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Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687.

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Silber bereitet. Sie hatten auch allerhand Thiere/ Kräuter und Bäume/ nach Lebens grösse aus reinem Golde formiret und gemachet. Diesen grossen Schatz und unbeschreiblichen Reichthumb haben die Peruvianer/ nach dem ihr letzter König von den Hispaniern überwunnen und getödtet war/ unter die Erde vergraben und verborgen/ und ist biß auff diese Zeit noch nie wieder zum Vorschein gekommen; in der übung ihres Gottes-Dienstes haben sie einige dunckele Erkäntniß des wahren Gottes/ erkennen ihn als einen Schöpfer Himmels und der Erden/ und nennen ihn Pacha Chamac, das ist/ einen Lebendigmacher der Weld; Doch beten sie am meisten diese Sonne an/ als welche sie vor den höchsten und grössesten Gott halten und verehren.

In so grosser Finsterniß haben sie dennoch einige Wissenschaft von der algemeinen Sünd-Fluht/ so zu Noae Zeiten geschehen; dann sie erzehlen/ daß in verwichenen Zeiten eine grosse Wasser-Fluht gewesen sey/ dadurch alle Menschen seyn ersäuffet/ außgenommen einige wenige/ welche sich in den Hölen hoher Berge verberget/ und den Eingang wol verstopffet gehabt: Nachdem aber diese vermuhtet/ daß die Wässer verlauffen wahren/ hetten sie 2. Hunde außgelassen/ als aber dieselbe gantz naß wieder zu rückgekommen/ haben sie darauß geschlossen/ daß die Wässere das Erdreich noch bedecketen; einige Zeit hernach hetten sie wieder 2. Hunde außgelassen welche nicht naß/ sondern mit Schlam und Koht besudelt wiederkommen/ worauff sie aus ihren verborgenen Hölen wieder hervorgekommen. Vom Untergang der Weld gläuben sie/ daß zu erst eine grosse Dürre/ und gleich als eine Entzündung der Lufft entstehen solle / wodurch die Sonne/ Mond und alle Himmels-Liechter sollen verzehret werden: Dannenhero/ wann sich eine Finsterniß an der Sonnen begiebt/ singen sie traurige Lieder/ und machen ein groß Geschrey/ vermeinend daß die Weld vergehe / und daß Ende aller Dinge vor der Thür sey.

Sie erkennen auch die Unsterbligkeit der Seelen/ und glauben die Auferstehung des Fleisches/ und daß Belohnung und Strafen nach diesem Leben zu erwarten seyn. Als die Hispanier aus Goldsucht Schätze suchten/ und die alten Gräber der Peruvianer öffneten/ baten die Einwohner/ daß sie doch die Gebeine der Verstorbenen nicht zerstreuen wolten/ auf daß ihnen solches in der Aufferstehung keine aufhalt und hinderung gäbe.

Ihre Todten begraben sie also/ daß sie dieselben auffgericht stehende in ihr Grab/ als in einen Ziehe Brunne setzen/ sambt dero Gütern/ Gold/ Silber / Früchte/ Maiz &c. sonderlich bey den Begräbnissen der Könige/ und mächtigsten im Lande/ gebrauchen sie grosse

Silber bereitet. Sie hatten auch allerhand Thiere/ Kräuter und Bäume/ nach Lebens grösse aus reinem Golde formiret uñ gemachet. Diesen grossen Schatz und unbeschreiblichen Reichthumb haben die Peruvianer/ nach dem ihr letzter König von den Hispaniern überwunnen und getödtet war/ unter die Erde vergraben und verborgen/ und ist biß auff diese Zeit noch nie wieder zum Vorschein gekommen; in der übung ihres Gottes-Dienstes haben sie einige dunckele Erkäntniß des wahren Gottes/ erkennen ihn als einen Schöpfer Himmels und der Erden/ und nennen ihn Pacha Chamac, das ist/ einen Lebendigmacher der Weld; Doch beten sie am meisten diese Sonne an/ als welche sie vor den höchsten und grössesten Gott halten und verehren.

In so grosser Finsterniß haben sie dennoch einige Wissenschaft von der algemeinen Sünd-Fluht/ so zu Noae Zeiten geschehen; dann sie erzehlen/ daß in verwichenen Zeiten eine grosse Wasser-Fluht gewesen sey/ dadurch alle Menschen seyn ersäuffet/ außgenom̃en einige wenige/ welche sich in den Hölen hoher Berge verberget/ uñ den Eingang wol verstopffet gehabt: Nachdem aber diese vermuhtet/ daß die Wässer verlauffen wahren/ hetten sie 2. Hunde außgelassen/ als aber dieselbe gantz naß wieder zu rückgekommen/ haben sie darauß geschlossen/ daß die Wässere das Erdreich noch bedecketen; einige Zeit hernach hetten sie wieder 2. Hunde außgelassen welche nicht naß/ sondern mit Schlam und Koht besudelt wiederkommen/ worauff sie aus ihren verborgenen Hölen wieder hervorgekommen. Vom Untergang der Weld gläuben sie/ daß zu erst eine grosse Dürre/ und gleich als eine Entzündung der Lufft entstehen solle / wodurch die Sonne/ Mond und alle Himmels-Liechter sollen verzehret werden: Dannenhero/ wann sich eine Finsterniß an der Sonnen begiebt/ singen sie traurige Lieder/ und machen ein groß Geschrey/ vermeinend daß die Weld vergehe / und daß Ende aller Dinge vor der Thür sey.

Sie erkennen auch die Unsterbligkeit der Seelen/ und glauben die Auferstehung des Fleisches/ und daß Belohnung uñ Strafen nach diesem Leben zu erwarten seyn. Als die Hispanier aus Goldsucht Schätze suchten/ und die alten Gräber der Peruvianer öffneten/ baten die Einwohner/ daß sie doch die Gebeine der Verstorbenen nicht zerstreuen wolten/ auf daß ihnen solches in der Aufferstehung keinë aufhalt uñ hinderung gäbe.

Ihre Todten begraben sie also/ daß sie dieselben auffgericht stehende in ihr Grab/ als in einen Ziehe Brunne setzen/ sambt dero Gütern/ Gold/ Silber / Früchte/ Maiz &c. sonderlich bey den Begräbnissen der Könige/ und mächtigsten im Lande/ gebrauchen sie grosse

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[54/0066] Silber bereitet. Sie hatten auch allerhand Thiere/ Kräuter und Bäume/ nach Lebens grösse aus reinem Golde formiret uñ gemachet. Diesen grossen Schatz und unbeschreiblichen Reichthumb haben die Peruvianer/ nach dem ihr letzter König von den Hispaniern überwunnen und getödtet war/ unter die Erde vergraben und verborgen/ und ist biß auff diese Zeit noch nie wieder zum Vorschein gekommen; in der übung ihres Gottes-Dienstes haben sie einige dunckele Erkäntniß des wahren Gottes/ erkennen ihn als einen Schöpfer Himmels und der Erden/ und nennen ihn Pacha Chamac, das ist/ einen Lebendigmacher der Weld; Doch beten sie am meisten diese Sonne an/ als welche sie vor den höchsten und grössesten Gott halten und verehren. In so grosser Finsterniß haben sie dennoch einige Wissenschaft von der algemeinen Sünd-Fluht/ so zu Noae Zeiten geschehen; dann sie erzehlen/ daß in verwichenen Zeiten eine grosse Wasser-Fluht gewesen sey/ dadurch alle Menschen seyn ersäuffet/ außgenom̃en einige wenige/ welche sich in den Hölen hoher Berge verberget/ uñ den Eingang wol verstopffet gehabt: Nachdem aber diese vermuhtet/ daß die Wässer verlauffen wahren/ hetten sie 2. Hunde außgelassen/ als aber dieselbe gantz naß wieder zu rückgekommen/ haben sie darauß geschlossen/ daß die Wässere das Erdreich noch bedecketen; einige Zeit hernach hetten sie wieder 2. Hunde außgelassen welche nicht naß/ sondern mit Schlam und Koht besudelt wiederkommen/ worauff sie aus ihren verborgenen Hölen wieder hervorgekommen. Vom Untergang der Weld gläuben sie/ daß zu erst eine grosse Dürre/ und gleich als eine Entzündung der Lufft entstehen solle / wodurch die Sonne/ Mond und alle Himmels-Liechter sollen verzehret werden: Dannenhero/ wann sich eine Finsterniß an der Sonnen begiebt/ singen sie traurige Lieder/ und machen ein groß Geschrey/ vermeinend daß die Weld vergehe / und daß Ende aller Dinge vor der Thür sey. Sie erkennen auch die Unsterbligkeit der Seelen/ und glauben die Auferstehung des Fleisches/ und daß Belohnung uñ Strafen nach diesem Leben zu erwarten seyn. Als die Hispanier aus Goldsucht Schätze suchten/ und die alten Gräber der Peruvianer öffneten/ baten die Einwohner/ daß sie doch die Gebeine der Verstorbenen nicht zerstreuen wolten/ auf daß ihnen solches in der Aufferstehung keinë aufhalt uñ hinderung gäbe. Ihre Todten begraben sie also/ daß sie dieselben auffgericht stehende in ihr Grab/ als in einen Ziehe Brunne setzen/ sambt dero Gütern/ Gold/ Silber / Früchte/ Maiz &c. sonderlich bey den Begräbnissen der Könige/ und mächtigsten im Lande/ gebrauchen sie grosse

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Zitationshilfe: Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz01_1678/66>, abgerufen am 24.11.2024.