckenheit / welche bey ihnen vor eine grosse Schande gehalten wird/ aber zum Venus-Spiel gar sehr geneiget/ so daß sie nach ihrem Sprichwort/ lieber eine schone Dame im Hembde/ als einen Krieges-Mann im Harnisch sehen. Keine ärmer noch faulere Bauren seyn in der Welt zu finden als in Spanien; In ihren Dörffern seyn weder Zäune noch Hecken oder Schäuren zu finden/ welche trägheit im Ackerbaw sie von den Moren/ deren Sclaverey sie in 800. Jahren sich kaum können abgewehnen/ angeerbet haben. Die Könige in Hispanien haben eine unumbschrenckete Regierung über ihre Königreiche und angehörige Länder/ gleich einer Monarchie/ deren Landgräntzen / (als das Königreich Portugal an die Cron Spanien noch gehörete) in die 4. Theile der Weld sich erstreckten. In Europa besassen sie Hispanien/ Portugal / Niederland/ Mylan/ Neapolis, Sicilien/ die Insulen Majorka, Minorka und Sardinien. In Africa beherschten sie/ außerhalb die starcke Stadt und Festung Tonger, die 7. Insulen von Terzera und S. Thomas. In Asta erkenneten sie vor ihr Ober-Haubt die Indianische Haubt-Sadt Goa, Diu, Ormus, Malacca und ander Örter mehr. Bey nahe gantz America oder West-Indien/ worinnen die Königreiche Peru und Mexicum, als die vornehmste/ excelliren/ ist dieser mächtigen Herrschafft unterworffen. Dannenhero haben die Spanischen Geschicht-Schreiber das Einkommen dieser Könige weit über das Einkommen des Türckschen Tyrannen geschätzet. Was die Religion oder Gottesdienst der Spanier betrifft/ seyn dieselbe Vorzeiten Götzendiener gewesen/ und haben ihren Abgöttern Pferde/ Böcke und ander Vieh auffgeopffert/ auß deren Eingeweide sie viel zukünff- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0081" n="69"/> anderer gewaltthätigkeiten so wol an dem Leibe als an den Gewissen viele tausenden der Niederländer erlitten/ steht mit unvergänglichen Buchstaben in den Gedenckschriften derer Zeiten zuersehen.</p> <p>Die Spanier seyn gar sparsam und mässig in Essen und Trincken/ lassen sich offt mit ein wenig Früchten und Brod begnügen/ diese lobwürdige Weisehalten sie so lange als sie aus ihren eigenen Beutel zehren; aber wan sie auf eines andern Kosten ihre ledige Magen füllen/ ist niemand in der Welt frässiger als sie / und scheinet daß sie die vergangene Zeit ihrer mässigkeit in einer Mahlzeit durch Volfraß wollen ersetzen. Sie seyn ins gemein nicht zur Trunckenheit / welche bey ihnen vor eine grosse Schande gehalten wird/ aber zum Venus-Spiel gar sehr geneiget/ so daß sie nach ihrem Sprichwort/ lieber eine schone Dame im Hembde/ als einen Krieges-Mann im Harnisch sehen.</p> <p>Keine ärmer noch faulere Bauren seyn in der Welt zu finden als in Spanien; In ihren Dörffern seyn weder Zäune noch Hecken oder Schäuren zu finden/ welche trägheit im Ackerbaw sie von den Moren/ deren Sclaverey sie in 800. Jahren sich kaum können abgewehnen/ angeerbet haben.</p> <p>Die Könige in Hispanien haben eine unumbschrenckete Regierung über ihre Königreiche und angehörige Länder/ gleich einer Monarchie/ deren Landgräntzen / (als das Königreich Portugal an die Cron Spanien noch gehörete) in die 4. Theile der Weld sich erstreckten. In Europa besassen sie Hispanien/ Portugal / Niederland/ Mylan/ Neapolis, Sicilien/ die Insulen Majorka, Minorka und Sardinien. In Africa beherschten sie/ außerhalb die starcke Stadt und Festung Tonger, die 7. Insulen von Terzera und S. Thomas. In Asta erkenneten sie vor ihr Ober-Haubt die Indianische Haubt-Sadt Goa, Diu, Ormus, Malacca und ander Örter mehr. Bey nahe gantz America oder West-Indien/ worinnen die Königreiche Peru und Mexicum, als die vornehmste/ excelliren/ ist dieser mächtigen Herrschafft unterworffen. Dannenhero haben die Spanischen Geschicht-Schreiber das Einkommen dieser Könige weit über das Einkommen des Türckschen Tyrannen geschätzet.</p> <p>Was die Religion oder Gottesdienst der Spanier betrifft/ seyn dieselbe Vorzeiten Götzendiener gewesen/ und haben ihren Abgöttern Pferde/ Böcke und ander Vieh auffgeopffert/ auß deren Eingeweide sie viel zukünff- </p> </div> </body> </text> </TEI> [69/0081]
anderer gewaltthätigkeiten so wol an dem Leibe als an den Gewissen viele tausenden der Niederländer erlitten/ steht mit unvergänglichen Buchstaben in den Gedenckschriften derer Zeiten zuersehen.
Die Spanier seyn gar sparsam und mässig in Essen und Trincken/ lassen sich offt mit ein wenig Früchten und Brod begnügen/ diese lobwürdige Weisehalten sie so lange als sie aus ihren eigenen Beutel zehren; aber wan sie auf eines andern Kosten ihre ledige Magen füllen/ ist niemand in der Welt frässiger als sie / und scheinet daß sie die vergangene Zeit ihrer mässigkeit in einer Mahlzeit durch Volfraß wollen ersetzen. Sie seyn ins gemein nicht zur Trunckenheit / welche bey ihnen vor eine grosse Schande gehalten wird/ aber zum Venus-Spiel gar sehr geneiget/ so daß sie nach ihrem Sprichwort/ lieber eine schone Dame im Hembde/ als einen Krieges-Mann im Harnisch sehen.
Keine ärmer noch faulere Bauren seyn in der Welt zu finden als in Spanien; In ihren Dörffern seyn weder Zäune noch Hecken oder Schäuren zu finden/ welche trägheit im Ackerbaw sie von den Moren/ deren Sclaverey sie in 800. Jahren sich kaum können abgewehnen/ angeerbet haben.
Die Könige in Hispanien haben eine unumbschrenckete Regierung über ihre Königreiche und angehörige Länder/ gleich einer Monarchie/ deren Landgräntzen / (als das Königreich Portugal an die Cron Spanien noch gehörete) in die 4. Theile der Weld sich erstreckten. In Europa besassen sie Hispanien/ Portugal / Niederland/ Mylan/ Neapolis, Sicilien/ die Insulen Majorka, Minorka und Sardinien. In Africa beherschten sie/ außerhalb die starcke Stadt und Festung Tonger, die 7. Insulen von Terzera und S. Thomas. In Asta erkenneten sie vor ihr Ober-Haubt die Indianische Haubt-Sadt Goa, Diu, Ormus, Malacca und ander Örter mehr. Bey nahe gantz America oder West-Indien/ worinnen die Königreiche Peru und Mexicum, als die vornehmste/ excelliren/ ist dieser mächtigen Herrschafft unterworffen. Dannenhero haben die Spanischen Geschicht-Schreiber das Einkommen dieser Könige weit über das Einkommen des Türckschen Tyrannen geschätzet.
Was die Religion oder Gottesdienst der Spanier betrifft/ seyn dieselbe Vorzeiten Götzendiener gewesen/ und haben ihren Abgöttern Pferde/ Böcke und ander Vieh auffgeopffert/ auß deren Eingeweide sie viel zukünff-
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Zitationshilfe: | Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz01_1678/81>, abgerufen am 03.07.2024. |