[1709]
Neue Rheinische Zeitung
Organ der Demokratie.
No 300. Köln, Donnerstag, den 17. Mai. 1849.
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Vierteljähriger Abonnementspreis in Köln 1 Thlr. 7 1/2 Sgr., bei allen preußischen Postanstalten 1 Thlr. 17 Sgr. — Im Auslande wende man sich: in Belgien an die betreffenden Postanstalten; in London an W. Thomas, 21 Catherine-Street, Strand; in Paris an W. Thomas, 38 Rue Vivienne, und an A. Havas, 3 Rue Jean Jacques Rousseau.
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Insertionen werden mit 18 Pf. die Petitzeile oder deren Raum berechnet. — Auskunft, Annahme und Abgabe chiffrirter Briefe gratis. — Nur frankirte Briefe werden angenommen. — Expedition in Aachen bei Ernst ter Meer; in Düsseldorf bei F. W. Schmitz, Burgplatz; in Köln Unter Hutmacher Nro. 17.
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Häufige Nachfragen veranlassen uns zu der Mittheilung, daß Abonnements auf die Neue Rheinische Zeitung für das halbe Quartal (15. Mai bis 31. Juni) für die Stadt Köln à 20 Sgr. angenommen werden. Für auswärts ist diese Einrichtung nicht möglich, weil die Postamts-Zeitungs-Expedition sich nicht darauf einlassen kann.
Die Expedition der Neuen Rheinischen Zeitung.
Zweite Ausgabe.
Des heutigen Festtages wegen erscheint morgen keine Zeitung.
Deutschland.
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[ * ] Köln, 16. Mat.
Die heutigen Nachrichten vom Oberrhein lauten abermals für die Volkssache höchst erfreulich. Ganz Baden ist dem gottbegnadeten deutschen Bojarenthum abhanden gekommen. Die einzige Stütze der Herren Landesväter, das Militär, ist nicht blos wankend geworden, sondern vollständig zerbrochen. Ueberall in Baden hat sich das Militär für das Volk, für die Republik, erklärt. Die Gefangenen: Struve, Blind, Bornstedt etc. etc. sind der Zellenhaft und der Regierungstortur entrissen worden und dem Leben und der Thätigkeit für die Sache der Demokratie zurückgegeben.
In Mannheim traf gestern bedeutender Zuzug aus dem Oberlande und anderen Theilen Badens ein, der aus mehr als 8000 Bewaffneten besteht. Sehr bereitwillig boten die Bürger Quartiere an. Um Mitternacht erschallte auf ein Mal die Allarmtrommel. Oberst Hinckeldey (aus Karlsruhe) hatte unter dem Versprechen, Jedem ein Landgütchen zu schenken, 150 Subjekte zusammengebracht, die er nun gegen das Volk marschiren ließ. Als aber ein Theil der Freischaaren herannahte: stoben jene 150 Gottesgnadenvertheidiger, trotz der verheißenen Landgütchen, schleunigst auseinander und Oberst Hinckeldey blieb — als Gefangener in den Händen des Volkes zurück.
Heute früh zwischen 5-6 Uhr ging in Mannheim sämmtliches bairisches Militär zum Volke über. Es riß die Kokarden und Kronen von den Mützen herab, so daß sie haufenweise auf der Straße umherlagen.
Ferner: In Neuenbirck (Königreich Würtemberg) sind dem flüchtig gewordenen Prinz Friedrich von Baden 2 Kanonen und 200,000 Gulden abgenommen und letztere sofort der provisorischen Regierung in Karlsruh übersandt worden. In Würtemberg hat zugleich das Volk erklärt, die drei ersten Aufgebote vom 18-36 Jahren aufbieten und dem badischen Volke, wenn dasselbe es verlange, zur Verfügung stellen zu wollen. Fortschritte haben die Schwaben jedenfalls gemacht; denn sie sprechen es jetzt laut aus, daß sie bis vor Kurzem die schwarz-roth-goldene Fahne vorangeschleppt, daß aber das Schwarz die Pfaffen, das Gold die Fürsten für sich behalten haben und so sei ihnen nur noch das Roth übrig geblieben. Unter dieser Fahne wollen sie ihren Nachbarn zur Durchsetzung der Volksrechte nach besten Kräften beistehen.
In Mannheim ist heute früh (16. Mai) Struve von Oes aus eingerückt.
Von Germain Metternich (Mainz), der seit den Frankfurter Ereignissen vom 18. September 1848 als Flüchtling gelebt, schreibt man aus Mannheim vom 15. Mai:
„Vorgestern Morgen ging's von Basel fort zur Offenburger Versammlung. Nachher brachten wir den Landesausschuß nach Rastatt. Gestern wurde in Oes organisirt; heute ging's nach Karlsruh. Brentano ist Ministerpräsident; Oberlieutenant Eichberg (direkt von der Festung geholt) Kriegsminister u. s. w. Im Landesausschuß (der heute schon Exekutiv-Kommission genannt wird) sitzen Struve, Junghaus, Werner, Richter etc. Diesen Abend bin ich an der Spitze einer bedeutenden Masse Volkswehr, Hand in Hand mit einem Bataillon Soldaten, deren demokratischer Geist vortrefflich, bei improvisirter Illumination und unter unendlichem Jubel der Bevölkerung in Mannheim eingerückt, um einem etwaigen Ueberfall kräftig zu begegnen.
Man hat Depeschen des Reichsverwesers aufgefangen, deren baldige Veröffentlichung auch den hartnäckigsten Staar rücksichtlich der Volksverrätherei jenes Subjektes kuriren wird.
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Edition: [Friedrich Engels: Elberfeld, vorgesehen für: MEGA2, I/9. ]
[ * ] Köln, 16. Mai.
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[ 303 ] Elberfeld, 16. Mai.
In verschiedenen Blättern heißt es, ein gewisser Herr Gottschalk sei hier als rother Republikaner ausgewiesen worden. Wir können versichern, daß Niemand von hier ausgewiesen wurde und daß der fragliche Hr. Gottschalk hier nicht gesehen worden ist.
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Barmen, 12. Mai.
An Se. Majestät den König ging folgende Adresse von hier ab mit zahlreichen achtbaren Unterschriften bedeckt:
Majestät!
Unter dem ernsten Eindruck der neuesten Ereignisse und in gewisser Voraussicht der Thron und Vaterland gleich schwer bedrohenden Gefahren, halten es die unterzeichneten Bürger Barmens für ihre heilige Pflicht, Ew. Majestät die Ueberzeugung offen auszusprechen, daß der Weg den Ew. Maj Regierung in Bezug auf die Interessen sowohl des engern, als auch des Gesammtvaterlandes eingeschlagen hat, uns unheilvoll und verderbenbringend erscheint, und wir in Folge dessen uns zu der Erklärung veranlaßt finden, daß die Regierung Ew. Magestät unser Vertrauen verloren hat.
Wir müssen uns um so mehr zu dieser Erklärung gedrungen fühlen, als wir immer treu und wahrhaft an der von Ew. Majestät uns gegebenen konstitutionell-monarchischen Regierungsform festgehalten haben, und als die Regierung Ew. Majestät in Betreff Ihrer Entschließungen sich auf die Zustimmung der Majorität des Volkes beruft.
Ew. Majestät beschwören wir deshalb feierlichst, auf die Stimme der Bürger Gewicht zu legen, die immer Gesetz und Ordnung geachtet haben, und dieselben bald durch eine Aenderung Ihres Ministeriums zu beruhigen, was nach unserer Ueberzeugung der einzige Weg sein wird, das Vertrauen zwischen Krone und Volk wiederherzustellen:
Mit dieser Bitte zeichnen
Ew. Majestät getreueste.
Barmen, den 9. Mai 1849.
(Folgen die Unterschriften.)
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[ 301 ] Neuß, 15. Mai.
Eine Patrouille von 5 Ulanen ist in der Nacht vom 11. auf den 12. ds. M. als Opfer für die unmenschliche Rohheit, mit welcher die eingefangenen Freischärler traktirt wurden, gefallen.
Die Thäter, so wie die That sind in so geheimnißvolles Dunkel gehüllt, daß ich heute erst mit Bestimmtheit das Geschehene berichten kann.
Die todten Soldaten sind des Nachts auf einen Karren geladen und weggeschafft worden.
Gestern Nachmittag zogen die in Freiheit gesetzten Gladbacher Freischärler unter dem Jubel der Bevölkerung durch unsere Stadt ihrer Heimath zu.
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[ 15 ] Essen, 12. Mai.
Es wäre Jammerschade, wollte ich Ihnen aus der neuesten Rede des Kommandirenden van Rehbinder, die er vor dem versammelten Offizier- und Unteroffizierkorps gehalten, nicht einige der bezeichnendsten Stellen mittheilen. Jener wanzenritterliche Cicero perorirte unter Anderm, wie folgt:
„Ich werde Ihnen jetzt einige Rescripte vorlesen lassen. (Es wird ein Schreiben des kommandirenden Generals verlesen, welches auf's Strengste den Besuch von Vereinen und Klubs den Soldaten verbietet.) Darauf fährt der Herr Major fort:
Meine Herren, ich verbiete Ihnen also hiermit streng den Besuch von Vereinen, Klubs und Versammlungen. Glauben Sie mir auch nur, meine Herren, solche Vereine, sie mögen Namen haben, wie sie wollen, taugen alle nichts; es wird da nur Schlechtes gesprochen und getrieben, und für den Soldaten taugt das am allerwenigsten, meine Herren. Glauben Sie nur, meine Herren, ich kenne das. Und die Demokraten taugen auch nichts, meine Herren, ich habe noch niemals gehört, daß Demokraten Ehrenmänner sein können und ich kenne also auch keinen einzigen Demokraten, der ein Ehrenmann wäre. Nein, meine Herren, das verträgt sich nicht zusammen, ich weiß das.
Sie aber, meine Herren, sind Ehrenmänner, ja, und wir wollen gute Preußen sein, treu unserm Könige, das Andere geht uns nichts an.
Es versteht sich von selbst, meine Herren, daß das, was hier unter uns gesprochen wird, Geheimniß bleiben muß, ja das ist ganz natürlich, es ist Soldaten-Geheimniß und also Ehren-Geheimniß. Ich habe Ihnen nur diese wenigen Worte sagen wollen, die Sie ja Alle vorher schon kannten. Wünsche gute Nacht, meine Herren.“
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[ 323 ] Berlin, 15. Mai.
Folgende Stylübung des Charlottenburger Unterknäsen wird in dieser ernsten Zeit manches umdüsterte Gemüth vollständig zu erheitern im Stande sein:
An Mein Volk!
Unter dem Vorwande der deutschen Sache haben die Feinde des Vaterlandes zuerst in dem benachbarten Sachsen, dann in einzelnen Gegenden von Süddeutschland die Fahne der Empörung aufgepflanzt. Zu Meinem [1710] iefen Schmerze haben auch in einigen Theilen unseres Landes Verblendete sich hinreißen lassen, dieser Fahne zu folgen und unter derselben, im offenen Aufruhr gegen die rechtmäßige Obrigkeit, göttliche und menschliche Ordnung umzustürzen.
In so ernster und gefahrvoller Zeit drängt es Mich, ein offenes Wort zu Meinem Volke zu reden.
Ich habe auf das Anerbieten einer Krone seitens der deutschen Nationalversammlung eine zustimmende Antwort nicht ertheilen können, weil die Versammlung nicht das Recht hatte, die Krone, welche sie mir bot, ohne Zustimmung der deutschen Regierungen zu vergeben, weil sie Mir unter der Bedingung der Annahme einer Verfassung angetragen ward, welche mit den Rechten und der Sicherheit der deutschen Staaten nicht vereinbar war.
Ich habe fruchtlos alle Mittel versucht und erschöpft, zu einer Verständigung mit der deutschen Nationalversammlung zu gelangen. Ich habe Mich vergebens bemüht, sie auf den Standpunkt ihres Mandats und des Rechtes zurückzuführen, welches nicht in der eigenmächtigen und unwiderruflichen Feststellung, sondern in der Vereinbarung einer deutschen Verfassung bestand, und selbst nach Vereitelung Meiner Bestrebungen habe Ich in der Hoffnung einer endlichen friedlichen Lösung nicht mit der Versammlung gebrochen.
Nachdem dieselbe aber durch Beschlüsse, gegen welche treffliche Männer fruchtlos ankämpften, ihrerseits den Boden des Rechtes, des Gesetzes und der Pflicht gänzlich verlassen, nachdem sie uns um deshalb, weil wir dem bedrängten Nachbar die erbetene Hülfe siegreich geleistet, des Friedensbruches angeklagt, nachdem sie gegen uns und die Regierungen, welche sich mit Mir den verderblichen Bestimmungen der Verfassung nicht fügen wollten, zum offenen Widerstande aufgerufen, jetzt hat die Versammlung mit Preußen gebrochen. Sie ist in ihrer Mehrheit nicht mehr jene Vereinigung von Männern, auf welche Deutschland mit Stolz und Vertrauen blickte. Eine große Zahl ist, als die Bahn des Verderbens betreten wurde, freiwillig ausgeschieden, und durch Meine Verordnung vom gestrigen Tage habe Ich alle preußischen Abgeordneten, welche der Versammtung noch angehörten, zurückgerufen. Gleiches wird von anderen deutschen Regierungen geschehen. In der Versammlung herrscht jetzt eine Partei, die im Bunde steht mit den Menschen des Schreckens, welche die Einheit Deutschlands zum Vorwande nehmen, in Wahrheit aber den Kampf der Gottlosigkeit, des Eidbruches und der Raubsucht gegen die Throne entzünden, um mit ihnen den Schutz des Rechtes, der Freiheit und des Eigenthums umzustürzen. Die Gräuel, welche in Dresden, Breslau und Elberfeld unter dem erheuchelten Rufe nach Deutschlands Einheit begangen worden, liefern die traurigen Beweise. Neue Gräuel sind geschehen und werden noch vorbereitet. Während durch solchen Frevel die Hoffnung zerstört ward, durch die Frankfurter Versammlung die Einheit Deutschlands erreicht zu sehen, habe Ich in königlicher Treue und Beharrlichkeit daran nicht verzweifelt. Meine Regierung hat mit den Bevollmächtigten der größern deutschen Staaten, welche sich mir angeschlossen, das in Frankfurt begonnene Werk der deutschen Verfassung wieder aufgenommen.
Diese Verfassung soll und wird in kürzester Frist der Nation gewähren, was sie mit Recht verlangt und erwartet: ihre Einheit, dargestellt durch eine einheitliche Exekutiv-Gewalt, die nach außen den Namen und die Interessen Deutschlands würdig und kräftig vertritt, und ihre Freiheit, gesichert durch eine Volksvertretung mit legislativer Befugniß Die von der National-Versammlung entworfene Reichs-Verfassung ist hierbei zu Grunde gelegt, und sind nur diejenigen Punkte derselben verändert worden, welche aus den Kämpfen und Zugeständnissen der Parteien hervorgegangen, dem wahren Wohle des Vaterlandes entschieden nachtheilig sind. Einem Reichstage aus allen Staaten, die sich dem Bundesstaate anschließen, wird diese Verfassung zur Prüfung und Zustimmung vorgelegt werden. Deutschland vertraue hierin dem Patriotismus und dem Rechtsgefühle der preußischen Regierung; sein Vertrauen wird nicht getäuscht werden.
Das ist Mein Weg. Nur der Wahnsinn oder die Lüge kann solchen Thatsachen gegenüber die Behauptung wagen, daß Ich die Sache der deutschen Einheit aufgegeben, daß Ich Meiner früheren Ueberzeugung und Meinen Zusicherungen untreu geworden.
Preußen ist dazu berufen, in so schwerer Zeit Deutschland gegen innere und äußere Feinde zu schirmen, und es muß und wird diese Pflicht erfüllen. Deshalb rufe Ich schon jetzt Mein Volk in die Waffen. Es gilt, Ordnung und Gesetz herzustellen im eigenen Lande und in den übrigen deutschen Landern, wo unsere Hülfe verlangt wird; es gilt, Deutschland's Einheit zu gründen, seine Freiheit zu schützen vor der Schreckensherrschaft einer Partei, welche Gesittung, Ehre und Treue ihren Leidenschaften opfern will, einer Partei, welcher es gelungen ist, ein Netz der Bethörung und des Irrwahns über einen Theil des Volkes zu werfen.
Die Gefahr ist groß, aber vor dem gesunden Sinn Meines Volkes wird das Werk der Lüge nicht bestehen; dem Rufe des Königs wird die alte preußische Treue, wird der alte Ruhm der preußischen Waffen entsprechen.
Steht Mein Volk zu Mir, wie Ich zu ihm in Treue und Vertrauen einträchtig, so wird uns Gottes Segen und damit ein herrlicher Sieg nicht fehlen.
Charlottenburg, den 15. Mai 1849.
Friedrich Wilhelm.
Graf von Brandenburg.“
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[ 24 ] Breslau, 13. Mai.
In der gestrigen öffentlichen Gerichtssitzung stand der Oberland-Ger. Auskultator v. Bardzki vor den Schranken angeklagt, seinen Vorgesetzten in Ausübung seiner Funktion beleidigt zu haben. Der Angeklagte ist nämlich aus seiner Stellung beim Oberlandesgericht aus- und in das Militär-Verwaltungsfach eingetreten. Sein Dimissoriale ist da, und er hat auf ein späteres Schreiben des Stadtgerichtsdirektors und Geh. Raths Uecke, das höchst unleserlich war, die Randbemerkung gemacht, „daß er Hieroglyphen nicht entziffern könne.“ Daraus deducirt der Staatsanwalt eine grobe Injurie gegen den Vorgesetzten, der, trotz des Entlassungsschreibens, laut Gesetz, so lange sein Vorgesetzter bleibe, bis seine Stelle anders besetzt sei. Der Verklagte führte seine Vertheidigung sehr gut, indem er den Vorwurf der wissentlichen Beleidigung ganz von sich weis't, da er weder Hrn. Direktor Uecke persönlich, noch seine Handschrift kenne, da sie eben so unleserlich sei, daß nicht einmal der Name zu erkennen sei; er habe dies, ihm vom Gerichtsboten eingehändigte Schrifstück für irgend ein Rescript wegen Abgangssporteln gehalten. Beleidigend könne seine Bemerkung wegen der Hieroglyphen, ein Wort, das nur unleserliche Schrift bedeute, für Hrn. Direktor Uecke nicht sein, da höchstens ein Schreibmeister darin eine Injurie finden könne. — Der Anwalt des Staates entwickelt seine Gegengründe, und trägt principaliter auf 8 Tage Gefängniß und envent. auf Geldstrafe an. Der Gerichtshof schärft die Strafe und verurtheilt Hrn. von Bardzki „wegen grober Beleidigungen seines Vorgesetzten im Amt“ zu 14tägigem Gefängniß und zur Tragung der Kosten.
[(R. O. Z.)]
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[ 229 ] Schweidnitz, 9. Mai.
Die „schwarzweiße“ Justiz reitet außerordentlich schnell. Am 5. Febr. — also vor länger als drei Monaten — reichte der Redakteur des „Freischütz,“ J. M. Petery, eine Beschwerde wegen seiner am 24. Jan. erfolgten höchst ungerechten Verhaftung an den damaligen excellenten Justizminister Rintelen ein und verlangte schleunigste Freilassung, mindestens aber sofortige Untersuchung und demnächstigen Bescheid. Hr. Rintelen aber muß sich beim Durchlesen der Beschwerde verkehrt auf seine Schecke gesetzt haben, und diese Bestie muß beim ersten Schritt „alle“ geworden sein, denn bis heutigen Tages hat Petery weder seine Freiheit zurückerhalten, noch ist ihm ein excellenter Bescheid „in Gnaden“ zu Theil geworden. Was Rintelen und sein unübertrefflicher Nachfolger in der Justiz-Excellenz aus der Beschwerde gemacht, wissen nicht einmal die Götter, viel weniger der in Haft gehaltene Beschwerdeführer. Petery hat inzwischen das Erkenntniß erster Instanz erhalten. Dieses Erkenntniß ist aber das non plus ultra aller saubern Fabrikate der gottbegnadeten Ritter unserer schwarzweißen, blinden Gerechtigkeitsgöttin; es ist durch und durch so mit kolossalen Wundern dieser allgemeinen Landrechtsgrazie gespickt, daß Petery die völlige Kassation desselben und dabei zum zehnten Male seine vorläufige Freilassung hat beantragen müssen. Hr. Simons, Justizminister-Excellenz, scheint aber von den wiederholten Rippenstößen Petery's nicht aufwachen zu wollen, denn er schnarcht ruhig fort — — und Petery bleibt im Kerker ohne Bescheid. Seine Frau und seine vier Kinder dürfen ihn wöchentlich ein, höchstens zwei Mal einige Minuten in einer Schreibquetsche des Inquisitoriats, hart an der Stubenthür und hart am toll geheizten Ofen auf einem Raume von kaum 8 Quadratfuß und nur in Gegenwart mehrerer lästiger Zeugen sehen, während andere Gefangene (reiche Edelleute etc.), deren Untersuchung noch gar nicht einmal geschlossen ist, die aber Universitäts-Saufbrüder oder sonstige Günstlinge eines oder des anderen Richters oder Beamten der Anstalt sind, nicht allein Stunden-, sondern Tage-, ja halbe und ganze Nächte lang in einer Stube des gefälligen Herrn Inspektors ganz allein bei ihren Frauen zubringen können. Petery's Frau suchte bereits vor fünf Wochen bei dem Oberlandesgericht zu Breslau für sich und die Kinder die Erlaubniß nach, ihn in seinem Gefängniß, wenn auch in Gegenwart eines Beamten, öfters und auf längere Zeit besuchen dürfen. Wer aber bis heut noch keinen Bescheid ertheilt hat, ist das k. preuß. hochl. Oberlandesgericht zu Breslau. Petery wird theils von seiner Frau, theils von seinen Freunden in der Stadt beköstigt. Bevor aber die Speisen in sein Gefängniß gelangen, müssen sie erst durch die Hände von 3 bis 4 Beamten wandern. Einer von diesen hat sehr oft für den Augenblick nicht Zeit, entweder der Frau das Essen abzunehmen, so daß sie oft längere Zeit im kalten Hausflur auf die Güte des einen oder des andern warten muß, oder dasselbe weiter zu befördern — — mit einem Worte: Petery erhält die Speisen häufig kalt und ungenießbar. Seine Frau hat deshalb ebenfalls vor länger als 5 Wochen bei dem Kriminalsenat in Breslau die Erlaubniß nachgesucht, die Speisen direkt bis zu dem Gefangenen-Aufseher, unter dessen Verschluß P. sich befindet, befördern zu dürfen. Wer aber bis heut noch keinen Bescheid ertheilt hat, ist der k. preuß. hochl. Kriminalsenat in Breslau.
In demselben Raubneste, in welchem Petery hinter Schloß und Gitter seiner Freiheit beraubt gehalten wird, sollen auch Untersuchungsgefangene schmachten, die seit 18 Monaten — sage: „ein und ein halbes Jahr“ kein Verhör gehabt haben und ganz und gar vergessen zu sein scheinen.
Auch befinden sich außer Petery noch zwei politische Gefangene zur Zeit in dieser schwarz-weiß-spanischen Inquisitionshöhle: Baron Rothkirch und Aktuar Klose aus Freiberg, die erst in den jüngsten Tagen erfahren konnten, was sie eigentlich verbrochen haben sollen. Ueber 4 Monate hatten sie hinter Schloß und Riegel Zeit, das Räthsel ihrer Verhaftung zu lösen; es mochte ihnen aber durchaus nicht gelingen, trotzdem sie gerade nicht auf den Kopf gefallen sind. Ja, ja! die preußische Justiz reitet außerordentlich schnell auf ihrer landrechtlichen Schecke. Diese bug- und spatlahme Bestie ist nicht mit Golde zu bezahlen.
Die Erholungen in der freien Luft, deren sich die hiesigen Gefangenen zu erfreuen haben, ist eben so excellent, wie die lahme scheckige Bestie. Der Hofraum des Raubnestes, in welchem die Gefangenen wie Fische nach Luft schnappen sollen, ist mit drei Abtritten, einer Mistgrube, einer Urintonne, einem Aschenloch, mehreren Gerinnen voll diversen balsamischen Inhalts u. s. w. geziert, von Flöhen, Ratten und andern thierischen Lieblingen der Gefangenen belebt, höchstens 30 Schritt lang und 12 Schritte breit, von Mauern umgeben, die keinen frischen Lufzug gestatten und mit einem Pflaster überzogen, das nach einem zweimaligen Umgange keinen gesunden Fetzen an den Füßen der Gefangenen übrig läßt. Rechnet man nun noch dazu, daß während des Spazierganges die übrigen Gefangenen auf die Abtritte transportirt werden, ihre Kübel von 24stündigem Inhalt — der natürlich kein wohlriechendes Kölnisches Wasser ist — reinigen, Strohsäcke umstopfen, Decken ausklopfen, daß wohl gar auch etwas ausgemistet wird: so ist die Erholung der Gefangenen ungeheuer zu beneiden.
Von der Beköstigung der Gefangenen schweigt des Sängers Höflichkeit ganz und gar.
Schließlich müssen wir noch erwähnen, daß Petery in Folge eines schriftlichen Verbots während seiner Haft für die Redaktion und Expedition seines Blattes durchaus in keiner Weise thätig sein darf, und daß alle Briefe, welche die Redaktion oder Expedition des „Freischütz“ betreffen, ihm nicht eingehändigt, sondern seiner Frau oder dem Absender zurückgegeben werden (?) Durch solche christlich-germanische Anordnungen will man jedenfalls den Geist des Gefangenen tödten, sein demokratisch-soziales Blatt zu Grunde richten und seine Familie an den Bettelstab bringen.
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[ * ] Wien, 10. Mai.
Aus der „Pesther Zeitung“ ergibt sich, daß der Debrecziner Landtag keineswegs, wie mehrere Standrechtsblätter versicherten, seine Beschlüsse von der Lostrennung Ungarns und der Absetzung des Hauses Habsburg zurückgenommen hat. Der „Közlöny“ enthält einen langen Artikel über jene Beschlüsse, dem wir folgende Stellen entnehmen:
„Das Verhängniß Oestreichs ist eingetroffen. Die Repräsentanten Ungarns haben feierlich und einhellig erklärt, daß das Haus Oestreich in allen seinen Zweigen jeden gesetzlichen Anspruch auf den ungarischen Thron und die Krone des heiligen Stephan für ewig eingebüßt hat, und es von dem Boden des Vaterlandes für alle Zeiten unabänderlich verbannt ist. Welch' eine Wendung des Schicksals! Noch vor einem Jahre würde man in dem weiten Ungarlande keinen Mann haben antreffen können, der nicht mit voller Bereitwilligkeit sich beeilt hätte, den letzten Tropfen seines Herzblutes für die gesetzliche Dynastie zu opfern; heute ist kein Mensch im Lande, der nicht mit Abscheu, Verachtung und brennendem Rachedurst sich von einer Familie wegwendete, deren Thron wir unter der Last ihrer Sünden und Abscheulichkeiten zusammenstürzen sehen. Der Stern der Habsburger ist untergegangen, und Ungarn steigt wie ein Phönix verjüngt aus der Asche empor, und fordert seinen Platz in der Reihe der Nationen zurück, dessen es zu so enormem Abbruche der Civilitation beraubt wurde.
Nach dreihundert schweren Jahren athmen wir wieder frei in unserem Vaterlande, und wir, die stolzen Kinder einer stolzen Generation, nennen den Boden wieder unser, zu dessen Preis das theure Blut unserer Altvordern floß; — jene Freiheit nennen wir unser eigen, deren Pfandbrief mit dem Blute unserer Väter geschrieben wurde, und die — so Gott will — keine Macht der Erde uns jemals mehr wird entreißen können. — Ungarn ist für unabhängig, und das Haus Oestreich als des Thrones verlustig und für ewige Zeiten verbannt erklärt; diesen Lauf hat das Rad des Schicksals in einem kurzen Jahre genommen. In der Geschichte Ungarns ist noch kein Ereigniß aufgetaucht, welches ernster, und in Bezug auf seine Resultate wichtiger gewesen wäre, als dieses. — Und wir leugnen nicht, daß dieser Beschluß der ungarischen Volksrepräsentanten eine Lebensfrage sein wird, sowohl in Hinsicht auf die bis jetzt regierende Dynastie, als auf unser eigenes Vaterland.
Das Haus Habsburg — welches ausschließlich durch den Besitz der Länder der ungarischen Krone so groß und mächtig wurde, daß es auch nach dem Erlöschen des römischen Reichs unter den ersten europäischen Mächten einen Platz einnehmen und auf die Angelegenheiten unseres Welttheils Einfluß üben konnte und welches durch den Verlust Ungarns wahrscheinlich wieder in jene obscure Existenz zurück versinken wird, aus welcher nur die Thatkraft und der Ehrgeiz Rudolph I, es erhoben hatte — das Haus Habsburg, sagen wir, wird nichts unversucht lassen, um von seinem Lebensst[unleserlicher Text]m diesen tödtlichen Streich abzulenken. — Ebenso umgekehrt wird auch die ungarische Nation, die durch diese feierliche That ihr unveräußerliches Urrecht einer usurpirenden Gewalt entrissen hat, ernstlich und männlich mit sich zu Rathe gehen, den letzten Mann und den letzten Heller aufopfern, um alle Gegenbestrebungen Oestreichs zu vereiteln. — Wir glauben nicht, daß ein Mensch unter uns sich vorfände, der in diesem unaussprechlich großartigen Momente — der den Keim des Lebens oder des Todes in sich trägt — mit t[unleserlicher Text]blabiroartiger Kleinlichkeitsgesinnung dieses Verfahren der Nation, welches früher oder später unvermeidlich hat eintreten müssen, anschauen könnte; wir glauben nicht, daß ein so Feiger unter uns sich befinden kann, den die Größe des vom Geschick des Vaterlandes beanspruchten Opfers vergessen machen könnte, daß in dem Beschlusse vom letzten Samstag der brennende Schmerz einer seit 200 Jahren unwürdig mit Füßen getretenen Nation sich Luft machte, und daß mit dem Opfer der Einzelnen die glückselige Zukunft des Vaterlandes, der Glanz, der Ruhm und die Größe einer Nation auf dieselbe Wagschale geworfen ist.
Oestreich hat alle diese Bedingungen gebrochen; denn seinen Königseid brechend, hat es jene Konstitution vernichtet, kraft welcher es den ungarischen Thron inne hatte. Es hat unser Vaterland, dessen Unabhängigkeit es durch Eid und Krönungsvertrag garantirte, mit Oestreich verschmolzen; es hat die zur ungarischen Krone gehörigen Provinzen, auf deren Unverletzlichkeit es ebenfalls einen königl. Eid geschworen, auseinandergerissen.
Oestreich hat die pragmatische Sanktion zerrissen, jenes wechseitige Band aufgelöst, wodurch es in den Besitz von Ungarn gekommen ist.
Nach so vielem Meineid und verübter Willkür noch immer zu den Füßen der Tyrannen feige herum zu kriechen, würde eine solche Ehrlosigkeit sein, worüber nur das Angesicht eines in viehischer Natur dahin vegetirenden Sklaven nicht erröthen müßte.
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@facs1710
[ 073 ] Bremen, 14. Mai.
Auch hier, obgleich von keinem rebellischen Fürsten gedrängt, zeigt sich heiße Begeisterung für die Sache des deutschen Volkes; man rüstet sich zum Kampfe, zur Unterstützung kämpfender Brüder, und Viele haben sich dazu durch ihre Unterschrift verpflichtet. — Die gestrige, vom demokratischen Verein veranstaltete Volksversammlung, an welcher sich eine Menge Vereine der Stadt und Umgegend mit ihren Fahnen in langen Zügen betheiligten, ward auf einer großen Wiese vor der Stadt gehalten und von vielen tausend Menschen besucht. Rösing, der Präsident des demokratischen Vereins, eröffnete und leitete die Versammlung mit einem Hinblick auf den Zustand und die Gefahren des Vaterlandes, bewies, wie das deutsche Volk auf dem Boden des Rechts und des Gesetzes bei seiner anhaltenden Revolution stehe, die Fürsten sich indeß in Rebellion gegen Ordnung und Gesetz befänden. 14 Redner erhielten darauf wie angemeldet das Wort, kein Mißton zeigte sich, wohl aber ertönte die Luft von tausendfachen Bravo's. — Es war ein erhebender Anblick, als sich auf Wischmann's Aufforderung, der Reichsverfassung Treue zu geloben, ein Wald von Händen erhob; dasselbe geschah, als Mitglieder der Bürgerschaft zu folgenden Anträgen um Zustimmung ersuchten: 1) Antrag zur Vereidung des Militärs auf die Reichsverfassung; 2) Antrag, dem Militär die ihm von seinen Chefs früher ertheilte, später ohne allen Grund entzogene Erlaubniß, Vereine und Volksversammlungen zu besuchen, als allen Staatsbürgern zukommendes Vereinigsrecht wieder zu geben; 3) Antrag zur Volksbewaffnung und zur Bewilligung gehöriger Mittel. — Diese Anträge werden in übermorgender Bürgerschaft als dringlich vorgelegt. — Es machte einen tiefen Eindruck, als der Soldat Denk in fließender Rede seine Begeisterung für Durchführung der Reichsverfassung zu Gunsten des deutschen Volkes aussprach; aus vieler Tausende Mund erscholl ein donnerndes Hoch!
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[ 068 ] Frankfurt, 15. Mai.
Die heutige Sitzung der Nationalversammlung wird um 11 1/2 Uhr eröffnet. Der Präsident theilt eine Eröffnung des Reichsverrathenden Verwesers mit. Danach werde der preußische Abgesandte wahrscheinlich erst morgen eintreffen und die Nationalversammlung möge doch bis dahin mit ihren Beschlüssen warten. Es ist kostbar, wie diese Professoren- und andre Reichsgimpel sich an der Nase herumführen lassen.
Der kindische Arndt giebt wieder einmal als Reichs-Bojazzo seine teutoburgischen Redensarten zum Besten.
Wigard beantragt: „In Erwägung, daß die Nationalversammlung nicht zugeben kann, daß die Bildung des Reichsministeriums von den Instruktionen eines preußischen Bevollmächtigten abhängig sei, beschließt sie, sofort eine Deputation an den Reichsverweser zu senden, um ihn zur Bildung eines Ministeriums im Verlauf des heutigen Tages, unverweilt der Ankunft des preußischen Bevollmächtigten, zu veranlassen.“
Hr. Bresgen und Genossen andererseits bringen einen sehr umfassenden Antrag ein, der auf Beseitigung und Ersetzung der Centralgewalt gerichtet ist. Da letzterem Antrage die Dringlichkeit abgesprochen wird, so wird er dem Dreißiger-Ausschusse zur Berichterstattung überwiesen. Eben dahin gelangt der Antrag der Herren Biedermann und Genossen, der ebenfalls die Centralgewalt zum Gegenstand hat.
Der Wigard'sche Antrag wird für nicht dringlig erklärt.
Raveaux zeigt einen Bericht des Dreißiger-Ausschusses über einen vom Abg. Umbscheiden in Betreff der Pfalz gestellten Antrag. Der Ausschuß erkennt die Dringlichkeit des Antrags des Abg. Umbscheiden an, er wünscht den Bericht des Reichskommissars Eisenstuck und die Eröffnungen des interimistischen Reichsministeriums zu vernehmen, und behält sich seine Anträge vor.
Dem Wunsche des Hrn. Eisenstuck, jetzt über seine Sendung Bericht zu erstatten, wird von der Versammlung nicht ensprochen.
Abg. Raveaux stellt den Antrag, die Sitzung auf eine Stunde zu vertagen. Bis dahin sollte der Ausschuß Bericht erstatten.
Abg. Langerfeld will, daß man die Sitzung bis 4 Uhr vertagt. Der letztere Antrag wird angenommen und somit die Sitzung bis 4 Uhr vertagt.
Schluß der Sitzung 12 1/2 Uhr.
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@facs1710
[ * ] Frankfurt, 15. April.
Die gestrige Nachmittagssitzung der Nationalversammlung begann um 4 Uhr. Es wird wiederum viel leeres Geschwätz zum Besten gegeben. Es handelt sich um den Bericht des 30er-Ausschusses rücksichtlich des Wechsels der Frankfurter Garnison zufolge der von östreichischen und preußischen Soldaten verübten Gräuel und Brutalitäten.
Bei der Abstimmung wird der Antrag der Ausschuß-Minorität auf motivirte Tagesordnung mit 189 gegen 121 Stimmen angenommen. Der Antrag Simons's (Trier), das erlassene Verbot gegen Tragen von Waffen und rothen Kokarden für ungesetzlich zu erklären abgelehnt und der Antrag Umbscheiden's:
„Die Nationalversammlung stellt die Bewegung in der Pfalz unter den Schutz des Reiches etc.“
wird dem 30er-Ausschuß zur schleunigen Berichterstattung überwiesen.
Schluß der Sitzung 7 1/2 Uhr.
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@facs1710
[ 068 ] Offenburg, 13. Mai.
Die heutige Volksversammlung war in der That großartig; mindestens 20,000 Menschen nahmen Theil. Es wurde eine Deputation an die Regierung nach Karlsruhe gesandt mit folgenden Forderungen:
1) Auflösung der Kammer.
2) Abtreten des Ministeriums Bekk.
3) Einberufung einer konstituirenden Landesversammlung.
4) Freigebung der politischen Militär- und Civilgefangenen.
Mit einem Extrazuge fuhr die Deputation. Sie brachte eine theils nichtssagende, theils ausweichende, theils ablehnende Antwort. Die Entrüstung des Volkes stieg auf den höchsten Punkt. Man erklärte sich jetzt entschieden dahin, den fürstlichen Rebellen bewaffneten Widerstand entgegenzusetzen. Es wurden 16 Forderungen aufgestellt und durchzuführen beschlossen. Ferner setzte man einen Landesausschuß der Volksvereine nieder, welche für Durchführung der Beschlüsse sorgen sollen.
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@facs1710
Freiburg, 14. Mai, Morgens 8 Uhr.
Die letzte Nacht ist ruhig vorübergegangen, man bemerkte nicht einmal eine ungewöhnliche Bewegung auf den Straßen. Heute Morgen sind ungefähr 200 Mann von dem 1. Regiment, ohne Offiziere, hier angelangt und haben sich zur Disposition des Volkes gestellt.
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@facs1710
[ * ] Speyer, 11. Mai.
Die Soldaten des 6. Regiments, die heute früh von hier nach Germersheim beordert wurden, kündigten den Gehorsam. Auch die auf den benachbarten Dörfern erst kürzlich einquartirten Kompagnien haben sich auf Seite des Volkes geschlagen.
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@facs1710
Neustadt a. d. H., 11. Mai.
In allen Gießereien der Pfalz ist man thätig, Kanonen zu fertigen. Gestern sind schon 15 Stück von den Eisenwerken des Freiherrn v. Guinandt nach Kaiserslautern befördert worden. In Kaiserslautern bildet sich ein vollständiges Heer, welches bis heute schon mit der nächstliegenden Volkswehr auf 20,000 Mann angewachsen ist. Stündlich langen baierische Soldaten an, Artilleristen und Infanteristen, die ihre Dienste anbieten.
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@facs1710
Mannheim, 14. Mai, Nachmittags 2 Uhr.
Erst jetzt finde ich eine Minute Ruhe, um Ihnen in aller Eile einige Worte über das zu melden, was sich seit heute Morgen bei uns begeben hat. Die Vorgänge in Karlsruhe finden Sie in den hiesigen Blättern. Kaum war die Kunde davon in Mannheim angelangt, so zündete sie, ich kann's nicht anders bezeichnen, wie ein Funke in einer Pulvertonne. Eine halbe Stunde später umstanden Tausende von Menschen die Infanteriekaserne, denn es war bekannt geworden, daß das Militär von hier entfernt werden sollte. Vergebens suchten die Offiziere das drohende Ungewitter zu beschwören, indem sie es ihren Leuten freistellten, ob sie [1711] da bleiben wollten oder nicht. Es war zu spät: sie blieben alle, Dragoner und Infanterie, und jetzt in diesem Augenblicke steht es bei uns so, wie wohl überall in Baden, wo badische Garnisonen liegen. Das Militär ist zu dem Volke übergegangen und Bürger befehlen neben dem neuerwählten Militärkommando! Die Soldaten durchziehen bald in großen, bald in kleinen Trupps mit den Bürgern Arm in Arm die Straßen, singen Freiheitslieder und lassen den Hecker hochleben. — Die neuesten Nachrichten aus Karlsruhe lauten dahin, daß dort Ordnung herrscht. Die Bürgerwehr versieht die Wachen. Der Großherzog soll mit seinem Hofe nach Germersheim geflohen sein, weil — lachen Sie nicht! — weil dort noch ein altbaierisches Regiment in Zucht und Ordnung existirt! Nach einer andern Lesart sei er mit Bekk und den Prinzen nach Straßburg geflohen. Der Landesausschuß, welcher seinen Sitz anfangs nach Rastatt verlegen wollte, wird nun wahrscheinlich nach Karlsruhe gehen. Brentano liegt lebensgefährlich erkrankt in Baden-Baden. Viele verzweifeln an seinem Aufkommen; schon an der Offenburger Versammlung hat er keinen Antheil genommen. — Was wird's geben? Diese Frage ist in aller Leute Mund. Aber die Antwort! Ich habe sie nicht! Eine Vereinigung mit der Pfalz auf Leben und Tod ist das Nächste und Natürlichste; bleibt, was zu erwarten, der Geist der Revolution in der Bahn, in die er jetzt eingelenkt hat, so wird bald ganz Süddeutschland diesem Geiste folgen müssen. Wir haben tüchtige Führer, unsere Bürgerwehr, die seit heute Morgen die Gewehre erhalten hat, wird von trefflichen und besonnenen Leuten kommandirt, und was die Partei anbelangt, der man so lange als Attribut eine rothe Feder an den Hut steckte, so versichere ich Sie, daß jedes Ueberstürzen der gewaltigen Bewegung an sich selbst den kräftigsten Widerstand finden würde. Denn die Leiter wissen, um was es sich handelt! Die Revolution hat sie dies Mal nicht überrascht. Morgen mehr! Entschuldigen Sie die große Eile dieser Zeit drängt und die Menschen drängen mit der Zeit.
Nachschrift. So eben vernehme ich, daß man von Ludwigshafen aus in der Richtung von Worms eine starke Kanonade höre, dazwischen Gewehrsalven.
Rastatt befindet sich im Besitze der Soldaten, die sich mit den Bürgern verbrüdert haben. Der militärische Dienst wird von Bürgern und Soldaten gemeinschaftlich versehen. Der Landesausschuß der Volksvereine in Baden hat sich permanent erklärt, um die Beschlüsse der Offenburger Volksversammlung durchzuführen. Er hat seinen Sitz in Rastatt genommen. Die Festungscommandantur ist in den Händen einer von Bürgern und Militär niedergesetzten Commission.
Ungarn.
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@facs1711
Debreczyn, 15. April.
Sitzung des Repräsentantenhauses.
Präsident Paul Almassy
Das Protokoll der gestrigen Sitzung wird verlesen.
Stephan Bezeredy: Ich habe eine kleine Bemerkung rücksichtlich der Protokolle. Wir müssen in Allem, besonders aber in dem gestrigen Gegenstande die größte Genauigkeit beobachten. Die g. Repräsentanten werden sich erinnern, daß bevor noch Ladislaus Madaraß seinen Antrag bezüglich auf Ludwig Kossuth gestellt hatte, Kossuth einstimmig zum Regierungspräsidenten ausgerufen worden ist, und dies ist eine so wichtige Sache, damit das Vaterland erfahre, wie das Repräsentantenhaus die Regentschaft Kossuth's als etwas Natürliches und aus der Lage der Dinge Fließendes erkannte, und es nicht einmal nöthig war, deshalb einen Antrag zu stellen (wahr!), so daß demgemäß ich dies ausgedrückt wünschte, damit die Sache in ihrer vollen Würde dastehe. (Richtig!)
Die Versammlung beschließt, daß die Erwähnung der Madaraß'schen Motion im Protokolle auszubleiben habe.
Ein Antrag des Repräsentanten Karl Szaß, weil darüber keine Beschlußnahme erfolgte, wird gleichfalls ausgelassen.
Lazorus Meßaros, Kriegsminister: Geehrtes Haus! Der berühmte Arzt Hufeland sagt: Wer in seinem 30. Jahre nicht erkannt hat, was seinem Organismus zuträglich oder schädlich, der verdient nicht die Gesundheit; — ich wleder sage, wer mit grauen Haaren an der Spitze einer Sache steht, und nicht zu berechnen weiß, wann seine Zeit abgelaufen, der kann alles Andere sein, nur kein Patriot. Und weil ich dies fühle, und meinem Vaterlande ein treuer Bürger bleiben will, so habe ich schon lange vordem, neuerlich aber nach der famosen kaschauer Schlacht, ganz besonders aber jetzt erkannt, daß für mich die Zeit gekommen, wo ich mein mit Blumen überstreutes Amt geschickteren Händen zu übergeben habe, und zwar mit meinem Segen. (Eljenruf.) Und da man nichts ohne Grund thun kann, werde ich jetzt auch einige meiner Gründe vorbringen. Die Regierung muß stark sein, damit sie es aber sein könne, so muß Jedermann ihrem leitenden Principe sich so unterordnen, daß Alles von einem Geiste und einem Willen durchweht sei; und weil ich so unglücklich war und neuerdings sehe, daß ich zu der jetzigen Regierung in einigem Widerspruch stehe, so betrachte ich mich als unmöglich geworden; für unmöglich halte ich mich aber auch gegenüber der Armee, weil ich das Unglück hatte, durch lange Zeit in jenen schwerfälligen Pedanterien aufgewachsen zu sein, durch welche das selige Haus Oestreich sich in so hohem Grade ausgezeichnet; und während ich diese Bleigewichte abstreifen wollte, hat jenes Heer, welches zuerst der Ministerpräsident, dann der Landes-Kriegsrath, später der Landesvertheidigungs-Ausschuß, zuletzt die Regierungs-Commissare und mehrere Comitats-Ausschusse in Compagnien mit mir geschaffen haben — seinen Adlerflug begonnen, und zwar so hoch zu den Sternen, daß es mich Armen zurückließ, so weit zurückließ, daß ich mich jetzt als rococco erblicke. (Beifall.) Und weil ich dies sehe, wünsche ich an die Spitze der Kriegsangelegenheiten ein solches Individuum gestellt, das auch selbst mit den Jungeren auf einem feurigen Rosse zuweilen Fensterparade machen, und echt ungarisch, wo es sein muß, im Carriere dahinsprengen kann; welches vermag, sich unbedingten Gehorsam zu erringen und diesen Gehorsam auch nach unten zu verbreiten; — das nicht nur Gesetze zu bringen und zu erlassen weiß, sondern auch zu erwirken im Stande sei, daß sie von Andern beobachtet werden; — mit einem Worte, ein solches Individuum, welches die jetzige Ordnung, Sparsamkeit, Brauchbarkeit, Acuratesse etc. etc. ein wenig zu erweitern und mit seinem leitenden Principe in Einklang zu bringen verstehe. Heute Sonntag ist der 15. April, morgen Montags wird der 16. fein, heute um Mitternacht sehe ich also meine Laufbahn für beendigt an, da von morgen den 16. April der neue Minister, wie die römischen Consule, seine Aera datirt, welcher Tag für die Russen ein dies nefastus war. (Beifall.) Ich habe nun keine weitere Bitte an das geehrte Haus, als daß es so gütig sein möge, mich als einfachen Bürger und Deputirten von Baja in seine Mitte aufzunehmen, so wie ich herzlich darum ersuche und Sie es für gut finden werden. (Lauter und stürmischer Eljenruf.) Meßaros, der Erste, ist todt, ich besorge, daß er nicht einmal einen Patentator haben wird, aber ich hoffe, daß diese Patentation irgend ein Rothkäppler erleben wird, und zwar besser erleben, als einst Meßaros, der in Erlau gestorben ist, als man sagte: Meßaros ist todt, er hat die Stadt ohne Fleisch gelassen. (Beifall.) Und weil dies so war und ich kaum in Frieden ruhen werde, so lebe der neue Kriegsminister! (Anhaltender Applaus und Eljenruf)
Stephan Bezeredy: Die Erklärung meines geehrten Freundes ist eine so männliche, daß ich gegen seinen Charakter mich versündigen würde, wenn ich ihn oppugniren und zur Aenderung seines Entschlusses drangen wollte; das aber konnte er aus unserem Zurufe entnehmen, daß das Haus fühlt und anerkennt, daß es die Gesinnung und den Charakter, die sich in seinen Gründen aussprechen, würdigt, und daß er damit neue Blumen in seinen Bürgerkranz geflochten. Wie der Kriegsminister sein Amt gefuhrt, dazu bedarf es keines andern Commentars und Beweises, als des Erfolges unserer Waffen. Dieser wird der Nachwelt zeigen, was für ein Kriegsminister Meßaros gewesen; unter welchem solche bewaffnete Macht geschaffen wurde, welche dem alten glorreichen Waffenruhme der Ungarn enspricht und unsern Feinden sich furchtbar gemacht hat. (Wahr!) Ich will mich nicht des Weitern auslassen, die Geschichte wird davon sprechen, ich glaube aber die Meinung jedes einzelnen Repräsentanten auszudrücken, wenn ich sage: das Haus möge unserm theuern Collegen seine ungetheilte Anerkennung, patriotische Würdigung und aufrichtige Zuneigung aussprechen! (Stürmischer Applaus und Eljenruf.)
Laz. Maßaros: Ehe noch der Ausspruch meines Freundes zum Beschluß erhoben wird, bitte ich das Vaterland nicht zu vergessen, ohne dessen Beihülfe ich nichts hätte zu Wege bringen können.
Lad. Paloczy: Allem, was St. Bezeredy gesagt, gebe ich auch, wie jeder Andere, meine volle Zustimmung; ich appellire jedoch an die Großherzigkeit des Vaterlandes, und wünsche Bezeredy's Motion noch weiter ausgedehnt. Da mit Recht sein Verdienst anerkannt ist, ist es unsere Pflicht, nicht blos mit Worten zu danken, sondern ihm auch unsern Dank und unsere Achtung in etwas reichlicherem Maße zu bezeugen. Was hat nicht die Gewissenhaftigkeit seiner reinen, edlen Seele alles bewirkt! Er hatte ungeheure Mühen und Sorgen, und wenn auch seine Berechnungen nicht immer so ausschlugen, wie er gewünscht hätte, so war dies nicht sein Fehler sondern die Schuld des Mißgeschicks. Er hat besonders viel für das Vaterland gethan, und weshalb? Wie viel jüngere Offiziere sind nicht, die jetzt einen höheren Rang bekleiden als er. Er war immer bescheiden und zurückhaltend, auch damals, als die militärischen Ehrenzeichen ausgetheilt wurden, zog er sich zurück. Können wir das gleichgültig mit ansehen? Sollten wir weiter nichts thun? Dies gestattet die Großherzigkeit des Vaterlandes nicht. Ich beantrage, daß wir ihn, zugleich mit der Votirung unseres Dankes, einstimmig zum Feldmarschall-Lieutenant ausrufen. (Allgemeine Bewilligung und Eljenruf.)
Gabr. Kazinczi: Die Nation hat durch den Beschluß ihres Repräsentanten-Hauses den einen Rubikon ihres constitutionellen Lebens überschritten, über den sie nicht mehr zurück kann, und über den hinaus sie sich, wie ich hoffe, unfehlbar ein neues Freiheitsleben erkämpfen wird. Als sie auf dem Boden der Freiheit und Unabhängigkeit den ersten Schritt gethan, war dieser Schritt durch das erste ungarische unabhängige Ministerium bezeichnet, und dieses erste ungarische unabhängige Ministerium zerstäubte, wie die Pfeiler des Gebäudes einzeln bersten. Das letzte Glied dieser Regierungsgewalt erblicke ich in der Person des abgetretenen, geehrten Kriegsministers, gleichsam um anzuzeigen, daß die Nation dem Beschlusse des Gesetzes so lange unerschütterlich treu geblieben, bis sie durch die Willkür des Herrscherhauses von jenem Boden gewaltsam verdrängt wurde, den sie behauten wollte; diese Stellung erheischt aber auch, daß wir das Gefühl reinster Achtung gegen jenen Mann ausdrucken, dessen Worte wir so eben vernommen Ueber die Nation können düstre und heitre Zeiten hereinbrechen; ist das Erstere der Fall, ist es unmöglich, daß jene Männer nicht im dankbaren Angedenken der Nation bleiben, welche die Ersten die Bahn gebrochen, als wir unsere schwierige Arbeit begonnen. Kommen glückliche Zeiten, so kann die Nation unmöglich nicht Dankbarkeit hegen für jene Männer, welches Alles aufs Spiel gesetzt, um ihr Volk in das Land der Verheißung zu führen. Der erste Schritt ist mit vielen Versuchen, der Versuch mit vielen Schwierigkeiten verbunden. Die Kraft aber ist der schönste Kranz des Streiters. Wenn irgend Jemand, so hatte unser geehrter Herr Kriegsminister die schwerste Stellung Wir Andern, das Civil-Gouvernement hatte ein fertiges Terrain vor sich; auf diesem Terrain waren die fertigen Elemente vorhanden, und es war blos die Aufgabe, sie zu ordnen. Unser Kriegsminister mußte nicht blos ordnen, er mußte schaffen, und wenn das Werk der Schöpfung mit vielen Versuchen und fehlgeschlagenen Experimenten verbunden war, so trägt die Schuld davon nicht Mangel an ehrlichem Willen, sondern es lag an den Umständen. Ich glaube, es gibt kein größeres Lob für unsern Herrn Kriegsminister, als der Umstand, daß bei Beginn seines schweren Werkes Viele ihn mit Verdächtigungen und Verleumdungen umgaben, welche nicht wagten, sich zu jener Stufe aufzuschwingen, auf die ihn das Vertrauen der Nation erhoben hatte.
Wenn Jemand, so kann Meßaros stolz dastehen in den Wetterstürmen der Zeit. (Wahr!) Denn ihm gegenüber hat engherzige Feigheit, elende Spiegelfechterei, feige Mystifikation alle ihre Pfeile entladen, aber damit nichts erreicht, als der Nation zu zeigen, daß an Meßaros diamantreinem Charakter alle diese Pfeile wirkungslos abprallen; sie haben nur sein reines Selbstbewußtsein in's Licht gestellt, wie bis heute keiner unter uns ein reineres aufzuweisen hat. Ich glaube daher, daß jetzt keine Zeit, um Weihrauch zu streuen; aber wehe der Nation, die kein dankbares Gedächtniß besitzt. Nicht nur auf Lobeserhebungen im Protokolle darf sich die Nation beschränken, nicht nur auf tönende Worte, sondern es gebietet, glaube ich, die Ehre des Hauses, und es erfüllt damit seine Bürgerpflicht, wenn es einem seiner ausdauerndsten Streiter im öffentlichen Leben und einem Manne vom anspruchlosesten aber erhabensten Charakter jene Auszeichnung verleiht, — oder, was sage ich, nicht Auszeichnung, sondern verdiente Anerkennung und Dankbarkeit — welche der Sprecher vor mir, der Repräsentant Lad. Paloczy beantragt hat, und dem ich mit bestem Gewissen beitrete. (Eljenruf.)
Präses: Nimmt das Haus die Motion des Repräsentanten Lad. Paloczy an? (Wir nehmen sie an, es lebe Feldmarschall-Lieutenant Lazar Meßaros!) Im Protokoll wird die dankbare Anerkennung aller jener Verdienste und patriotischen Handlungen eingetragen werden, welche Meßaros während seiner ausgezeichneten ministeriellen Wirksamkeit geleistet. Die Regierung aber wird angewiesen werden, ihm den Rang und Titel eines Feldmarschall-Lieutenants zu verleihen. (Billigung.)
Franz Kubinyi: Da von Anerkennung die Rede ist, so halte ich dafür, daß in geistiger Beziehung es keine größere Belohnung giebt, als Anerkennung; ich halte dafür, daß in dem Augenblicke, wo die Regierung wechselt und wir einer neuen Aera entgegen gehen, wir auch den Landesvertheidigungsausschuß nicht vergessen dürfen. (Wahr!) Ich glaube, wenn der Landesvertheidigungsausschuß in den Tagen der Gefahr große Dienste geleistet, er es verdient, daß beim Erlöschen seiner Wirksamkeit ihm der Dank des Hauses votirt werde. Dies mein Antrag. (Allgemeine Billigung).
Präses: Auch diese Motion nimmt das Haus an, sie wird somit in das Protokoll eingetragen werden.
Paul Nyari: Es sei mir vom Hause gestattet, eine Motion zu stellen, die allerdings nur ein einzelnes Individuum betrifft, die aber im gegenwärtigen Augenblicke von großer Wichtigkeit ist. Herb ist die Rückerinnerung an jene Zeiten, wo in Ungarn die Willkür herrschte, wo man das Wort knebelte, und selbst die Gedanken fesseln wollte; herb ist, sage ich, die Rückerinnerung an jene Zeiten, aber freudig erhebend, wenn nicht nur das Individuum, sondern eine ganze Nation sich über diese bedrängte Lage hinausfühlt. Als ein Beispiel jener Zeiten führe ich Ladislaus Lovassy an, Jedermann kennt ihn, es ist nicht nöthig, viel von seiner Geschichte zu sprechen, kaum das Vaterland daran zu erinnern; zwar kann es auch in diesem Augenblicke des Vergangenen sich erinnernd dem unglücklichen Individuum nicht zurückgeben, was ihm die Tyrannei genommen; aber die Nation erkenne wenigstens für eine Pflicht der Dankbarkeit, daß sie ihn nicht länger als Straßenbettler und dem Gelächter ausgesetzt, herumirren lasse Ich habe jetzt von ihm den zweiten Brief erhalten, der Brief ist ein hinreichender Beweis, so daß es keines ärztlichen Zeugnisses bedarf: ich fordere daher das Haus auf, für Ladislaus Lavassy eine Pension zu bestimmen.
Präses: Beliebe es dem Hause, mir den Auftrag zu ertheilen, daß ich die Regierung auffordere, für Lad. Lavassy Sorge zu tragen. (Zustimmung). (Közlonh.)
Französische Republik.
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@facs1711
[ * ] Paris, 15. Mai.
Der „Peuple“ theilt den Artikel der „Neuen Rhein. Zeitung“ über die Freisprechung von Lassalle und Weyers in Dusseldorf mit: „Die Geschworenen haben durch diese Freisprechung den Ruf „Tod dem König!“ für nicht strafbar erklärt, — Avis au citoyen Hohenzollern!“ — Der „Peuple“ beliebt nur, uns als „Gazette de Cologne“ zu citiren, eine Bezeichnung gegen welche wir, um allen Verwechslungen mit der schmutzigen Polizeikloake dieses Namens vorzubeugen, hiermit protestiren.
Eine andere Abgeschmacktheit, welche wir in dem ehrenwerthen Proudhon'schen Blatte finden, ist die Mittheilung, daß „Arnold Ruge auf den Dresdener Barrikaden gekämpft habe.“
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@typejArticle
@facs1711
Paris, 15. Mai.
Am Schluß der gestrigen Sitzung der Nationalversammlung hat der Minister des Innern seine Demission in die Hände des Präsidenten der Republik niedergelegt. (Monit.)
— Französische Republik. Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Im Namen des französischen Volkes. Die Nationalversammlung faßte gestern einen Beschluß folgenden Inhalts:
„Die telegraphische Depesche vom 12. Mai, welche der Minister des Innern an die Departements richtete, tadelnd, geht zur Tagesordnung über.“
So berathen in der öffentlichen Sitzung zu Paris den 14. Mai 1849. (Folgen die Unterschriften des Präsidenten und der Schriftführer.) (Moniteur.)
— Wie man hört, ist Passy mit interimistischer Verwaltung des Ministeriums des Innern beauftragt.
— Der Sturz Fauchers ist keineswegs als einzelne Thatsache zu betrachten. Die berüchtigte telegraphische Depesche wurde von Bonaparte, Thiers, Falloux, Buffet, Changarnier und Faucher hinter dem Rücken Barrots, Lacrosse's, Passy's und de Tracy's geschmiedet. Passy gab seine ganze Entrüstung auf der Ministerbank in sehr unzweideutiger Gebärde zu erkennen. Selbst der edle Barrot mußte alle seine Kräfte sammeln, um die Coutenance nicht zu verlieren.
Heute früh 8 Uhr begann die Enthüllung der Stimmzettel in den Sektionen. Vor morgen Abend ist kein Resultat zu sagen möglich. Die Volkspartei überwacht das Entwickeln der Stimmzettel auf das Strengste.
Daß die Armee durch und durch roth votirt hat, ist bereits so ziemlich außer Zweifel.
— Hetzel und Marrast protestiren im „Dix Decembre“, dem fadesten Journale von ganz Paris, gegen die Behauptung dieses Blattes: daß sich Marrast habe am 24. Februar 1848 mit der Regentschaft begnügen wollen.
— Einige Journalurtheile über den Sturz des armen Faucher lauten folgendermaßen:
Gazette de France: „Das gestrige Votum stellt die ganze Zukunft Frankreich's in Frage.“
Die Estaffette: „Die Linke hat den Minister des Innern getödtet‥…“
La Patrie: „‥… Die heimziehenden Deputirten konnten sich die Wonne nicht versagen, den ministeriellen Kadaver als Siegestrophäe mitzuführen‥…“
Vraie Republique: „‥… Wir beschwören Herrn Faucher, auf seinem Posten zu bleiben, wo ihn die Revolution so gerne sieht. Faucher bildet mit dem Elysée einen Leib und eine Seele. Faucher muß an der Seite Bonaparte's bleiben, wie Guizot an der Seite Louis Philipp's.»
„Revolution“ ‥‥ Noch ein Votum wie dieses, das die vermaldeite Dreifaltigkeit der Herren Barrot-Faucher-Falloux zermalte, und wir können sagen, daß sich die Nationalversammlung von ihren zahlreichen Flecken und Engherzigkeiten rein gewaschen habe.“
„Peuple“ ‥‥ Was ist denn dieser Faucher! Er ist der Urheber und erste Organisateur der Junischlacht; er war es, der (durch Falloux) die sofortige Auflösung der Nationalwerkstätten verfügen ließ und deren Gespenster unaufhörlich heraufbeschwört. Hat er denn gar kein Gewissen? Er ist der rechte Arm Bonaparte's, Chef der Exekutivgewalt im Innern ‥‥ Und solchen Leuten zu gehorchen, zahlen wir jährlich 1800 Millionen Franken, während mit 800 Millionen Franken die ganze Staatsmaschine sehr gut bedient werden könnte. So lange man noch solchen Händen die großen Staatshebel, wie Telegraph u. s. w. anvertraut, ist die Demokratie unmöglich ‥… Wahlen, die aus solchen Manövern hervorgegangen, könne und dürfe man nicht anerkennen“
National-Versammlung. Sitzung vom 15. Mai. Anfang 1 1/2 Uhr. Präsident Marrast.
Mehrere Lokalgesetzentwürfe liegen vor. Darunter ein Kredit von 398,000 Fr. für das Ministerium des Innern.
Wird mit 526 gegen 1 Stimme genehmigt.
De Charency: Ich stehe im Moniteur seit drei Tagen als abwesend, habe aber in keiner Sitzung gefehlt. Ich bitte diesen Irrthum zu berichtigen.
Soll von der Urlaubskommission erfolgen.
Flocon überreicht einen Petitionsstoß aus Reims für Rückzahlung der Milliarde. (Gelächter rechts).
Die Versammlung geht zu ihrer eigentlichen Tagesordnung, zur Fortsetzung des Kriegsbudgets über.
Sie war bis Kapitel 29 (Algerien) gerückt.
Das Ministerium verlangt 7,889,000 Fr. für die dortige Staatsverwaltung.
Wird mit einem Abzug von 175,000 Fr. genehmigt.
Kapitel 30, 31, 32, 33 und 34 bieten wenig Interesse.
Kapitel 35 verlangt einen neuen Kredit von 5 Millionen Fr. Behufs Uebersiedelung neuer 5000 Kolonisten auf Staatskosten.
Cavaignac will diesen Kredit nicht bekämpfen, schlägt aber vorherige Prüfung der durch Ausgabe der frühern bewilligten 15 Millionen errungenen Resultate vor.
Baraguay d'Hilliers bekämpft den Kredit geradezu. Er will kein Geld par anticipation votiren.
Lamoriciere zergliedert die großen Linderungen, welche die Expedirung von 14,300 Kolonisten dem Kleinbürgerstande verschafft habe. (Widerspruch vom Berge).
Der Kredit wird genehmigt.
Riancey stellt hinterher den Zusatz:
„Die Hälfte der Ueberzusiedelnden solle dem Ackerbaustande entnommen werden.“
Etienne bekämpft ihn. Es sei eine vollständige Arbeit über die Kolonisirung Algeriens im Werke. Also man warte.
Die Versammlung entscheidet, daß ein Drittel aus den Arbeitern, ein Drittel aus den Ackerleuten und ein Drittel aus den Soldaten genommen werde.
Die übrigen Kapitel gehen ohne erhebliche Debatte durch.
Das Gesammtkriegsbudget wird mit 556 gegen 1 Stimme angenommen.
Die Sitzung wird um 6 Uhr geschlossen.
Italien.
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@facs1711
[ * ]
Die Nachrichten, welche auf gewöhnlichem Wege (6. Mai) aus Rom angekommen sind, bestätigen den Sieg Garibaldi's über ein neapolitanisches Truppencorps. Das Treffen fand bei Marino, zwei Meilen von Rom in der Richtung von Albano statt und endete mit völliger Vernichtung der Neapolitaner. Fünfhundert Gefangene sind in die Hände der Legion Garibaldi's gefallen.
In Rom hat die Barrikadenkommission (Cernuschi, Cattabeni, Calderi) folgende Proklamation erlassen:
„Römer! Der königl. Bombardeur von Neapel sendet unter dem Deckmantel religiöser Heuchelei seine Tausende von Henkern gegen Rom. Der Zweck dieser blutdürstigen Banden (beritori di sangue) ist nicht Kampf, sondern Plünderung; ihre Triebfeder ist nicht ein Gefühl von Ehre, sondern die Wuth der Hyäne; ihr Kampf ist nicht die Bravour des Soldaten, sondern die Mordlust des hungrigen Wolfes. Verzweiflung und Elend sind die Spuren ihres Marsches.
„Römer, es heißt die Rechnung dieser Kannibalen zu tilgen, das Maß ist voll! Auf, zu den Waffen! Mögen die Weiber, Kinder und Greise zu Hause bleiben; die Männer sollen das Eisen fassen und zuschlagen. Zählen wir nicht die lebenden Feinde, zählen wir ihre Leichen und opfern wir diese unreinen Hekatomben dem Geist der Verderbniß, welcher diese Elenden hierhergeführt hat.
„Glücklich, wer seinen Mann tödtet! (Beato chi occidi il suo!) Der römische Name hat sich am 30. April vor ganz Italien erhoben, er wird die Welt jetzt mit seinem Glanze erfüllen. Römer, hört auf die einzige Devise: Schlagt, verwundet, tödtet!“
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@facs1711
[ * ] Livorno, 7. Mai.
Die fremden Konsuln haben das Volk vom Widerstand gegen die Oestreicher abzuhalten gesucht, aber vergebens! Die Stadtthore sind geschlossen und bewacht, auf den Wällen stehen die Scharfschützen.
[Redakteur en chef Karl Marx. ]
Der Mitredakteur der „Kölnischen Zeitung,“ Ehren-Schwanbeck, hat über seine Elberfelder Fata eine Erklärung erlassen, in der auch behauptet wird, ein „Redakteur der N. Rh. Z.“ sei als Denunziant gegen ihn aufgetreten. Der betreffende Redakteur der N. Rh. Z. weiß über diese Angelegenheit nur Folgendes zu berichten: Während er in Elberfeld eine amtliche Funktion bekleidete, wurde er durch ein Mitglied des Sicherheits-Ausschusses gebeten, zwei angeblich von Köln kommende und im Arrestlokal des Rathhauses detinirte Herren zu rekognosziren, von denen der Eine Niemand anders war als Ehren-Schwanbeck. Er äußerte in Gegenwart dieses Herrn, er werde Sorge tragen, daß dieser Herr am nächsten Morgen aus der Stadt gebracht werde, was auch geschah. Er hat ferner demselben ihm befreundeten Mitglied des Sicherheitsausschusses eine Episode aus den Verbindungen des Hrn. Schwanbeck mit dem Hrn. Polizei-Inspektor Brendamour erzählt, welche bereits von Hrn. C. Cramer im „Wächter am Rhein“ der Oeffentlichkeit übergeben war. Darauf beschränkt sich die ganze „Denunziation.“
Ob übrigens, wie Ehren-Schwanbeck behauptet, „in Elberfeld nichts zu spioniren sei,“ darüber kann Niemand besser Auskunft geben als der annoch in Elberfeld als Spion detinirte preußische Offizier, der unter falschem Namen dort sich herumtrieb und sofort arretirt wurde.
[1712]
Wechsel-Cours.
gap: insignificant
Geldcours.
gap: insignificant
@typejAnnouncements
@facs1712
@typejAn
@facs1712
Civilstand der Stadt Köln.
Den 11. Mai 1849.
Geburten.
Hieron., S. v. Joh. Corn. Kuckartz, Schuhm., Klapperg.
Den 12. Mai 1849.
Heirathen.
Carl Friedr. Jahn, Kfm., v. Artern, u. Frieder. Charl. Westermann, v. Bielefeld. — Jos. Harings, Tagl., v. Rohn, und Doroth. Bremer, v. hier. — Joh. Dan. Jul. Schmidt, Gelbgießer, v. Clausen, u. Maria Magd. Ludwig, v. Zülpich. — Pet. Jos. Olfen, Schuster, u. Magd. Braun, b. v. Stockheim. — Christ. Rösberg. Barb., u. Marg. Zerres, b. v. hier. — Joh. Leo Jos. Sicke, Sergeant im 16. Regt., v. Mittenwalde, u. Maria Elisab. Kleffner, v. Nieder-Marsberg.
@typejAn
@facs1712
Bekanntmachung.
Die diesjährige Fortschreibung des Grundsteuer-Güterwechsels für die Stadtgemeinde Köln, wird vom 21. bis inclusive 26. d. Mts. im Steuerbüreau des Rathhauses Statt finden.
Die Grundeigenthümer oder die statt deren zur Entrichtung der Grundsteuer verbundenen Pächter oder Nutznießer sind gemäß §. 33 des Grundsteuer-Gesetzes vom 21. Jan. 1839 verpflichtet, dem mit der Fortschreibung des Güterwechsels beauftragten Beamten mündlich oder schriftlich, unmittelbar oder durch Vermittlung der Ortsbehörde alle Veränderungen anzuzeigen, welche entweder durch den Wechsel der Eigenthümer, durch Theilungen oder in anderer Art rücksichtlich der Steuerbarkeit der Grundstücke und Gebäude eingetreten sind, ferner die zur Berichtigung der Kataster-Bücher und Karten erforderlichen Materialien beizubringen, widrigenfalls deren Herbeischaffung von Amtswegen, auf Kosten der Grund-Eigenthümer bewirkt wird.
Insbesondere müssen bei Veränderungen in den Besitzverhältnissen die darüber aufgenommenen Urkunden vorgelegt oder die Erklärung von beiden Parteien abgegeben und bei Theilungen oder sonstigen die Figur des Grundstücks betreffenden Veränderungen die vorschriftsmäßig anzufertigenden Vermessungskarten und Hefte, auch für jeden Fall der betreffende Steuerzettel vom laufenden Jahre beigebracht werden.
Köln, den 15. Mai 1849.
Das Ober-Bürgermeister-Amt.
Justizrath Schenk.
@typejAn
@facs1712
Das vom Staat errichtete und von den Landesständen garantirte badische Staats-Eisenbahn-Anlehen von 14,000,000 Gulden ist rückzahlbar durch Gewinne von 14mal 50,000, 54mal 40,000, 12mal 35,000, 23mal 15,000, 2mal 12,000, 55mal 10,000. — Die geringste Prämie ist fl. 42. Die nächste Verloosung findet am 31. Mai 1849 statt, und sind hierzu beim unterzeichneten Handlungshaus Originalloose für alle Ziehungen gültig à 18 1/2 Thlr. und für die bevorstehende allein à 1 Thlr. zu erhalten. Dieses solide Anlehen kann Jedem empfohlen werden, der Fortuna auf billige Art versuchen will.
Julius Stiebel, jun. Banquier.
Bureau: WOLLGRABEN in FRANKFURT A. M.
Solide Männer, die eine Agentur zu übernehmen gesonnen sind, erhalten einen annehmbaren Rabatt.
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@facs1712
Für Geschäftsleute.
Ein kaufmännisch erfahrener Mann empfiehlt sich kleinern Geschäftsleuten zum einrichten und führen der Bücher und Correspondenz, zur Liquidation und Auseinandersetzung von Rechnungen während einer Stunde täglich, gegen mäßiges Honorar. Anträge sub La. Z. an d. Exp.
@typejAn
@facs1712
Strohhüte werden gewaschen zu 6 Sgr. neu Façon 7 Sgr. Obenmarspforten Nr. 42.
@typejAn
@facs1712
Schöne Aussicht am Holzthor.
Täglich frischer Maiwein und vorzügliches baierisches Lagerbier.
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@facs1712
Germania.
General-Versammlung.
Samstag den 19. Mai, Abends 8 Uhr.
Der Vorstand.
@typejAn
@facs1712
Ganz reiner Moselwein und Ahrbleichart, per Quart 2 1/2 Sgr. in und außer dem Hause bei Franz Brückmann, Zollstraße 5-.
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@facs1712
Die erste Etage zu vermiethen.
Unter Goldschmiedt Nr. 22.
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Die Wahlmänner für Frankfurt werden zu einer Versammlung auf Donnerstag den 17. d. M., Morgens 10 Uhr, bei Klütsch an der Wollküche dringend eingeladen.
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Große Auswahl.
Der allerneuesten Damen-Kleiderzeuge in Glacé Seide, Jaconnetts, Thybet, Mousselin Lama, Toil du Nord, Mix-Lüstres, Chattilans, Kepper-Orleans und Kattun, und werden solche zu sehr billigen Preisen abgegeben, bei M. Mathias, Hochstraße Nr. 67.
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Rhein- und Yssel-Dampfschifffahrt.
Von Köln nach Düsseldorf, Wesel, Emmerich, Arnheim, Doesborgh, Zütphen, Deventer, Zwolle, Kampen u. Amsterdam, in Verbindung nach Hull, London und Hamburg, jeden Sonntag, Dienstag und Freitag, Abends 8 Uhr.
Ankunft der Passagiere in Amsterdam am nächsten Tage um 2 Uhr Mittags.
Näheres über die ermässigten Frachten für Passagiere und Güter ettheilt:
Die Agentur, Friedrich-Wilhelm-Strasse Nro. 6-8.
Köln, den 30. März 1849.
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Niederländische Dampfschifffahrts-Gesellschaft.
Vom 17. April ab fahren die Schiffe von Köln:
Morgens um 4 Uhr täglich, außer Donnerstag und Samstag.
In einem Tage über Nymegen nach Rotterdam.
In einem Tage über Arnheim nach Amsterdam.
(resp. im Anschluß an den vorletzten 4 3/4 Uhr Eisenbahnzug von Arnheim nach Amsterdam).
Nachts um 1 Uhr täglich, außer Sonntag und Dienstag direkt nach Mannheim und Ludwigshafen.
Der „Batavier“ fährt jeden Dienstag von Rotterdam nach London;
Der „Batavier“ fährt jeden Sonntag von London nach Rotterdam.
Bei direkten Einschreibungen betragen die ermäßigten Preise von Köln bis London:
Große Cajütte (Chief Cabin) Thlr. 8 17 Sgr.
Vorkajütte (Fore Cabin) Thlr. 5 4 Sgr.
Nähere Auskunft wegen Passagiere und Güter ertheilt der Agent Albert Heimann, Friedrich-Wilhelmstraße Nro. 4.
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Nach San Francisco in Californien via Valparaiso.
Von Antwerpen wird am 31. Mai bestimmt abfahren das schöne gekupferte belgische Schiff erster Klasse A.
Duc de Brabant, Capt. Dewilde.
Das Schiff hat Raum für 400 Tons Güter, in der Cajüte sind 7 Zimmer, deren Zahl noch vermehrt werden kann, und das 6′ hohe Zwischendeck bietet Bequemlichkeiten für hundert Passagiere dar.
Zur Ersparung der theuern Transport- und Assuranzkosten kann baares Geld gegen Anweisungen à vue auf Valparaiso sowie auch auf San Francisco zu einem sehr vortheilhaften Course eingewechselt werden.
Nähere Auskunft ertheilt auf franco Anfragen der Bevollmächtigte C. H. van Zütphen Spediteur in Köln, Comptoir Perlengraben Nr. 70.
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Für Auswanderer „Die Hoffnung“, koncessionirte deutsche Bureaux für Auswanderung nach Amerika.
expedirt von London am 10., 17., 24. und 31. Mai große gekupferte Dreimaster-Schiffe 1. Klasse nach New-York, so wie am 8. Mai den schönen gekupferten Dreimaster Home, Kapitain Thomas Wingate nach Baltimore.
Wegen Ueberfahrtsverträgen beliebe man sich baldigst zu wenden an die
Die General-Agenten für Preußen: Vogel & Mack.
Köln, 26. April 1849.
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Neue Berliner Hagel-Versicherungs-Gesellschaft.
Beim Beginn der Versicherungs-Periode beehrt sich diese Gesellschaft, das landwirthschaftliche Publikum darauf aufmerksam zu machen, daß sie gegen feste Prämien, wobei durchaus keine Nachzahlung Statt finden kann, die Versicherung der Feldfrüchte gegen Hagelschaden übernimmt und den Verlust durch Hagelschlag, der den bei ihr Versicherten trifft, nach erfolgter Feststellung gleich baar vergütet.
Für das laufende Jahr sind die Prämien für die Rheinprovinz, mit Ausnahme der Kreise Düsseldorf und Elberfeld (die für Halm- und Hülsenfrüchte 1 pCt. zahlen), wie folgt erniedrigt:
FürHalm- und Hülsenfrüchte5/6 pCt.
FürKartoffeln1/2 pCt.
FürOelgewächse1 1/4 pCt.
FürHandelsgewächse2 1/2 pCt.
Im Regierungsbezirk Köln wird beim Unterzeichneten, so wie bei den bereits genannten Agenten jede nähere Auskunft über das Geschäft bereitwilligst ertheilt und sind daselbst die erforderlichen Antrags-Formulare u. s. w. zu haben:
Köln, im April 1849.
C. Blanckarts, Hauptagent, Hochstraße, unter Pfannenschläger Nr. 26.
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Geschäfts-Anzeige.
Mit dem 1. Juni d. J. geht die „Neue Rheinische Zeitung“ nicht mehr aus meiner Druckerei hervor. — Indem ich hiervon meine geehrten Geschäftsfreunde in Kenntniß setze, bitte ich, die mir bisheran bewiesene Theilnahme auch ferner bewahren zu wollen. Ich bin nun wieder im Stande, allen Anforderungen im typographischen Fache in kürzester Frist entsprechen zu können, indem das sämmtliche für den Druck der Zeitung bis jetzt verwendete Material zur anderweitigen Benutzung frei und durch neue Anschaffungen vervollständigt worden.
Mit Bezug hierauf erlaube ich mir, meine BUCHDRUCKEREI zur Ausführung von Aufträgen, als: Werke jeden Umfangs, Tabellen, Rechnungs-, Quittungs- und andere Formulare, Etiquetten, Frachtbriefe, Karten, Todtenbriefe etc. etc. angelegentlichst zu empfehlen. — Pünktliche und billige Belieferung wird zugesichert.
Köln, den 3. Mai 1849. J. W. Dietz.
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Eigenes Wachsthum.
Rheinbreitbacher Wein à 3, 4 und 6 Sgr per Krug, so wie Moselweine zu denselben Preisen, faßweise billiger zu haben. Blaubach 51.
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Englischer Hof bei Thibus.
Bei Gelegenheit der St. Maria Kirchweihe, empfehle ich mein extra Table d'hôte und Restauration mit dicken Spargeln, einem verehrten Publikum bestens.
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Verkauf einer Besitzung.
In Folge einer Acquisition eines Etablissements am hiesigen Markte werde ich meine auf dem Westenhellwege, an drei Straßen und dem Gerichtsgebäude gegenüberliegende Besitzung, bestehend in einem Wohnhause, einer Scheune und einem dazwischen liegenden Garten, am 2. Juni d. J, Nachmittags 2 Uhr, an den Meistbietenden freiwillig zum Verkaufe aussetzen.
Gleichzeitig soll dann auch der unmittelbar dabei liegende Bauplatz in einer Breite von 37 Fuß, der mit dem vorgedachten Hause eine Fronte von 74 Fuß bildet, verkauft werden und haben beide Besitzungen einen Flächeninhalt von circa 172 Ruthen.
An der Hauptstraße unserer Stadt liegend, mit bequemer Abfahrt versehen und in gutem baulichen Zustande, eignet sich das Haus sowohl als die Scheune, zu denen auch zwei Gemeinheitstheile, circa 4 Morgen groß, gehören, zu jedem Geschäftsbetriebe, namentlich würden kaufmännische Geschäfte und Wirthschaft, welche seit vielen Jahren mit Vortheil darin betrieben sind, auch ferner darin fortgesetzt werden können.
Indem ich noch ausdrücklich darauf aufmerksam mache, daß ein Theil des Kaufschillings auf die Besitzung stehen bleiben kann, bemerke ich, daß der Verkauf in dem in Rede stehenden Wohnhause stattfinden wird.
Dortmund, 28. April 1849.
Friedrich Wurm.
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Selterser Mineralwasser.
Die mit dem Selterser Krugzeichen versehenen Krüge werden nach Consumtion des wahren Inhalts nicht selten dazu benutzt, anderes Mineralwasser in denselben zum Verkauf zu bringen.
Die unterzeichnete Verwaltung sieht sich daher veranlaßt, auf diesen Verkauf mit dem Bemerken aufmerksam zu machen, daß, abgesehen von den bekannten äußern Kennzeichen der Krüge, alles ächte Selterser Mineralwasser nur durch Stopfen geschlossen wird, welche am untern Theil mit dem hierneben abgedruckten Brandzeichen versehen sind.
Herzogl. Nass. Brunnen-Comptoir: ROTWITT.
Niederselters, den 1. Mai 1849.
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Die Kaltwasserheil-Anstalt Rolandseck bei Bonn a. R. ausgezeichnet durch ihre sehr schöne Lage, im Angesicht des Siebengebirges, elegante und zweckmäßige Einrichtung, ist das ganze Jahr hindurch dem hülfesuchenden Publikum eröffnet. Zur Kur eingewurzelter Krankheiten sind die Frühlingsmonate April, Mai, Juni passender, als der heiße Sommer. — Der wöchentliche Kurpreis beträgt, Alles in Allem, je nach der Schönheit der Zimmer, 8 bis 15 Thlr. Verwandte und Bekannte der Kurgäste, die hier bei den Ihrigen verweilen wollen, ohne die Kur zu brauchen, finden stets in dem neben der Anstalt liegenden großen Hotel Roland bequemes Unterkommen. Aerztliche Anfragen bitte ich an den in der Anstalt wohnenden Arzt Herrn Dr. Davey, ökonomische an mich postfrei zu richten.
Rolandseck, den 15. April 1849.
F. Küpper.
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Börse bei Halin.
Heute bei Gelegenheit unserer Kirmes Harmonie dansante.
J. H. Halin.
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Ganz vorzüglicher Maiwein, per Quart 6 Sgr. in und außer dem Hause bei Franz Brückmann, Zollstraße 5-.
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GASTHOF zum Frankfurter Hof in Köln.
Am Appellhof gelegen empfiehlt höflichst Edm. Leonhard.
Logis mit Frühstück 15 Sgr. Dinée und 1/2 Flasche Wein 16 Sgr
Täglich großer Maifischfang von Gebr. Wattler am Thürmchen.
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Heute den 17. Mai bei Gelegenheit der St. Marien-Kirmes freies Ballvergnügen unter Leitung des Tanzlehrers Herrn Erven bei Joh. Dickopf im Eiser'schen Saal, für den Entree wird eine gute Flasche Wein oder Maiwein verabreicht, für gute Ordnung und wohlbesetztes Orchester ist bestens gesorgt. Anfang 4 Uhr.
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Schwere seidene Regenschirme per Stück 2 Thlr. 5 Sgr. und höher, in feinem Zeuge per Stück 20 Sgr. und höher höchst elegante Sonnenschirme, per Stück 1 Thlr. und höher, bei Joseph Sachs Obenmarspforten, gegenüber dem Jülichsplatze.
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Wein-Verkauf außer dem Hause.
Reingehaltener Moselwein per Quart 2, 2 1/2, 3 und 3 1/2 Sgr. Johannisstraße Nr. 48.
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Außer meinen bekannten Weinen verzapfe ich von heute noch einen vorzüglichen Moselwein à 3 Sgr. per Flasche, in und außer dem Hause. Köln, 17. Mai 1849.
Math. Hoffmann, Rothenberg Nr. 5.
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In einer angenehmen Straße zwei unmöblirte Zimmer an einen einzelnen Herrn oder Dame, mit eigener Bedienung zu vermiethen. Die Expedition sagt wo.
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Ein Mädchen zur Erlernung des Kleidermachens wird gesucht bei Geschw. Stockhausen, Burgmauer Nro. 2.
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Zwei Zimmer in der Nähe des Doms werden von einem einzelnen Herrn zu miethen gesucht. Die Exp. sagt von wem.
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Commissions-Lager echter westfälischer Butter in Fäßchen von 50 à 60 Pfd. und in Kübeln von 70 à 100 Pfd., äußerst billig bei Joh. Heinr. Dahmen, Martinstraße Nr. 41.
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Herausgeber: St. Naut.
Druck von J. W. Dietz, Hutmacher Nr. 17.