Deutschland.
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@facs | 1699 |
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] Köln, 15. Mai.
Das preußische Galgenblättchen macht uns das spezielle Vergnügen, aus der „N. Rh. Ztg.“ eine Blumenlese unpatriotischer Ausdrücke über den
„kaiserlich russischen Unterknäs von Olmütz“ und das „preußische Wanzenritterthum“ zu veranstalten. Die Auswahl beschränkt sich auf eine Breslauer Correspondenz, und wird
am Schluß von folgendem Ausbruch der Entrüstung der still-frivolen Kreuzrittern begleitet:
„Wie matt ist gegen diese Chimborassofrechheit die Heirathsanzeige des Königs von Preußen in dem französischen Moniteur von 1793: «Le jeune tyran de Prusse vient
d'épouser une demoiselle de Mecklenbourg!»
Um die Geschichte der „Chimborassofrechheit“ der N. Rh. Ztg. möglichst zu vervollständigen, ersuchen wir das Galgenblättchen, auch den Premier-Cologne in Nro. 294 unserer Zeitung über
die „Thaten des Hauses Hohenzollern“ gefälligst abzudrucken. Wie wir hören, ist Frau von Hohenzollern eine eifrige Leserin des Galgenblättchens, und wir sind nicht so ganz
„exclusiv“, daß wir der würdigen Dame zu ihrer Zerstreuung nicht einige geschichtlichen Studien über die Familie ihres Gemahls gönnen möchten.
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@facs | 1699 |
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] Köln, 15. Mai.
Wir haben noch von den neuesten landesväterlichen Absichten des Potsdamer Unterknäs um seine durch Raub und Menschenschacher ihm „angestammten“
Unterthanen Akt zu nehmen. Wir meinen die neu octroyirte Standrechts-Charte, diese einzig wahre von allen Hohenzollern'schen Verheißungen, in welcher die preußische Herrlichkeit sich
endlich auch den stupidesten Vertrauensgimpeln in ihrer natürlichsten Nacktheit, entblös't von dem letzten heuchlerischen Komödiantenplunder, offenbart hat.
Die Verjagung der harmlosen Berliner Kammern, welche die octroyirte Verfassung vom 5. Dezember „revidiren“ sollten, war bekanntlich nur die nothwendige Vorbereitung zu dem
Einmarsch der Russen auf deutschem Boden. Aber die Vereinbarung des Potsdamer Baschkirenthums mit den stammverwandten hundenüstrigen Kosacken des Prawoslawny-Czar hatte noch einen andern Zweck, als
den berühmten Dreifaltigkeitszug gegen Ungarn, in welchem Preußen seiner feigen perfiden Natur nach, als Polizeibüttel mit Steckbriefen am Thore stand, während die östreichischen und russischen Henker
drinnen die Mordjagd anstellen sollten. Der wahre Zweck dieses Hohenzollern'schen Bündnisses war, dem Potsdamer Helden durch Einmarsch der Russen den nöthigen Muth einzublasen, um an der
Revolution für das im März v. J. ihm abgedrungene Geständniß der Feigheit Rache zu nehmen.
Wir brauchen, um die den Hohenzollern zu allen Zeiten ureigene und natürliche Feigheit zu beweisen, keine geschichtlichen Excursionen zu machen, und vielleicht gar zu den Ahnen dieser edlen
Sippschaft hinaufzusteigen, welche hinter Sträuchen und Hecken auf wehrlose Reisende lauerten und also als Buschklepper den Grundstein zu dem „Glanz des Hauses“ legten. Wir brauchen
weder an den renommistischen Feldzug Friedrich Wilhelm's II. gegen die französische Republik zu erinnern, in welchem der große Hohenzoller zuerst Reißaus nahm und die deutsche
„Reichstruppen“ verrieth, um mit Rußland den neuen polnischen Raub in's Werk zu setzen; noch weniger haben wir nöthig von der erbärmlichen Rolle zu sprechen, welche sein
Nachfolger Friedrich Wilhelm III. in den Kaiserkriegen spielte, bevor er „Sein Volk“ durch lügnerische Versprechungen in den Kampf jagte. Die Geschichte der
„Märzerrungenschaften“ war nur die Fortsetzung der alten „angestammten“ Feigheit und Perfidie. Die Vereinbarungsversammlung war die erste Conzession der Feigheit an
die Revolution, welche die berühmten Prahlereien von dem „Stück Pergament“ ablös'te; sie wurde auseinandergejagt, als der Fall Wiens dem wiedererstarkten Hohenzoller den gehörigen
Muth dazu an die Hand gab. Die octroyirte Verfassung mit den „revidirenden“ Kammern war die zweite feige Heuchelei, da die „ungeschwächte Krone“ zu dieser Zeit immer noch
einige liberale Conzessionen für nöthig befand. Die Kammer wurde nach Hause geschickt, als die Verschwörung mit dem russischen Kaiser und Herrn zum ersehnten Abschluß gekommen war. Aber erst der
wirkliche Einmarsch der Russen auf deutschem Boden, die sichere Nähe der schützenden Kosacken gaben dem Hohenzoller den Muth, mit dem letzten Plan herauszurücken: Aufhebung der letzten
heuchlerischen „Constitutionsgarantien“ durch die unbeschränkteste, willkührlichste Säbeldiktatur, Suspension der alten selbst vormärzlichen Gesetze und Gerichte, Rache mit
„Pulver und Blei“ an der Revolution für die in den Märzconzessionen proklamirte hohenzoller'sche Feigheit.
Dies ist die historische Entstehung der neu octroyirten Standrechtsverfassung. Sehen wir uns jetzt den Inhalt derselben an.
Nach Art. 1 und 2 kann „für den Fall eines Aufruhrs“ nicht nur jeder Festungskommandant seine Festung, sondern auch jeder „kommandirende General“ den ganzen Bezirk
des Armee-Corps in Belagerungszustand erklären.
„Für den Fall eines Aufruhrs“, c'est-à-dire, wenn der Kommandant oder General für gut befindet, den „Fall eines Aufruhrs“ vorauszusehen. Oder sollten die
Hohenzollern'schen Minister, in deren Stilübungen gewöhnlich der merkwürdigste Ueberfluß an Mangel grammatischer Kenntnisse vorherrscht, sagen wollen: „Im Fall eines Aufruhrs“?
Die Interpretation wird den erprobten Verstand der Generale und Kommandanten überlassen bleiben.
„Für den Fall eines Aufruhrs“ also kann der Kommandant seine Festung, der kommandirende General aber eine ganze Provinz in Belagerungszustand erklärn. Die Gränzen dieses
„Falls“ sind nicht bestimmt. Ob der „Fall des Aufruhrs“ gerade innerhalb der Festung oder Provinz sich anzeigen muß oder die Festung oder Provinz nur aus größerer oder
geringeringerer Entfernung zu bedrohen braucht, — das wird ebenfalls nur der „Takt“ der Generale und Kommandanten herauszufühlen haben. Und der „Takt“ ist nach dem
großen Wort des Generallieutenant Tietzen das erste Erforderniß eines preußischen Offiziers.
Die Macht des Generals „für den Fall eines Aufruhrs“ ist jedoch im Interesse aller Rechtsbodenschwärmer höchst merkwürdig wieder beschränkt worden. Nur „für den Fall eines
Krieges“ sollen Generale und Kommandanten selbstständig die Provinzen und Festungen in Belagerungszustand erklären können. „Für den Fall eines Aufruhrs“ aber, erklärt Art.
2 der neuen Charte, geht die Verkündigung des Belagerungszustandes vom Ministerium aus; der Kommandant soll seine Festung, der General die Provinz „für diesen Fall“ nur
provisorisch, vorbehaltlich der Bestätigung oder (!) Beseitigung durch das Ministerium, in Belagerungszustand erklären dürfen. Angenehme Sicherheit der aufruhrsbedrohten Unterthanen! Haben wir
nicht „verantwortliche“ Minister? Ist nicht durch das bloße „Provisorium“ der Kommandanten- und Generaldiktatur, durch die letzte Instanz der
„verantwortlichen“ Minister der „Rechtsboden“ gerettet? Das „Provisorium“ des Kommandanten oder Generals gibt zwar denselben nach Art. 7 und 13 das Recht,
provisorisch die gewöhnlichen Gerichte zu suspendiren, provisorische Kriegsgerichte einzusetzen, welche dann ebenfalls provisorisch zum Tode verurtheilen (Art. 8), und
provisorisch die Todesurtheile binnen 24 Stunden (Art. 13, § 7) vollstrecken zu lassen: — aber der „Rechtsboden“ ist immer durch die letzte Bestätigung der
„verantwortlichen“ Minister gerettet, und es lebe der Rechtsboden! Unser einziger stiller Wunsch ist dabei, daß an den Rechtsboden-Männern die ersten provisorischen Executionen im
Namen Gottes und Sr. christlich-germanischen Unterknäsen-Majestät erprobt werden möchten.
(Schluß folgt.)
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@facs | 1699 |
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068
] Köln, 15. Mai.
Die bekannte Note, welche das Ministerium Brandenburg-Manteufel als Hohenzollern'schen Bannfluch gegen die Frankfurter National-Versammlung unterm 7. d.
Mts. geschleudert, ist den Regierungspräsidien der Rheinprovinz von Hrn. Eichmann mit folgendem Begleitschreiben zugefertigt worden:
„Indem ich Euer Hochwohlgeboren Abschrift des voranstehenden Erlasses des hohen Staats-Ministerii vom 7. d. Mts. anbei zugehen lasse, spreche ich die zuversichtliche Erwartung aus, daß Sie
zur Ausführung desselben in dem Ihrer Verwaltung anvertrauten Bezirke mit Umsicht und Wachsamkeit, so wie mit Energie und Entschlossenheit die erforderlichen Maßregeln jederzeit und ohne Verzug
treffen werden. Gleichzeitig ersuche ich Sie, die untergeordneten Behörden des dortigen Bezirks in gleichem Sinne anzuweisen und es denselben zur unerläßlichen Pflicht zu machen, alle gesetzwidrigen
Versuche zur Durchführung der in Frankfurt a. M. berathenen Verfassung auf das Schleunigste und mit aller Energie zu verhindern.
Coblenz, den 9. Mai 1849.
Der Ober-Präsident der Rheinprovinz, (gez.) Eichmann.“
An das Königliche Regierungs-Präsidium zu ‥‥
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@facs | 1699 |
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] Köln, 15. Mai.
Essen und Umgegend ist auf Grund der neuesten christlich-germanischen Verfassung in Belagerungszustand erklärt worden.
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@facs | 1699 |
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102
] Deutz, 15. Mai.
Es ist erfreulich, in Betreff unseres Gemeinderaths mittheilen zu können, daß er einen von 13 seiner Mitglieder (der ganze Rath besteht aus 18 Mitglieder)
gestellten Antrag: auf Anerkennung der am 8. in der Generalversammlung rheinischer Gemeinderäthe gefaßten Beschlüsse und Nichtbeachtung des unterm 8. d. erlassenen Aufrufs des Oberpräsidenten der
Rheinprovinz einstimmig
annahm. Das zeigt klar genug, daß von einem Vertrauen unserer Vertreter zur Regierung keine Rede sein kann. Etwaige Zwangsmaßregeln werden an dem patriotischen Sinne
der hiesigen Bürgerschaft scheitern.
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@facs | 1699 |
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15
] Mülheim am Rhein, 14. Mai.
Verflossene Nacht ist von hier ein starker Zug bewaffneter Männer mit einem erprobten und entschlossenen Führer nach Elberfeld abgegangen. Unsere
Bergischen verstehen keinen Spaß. Ein Guerillakrieg, wovon selbst die Franzosen aus den 90er Jahren noch nachzuerzählen wissen, wird durch das ganze Land auflodern. Mögen auch die übrigen Rheinländer
ihre Schuldigkeit thun!
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@facs | 1699 |
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141
] Overath, 13. Mai.
Heute wurde hierselbst bei einer Volksversammlung der Gemeinde Overath, welcher der Gemeinde-Rath beiwohnte, die in Frankfurt publizirte deutsche
Reichsverfassung beschworen und der Eid geleistet, dieselbe mit Gut und Blut aufrecht zu erhalten. Zugleich wurde eine Kommission erwählt, sofort die Volksbewaffnung einzuführen. Eine Masse hat sich
unterzeichnet, auf den Ruf der Gefahr gleich zu folgen, besonders aber die Landwehrleute auf den Ruf des Standrechts-Ministeriums nicht folgen zu lassen und sie zu schützen.
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@facs | 1699 |
Düsseldorf, 14. Mai, Mittags 12 Uhr.
So eben rückt eine halbe Batterie und die 8. Jägerabtheilung mit der Eisenbahn nach Camen, wo eine große Militärmacht zusammengezogen wird.
[(D. Z.)]
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@facs | 1699 |
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] Elberfeld, 14. Mai.
Auf dem hiesigen Bahnhofe ist folgende Bekanntmachung angeschlagen:
Um von ferne schon wahrnehmen zu können, daß keine Truppen auf unsern Zügen sich befinden, werden wir eine weiße Fahne auf den Lokomotiven anbringen. Wir bitten dieselbe zu respektiren.
Die Direktion der Düsseldorf-Elberfelder Eisenbahn:
Schum. Danker.
Der als Spion verhaftet gewesene Schwanbeck, Redakteur der „Köln. Ztg.“, ist mit der Weisung, sich alsbald aus der Stadt zu entfernen, wieder in Freiheit gesetzt worden. Dagegen ist
ein anderes Individuum aus Köln, daß sich den Namen Franck beilegt, noch in gutem Verwahrsam.
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@facs | 1699 |
Elberfeld, 13. Mai.
Wir erfahren aus sicherer Quelle, daß der Sicherheits-Ausschuß einen Deputirten nach Frankfurt entsandt, um der Reichscentralgewalt die Verhältnisse unserer Stadt und
Provinz offen darzulegen und den Reichsschutz in Anspruch zu nehmen.
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@facs | 1699 |
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] Elberfeld, 15. Mai.
Wir erhalten folgende Proklamation, die in alle Gegenden der Rheinlande und Westphalens versendet worden ist.
Aufruf.
Mit 188 gegen 147, also mit der bedeutenden Majorität von 41 Stimmen, sind am 10. Mai folgende Beschlüsse der deutschen National-Versammlung gefaßt worden:
„In Erwägung, daß die Reichsversammlung durch ihre Beschlüsse vom 28. April und 4 Mai d. J. die gesetzliche Mitwirkung des Volkes zur Durchführung der Reichsverfassung in Anspruch genommen
hat, indem sie die Regierungen, die gesetzgebenden Körper, die Gemeinden der Einzelstaaten, das gesammte deutsche Volk aufgefordert hat, die Verfassung des deutschen Reiches vom 28. März d. J. zur
Anerkennung und Geltung zu bringen; in Erwägung, daß der Widerstand einzelner Regierungen gegen die zu Recht bestehende Reichsverfassung und die sehr allgemein für dieselbe ausgesprochenen Sympathien
des deutschen Volkes in einigen Theilen Deutschlands zu Versuchen gewaltsamer Unterdrückung geführt hat oder vorzuschreiten droht; in Erwägung, daß derartige Maßregeln, welche eben so verwerflich
sind, als anarchische Bestrebungen von unten, den Reichsfrieden gestört haben oder bedrohen, dessen Bewahrung nach oben wie nach unten durch Gesetz vom 28. Juni 1848 alleinige Berechtigung und
Verpflichtung der provisorischen Centralgewalt, — „„sowohl als vollziehende Gewalt in allen Angelegenheiten, welche die allgemeine Sicherheit und Wohlfahrt des deutschen
Bundesstaates betreffen, als zur Oberleitung der gesammten bewaffneten Macht““
— die Anwendung jedes innerhalb dieser Gränzen liegenden Mittels zur Herstellung des Reichsfriedens gestattet;
„aus diesen Gründen beschließt die Reichsversammlung:
1 Dem schweren Bruche des Reichsfriedens, welchen die preußische Regierung durch unbefugtes Einschreiten im Königreiche Sachsen sich hat zu Schulden kommen lassen, ist durch alle zu Gebote
stehenden Mittel entgegen zu treten.
2. Neben Aufrechthaltung der öffentlichen Ruhe und Sicherheit sind diejenigen Bestrebungen des Volks und seiner Vertreter, welche zur Durchführung der endgültig beschlossenen Reichsverfassung
geschehen, gegen jeden Zwang und Unterdrückung in Schutz zu nehmen.
Die provisorische Centralgewalt ist zur Ausführung dieser Beschlüsse aufzufordern.“
Durch Nro. 2 dieser Beschlüsse sind wir vollkommen auf den Rechtsboden gestellt, wenn wir die endgültig beschlossene Reichsverfassung mit allen Mitteln durchzuführen uns bestreben; wenn wir demnach
die Entlassung des den Beschlüssen der deutschen National-Versammlung sich widersetzenden Ministeriums Brandenburg-Manteuffel und die sofortige Einsetzung eines neuen, die deutsche Reichsverfassung
unbedingt anerkennenden und den in Frankfurt gefaßten und noch zu fassenden Beschlüssen sich unterwerfenden Ministeriums verlangen und den gegen das volksfeindliche, verrätherische jetzige Ministerium
angefangenen Widerstand energisch fortsetzen.
Wir ersuchen alle Gemeinden und Städte von Rheinland-Westphalen, sich uns in unsern Bestrebungen anzuschließen. Die provisorische Centralgewalt muß und wird uns gegen jeden Zwang und
Unterdrückung in Schutz nehmen. — Wir sind aber auch bereit und gerüstet, mit eigenen Kräften, so lange es geht und die thätige Unterstützung der Centralgewalt nicht erfolgt, uns gegen die
bereits von den Dienern des Ministeriums Brandenburg-Manteuffel uns zugedachte Unterdrückung unserer Bestrebungen vermittelst Waffengewalt zu vertheidigen. Fast die ganze Grafschaft Mark ist bereits
aufgestanden und eine großartige Vertheidigung organisirt. Wir werden die Waffen nicht eher niederlegen, als bis unsere gesetzlich begründeten Forderungen erfüllt sind und die hohe heilige Sache des
deutschen Vaterlandes gesiegt hat. Zur Aufrechthaltung der öffentlichen Ruhe und Sicherheit sind Sicherheitsausschüsse niedergesetzt.
Westphälische, rheinische Brüder! Vereinigt Euch mit uns in gleichen Bestrebungen, zeigt jenem fluchwürdigen Ministerium durch Euren energischen Widerstand, daß es sich verrechnet hat, wenn es das
Volk wieder knechten und die Contrerevolution durchführen zu können glaubte. Und Ihr, unsere Brüder im Heere, Ihr werdet Euch nicht zu gefügigen Werkzeugen von Vaterlandsverräthern hergeben, Ihr
werdet nicht gegen Eure Brüder
[1700]
kämpfen, welche nichts wollen als Gesetz und Recht! Unser Aller Wahlspruch sei:
Ein einiges, freies Deutschland!
Die im Widerstande gegen das Ministerium Brandenburg-Manteuffel begriffenen Gemeinden und Städte der Grafschaft Mark.
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@facs | 1700 |
Koblenz, 12. Mai.
Diesen Morgen während des Exercitiums einer Kompagnie des 25. Regiments kam ein junger Mann, welcher sehr kurzsichtig ist und eine Brille trägt, dem gottbegnadeten
Hauptmanne etwas nahe. Der Ritter zog allsogleich den Degen, den jener mit dem Stocke abparirte, bis Soldaten ihrem Ritter zu Hülfe kamen. Sie schlugen ihn mit den Gewehrkolben zu Boden, währenddeß
unser Hauptmann selbstzufrieden den Muth des herrlichen Kriegsheeres bewunderte. Der Verwundete ist ein k. Intendantur-Sekretär, und somit wird die Sache wie viele andere vertuscht werden. Wenn es ein
Bürger gewesen, so würde es jetzt schon heißen, daß er die Soldaten verhöhnt habe etc. Der Vorfall wird jetzt schon als eines der berühmten Mißverständnisse angegeben, wahrscheinlich weil der
Verletzte ein Beamter, dazu Landwehr-Lieutenant und kein Bürger gewesen. Alle Zuschauer und die Pioniere waren auf's Höchste entrüstet. Eine Kompagnie der letzteren hat auf unbestimmte Zeit
Stubenarrest, weil sie auf offener Straße das Heckerlied gesungen. Ueberhaupt wird das herrliche Kriegsheer für den Bürgerkrieg gut vorbereitet. So suchte ein Artilleriehauptmann diese Woche seine
Kompagnie zu überreden, daß sie nicht „für König und Vaterland“, sondern bloß „für den König“ geschworen hätten.
[(Rh.- u. M.-Z.)]
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@facs | 1700 |
Aus dem Bergischen, 11. Mai.
Der Gemeinde-Rath zu Remscheid hat folgende Vorstellung an die Regierung in Düsseldorf gerichtet:
An die Königliche Regierung zu Düsseldorf.
Der in einer außerordentlichen Versammlung auf heute zusammengetretene Gemeinderath von Remscheid sieht sich dringend veranlaßt, Einer Königlichen Regierung von der hier herrschenden Aufregung aus
Anlaß der Einberufung der Landwehr Kenntniß zu geben. Die eingezogenen Mannschaften sind vernehmentlich gestern auf ihrem Sammelplatz zu Gräfrath von den sie begleitenden Gemeindegliedern gewaltsam
befreit worden, und die letzteren sprechen hier allgemein die Behauptung und Versicherung aus, daß sie bereit seien, sich nöthigenfalls mit bewaffneter Hand zum Schutze ihrer Mitbürger, der
einberufenen Landwehrmänner, jeder Gewalt zu widersetzen, wenn es nämlich von der Behörde versucht werden möchte, sie auf diese Weise einzuziehen. Auch der unterzeichnete Gemeinderath sieht in der
erfolgten Einberufung der Landwehr eine unnöthige, den inneren Frieden in hohem Grade gefährdende Maßregel, und bittet daher die Königliche Regierung, dahin wirken zu wollen, daß sie sofort
zurückgezogen werde.
Remscheid, 10. Mai 1849.
Der Gemeinderath.
(Folgen die Unterschriften.)
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@facs | 1700 |
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27
] Neuß, 13. Mai.
Die fieberhafte Stimmung hiesigen Orts erreichte ihren höchsten Grad, als man erfuhr, daß 13 der gefangenen Freischärler von Gladbach gestern Abend nach
Düsseldorf transportirt worden, nachdem einer an, von den Soldaten erhaltenen Wunden gestorben sein soll.
Ein Racheruf durchhallte die Stadt.
Unser Bürgermeister, ein Brandenburg-Manteuffel en miniature, den alle Demonstrationen und Mißtrauensvota der hiesigen Bürgerschaft nicht aus seiner Stellung herausbringen konnten, und sich in
dieser mit Arretirungen und Bajonetten behauptete, sah sich, da alles Militär nach Elberfeld abmarschirt, einsam und alleine und — dankte endlich ab.
Viel hat zu dieser Abdikation die „grasfressende“ Klasse beigetragen.
Als vor längerer Zeit die hiesigen Proletarier um Unterstützung aus den städtischen Fonds baten, wurde ihnen die Antwort: Wenn Ihr nichts zu fressen habt, geht auf die Wiesen und fresset Gras, wir
können Euch nicht helfen.
In Folge dessen wird nun, nachdem uns früher ein Polizeikommissar, der aus städtischen Mitteln unterhalten wird, trotz Gemeinderathsprotest, und vor einigen Tagen ein Landrath provisorisch
octroyirt worden, uns jetzt auch ein Bürgermeister gottesgnädig octroyirt werden.
Der für einen politischen Flüchtling gehaltene und gefangene, jetzt in Freiheit gesetzte Bürckner kann Ihnen die blutigen Merkmale. des traurigen Konfliktes der Soldatenbajonette mit seinem Rücken
zeigen.
Ein Herr Lieutenant, der die Arretirung des Wirthes Lukas leitete, gab einer Patrouille wörtlich den Befehl: „Schießt den Kerl nieder, wenn ihr ihn nicht ergreifen könnt, wir haben die
Gewalt!“
Solche Gewaltthaten geschehen in einer Stadt, die noch nicht einmal die Ehre des Belagerungszustandes genossen.
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@facs | 1700 |
Hagen, 13. Mai.
Vorgestern wurde hier von den Theilnehmern an der Bewegung ein Wagen mit Zündhütchen, Pulver und Patronen aufgefangen und Tags vorher wurde ein Courier des Majors, der hier
die Landwehr einzukleiden den Auftrag hatte, angehalten, und die Depeschen, welche er an das Oberkommando nach Münster bringen sollte, weggenommen. Von Iserlohn ist eine Deputation an das
General-Kommando nach Münster abgegangen, welche bei demselben folgende Bedingungen geltend zu machen suchte:
1) Amnestie für alle Vergehen;
2) Nichteinkleidung der Landwehr;
3) Annahme der Reichsverfassung von Seiten des Königs;
4) Entlassung des Ministeriums;
Die beiden ersten Punkte wurden sofort bewilligt; über die beiden andern versprach man, sofort nach Berlin zu berichten, von wo man innerhalb zweimal 24 Stunden Antwort zu erhalten hoffte. Die
Sache wird sehr ernst behandelt; alle Verbindung mit Iserlohn ist gehemmt, und Iserlohn ist nach allen Richtungen mit Wachtposten umgeben. Alles hat sich daselbst bewaffnet, doch wird Ordnung und
Disciplin mit einer Strenge gehandhabt, die bewundernswerth sein soll.
Man hat in Iserlohn auch Cavallerie gebildet, und hiezu die Remontepferde genommen, die sich dort befanden.
[(E. Z.)]
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@facs | 1700 |
Andernach, 13. Mai.
Gestern kam plötzlich eine Abtheilung Militär von Koblenz mit dem Dampfboote hier an, ließ das hiesige Landwehrzeughaus räumen und escortirte die Gewehre nach
Ehrenbreitstein, wo sie sich unter dem Schutze der Kanonen sicherer befinden sollen. Die Stimmung auf dem Lande ist eine höchst bittere. Auf heute ist eine große Volksversammlung nach Mayen
ausgeschrieben, an welcher sich viele Landwehrmänner betheiligen werden.
[(Rh.- u. M.-Z.)]
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@facs | 1700 |
Trier, 13. Mai.
Sie glauben nicht, wie ängstlich unsere Militär- und Civil-Behörden uns bewachen lassen. An allen Thoren ist Militär in verstärktem Maße aufgestellt, und obgleich es jetzt
erst 8 Uhr Morgens ist, so begegneten mir dennoch schon ein halbes Dutzend Patrouillen. Selbst auf der Porta martis (Simeonsthor) hat man Soldaten aufgestellt, ebenso auf dem Gangolphsthurme. Obgleich
außer der Hauptwache und den Wachen an den 30 Thoren der Stadt noch mehrere Wachen von 10 bis 20 Mann bestehen, so hat man gestern doch wieder eine neue gebildet, und zwar im Theaterhause. Die dort
einquartierte Truppenzahl scheint bedeutend zu sein, indem vor dem Hause gestern Abends eine Menge Soldaten auf- und abspazierten. Hr. Regierungs-Präsident Sebaldt hat trotzdem in seiner väterlichen
Vorsorge so eben eine Proklamation erlassen, in welcher er nach seiner bekannten Manier zu seinen Pflegebefohlenen spricht. Er decretirt uns ohne Umstände einen Belagerungszustand in optima forma,
obgleich er das Kind nicht geradezu beim Namen nennt. Für diejenigen Personen, welch die freisinnigen Aeußerungen Sebaldt's aus unserer glorreichen Barrikadenzeit vergangenen Jahres kennen, ist
diese Sprache unbegreiflich. „Es ist denkbar, sagt Hr. Sebaldt, daß hierbei durch strengere Handhabung der Polizei auf Straßen und öffentlichen Plätzen manche Unbequemlichkeit entsteht; allein
ich darf erwarten, daß der einsichtsvollere u. s. w.!“ Der Schluß der Proklamation ist besonders bezeichnend; er zeigt uns in seiner ganzen Glorie das milde Beamtenherz des Hrn Präsidenten.
Dieser Schluß heißt: «Ich hoffe, die Zeit zu erleben, wo man es mir Dank wissen wird, zeitig Ernst gebraucht zu haben: denn unter Umständen ist der strenge Weg der schonendste!“
[(Rh.- u. M.-Z.)]
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@facs | 1700 |
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34
] Berlin, 13. Mai.
Aus zuverlässiger Quelle kann ich Ihnen die Nachricht mittheilen, daß die oktroyirte Reichsverfassung bereits gedruckt ist, und morgen an alle Regierungen
versendet wird. Das Ganze ist nach Hansemann's Vorlagen bearbeitet. Im Eingang heißt es: „Um den anti-demokratischen (!) und anarchischen Bestrebungen ein Ende zu
machen!“
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@facs | 1700 |
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*
] Berlin, 13. Mai.
Die Ereignisse am Rhein und dem allezeit treuen Westphalen selbst, welche jetzt zum hellen flammenden Aufstand geworden sind, machen die Besorgnisse der
Regierung im hohen Grade rege. Es wird Ministerrath auf Ministerrath gehalten und man sucht sich selbst und untereinander Muth einzusprechen und zu energischen Beschlüssen zu kräftigen. Daß man alles
auf eine Karte setzen, daß man das Schwert allein will entscheiden lassen, scheint gewiß. Man wird das alte preußische Spiel wieder treiben, Bürger gegen Arbeiter, Besitzlose gegen Besitzende
aufzuregen, je nach den verschiedenen Verhältnissen. Man wird die konfessionelle Verschiedenheit benutzen, man wird einen Stamm durch den andern erdrücken wollen Gegen die Polen schickt man Schlesier
und stachelt einen pseudo-germanischen Enthusiasmus gegen sie auf. Für Süd- und Mittel-Deutschland aber und für die Rheinprovinz bedient man sich der treuen Märker und Pommern. Ein Leitartikel der
„deutschen Reform“ zeigt, daß man sogar daran gedacht hat, die westlichen Provinzen ihrem Schicksal zu überlassen, nur Köln und Koblenz zu halten und die ganze Kraft zur Hülfeleistung an
andere Regierungen zu verwenden. Jedenfalls gilt es, diesem schlauen Spiel alle Mittel entgegenzusetzen; es ist besonders die Aufgabe der westlichen Provinzen, in einem so gefährlichen Kampf bis auf
den letzten Mann auszuharren, obwohl wir durchaus nicht verkennen, daß die eigentliche Gefahr in der Unthätigkeit des Nordens und besonders Berlins liegt.
Es ist im höchsten Grade bemerkenswerth, daß wir aus Sachsen über den Verlauf des sich jetzt entspinnenden Gebirgskampfes ganz ohne Nachrichten sind. Man weiß nicht das Mindeste von Tzschirner,
nichts vom Stand der Sachen in Freiberg u. s. w. Danken müssen wir es aber den offiziellen Blättern, daß sie es gerade sind, welche die Bestialitäten des Militärs so offen erzählen; wären wir es, so
würde man nicht säumen, uns der Verleumdung zu beschuldigen. So erzählt aber Herr Rellstab, den die Vossische nach Dresden geschickt hatte, daß man auf der Elbbrücke, Gefangene in den Fluß stürzte,
und auf die, welche schwimmen konnten, geschossen hat!! Die „Deutsche Reform“ erzählt heute, daß die gefangenen Insurgenten drei Tage lang in der Kirche zusammengepreßt waren, ohne daß
diese nur einmal gereinigt und gelüftet wurde. Selbst dies ministerielle Blatt meint, es wäre dadurch die Kirche ein furchtbarer Aufenthalt geworden.
Wir bekommen hier in Preußen ganz die schönen Zeiten des alten Regime zurück, man scheut sich schon jetzt nicht, offen und rücksichtslos zu restauriren. So hat man auch das berüchtigte schwarze
Kabinet der Post wieder eingeführt, (wer weiß, ob es je zu existiren aufgehört hat?) und das Erbrechen und Unterschlagen von Briefen an Personen, welche der Kompagnie Manteuffel besonders gefährlich
erscheinen, hat wie früher begonnen. Wir sehen uns aber durch dies neue Verfahren der Regierung veranlaßt, Abgeordnete, welche hier der Linken angehörten, oder sich in Frankfurt befinden sollten,
hiermit zu warnen! Sie mögen vorsichtig und immer darauf gefaßt sein, daß der Inhalt ihrer Briefe gelesen wird, wenn man sie überhaupt an die Adresse befördert.
Der Buchdruckereibesitzer Reichardt war vor einigen Tagen zum Minister Manteuffel gegangen, um von diesem Abhülfe zu verlangen gegen die vielen Störungen seines Geschäfts, denen er durch die harten
Maßregeln des Herrn Wrangel noch unterliegen müsse. Er wurde indeß sehr ungnädig empfangen. Manteuffel rieth ihm zu machen, daß er fortkomme, er begriffe den General Wrangel nicht, wenn er
(Manteuffel) Oberbefehlshaber wäre, so würde er ihn längst haben erschießen lassen.
Herr Wrangel hat den Besitzer der „ewigen Lampe,“ einer bekannten Bierstube, zu sich rufen lassen, und ihm bei Strafe der Schließung seines Lokals anbefohlen, er solle keine
politischen Gespräche bei sich dulden. Als Herr Siechem, so heißt der Wirth, zu erwidern wagte, daß er doch seinen Gästen nicht das Sprechen verbieten könne, wurde ihm durch denselben geistreichen
Krieger geantwortet: „Das geht mir nichts an, das ist Ihre Sache!“ Seit diesem ominiösen Gespräche warnt eine schwarze Tafel in der ewigen Lampe vor politischen Gesprächen.
Die ersten 36 Geschwornen, mit denen uns Hr. Oberkonstabler Hinkeldey, gemäß der Schöpfung Rintelens beschenkt hat, scheinen wirklich aus den enragirtesten Preußenvereinern zusammengesetzt zu sein.
Wir nennen nur Furbach, Geppert, Borsig, Dr. Krappe, v. Tempelhof, einige Hof-Tailleurs und Hof-Schuhmacher u. dgl serviles Volk mehr. Dazu hat der Staatsanwalt noch das Verwerfungsrecht von 12
Geschwornen und es wird dem Angeklagten schwer fallen, aus den alsdann Uebrigbleibenden 12 herauszusuchen, zu deren Unparteilichkeit er mehr Vertrauen hätte wie zu den Anderen. Die armen politischen
Verbrecher! Sie werden vor diesem Forum noch viel weniger Gnade finden, als vor den personifizirten Landrechten, welche früher über sie zu Gericht saßen.
Da nach jedem Belagerungszustand, jeder bombardirten oder sonst für die Freiheit gefallenen Stadt alle Kurse zu steigen pflegen, hielt es eine Anzahl hiesiger, als rothe Reaktionäre und Haussiers
bekannter Börsenwucherer für ihre Pflicht, dem herrlichen, siegreichen Kriegsherr in Dresden den Dank der Berliner Börse zu überbringen. Gestern Nachmittag ist deshalb eine derartige Gesellschaft nach
Dresden gereist, beladen mit Körben voll Blumen und Kränzen, welche sie den Truppen überbringen wollen. Nebenbei werden sie sich weiden an dieser zerschossenen Stadt und sich ärgern, daß nicht mehr
von dem Pöbel erschossen, erstochen oder ersäuft sind (s. Vossische Zeitung vom 12), der so oft die Ursache war, daß die Kurse fielen. An der Spitze dieses Triumphzuges stehen M. Jüterbogk, Asche
etc., hier sehr wohl bekannte Subjekte.
Hr. Massaloup ging nach Schlesien im Auftrage des Ministeriums, um dort die Arbeiter und Proletarier zu gewinnen. Seine früheren demokratischen Verbindungen machten es ihm leicht, sich mit den
Führern der Bewegung, wie er meinte, in Einverständniß zu setzen und sie, seiner Ansicht nach über sein letztes Ziel und seine endlichen Zwecke zu täuschen. Er schien auch einen sehr günstigen Erfolg
zu erlangen, den er freilich durch Versprechungen über Versprechungen erkaufen mußte. Als er nach Berlin zurückgekehrt war, wurden seine Berichte über den günstigen Stand der Sache in Schlesien mit
großer Freude gehört, mit etwas geringerer aber die Forderung, man müsse jetzt 200,000 Thlr. hergeben, um die Versprechungen zu realisiren, welche er dem Proletariat, besonders den armen Webern im
Gebirge gemacht hatte. Er setzte hinzu, daß, wenn man diese Unterstützung nicht geben werde, sei Schlesien in acht Tagen in Aufruhr. Das Schicksal hat gewollt, daß wider sein Erwarten und ohne
Verbindung mit der Urbewegung der Aufstand in Breslau wirklich gleich darauf losbrach, und seine Vorhersagung ganz gerechtfertigt erschien. Er mochte nun hoffen, jetzt die größte Anerkennung seiner so
offenbar gewordenen Gewandtheit und klaren Einsicht in die Verhältnisse zu finden, erfuhr aber das Gegentheil. Der Minister erklärte, jetzt sei es zum offenen Kampfe gekommen, man könne sich daher
nicht mehr mit Unterhandlungen abgeben, sondern müsse nun das Schwert in die Wagschaale werfen. So wurde also dem Hrn. Massaloup indirekt zu verstehen gegeben, man bedürfe seiner ferneren Dienste
nicht mehr.
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@facs | 1700 |
[
*
] Berlin, 12. Mai.
Das Organ der Brandenburg-Manteufel (Neue Preußische Zeitung) enthält wörtlich folgende amüsante Stelle:
„Wir hören, daß der Ober-Präsident Eichmann wieder sehr viel vom Abfall der Rheinlande faselt. Manche unserer Leser erinnern sich vielleicht, daß dieser edle Herr schon im März 1848 solche
Lenzesblüthen entfaltete, aus denen sich im Oktober die schöne Frucht eines Ministeriums entwickelte, das hie und da Ministerium der Schande genannt wird. Jetzt aber ist der Mai 1849, und wir bitten
den sehr edlen Herrn, der weder eine Eiche noch ein Mann sein soll, dies zu bedenken. Er würde zwar die Ehre Preußen's wohl nicht retten, wenn sie gefährdet würde, das glauben wir gern. Aber
noch giebt es Männer in Preußen, die minder deutsch-französisch gesonnen sind, als Eichmann und Komp., und wir fürchten sogar das Ungeheure nicht, daß Herr Eichmann seinen — Abtritt
nähme.“
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@facs | 1700 |
[
*
] Berlin, 13. Mai.
Die „Neue Preußische Ztg.“, Organ des Ministeriums Brandenburg-Manteuffel, schleudert der Rheinprovinz Folgendes ins Gesicht:
„Die Rheinprovinz, wenigstens der „deutsch-gesinnte“ Theil, droht wieder mit dem Abfall und ist so deutsch, daß man französisch werden will. Glück auf! wir hätten Nichts
dagegen und bäten nur, auch den „muthigen“ Oberpräsidenten mitzunehmen. Leider aber dürfen wir weder die Drohung noch den Abfall fürchten. Die preußischen Gascozner am alten deutschen
Rhein, denen jetzt die Milch der frommen Denkart sich in sauern Wein verwandelt, wir kennen ihre alte Parade. Ihre Begeisterung ist, wie ihr Patriotismus, nichts als ein Rechenexempel; hat man sie auf
den Mund geschlagen und ihre Deputationen abgewiesen, so sind sie wieder so treu und gut wie jetzt ihr Oberpräsident. Der März des überwundenen Jahres hat uns um manche Erfahrung reicher gemacht, und
die rheinischen Trompeten reichen nicht mehr aus, den preußischen Königsthron zum zweiten Male umzublasen. Mag abfallen, was faul ist, das Gute bleibt doch sitzen, und Preußen hat auch den Tilsiter
Frieden überstanden. Was man uns nicht bringt das holen wir uns, und die Regierung sowie „die alten brandenburgischen Kernwanzenlande, werden nicht darunter leiden, wenn der
„deutsche“ Rhein zur Abwechslung als wiedereroberte Provinz behandelt werden könnte; wir würden uns alsdann auch die drei Millionen Unterstützungsgelder vom vorigen Jahre zurück
erbitten.“
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@facs | 1700 |
[
*
] Berlin, 12. Mai.
Es ist in heutiger Zeit gut, an das zu erinnern, was erst vor wenigen Monaten sich zugetragen, was aber bei den sich überfluthenden Ereignissen leicht aus dem
Gedächtniß und aus den Augen verloren wird.
Die Note, welche der König von Preußen am 8. April vorigen Jahres durch den außerordentlichen Gesandten L. v. Wyldenbruch in Kopenhagen dem dänischen Minister des Auswärtigen
zustellen ließ — Camphausen war Minister und hat dadurch allein seine Befähigung zu diplomatischen Schurkenstreichen und biedermännischem Volksverrath genugsam bewiesen — jene Note, nach
welcher Preußen im vorigen Jahre handelte, wie es im jetzigen handelt, lautete:
„Preußen wünscht vor allen Dingen die Herzogthümer Schleswig und Holstein ihrem König-Herzoge zu erhalten und ist gleich weit davon entfernt, seinen eigenen Interessen oder dem Ehrgeize
dritter Personen dienen zu wollen. Im Interesse Dänemarks aber, so wie dem aller Nachbarstaaten liegt es, daß die Deutschen Fürsten sich der Angelegenheit kräftig annehmen, und einzig der Wunsch,
die radikalen und republikanischen Elemente Deutschlands zu verhindern, sich unheilbringend einzumischen, bewog Preußen zu den gethanen Schritten Das Einrücken Preuß. Truppen in Holstein hatte den
Zweck, das Bundesgebiet zu sichern und zu verhindern, daß die republikanischen Elemente Deutschlands, an die die Herzogthümer als letztes Mittel der Selbsterhaltung hätten appelliren können,
sich der Sache zu bemächtigen vermöchten. — Die Idee einer nordalbingschen Republik, welche bereits hervorgetreten ist, ist geeignet, sowohl Dänemark als die Deutschen Nachbarländer
ernstlich zu gefährden. Preußen wird in dieser Stellung abwarten, ob Dänemark zu einer friedlichen Ausgleichung die Hände bietet. Sehr bereit ist der Unterzeichnete, so viel an ihm liegt, daß die von
Sr. Majestät dem Könige von Dänemark als erste Bedingung friedlicher Unterhandlungen gestellte Forderung, der Zurückziehung Preuß. Truppen aus der Altstadt Rendsburg, erfolge. Eine friedliche
Ausgleichung ist jetzt noch möglich, sie wird es nicht mehr sein, wenn der König von Dänemark in einem erbitterten Kampfe seinen Deutschen Unterthanen gegenübergetreten sein wird, der, den
unwahrscheinlichen Fall auch angenommen, daß Dänemark der Kraft des gesammten Deutschlands gegenüber in dem Kampfe Sieger bliebe einen dauernden und bleibenden Besitz für Dänemark niemals begründen
kann. Der eigene Vortheil Dänemarks ist es, den Preußen im Auge hat,
seine Größe, seine Selbstständigkeit will es, die ihm durch Abreißung der Herzogthümer bedroht scheint, und ist erbötig
dazu mitzuwirken.“
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@facs | 1700 |
[
X
] Königsberg, 10. Mai.
Während die Tagelöhner, die von den Preußenvereinen bisher durch Verabreichung von Taback, Bier und Geld zu den „schwarzweißen“
Vereinssitzungen hingezogen und für die Reaktion gewonnen wurden, endlich den Braten zu riechen anfangen und wieder revolutionär werden: ist ein guter (allerdings denkunfähige) Theil der Gesellen, die
zuerst mehr auf die revolutionäre Seite neigten, der Reaktion halbwegs zugefallen. Dieses Kunststück hat der hiesige „Gewerbe-Innungs-Verein“ zu Stande gebracht.
Dieses mittelalterliche Institut besteht aus Meistern, die für den Zunftzwang schwärmen, in dessen Wiedergeburt sie die Lösung der sozialen Frage erkannt haben. Zu dieser Erkenntniß hat sie eine
Manteuffel'sche Kreatur gebracht, einer jener Emissäre, die jetzt in allen größern Städten unter den Handwerkern im Solde der Reaktion ihr Wesen treiben. Früher königl. preuß.
Regierungsschreiber, dann Gutsbesitzer, schmiert jetzt dieser Mensch, der den ganzen Verein am Gängelbande im Dreck herumtummelt, dessen Organ, eine Wochenschrift, zusammen, die unter dem Titel:
Centralblatt des Gewerbe-Innungsvereins der Provinz Preußen, die Verdummung des Handwerkerstandes bezweckt. Unermüdlich werden in diesem Geschmiersel die Gesellen bombardirt; bald mit winselnden,
herzerweichenden Phrasen: „Wir bitten, wir beschwören Euch, vertraut dem Worte Eurer Meister, die es wahrlich wohl mit Euch meinen!“ Bald mit tiefsinnigen Vernunftgründen, denen kein
angespannter Gesellenverstand zu widerstehen vermag: „Wollten nun auch noch die Gesellen an dem Stamme (den Meistern) zerren und rütteln, so würden sie sich in das eigene Fleisch schneiden,
denn sie alle wollen ja selbst Stämme d. h. selbstständig (Meister) und
[1701]
Familienväter werden!“ Das aber ist in der That des Pudels Kern, und solange den Gesellen noch Meisterwürde und Privilegien winken, solange werden sie kontrerevolutionär sein. Die unsrigen sind
es jetzt „mit Bewußtsein“ geworden, da der Herr Fabrikant jener Pudelschmiere voll gottbegnadeter Inspiration nicht verschmähte, jeden einzelnen widerspenstigen Gesellen anzupacken und
ihn mit seinen bombastigen Reden so lange zu nothzüchtigen, bis er erschöpft, vom heiligen Geiste überkommen, alles glaubte, was das große Breimaul nur immer wollte. Die einige Gesellenschaft, welche
in der großen Mistpfütze nicht ersoffen, ist die der Tischler. Unter ihr befinden sich einige tüchtige Sozialdemokraten, die den revolutionären Geist zu unterhalten und zu schüren gewußt haben.
Entschieden tritt die Tischlergesellenschaft jetzt den Gewerken, dem Gesellen- und Gewerbe-Innungsverein entgegen, sie will vom „aufgedrungenen Gewerbegesetz“ nichts wissen und erklärt
den Meistern, falls diese sich erdreisten sollten, nach jener Mißgeburt zu handeln, sich einer solchen Bevormundung unter keinen Umständen zu fügen: „Einrichtungen, sagen die Gesellen, die uns
nur allein angehen, werden wir auch selbst zu regeln wissen, dazu brauchen wir keine
Meister als Leithämmel. Mögen doch die Meister für ihren
Innungs-Zopf schwärmen und agitiren, so viel
sie wollen, nur uns mögen sie mit ihrem Zopf ganz in Ruhe lassen, denn wir verabscheuen solche mittelalterliche Mißgeburten, und das ganze
Innungs-Zopfwesen gehört in die
Rumpelkammer.“ Die jüngsten Ereignisse haben der Tischlergesellenschaft bereits Anhänger unter den Gesellen verschiedener Gewerke geschafft und werden ihr noch mehr zuführen, wie
überhaupt die bornirte Brutalität der Contrerevolutionärs jetzt mehr als jemals für das demokratische Banner wirbt. Eine einzige gottbegnadete Schandthat schafft mehr, als alle Beschwörungsformeln und
biedermännische Bekehrungswuth der langsamen Vorwärtstrippler.
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@facs | 1701 |
[
61
] Breslau, 12. Mai.
Gestern Abend verbreitete sich das Gerücht, die Russen seien bei Wodowice bereits geschlagen worden. Nach dem Aussehen zu urtheilen, welches das über
Kosel transportirte russische Menschenvieh darbot, würde mich dies kein Wunder nehmen. Nur ein Ulanen-Regiment soll einigermaßen leidlich gewesen sein. Darum bemühen sich die deutschen
Standrechtsblätter auch, dem Michel mit erdrückenden Massen, die angeblich von allen Seiten nach Oestreich vorrücken, zu imponiren. Man glaubt, wenn man davon lies't, mit russischen Milliarden
zu thun zu haben. Die Deutschen haben jetzt die Pflicht, die Franzosen in's Land zu rufen, wenn dieselben die Knutenpolitik, was zu erwarten steht, verlassen. Die Kosten des Russentransportes
werden von Berlin aus durch Manteuffel bezahlt. Die hohenzollern'sche Apotheose in Nummer 294 der Neuen Rheinischen Zeitung hat uns unter dem Belagerungszustande um so mehr erquickt, als damit
gleichzeitig die neueste Oktroyirte vom 10. Mai hier ankam. Aller Blicke sind auf Westdeutschland gerichtet, und man meint, die erwähnte hohenzollern'sch-russische Standrechtsverfassung sei
nach der Räumung Dresden's, auf die man gewartet, lediglich in der Absicht gemacht worden, die ganze Rheinprovinz in Belagerungszustand zu versetzen und ihr mit diesem Schlage ad graecas
calendas nicht nur die Preßfreiheit, das Vereinsrecht u. s. w., sondern auch ihre Rechtsverfassung zu eskamotiren.
Wie man jetzt mit Bestimmtheit vernimmt, sind am 7. und 8. an 114 Militärs theils geblieben, theils verwundet worden. Dadurch werden die Angaben der hiesigen Standrechtsblätter einigermaßen
berichtigt. Sicher ist, daß in der Nacht des 7. und 8. viele Militärs heimlich auf der Schießwiese verscharrt worden sind.
Jetzt machen die Lieutenants auf den Straßen, wo sie sich nur haufenweise zu zeigen wagen, die Polizeisergeanten, und üben sich im kalabresischen Wegelagern. Geht z. B. ein ihnen bekannter Demokrat
in der Dämmerung seines Wegs und ein Lieutenant sieht ihn, so gibt er seinen, überall zur Lauer und zum Einfangen aufgestellten Soldaten einen heimlichen Wink; der Demokrat wird plötzlich umzingelt,
unter Mißhandlungen der brutalsten Art fortgeschleppt, verhöhnt, angeschnauzt und dann natürlich wieder freigelassen. Das ist das neueste Spiel der königl. preuß. Lieutenants, bei dem sie selbst
Frauen nicht verschonen.
Unser Gräfchen Monts; dessen Wänstchen am Rheine gezogen worden, ist ein preußenpfiffiger Monsieur. Im Löwenkeller, dem gewöhnlichen Versammlungsort der Demokraten, ist's jetzt Abends
voll von Spionen, die unter dem Schutz der ganz nahen Bajonette die preußische Kourage haben, laut über „Volksbeglücker“ etc. zu schimpfen. Auf dem Tauenzienplatz dauert das nächtliche
Karaibengebrüll fort. Daß Engelmann entschlüpft ist, macht den Lieutenants besondern Kummer. — Bevor die Schlächterei des 7. und 8. begann, hatten sie sich bereits vor den Wohnungen vieler
bekannten Demokraten mit gehöriger Mannschaft aufpostirt, und ihnen mit augenblicklichem Tode gedroht, insofern sie es wagen sollten, sich aus der Stube zu entfernen. Dies beweist, wer zum 7. und 8.
den Plan gemacht. Ein besonders berüchtigtes braunes Husarenregiment ist jetzt fast ganz hier eingerückt.
4 Uhr. Zur Ermordung der Magyaren werden mit deutschen Mitteln und hohenzollern'schem Schutz heute abermals 5000 Russen in 5 Zügen von Krakau nach Oderberg befördert. Da das Volk in Ratibor
die Schienen der Bahn aufzureißen drohte, so hat preußisch-deutsches Militär zum Schutze der Knute sich längs der oberschlesischen Bahn bis Oderberg aufgestellt. Uebrigens sollen die Russen bei
Bielitz von den Magyaren wirklich geschlagen worden sein. Die Gerüchte von ihrer Entfernung von der galizischen Gränze, die Entfernung selbst sind russische Kriegslisten gewesen, durch welche die
Aufmerksamkeit der Magyaren von dieser Seite des Einmarsches abgelehnt werden sollte. Und Frankreich, England und Deutschland schweigen!
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@type | jArticle |
@facs | 1701 |
[
61
] Breslau, 11. Mai.
Die Xerxes-Heere Nikolaj, obwohl sie ganz in unserer Nähe über Deutschland zum Völkermord gegen die Magyaren getrieben werden, interessiren uns in diesem
Augenblicke lange nicht so, wie das kleine Russenheer von Franzosen in Rom. Die Anhänger des Absolutismus und das Volk freuen sich gleichmäßig über die Termopylen, welche dies russische Franzosenheer
vor Rom gefunden. Das Volk will in den Termopylen Rom's die zukünftigen Termopylen an der Donau, am Rhein und an der Seine erkennen, es weiß, daß die Gesammt-Infamieen aller gekrönten
Menschheitsschänder der Geschichte der französischen Bourgeois-Infamie nicht das Wasser reicht, und unter dem Volke von Frankreich eine neue Riesenrevolution erzeugen muß.
Während dem Civil untersagt wurde, seine Todten anders zu begraben, als es mit erschossenen Hunden geschieht, fand heute auf Seiten des Militärs eine feierliche Beerdigung einiger ihrer Gefallenen
statt. Es wurde absichtlich viel militärisches Getöse gemacht. Das Volk blieb jedoch ruhig. Als der Zug am blauen Hirsch vorüberkam und das Volk stumm geblieben war, wie zuvor, da hoben die denselben
begleitenden Lieutenants allein den Degen drohend gegen die Fenster empor, aus welchen ihnen Unterricht in der Sterblichkeitslehre geworden war. Die bekannten Demokraten haben Hausarrest und werden
darin von Militär bewacht.
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@type | jArticle |
@facs | 1701 |
Prag, 11. Mai.
Zwei neue Plakate werden veröffentlicht; das eine, unterzeichnet vom Interimskommandanten Feldmarschall-Lieutenant Khevenhüller, enthält nähere Bestimmungen über den
Ausnahmszustand; die Kaffe- und Wirthshäuser müssen um 11 Uhr geschlossen werden, von welcher Stunde der Uebergang über die Brücken nur einzelnen Personen gestattet ist.
Das andere Plakat vom Bürgermeister Wanka Namens des Stadtverordnetencollegiums enthält nebst der Bitte an die Mitbürger, sich ruhig zu verhalten, damit die Freiheiten nicht noch mehr geschmälert
werden, einen wenn auch verhüllten, doch ziemlich scharfen Tadel gegen das unvermuthete Verkünden des Belagerungszustandes, der, wie die Kundmachung sagt, ohne Einwilligung und Wissen des
Bürgermeisters und der Stadtverordneten verhängt wurde. Zugleich wird die Erklärung veröffentlicht, daß man Alles aufbieten werde, um die Veröffentlichung der Gründe über die eingetretene militärische
Strenge zu erlangen. — Mit Ausnahme der Brücken, der Anhöhen und des Bahnhofes sind die Truppen von den meisten Orten zurückgezogen worden; doch langen stündlich Verstärkungen an Infanterie und
Kavallerie an. — Die Redakteure sämmtlicher Blatter waren heute Morgen beim Feldmarschall-Lieutenant Khevenhuller vorgeladen, wo ihnen die Verhaltungsmaßregeln mitgetheilt wurden, und vor
aufreizenden Artikeln unter Androhung der Confiskation und kriegsrechtlicher Behandlung gewarnt wurde.
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@type | jArticle |
@facs | 1701 |
[
*
] Dresden, 9. Mai.
Die offizielle Hauptkloake des großen Spucknapfes Leipzig, die „Leipz. Ztg:“ erklärt die Ermordung des Prinzen von Schwarzburg-Rudolstadt
durch die preußischen Banditen in der Weise, daß der Prinz wegen seiner Augenkrankheit mit verbundenem Kopf im Bett gelegen habe und deshalb von den Soldaten als ein verwundeter Insurgent angesehen
worden sei. Das Leipziger Spucknapf-Blättchen constatirt also die Thatsache, daß die herrlichen Truppen des Potsdamer russischen Unterknäs ihre Bravour an „wehrlosen und verwundeten
Insurgenten“ zu bethätigen pflegen.
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@type | jArticle |
@facs | 1701 |
[
40
] Dresden, 10. Mai.
Unter den vielen standrechtlichen Erlassen, von denen jetzt einer den andern drängt, lautet der auf die Elbschifffahrt bezügliche, wie folgt:
„Die Elbschifffahrt wird mit Ausnahme der Dampfschiffe hiermit freigegeben. Wegen der Abreise und Ankunft von Fremden mit den Dampfschiffen sind Kontrol-Maßregeln angeordnet und es haben zu
deren Anwendung die Dampfschiffe bis auf weitere Anordnung an dem Elbberg in der Nähe des Zollhauses anzulegen und von dort ihre Fahrten zu beginnen.
Dresden, am 10. Mai 1849.
Der Ober-Befehlshaber der bewaffneten Macht, von Schirmding.“
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@type | jArticle |
@facs | 1701 |
[
*
] Frankfurt, 13. Mai.
Dem Berichte Eisenstuck's über seine Wirksamkeit in der Pfalz entnehmen wir folgende Stellen:
„Je länger ich in der hartbedrängten Provinz weile, um so mehr wird es meine feste Ueberzeugung, daß die Erhebung des Pfälzer Volkes durch alle Schichten hindurch nichts Anderes ist, als der
tiefgefühlte Unwille eines, durch seine freien Institutionen durch und durch politisch gebildeten Volksstammes über die Schmach einer unerträglichen Rechtsverletzung.“
„Von allen Seiten droht Gefahr, mit Besorgniß und Aufregung blickt die Bevölkerung nach den offenen Gränzen, von wo allerwärts Truppen einbrechen können, welche der Verfassung Feind sind,
und gern wird man militärische Hülfe im Innern begrüßen, wenn sie nur aus Truppenkörpern besteht, denen die mit Recht mißtrauische Bevölkerung eine entschiedene deutsche Gesinnung zutraut. Mit banger
Besorgniß sieht man von vielen Seiten auf Frankfurt, denn die unerwarteten Einmärsche undeutscher Truppen auf Anordnung der Centralgewalt haben die höchste Aufregung hervorgerufen. Man steht gerüstet
und man wird kämpfen, wenn die deutsche Sache von Frankfurt irgend verleugnet werden sollte. In diesem Augenblick verbreitet sich das Gerücht vom Einmarsche altbaierischer Truppen, um das Land zu
besetzen — das würde neue Gefahren bringen, und ich glaube, die Bevölkerung hat das Recht, sie mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln abzuwehren.“
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@type | jArticle |
@facs | 1701 |
[
103
] Frankfurt, 13. Mai.
Im Reichsministerium sind so eben amtliche Nachrichten aus dem Oberlande eingetroffen. Nach ihnen ist in Rastatt eine Militär-Revolution ausgebrochen;
die badische Garnison, 4000 Mann stark, hat sich der Festung mit allen Munitions- und Waffenvorräthen bemächtigt, fünf ihrer Offiziere getödtet und die Republik proklamirt. Der Commandant, General
Cloßmann, ist tödtlich verwundet. Die Gefangenen Struve und Blind waren schon in der Nacht vorher heimlich und ungesetzlicher Weise in die Zellenkäfige nach Bruchsal fortgeschafft worden, ein Beweis,
daß man den Truppen, welche bereits mit dem Standrecht bedroht wurden, schon seit mehreren Tagen nicht mehr traute. In Lörrach sollen die Soldaten ebenfalls ihren Oberst erschossen und sich dem
Aufstande angeschlossen haben. Frankfurt ist voll von baierischen und badischen Offizieren, welche von ihren Truppen desertirten, weil die Soldaten sie mit Zwangsmitteln für die Volkssache bekehren
wollten.
Der Reichsjohannes hat einen Aufruf an die „Reichstruppen im Allgemeinen“ erlassen, worin er dieselben nicht zum Schutz der Verfassung, sondern zum „Widerstand gegen eine
Partei“ auffordert, welche in dem „unglückseligen Verfassungsstreit (!) anderweitige, verderbliche Zwecke“ verfolge. Selbst die hiesige stupide Bourgeoisie ist nachgerade
wüthend geworden über die Perfidie dieser „biedern“ habsburgischen Reichsverwesung. Das neue Ministerium, welches dem Conflikt zwischen der Nationalversammlung und Johann-Ohneland
abhelfen soll, wird aus Grävell (!!), Peucker und — erschrecken Sie nicht [unleserlicher Text] dem komischen Industrieritter Stedtmann aus Koblenz bestehen.
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@type | jArticle |
@facs | 1701 |
[
*
] Mainz, 11. Mai.
Die Masse derer, welche den Pfälzern von hier und aus Rheinhessen überhaupt zu Hülfe gezogen, läßt sich auf mindestens 15,000 M. schätzen. Das Dorf
Oberingelheim hat allein 270 M. gestellt, trotzdem daß die Landleute gerade jetzt dringende Feldbauarbeiten zu machen haben.
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@type | jArticle |
@facs | 1701 |
[
*
] Heidelberg, 11. Mai.
Nach der „Deutschen Zeitung“ ist der würdige Frankfurter Deputirte Welcker bei seiner Ankunft vom Bahnhof „auf die gemeinste
Weise“ vom Pöbel mißhandelt worden und hat sich nur mit Mühe in das Haus eines ihm befreundeten Bourgeois retten können. Der edle Gervinus soll wegen wiederholter ähnlicher Begrüßungen,
Heidelberg verlassen wollen.
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@facs | 1701 |
Mannheim, 13. Mai.
In Freiburg haben am 11. Bürger und Soldaten vom zweiten badischen Infanterieregiment ein Verbrüderungsfest gefeiert. Aus Bern erfährt man, daß General
Dufour, in Anbetracht seiner „Altersschwäche“ und seiner Stellung zur Eidgenossenschaft, die Einladung in die Rheinpfalz abgelehnt hat.
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@facs | 1701 |
Freiburg, 11. Mai.
Gegen die fünf des Hochverraths Angeklagten: W. Baumann, H. Lefebre, C. Schnepf, Laugguth und Bonaventura Maier, sprach heute das Geschwornengericht das
„Nichtschuldig» aus, worauf das Publikum in stürmisches „Bravo“ ausbrach. Heute Nochmittag eröffnete der Präsident die Sitzung mit dem Vorlesen einer Eingabe des
Staatsanwalts, des Inhalts, daß auf die Anklage der weiteren 11 Angeschuldigten im Hinblick auf den Wahlspruch der Geschwornen von heute früh, von ihm verzichtet werde, so daß also diese sofort in
Freiheit gesetzt worden sind.
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@facs | 1701 |
Heilbronn, 10. Mai.
Vom Turnverein in Hall ging hier die briefliche Nachricht ein, daß am 8. d. M. Mittags viel baierische Quartiermacher in jener Stadt eingetroffen, daß dieselben
von der Haller Bürgerschaft zurückgewiesen, und unter der Drohung weiter geritten seien, daß man sich den Durchzug zu erzwingen wissen werde. Der Turnverein von Hall wandte sich alsbald an den
hiesigen, mit der Aufforderung, sich zu rüsten. — Stadtrath und Bürgerausschuß von Heilbronn haben heute beschlossen, 25,000 scharfe Patronen und 15,000 blinde (zum Exerciren) anfertigen zu
lassen und unter die Bürgerwehrmannschaft zu vertheilen. Der Bürgerwehrverein läßt von Haus zu Haus Geldbeiträge durch eine eigene Kommission sammeln.
[(Beob.)]
@type | jAnnouncements |
@facs | 1702 |
Zur Unterstützung der deutschen Sache sind ferner eingegangen durch K — l. 5 Thlr. — Von Vr. 3 Thlr. — Durch Beckhausen 16 Sgr. — Durch Dr. Weyll 1 Thlr. 2 Sgr. —
Durch Kfm. Ks. 11 Thlr. 6 Sgr. — Durch V. 10 Thlr.
Vor dem Aufrufe waren bereits eingegangen durch Kfm. Ks. und R. 37 Thlr. 15 Sgr. 6 Pf — Durch Dr. Weyll 1 Thlr. 16 Sgr. — Durch H. 8 Thlr. — Durch Funk 2 Thlr. — Von
Rtghs. 5 Thlr. 22 Sgr. 6 Pf. — Von L. 16 Sgr. — Zusammen 62 Thlr. 4 Sgr. 8 Pf.
Hierzu die gestern angezeigten 44 Thlr. 7 Sgr. 3 Pf. Im Ganzen 137 Thlr. 5 Sgr. 11 Pf.
Köln, 14. Mai 1849.
Schifffahrts-Anzeige.
Köln, 14. Mai 1849.
Angekommen.
D. Tromp von Rotterdam mit 2293 Ctr.; J. Acker von Mainz; H. Klee von Kannstatt.
Abgefahren.
D. Schlägel nach Coblenz; J. Castor nach der Saar; L. Heuß nach Heilbronn, sämmtlich geschleppt; J. A. Orts nach Wesel.
In Ladung.
Nach Ruhrort bis Emmerich W. Pesch. Nach Düsseldorf bis Mülheim a. d. Ruhr Chr. Königsfeld. Nach Andernach u. Neuwied C. Kaiser, H. Schuhmacher. Nach Koblenz, der Mosel u. Saar L. Tillmann. Nach
der Mosel u. Saar M. J. Deiß. Nach Bingen H. Leineweber. Nach Mainz Ph. Kimpel. Nach dem Niedermain Fr. Schulz. Nach dem Obermain Th. Messerschmidt. Nach Heilbronn G. C. Schmitz. Nach Kannstadt und
Stuttgart Peter Kühnle. Nach Worms und Mannheim S. Stehling; und (im Sicherheitshafen) A. Adams.
Ferner: Nach Rotterdam Capt. Hollenberg, Köln Nr. 27.
Nach Amsterdam Capt. Singendonk, Köln Nr. 10.
Rheinhöhe: 10′ 11″. Köln. Pegel.
Zur Anfertigung der Auszüge liegen offen die Deklarationen der Schiffer W. Hogewegh und G. Prenger.
Civilstand der Stadt Köln.
Den 10. Mai 1849.
Heirathen.
Pet. Theod. Müthrath, städtischer Fruchtmesser, u. Agnes Groß, b. v. hier.
Geburten.
Cath., T. v. Joh. Zehn, Schuster, gr. Griechenm. — Anna Maria, T. v. Aug Conr. Schulze, Dachdeckerges., Ortmannsg. — Maria Anna, T. v. Sev. Gummich, Schriftsetzer, Maria-Ablaßpl.
— Gertr., T v. Joh. Pet. Marx, Schreinerm., Apernstr. — Anna Cath Hubert., T. v. Gerh. Hilgers, Kupferschläger, Columbastr. — Pet. Jos., S. v. Theod. Gelsdorf, Stellm.,
Schafenstr. — Wilh, S. v. Pet. Oestereich, Steinhauer, Vayardsg. — Julius, S. v. Moises Lenz, Handelsm, Tempelstr. — Maria, T. v. Wilh. Fischenich, Faßb., Follerstr.
Sterbefälle.
Agatha Müller, Wwe. Esser, 75 J. alt, Cäcilienstr. — Sib. Dünn, 40 J. alt, unverh., Thürmchensw. — Daniel Eduard Helsberg, 14 M. alt, Streitzeugg. — Friedr. Heinr. Otto
Dormann, Studirender, 21 J. alt, unverh, Ursulastr. — Frieder. Doroth. Henr. Herbertz, geb. Beling, 56 J. alt, Berlich. — Franz Stephan Braun, 4 J. alt, Rothenberg. — Odilia
Weirauch, 1 J. 6 M alt, Lyskirchen. — Gerh. Conrad, Zimmerges., 23 J alt, unverh., Schemmerg. — Anna Maria Schmitz, 11 M. alt, Eulengarteng. — Christian Royland, Krankenwärter, 59
J. alt, Wwr., Garn.-Laz.
Inserat.
(Verspätet.)
Königswinter, 9. Mai 1849.
In der heute stattgehabten Volks-Versammlung wurde mittelst einer einstimmig angenommenen, von dem Gemeinderathe und den äußerst zahlreich anwesenden Bürgern unterzeichneten Adresse an die hohe
National-Versammlung zu Frankfurt die volle Zustimmung zu den auf dem gestrigen Kongresse der Gemeindeverordneten der Rheinprovinz zu Köln gefaßten Beschlussen ertheilt.
Inserat.
Landwehrmänner des Kreises Düren!
Motto: Einer für Alle, Alle für Einen.
Euer gestriges zahlreiches Erscheinen im Broil'schen Saale zu Düren, zur Berathung gemeinsamer Interessen — der im Dürener Anzeiger ausgesprochene Wunsch zu einer allgemeinen
Berathung hat bewiesen, daß Ihr begeistert, der Contrerevolution gegenüber, dem Bruderbunde der übrigen Kameraden der Rheinprovinz beizutreten fest entschlossen seid. Eure Entrüstung, die
Nichtfolgeleistung auf die unbefugte Ordre des Ministerium Brandenburg-Manteufel — beweiset sie in der That!
Den feigen, gewinnsüchtigen Braunbierphilistern die Euch mit ihrem miserablen Geträtsche und erbärmlichen Vorträgen über den Löffel zu barbieren beabsichtigten, — diese kontrerevolutionäre
Großmäuler stoßet mit Verachtung von Euch. Richtet Eure Blicke auf Eure Mitbrüder der benachbarten Städte und Umgegend: Crefeld, Düsseldorf und Elberfeld, vereinigt Euch mit ihnen, denn nur Einigkeit
macht stark, scheuet für die deutsche Sache kein Opfer, und Euer entschieden heldenmüthiges Auftreten für Recht und Ordnung wird Euch und Eurem Kreise zum Ruhm, Niemals! Niemals! Niemals aber zur
Schande gereichen.
Langerwehe, den 14. Mai 1849.
Mehre Kameraden.
Durch Ordonnanz des Ober-Prokurators Herrn John sind mir die Urkunden der hier gewesenen Notarien Herren Stoppenbach — Bürgers — Merlo — Iven und der beiden Steinberger
— zur definitiven Verwahrung übergeben.
Köln, den 15. Mai 1849.
Bieger, Notar.
Schildergasse Nr. 66.
Verkauf des Engels'schen Mobilarnachlasses zu Münstereifel.
Montag den 21. Mai und die drei folgenden Tage, jedesmal um 9 Uhr Morgens anfangend, wird zu Münstereifel im Sterbehause des Herrn Laur. Engels sel. theilungshalber, dessen ganzer Mobilarnachlaß
zufolge Präsidialordonnance vom 10. curr., durch den Unterzeichneten gegen Ausstand versteigert.
Vorzugsweise werden:
am ersten Tage ausgesetzt des Morgens die Specerei-, Manufaktur- und sonstige zum Ladengeschäft gehörige Waaren, Gefäße, Wagen etc., des Nachmittags 2 tragende Kühe, dann Hausmobilien;
am Dienstag des Morgens die Tuchfabrikgeräthe, sämmtliche wollene Tücher, von verschiedenen Qualitäten und Farben, circa 50 Stück und viele Reste; des Nachmittags der Weinvorrath, circa 40 Ahm von
verschiedenen Jahrgängen, dann Hausmobilien —;
am Mittwoch des Morgens Haus- und Küchengeräthe, die federnen und andere Betten, Leinwand, Decken, Nutz- und Brennholz, Heu, Stroh, Dünger, des Nachmittags die diesjährigen Aufwüchse von
sämmtlichen zum Nachlaß gehörigen Wiesen, Gärten und Ackerparzellen;
am Donnerstag Mobilargegenstände, Küchenvorräthe, Tonnen, Fäßer, Büdden etc.
Diejenigen, welche an die Erben Engels Zahlungen zu leisten haben oder mit ihnen in Rechnung stehen, belieben sich an den Miterben und Vormund Herrn Jos. Engels in Münstereifel zu wenden.
Zülpich, den 13. Mai 1849.
Pfahl, Notar.
Gerichtlicher Verkauf.
Am 19. Mai 1849, Vormittags 10 Uhr, wird der Unterzeichnete auf dem Waidmarkte zu Köln, verschiedene Stücke Wollentuch etc., gegen baare Zahlung öffentlich meistbietend verkaufen.
Der Gerichtsvollzieher, Simons.
Liebe Eltern, Brüder und Verwandte!
Meine Herzens-Gesinnung kann ich nicht länger verhehlen. Mit kurzen Worten muß ich euch sagen, daß mein Herz für die deutsche Einheit und Freiheit schlägt. Darum begebe ich mich heute den 14. rasch
nach Elberfeld, um dort für die deutsche Einheit zu streiten. Nun Eltern, Brüder und Verwandte, lege ich Ihnen die Pflicht auf, wenn Sie ein deutsches Herz haben für meine Frau und Kinder zu sorgen,
denn ich streite für euch und zum allgemeinen Wohl der deutschen Nation.
Mitbürger von Hersel und Ruhrort stimmt mit mir ein, und lasset das gute Elberfeld nicht zum Schutthaufen werden. Einigkeit verlange ich von Ihnen, und sage hiermit euch allen ein Lebewohl.
Gerhard Zentzis von Hersel, geboren in Ruhrort.
Inserat.
Seit gestern werden wir von Leuten überlaufen, die sich einem Freischaarenzuge nach Elberfeld anschließen wollen. Wir erklären hiermit, daß wir von einem solchen Freischaarenzuge nichts wissen.
Dr. H. Becker.
Dr. J. Weyll.
Demokratische Gesellschaft.
Die Ausschußsitzungen finden nicht mehr bei Hrn Joh. Hamspohn im Freischütz statt.
Ehre dem Ehre gebührt!
In der unglücklichen Nacht vom 9. auf den 10. dieses, hat sich in Düsseldorf ein Mann durch sein höchst patriotisches Benehmen ausgezeichnet:
Herr Gastwirth Disch hat „Mein herrliches Kriegsherr“ als es sich gerade neue unsterbliche Lorbeeren erwarb, reichlich mit Wein regalirt. Man merke sich das und statte ihm den Dank
des Vaterlandes ab!
Börse bei Halin.
Von heute an verzapfe ich einen ausgezeichneten Schoppen Moselwein à 3 Sgr. dito 1846r Graacher 4 Sgr. dito Bleichart 3 Sgr. J. H. Halin.
Maiwein, Maifisch, bestes baier. Lagerbier, vorzügl. Weine und gute Portionen in der oberländ. Küche, Langgasse 1.
Leise Anfrage von Brühl.
Ist es wohl recht, daß unser Bürgermeister durch seine ihm eigenthümlichen Intriguen einen Mann wegen seiner politischen Meinung von seinem Brode zu bringen sucht?
Ritter Chr. K‥n in der Rheingaß.
Fand an den Glückwünschen vielen Spaß, Darum hier herzlicher Dank, Dem bald folgt ein tüchtiger Maitrank.
Ein großes schwarzes Windspiel ist Anfangs dieses Monats entlaufen, der Wiederbringer erhält eine gute Belohnung. Bescheid bei der Expedition dieses Blattes.
Täglich großer Maifischfang von Gebr. Wattler am Thürmchen.
Ganz reiner Moselwein und Ahrbleichart, per Quart 2 1/2 Sgr. in und außer dem Hause bei Franz Brückmann, Zollstraße 5-.
Janus.
Lebens- und Pensions-Versicherungs-Gesellschaft in Hamburg Grund-Kapital: Eine Million Mark Banko.
Die Gesellschaft versichert sowohl gesunde als nicht gesunde Leben unter den liberalsten Bedingungen.
Sie gestattet vierteljährige und monatliche Zahlungen.
Um ein Kapital von Tausend Thalern zu versichern, sind monatlich nur zu entrichten, wenn der Versichernde beim Eintritt alt ist:
25. 1 Thlr. 20 1/2 Sgr.
30. 1 Thlr. 27 1/2 Sgr.
35. 2 Thlr. 6 Sgr.
40. 2 Thlr. 16 1/2 Sgr.
50 Jahre, 3 Thlr. 12 1/2 Sgr.
Je früher Jemand beitritt, je billiger ist die Versicherung, da die Prämie des ersten Jahres für die ganze Dauer der Versicherung gleich bleibt.
Bei Leibrenten und Pensions-Versicherungen gewährt die Gesellschaft ausgedehntere Vortheile als sonst üblich.
Prospekte und Antragsformulare unentgeldlich bei Franz Saart, Haupt-Agent des „Janus“, Maria-Ablaß-Platz Nr. 6 in Köln.