[1699]
Neue Rheinische Zeitung
Organ der Demokratie.
No 299. Köln, Mittwoch, den 16. Mai. 1849.
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Vierteljähriger Abonnementspreis in Köln 1 Thlr. 7 1/2 Sgr., bei allen preußischen Postanstalten 1 Thlr. 17 Sgr. — Im Auslande wende man sich: in Belgien an die betreffenden Postanstalten; in London an W. Thomas, 21 Catherine-Street, Strand; in Paris an W. Thomas, 38 Rue Vivienne, und an A. Havas, 3 Rue Jean Jacques Rousseau.
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Insertionen werden mit 18 Pf. die Petitzeile oder deren Raum berechnet. — Auskunft, Annahme und Abgabe chiffrirter Briefe gratis. — Nur frankirte Briefe werden angenommen. — Expedition in Aachen bei Ernst ter Meer; in Düsseldorf bei F. W. Schmitz, Burgplatz; in Köln Unter Hutmacher Nro. 17.
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Uebersicht.
Deutschland. Köln. (Die neue Verfassung. — Hrn. Eichmanns Zuschrift an die Regierungspräsidien — Essen im Belagerungszustand. — Die „Kreuzzeitung“). Deutz. (Gemeinderathsbeschluß). Mühlheim a. d. R. (Zug nach Elberfeld) Overath. (Volksversammlung. — Eid auf die Reichsverfassung). Düsseldorf. (Truppen nach Camen). Elberfeld. (Bekanntmachung der Eisenbahndirektion. — Spione. — Deputirte nach Frankfurt. — Proklamation). Koblenz. (Heldenthat eines Hauptmanns). Andernach. (Das Zeughaus). Trier. (Anonymer Belagerungszustand). Aus dem Bergischen. (Remscheider Eingabe an die Düsseldorfer Regierung). Neuß. (Aufregung. — Abdankung des Bürgermeisters. — Kriegsthaten und Heldenbefehle). Hagen. (Iserlohnsche Deputation und Bedingungen). Berlin. (Die Octroyirung für Frankfurt. — Klatsch. — Die „Kreuzzeitung“ an die Rheinländer). Königsberg. (Die Reaktion und die Gesellenschaft). Breslau. (Standrechtliches. — Die russische Invasion. — Beerdigungsunterschied). Prag. (Zwei amtliche Erlasse). Dresden. (Die Ermordung des Prinzen von Rudolstadt. — Befehl wegen der Elbschifffahrt). Frankfurt. (Aus Eisenstucks Bericht. — Militärrevolution in Rastatt. — Ministerium). Mainz. (Die Hülfsschaaren nach der Pfalz). Heidelberg. (Empfang Welcker's und Gervini). Mannheim. (Dufour lehnt ab). Freiburg. (Freisprechung. — Verbrüderungsfest). Heilbronn. (Volksrüstungen)
Ungarn. Preßburg. (Vom Kriegsschauplatz. — Revolte in Fünfkirchen). Semlin. (Stratimirovich). Von der galizisch-schlesischen Gränze. (Der Schrecken beim Nahen der Ungarn).
Italien. Rom (Nachrichten vom 5. Mai. — Die französischen Gefangenen. — Die Oestreicher vor Livorno). Turin. (Ramorino's Kassationsgesuch).
Schweiz. Lugano. (Pressung von Schweizern in östreich. Dienste).
Französische Republik. Paris. (Erklärung des Ministeriums gegen die russische Intervention in Ungarn. — Vermischtes).
Großbritannien. London. (Englands Handel).
Türkei. Konstantinopel. (Grabbe's Mission gescheitert).
Deutschland.
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[ * ] Köln, 15. Mai.
Das preußische Galgenblättchen macht uns das spezielle Vergnügen, aus der „N. Rh. Ztg.“ eine Blumenlese unpatriotischer Ausdrücke über den „kaiserlich russischen Unterknäs von Olmütz“ und das „preußische Wanzenritterthum“ zu veranstalten. Die Auswahl beschränkt sich auf eine Breslauer Correspondenz, und wird am Schluß von folgendem Ausbruch der Entrüstung der still-frivolen Kreuzrittern begleitet:
„Wie matt ist gegen diese Chimborassofrechheit die Heirathsanzeige des Königs von Preußen in dem französischen Moniteur von 1793: «Le jeune tyran de Prusse vient d'épouser une demoiselle de Mecklenbourg!»
Um die Geschichte der „Chimborassofrechheit“ der N. Rh. Ztg. möglichst zu vervollständigen, ersuchen wir das Galgenblättchen, auch den Premier-Cologne in Nro. 294 unserer Zeitung über die „Thaten des Hauses Hohenzollern“ gefälligst abzudrucken. Wie wir hören, ist Frau von Hohenzollern eine eifrige Leserin des Galgenblättchens, und wir sind nicht so ganz „exclusiv“, daß wir der würdigen Dame zu ihrer Zerstreuung nicht einige geschichtlichen Studien über die Familie ihres Gemahls gönnen möchten.
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[ * ] Köln, 15. Mai.
Wir haben noch von den neuesten landesväterlichen Absichten des Potsdamer Unterknäs um seine durch Raub und Menschenschacher ihm „angestammten“ Unterthanen Akt zu nehmen. Wir meinen die neu octroyirte Standrechts-Charte, diese einzig wahre von allen Hohenzollern'schen Verheißungen, in welcher die preußische Herrlichkeit sich endlich auch den stupidesten Vertrauensgimpeln in ihrer natürlichsten Nacktheit, entblös't von dem letzten heuchlerischen Komödiantenplunder, offenbart hat.
Die Verjagung der harmlosen Berliner Kammern, welche die octroyirte Verfassung vom 5. Dezember „revidiren“ sollten, war bekanntlich nur die nothwendige Vorbereitung zu dem Einmarsch der Russen auf deutschem Boden. Aber die Vereinbarung des Potsdamer Baschkirenthums mit den stammverwandten hundenüstrigen Kosacken des Prawoslawny-Czar hatte noch einen andern Zweck, als den berühmten Dreifaltigkeitszug gegen Ungarn, in welchem Preußen seiner feigen perfiden Natur nach, als Polizeibüttel mit Steckbriefen am Thore stand, während die östreichischen und russischen Henker drinnen die Mordjagd anstellen sollten. Der wahre Zweck dieses Hohenzollern'schen Bündnisses war, dem Potsdamer Helden durch Einmarsch der Russen den nöthigen Muth einzublasen, um an der Revolution für das im März v. J. ihm abgedrungene Geständniß der Feigheit Rache zu nehmen.
Wir brauchen, um die den Hohenzollern zu allen Zeiten ureigene und natürliche Feigheit zu beweisen, keine geschichtlichen Excursionen zu machen, und vielleicht gar zu den Ahnen dieser edlen Sippschaft hinaufzusteigen, welche hinter Sträuchen und Hecken auf wehrlose Reisende lauerten und also als Buschklepper den Grundstein zu dem „Glanz des Hauses“ legten. Wir brauchen weder an den renommistischen Feldzug Friedrich Wilhelm's II. gegen die französische Republik zu erinnern, in welchem der große Hohenzoller zuerst Reißaus nahm und die deutsche „Reichstruppen“ verrieth, um mit Rußland den neuen polnischen Raub in's Werk zu setzen; noch weniger haben wir nöthig von der erbärmlichen Rolle zu sprechen, welche sein Nachfolger Friedrich Wilhelm III. in den Kaiserkriegen spielte, bevor er „Sein Volk“ durch lügnerische Versprechungen in den Kampf jagte. Die Geschichte der „Märzerrungenschaften“ war nur die Fortsetzung der alten „angestammten“ Feigheit und Perfidie. Die Vereinbarungsversammlung war die erste Conzession der Feigheit an die Revolution, welche die berühmten Prahlereien von dem „Stück Pergament“ ablös'te; sie wurde auseinandergejagt, als der Fall Wiens dem wiedererstarkten Hohenzoller den gehörigen Muth dazu an die Hand gab. Die octroyirte Verfassung mit den „revidirenden“ Kammern war die zweite feige Heuchelei, da die „ungeschwächte Krone“ zu dieser Zeit immer noch einige liberale Conzessionen für nöthig befand. Die Kammer wurde nach Hause geschickt, als die Verschwörung mit dem russischen Kaiser und Herrn zum ersehnten Abschluß gekommen war. Aber erst der wirkliche Einmarsch der Russen auf deutschem Boden, die sichere Nähe der schützenden Kosacken gaben dem Hohenzoller den Muth, mit dem letzten Plan herauszurücken: Aufhebung der letzten heuchlerischen „Constitutionsgarantien“ durch die unbeschränkteste, willkührlichste Säbeldiktatur, Suspension der alten selbst vormärzlichen Gesetze und Gerichte, Rache mit „Pulver und Blei“ an der Revolution für die in den Märzconzessionen proklamirte hohenzoller'sche Feigheit.
Dies ist die historische Entstehung der neu octroyirten Standrechtsverfassung. Sehen wir uns jetzt den Inhalt derselben an.
Nach Art. 1 und 2 kann „für den Fall eines Aufruhrs“ nicht nur jeder Festungskommandant seine Festung, sondern auch jeder „kommandirende General“ den ganzen Bezirk des Armee-Corps in Belagerungszustand erklären.
„Für den Fall eines Aufruhrs“, c'est-à-dire, wenn der Kommandant oder General für gut befindet, den „Fall eines Aufruhrs“ vorauszusehen. Oder sollten die Hohenzollern'schen Minister, in deren Stilübungen gewöhnlich der merkwürdigste Ueberfluß an Mangel grammatischer Kenntnisse vorherrscht, sagen wollen: „Im Fall eines Aufruhrs“? Die Interpretation wird den erprobten Verstand der Generale und Kommandanten überlassen bleiben.
„Für den Fall eines Aufruhrs“ also kann der Kommandant seine Festung, der kommandirende General aber eine ganze Provinz in Belagerungszustand erklärn. Die Gränzen dieses „Falls“ sind nicht bestimmt. Ob der „Fall des Aufruhrs“ gerade innerhalb der Festung oder Provinz sich anzeigen muß oder die Festung oder Provinz nur aus größerer oder geringeringerer Entfernung zu bedrohen braucht, — das wird ebenfalls nur der „Takt“ der Generale und Kommandanten herauszufühlen haben. Und der „Takt“ ist nach dem großen Wort des Generallieutenant Tietzen das erste Erforderniß eines preußischen Offiziers.
Die Macht des Generals „für den Fall eines Aufruhrs“ ist jedoch im Interesse aller Rechtsbodenschwärmer höchst merkwürdig wieder beschränkt worden. Nur „für den Fall eines Krieges“ sollen Generale und Kommandanten selbstständig die Provinzen und Festungen in Belagerungszustand erklären können. „Für den Fall eines Aufruhrs“ aber, erklärt Art. 2 der neuen Charte, geht die Verkündigung des Belagerungszustandes vom Ministerium aus; der Kommandant soll seine Festung, der General die Provinz „für diesen Fall“ nur provisorisch, vorbehaltlich der Bestätigung oder (!) Beseitigung durch das Ministerium, in Belagerungszustand erklären dürfen. Angenehme Sicherheit der aufruhrsbedrohten Unterthanen! Haben wir nicht „verantwortliche“ Minister? Ist nicht durch das bloße „Provisorium“ der Kommandanten- und Generaldiktatur, durch die letzte Instanz der „verantwortlichen“ Minister der „Rechtsboden“ gerettet? Das „Provisorium“ des Kommandanten oder Generals gibt zwar denselben nach Art. 7 und 13 das Recht, provisorisch die gewöhnlichen Gerichte zu suspendiren, provisorische Kriegsgerichte einzusetzen, welche dann ebenfalls provisorisch zum Tode verurtheilen (Art. 8), und provisorisch die Todesurtheile binnen 24 Stunden (Art. 13, § 7) vollstrecken zu lassen: — aber der „Rechtsboden“ ist immer durch die letzte Bestätigung der „verantwortlichen“ Minister gerettet, und es lebe der Rechtsboden! Unser einziger stiller Wunsch ist dabei, daß an den Rechtsboden-Männern die ersten provisorischen Executionen im Namen Gottes und Sr. christlich-germanischen Unterknäsen-Majestät erprobt werden möchten.
(Schluß folgt.)
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[ 068 ] Köln, 15. Mai.
Die bekannte Note, welche das Ministerium Brandenburg-Manteufel als Hohenzollern'schen Bannfluch gegen die Frankfurter National-Versammlung unterm 7. d. Mts. geschleudert, ist den Regierungspräsidien der Rheinprovinz von Hrn. Eichmann mit folgendem Begleitschreiben zugefertigt worden:
„Indem ich Euer Hochwohlgeboren Abschrift des voranstehenden Erlasses des hohen Staats-Ministerii vom 7. d. Mts. anbei zugehen lasse, spreche ich die zuversichtliche Erwartung aus, daß Sie zur Ausführung desselben in dem Ihrer Verwaltung anvertrauten Bezirke mit Umsicht und Wachsamkeit, so wie mit Energie und Entschlossenheit die erforderlichen Maßregeln jederzeit und ohne Verzug treffen werden. Gleichzeitig ersuche ich Sie, die untergeordneten Behörden des dortigen Bezirks in gleichem Sinne anzuweisen und es denselben zur unerläßlichen Pflicht zu machen, alle gesetzwidrigen Versuche zur Durchführung der in Frankfurt a. M. berathenen Verfassung auf das Schleunigste und mit aller Energie zu verhindern.
Coblenz, den 9. Mai 1849.
Der Ober-Präsident der Rheinprovinz, (gez.) Eichmann.“
An das Königliche Regierungs-Präsidium zu ‥‥
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[ * ] Köln, 15. Mai.
Essen und Umgegend ist auf Grund der neuesten christlich-germanischen Verfassung in Belagerungszustand erklärt worden.
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[ 102 ] Deutz, 15. Mai.
Es ist erfreulich, in Betreff unseres Gemeinderaths mittheilen zu können, daß er einen von 13 seiner Mitglieder (der ganze Rath besteht aus 18 Mitglieder) gestellten Antrag: auf Anerkennung der am 8. in der Generalversammlung rheinischer Gemeinderäthe gefaßten Beschlüsse und Nichtbeachtung des unterm 8. d. erlassenen Aufrufs des Oberpräsidenten der Rheinprovinz einstimmig annahm. Das zeigt klar genug, daß von einem Vertrauen unserer Vertreter zur Regierung keine Rede sein kann. Etwaige Zwangsmaßregeln werden an dem patriotischen Sinne der hiesigen Bürgerschaft scheitern.
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[ 15 ] Mülheim am Rhein, 14. Mai.
Verflossene Nacht ist von hier ein starker Zug bewaffneter Männer mit einem erprobten und entschlossenen Führer nach Elberfeld abgegangen. Unsere Bergischen verstehen keinen Spaß. Ein Guerillakrieg, wovon selbst die Franzosen aus den 90er Jahren noch nachzuerzählen wissen, wird durch das ganze Land auflodern. Mögen auch die übrigen Rheinländer ihre Schuldigkeit thun!
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[ 141 ] Overath, 13. Mai.
Heute wurde hierselbst bei einer Volksversammlung der Gemeinde Overath, welcher der Gemeinde-Rath beiwohnte, die in Frankfurt publizirte deutsche Reichsverfassung beschworen und der Eid geleistet, dieselbe mit Gut und Blut aufrecht zu erhalten. Zugleich wurde eine Kommission erwählt, sofort die Volksbewaffnung einzuführen. Eine Masse hat sich unterzeichnet, auf den Ruf der Gefahr gleich zu folgen, besonders aber die Landwehrleute auf den Ruf des Standrechts-Ministeriums nicht folgen zu lassen und sie zu schützen.
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Düsseldorf, 14. Mai, Mittags 12 Uhr.
So eben rückt eine halbe Batterie und die 8. Jägerabtheilung mit der Eisenbahn nach Camen, wo eine große Militärmacht zusammengezogen wird.
[(D. Z.)]
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[ * ] Elberfeld, 14. Mai.
Auf dem hiesigen Bahnhofe ist folgende Bekanntmachung angeschlagen:
Um von ferne schon wahrnehmen zu können, daß keine Truppen auf unsern Zügen sich befinden, werden wir eine weiße Fahne auf den Lokomotiven anbringen. Wir bitten dieselbe zu respektiren.
Die Direktion der Düsseldorf-Elberfelder Eisenbahn:
Schum. Danker.
Der als Spion verhaftet gewesene Schwanbeck, Redakteur der „Köln. Ztg.“, ist mit der Weisung, sich alsbald aus der Stadt zu entfernen, wieder in Freiheit gesetzt worden. Dagegen ist ein anderes Individuum aus Köln, daß sich den Namen Franck beilegt, noch in gutem Verwahrsam.
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Elberfeld, 13. Mai.
Wir erfahren aus sicherer Quelle, daß der Sicherheits-Ausschuß einen Deputirten nach Frankfurt entsandt, um der Reichscentralgewalt die Verhältnisse unserer Stadt und Provinz offen darzulegen und den Reichsschutz in Anspruch zu nehmen.
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[ * ] Elberfeld, 15. Mai.
Wir erhalten folgende Proklamation, die in alle Gegenden der Rheinlande und Westphalens versendet worden ist.
Aufruf.
Mit 188 gegen 147, also mit der bedeutenden Majorität von 41 Stimmen, sind am 10. Mai folgende Beschlüsse der deutschen National-Versammlung gefaßt worden:
„In Erwägung, daß die Reichsversammlung durch ihre Beschlüsse vom 28. April und 4 Mai d. J. die gesetzliche Mitwirkung des Volkes zur Durchführung der Reichsverfassung in Anspruch genommen hat, indem sie die Regierungen, die gesetzgebenden Körper, die Gemeinden der Einzelstaaten, das gesammte deutsche Volk aufgefordert hat, die Verfassung des deutschen Reiches vom 28. März d. J. zur Anerkennung und Geltung zu bringen; in Erwägung, daß der Widerstand einzelner Regierungen gegen die zu Recht bestehende Reichsverfassung und die sehr allgemein für dieselbe ausgesprochenen Sympathien des deutschen Volkes in einigen Theilen Deutschlands zu Versuchen gewaltsamer Unterdrückung geführt hat oder vorzuschreiten droht; in Erwägung, daß derartige Maßregeln, welche eben so verwerflich sind, als anarchische Bestrebungen von unten, den Reichsfrieden gestört haben oder bedrohen, dessen Bewahrung nach oben wie nach unten durch Gesetz vom 28. Juni 1848 alleinige Berechtigung und Verpflichtung der provisorischen Centralgewalt, — „„sowohl als vollziehende Gewalt in allen Angelegenheiten, welche die allgemeine Sicherheit und Wohlfahrt des deutschen Bundesstaates betreffen, als zur Oberleitung der gesammten bewaffneten Macht““
— die Anwendung jedes innerhalb dieser Gränzen liegenden Mittels zur Herstellung des Reichsfriedens gestattet;
„aus diesen Gründen beschließt die Reichsversammlung:
1 Dem schweren Bruche des Reichsfriedens, welchen die preußische Regierung durch unbefugtes Einschreiten im Königreiche Sachsen sich hat zu Schulden kommen lassen, ist durch alle zu Gebote stehenden Mittel entgegen zu treten.
2. Neben Aufrechthaltung der öffentlichen Ruhe und Sicherheit sind diejenigen Bestrebungen des Volks und seiner Vertreter, welche zur Durchführung der endgültig beschlossenen Reichsverfassung geschehen, gegen jeden Zwang und Unterdrückung in Schutz zu nehmen.
Die provisorische Centralgewalt ist zur Ausführung dieser Beschlüsse aufzufordern.“
Durch Nro. 2 dieser Beschlüsse sind wir vollkommen auf den Rechtsboden gestellt, wenn wir die endgültig beschlossene Reichsverfassung mit allen Mitteln durchzuführen uns bestreben; wenn wir demnach die Entlassung des den Beschlüssen der deutschen National-Versammlung sich widersetzenden Ministeriums Brandenburg-Manteuffel und die sofortige Einsetzung eines neuen, die deutsche Reichsverfassung unbedingt anerkennenden und den in Frankfurt gefaßten und noch zu fassenden Beschlüssen sich unterwerfenden Ministeriums verlangen und den gegen das volksfeindliche, verrätherische jetzige Ministerium angefangenen Widerstand energisch fortsetzen.
Wir ersuchen alle Gemeinden und Städte von Rheinland-Westphalen, sich uns in unsern Bestrebungen anzuschließen. Die provisorische Centralgewalt muß und wird uns gegen jeden Zwang und Unterdrückung in Schutz nehmen. — Wir sind aber auch bereit und gerüstet, mit eigenen Kräften, so lange es geht und die thätige Unterstützung der Centralgewalt nicht erfolgt, uns gegen die bereits von den Dienern des Ministeriums Brandenburg-Manteuffel uns zugedachte Unterdrückung unserer Bestrebungen vermittelst Waffengewalt zu vertheidigen. Fast die ganze Grafschaft Mark ist bereits aufgestanden und eine großartige Vertheidigung organisirt. Wir werden die Waffen nicht eher niederlegen, als bis unsere gesetzlich begründeten Forderungen erfüllt sind und die hohe heilige Sache des deutschen Vaterlandes gesiegt hat. Zur Aufrechthaltung der öffentlichen Ruhe und Sicherheit sind Sicherheitsausschüsse niedergesetzt.
Westphälische, rheinische Brüder! Vereinigt Euch mit uns in gleichen Bestrebungen, zeigt jenem fluchwürdigen Ministerium durch Euren energischen Widerstand, daß es sich verrechnet hat, wenn es das Volk wieder knechten und die Contrerevolution durchführen zu können glaubte. Und Ihr, unsere Brüder im Heere, Ihr werdet Euch nicht zu gefügigen Werkzeugen von Vaterlandsverräthern hergeben, Ihr werdet nicht gegen Eure Brüder [1700] kämpfen, welche nichts wollen als Gesetz und Recht! Unser Aller Wahlspruch sei:
Ein einiges, freies Deutschland!
Die im Widerstande gegen das Ministerium Brandenburg-Manteuffel begriffenen Gemeinden und Städte der Grafschaft Mark.
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Koblenz, 12. Mai.
Diesen Morgen während des Exercitiums einer Kompagnie des 25. Regiments kam ein junger Mann, welcher sehr kurzsichtig ist und eine Brille trägt, dem gottbegnadeten Hauptmanne etwas nahe. Der Ritter zog allsogleich den Degen, den jener mit dem Stocke abparirte, bis Soldaten ihrem Ritter zu Hülfe kamen. Sie schlugen ihn mit den Gewehrkolben zu Boden, währenddeß unser Hauptmann selbstzufrieden den Muth des herrlichen Kriegsheeres bewunderte. Der Verwundete ist ein k. Intendantur-Sekretär, und somit wird die Sache wie viele andere vertuscht werden. Wenn es ein Bürger gewesen, so würde es jetzt schon heißen, daß er die Soldaten verhöhnt habe etc. Der Vorfall wird jetzt schon als eines der berühmten Mißverständnisse angegeben, wahrscheinlich weil der Verletzte ein Beamter, dazu Landwehr-Lieutenant und kein Bürger gewesen. Alle Zuschauer und die Pioniere waren auf's Höchste entrüstet. Eine Kompagnie der letzteren hat auf unbestimmte Zeit Stubenarrest, weil sie auf offener Straße das Heckerlied gesungen. Ueberhaupt wird das herrliche Kriegsheer für den Bürgerkrieg gut vorbereitet. So suchte ein Artilleriehauptmann diese Woche seine Kompagnie zu überreden, daß sie nicht „für König und Vaterland“, sondern bloß „für den König“ geschworen hätten.
[(Rh.- u. M.-Z.)]
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Aus dem Bergischen, 11. Mai.
Der Gemeinde-Rath zu Remscheid hat folgende Vorstellung an die Regierung in Düsseldorf gerichtet:
An die Königliche Regierung zu Düsseldorf.
Der in einer außerordentlichen Versammlung auf heute zusammengetretene Gemeinderath von Remscheid sieht sich dringend veranlaßt, Einer Königlichen Regierung von der hier herrschenden Aufregung aus Anlaß der Einberufung der Landwehr Kenntniß zu geben. Die eingezogenen Mannschaften sind vernehmentlich gestern auf ihrem Sammelplatz zu Gräfrath von den sie begleitenden Gemeindegliedern gewaltsam befreit worden, und die letzteren sprechen hier allgemein die Behauptung und Versicherung aus, daß sie bereit seien, sich nöthigenfalls mit bewaffneter Hand zum Schutze ihrer Mitbürger, der einberufenen Landwehrmänner, jeder Gewalt zu widersetzen, wenn es nämlich von der Behörde versucht werden möchte, sie auf diese Weise einzuziehen. Auch der unterzeichnete Gemeinderath sieht in der erfolgten Einberufung der Landwehr eine unnöthige, den inneren Frieden in hohem Grade gefährdende Maßregel, und bittet daher die Königliche Regierung, dahin wirken zu wollen, daß sie sofort zurückgezogen werde.
Remscheid, 10. Mai 1849.
Der Gemeinderath.
(Folgen die Unterschriften.)
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[ 27 ] Neuß, 13. Mai.
Die fieberhafte Stimmung hiesigen Orts erreichte ihren höchsten Grad, als man erfuhr, daß 13 der gefangenen Freischärler von Gladbach gestern Abend nach Düsseldorf transportirt worden, nachdem einer an, von den Soldaten erhaltenen Wunden gestorben sein soll.
Ein Racheruf durchhallte die Stadt.
Unser Bürgermeister, ein Brandenburg-Manteuffel en miniature, den alle Demonstrationen und Mißtrauensvota der hiesigen Bürgerschaft nicht aus seiner Stellung herausbringen konnten, und sich in dieser mit Arretirungen und Bajonetten behauptete, sah sich, da alles Militär nach Elberfeld abmarschirt, einsam und alleine und — dankte endlich ab.
Viel hat zu dieser Abdikation die „grasfressende“ Klasse beigetragen.
Als vor längerer Zeit die hiesigen Proletarier um Unterstützung aus den städtischen Fonds baten, wurde ihnen die Antwort: Wenn Ihr nichts zu fressen habt, geht auf die Wiesen und fresset Gras, wir können Euch nicht helfen.
In Folge dessen wird nun, nachdem uns früher ein Polizeikommissar, der aus städtischen Mitteln unterhalten wird, trotz Gemeinderathsprotest, und vor einigen Tagen ein Landrath provisorisch octroyirt worden, uns jetzt auch ein Bürgermeister gottesgnädig octroyirt werden.
Der für einen politischen Flüchtling gehaltene und gefangene, jetzt in Freiheit gesetzte Bürckner kann Ihnen die blutigen Merkmale. des traurigen Konfliktes der Soldatenbajonette mit seinem Rücken zeigen.
Ein Herr Lieutenant, der die Arretirung des Wirthes Lukas leitete, gab einer Patrouille wörtlich den Befehl: „Schießt den Kerl nieder, wenn ihr ihn nicht ergreifen könnt, wir haben die Gewalt!“
Solche Gewaltthaten geschehen in einer Stadt, die noch nicht einmal die Ehre des Belagerungszustandes genossen.
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@facs1700
Hagen, 13. Mai.
Vorgestern wurde hier von den Theilnehmern an der Bewegung ein Wagen mit Zündhütchen, Pulver und Patronen aufgefangen und Tags vorher wurde ein Courier des Majors, der hier die Landwehr einzukleiden den Auftrag hatte, angehalten, und die Depeschen, welche er an das Oberkommando nach Münster bringen sollte, weggenommen. Von Iserlohn ist eine Deputation an das General-Kommando nach Münster abgegangen, welche bei demselben folgende Bedingungen geltend zu machen suchte:
1) Amnestie für alle Vergehen;
2) Nichteinkleidung der Landwehr;
3) Annahme der Reichsverfassung von Seiten des Königs;
4) Entlassung des Ministeriums;
Die beiden ersten Punkte wurden sofort bewilligt; über die beiden andern versprach man, sofort nach Berlin zu berichten, von wo man innerhalb zweimal 24 Stunden Antwort zu erhalten hoffte. Die Sache wird sehr ernst behandelt; alle Verbindung mit Iserlohn ist gehemmt, und Iserlohn ist nach allen Richtungen mit Wachtposten umgeben. Alles hat sich daselbst bewaffnet, doch wird Ordnung und Disciplin mit einer Strenge gehandhabt, die bewundernswerth sein soll.
Man hat in Iserlohn auch Cavallerie gebildet, und hiezu die Remontepferde genommen, die sich dort befanden.
[(E. Z.)]
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@facs1700
Andernach, 13. Mai.
Gestern kam plötzlich eine Abtheilung Militär von Koblenz mit dem Dampfboote hier an, ließ das hiesige Landwehrzeughaus räumen und escortirte die Gewehre nach Ehrenbreitstein, wo sie sich unter dem Schutze der Kanonen sicherer befinden sollen. Die Stimmung auf dem Lande ist eine höchst bittere. Auf heute ist eine große Volksversammlung nach Mayen ausgeschrieben, an welcher sich viele Landwehrmänner betheiligen werden.
[(Rh.- u. M.-Z.)]
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@facs1700
Trier, 13. Mai.
Sie glauben nicht, wie ängstlich unsere Militär- und Civil-Behörden uns bewachen lassen. An allen Thoren ist Militär in verstärktem Maße aufgestellt, und obgleich es jetzt erst 8 Uhr Morgens ist, so begegneten mir dennoch schon ein halbes Dutzend Patrouillen. Selbst auf der Porta martis (Simeonsthor) hat man Soldaten aufgestellt, ebenso auf dem Gangolphsthurme. Obgleich außer der Hauptwache und den Wachen an den 30 Thoren der Stadt noch mehrere Wachen von 10 bis 20 Mann bestehen, so hat man gestern doch wieder eine neue gebildet, und zwar im Theaterhause. Die dort einquartierte Truppenzahl scheint bedeutend zu sein, indem vor dem Hause gestern Abends eine Menge Soldaten auf- und abspazierten. Hr. Regierungs-Präsident Sebaldt hat trotzdem in seiner väterlichen Vorsorge so eben eine Proklamation erlassen, in welcher er nach seiner bekannten Manier zu seinen Pflegebefohlenen spricht. Er decretirt uns ohne Umstände einen Belagerungszustand in optima forma, obgleich er das Kind nicht geradezu beim Namen nennt. Für diejenigen Personen, welch die freisinnigen Aeußerungen Sebaldt's aus unserer glorreichen Barrikadenzeit vergangenen Jahres kennen, ist diese Sprache unbegreiflich. „Es ist denkbar, sagt Hr. Sebaldt, daß hierbei durch strengere Handhabung der Polizei auf Straßen und öffentlichen Plätzen manche Unbequemlichkeit entsteht; allein ich darf erwarten, daß der einsichtsvollere u. s. w.!“ Der Schluß der Proklamation ist besonders bezeichnend; er zeigt uns in seiner ganzen Glorie das milde Beamtenherz des Hrn Präsidenten. Dieser Schluß heißt: «Ich hoffe, die Zeit zu erleben, wo man es mir Dank wissen wird, zeitig Ernst gebraucht zu haben: denn unter Umständen ist der strenge Weg der schonendste!“
[(Rh.- u. M.-Z.)]
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@facs1700
[ 34 ] Berlin, 13. Mai.
Aus zuverlässiger Quelle kann ich Ihnen die Nachricht mittheilen, daß die oktroyirte Reichsverfassung bereits gedruckt ist, und morgen an alle Regierungen versendet wird. Das Ganze ist nach Hansemann's Vorlagen bearbeitet. Im Eingang heißt es: „Um den anti-demokratischen (!) und anarchischen Bestrebungen ein Ende zu machen!“
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[ * ] Berlin, 13. Mai.
Die Ereignisse am Rhein und dem allezeit treuen Westphalen selbst, welche jetzt zum hellen flammenden Aufstand geworden sind, machen die Besorgnisse der Regierung im hohen Grade rege. Es wird Ministerrath auf Ministerrath gehalten und man sucht sich selbst und untereinander Muth einzusprechen und zu energischen Beschlüssen zu kräftigen. Daß man alles auf eine Karte setzen, daß man das Schwert allein will entscheiden lassen, scheint gewiß. Man wird das alte preußische Spiel wieder treiben, Bürger gegen Arbeiter, Besitzlose gegen Besitzende aufzuregen, je nach den verschiedenen Verhältnissen. Man wird die konfessionelle Verschiedenheit benutzen, man wird einen Stamm durch den andern erdrücken wollen Gegen die Polen schickt man Schlesier und stachelt einen pseudo-germanischen Enthusiasmus gegen sie auf. Für Süd- und Mittel-Deutschland aber und für die Rheinprovinz bedient man sich der treuen Märker und Pommern. Ein Leitartikel der „deutschen Reform“ zeigt, daß man sogar daran gedacht hat, die westlichen Provinzen ihrem Schicksal zu überlassen, nur Köln und Koblenz zu halten und die ganze Kraft zur Hülfeleistung an andere Regierungen zu verwenden. Jedenfalls gilt es, diesem schlauen Spiel alle Mittel entgegenzusetzen; es ist besonders die Aufgabe der westlichen Provinzen, in einem so gefährlichen Kampf bis auf den letzten Mann auszuharren, obwohl wir durchaus nicht verkennen, daß die eigentliche Gefahr in der Unthätigkeit des Nordens und besonders Berlins liegt.
Es ist im höchsten Grade bemerkenswerth, daß wir aus Sachsen über den Verlauf des sich jetzt entspinnenden Gebirgskampfes ganz ohne Nachrichten sind. Man weiß nicht das Mindeste von Tzschirner, nichts vom Stand der Sachen in Freiberg u. s. w. Danken müssen wir es aber den offiziellen Blättern, daß sie es gerade sind, welche die Bestialitäten des Militärs so offen erzählen; wären wir es, so würde man nicht säumen, uns der Verleumdung zu beschuldigen. So erzählt aber Herr Rellstab, den die Vossische nach Dresden geschickt hatte, daß man auf der Elbbrücke, Gefangene in den Fluß stürzte, und auf die, welche schwimmen konnten, geschossen hat!! Die „Deutsche Reform“ erzählt heute, daß die gefangenen Insurgenten drei Tage lang in der Kirche zusammengepreßt waren, ohne daß diese nur einmal gereinigt und gelüftet wurde. Selbst dies ministerielle Blatt meint, es wäre dadurch die Kirche ein furchtbarer Aufenthalt geworden.
Wir bekommen hier in Preußen ganz die schönen Zeiten des alten Regime zurück, man scheut sich schon jetzt nicht, offen und rücksichtslos zu restauriren. So hat man auch das berüchtigte schwarze Kabinet der Post wieder eingeführt, (wer weiß, ob es je zu existiren aufgehört hat?) und das Erbrechen und Unterschlagen von Briefen an Personen, welche der Kompagnie Manteuffel besonders gefährlich erscheinen, hat wie früher begonnen. Wir sehen uns aber durch dies neue Verfahren der Regierung veranlaßt, Abgeordnete, welche hier der Linken angehörten, oder sich in Frankfurt befinden sollten, hiermit zu warnen! Sie mögen vorsichtig und immer darauf gefaßt sein, daß der Inhalt ihrer Briefe gelesen wird, wenn man sie überhaupt an die Adresse befördert.
Der Buchdruckereibesitzer Reichardt war vor einigen Tagen zum Minister Manteuffel gegangen, um von diesem Abhülfe zu verlangen gegen die vielen Störungen seines Geschäfts, denen er durch die harten Maßregeln des Herrn Wrangel noch unterliegen müsse. Er wurde indeß sehr ungnädig empfangen. Manteuffel rieth ihm zu machen, daß er fortkomme, er begriffe den General Wrangel nicht, wenn er (Manteuffel) Oberbefehlshaber wäre, so würde er ihn längst haben erschießen lassen.
Herr Wrangel hat den Besitzer der „ewigen Lampe,“ einer bekannten Bierstube, zu sich rufen lassen, und ihm bei Strafe der Schließung seines Lokals anbefohlen, er solle keine politischen Gespräche bei sich dulden. Als Herr Siechem, so heißt der Wirth, zu erwidern wagte, daß er doch seinen Gästen nicht das Sprechen verbieten könne, wurde ihm durch denselben geistreichen Krieger geantwortet: „Das geht mir nichts an, das ist Ihre Sache!“ Seit diesem ominiösen Gespräche warnt eine schwarze Tafel in der ewigen Lampe vor politischen Gesprächen.
Die ersten 36 Geschwornen, mit denen uns Hr. Oberkonstabler Hinkeldey, gemäß der Schöpfung Rintelens beschenkt hat, scheinen wirklich aus den enragirtesten Preußenvereinern zusammengesetzt zu sein. Wir nennen nur Furbach, Geppert, Borsig, Dr. Krappe, v. Tempelhof, einige Hof-Tailleurs und Hof-Schuhmacher u. dgl serviles Volk mehr. Dazu hat der Staatsanwalt noch das Verwerfungsrecht von 12 Geschwornen und es wird dem Angeklagten schwer fallen, aus den alsdann Uebrigbleibenden 12 herauszusuchen, zu deren Unparteilichkeit er mehr Vertrauen hätte wie zu den Anderen. Die armen politischen Verbrecher! Sie werden vor diesem Forum noch viel weniger Gnade finden, als vor den personifizirten Landrechten, welche früher über sie zu Gericht saßen.
Da nach jedem Belagerungszustand, jeder bombardirten oder sonst für die Freiheit gefallenen Stadt alle Kurse zu steigen pflegen, hielt es eine Anzahl hiesiger, als rothe Reaktionäre und Haussiers bekannter Börsenwucherer für ihre Pflicht, dem herrlichen, siegreichen Kriegsherr in Dresden den Dank der Berliner Börse zu überbringen. Gestern Nachmittag ist deshalb eine derartige Gesellschaft nach Dresden gereist, beladen mit Körben voll Blumen und Kränzen, welche sie den Truppen überbringen wollen. Nebenbei werden sie sich weiden an dieser zerschossenen Stadt und sich ärgern, daß nicht mehr von dem Pöbel erschossen, erstochen oder ersäuft sind (s. Vossische Zeitung vom 12), der so oft die Ursache war, daß die Kurse fielen. An der Spitze dieses Triumphzuges stehen M. Jüterbogk, Asche etc., hier sehr wohl bekannte Subjekte.
Hr. Massaloup ging nach Schlesien im Auftrage des Ministeriums, um dort die Arbeiter und Proletarier zu gewinnen. Seine früheren demokratischen Verbindungen machten es ihm leicht, sich mit den Führern der Bewegung, wie er meinte, in Einverständniß zu setzen und sie, seiner Ansicht nach über sein letztes Ziel und seine endlichen Zwecke zu täuschen. Er schien auch einen sehr günstigen Erfolg zu erlangen, den er freilich durch Versprechungen über Versprechungen erkaufen mußte. Als er nach Berlin zurückgekehrt war, wurden seine Berichte über den günstigen Stand der Sache in Schlesien mit großer Freude gehört, mit etwas geringerer aber die Forderung, man müsse jetzt 200,000 Thlr. hergeben, um die Versprechungen zu realisiren, welche er dem Proletariat, besonders den armen Webern im Gebirge gemacht hatte. Er setzte hinzu, daß, wenn man diese Unterstützung nicht geben werde, sei Schlesien in acht Tagen in Aufruhr. Das Schicksal hat gewollt, daß wider sein Erwarten und ohne Verbindung mit der Urbewegung der Aufstand in Breslau wirklich gleich darauf losbrach, und seine Vorhersagung ganz gerechtfertigt erschien. Er mochte nun hoffen, jetzt die größte Anerkennung seiner so offenbar gewordenen Gewandtheit und klaren Einsicht in die Verhältnisse zu finden, erfuhr aber das Gegentheil. Der Minister erklärte, jetzt sei es zum offenen Kampfe gekommen, man könne sich daher nicht mehr mit Unterhandlungen abgeben, sondern müsse nun das Schwert in die Wagschaale werfen. So wurde also dem Hrn. Massaloup indirekt zu verstehen gegeben, man bedürfe seiner ferneren Dienste nicht mehr.
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@facs1700
[ * ] Berlin, 12. Mai.
Das Organ der Brandenburg-Manteufel (Neue Preußische Zeitung) enthält wörtlich folgende amüsante Stelle:
„Wir hören, daß der Ober-Präsident Eichmann wieder sehr viel vom Abfall der Rheinlande faselt. Manche unserer Leser erinnern sich vielleicht, daß dieser edle Herr schon im März 1848 solche Lenzesblüthen entfaltete, aus denen sich im Oktober die schöne Frucht eines Ministeriums entwickelte, das hie und da Ministerium der Schande genannt wird. Jetzt aber ist der Mai 1849, und wir bitten den sehr edlen Herrn, der weder eine Eiche noch ein Mann sein soll, dies zu bedenken. Er würde zwar die Ehre Preußen's wohl nicht retten, wenn sie gefährdet würde, das glauben wir gern. Aber noch giebt es Männer in Preußen, die minder deutsch-französisch gesonnen sind, als Eichmann und Komp., und wir fürchten sogar das Ungeheure nicht, daß Herr Eichmann seinen — Abtritt nähme.“
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@facs1700
[ * ] Berlin, 13. Mai.
Die „Neue Preußische Ztg.“, Organ des Ministeriums Brandenburg-Manteuffel, schleudert der Rheinprovinz Folgendes ins Gesicht:
„Die Rheinprovinz, wenigstens der „deutsch-gesinnte“ Theil, droht wieder mit dem Abfall und ist so deutsch, daß man französisch werden will. Glück auf! wir hätten Nichts dagegen und bäten nur, auch den „muthigen“ Oberpräsidenten mitzunehmen. Leider aber dürfen wir weder die Drohung noch den Abfall fürchten. Die preußischen Gascozner am alten deutschen Rhein, denen jetzt die Milch der frommen Denkart sich in sauern Wein verwandelt, wir kennen ihre alte Parade. Ihre Begeisterung ist, wie ihr Patriotismus, nichts als ein Rechenexempel; hat man sie auf den Mund geschlagen und ihre Deputationen abgewiesen, so sind sie wieder so treu und gut wie jetzt ihr Oberpräsident. Der März des überwundenen Jahres hat uns um manche Erfahrung reicher gemacht, und die rheinischen Trompeten reichen nicht mehr aus, den preußischen Königsthron zum zweiten Male umzublasen. Mag abfallen, was faul ist, das Gute bleibt doch sitzen, und Preußen hat auch den Tilsiter Frieden überstanden. Was man uns nicht bringt das holen wir uns, und die Regierung sowie „die alten brandenburgischen Kernwanzenlande, werden nicht darunter leiden, wenn der „deutsche“ Rhein zur Abwechslung als wiedereroberte Provinz behandelt werden könnte; wir würden uns alsdann auch die drei Millionen Unterstützungsgelder vom vorigen Jahre zurück erbitten.“
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@facs1700
[ * ] Berlin, 12. Mai.
Es ist in heutiger Zeit gut, an das zu erinnern, was erst vor wenigen Monaten sich zugetragen, was aber bei den sich überfluthenden Ereignissen leicht aus dem Gedächtniß und aus den Augen verloren wird.
Die Note, welche der König von Preußen am 8. April vorigen Jahres durch den außerordentlichen Gesandten L. v. Wyldenbruch in Kopenhagen dem dänischen Minister des Auswärtigen zustellen ließ — Camphausen war Minister und hat dadurch allein seine Befähigung zu diplomatischen Schurkenstreichen und biedermännischem Volksverrath genugsam bewiesen — jene Note, nach welcher Preußen im vorigen Jahre handelte, wie es im jetzigen handelt, lautete:
„Preußen wünscht vor allen Dingen die Herzogthümer Schleswig und Holstein ihrem König-Herzoge zu erhalten und ist gleich weit davon entfernt, seinen eigenen Interessen oder dem Ehrgeize dritter Personen dienen zu wollen. Im Interesse Dänemarks aber, so wie dem aller Nachbarstaaten liegt es, daß die Deutschen Fürsten sich der Angelegenheit kräftig annehmen, und einzig der Wunsch, die radikalen und republikanischen Elemente Deutschlands zu verhindern, sich unheilbringend einzumischen, bewog Preußen zu den gethanen Schritten Das Einrücken Preuß. Truppen in Holstein hatte den Zweck, das Bundesgebiet zu sichern und zu verhindern, daß die republikanischen Elemente Deutschlands, an die die Herzogthümer als letztes Mittel der Selbsterhaltung hätten appelliren können, sich der Sache zu bemächtigen vermöchten. — Die Idee einer nordalbingschen Republik, welche bereits hervorgetreten ist, ist geeignet, sowohl Dänemark als die Deutschen Nachbarländer ernstlich zu gefährden. Preußen wird in dieser Stellung abwarten, ob Dänemark zu einer friedlichen Ausgleichung die Hände bietet. Sehr bereit ist der Unterzeichnete, so viel an ihm liegt, daß die von Sr. Majestät dem Könige von Dänemark als erste Bedingung friedlicher Unterhandlungen gestellte Forderung, der Zurückziehung Preuß. Truppen aus der Altstadt Rendsburg, erfolge. Eine friedliche Ausgleichung ist jetzt noch möglich, sie wird es nicht mehr sein, wenn der König von Dänemark in einem erbitterten Kampfe seinen Deutschen Unterthanen gegenübergetreten sein wird, der, den unwahrscheinlichen Fall auch angenommen, daß Dänemark der Kraft des gesammten Deutschlands gegenüber in dem Kampfe Sieger bliebe einen dauernden und bleibenden Besitz für Dänemark niemals begründen kann. Der eigene Vortheil Dänemarks ist es, den Preußen im Auge hat, seine Größe, seine Selbstständigkeit will es, die ihm durch Abreißung der Herzogthümer bedroht scheint, und ist erbötig dazu mitzuwirken.“
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@facs1700
[ X ] Königsberg, 10. Mai.
Während die Tagelöhner, die von den Preußenvereinen bisher durch Verabreichung von Taback, Bier und Geld zu den „schwarzweißen“ Vereinssitzungen hingezogen und für die Reaktion gewonnen wurden, endlich den Braten zu riechen anfangen und wieder revolutionär werden: ist ein guter (allerdings denkunfähige) Theil der Gesellen, die zuerst mehr auf die revolutionäre Seite neigten, der Reaktion halbwegs zugefallen. Dieses Kunststück hat der hiesige „Gewerbe-Innungs-Verein“ zu Stande gebracht.
Dieses mittelalterliche Institut besteht aus Meistern, die für den Zunftzwang schwärmen, in dessen Wiedergeburt sie die Lösung der sozialen Frage erkannt haben. Zu dieser Erkenntniß hat sie eine Manteuffel'sche Kreatur gebracht, einer jener Emissäre, die jetzt in allen größern Städten unter den Handwerkern im Solde der Reaktion ihr Wesen treiben. Früher königl. preuß. Regierungsschreiber, dann Gutsbesitzer, schmiert jetzt dieser Mensch, der den ganzen Verein am Gängelbande im Dreck herumtummelt, dessen Organ, eine Wochenschrift, zusammen, die unter dem Titel: Centralblatt des Gewerbe-Innungsvereins der Provinz Preußen, die Verdummung des Handwerkerstandes bezweckt. Unermüdlich werden in diesem Geschmiersel die Gesellen bombardirt; bald mit winselnden, herzerweichenden Phrasen: „Wir bitten, wir beschwören Euch, vertraut dem Worte Eurer Meister, die es wahrlich wohl mit Euch meinen!“ Bald mit tiefsinnigen Vernunftgründen, denen kein angespannter Gesellenverstand zu widerstehen vermag: „Wollten nun auch noch die Gesellen an dem Stamme (den Meistern) zerren und rütteln, so würden sie sich in das eigene Fleisch schneiden, denn sie alle wollen ja selbst Stämme d. h. selbstständig (Meister) und [1701] Familienväter werden!“ Das aber ist in der That des Pudels Kern, und solange den Gesellen noch Meisterwürde und Privilegien winken, solange werden sie kontrerevolutionär sein. Die unsrigen sind es jetzt „mit Bewußtsein“ geworden, da der Herr Fabrikant jener Pudelschmiere voll gottbegnadeter Inspiration nicht verschmähte, jeden einzelnen widerspenstigen Gesellen anzupacken und ihn mit seinen bombastigen Reden so lange zu nothzüchtigen, bis er erschöpft, vom heiligen Geiste überkommen, alles glaubte, was das große Breimaul nur immer wollte. Die einige Gesellenschaft, welche in der großen Mistpfütze nicht ersoffen, ist die der Tischler. Unter ihr befinden sich einige tüchtige Sozialdemokraten, die den revolutionären Geist zu unterhalten und zu schüren gewußt haben. Entschieden tritt die Tischlergesellenschaft jetzt den Gewerken, dem Gesellen- und Gewerbe-Innungsverein entgegen, sie will vom „aufgedrungenen Gewerbegesetz“ nichts wissen und erklärt den Meistern, falls diese sich erdreisten sollten, nach jener Mißgeburt zu handeln, sich einer solchen Bevormundung unter keinen Umständen zu fügen: „Einrichtungen, sagen die Gesellen, die uns nur allein angehen, werden wir auch selbst zu regeln wissen, dazu brauchen wir keine Meister als Leithämmel. Mögen doch die Meister für ihren Innungs-Zopf schwärmen und agitiren, so viel sie wollen, nur uns mögen sie mit ihrem Zopf ganz in Ruhe lassen, denn wir verabscheuen solche mittelalterliche Mißgeburten, und das ganze Innungs-Zopfwesen gehört in die Rumpelkammer.“ Die jüngsten Ereignisse haben der Tischlergesellenschaft bereits Anhänger unter den Gesellen verschiedener Gewerke geschafft und werden ihr noch mehr zuführen, wie überhaupt die bornirte Brutalität der Contrerevolutionärs jetzt mehr als jemals für das demokratische Banner wirbt. Eine einzige gottbegnadete Schandthat schafft mehr, als alle Beschwörungsformeln und biedermännische Bekehrungswuth der langsamen Vorwärtstrippler.
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@facs1701
[ 61 ] Breslau, 12. Mai.
Gestern Abend verbreitete sich das Gerücht, die Russen seien bei Wodowice bereits geschlagen worden. Nach dem Aussehen zu urtheilen, welches das über Kosel transportirte russische Menschenvieh darbot, würde mich dies kein Wunder nehmen. Nur ein Ulanen-Regiment soll einigermaßen leidlich gewesen sein. Darum bemühen sich die deutschen Standrechtsblätter auch, dem Michel mit erdrückenden Massen, die angeblich von allen Seiten nach Oestreich vorrücken, zu imponiren. Man glaubt, wenn man davon lies't, mit russischen Milliarden zu thun zu haben. Die Deutschen haben jetzt die Pflicht, die Franzosen in's Land zu rufen, wenn dieselben die Knutenpolitik, was zu erwarten steht, verlassen. Die Kosten des Russentransportes werden von Berlin aus durch Manteuffel bezahlt. Die hohenzollern'sche Apotheose in Nummer 294 der Neuen Rheinischen Zeitung hat uns unter dem Belagerungszustande um so mehr erquickt, als damit gleichzeitig die neueste Oktroyirte vom 10. Mai hier ankam. Aller Blicke sind auf Westdeutschland gerichtet, und man meint, die erwähnte hohenzollern'sch-russische Standrechtsverfassung sei nach der Räumung Dresden's, auf die man gewartet, lediglich in der Absicht gemacht worden, die ganze Rheinprovinz in Belagerungszustand zu versetzen und ihr mit diesem Schlage ad graecas calendas nicht nur die Preßfreiheit, das Vereinsrecht u. s. w., sondern auch ihre Rechtsverfassung zu eskamotiren.
Wie man jetzt mit Bestimmtheit vernimmt, sind am 7. und 8. an 114 Militärs theils geblieben, theils verwundet worden. Dadurch werden die Angaben der hiesigen Standrechtsblätter einigermaßen berichtigt. Sicher ist, daß in der Nacht des 7. und 8. viele Militärs heimlich auf der Schießwiese verscharrt worden sind.
Jetzt machen die Lieutenants auf den Straßen, wo sie sich nur haufenweise zu zeigen wagen, die Polizeisergeanten, und üben sich im kalabresischen Wegelagern. Geht z. B. ein ihnen bekannter Demokrat in der Dämmerung seines Wegs und ein Lieutenant sieht ihn, so gibt er seinen, überall zur Lauer und zum Einfangen aufgestellten Soldaten einen heimlichen Wink; der Demokrat wird plötzlich umzingelt, unter Mißhandlungen der brutalsten Art fortgeschleppt, verhöhnt, angeschnauzt und dann natürlich wieder freigelassen. Das ist das neueste Spiel der königl. preuß. Lieutenants, bei dem sie selbst Frauen nicht verschonen.
Unser Gräfchen Monts; dessen Wänstchen am Rheine gezogen worden, ist ein preußenpfiffiger Monsieur. Im Löwenkeller, dem gewöhnlichen Versammlungsort der Demokraten, ist's jetzt Abends voll von Spionen, die unter dem Schutz der ganz nahen Bajonette die preußische Kourage haben, laut über „Volksbeglücker“ etc. zu schimpfen. Auf dem Tauenzienplatz dauert das nächtliche Karaibengebrüll fort. Daß Engelmann entschlüpft ist, macht den Lieutenants besondern Kummer. — Bevor die Schlächterei des 7. und 8. begann, hatten sie sich bereits vor den Wohnungen vieler bekannten Demokraten mit gehöriger Mannschaft aufpostirt, und ihnen mit augenblicklichem Tode gedroht, insofern sie es wagen sollten, sich aus der Stube zu entfernen. Dies beweist, wer zum 7. und 8. den Plan gemacht. Ein besonders berüchtigtes braunes Husarenregiment ist jetzt fast ganz hier eingerückt.
4 Uhr. Zur Ermordung der Magyaren werden mit deutschen Mitteln und hohenzollern'schem Schutz heute abermals 5000 Russen in 5 Zügen von Krakau nach Oderberg befördert. Da das Volk in Ratibor die Schienen der Bahn aufzureißen drohte, so hat preußisch-deutsches Militär zum Schutze der Knute sich längs der oberschlesischen Bahn bis Oderberg aufgestellt. Uebrigens sollen die Russen bei Bielitz von den Magyaren wirklich geschlagen worden sein. Die Gerüchte von ihrer Entfernung von der galizischen Gränze, die Entfernung selbst sind russische Kriegslisten gewesen, durch welche die Aufmerksamkeit der Magyaren von dieser Seite des Einmarsches abgelehnt werden sollte. Und Frankreich, England und Deutschland schweigen!
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@facs1701
[ 61 ] Breslau, 11. Mai.
Die Xerxes-Heere Nikolaj, obwohl sie ganz in unserer Nähe über Deutschland zum Völkermord gegen die Magyaren getrieben werden, interessiren uns in diesem Augenblicke lange nicht so, wie das kleine Russenheer von Franzosen in Rom. Die Anhänger des Absolutismus und das Volk freuen sich gleichmäßig über die Termopylen, welche dies russische Franzosenheer vor Rom gefunden. Das Volk will in den Termopylen Rom's die zukünftigen Termopylen an der Donau, am Rhein und an der Seine erkennen, es weiß, daß die Gesammt-Infamieen aller gekrönten Menschheitsschänder der Geschichte der französischen Bourgeois-Infamie nicht das Wasser reicht, und unter dem Volke von Frankreich eine neue Riesenrevolution erzeugen muß.
Während dem Civil untersagt wurde, seine Todten anders zu begraben, als es mit erschossenen Hunden geschieht, fand heute auf Seiten des Militärs eine feierliche Beerdigung einiger ihrer Gefallenen statt. Es wurde absichtlich viel militärisches Getöse gemacht. Das Volk blieb jedoch ruhig. Als der Zug am blauen Hirsch vorüberkam und das Volk stumm geblieben war, wie zuvor, da hoben die denselben begleitenden Lieutenants allein den Degen drohend gegen die Fenster empor, aus welchen ihnen Unterricht in der Sterblichkeitslehre geworden war. Die bekannten Demokraten haben Hausarrest und werden darin von Militär bewacht.
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@facs1701
Prag, 11. Mai.
Zwei neue Plakate werden veröffentlicht; das eine, unterzeichnet vom Interimskommandanten Feldmarschall-Lieutenant Khevenhüller, enthält nähere Bestimmungen über den Ausnahmszustand; die Kaffe- und Wirthshäuser müssen um 11 Uhr geschlossen werden, von welcher Stunde der Uebergang über die Brücken nur einzelnen Personen gestattet ist.
Das andere Plakat vom Bürgermeister Wanka Namens des Stadtverordnetencollegiums enthält nebst der Bitte an die Mitbürger, sich ruhig zu verhalten, damit die Freiheiten nicht noch mehr geschmälert werden, einen wenn auch verhüllten, doch ziemlich scharfen Tadel gegen das unvermuthete Verkünden des Belagerungszustandes, der, wie die Kundmachung sagt, ohne Einwilligung und Wissen des Bürgermeisters und der Stadtverordneten verhängt wurde. Zugleich wird die Erklärung veröffentlicht, daß man Alles aufbieten werde, um die Veröffentlichung der Gründe über die eingetretene militärische Strenge zu erlangen. — Mit Ausnahme der Brücken, der Anhöhen und des Bahnhofes sind die Truppen von den meisten Orten zurückgezogen worden; doch langen stündlich Verstärkungen an Infanterie und Kavallerie an. — Die Redakteure sämmtlicher Blatter waren heute Morgen beim Feldmarschall-Lieutenant Khevenhuller vorgeladen, wo ihnen die Verhaltungsmaßregeln mitgetheilt wurden, und vor aufreizenden Artikeln unter Androhung der Confiskation und kriegsrechtlicher Behandlung gewarnt wurde.
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@facs1701
[ * ] Dresden, 9. Mai.
Die offizielle Hauptkloake des großen Spucknapfes Leipzig, die „Leipz. Ztg:“ erklärt die Ermordung des Prinzen von Schwarzburg-Rudolstadt durch die preußischen Banditen in der Weise, daß der Prinz wegen seiner Augenkrankheit mit verbundenem Kopf im Bett gelegen habe und deshalb von den Soldaten als ein verwundeter Insurgent angesehen worden sei. Das Leipziger Spucknapf-Blättchen constatirt also die Thatsache, daß die herrlichen Truppen des Potsdamer russischen Unterknäs ihre Bravour an „wehrlosen und verwundeten Insurgenten“ zu bethätigen pflegen.
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@facs1701
[ 40 ] Dresden, 10. Mai.
Unter den vielen standrechtlichen Erlassen, von denen jetzt einer den andern drängt, lautet der auf die Elbschifffahrt bezügliche, wie folgt:
„Die Elbschifffahrt wird mit Ausnahme der Dampfschiffe hiermit freigegeben. Wegen der Abreise und Ankunft von Fremden mit den Dampfschiffen sind Kontrol-Maßregeln angeordnet und es haben zu deren Anwendung die Dampfschiffe bis auf weitere Anordnung an dem Elbberg in der Nähe des Zollhauses anzulegen und von dort ihre Fahrten zu beginnen.
Dresden, am 10. Mai 1849.
Der Ober-Befehlshaber der bewaffneten Macht, von Schirmding.“
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@facs1701
[ * ] Frankfurt, 13. Mai.
Dem Berichte Eisenstuck's über seine Wirksamkeit in der Pfalz entnehmen wir folgende Stellen:
„Je länger ich in der hartbedrängten Provinz weile, um so mehr wird es meine feste Ueberzeugung, daß die Erhebung des Pfälzer Volkes durch alle Schichten hindurch nichts Anderes ist, als der tiefgefühlte Unwille eines, durch seine freien Institutionen durch und durch politisch gebildeten Volksstammes über die Schmach einer unerträglichen Rechtsverletzung.“
„Von allen Seiten droht Gefahr, mit Besorgniß und Aufregung blickt die Bevölkerung nach den offenen Gränzen, von wo allerwärts Truppen einbrechen können, welche der Verfassung Feind sind, und gern wird man militärische Hülfe im Innern begrüßen, wenn sie nur aus Truppenkörpern besteht, denen die mit Recht mißtrauische Bevölkerung eine entschiedene deutsche Gesinnung zutraut. Mit banger Besorgniß sieht man von vielen Seiten auf Frankfurt, denn die unerwarteten Einmärsche undeutscher Truppen auf Anordnung der Centralgewalt haben die höchste Aufregung hervorgerufen. Man steht gerüstet und man wird kämpfen, wenn die deutsche Sache von Frankfurt irgend verleugnet werden sollte. In diesem Augenblick verbreitet sich das Gerücht vom Einmarsche altbaierischer Truppen, um das Land zu besetzen — das würde neue Gefahren bringen, und ich glaube, die Bevölkerung hat das Recht, sie mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln abzuwehren.“
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@facs1701
[ 103 ] Frankfurt, 13. Mai.
Im Reichsministerium sind so eben amtliche Nachrichten aus dem Oberlande eingetroffen. Nach ihnen ist in Rastatt eine Militär-Revolution ausgebrochen; die badische Garnison, 4000 Mann stark, hat sich der Festung mit allen Munitions- und Waffenvorräthen bemächtigt, fünf ihrer Offiziere getödtet und die Republik proklamirt. Der Commandant, General Cloßmann, ist tödtlich verwundet. Die Gefangenen Struve und Blind waren schon in der Nacht vorher heimlich und ungesetzlicher Weise in die Zellenkäfige nach Bruchsal fortgeschafft worden, ein Beweis, daß man den Truppen, welche bereits mit dem Standrecht bedroht wurden, schon seit mehreren Tagen nicht mehr traute. In Lörrach sollen die Soldaten ebenfalls ihren Oberst erschossen und sich dem Aufstande angeschlossen haben. Frankfurt ist voll von baierischen und badischen Offizieren, welche von ihren Truppen desertirten, weil die Soldaten sie mit Zwangsmitteln für die Volkssache bekehren wollten.
Der Reichsjohannes hat einen Aufruf an die „Reichstruppen im Allgemeinen“ erlassen, worin er dieselben nicht zum Schutz der Verfassung, sondern zum „Widerstand gegen eine Partei“ auffordert, welche in dem „unglückseligen Verfassungsstreit (!) anderweitige, verderbliche Zwecke“ verfolge. Selbst die hiesige stupide Bourgeoisie ist nachgerade wüthend geworden über die Perfidie dieser „biedern“ habsburgischen Reichsverwesung. Das neue Ministerium, welches dem Conflikt zwischen der Nationalversammlung und Johann-Ohneland abhelfen soll, wird aus Grävell (!!), Peucker und — erschrecken Sie nicht [unleserlicher Text] dem komischen Industrieritter Stedtmann aus Koblenz bestehen.
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@facs1701
[ * ] Mainz, 11. Mai.
Die Masse derer, welche den Pfälzern von hier und aus Rheinhessen überhaupt zu Hülfe gezogen, läßt sich auf mindestens 15,000 M. schätzen. Das Dorf Oberingelheim hat allein 270 M. gestellt, trotzdem daß die Landleute gerade jetzt dringende Feldbauarbeiten zu machen haben.
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@facs1701
[ * ] Heidelberg, 11. Mai.
Nach der „Deutschen Zeitung“ ist der würdige Frankfurter Deputirte Welcker bei seiner Ankunft vom Bahnhof „auf die gemeinste Weise“ vom Pöbel mißhandelt worden und hat sich nur mit Mühe in das Haus eines ihm befreundeten Bourgeois retten können. Der edle Gervinus soll wegen wiederholter ähnlicher Begrüßungen, Heidelberg verlassen wollen.
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@facs1701
Mannheim, 13. Mai.
In Freiburg haben am 11. Bürger und Soldaten vom zweiten badischen Infanterieregiment ein Verbrüderungsfest gefeiert. Aus Bern erfährt man, daß General Dufour, in Anbetracht seiner „Altersschwäche“ und seiner Stellung zur Eidgenossenschaft, die Einladung in die Rheinpfalz abgelehnt hat.
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@facs1701
Freiburg, 11. Mai.
Gegen die fünf des Hochverraths Angeklagten: W. Baumann, H. Lefebre, C. Schnepf, Laugguth und Bonaventura Maier, sprach heute das Geschwornengericht das „Nichtschuldig» aus, worauf das Publikum in stürmisches „Bravo“ ausbrach. Heute Nochmittag eröffnete der Präsident die Sitzung mit dem Vorlesen einer Eingabe des Staatsanwalts, des Inhalts, daß auf die Anklage der weiteren 11 Angeschuldigten im Hinblick auf den Wahlspruch der Geschwornen von heute früh, von ihm verzichtet werde, so daß also diese sofort in Freiheit gesetzt worden sind.
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@facs1701
Heilbronn, 10. Mai.
Vom Turnverein in Hall ging hier die briefliche Nachricht ein, daß am 8. d. M. Mittags viel baierische Quartiermacher in jener Stadt eingetroffen, daß dieselben von der Haller Bürgerschaft zurückgewiesen, und unter der Drohung weiter geritten seien, daß man sich den Durchzug zu erzwingen wissen werde. Der Turnverein von Hall wandte sich alsbald an den hiesigen, mit der Aufforderung, sich zu rüsten. — Stadtrath und Bürgerausschuß von Heilbronn haben heute beschlossen, 25,000 scharfe Patronen und 15,000 blinde (zum Exerciren) anfertigen zu lassen und unter die Bürgerwehrmannschaft zu vertheilen. Der Bürgerwehrverein läßt von Haus zu Haus Geldbeiträge durch eine eigene Kommission sammeln.
[(Beob.)]
Ungarn.
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@facs1701
Preßburg, 8. Mai.
Bei Sillein hat ein kleines Gefecht stattgefunden, in Folge dessen die Oestreicher sich auf das rechte Ufer der Waag zurückzogen. Auch unweit Polena, auf der Straße von Stry nach Munkatsch, fand ein Gefecht statt; eine östreichische Colonne, bei der 2 Bataillone Deutschmeister mit 9 leichten Geschützen, hatte sich zu weit vorgewagt und wurde von einer überwiegenden Anzahl Magyaren mit 18 Zwölfpfündern angegriffen. Es kam zwar nur zu Schußgefechten, doch konnten die Oestreicher dem überwiegenden Geschützfeuer nicht wiederstehen, und mußten sich, nachdem sie mehrere Geschütze vernagelt hatten, zurückziehen. Besonders litt ein Bataillon Deutschmeister, zumeist aus Wienern bestehend. 17 Offiziere blieben. Auch der Oberst des Regiments wurde schwer verwundet nach Stry gebracht, wo er starb.
Wie es scheint, verlegen die Magyaren den Haupskriegsschauplatz von der Donau nach Ober-Ungarn an die schlesisch-galizische Grenze. Die östreichischen Vorposten werden von der ungarischen Cavallerie beschäftigt und die Infanterie-Massen ziehen sich unterdeß nordwärts, um in Krakau und Galizien die Insurrektion in vollen Gang zu bringen.
So eben langt die Nachricht an, daß in Fünfkirchen eine Revolte ausgebrochen ist, in Folge deren die vier Grenzer Compagnien starke Besatzung unter dem Commando des Obersten Reiche die Stadt räumen mußte. Nebst Fünfkirchen hat sich auch Kaposvar für die magyarische Insurrection erhoben.
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@facs1701
Semlin, 3. Mai.
Stratimirovich hat, wie aus folgendem, an den Nationalgeneral Knicjanin gerichteten Schreiben hervorgeht, sein Kommando niedergelegt:
Hochgeborner Herr! In diesem Augenblicke langte vom Major Bunesich, mit Umgehung meiner, ein direct an das mir untergebene Bataillon gerichtetes Schreiben ein, worin der erwähnte Major zur Kenntniß bringt, daß er von Sr. Majestät dem Kaiser und König zum wirklichen Commandanten dieses Bataillons ernannt, das Commando über dasselbe übernehme. Bei diesem Umstande bleibt mir nichts anderes übrig, als meinen Dienstposten, da ich gewohnt bin, den Befehlen meines Monarchen stets zu gehorchen, und bei der mir öffentlich angethanen Beleidigung auch keine Lust, weiter zu dienen, hege, zu verlassen. Dies Euer Hochgeboren zur Kenntniß bringend, melde ich, daß ich, da in diesem Augenblicke die Gefahr des feindlichen Angriffes droht, noch heute bei meiner Truppe bleibe, aber morgen gewiß dieselbe verlasse, um anderen Orts vielleicht bessere Anerkennung meiner Bemühungen zu finden.
In der Römerschanze, 30. April 1849.
Georg Stratimirovich m. p.
Durch den Adjutanten des Generals Stratimirovich erfahren wir jedoch heute, daß dieser auf das dringende Ansuchen seiner Mannschaft als Commandant in der Römerschanze geblieben ist.
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@facs1701
Von der galizisch-schlesischen Gränze, 7. Mai.
Vorgestern verbreitete die Nachricht von dem Näherrücken der Ungarn gegen die galizische Gränze nicht geringen Schrecken unter der Bewohnerschaft von Saypusch. Flüchtige aus Budatin und Czacza versicherten, daß die Ungarn, 25,000 Mann stark, den letztern Ort besetzt hätten, und im Begriffe ständen, die Eisenbahn bei Oderberg oder an einem andern, zum Einsteigen des russischen Hülfskorps bestimmten Punkte zu zerstören. Alles flüchtete daher mit dem, was gerettet werden konnte, nach Saypusch. Gleichzeitig erfuhren wir, daß die Magyaren vor Jablunkau zwei Kompagnieen Deutschmeister-Infanterie wiederholt angegriffen und hinter die Jablunkauer Schanze gedrängt haben.
[(C. Bl. a. B.)]
Italien.
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@facs1701
Rom, 4. Mai.
Alle Sachverständige sind über die Großartigkeit und Vortrefflichkeit in ihrem Urtheile einig, mit der Garibaldi die innere Befestigung und Vertheidigung der Stadt leitet.
Oberst Masi ist beauftragt, die Bewegung der französischen Armee zu überwachen. Dieselbe hob am 2. Mai das Bivouak bei Castel di guido auf und stand am Abend desselben Tages bei Santa Severa und in den Prati. Garibaldi selbst hielt sich in Malagrata. Die Neapolitaner und Spanier sollen morgen (5. Mai) unter den Mauern Roms eintreffen. Die Barrikadenkommission trifft alle nöthigen Anstalten, um diese heilige Schaar nach Würde zu empfangen.
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@facs1701
[ 068 ]
Wir finden in einer römischen Correspondenz folgende Details über die französischen Kriegsgefangenen, welche jetzt gegen das so hinterlistig und feiger Weise entwaffnete Corps Melara's in Civita-Vecchia ausgewechselt wurden:
„Ich begab mich ins Kriegsministerium, wo 70 von den französischen Gefangenen, darunter ein Capitain, zwei Offiziere und ein Unteroffizier aufbewahrt werden.
„Als ich eintrat, sangen die Soldaten die Marseillaise und riefen von Zeit zu Zeit: „Vive la république romaine!“ Die Offiziere schienen mir sehr niedergeschlagen. Ich fragte sie, warum sie als Republikaner die Waffen gegen andere Republikaner ergriffen hätten? Ihre Antwort war: Man hat uns getäuscht!
Von hier ging ich nach dem Palazzo Colonna, wo sich 30 andere Gefangene befanden. Einer von ihnen trug eine Wunde am Kopf; ich ließ ihn nach dem Hospital bringen, und gab dem Offizier der Wache Befehl, Wasser und Essig zur Kühlung ihrer, von dem langen Marsch geschwollenen und wunden Füße herbeizuschaffen. Beim Anblick der Sorgfalt, die man ihnen schenkte, umarmten sie mich und riefen, daß man sie getäuscht habe und daß die Italiener ihre Brüder seien. Alle diese Gefangenen gehören dem 20. Linienregiment an.
„In der Engelsburg befinden sich ungefähr 300 Gefangene, darunter ein Major und zwei Hauptleute.
„Rom ist voll Freude und Jubel und von allen Seiten hört man den Ruf: „Es lebe die Republik! Tod der Priesterherrschaft!“
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@facs1701
Mailand, 8. Mai.
Radetzki und Minister Brück sind nach Mailand zurückgekehrt.
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@facs1701
Turin, 9. Mai.
Ramorino ist noch nicht erschossen. Im Gegentheil hat der Cassationshof sein Rekursgesuch (weil er Deputirter sei) als begründet erklärt und es wäre noch Hoffnung, daß der Verräther dem Tode entschlüpfe.
In den Blättern nicht viel Wichtiges. Bei Padua große Truppenbewegungen.
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@facs1701
Florenz, 6. Mai.
Die Oestreicher richten alle ihre Kräfte, gegen Livorno. Wir wissen bis heute noch nicht, ob sie wirklich in die Stadt gedrungen sind. Der französische Gesandte d'Harcourt soll unsern Bevollmächtigten Serristori in Gaëta wegen des Einmarsches der Oestreicher in das toskanische Gebiet sehr „auffallend“ zur Rede gestellt haben. Am 4. Mai war Serristori's Antwort noch unbekannt.
[1702]
Schweiz.
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@facs1702
[ * ] Lugano, 9. Mai.
Dem „Republikano“ zufolge mußten sich fünf aus päbstlichen Diensten heimkehrende Schweizer bei ihrer Ankunft in Como beim dortigen Militärkommando stellen; welches sie aufforderte, unter die Fahnen Radetzki's zu treten; auf ihre Weigerung hin wurden sie ihrer Kleider und Attestate beraubt, in östr. Uniformen gesteckt und gewaltsam in die Kaserne gebracht, woselbst man sie zwang, zur Fahne zu schwören; alsdann wurde ihnen Handgeld und die Erlaubniß frei herumzugehen, ertheilt. Einer derselben Namens Benz, desertirte glücklich nach Lugano und setzte den eidg. Kommissär Hrn. Sidler von Allem in Kenntniß.
Französische Republik.
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@facs1702
[ 34 ] Paris, 13. Mai.
Es wird Ihrer Zeitung, die so gewissenhaft den unzähligen Fiascos der östreichischen Kriegsbülletins folgte, nicht unangenehm sein, eine neue Blame derselben aus dem hiesigen Kabinet zu erfahren.
Herr Drouyn de Lhuys erklärte gestern zum namenlosen Erstaunen der Poitiersstraße, als Erwiderung auf eine diesfällige Interpellation Flocon's, daß die französische Regierung auf's kräftigste gegen die russische Intervention protestirt habe und fernerhin protestiren werde. „Wenn aber die Protestationen nicht ausreichen, werde man zu andern Mitteln greifen, wobei das Ministerium auf den nachdrücklichen Beistand der Volksrepräsentanten rechne.“ Der Anfang zu diesen Mitteln soll die Aufstellung eines französischen Observationskorps gegen den Rhein bilden. Wie es der ungarischen Diplomatie gelungen ist, die Leithämmel der westlichen Reaktion zu einer solchen Sprache zu bewegen, ist unbegreiflich; wie es heißt, wird aber England in derselben Weise auftreten.
Der östreichische Chargé d'affaires soll einen Choleraanfall bekommen haben und er hat das traurige Ereigniß durch einen Kourier seinem jungen kaiserlichen Tamerlan verkündet.
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@typejArticle
@facs1702
Paris, 13. Mai.
Heute ist die große Wahlschlacht. Paris ist in außerordentlicher Bewegung. Die Boulevards sind mit Papier und Menschen überfüllt und an den Gemeinde- und Sektionshäusern herrscht starkes Gedränge. Im Studentenviertel (Quartier latin) und hinter dem Pantheon sieht es tumultuarisch aus. Man gruppirt sich zusammen, durchzieht die Straßen Arm in Arm und ruft von Zeit zu Zeit: Nieder mit dem Ministerium. Zwei Parteien stehen sich völlig kampfgerüstet gegenüber: Die Rothen und die Weißen, die Poitiersstraße und die Clubs, die Bourgeoisie und das Proletariat. Was zwischen diesen beiden Hauptfaktionen liegt, hat keine Bedeutung.
— Aus Marseille, Toulon, Lyon, Bordeaux und Havre bringen uns die heutigen Posten nichts Außerordentliches. In Havre allein herrscht starke Gährung, namentlich unterm Militär.
— Der Krieg zwischen Marrast und Changarnier ist geschlossen. Der Moniteur erscheint so eben mit folgender Friedenserklärung:
„Der Conseilpräsident hatte auf der Bühne der Nationalversammlung angezeigt, daß er über den fraglichen Tagesbefehl des Generals Changarnier Explikationen fordern werde. Der ehrenwerthe General hat sich beeilt, dem Conseilpräsidenten zu erklären, daß bei Gelegenheit des Briefes des Hrn. Präsidenten der Republik gar kein Tagesbefehl an die Armee erlassen worden sei. In seiner Eigenschaft als kommandirender General der 1. Militärdivision habe er sich darauf beschränkt, diesen Ausdruck der Sympathie des Präsidenten der Republik für unsere braven Soldaten zur Kenntniß der einzelnen Chefs dieser Armeecorps zu bringen (!). Er that dieß aber vor den Debatten, die sich über den Brief in der Nationalversammlung entspannen und an dem Tage selbst, an welchem die Abendblätter die öffentliche Aufmerksamkeit auf ihn lenkten. Der ehrenwerthe General fügte bei, daß er nicht begreifen könne, wie man in diesem Begleitbrief eine Beleidigung der Nationalversammlung habe erblicken könne, deren Rechte und Prärogative als einer der großen Staatsgewalten er respektire und welcher anzugehören er ja selbst die Ehre habe.“
Was die Forest'sche Hartnäckigkeit betrifft, welche das bewußte Bataillon verweigerte, so liegt dieselbe, wie wir schon gemeldet, dem Gesetzgebungsausschusse der Nationalversammlung zum Examen vor.
— Kardinal Dupont, der die französischen Interessen in Gaëta lenken half, ist vor drei Tagen in Marseille gelandet.
— Wir erfahren aus guter Hand, daß alle Glieder der Linken, welche die Anklage gegen den Präsidenten Bonaparte und seine Minister unterschrieben, verhaftet worden wären, falls es vorgestern allzustarken Lärm in der Nationalversammlung abgesetzt hätte, und man den Präsidenten sowohl als den allmächtigen General Changarnier vor die Schranken des Hauses geholt hätte. Alle militärischen Vorsichtsmaßregeln waren getroffen, um einer zweiten Auflage des 24. Febr. vorzubeugen. Die Democratique pacifique bezweifelt indessen, daß Barrot diese Verhaftsbefehle unterschrieben habe. Doch sei die Geschichte nichtsdestoweniger aus, denn man wisse ja längst, daß man hinter dem Rücken des „Biedermannes“ ein schändliches Spiel treibe. Die Republik habe zwei Exekutivgewalten, eine patente und eine geheime. Die Patente lenke Barrot; die Geheime aber Herr Thiers und Komp.
Neuestes. Mittags 2 Uhr. Die Regierung erhält eben Depeschen aus Rom vom 8. Mai. An diesem Tage war Oudinot noch nicht in Rom. Aber er stand mit 19,000 Mann unter ihren Mauern und man erwartete (!) die Uebergabe der Stadt mit jedem Moment!
Großbritannien.
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@typejArticle
@facs1702
[ * ] London, 12. Mai.
Trotz aller Revolutionen erfreut sich England jetzt des lebendigsten Handelsverkehrs. Ja, es scheint, als ob sich Niemand mehr von den fortwährenden Unruhen in seinen Unternehmungen aufhalten lasse, und wenn man bedenkt, daß der Consumo mehr oder weniger seinen frühern Umfang behält und in mancher Beziehung durch den Krieg u. s. w. steigt, so ist die wiedererwachte Kourage unsrer Geschäftsmatadoren denn auch nur zu rechtfertigen.
Die Berichte des Handelsamts über den Export und Import der letzten drei Monate bringen hierzu die besten Illustrationen.
Der Export dieser drei Monate geschah neulich im Werthe von L. 12,138,871 Sterl. gegen L. 11,065,297 in 1848 und L. 11,343,117 in 1847; so daß sich nicht nur eine bedeutende Zunahme gegen 1848 herausstellt, sondern daß sich selbst ein günstiger Vergleich mit dem so lebendig beginnenden Jahre 1847 machen läßt.
Was den Import anbetrifft, so zeigt die Einfuhr namentlich von Baumwolle, Wolle und Flachs eine große Zunahme; in Hanf und Seide dagegen eine Abnahme.
Im Allgemeinen liefert der Bericht indeß den schlagendsten Beweis, daß für fast alle Fabrik-Distrikte eine, lange entbehrte Zeit der Prosperität angebrochen ist.
Die nach der letzten Abstimmung im Oberhause, nun unzweifelhafte Auflösung der alten Schifffahrtsgesetze, trägt dazu bei, die Handelswelt günstig zu stimmen.
Türkei.
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@typejArticle
@facs1702
[ * ] Konstantinopel, 25. April.
Dem „Journal des Deb.“ wird unter diesem Datum geschrieben daß General Grabbe im Auftrage des russischen Kaisers die Pforte zu einem Sondervertrage zwischen Rußland und der Türkei eingeladen, jedoch eine abweisende Antwort erhalten hat.
Die Pforte will keinen neuen Vertrag unterzeichnen. Sie glaubt auf die Erfüllung der Versprechungen Frankreichs und Englands rechnen zu können, und will die Verträge, welche sie an die Mächte fesseln, nicht verletzen. Die Nachricht von einer Concentration russischer Truppen bei Odessa hat den Divan veranlaßt, Befehl zur Armirung des Bosphorus zu geben. In die Forts ist bereits schweres Geschütz gebracht.
[Redakteur en chef Karl Marx. ]
@typejReadersLetters
@facs1702
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@typejArticle
@facs1702
Die unterzeichneten Landwehrmänner des Kreises Rheinbach in einer heutigen Versammlung erklären, daß sie:
1) die Verfassung des deutschen Reiches, wie solche am 28. März d. J. von der Reichsversammlung verkündet worden, als endgültiges Gesetz anerkennen und sich dabei verpflichten, derselben mit allen ihnen zu Gebot stehenden Mitteln Geltung zu verschaffen;
2) bei dem von der preußischen Regierung erhobenen Conflikte auf der Seite der deutschen Reichsversammlung stehen, und
3) nur einer Einberufung der deutschen Reichsgewalt Folge leisten würden.
Flamersheim, den 13. Mai 1849.
(Folgen 104 Unterschriften.)
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@typejArticle
@facs1702
Aufruf.
1) Junge und rüstige Männer Deutschlands treten sofort in ihrer Gemeinde zusammen, um militärische Exercitien zu machen (selbst ohne Waffen).
2) Diese wählen einen rüstigen Anführer, dem sie unbedingt vertrauen, der militärisch gebildet, aber hauptsächlich einen schnellen Ueberblick gewinnt, Energie besitzt und sich mit seinen Nachbar-Gemeinden fortwährend in Verbindung setzt.
3) Jeder sucht sich (auf gesetzliche Weise) mit Waffen und Munition zu versehen.
Zweck: Um gegen Willkür von Unten oder Oben gerüstet zu sein
Berlin, Anfang Mai.
R
Alle kleinen und großen Organe werden ersucht, diesen Aufruf zu veröffentlichen.
@typejAnnouncements
@facs1702
@typejAn
@facs1702
Zur Unterstützung der deutschen Sache sind ferner eingegangen durch K — l. 5 Thlr. — Von Vr. 3 Thlr. — Durch Beckhausen 16 Sgr. — Durch Dr. Weyll 1 Thlr. 2 Sgr. — Durch Kfm. Ks. 11 Thlr. 6 Sgr. — Durch V. 10 Thlr.
Vor dem Aufrufe waren bereits eingegangen durch Kfm. Ks. und R. 37 Thlr. 15 Sgr. 6 Pf — Durch Dr. Weyll 1 Thlr. 16 Sgr. — Durch H. 8 Thlr. — Durch Funk 2 Thlr. — Von Rtghs. 5 Thlr. 22 Sgr. 6 Pf. — Von L. 16 Sgr. — Zusammen 62 Thlr. 4 Sgr. 8 Pf.
Hierzu die gestern angezeigten 44 Thlr. 7 Sgr. 3 Pf. Im Ganzen 137 Thlr. 5 Sgr. 11 Pf.
Köln, 14. Mai 1849.
@typejAn
@facs1702
Schifffahrts-Anzeige.
Köln, 14. Mai 1849.
Angekommen.
D. Tromp von Rotterdam mit 2293 Ctr.; J. Acker von Mainz; H. Klee von Kannstatt.
Abgefahren.
D. Schlägel nach Coblenz; J. Castor nach der Saar; L. Heuß nach Heilbronn, sämmtlich geschleppt; J. A. Orts nach Wesel.
In Ladung.
Nach Ruhrort bis Emmerich W. Pesch. Nach Düsseldorf bis Mülheim a. d. Ruhr Chr. Königsfeld. Nach Andernach u. Neuwied C. Kaiser, H. Schuhmacher. Nach Koblenz, der Mosel u. Saar L. Tillmann. Nach der Mosel u. Saar M. J. Deiß. Nach Bingen H. Leineweber. Nach Mainz Ph. Kimpel. Nach dem Niedermain Fr. Schulz. Nach dem Obermain Th. Messerschmidt. Nach Heilbronn G. C. Schmitz. Nach Kannstadt und Stuttgart Peter Kühnle. Nach Worms und Mannheim S. Stehling; und (im Sicherheitshafen) A. Adams.
Ferner: Nach Rotterdam Capt. Hollenberg, Köln Nr. 27.
Nach Amsterdam Capt. Singendonk, Köln Nr. 10.
Rheinhöhe: 10′ 11″. Köln. Pegel.
Zur Anfertigung der Auszüge liegen offen die Deklarationen der Schiffer W. Hogewegh und G. Prenger.
@typejAn
@facs1702
Civilstand der Stadt Köln.
Den 10. Mai 1849.
Heirathen.
Pet. Theod. Müthrath, städtischer Fruchtmesser, u. Agnes Groß, b. v. hier.
Geburten.
Cath., T. v. Joh. Zehn, Schuster, gr. Griechenm. — Anna Maria, T. v. Aug Conr. Schulze, Dachdeckerges., Ortmannsg. — Maria Anna, T. v. Sev. Gummich, Schriftsetzer, Maria-Ablaßpl. — Gertr., T v. Joh. Pet. Marx, Schreinerm., Apernstr. — Anna Cath Hubert., T. v. Gerh. Hilgers, Kupferschläger, Columbastr. — Pet. Jos., S. v. Theod. Gelsdorf, Stellm., Schafenstr. — Wilh, S. v. Pet. Oestereich, Steinhauer, Vayardsg. — Julius, S. v. Moises Lenz, Handelsm, Tempelstr. — Maria, T. v. Wilh. Fischenich, Faßb., Follerstr.
Sterbefälle.
Agatha Müller, Wwe. Esser, 75 J. alt, Cäcilienstr. — Sib. Dünn, 40 J. alt, unverh., Thürmchensw. — Daniel Eduard Helsberg, 14 M. alt, Streitzeugg. — Friedr. Heinr. Otto Dormann, Studirender, 21 J. alt, unverh, Ursulastr. — Frieder. Doroth. Henr. Herbertz, geb. Beling, 56 J. alt, Berlich. — Franz Stephan Braun, 4 J. alt, Rothenberg. — Odilia Weirauch, 1 J. 6 M alt, Lyskirchen. — Gerh. Conrad, Zimmerges., 23 J alt, unverh., Schemmerg. — Anna Maria Schmitz, 11 M. alt, Eulengarteng. — Christian Royland, Krankenwärter, 59 J. alt, Wwr., Garn.-Laz.
@typejAn
@facs1702
Inserat.
(Verspätet.)
Königswinter, 9. Mai 1849.
In der heute stattgehabten Volks-Versammlung wurde mittelst einer einstimmig angenommenen, von dem Gemeinderathe und den äußerst zahlreich anwesenden Bürgern unterzeichneten Adresse an die hohe National-Versammlung zu Frankfurt die volle Zustimmung zu den auf dem gestrigen Kongresse der Gemeindeverordneten der Rheinprovinz zu Köln gefaßten Beschlussen ertheilt.
@typejAn
@facs1702
Inserat.
Landwehrmänner des Kreises Düren!
Motto: Einer für Alle, Alle für Einen.
Euer gestriges zahlreiches Erscheinen im Broil'schen Saale zu Düren, zur Berathung gemeinsamer Interessen — der im Dürener Anzeiger ausgesprochene Wunsch zu einer allgemeinen Berathung hat bewiesen, daß Ihr begeistert, der Contrerevolution gegenüber, dem Bruderbunde der übrigen Kameraden der Rheinprovinz beizutreten fest entschlossen seid. Eure Entrüstung, die Nichtfolgeleistung auf die unbefugte Ordre des Ministerium Brandenburg-Manteufel — beweiset sie in der That!
Den feigen, gewinnsüchtigen Braunbierphilistern die Euch mit ihrem miserablen Geträtsche und erbärmlichen Vorträgen über den Löffel zu barbieren beabsichtigten, — diese kontrerevolutionäre Großmäuler stoßet mit Verachtung von Euch. Richtet Eure Blicke auf Eure Mitbrüder der benachbarten Städte und Umgegend: Crefeld, Düsseldorf und Elberfeld, vereinigt Euch mit ihnen, denn nur Einigkeit macht stark, scheuet für die deutsche Sache kein Opfer, und Euer entschieden heldenmüthiges Auftreten für Recht und Ordnung wird Euch und Eurem Kreise zum Ruhm, Niemals! Niemals! Niemals aber zur Schande gereichen.
Langerwehe, den 14. Mai 1849.
Mehre Kameraden.
@typejAn
@facs1702
Durch Ordonnanz des Ober-Prokurators Herrn John sind mir die Urkunden der hier gewesenen Notarien Herren Stoppenbach — Bürgers — Merlo — Iven und der beiden Steinberger — zur definitiven Verwahrung übergeben.
Köln, den 15. Mai 1849.
Bieger, Notar.
Schildergasse Nr. 66.
@typejAn
@facs1702
Verkauf des Engels'schen Mobilarnachlasses zu Münstereifel.
Montag den 21. Mai und die drei folgenden Tage, jedesmal um 9 Uhr Morgens anfangend, wird zu Münstereifel im Sterbehause des Herrn Laur. Engels sel. theilungshalber, dessen ganzer Mobilarnachlaß zufolge Präsidialordonnance vom 10. curr., durch den Unterzeichneten gegen Ausstand versteigert.
Vorzugsweise werden:
am ersten Tage ausgesetzt des Morgens die Specerei-, Manufaktur- und sonstige zum Ladengeschäft gehörige Waaren, Gefäße, Wagen etc., des Nachmittags 2 tragende Kühe, dann Hausmobilien;
am Dienstag des Morgens die Tuchfabrikgeräthe, sämmtliche wollene Tücher, von verschiedenen Qualitäten und Farben, circa 50 Stück und viele Reste; des Nachmittags der Weinvorrath, circa 40 Ahm von verschiedenen Jahrgängen, dann Hausmobilien —;
am Mittwoch des Morgens Haus- und Küchengeräthe, die federnen und andere Betten, Leinwand, Decken, Nutz- und Brennholz, Heu, Stroh, Dünger, des Nachmittags die diesjährigen Aufwüchse von sämmtlichen zum Nachlaß gehörigen Wiesen, Gärten und Ackerparzellen;
am Donnerstag Mobilargegenstände, Küchenvorräthe, Tonnen, Fäßer, Büdden etc.
Diejenigen, welche an die Erben Engels Zahlungen zu leisten haben oder mit ihnen in Rechnung stehen, belieben sich an den Miterben und Vormund Herrn Jos. Engels in Münstereifel zu wenden.
Zülpich, den 13. Mai 1849.
Pfahl, Notar.
@typejAn
@facs1702
Gerichtlicher Verkauf.
Am 19. Mai 1849, Vormittags 10 Uhr, wird der Unterzeichnete auf dem Waidmarkte zu Köln, verschiedene Stücke Wollentuch etc., gegen baare Zahlung öffentlich meistbietend verkaufen.
Der Gerichtsvollzieher, Simons.
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@facs1702
Liebe Eltern, Brüder und Verwandte!
Meine Herzens-Gesinnung kann ich nicht länger verhehlen. Mit kurzen Worten muß ich euch sagen, daß mein Herz für die deutsche Einheit und Freiheit schlägt. Darum begebe ich mich heute den 14. rasch nach Elberfeld, um dort für die deutsche Einheit zu streiten. Nun Eltern, Brüder und Verwandte, lege ich Ihnen die Pflicht auf, wenn Sie ein deutsches Herz haben für meine Frau und Kinder zu sorgen, denn ich streite für euch und zum allgemeinen Wohl der deutschen Nation.
Mitbürger von Hersel und Ruhrort stimmt mit mir ein, und lasset das gute Elberfeld nicht zum Schutthaufen werden. Einigkeit verlange ich von Ihnen, und sage hiermit euch allen ein Lebewohl.
Gerhard Zentzis von Hersel, geboren in Ruhrort.
@typejAn
@facs1702
Inserat.
Seit gestern werden wir von Leuten überlaufen, die sich einem Freischaarenzuge nach Elberfeld anschließen wollen. Wir erklären hiermit, daß wir von einem solchen Freischaarenzuge nichts wissen.
Dr. H. Becker.
Dr. J. Weyll.
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@facs1702
Demokratische Gesellschaft.
Die Ausschußsitzungen finden nicht mehr bei Hrn Joh. Hamspohn im Freischütz statt.
@typejAn
@facs1702
Ehre dem Ehre gebührt!
In der unglücklichen Nacht vom 9. auf den 10. dieses, hat sich in Düsseldorf ein Mann durch sein höchst patriotisches Benehmen ausgezeichnet:
Herr Gastwirth Disch hat „Mein herrliches Kriegsherr“ als es sich gerade neue unsterbliche Lorbeeren erwarb, reichlich mit Wein regalirt. Man merke sich das und statte ihm den Dank des Vaterlandes ab!
@typejAn
@facs1702
Börse bei Halin.
Von heute an verzapfe ich einen ausgezeichneten Schoppen Moselwein à 3 Sgr. dito 1846r Graacher 4 Sgr. dito Bleichart 3 Sgr. J. H. Halin.
@typejAn
@facs1702
Maiwein, Maifisch, bestes baier. Lagerbier, vorzügl. Weine und gute Portionen in der oberländ. Küche, Langgasse 1.
@typejAn
@facs1702
Leise Anfrage von Brühl.
Ist es wohl recht, daß unser Bürgermeister durch seine ihm eigenthümlichen Intriguen einen Mann wegen seiner politischen Meinung von seinem Brode zu bringen sucht?
@typejAn
@facs1702
Ritter Chr. K‥n in der Rheingaß.
Fand an den Glückwünschen vielen Spaß, Darum hier herzlicher Dank, Dem bald folgt ein tüchtiger Maitrank.
@typejAn
@facs1702
Ein großes schwarzes Windspiel ist Anfangs dieses Monats entlaufen, der Wiederbringer erhält eine gute Belohnung. Bescheid bei der Expedition dieses Blattes.
@typejAn
@facs1702
Täglich großer Maifischfang von Gebr. Wattler am Thürmchen.
@typejAn
@facs1702
Ganz reiner Moselwein und Ahrbleichart, per Quart 2 1/2 Sgr. in und außer dem Hause bei Franz Brückmann, Zollstraße 5-.
@typejAn
@facs1702
Janus.
Lebens- und Pensions-Versicherungs-Gesellschaft in Hamburg Grund-Kapital: Eine Million Mark Banko.
Die Gesellschaft versichert sowohl gesunde als nicht gesunde Leben unter den liberalsten Bedingungen.
Sie gestattet vierteljährige und monatliche Zahlungen.
Um ein Kapital von Tausend Thalern zu versichern, sind monatlich nur zu entrichten, wenn der Versichernde beim Eintritt alt ist:
25. 1 Thlr. 20 1/2 Sgr.
30. 1 Thlr. 27 1/2 Sgr.
35. 2 Thlr. 6 Sgr.
40. 2 Thlr. 16 1/2 Sgr.
50 Jahre, 3 Thlr. 12 1/2 Sgr.
Je früher Jemand beitritt, je billiger ist die Versicherung, da die Prämie des ersten Jahres für die ganze Dauer der Versicherung gleich bleibt.
Bei Leibrenten und Pensions-Versicherungen gewährt die Gesellschaft ausgedehntere Vortheile als sonst üblich.
Prospekte und Antragsformulare unentgeldlich bei Franz Saart, Haupt-Agent des „Janus“, Maria-Ablaß-Platz Nr. 6 in Köln.
@typeimprint
@facs1702
Herausgeber: St. Naut. Druck von J. W. Dietz, Hutmacher Nr. 17.