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Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687.

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Hierauff ist im Jahr 1414. zu Costnitz ein Concilium angestellt/ auff welchen Johannes Hus und sein Discipul Hieronymus von Prag/ unter einen freyen Geleit des Käysers Signismundi, erschienen. Und nach dem er seine glaubens Articul über geben hatte/ ist er zum Feur verdammet. Wie nun Hus sterben solte/ hat er / der versambleten Clerisey dieses vorgehalten: Über hundert Jahr sollet ihr Gott und mir Rechenschafft geben müssen; Jetziger Zeit bratet ihr einen Hus, daß ist eine Gauß/ aber auß meiner Aschen wird ein Schwan gebohren werden/ dem werdet ihr nicht eine Feder versengen. Welches von Vielen auff D. Martinum Lutherum gedeutet wird.

Nach dem Todt dieses Johannes Hus und Hieronymus von Prag ist in Böhemen der Hussiten Krieg unter der Conduite des tapfferen ohnverzagten Hauptmanns Johannis Zisca angefangen. Dieser Zisca war ein Edelman auß Böhemen/ an den königlichen Hofferzogen/ und hatte in vorigen Zeiten keine geringe Probam seiner Tapferkeit erwiesen/ und im Streit ein Auge verlohren. Wie nun die Böhemen also sich zusammen rottirt/ haben sie den Käyser vor eine Feind des Böhemischen Reichs außgeruffen. Darauff seyn die Krieges-Heere beyderseihts zu Felde/ und zum Streit geführet/ und in der ersten Batallie hat Zisca durch eine behende Krieges-List den Sieg erhalten: Denn nach dem die Hussiten allein mit Fuß-Knechten/ und die Käyserliche mit Reuterey versehen waren/ haben sich die Käyserliche wegen Unbequemheit des Orts von den Pferden zu fuß begeben/ und also sich zum Streit geschicket; Wie dieses Zisca vermerckt/ hat er von stund an befohlen/ daß alle Frawens-Personen/ die bey der Bagagie waren/ ihre Schleyer und Schürtzen längs den Weg niederwerffen solten. Dadurch seyn die käyserliche Reuter mit ihren Sporen in den Weg geworffenen Schleyern und Schürtzen verwickelt/ und von den Böhemern erschlagen worden.

Vor Kabi ist der vorbenannte Böhemischer Oberster Zisca mit einem Pfeil in sein ander Auge geworffen/ und hat man mit keiner menschlicher Hülffe das Angesicht wieder bringen können. Ungeachtet dieses grossen Ungelücks/ hat er dannoch das Volck zum Streit geführet/ und verschiedene Siege erhalten.

Endlich ist Zisca durch die Pest weggerücket. Die Geschicht-Schreiber berichten / daß er vor seinen Todte befohlen habe/ sie solten sein Fell ihm abziehen / dasselbe bereiten/ und über eine Trom-

Hierauff ist im Jahr 1414. zu Costnitz ein Concilium angestellt/ auff welchen Johannes Hus und sein Discipul Hieronymus von Prag/ unter einen freyen Geleit des Käysers Signismundi, erschienen. Und nach dem er seine glaubens Articul über geben hatte/ ist er zum Feur verdammet. Wie nun Hus sterben solte/ hat er / der versambleten Clerisey dieses vorgehalten: Über hundert Jahr sollet ihr Gott und mir Rechenschafft geben müssen; Jetziger Zeit bratet ihr einen Hus, daß ist eine Gauß/ aber auß meiner Aschen wird ein Schwan gebohren werden/ dem werdet ihr nicht eine Feder versengen. Welches von Vielen auff D. Martinum Lutherum gedeutet wird.

Nach dem Todt dieses Johannes Hus und Hieronymus von Prag ist in Böhemen der Hussiten Krieg unter der Conduite des tapfferen ohnverzagten Hauptmanns Johannis Zisca angefangen. Dieser Zisca war ein Edelman auß Böhemen/ an den königlichen Hofferzogen/ und hatte in vorigen Zeiten keine geringe Probam seiner Tapferkeit erwiesen/ und im Streit ein Auge verlohren. Wie nun die Böhemen also sich zusammen rottirt/ haben sie den Käyser vor einë Feind des Böhemischen Reichs außgeruffen. Darauff seyn die Krieges-Heere beyderseihts zu Felde/ und zum Streit geführet/ und in der ersten Batallie hat Zisca durch eine behende Krieges-List den Sieg erhalten: Denn nach dem die Hussiten allein mit Fuß-Knechten/ und die Käyserliche mit Reuterey versehen waren/ haben sich die Käyserliche wegen Unbequemheit des Orts von den Pferden zu fuß begeben/ und also sich zum Streit geschicket; Wie dieses Zisca vermerckt/ hat er von stund an befohlen/ daß alle Frawens-Personen/ die bey der Bagagie waren/ ihre Schleyer und Schürtzen längs den Weg niederwerffen solten. Dadurch seyn die käyserliche Reuter mit ihren Sporen in den Weg geworffenen Schleyern uñ Schürtzen verwickelt/ und von den Böhemern erschlagen worden.

Vor Kabi ist der vorbenannte Böhemischer Oberster Zisca mit einem Pfeil in sein ander Auge geworffen/ und hat man mit keiner menschlicher Hülffe das Angesicht wieder bringen können. Ungeachtet dieses grossen Ungelücks/ hat er dannoch das Volck zum Streit geführet/ und verschiedene Siege erhalten.

Endlich ist Zisca durch die Pest weggerücket. Die Geschicht-Schreiber berichten / daß er vor seinen Todte befohlen habe/ sie solten sein Fell ihm abziehen / dasselbe bereiten/ und über eine Trom-

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[91/0103] Hierauff ist im Jahr 1414. zu Costnitz ein Concilium angestellt/ auff welchen Johannes Hus und sein Discipul Hieronymus von Prag/ unter einen freyen Geleit des Käysers Signismundi, erschienen. Und nach dem er seine glaubens Articul über geben hatte/ ist er zum Feur verdammet. Wie nun Hus sterben solte/ hat er / der versambleten Clerisey dieses vorgehalten: Über hundert Jahr sollet ihr Gott und mir Rechenschafft geben müssen; Jetziger Zeit bratet ihr einen Hus, daß ist eine Gauß/ aber auß meiner Aschen wird ein Schwan gebohren werden/ dem werdet ihr nicht eine Feder versengen. Welches von Vielen auff D. Martinum Lutherum gedeutet wird. Nach dem Todt dieses Johannes Hus und Hieronymus von Prag ist in Böhemen der Hussiten Krieg unter der Conduite des tapfferen ohnverzagten Hauptmanns Johannis Zisca angefangen. Dieser Zisca war ein Edelman auß Böhemen/ an den königlichen Hofferzogen/ und hatte in vorigen Zeiten keine geringe Probam seiner Tapferkeit erwiesen/ und im Streit ein Auge verlohren. Wie nun die Böhemen also sich zusammen rottirt/ haben sie den Käyser vor einë Feind des Böhemischen Reichs außgeruffen. Darauff seyn die Krieges-Heere beyderseihts zu Felde/ und zum Streit geführet/ und in der ersten Batallie hat Zisca durch eine behende Krieges-List den Sieg erhalten: Denn nach dem die Hussiten allein mit Fuß-Knechten/ und die Käyserliche mit Reuterey versehen waren/ haben sich die Käyserliche wegen Unbequemheit des Orts von den Pferden zu fuß begeben/ und also sich zum Streit geschicket; Wie dieses Zisca vermerckt/ hat er von stund an befohlen/ daß alle Frawens-Personen/ die bey der Bagagie waren/ ihre Schleyer und Schürtzen längs den Weg niederwerffen solten. Dadurch seyn die käyserliche Reuter mit ihren Sporen in den Weg geworffenen Schleyern uñ Schürtzen verwickelt/ und von den Böhemern erschlagen worden. Vor Kabi ist der vorbenannte Böhemischer Oberster Zisca mit einem Pfeil in sein ander Auge geworffen/ und hat man mit keiner menschlicher Hülffe das Angesicht wieder bringen können. Ungeachtet dieses grossen Ungelücks/ hat er dannoch das Volck zum Streit geführet/ und verschiedene Siege erhalten. Endlich ist Zisca durch die Pest weggerücket. Die Geschicht-Schreiber berichten / daß er vor seinen Todte befohlen habe/ sie solten sein Fell ihm abziehen / dasselbe bereiten/ und über eine Trom-

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Zitationshilfe: Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz01_1678/103>, abgerufen am 24.11.2024.