Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687.dreyeckten Lappen/ von Löwen oder andern rauchen Thiren-Felle/ beyderseits ihre Scham bedecken/ welches Läplein hinten am Rücken umb die Hüffte mit einen Bande fest gemachet wird. Sie schneiden sich im Gesicht/ an Armen und Beinen viel närrische Narben und Zeichen/ und meinen dadurch besser gezieret zu werden. Den Knaben wird in der Jugend der lincke Stein abgeschnitten/ den Weibern seynd zum Zieraht an gewissen Orten kurtze beyhangende Riemen geschnitten/ auß was Ursachen beydes geschehe/ hat man nicht erfahren können. Sie beschmiren ihren schwartzen zerhacketen und zerkerbten Leichnamb über und über mit Fischthran/ daß sie davon gläntzen/ und geben einen solchen starcken Geruch von sich/ daß man sie/ ehe man sie siehet/ eine gute Zeit vorher riechen kan. Und wann sie ohngefehr in der Europäische Schiffe kommen können/ verfügen sie sich alsobald bey des koches Leffel/ und beschmieren sich mit den Fett und Schwartzen von den Kessel/ über ihren gantzen Leib/ und meinen alsdenn daß sie recht schön außgeputzet seyn. Sie versamlen sich zu gewissen Zeiten des Jahrs ohngefehr bey Cabo de bona Esperance, und lagern sich daselbst mit grossen Troppen/ umb ihr Vieh an die Nieder-Länder zu verhandeln. Dann all ihr Reichthum besteht in grossen und kleinen Vieh/ und wer das meiste desselben hat/ trägt auch zum Zeichen das schmutzigste Fell umb den Leib. Die so am Wasser wohnen/ leben gar Armseelig/ haben keine Schiffe noch Bohte / und ernehren sich von Kräutern/ Wurtzeln und Fischen/ sonderlich von den todten Wallfischen/ so durch Sturm ans Land geworffen werden/ die seyn ihre besten Speisen. Die aber so weiter im Lande wohnen/ und sich Solthaniman nennen/ leben etwas besser als die Wasser-Männer/ sie bauen zwar das Land nicht/ welches doch gar Herrlich und Fruchtbar/ und allerhand gewächse an Erd- und Baum-Früchten giebt. Sie haben gar schöne Vieh-zucht an Rindern/ Schafen und Ziegen; Die Schafe seyn über die Masse groß/ und seltzam Gestalt/ haben grosse hangende Ohren/ und einen dicken fetten Schwantz von 15. in 20. Pfund schwer. Sie haben nicht krause Wolle/ wie unsere Schaffe/ sondern lange schlechte Haare. Ihre Ochsen und Kühe schlachten sie nicht/ sondern lassen sie durch Kranckheit von ihnen selbst sterben/ kochens auch nicht/ sondern fressens so roh auff; so bald eines von ihrem Vieh gestorbe/ und noch warm ist/ hawen sie dasselbe dreyeckten Lappen/ von Löwen oder andern rauchen Thiren-Felle/ beyderseits ihre Scham bedecken/ welches Läplein hinten am Rücken umb die Hüffte mit einen Bande fest gemachet wird. Sie schneiden sich im Gesicht/ an Armen und Beinen viel närrische Narben und Zeichen/ und meinen dadurch besser gezieret zu werden. Den Knaben wird in der Jugend der lincke Stein abgeschnitten/ den Weibern seynd zum Zieraht an gewissen Orten kurtze beyhangende Riemen geschnitten/ auß was Ursachen beydes geschehe/ hat man nicht erfahren können. Sie beschmiren ihren schwartzen zerhacketen und zerkerbten Leichnamb über und über mit Fischthran/ daß sie davon gläntzen/ und geben einen solchen starcken Geruch von sich/ daß man sie/ ehe man sie siehet/ eine gute Zeit vorher riechen kan. Und wann sie ohngefehr in der Europäische Schiffe kommen köñen/ verfügen sie sich alsobald bey des koches Leffel/ und beschmieren sich mit den Fett und Schwartzen von den Kessel/ über ihren gantzen Leib/ und meinen alsdenn daß sie recht schön außgeputzet seyn. Sie versamlen sich zu gewissen Zeiten des Jahrs ohngefehr bey Cabo de bona Esperance, und lagern sich daselbst mit grossen Troppen/ umb ihr Vieh an die Nieder-Länder zu verhandeln. Dann all ihr Reichthum besteht in grossen und kleinen Vieh/ und wer das meiste desselben hat/ trägt auch zum Zeichen das schmutzigste Fell umb den Leib. Die so am Wasser wohnen/ leben gar Armseelig/ haben keine Schiffe noch Bohte / und ernehren sich von Kräutern/ Wurtzeln und Fischen/ sonderlich von den todten Wallfischen/ so durch Sturm ans Land geworffen werden/ die seyn ihre besten Speisen. Die aber so weiter im Lande wohnen/ und sich Solthaniman nennen/ leben etwas besser als die Wasser-Männer/ sie bauen zwar das Land nicht/ welches doch gar Herrlich und Fruchtbar/ und allerhand gewächse an Erd- und Baum-Früchten giebt. Sie haben gar schöne Vieh-zucht an Rindern/ Schafen und Ziegen; Die Schafe seyn über die Masse groß/ und seltzam Gestalt/ haben grosse hangende Ohren/ und einen dicken fetten Schwantz von 15. in 20. Pfund schwer. Sie haben nicht krause Wolle/ wie unsere Schaffe/ sondern lange schlechte Haare. Ihre Ochsen und Kühe schlachten sie nicht/ sondern lassen sie durch Kranckheit von ihnen selbst sterben/ kochens auch nicht/ sondern fressens so roh auff; so bald eines von ihrem Vieh gestorbë/ und noch warm ist/ hawen sie dasselbe <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0048" n="36"/> dreyeckten Lappen/ von Löwen oder andern rauchen Thiren-Felle/ beyderseits ihre Scham bedecken/ welches Läplein hinten am Rücken umb die Hüffte mit einen Bande fest gemachet wird. Sie schneiden sich im Gesicht/ an Armen und Beinen viel närrische Narben und Zeichen/ und meinen dadurch besser gezieret zu werden.</p> <p>Den Knaben wird in der Jugend der lincke Stein abgeschnitten/ den Weibern seynd zum Zieraht an gewissen Orten kurtze beyhangende Riemen geschnitten/ auß was Ursachen beydes geschehe/ hat man nicht erfahren können.</p> <p>Sie beschmiren ihren schwartzen zerhacketen und zerkerbten Leichnamb über und über mit Fischthran/ daß sie davon gläntzen/ und geben einen solchen starcken Geruch von sich/ daß man sie/ ehe man sie siehet/ eine gute Zeit vorher riechen kan. Und wann sie ohngefehr in der Europäische Schiffe kommen köñen/ verfügen sie sich alsobald bey des koches Leffel/ und beschmieren sich mit den Fett und Schwartzen von den Kessel/ über ihren gantzen Leib/ und meinen alsdenn daß sie recht schön außgeputzet seyn.</p> <p>Sie versamlen sich zu gewissen Zeiten des Jahrs ohngefehr bey Cabo de bona Esperance, und lagern sich daselbst mit grossen Troppen/ umb ihr Vieh an die Nieder-Länder zu verhandeln. Dann all ihr Reichthum besteht in grossen und kleinen Vieh/ und wer das meiste desselben hat/ trägt auch zum Zeichen das schmutzigste Fell umb den Leib.</p> <p>Die so am Wasser wohnen/ leben gar Armseelig/ haben keine Schiffe noch Bohte / und ernehren sich von Kräutern/ Wurtzeln und Fischen/ sonderlich von den todten Wallfischen/ so durch Sturm ans Land geworffen werden/ die seyn ihre besten Speisen.</p> <p>Die aber so weiter im Lande wohnen/ und sich Solthaniman nennen/ leben etwas besser als die Wasser-Männer/ sie bauen zwar das Land nicht/ welches doch gar Herrlich und Fruchtbar/ und allerhand gewächse an Erd- und Baum-Früchten giebt. Sie haben gar schöne Vieh-zucht an Rindern/ Schafen und Ziegen; Die Schafe seyn über die Masse groß/ und seltzam Gestalt/ haben grosse hangende Ohren/ und einen dicken fetten Schwantz von 15. in 20. Pfund schwer. Sie haben nicht krause Wolle/ wie unsere Schaffe/ sondern lange schlechte Haare.</p> <p>Ihre Ochsen und Kühe schlachten sie nicht/ sondern lassen sie durch Kranckheit von ihnen selbst sterben/ kochens auch nicht/ sondern fressens so roh auff; so bald eines von ihrem Vieh gestorbë/ und noch warm ist/ hawen sie dasselbe </p> </div> </body> </text> </TEI> [36/0048]
dreyeckten Lappen/ von Löwen oder andern rauchen Thiren-Felle/ beyderseits ihre Scham bedecken/ welches Läplein hinten am Rücken umb die Hüffte mit einen Bande fest gemachet wird. Sie schneiden sich im Gesicht/ an Armen und Beinen viel närrische Narben und Zeichen/ und meinen dadurch besser gezieret zu werden.
Den Knaben wird in der Jugend der lincke Stein abgeschnitten/ den Weibern seynd zum Zieraht an gewissen Orten kurtze beyhangende Riemen geschnitten/ auß was Ursachen beydes geschehe/ hat man nicht erfahren können.
Sie beschmiren ihren schwartzen zerhacketen und zerkerbten Leichnamb über und über mit Fischthran/ daß sie davon gläntzen/ und geben einen solchen starcken Geruch von sich/ daß man sie/ ehe man sie siehet/ eine gute Zeit vorher riechen kan. Und wann sie ohngefehr in der Europäische Schiffe kommen köñen/ verfügen sie sich alsobald bey des koches Leffel/ und beschmieren sich mit den Fett und Schwartzen von den Kessel/ über ihren gantzen Leib/ und meinen alsdenn daß sie recht schön außgeputzet seyn.
Sie versamlen sich zu gewissen Zeiten des Jahrs ohngefehr bey Cabo de bona Esperance, und lagern sich daselbst mit grossen Troppen/ umb ihr Vieh an die Nieder-Länder zu verhandeln. Dann all ihr Reichthum besteht in grossen und kleinen Vieh/ und wer das meiste desselben hat/ trägt auch zum Zeichen das schmutzigste Fell umb den Leib.
Die so am Wasser wohnen/ leben gar Armseelig/ haben keine Schiffe noch Bohte / und ernehren sich von Kräutern/ Wurtzeln und Fischen/ sonderlich von den todten Wallfischen/ so durch Sturm ans Land geworffen werden/ die seyn ihre besten Speisen.
Die aber so weiter im Lande wohnen/ und sich Solthaniman nennen/ leben etwas besser als die Wasser-Männer/ sie bauen zwar das Land nicht/ welches doch gar Herrlich und Fruchtbar/ und allerhand gewächse an Erd- und Baum-Früchten giebt. Sie haben gar schöne Vieh-zucht an Rindern/ Schafen und Ziegen; Die Schafe seyn über die Masse groß/ und seltzam Gestalt/ haben grosse hangende Ohren/ und einen dicken fetten Schwantz von 15. in 20. Pfund schwer. Sie haben nicht krause Wolle/ wie unsere Schaffe/ sondern lange schlechte Haare.
Ihre Ochsen und Kühe schlachten sie nicht/ sondern lassen sie durch Kranckheit von ihnen selbst sterben/ kochens auch nicht/ sondern fressens so roh auff; so bald eines von ihrem Vieh gestorbë/ und noch warm ist/ hawen sie dasselbe
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Zitationshilfe: | Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz01_1678/48>, abgerufen am 22.07.2024. |