Deutschland.
@xml:id | #ar296_001 |
@type | jArticle |
@facs | 1679 |
[
068
] Köln, 11. Mai.
Die Erhebungen des Volks in Elberfeld, Düsseldorf, Dresden und baierischen Pfalz haben unseren Kölner Militärbehörden, den tapfern Oberst Engels an der Spitze,
Furcht eingejagt.
Gestern Abend wurden in der Artillerie-Kaserne an den Dominikanern folgende Vertheidigungsanstalten getroffen: Drei Geschütze, zwei Sechspfünder und eine siebenpfündige Haubitze, wurden gegen das
Hauptthor gerichtet und von den Offizieren selbst in Richtung genommen. Sie waren nicht mit gewöhnlicher scharfer Munition, sondern mit einer Portion Manöver-Munition geladen, in der großmüthigen
Absicht, den erwarteten Angriff zuerst mit einem Schreckschuß zu empfangen. Die Wachen waren verstärkt und alle Eingänge im Innern der Art besetzt, daß den Artilleristen selbst der Zugang zu der Pumpe
abgeschnitten war. Auf dem Futterboden des Stalles stand ein Feuerwerker mit Mannschaft, um etwa angelegtes Feuer zu löschen.
Die Furcht der Herren Offiziere erstreckte sich nicht blos auf einen Angriff von Außen. Das Mißtrauen gegen die eignen Soldaten ging so weit, daß man den Geschützführern verbot an ihre
Geschütze zu treten. Die Schildwachen waren auf Befehl des Hauptmanns Schelten angewiesen, Niemand heranzulassen, und nicht genug mit diesen Vorsichtsmaßregeln inspicirten noch die Offiziere zweimal
mit Laternen die Zündlöcher, um sich zu überzeugen, daß die Soldaten sie nicht etwa zugenagelt hätten. Bis um 1 Uhr Nachts mußten die Truppen angekleidet auf den Zimmern, die Pferde geschirrt in den
Ställen stehen.
Als Gegenstück zu diesen muthvollen Vorbereitungen theilen wir noch folgenden Vorfall vom Nachmittag aus derselben Kaserne mit. Ein Soldat, der bei seinen Kameraden allgemein als schwachsinnig
bekannt ist, kam in den Hof und jammerte, daß er nach Hause gehen wolle. Ein Offizier, der vorbeiging, befahl „den Kerl auf die Erde zu schmeißen und durchzuprügeln“. Der erste Theil
dieser ritterlichen Ordre war bereits von ein paar Dienstbeflissenen erfüllt, als ein alter Mann, der aus einem Fenster der Nachbarschaft in den Kasernenhof sah, den Leuten zurief, daß sie sich
schämen sollten, einen ihrer Kameraden auf diese Weise mißhandeln zu lassen, worauf sich die Tapferkeit der Exekutoren in Schimpfworten der gemeinsten Art gegen den unberufenen alten Zeugen
richtete.
Man sieht, „Mein herrliches Kriegsheer“, die geschniegelten Helden des dreißigjährigen Friedens mit dem „eingefrorenen Dünkel“ in den spirituellen Gesichtern und dem
Ladstock in dem hohlen Rücken, sind überall dieselben: muthvoll, arrogant, frech, wo es gilt, die Soldaten auf wehrlose Bürger zu hetzen, oder ihre Untergebenen zu prügeln, feig, mißtrauisch gegen
ihre eigenen Truppen, wo sie einen wirklichen Kampf fürchten.
Den Herren Artillerie-Chefs wird es indeß nicht gelingen, trotz ihrer gestrigen Biertraktemente, die hiesigen Brigadetheile zu demoralisiren. Die Artilleristen wissen am Besten, durch wessen Sieg
sie von der Fuchtel ihrer allerhöchst oktroyirten Vorgesetzten befreit werden und die eigne Wahl ihrer Offiziere zu erwarten haben.
@xml:id | #ar296_002 |
@type | jArticle |
@facs | 1679 |
[
*
] Köln, 10. Mai.
In einer Versammlung von Landwehrmännern und Reservisten, welche heute Abend 8 Uhr im Eiser'schen Saale stattfand, wurden folgende Beschlüsse gefaßt:
1) Wir erkennen die deutsche Reichsverfassung, wie sie von der Reichsversammlung am 28. März verkündet worden, als rechtsgültiges Gesetz an.
2) Wir stellen uns der deutschen Reichsversammlung zur Verfügung und verpflichten uns, den Beschlüssen mit allen Mitteln Geltung zu verschaffen.
3) Da das Ministerium Brandenburg-Manteuffel dem Willen des Volkes entgegen sich in offner Rebellion gegen die Nationalversammlung befindet, so werden wir einer Aufforderung desselben unter die
Waffen zu treten keine Folge leisten.
Sodann beschloß die Versammlung, nachdem ihr mitgetheilt worden, daß der Kölner Gemeinderath sich abermals gegen die Reorganisation der Bürgerwehr ausgesprochen, eine Deputation an die neuerdings
gewählten Chargirten der Bürgerwehr abzuordnen und diese aufzufordern, eine Sammlung von freiwilligen Beiträgen zur Beschaffung von Waffen und Munition unter der Bürgerschaft zu veranstalten.
@xml:id | #ar296_003 |
@type | jArticle |
@facs | 1679 |
[
*
] Köln, 11. Mai.
Wie Eisenbahn-Reisende versichern, ist Neuß selbst oder in der Umgegend, wie man aus dem fortwährenden Feuern schloß, die ganze Nacht hindurch gekämpft
worden.
@xml:id | #ar296_004 |
@type | jArticle |
@facs | 1679 |
[
*
] Köln, 11. Mai.
Aus Frankfurt a. M. laufen diesen Morgen Gerüchte ein, denen zufolge das jetzige Reichsministerium abgetreten. Der Grund soll in drei von der Nationalversammlung
gefaßten Beschlüssen liegen, welche 1. das preußische Einschreiten in Sachsen mißbilligen, 2. schleunige Maaßregeln zur Durchsetzung der Reichsverfassung verlangen und 3. auf Aenderung des
Ministeriums dringen.
@xml:id | #ar296_005 |
@type | jArticle |
@facs | 1679 |
[
15
] Elberfeld, 11. Mai.
Die hiesige Landwehr hat den Impuls zu einem Kampfe gegeben, der unserer, bisher mit vollem Recht als höchst reaktionär verschrieenen Stadt, alle Ehre
macht. Die Elberfelder Landwehr hat mit den Waffen in der Hand bewiesen, daß sie nicht auf der Seite des Königs, sondern auf der Seite des Volkes steht. Sie hat durch ihren Enthusiasmus die ganze
Bevölkerung mit sich fortgerissen. Schon am vorigen Sonntag hatte sich die für den 10. Mai einberufene Landwehr auf der sogenannten Wilhelmshöhe Rendez-vous gegeben, und sich gegenseitig verpflichtet,
dieser Einberufung unter den gegenwärtigen Verhältnissen nicht nachzukommen. Ein in Permanenz zurückgelassener Ausschuß brachte dieses Uebereinkommen auch zur Kenntniß aller später eintreffenden
Landwehrmänner, so daß man bald in dem ganzen Thale vollkommen einig war und den allenfallsigen Gewaltmaßregeln der Regierung ruhig entgegensah. Diese ließ denn auch nicht lange auf sich warten, indem
am 9. Mittags eine Eskadron Ulanen von Düsseldorf und zwei Compagnien vom 16. Regiment aus Köln nebst zwei Kanonen hier einrückten.
Das Signal zu einem allgemeinen Aufstand war hierdurch gegeben; die Sturmglocken tönten, etwa vierzig Barrikaden befestigten in wenigen Stunden die wichtigsten Straßen und Bürgerwehr und Landwehr
vereinigten sich, um der auf dem Marktplatz aufgestellten Soldateska die Stirn zu bieten.
Das Resultat des Kampfes ist Ihnen schon bekannt. Das Volk siegte, indem es die mit Kartätschen und Musketenkugeln angreifenden Soldaten zurück und aus der Stadt schlug. Wir erfahren seitdem, daß
ein Theil der 16er sich nach Düsseldorf retirirte, und wüthend über die erlittene Niederlage an wehrlosen Menschen die abscheulichsten Grausamkeiten verübte.
Außer einigen schon bekannten Details bemerke ich Ihnen, daß das Hotel des Ministers von der Heydt zu einem Lazareth eingerichtet wurde, und daß die Schützen, in grauen Hüten und grünen Blousen,
Wache davor halten. Ueber der Hausthür lies't man in großen Buchstaben „Lazareth“. Das Haus des Oberbürgermeisters von Carnap wurde gänzlich zerstört. Die Kanonen der Gesellschaft
„Genügsamkeit“, welche sich bisher damit begnügten, mit Freudenschüssen die königlichen Geburtstage zu feiern, wurden diesmal gegen „Mein herrliches Kriegsheer“ gerichtet.
Die Gefangenen der Gefängnisse wurden sämmtlich in Freiheit gesetzt.
Der Bruder des Ministers von der Heydt leidet an einer solchen Geistesverwirrung, daß er eben Pulver und Blei unter die Proletarier austheilt. — Wahrscheinlich sind diese verborgenen
Kriegsvorräthe ursprünglich zu einem ganz andern Zweck angeschafft. Der Regierungspräsident von Düsseldorf ist als Geißel in den Händen des Elberfelder Volkes.
Wie bei jedem Kampfe benimmt sich das Volk wahrhaft groß und edel. Kisten mit Silbergeschirr des von Carnap liegen in den Barrikaden, und zwar ebenso sicher, wie in dem Keller des Eigenthümers.
Für weitern Kampf ist man auf's beste gerüstet. Alle Straßen sind verbarrikadirt. Die Dächer liegen voller Steine. Zahlreicher Zuzug langt aus allen umliegenden Orten an, die ganze
Bevölkerung erwartet auf's Neue den Feind.
@xml:id | #ar296_006 |
@type | jArticle |
@facs | 1679 |
[
323
] Elberfeld, 11. Mai.
Die verschiedenen bewaffneten Korps der Bürgerwehr haben an die Stelle des aufgelösten Gemeinderaths einen Sicherheitsausschuß niedergesetzt, welcher die
folgenden Proklamationen erlassen hat:
Mitbürger!
Wir kämpfen einen heiligen Kampf, einen Kampf für die Freiheit, für die Ordnung und das Recht, deshalb bitten wir Euch Wohlhabende besonders, uns mit Geld schnell und freiwillig zu unterstützen, da
ohne dieses wir nicht allein im Kampfe nothwendig unterliegen müssen, sondern wir auch dann nicht, bei dem großen Zuzug, der heute aus der Gegend kommt, dafür stehen konnen, daß nicht Frevel am
Eigenthum stattfinden wird, was wir als heilig erklären. Ebenfalls bitten wir um Anmeldung für Frei-Quartier und um Zusendung von Munition.
Elberfeld, den 10. Mai 1849.
Der Sicherheitsausschuß: in der Post-Passagierstube.
Bürger!
Die Stadt ist in den Händen des Volkes. Das Volk muß jetzt zeigen, daß es ihm um wahre Freiheit zu thun ist. Darum darf nicht ein Einzelner über die Person und das Eigenthum bestimmen. Noch weniger
wird das Volk Person und Eigenthum antasten. Des freien Volkes Wahlspruch sei:
Unverletzlich sei die Person!
Heilig sei das Eigenthum!
Der Sicherheitsausschuß.
Für denselben:
Körner.
Mitbürger!
Zur genauen Ermittelung der Stärke und der disponiblen Waffen haben wir es für dringend nöthig erachtet, sofort diejenigen Mannschaften, die Waffen besitzen, einzuladen, sich
unverzüglich auf dem neuen Markte mit ihren Waffen, und diejenigen, die noch keine besitzen, auf dem reformirten Kirchplatze einzufinden.
Wir fordern zugleich alle unsere Mitbürger auf, die noch disponiblen Waffen an den Sicherheitsausschuß in der Postpassagierstube abzuliefern, und erwarten auch mit Bestimmtheit von
denjenigen Bürgerwehrmännern, die nicht an dem Kampfe Theil nehmen, ihre Waffen gleich abzugeben, widrigenfalls Zwangsmaßregeln angewandt werden.
Elberfeld, den 10. Mai 1849.
Der Sicherheits-Ausschuß.
Die gesammte Bürgerwehr wird aufgefordert, sich um 11 Uhr mit Waffen auf dem neuen Markt zu versammeln.
Elberfeld, den 10. Mai 1849.
Der Sicherheits-Ausschuß:
Riotte. Körner.
Die verehrten Mitbürgerinnen werden gebeten, sogleich an die folgende Orte Leinwand und Charpie abzuliefern, zum Verbande unserer verwundeten Mitbürger.
Elberfeld, den 10. Mai 1849.
Dr. Fränkel. Dr. Kirchner. Körner. Riotte.
Bei den hiesigen nächstwohnenden Aerzten.
@xml:id | #ar296_007 |
@type | jArticle |
@facs | 1679 |
Düsseldorf, 10. Mai.
Unter den heute Morgen Ermordeten befinden sich 4 Bürger, welche einzeln und ohne Waffen am Rathhausplatz vorbeikamen, und hier von dem im Rathhaus versteckten
Lieutenant Bessel hinterrücks erschossen wurden.
@xml:id | #ar296_008 |
@type | jArticle |
@facs | 1679 |
[
*
] Berlin, 9. Mai.
In Dresden dauert der Kampf „trotz der heldenmüthigen Truppen“, trotz der Uebermacht des Militärs, trotz der Artillerie fort. Im Uebrigen
bringen unsere Berichte nur noch Einzelnheiten über die Bravour des Volkes und die beispiellose Brutalität der Preußen, die fast wörtlich, das Kind im Mutterleibe nicht geschont haben. Und solchen
Thaten gegenüber ist die konservative Presse frech genug, auf den Mord Lichnowsky's Auerswald's hinzuweisen! — 400 Mann Schützen sind nach Leipzig zurückgeschickt worden, um auch
dort Ordnung und Ruhe zu octroyiren.
Es ist interessant, die Haltung der Berliner Presse der sächsischen Revolution gegenüber zu beobachten. Die „Nationalzeitung“ kennt nur ein Gefühl, die Furcht, verboten zu werden.
Die Buchhandlung des Herrn Löwenherz, der es gewagt hatte, Nachrichten über Sachsen, welche für die Rebellen günstig lauteten, in Extra-Blättern zu verbreiten, ist auf Wrangels Spezialbefehl
geschlossen worden. Desgleichen sind dem Buchdrucker Schulze, der diese Extra-Blätter druckte, die Pressen versiegelt.
Die „demokratische“ „Nationalzeitung“ erzählte, der General v. Wrangel sei in Spandau von der Landwehr mit Jubel empfangen worden. Es ist dies eine positive Unwahrheit.
Die dort einzukleidenden Wehrmänner haben bei der Ankunft des Diktators von Berlin theils das tiefste Stillschweigen beobachtet, theils ihrem Unwillen durch Pfeifen und Zischen Luft gemacht. —
Ueberhaupt gehen bei der Einkleidung der Landwehr ganz merkwürdige Dinge vor. So waren z. B. in Teltow eine Compagnie-Versammlung, bei der ein königl. Solotänzer sich die deutsche Kokarde abriß und
nur die preußische tragen wollte. Das erregte eine ziemlich bedeutende Prügelei, welche damit endete, daß man den spezifisch-preußischen Tänzer zwang, allein hinter der Compagnie zu marschiren.
Hr. v. Manteuffel besitzt ein Gut in der Lausitz. Es wurden in der letzten Zeit die Separationen jenes Kreises zu Ende geführt, und dabei der Besitzer des Gutes auf eine unerhörte Weise zum Schaden
der Bauern begünstigt. Das Landvolk jener Gegend gehörte bis jetzt entschieden der konservativen Partei an, hat aber durch diese Uebervortheilungen einen gründlichen Haß gegen Hrn. v. Manteuffel, sein
Ministerium und sein ganzes System gefaßt.
Es wird uns so eben ein Privatbrief aus Breslau zur Einsicht gebracht, aus dem wir entnehmen, daß das Volk dort mit großer Tapferkeit gekämpft und mehr als 60 Todte verloren hat. Auch der
Verlust des Militärs soll sehr beträchtlich sein; an der Börse sprach man von 5 getödteten Offizieren und 40 Gemeinen. Der Brief wurde gestern Nachmittag um 4 Uhr abgeschickt, auf seiner Rückseite war
mit Bleistift in aller Eile geschrieben: „So eben hört man von der Ohlauer Vorstadt wieder Kanonendonner.“
Der directe Dresdener Zug ist heute Mittag nicht angekommen. Es wurde telegraphirt, daß er nicht kommen könne.
Hr. v. Wrangel hat neulich in einer großen Gesellschaft ein so offenes Bekenntniß gemacht, daß wir glauben, es zu Protokoll nehmen zu müssen. Er meinte nämlich, man könne dem Könige nur dankbar
sein, daß er die Kaiserkrone nicht angenommen habe. In diesem Falle hätte das jetzige liberale System fortgeführt werden müssen und es sei ihre Aufgabe, das alte absolute System
bis auf den Namen wieder herzustellen.
Einem Privatbriefe aus Leipzig vom 8. Mai, entnehmen wir: „Es war Unsinn, daß sich die Dresdener auf das Militär verließen. Die Kerle waren hungrig wie die Wölfe, als sie zum Volke
übertraten, und nachdem sie sich satt gegessen, begingen sie die Infamie, wieder in die Reihen der Soldaten einzutreten.“ (Sehr liebenswürdige Dankbarkeit.) „Der Stadtrath von
Chemnitz hat gestern Mittag wieder Allarm schlagen lassen und erklärt, daß jeder Mann von 18-40 Jahren nach Dresden muß, wer nicht kann, zahlt 20 Rthlr. für einen Ersatzmann.“
‥… „Das Volk in Dresden hat ausgezeichnete Scharfschützen, die hauptsächlich die Offiziere auf's Korn nehmen.“ ‥… „Die provisorische Regierung
(steckbrieflich verfolgt) wird, wie man glaubt, wenn Dresden fallen sollte, nach Chemnitz gehen und einen förmlichen Guerillakrieg durch Sachsen fortsetzen.“
@xml:id | #ar296_009 |
@type | jArticle |
@facs | 1679 |
Posen, 6. Mai.
Die Zeitungen und die Straßenecken brachten heute den Aufruf drr „Vertrauensmänner der deutschen Verbrüderung“ zu einer Volksversammlung im Wedel'schen
Garten behufs Anerkennung der Reichsverfassung durch eine feierliche Erklärung. Um halb zwei Uhr wurde unter Trommelschlag das Verbot der ausgeschriebenen Volksversammlung bekannt gemacht. Die
betreffende Bekanntmachung, die leider noch nicht durch den Druck veröffentlicht worden, ist von dem kommandirenden General Brünneck
[1680]
und dem 1. Kommandanten, General v. Steinäcker, unterzeichnet. Sie erklärt die Versammlung „für eine Demonstration gegen die Regierung, weil Se. Maj. der König die Reichsverfassung noch nicht
anerkannt habe;“ deshalb und weil die neulichen Erklärungen des demokratisch-konstitutionellen Vereins einen gleichen Charakter tragen, wird „unter Verweisung auf die Verordnung vom 3.
April v. J über Einführung des Belagerungszustandes in Posen nicht nur jede Volksversammlung, sondern überhaupt jeder politische Verein in der Stadt und Festung Posen und deren Rayon verboten“
und endlich die Drohung ausgesprochen, „daß die auf heute ausgeschriebene Volksversammlung nöthigen Falls mit der zu Gebote stehenden Militärmacht verhindert werden würde.“ Diesen Worten
Nachdruck zu geben, waren denn auch die Zugänge zum Welden'schen Lokal militärisch besetzt und auf dem Kanonenplatz ein Bataillon Infanterie aufgestellt. Es ist unbeschreiblich, welchen
Eindruck diese Maßregel selbst unter den indifferentesten Theilen der Bevölkerung hervorbringt.
[(N. Z.)]
@xml:id | #ar296_010 |
@type | jArticle |
@facs | 1680 |
[
61
] Breslau, 7. Mai. 7 3/4 Uhr Abends.
Der größte Theil der innern Stadt ist ohne Barrikaden, nirgends zeigt sich ein kühner, entschlossener Angriff der Massen. Die vier Löwen
sind abgedeckt, und man hat Vitriol auf das Militär hinabgegossen. An der Elisabethkirche werden so eben Salven gegeben. Das Militär bläst mit dem Horne und feuert auch sofort in die wehrlose Menge.
Es herrscht keine Einigkeit im Volke, kein Entschluß der Massen. Man sieht keine Bewaffnete. Das Palais des Ministers Brandenburg dient der preußischen Metzgerbande als Hauptquartier.
Es ist weiter noch nichts als ein vergrößerter Putsch, den heute wahrscheinlich nach Einholung einer telegraphischen Depesche lediglich das Militär durch seine ganz improvisirte Demonstration
hervorgerufen hat, um den Belagerungszustand dekretiren zu können. Ich brauche Ihnen nicht zu versichern, daß das Militär sich mit all' der Bestialität der Uckermark benimmt und namentlich in
Massen schießt, von denen es weiß, daß sie wehrlos sind.
9 Uhr. Büttner- und Nikolaistraßen-Ecke haben sich Proletarier, meist Maurer, in einem unausgebauten Hause verschanzt. Dort sind bis jetzt vier Soldaten getödtet worden. In den vier Löwen sind vier
Bürger getödtet worden. Ein Offizier wurde durch einen Schuß aus dem blauen Hirsch getödtet. Das Militär wird sich, wenn es die innere Stadt nicht behaupten kann, in die Vorstädte zurückziehen. Die
Artillerie soll dann mit Kartätschen die Straßen säubern. Die Masse des Proletariats nimmt bis jetzt noch keinen Antheil am Kampfe. Alle Aeußerungen, die ich in seinen Gruppen vernehme, deuten auf
größeren Haß gegen die Bourgeoisie als gegen die preußischen Banditen. Eine Frau äußerte über den Druck des Kapitals auf das Volk gründlichere Ansichten, als die meisten der offiziellen Sozialisten,
die ich hier habe reden hören. Man hat die Soldaten, um sie zur Wuth anzufachen, mit Schnaps besoffen gemacht. Sie singen in der Nähe des Palais Brandenburg: „Ich bin ein Preuße!“ Wir
glauben ihnen das nach ihren Akten von Bestialität. Das reaktionäre Gesindel in der Schweidnitzer Vorstadt hetzt und traktirt diese bezahlten Volksmörder.
9 3/4 Uhr. Der Kampf hat eine entschiedene Wendung genommen. Barrikaden überall; aber noch immer kein Sturmläuten. In der Nikolai- und Ohlauerstraße ist das Feuer sehr lebhaft; besonders aber an
der Jägerkaserne. Dort schießt man mit Kanonen auf eine Barrikade in ber Weidenstraße. — Kochendes Oel und Wasser, Projektile aller Art werden aus den Häusern auf das „herrliche
Kriegsheer“ herabgegossen. Ein schwer verwundeter Kürassier liegt dicht in meiner Nähe. Andere Kürassiere bringen eben 5 Männer in die Schweidnitzer Thorwache, die schrecklich verstümmelt
sind.
Mehrere Waffenläden sind gestürmt worden.
11 Uhr. Die Mordbanden wüthen gräßlich. So eben sendet ein Offizier in meiner Nähe eine Patrouille mit dem Befehle aus, in jedes Fenster, wo ein Licht brenne, zu schießen, weil von dort her die
meisten Offiziere erschossen worden. Das 22. Regiment, lauter Wasserpolacken, zeichnet sich im brutalen Morden Unschuldiger ganz besonders aus. Es sind Scheußlichkeiten verübt worden, die keine Feder
beschreiben kann. Ich sah drei Gefangene einbringen. Der eine erhob in der Wache, wohin er gebracht war, bald ein ungeheures Geschrei, als ob er ermordet worden. Zwei andere wurden von einer wüthenden
Soldatenmeute gebracht, die sie bei den Haaren hielt und ihnen die Köpfe aneinander schlug. Das Militär ist vollständig Herr der Stadt und mordet in hohenzoller'scher Schnapscourage nach
Herzenslust. Es ist mir unmöglich, Ihnen diese Bestialitäten zu beschreiben, die alle Gräuel, welche ich die Kroaten in Wien verüben sah, bei Weitem überbieten
Eben zieht die besoffene, in Blut triefende Bande, die seit zwei Tagen mit findierter Absicht abgerichtet worden, gleich Thieren über das wehrlose Volk herzufallen, unter jubelnden Gesängen an mir
vorüber.
Schon seit Mittag sind die Straßen unsicher. Ein Wildpretthändler am Ring hatte eben etwas vor seinem Hause zu verrichten und wurde von einer Spitzkugel durch den Kopf getroffen. Jetzt, um zwei Uhr
in der Nacht, scheint sich der Kampf legen zu wollen, ein heftiger Gußregen stürzt herab.
Mehrere Stabsoffiziere sollen gefallen sein. Die Demokraten haben sich rein geopfert.
Die Schwarzweißen jubeln, daß nun überall der Belagerungszustand eingeführt wird.
@xml:id | #ar296_011 |
@type | jArticle |
@facs | 1680 |
[
61
] Breslau, 8. Mai.
Ein heute angekommener Reisender aus Krakau erzählte, daß 14,000 Mann Russen mit 30 Geschützen über Krakau in Oestreich eingerückt seien und den Weg nach
Teschen genommen hätten. Die Russen stehen also auf deutschem Gebiet.
Um 2 Uhr ließ Graf Monts ein Plakat mit dem Befehl anschlagen, die Waffen um 2 Uhr abzuliefern; dann wurde die Ablieferungszeit bis 1/2 5 Uhr verlängert, widrigenfalls dieselben durch
Militär abgeholt würden. Auf allen Bahnhöfen steht Polizei, Militär und Gensd'armerie, welche die ankommenden Züge durchstöbern. An den Brücken findet eine abermalige Durchsuchung der Wagen und
Effekten statt. Das Militär benimmt sich dabei preußisch-brutal. Ich sah, wie besoffene Unteroffiziere einen solchen Wagen durchforschten, worin ihrer Aeußerung nach Polen saßen, und ein anderer
Unteroffizier es ihnen vorwarf, daß sie die Polenhunde nicht ohne weiters erschlagen. Hie und da trägt ein feiger Bourgeois ein Gewehr mit Ostentation zur Ablieferung. Am Schlusse seiner
Standrechtsbekanntmachung hat Graf Monts die preußische Naivetät, zu sagen: „Der Betrieb der bürgerlichen Geschäfte, der königlichen und Privatarbeiten, des Handels und der Gewerbe wird durch
Erklärung des Belagerungszustandes weiter nicht beschränkt.“ Um 10 Uhr müssen alle Wirthshäuser geschlossen sein, mehr als 20 Personen dürfen nicht beisammen stehen. Die Läden blieben heute den
ganzen Tag geschlossen, das Militär bivouakirt noch immer auf den Straßen, und benimmt sich mit der gewohnten Brutalität. Monts spricht in seinen Maueranschlägen wie Wrangel, er wisse die guten
Bürger von einer Partei zu unterscheiden, welche die Exzesse provozirt habe. Warum nimmt er den guten Bürgern denn die Waffen ab? Die Straßen und öffentlichen Orte wimmeln von Spionen.
Es macht einen komischen Eindruck, wenn man die mit der deutschen Kokarde geschmückten Mörder diejenigen niedermetzeln sieht, welche eben weiter nichts als diese Kokardenfarben vertheidigen wollen.
Es sollen 40 Offiziere theils verwundet, theils geblieben sein. Die Stadt ist heute und bis zu diesem Augenblicke (6 Uhr Abends) anscheinend ruhig, und man erblickt nirgendwo die gestrigen
Proletariatmassen.
Gestern Abend sah ich einen Gefangenen einbringen, den die Schnapshelden furchtbar malträtirten; die Offiziere ritten nebenher, als ob sie die Sache nicht angehe. Der Mord ist preußisches
Privilegium. Indessen sind die Wanzenritter nur darum so ultraunverschämt, weil in Frankreich noch diese Infamie herrscht, und noch keine neue Revolution sich anschickte, das Gesindel vom Erdboden zu
vertilgen.
@xml:id | #ar296_012 |
@type | jArticle |
@facs | 1680 |
[
61
] Breslau, 8. Mai.
Der Belagerungszustand ist erklärt, niemand stört sich daran. Die in der Nacht vom Militär verübten Greuel sind um so fürchterlicher, als der Kampf nur erst
an einzelnen Punkten stattgefunden. Das 23. Inf.-Regiment hat sich durch kannibalische Schlächtereien und durch Stehlen besonders hervorgethan. In der Ahlauerstraße, bei der goldenen
Weintraube, in der blauen Hirschengasse und an mehreren anderen Punkten hat eine äußerst hartnäckige Vertheidigung stattgefunden, ebenso beim deutschen Hause und in der Nikolaistraße. Oberst Engelmann
an der Spitze einer kleinen Freischar hat sich auf das Heldenmüthigste hervorgethan. Es sollen vom Militär an 87 geblieben sein. Ein Postsekretär, der nach Hause gehen wollte, wurde vom Militär mit
Kolbenschlägen niedergehauen. Die 23er stürzten in die Häuser und metzelten mit einem Vergnügen, wie es bloß diese feigen Hunde, die in wirklichen Schlachten stets ausreißen, fühlen können. Die
Offiziere sahen lachend zu. Blut und Gehirn liegt in den Straßen. 4000 Weber vom Gebirge werden erwartet. Alle Kirchen waren besetzt, das Sturmläuten unmöglich, weil die in die Kirchen Dringenden von
dem darin versteckten („herrliches Kriegsheer!“) Militär sofort niedergemetzelt wurden. Vom Civil sind bisher nur 5 Todte bekannt, abgesehen von denen, welche in den Häusern
verborgen werden. Einer Frau wurde der kranke Sohn aus reinem Vergnügen der Spießgesellen des Herrn Hohenzollern im Bette getödtet. Die Offiziere lösen mit Fleiß alle Bande der Disziplin. Unterdessen
man das „Gesindel, den Pöbel“ niedermetzelt, hält das Bourgeoisgeschmeiß, wie ich mit eigenen Augen gesehen, Champagnerbachanalien und füttert die Soldateska. Was davon nicht in der
Stadt bleiben will, hat sich in Zettlitz Hotel geflüchtet. Sämmtliche Läden sind geschlossen. Es soll heute von neuem, aber weit nachdrücklicher und erbitterter losgehen. Auf Engelmann, Elsner, Stein
und andere wird gefahndet, aber es ist noch keiner von ihnen verhaftet.
12 Uhr. Eben werden die Barbareien des Belagerungszustandes bekannt gemacht. Aufhebung der Presse, der Vereine, Ablieferung der Waffen u. s. w. Die letztern sollen heute Nachmittag abgegeben
werden. Das Volk hat den Muth verloren. Wie immer, so haben auch diesmal nur verzweifelte Proletarier am Kampfe Theil genommen, während die Bourgeoisie sich und ihre Waffen versteckt hielt. Findet bei
Ablieferung der Waffen Widerstand statt, so soll die Stadt bombardirt werden. Das Judenthum fährt fort, die hohenzollern'schen Banditen mit Butterschnitten, Kalbsschlöpeln, Schnaps u. dergl. zu
erheitern. Mögen Sie am Rhein für günstige Fälle nicht vergessen, daß nicht Windischgrätz, nicht Wrangel, nicht Monts, sondern die Bourgeois- und Juden-Verräther für die Henkereien
verantwortlich gemacht werden müssen. Auch Geld wird unter die Soldaten vertheilt, damit sie sich heute wieder preußischen Muth trinken. Die Demokraten werden in den Straßen eingefangen. Auch
Engelmann soll in die Hände der Polizei gefallen sein. Alle Fremden müssen die Stadt verlassen. Die schwarzen Husaren sollen heute noch hier einrücken. Die Mißhandlung des Volks durch die Soldateska
ist entsetzlich; jeden Augenblick sieht man auf der Straße neue Greuel. Die Soldaten sind ganz darauf abgerichtet, die Leute aus dem Volk viehmäßig todt zu schlagen. Das Militär lagert massenweise in
den Straßen und benimmt sich selbst gegen Frauen, wie es weder die Kroaten noch Kosaken gethan. Der Absolutismus versetzt ganz Deutschland in Belagerungszustand und wird nicht eher aufhören, bis die
nichtuniformirte Bevölkerung ausgemordet und verelendet ist. Es widert mich, Ihnen mehr zu schreiben. Das Hauptunglück besteht darin, daß das Volk gar keine Führer hat, und von den bekannten
demokratischen Autoritäten sich keiner hat blicken lassen. Der Krawall, ich wiederhole es, ist lediglich von der Kontrerevolution hervorgerufen worden, um den Belagerungszustand zu erklären und das
Volk zu entwaffnen. Ein bewaffnetes Breslau paßt den magyarischen Siegen gegenüber nicht in den Kram des Standrechtsministeriums Manteuffel. Die demokratische Partei hätte darum klüger gethan, jeden
Anlaß zur Belagerung zu vermeiden und die nahe Entscheidung in Wien abzuwarten.
Ein wesentlicher Grund für den Belagerungszustand sind die magyarischen Siegesbülletins, welche die Presse täglich veröffentlicht hat, und welche den preußischen Heldenmuth nicht wenig in
Alarm versetzt.
Man weiß bereits, der Belagerungszustand ist mit der raffinirtesten Infamie herbeigeführt worden. Es ist gewiß, daß das Polizeipräsidium die Volksversammlung, die anonym berufen wurde,
ausgeschrieben hat, Die Ermahnung des Magistrats, und die von gestern datirte Belagerung gehört mit zu den Manövern, von denen die Demokraten sich haben düpiren lassen. So hat man erreicht was man
wollte, man hat Breslau beim Einmarsch der Russen entwaffnet.
@xml:id | #ar296_013 |
@type | jArticle |
@facs | 1680 |
Wien, 7. Mai.
Der „Wanderer“ enthält nachstehendes Handschreiben des Standrechtskaisers an den Feldzeugmeister Nugent:
Lieber Graf Nugent!
Indem Ich die Ausübung des Mir verfassungsmäßig zustehenden Oberbefehles über Meine sämmtlichen Heere selbst zu übernehmen befunden habe, setze ich Sie mittelst der Anlage von demjenigen in
Kenntniß, was Ich in dieser Hinsicht unter Einem an Meinen Kriegsminister erlassen habe.
Olmütz, am 30. April 1849.
Franz Joseph.
Abschrift.
Lieber Freiherr v. Cordon!
Kraft des Mir zustehenden verfassungsmäßigen Rechtes übernehme Ich selbst die Ausübung des Oberbefehls über Meine sämmtlichen Heere und finde demgemäß diejenigen Punkte zu bezeichnen, über welche
Ich Mir ausschließlich die Entscheidung vorbehalten wissen will, und zwar:
1. Alle größeren Truppenbewegungen aus einem General-Kommando in das andere; kleine Aenderungen in der Truppen-Dislokation, welche dringende Umstände erheischen, sind Mir nachträglich sogleich zur
Kenntniß zu bringen.
2. Da Ich in Meiner obgedachten Eigenschaft der Aufrechthaltung der bestehenden, rein militärischen Dienstnormen und Reglements Meine besondere Sorgfalt widmen werde, so können grundsätzliche
Abanderungen dieser Vorschriften auch nur von Mir ausgehen.
3 Die Personalien vom Stabsoffiziere aufwärts nach den Anträgen derjenigen, welche bisher hierzu befugt waren, oder nach Meiner eigenen Selbstbestimmung. In Betreff der Ernennung, Anstellung,
Pensionirung u. dergl. der Generale werde Ich Mich mit den kommandirenden Generalen der Armee im Felde und mit jenen in den Ländern, welche die hier allein maßgebende Befähigung kompetent zu
beurtheilen in der Lage sind, direkt in Verbindung setzen und dann nach Meiner Ueberzeugung entscheiden.
4. In Kriegszeiten kann nur Mir allein die außerordentliche Disposition über das gesammte Kriegsmaterial zu Lande und zur See anheimgestellt sein, nicht minder in Friedenszeiten die Ausführung der
fortifikatorischen Bauten, insofern dieselben überhaupt gehörig bewilligt und bedeckt sind, auch in Bezug auf die etwa von der Vorschrift abweichende Art und Weise ihrer Vollendung Zur Besorgung
dieser Geschäfte werde Ich Mir eine Militär-Centralkanzlei bilden, zu deren Vorstand Ich Meinen ersten General-Adjudanten bestimme.
Indem Ich noch beifüge, daß die bisherige Behandlung der übrigen Gegenstände der Kriegsverwaltung, insofern solche ausschließlich Meiner Genehmigung unterzogen werden mußte, unverändert
fortzubestehen habe, setze Ich unter Einem sowohl den Feldmarschall Grafen Radetzky und Feldzeugmeister Baron Welden als auch sämmtliche kommandirende Generale in den Ländern von dieser Meiner
Anordnung in Kenntniß.
Olmütz, am 30. April 1849.
Franz Joseph.
@xml:id | #ar296_014 |
@type | jArticle |
@facs | 1680 |
Dresden, 8. Mai.
Unter vorstehendem Datum berichtet die „D. A. Z.“ über die Fortdauer der Schlacht Folgendes:
Vormittags 11. Uhr. Heute früh sind wieder zwei Bataillone Preußen eingerückt. Die Kanonade dauert ununterbrochen fort; der Kreuzthurm jedoch ist noch nicht, wie ich gestern meldete, in den
Händen der Truppen. Die Stadt ist von allen Seiten umzingelt und es dürfte daher nur Wenigen die Flucht gelingen. Die Eisenbahnhöfe sind stark besetzt und Niemand wird fortgelassen, der sich nicht
gehörig legitimiren kann. Der Oberkommandant des Aufstandes, Oberstlieutenant Heinze (gewesenes Mitglied der I. Kammer,) ist diesen Morgen gefangen genommen worden. Soeben wird er an meinen Fenstern,
unter Bedeckung eines starken Detachements Infanterie vorbeigeführt; er geht in Civilkleidern. Die Transporte der Gefangenen mehren sich. Eine Unzahl Waffen sind von dem Militär erbeutet worden.
Nachmittags 4 1/2 Uhr. Außer dem Oberkommandanten Heinze sollen noch mehre Leiter des Aufstandes und selbst ein Mitglied der provisorischen Regierung gefangen worden sein. Das Gerücht, daß
Heinze bereits standrechtlich verurtheilt und erschossen worden, ist sehr verbreitet, indeß nicht beglaubigt. Wahrscheinlich wird morgen der vollständige Belagerungszustand erklärt werden. Der
Aufstand ist noch nicht besiegt, in diesem Augenblicke rasseln zwei Geschütze reitender Artillerie die Meißner Gasse hinab nach der Gegend des Leipziger-Dresdner Bahnhofs.
Den 9. Mai. Früh 5 Uhr. Das Feuern hat seit einer Stunde in Altstadt wieder begonnen. Dresden ist in einem Umkreise von zwei Stunden militärisch umschlossen. Erfolgt bis heute Nachmittag 2
Uhr keine Unterwerfung, so soll das schwere Geschütz gebraucht werden.
Mittags, 12 Uhr. Der Kampf ist geendet. Nach 10 Uhr wurde Generalmarsch geschlagen. Es entstand eine große Bewegung unter den in Neustadt befindlichen Truppen. Es hieß: der Kreuzthum hat
sich ergeben; der noch nicht genommene Theil der Altstadt hat sich ergeben! Wirklich wehten auf dem Kreuzthurme die ersehnten weißen Fahnen. Im Sturmschritte zogen die Truppen aus Neustadt über die
Brücke, um die im Feuer gewesenen Kameraden abzulösen, welche um halb 12 Uhr zurückkamen. Viele Gefangene, eine Menge eroberte Wagen, auch drei große Fässer Pulver werden herübergebracht. Von Abends 6
Uhr an tritt im Umkreise von drei Meilen um Dresden der Belagerungszustand ein. — Gestern Abend ist der Bürgermeister Tzschucke aus Meißen mit 40 M. Reiterei hierher abgeführt
worden.
9. Mai. 2 Uhr Nachmittags. Die provisorische Regierung hat ihren Sitz nach Freiberg verlegt. Die Bewaffneten des Volks haben sich eben dorthin zurückgezogen. Der Kampf in Dresden ist
zu Ende, aber nicht der Kampf des sächsischen Volks gegen die einheimischen wie auswärtigen Mordgesellen „von Gottes Gnaden.“
@xml:id | #ar296_015 |
@type | jArticle |
@facs | 1680 |
[
*
] Aus Schleswig-Holstein, 8. Mai.
Gestern haben die Reichstruppen nach einem ziemlich langen und heftigen Gefecht Veile besetzt; die Dänen flüchteten sich nach
Fridericia.
@xml:id | #ar296_016 |
@type | jArticle |
@facs | 1680 |
[
*
] Frankfurt, 9. Mai.
Die äußerste Linke hat folgenden Aufruf erlassen:
„Deutsches Volk!
Zu den Waffen deutsche Männer in allen Gauen des Vaterlandes!
Die Verbindung der Fürsten, welche Hochverrath an dem Volke und dem Vaterlande begehen wollen, liegt klar zu Tage. Verbindet auch Euch und erhebt Euch um das Vaterland zu retten.
Schon kämpfen Eure Brüder in Sachsen und der Pfalz für Euch; laßt sie nicht untergehen. Nachbarstämme der Sachsen und der Pfälzer, an Euch ist es zunächst, — zieht hin zu Euren Brüdern,
zieht hin und helft — helft ihnen und es wird auch Euch geholfen sein. Ihr könnt nicht zaudern, dürft nicht zaudern, Ihr dürft sie nicht allein stehen lassen, die aufgestanden sind das Recht in
einer Hand und in der andern das Schwert. Das Schwert für Euer Recht!
Helft mit den Waffen, und wenn Ihr die nicht habt, helft sonst, helft wie Ihr könnt — nur helft!
Ihr andern Stämme auch erhebt Euch, waffnet Euch und zeigt dem Despotismus und der Barbarei, die Euch entgegenstehen, die festgeschaarte Macht des Volkes, das sein Recht verlangt.
Gerechtern Kampf hat es nie gegeben. Zu den Waffen, Männer zu den Waffen!
Frankfurt, 8. Mai 1849.
Die äußerste Linke der deutschen Nationalversammlung.
(Klubb Donnersberg.)
Brentano. Culmann. Damm. Dietsch. Erbe. Hönniger. Hoffbauer. Junghaus. Martiny. Mohr. Peter. Reichardt. Reinhardt. Richter. Rühl. Schlöffel. Schlutter. Schmidt. Schmitt. Schütz. Titus. Trützschler.
Werner. Wiesner. Würth.“
@xml:id | #ar296_017 |
@type | jArticle |
@facs | 1680 |
[
*
] Frankfurt 9. Mai.
Nationalversammlung.
Präsident Simon eröffnet die Sitzung 10 1/4 Uhr Die Tribünen und der Platz vor der Paulskirche sind gedrängt voll Menschen.
Rösler von Oels interpellirt höchst zeitgemäß unb patrotisch wegen der Fortsetzung des Hazardspiels in Hamburg. Der gelbe Reichsgimpel erhält von dem komischen Minister der sogenannten
Reichsjustiz, Geldmacher Mohl, die Beruhigung daß das Spiel heute aufhören wird.
Der ehemalige hessische Schnapsbrenner, Edler von Gagern:
Ich habe gestern ein Programm über die Stellung des Reichsministeriums zu den Bewegungen in Deutschland in später Abendstunde dem Erzherzog Reichsverweser vorgelegt. Nach einer Konferenz heute
Morgen hat der Reichsverweser eine Bedenkzeit von 24 Stunden verlangt. Ich komme daher auf meine Bitte von gestern zurück, die Sitzung bis morgen zu vertagen. (Bis die Schurken überall Truppen
concentrirt.) Sollte das Haus auf meine Bitte nicht eingehen, so könnte das Ministerium „als solches“ an den Verhandlungen keinen Theil nehmen. (Als ob bei den russischen
Unterknäsen in Deutschland irgend etwas von der „Entscheidung“ der blödsinnigen Reichsverfassung abhinge!
Was die Zustände in Sachsen betrifft, so habe ich die Ehre gehabt, Ihnen gestern mitzutheilen, daß der zuerst ernannte Reichskommissär seine Vollmacht nicht annehmen zu wollen, durch eine
telegraphische Depesche hierher erklärt hat. Als aber das Mitglied der Versammlung Herr Wydenbrugk nach Weimar kam und die dringenden Verhältnisse die in Sachsen das Einschreiten der Reichsgewalt so
sehr wünschenswerth machen, von dem ernannten Kommissär in Erwägung gezogen wurden, hat er alle Bedenklichkeiten bei Seite gesetzt und durch telegraphische Depesche bin ich gestern Abends in Kenntniß
gesetzt worden, daß er sich sofort nach Dresden begeben hat, um seiner Vollmacht gemäß zu handeln. Wie dringend es nothwendig ist, über die sächsischen höchst traurigen Zustände vorerst!! bis
zur Entscheidung durch die Waffen!!) die Berichte dieses Kommissärs abzuwarten, das kann niemand verkennen. Die Stadt Leipzig hat sich durch einen Abgeordneten an das Reichsministerium gewendet, und
unter den Schutz der Centralgewalt gestellt. (Der Centralgewalt, welche alle Erhebungen für ihre „Reichsverfassung“ an die schnapswüthigen russischen Unterknäse verräth!)
Was die Vorgänge in der Pfalz betrifft, so besteht dort gar kein Konflikt zwischen den Parteien und den Civil- (!!!) Behörden. (Während die preußischen Kroaten eingerückt sind!) Es ist also kein
anderes „Einschreiten“ dringend, als das eines Reichscommissairs zur Prüfung der wechselseitigen Schritte. Aus allen diesen Gründen verlangt der Edle Vertagung über den Hülferuf der für
seine Verfassungs- und Kaiserschweinereien blutenden Volker.
(Als Curiosum, daß dem „Edlen“ doch ein baldiges Ende vor Augen schwebt, mag indeß dienen, daß er nach neuesten Nachrichten seinen Bedienten in die Witwenkasse
eingekauft hat.)
Umbscheiden bekämpft das Vertagungsverlangen des Ministeriums. Aus den Vorlagen über die Verhältnisse in Sachsen und der Pfalz geht
[1681]
gerade das Gegentheil von den Behauptungen des Edlen hervor; an der Versammlung sei es, der Centralgewalt ihren Weg vorzuzeichnen, nicht umgekehrt, von der Centralgewalt Maßregeln zu erwarten.
Raveaux von Köln erklärt sich ebenfalls gegen den Aufschub, während Dresden beschossen werde, während dort Hunderte von Menschen fallen. Wir müssen heute wissen, was das Ministerium zu thun
entschlossen ist, denn morgen schon ist es vielleicht zu spät. Eine Vertagung sei ein Verbrechen am Vaterlande: Versäume man es, die Leitung der Bewegung zu ergreifen, so werde die Bewegung über Alle
gehen — über uns Alle — mögen wir auf dieser oder jener Seite dieses Hauses gestanden haben. (Hoffentlich, Herr Raveaux!)
Lichtfreund und Zinswucherer Schwetschke für die Vertagung. Ueber die Lage von Sachsen könne eine telegraphische Depesche Auskunft geben. wornach die Gemeinde Leipzig Hrn. Göschen nach
Braunschweig abgesendet hat, um 600 Mann zu requiriren. Denn in den Straßen von Leipzig kämpfte die Kommunalgarde mit einer „sozialen Schilderhebung.“ (Du ahnungsvoller Engel, Du!)
Trützschler: Dresden wird seit Tagen beschossen, es brennt, Tausende eilen hinzu, um für die Reichsverfassung, um für diese Versammlung ihr Blut zu verspritzen, und Sie wollen hier die Hände
in den Schooß legen? Wird ein Reichskommissär das preußische Heer abzuwehren vermögen? Ich sehe kein Mittel der Ehre für das Reichsministerium, als daß es anstatt Dresden wie Wien im Bürgerblut
ersäufen zu lassen, selbst dorthin eile und einen ehrlichen Tod von einer preußischen Kugel suche. (Donnernder Beifall von der Linken und der Gallerie.)
Beseler: Auf diese Versammlung wälzt man mit Unrecht die Verantwortung gewaltsamer Mittel. Dazu hat sie nicht aufgefordert. (Ruf: „Zur Durchführung der Reichsverfassung“). Im
Gegentheil. Vergleichen Sie meine Aeußerungen, vergleichen Sie die Erklärung des Ministerpräsidenten in jener Sitzung, und Sie werden finden, daß wir gewaltsame Mittel eben ausdrücklich und
entschieden ausschlossen. Was die Vertagung anlangt, so sehe ich nicht ein, wie wir durch einen schnelleren Beschluß etwas fördern wollen. Wenn Sie Truppen wollen marschiren lassen — gesetzt,
Sie hätten deren hinreichend zur Verfügung — so kämen Sie doch damit „zu spät“, um Dresden zu entsetzen.
Wigard aus Dresden: Dresden wird bombardirt, es steht in Flammen Sind da 24 Stunden nicht von dem äußersten Gewicht? Das Auftreten des Reichsministeriums geht gegen Alles, was von ihm
erwartet werden durfte. Und es verschweigt uns, was es sehr wohl weiß, nämlich, daß ganz Sachsen mit der Dresdener Bewegung übereinstimmt, mit alleiniger Ausnahme von Leipzig. Verlieren Sie keine
Stunde. Fassen Sie einen Beschluß. Das Volk wird an Ihrer Seite und der Sieg nicht zweifelhaft sein. (Beifall).
Edler v. Gagern: Ich habe nichts verschwiegen, denn nur von dem Stadtrathe von Glauchau ist sonst noch ein Abgeordneter aus Sachsen bei mir eingetroffen. Die überbrachte Schrift kann ich dem
Hause vorlegen. Sie enthält nichts Allgemeines über die sächsischen Verhältnisse.
Hr. Fallati: Wer etwas unterstützen will, muß einen festen Boden unter sich haben, sonst wird er hingerissen mit dem, was er unterstützen will. Der feste Boden des Ministeriums ist seine
Uebereinstimmung mit dem Reichsverweser. (Schöne Sippschaft!) Darüber aber werden wir erst Morgen in Klarheit sein. Das Ministerium ist zugleich bekämpft von der Reaktion und von der Revolution, zu
der es seine Einwilligung nicht geben kann. Das ist die Lage aller „mittlern“ Parteien, daß sie Gefahr laufen, zermalmt zu werden. Aber das Ministerium will die allgemeine Verwaltung der
deutschen Angelegenheiten, den Krieg in Schleswig, die Marine nicht aus der Hand geben — und in wessen Hand? — bis es muß. Das letztere wird sich morgen entscheiden.
Der Schluß der Debatte wird angenommen und auf Herrn Raveaux's Antrag namentlich abgestimmt über den Antrag des Ministeriums, die Verhandlung bis morgen zu vertagen.
Der Vertagungsantrag wird mit 221 gegen 133 Stimmen angenommen. (Tiefes Schweigen des Ekels auf den Gallerien.)
Der bezahlte Industrieritter, Ex-Buchhändler, Zeitungsschreiber und philosophischer Universitätsbänkelsänger Biedermann aus Leipzig, stimmt ebenfalls für die Vertagung. Mögen die
Verwandten der ermordeter, an Preußen verrathenen Barrikadenkämpfer in Dresden Herrn Biedermann bald Rechnung tragen!
Möge das Volk wenn es mit seinen gottbegnadeten Henkern fertig ist, die Rache für das vergossene Blut auch dieser elenden Versammlung nicht schenken!
@xml:id | #ar296_018 |
@type | jArticle |
@facs | 1681 |
[
224
] Aus Franken, 7. Mai.
So eben marschirt das 13. Linienregiment unter großem Auflauf und furchtbaren, tausendfältigen Verwünschungen des Volkes nach Sachsen. Ebenso haben noch
andere Infanterieregimenter und 3 Kavallerieregimenter Marschordre erhalten, ob nach Sachsen oder der Rheinpfalz, konnte man durchaus nicht erfahren. Die Sachsen, wenn sie noch einen Tropfen
revolutionäres Blut in ihren Adern haben, werden diese viehischen Reichsräuber entsprechend zu empfangen und ihnen mit Barrikaden zu antworten wissen. Von der kaum glaublichen Gährung, die sich
fieberhaft von Minute zu Minute steigert, von der Bestialität unseres Regierungsscheusals, unseres Polizeihundestalls und des übrigen Verrätherpacks können sie sich unmöglich einen rechten Begriff
machen. So hat man, wie uns aus zuverlässiger Quelle versichert wurde, schon alle Anstalten getroffen, um gegen den am 29. April in Bamberg versammelten Demokratenkongreß eine monströse Untersuchung
zu beginnen; wegen den schon erwähnten Proklamationen „an das fränkische Volk“, an das Heer, an die Majorität der baierischen Volkskammer. Kaum kann man in dieser furchtbaren Aufregung
den großen fränkischen Volkstag in Nürnberg am 13. Mai erwarten, denn dort soll, so hoffen wenigstens alle Demokraten, von einer Versammlung von 30,000 Menschen auch für Franken ein entscheidendes
Wort gesprochen, eine entscheidende That ins Werk gesetzt werden. Ich fürchte nur, es werden sich auch dieses Mal wieder zu viele bedenkliche Bourgeoiselemente eindrängen und durch ihre Halbheit und
Mattheit dem Gedeihen einer rettenden That unwiderstehliche Hindernisse in den Weg setzen. Einstweilen nehmen die Volksversammlungen in ganz Franken ihren permanenten Fortgang, auch fängt man jetzt
an, sich eifriger zu richten, und auch die demokratische Presse tritt energisch und entschieden auf. So bringt der „freie Staatsbürger“ von Gustav Dierzel an der Spitze seiner heutigen
Nummer einen fulminanten Aufruf an alle Franken, worin die Schlechtigkeit der Regierung nachgewiesen und das Volk aufgerufen wird, zu handeln: „Jetzt oder nie! tapferes Frankenvolk! Zu den
Waffen, zu den Waffen!“ so schließt die Proklamation. Wenn das Volk noch einmal unterliegen sollte, was wir keineswegs fürchten, so wäre dem etc. Gustav Dirzel ein weiterer Platz auf der
Anklagebank sicher, womit man ihn jetzt schon zur Genüge beehrt hat. Die Königliche Standrechtsproklamation, welche zur „Beruhigung“ dienen sollte, wird übrigens an allen Orten, wo sie
angeschlagen, angespukt und heruntergerissen. Nun hören Sie erst die heilige Einfalt baierischer Polizeibehörden: Um dieser verzweiflungsvollen und ganz konträren Wirkung eine
«gedeihlichere“ Richtung zu geben, faßten selbige den höchst genialen und allen Gleichgesinnten für gleichartige Eventualitäten sehr anempfehlenswerthen Entschluß, die Proklamation unter
Polizei-Aufsicht zu stellen. Man nagelte sie nämlich an den Kasernen und zwar dicht neben dem Kopfe der Wachen an. Da hängt sie nun, der Spott aller Leute, unter dem Schutz von drei Bajonetten. (!!)
Statt der auf solche Weise volksgemaßregelten Proklamation erblickt man überall Parodieen, in welchen jene Beruhigung nach „Morithaten“-Manier persiflirt wird. Des Nachts aber geht erst
recht der Teufel los. „Wir wollen nichts mehr von Baiern wissen, wir sind freie Franken! Noch häufiger aber der Donnerruf: „Eljen Kossuth“ tönt unaufhörlich durch die Straßen. Ich
hoffe, wir werden rothe Pfingsten halten.
@xml:id | #ar296_019 |
@type | jArticle |
@facs | 1681 |
[
231
] Freiburg, 8. Mai, Abends.
So eben haben die Geschwornen in dem Prozeß gegen Bornstedt, Krebs, Fickler und Steinmetz ihr Verdikt abgegeben. Die Angeklagten Fickler, Krebs und
Steinmetz sind völlig freigesprochen. Bornstedt dagegen wurde für schuldig erklärt, mit der deutschen demokratischen Legion von Paris aufgebrochen und am 24. April v. J. in das badische Gebiet
eingefallen zu sein in der Absicht, sich dem auf Umsturz der dortigen Staatsverfassung gerichteten Aufruhr anzuschließen. Der Staatsanwalt, der hierin unerklärlicher Weise keinen vollendeten
Hochverrath erkennen wollte, stellte den Antrag auf 6jährige Zuchthausstrafe, zu Erstehen in 4jähriger Einzelhaft, als den mildesten nach unserm Strafgesetz zulässigen. Brentano ließ das obige Verdikt
nochmals verlesen und bekämpfte den Antrag des Staatsanwalts, indem er ausführte, daß in einem „Herüberkommen in der Absicht etc.“ nicht einmal eine strafbare Vorbereitungshandlung
liege, und, wenn ja eine solche angenommen werden sollte, Bornstedt, da der Staatsanwalt die gesetzlich mildeste Strafe beantrage, höchstens zu dreimonatlicher Kreisgefängnißstrafe verurtheilt werden
könne. Bornstedt schloß sich dieser Erklärung an, und fügte die Versicherung bei; was ihn immer treffen möge, er bleibe Republikaner, bereit, jeden Augenblick sein Leben einzusetzen, wenn das Volk
rufe. Der Gerichtshof erkannte Bornstedt des Hochverrathsversuchs für schuldig und verurtheilte ihn zu 1 1/2jähriger Zuchthausstrafe, die er in 1jähriger Einzelhaft erstehen soll. Als ihm das Urtheil
verkündet wurde, rief er: „Es lebe die Republik!“ Sein Vertheidiger hat das Rechtsmittel der Nichtigkeitsbeschwerde angezeigt.
@xml:id | #ar296_020 |
@type | jArticle |
@facs | 1681 |
Mainz, 8. Mai.
Der Bürgerverein hat seinen Beschluß, das von ihm zur Anschaffung von Waffen zu sammelnde Geld dem Parlament in Frankfurt zu überweisen, aufgegeben, und es hat sich jetzt ein
Comite gebildet, in das Mitglieder des Demokraten- und Bürgervereins so wie aus der großen Zahl Derjenigen, die keiner Partei angehören, getreten sind. Man betreibt also die Subskription zur
Anschaffung von Waffen als eine, die ganze Bürgerschaft angehende Sache, und wir können diesen Schritt, der ohne Zweifel ein sehr günstiges Resultat zur Folge haben wird, nur billigen.
@xml:id | #ar296_021 |
@type | jArticle |
@facs | 1681 |
Mannheim, 6. Mai.
Es sollen, wie man versichert, gegen 9000 Mann Truppen aus Altbaiern nach der Pfalz auf dem Marsche sein und Fürst Taxis soll den Oberbefehl über diese Truppen führen. Die
Begeisterung der Pfälzer für die deutsche Sache ist durchgängig in voller Gluth, die Organisation der Bürgerwehr schreitet schnell vorwärts, und der Zuzug aus den benachbarten Theilen des Vaterlandes
soll rasch von statten gehen; so sollen bereits viele Hanauer und die Scharfschützen auf das Vortrefflichste eingeübt sein. Eben so heißt es hier, was denn auch sehr wahrscheinlich ist, daß von der
französischen Seite her viele Deutsche über die Gränze gegangen seien. Da die Pfalz für einen Guerillaskrieg ein sehr günstiges Terrain bietet, so dürfte, wenn es zu einem vollkommenen Aufstand kommen
sollte, viel Hoffnung auf Erfolg für das Volk vorhanden sein.
[(S. M.)]
(Preußische Soldaten sind in die Pfalz eingerückt, um da zu hausen, wie's in Dresden geschehen).
@xml:id | #ar296_022 |
@type | jArticle |
@facs | 1681 |
Mannheim, 8. Mai.
Unter diesem Datum wird dem „Fr. J.“ geschrieben:
„Der Geist des Militärs ist hier durchweg ein guter, d. h. ein deutscher. Die Truppen wollen nicht gegen ihre Brüder in der Pfalz kämpfen, die ja nur das vertheidigen, was alle Deutschen
von Recht und Ehre bis auf ihren letzten Blutstropfen festhalten wollen. Ich bin letzten Sonntag in der baierischen Pfalz gewesen, eigens, um mich durch persönliche Wahrnehmung von dem dort
herrschenden Geist des Volkes zu überzeugen, und kann Ihnen die tröstliche Gewißheit geben, daß ich ihn überall so gefunden habe, wie ich zum Gelingen der pfälzischen Bewegung für unbedingt nöthig
halte.
@xml:id | #ar296_023 |
@type | jArticle |
@facs | 1681 |
[
324
] Neustadt a. d. Haardt, 8. Mai.
Wahrhaftig, die Bewegung in Süddeutschland ist etwas, das heißt: sie könnte etwas werden — wenn keine Herren vom Parlamente da
wären, welche sie „in die Hand nehmen;“ und namentlich das pfälzische Volk wäre, wenn auch keiner tiefen Ueberzeugung, doch einer revolutionären Begeisterung fähig — wenn es sich
von seinem parlamentarischen Autoritätsglauben emanzipirt hätte. Diese Gedanken drängten sich mir unwillkührlich auf am Schlusse der heute hier stattgehabten Volksversammlung — welche für
unsere süddeutsche Bewegung jedenfalls von Bedeutung ist, aber noch viel bedeutender hätte werden können, wenn nicht deutsche Gemüthlichkeit und deutsches „Vertrauen“ die Hauptrolle
dabei gespielt hätten.
Ihre Leser werden bereits wissen, daß auf einer in der vorigen Woche in Kaiserslautern abgehaltenen Volksversammlung ein „Landesvertheidigungsausschuß“ für die Pfalz ernannt worden
war, um das Volk, der rebellischen Münchener Regierung gegenüber, für die „Reichsverfassung“ zu bewaffnen und zu organisiren. An den „Reichsmax“ wurde tölpelhafter Weise
eine letzte Forderung zur Anerkennung der Verfassung gestellt, welche in 3 Tagen bewilligt sein müßte, wenn die Pfalz sich nicht von Baiern lossagen sollte. Eben dieser Ausschuß hatte die Neustädter
Versammlung berufen, um sich der Volksstimmung auch im östlichen Theile der Pfalz zu versichern. Die Versammlung war nur in pfälzischen Blättern, und gleichsam nur unter der Hand ausgeschrieben worden
— und zwar, wie sich aus den Mittheilungen mancher Redner nicht undeutlich ersehen ließ, vorzüglich aus dem Grunde, weil eine zahlreiche Versammlung leicht „übereilte“ Beschlüsse
gefaßt und den gar bedächtigen Ausschuß zu revolutionären Schritten gedrängt hätte. Trotzdem hatten sich doch etwa 8-10,000 Menschen eingefunden, und die Stimmung der Versammlung, war bedeutend
anders, als die „Männer des Vertrauens“ es erwartet hatten.
Herr Schmitt aus Kaiserslautern, Abg. der äußersten Linken, eröffnete die Versammlung mit obligater Verfassungsbegeisterung und machte uns die unerwartete Mittheilung, daß ein Kommissär der
Centralgewalt anwesend sei, welchen er uns in der Person des Hrn. Eisenstuck vorstellte. Alsbald trat ein schlanker Mann auf die Tribüne, welcher geläufig, phrasenreich und besonders sehr hitzig
sprach, abwechselnd blau und roth im Gesichte wurde, heftig auf die Tribüne klopfte und uns vor allen Dingen seine Ehrlichkeit betheuerte. So, dachte ich, sieht ein demoralisirter Demokrat aus! Der
Mann erinnerte mich gar zu lebhaft an Welcker. Hr. Eisenstuck also sagte uns, daß er ein ehrlicher Mann sei, und forderte vor allen Dingen Vertrauen für sich und die Centralgewalt, als deren Kommissär
er hier anwesend sei, um die Stimmung in diesem Theile Deutschlands kennen zu lernen (!). Er erzählte uns, daß die Centralgewalt sich sehr für uns interessire, daß sie es gut mit uns meine, und uns
nöthigenfalls Reichstruppen gegen unsere rebellische Regierung zu Hülfe senden werde; nur müßten wir natürlich hübsch bei der Verfassung bleiben und keine revolutionären Schritte thun.
Es traten aber bald Redner in ganz anderem Sinne auf. Nachdem ein Redner zuerst das Wort: „Republik“ hatte fallen lassen, sprach eine lange Reihe von Rednern in theilweise sehr
schönen und kräftigen Vorträgen die Ansicht aus, daß wir jetzt über die latsche Parlaments-Agitation hinausgehen müßten, daß es sich jetzt „wo die Contrerevolution ihren letzten Trumpf
ausspiele,“ um ganz andere Dinge handele, als um Durchführung einer papiernen „Reichsverfassung;“ daß jetzt oder nie der Kampf zwischen Republik und Monarchie in Deutschland
ausgefochten werde. Der „Reichskommissär“ Eisenstuck wurde namentlich von einem Mainzer Redner beißend persiflirt. „Herr Eisenstuck,“ sprach er, „ist ein braver
Mann, ein sehr braver Mann, ein nur zu braver Mann! Hütet Euch vor den „ehrlichen Leuten! Mißtrauet einem Manne, der sich von der verrätherischen Centralgewalt zum Vermittler brauchen läßt,
mißtrauet dem Kollegen von Welcker-Mosle und Bassermann!“ Hr. Eisenstuck wagte nicht, zum zweitenmale aufzutreten.
Am energischsten sprach für ganze Maßregeln Schlöffel, welcher den Antrag stellte, um den Ausschuß zu überflügeln, und die pfälzische Republik sogleich zu proklamiren. Ihm wurde in ebenso gewandter
als perfider Weise erwidert durch Hrn. Culmann von Zweibrücken, gleichfalls Mitglied der äußersten Linken, welcher sehr schlau die schlimmen Folgen eines übereilten „Putsches“ darstellte
und vor dem „zu früh“ warnte. Er wußte Furcht und namentlich Hoffnung zu erregen, indem er auf das zu erwartende „Reichshülfsheer“ (!!!) hinwies. Auch bei ihm war
„Vertrauen“ das dritte Wort; habt Ihr Vertrauen zur äußersten Linken? Ja! hat aber die äußerste Linke in ihrem neuesten Aufrufe zur sofortigen Proklamirung der Republik aufgefordert?
Nein! Also dürft Ihr die Republik nicht proklamiren.“ Hr. C. hatte den gewünschten Erfolg; jeder energische Schritt unterblieb. Eine größere Dummheit kann man doch den Leuten nicht zutrauen,
als wenn man ihnen weis macht, die Centralgewalt werde ein Heer zur Unterstützung revolutionärer Bestrebungen absenden! Man kann es dem Volke nicht verargen, wenn es nicht gescheidter ist als seine
„Führer.“ Aber es steckt etwas Anderes dahinter. Die ganze liberale Paulskirche, Rechtslinke, Linkslinke, äußerste und alleräußerste Linke, hat das einzige Bestreben, die Revolution in
ein legales Prokustesbette einzuzwängen. Es soll ihnen diesmal nicht gelingen!
Der Präsident wußte den Schlöffel'schen Antrag auf die Weise zu eskamotiren, daß sich die Versammlung einstimmig „für die Republik“ aussprach. Um doch Beschlüsse zu fassen,
beschloß man eine durch den Ausschuß auszuschreibende Progressivsteuer und die Verstärkung desselben durch gewählte Männer aus den Kantonen.
@xml:id | #ar296_024 |
@type | jArticle |
@facs | 1681 |
Stuttgart, 7. Mai.
Was dem „Beobachter“ aus Bruchsal geschrieben wurde, hat seine Richtigkeit: es werden alle Juwelen, Gold- und Silbergeräthe, welche zum Privateigenthum der
königl. Familie gehören, nach Holland geschafft; der erste Transport enthielt Gold und Schmucksachen, und war vom Schloßschreiber Winter begleitet; seither wurde auch das Silber eingepackt. Hieraus
läßt sich schließen, daß der Hof nur den günstigen Augenblick abzuwarten gedenkt, um nochmals das Aeußerste gegen die Volksfreiheit zu wagen. — Der Kronprinz wird in den nächsten Tagen aus
Rußland zurückerwartet. — Gegen den Durchmarsch baierischer Truppen nach der Rheinpfalz werden von den Demokraten alle Gegenmaßregeln getroffen. — Kaum ist der elende Klindworth fort, so
erscheint ein anderer Hofdiplomat hier, der Herzog von Croy, dem man keine besseren Absichten zutraut.
@type | jAnnouncements |
@facs | 1682 |
Schifffahrts-Anzeige.
Köln, 10. Mai 1849.
Abgefahren.
C. Acker nach Mainz. H. Harling nach Bingen. Fr. Spaeth nach dem Niedermain. S. Schön nach dem Obermain. Ph. Schwarz, Wwe. C. Müller und B. Sommer nach Mannheim; sämmtlich geschleppt.
In Ladung
Nach Ruhrort bis Emmerich A. J. Orts. Nach Düsseldorf bis Mülheim a. d. Ruhr Chr. Königsfeld. Nach Andernach und Neuwied J. Krämer u. H. Schuhmacher. Nach Koblenz, der Mosel und Saar D. Schlaegel.
Nach der Mosel und Saar J. Castor. Nach Bingen M. Diehl. Nach Mainz Ph. Kimpel. Nach dem Niedermain Fr. Schulz. Nach dem Obermain Val. Ebert. Nach Heilbronn L. Heuß. Nach Kannstadt und Stuttgart L.
Bühler. Nach Worms und Mannheim S. Stehling; und (im Sicherheitshafen) A. Adams.
Ferner: Nach Rotterdam Capt. Hollenberg, Köln Nr. 27.
Nach Amsterdam Capt. Singendonk, Köln Nr. 10.
Rheinhöhe: 9′ 1/2″. Köln. Pegel.
Zur Anfertigung der Auszüge liegt offen die Deklaration des Schiffers Tromp.
Sitzung des Gemeinderathes vom 10. Mai 1849.
Der Gemeinderath nimmt Kenntniß von der Uebernahme des Präsidii der hiesigen Regierung durch den Herrn von Möller, so wie von einem Schreiben des Herrn von Wittgenstein d. d. Berlin, 29. April
1849, den Bau der stehenden Rheinbrücke bei Köln betreffend.
Der Antrag auf sofortige Reorganisation der Bürgerwehr, welcher in Folge einer Eingabe „der Delegirten der einzelnen Abtheilungen der hiesigen Bürgerwehr vom 9. Mai c. mit der
Aufforderung an die Gemeindeverwaltung: von der betreffenden Militärbehörde die sofortige Rückgabe der im September vorigen Jahres der Bürgerwehr genommenen Waffen zu verlangen, und im Weigerungsfalle
für schleunige Wiederbewaffnung der hiesigen Bürgerwehr aus Gemeindemitteln Sorge zu tragen,“ gestellt war, — wird abgelehnt.
Civilstand der Stadt Köln.
Den 6. Mai 1849.
Geburten.
Carl Jos. Hub, S. v. Carl Jos. Hub Maria Meyer, Ingenieur der Gasanstalt, Hochstr. — Heinr., S. v. Heinr. Wilh. Sandkuhl, Literat, Domstr.
Geburten.
(7. Mai.) Jos., S. v. Jak. Düren, Tagl., Wehra. — Pet., S. v. Jos. Pick, Tagl, Kayg. — Cath., T. v. Heinr. Dorf, Tagl, alte Mauer am Bach. — Cath., T. v. Christ. Keller,
Tapetendrucker, Weißbütteng. — Casp. Aloys, S. v. Casp. Wallraf, Tischlerm., Röhrerg. — Elisab., T. v. Dionys Claren, Tagl., Altengrabengäßchen. — Christ., S. v. Joh. Esch,
Maurer, Cartbäuserw. — Joh., S. v. Joh. Oeder, Zimmermann, Kattenbug. — Christian, S. v. Bened. Lessenich, Dachdeckerges., gr. Spitzeng. — Georg, S. v. Pet. Denz, Schiffkn,
Entenpfuhl. — Max. Alex., S. v. Joh. Sam. Gaabe, ohne Gesch, Sterneng.
Sterbefälle.
Franz Hub. Linnartz, 8 M. alt, gr Griechenm. — Phil Aretz, 1 J. 6 W. alt, Straßburgerg. — Joh. Paul. Decker, Rentner, 65 J. alt, Wwr, Mauritiussteinweg. — Ursula Maurer, 1 J. 5
M. alt, Georgstr. — Joseph Moersch, 6 M alt, Maximinstr.
Heiraths-Anzeige.
Unsere heute vollzogene eheliche Verbindung beehren wir uns Verwandten und Freunden statt besonderer Meldung hierdurch ergebenst anzuzeigen.
Köln, den 12 Mai 1849
Everhard Ringens.
Catharina Ringens, geborne Neunzig.
Im Verlage von G. Schirmer in Jülich erscheint in einigen Tagen und ist bei Unterzeichnetem zu haben:
Bericht über die Wirksamkeit der beiden Abgeordneten zur zweiten Kammer für Jülich Düren. Herrn v. Berg und Moedersheim. Vom Ausschuß des Wahlmänner-Vereins.
Preis in farbigem Umschlag 3 Sgr.
Dieser Bericht enthält die durch den Abgeordneten Herrn v. Berg in der zweiten Kammer, bis zu deren Auflösung gehaltenen Reden, nach den stenographischen Berichten und einen ausführlichen Bericht
über die Wirksamkeit beider Abgeordneten.
Kreis Mülheim.
Der Berg. Gladbacher Arbeiter-Verein erlaubt sich hiermit an den demokratischen Central-Verein die ergebenste Anfrage: ob der gutgesinnte Kreis Mülheim in den wichtigen Landwehr-Angelegenheiten
seinen Nachbar-Kreisen zurück stehen soll?
Der Vorstand.
Bürgerwehr-Angelegenheit.
In einer gestern Abend in der Krone auf dem Heumarkte statt gehabten Versammlung von Bürgerwehrmännern der 2. Compagnie, wurde öffentlich erklärt: Es sei derjenige, der die betreffenden Einladungen
der Wehrmänner besorgte, höchst ungebührlich im Hause des Herrn F. W. Nourney, Filzengraben Nr. 18, empfangen worden. Eine offene und prompte Erklärung hierüber, wird vielseitig gewünscht.
An die Feinde und Verleumder des Herrn Dr. D'Ester.
(Verspätet).
Herr Dr. D'Ester ist ein ganz tüchtiger, ganz uneigennütziger, sich selbst aufopfernder Arzt, was er vor Jahren bewiesen, wo in der großen und armen Gemeinde Hürth, Landkreis Köln, das
Nervenfieber schrecklicher als die Cholera wüthete, und was tausende Menschen aus den vielen Ortschaften dortiger Gegend auf Verlangen bereitwilligst bezeugen werden, daß Ihr aber, was Intelligenz und
Patriotismus angeht, dem kleinen Doktor auch mit einer langen Heugabel das Wasser nicht reichen könnt, das beweisen eben Eure gemeine und verleumderische Inserate.
Einer für Tausende.
Für Cigarren-Fabriken.
Seidenbast zu haben. Schildergasse Nr. 98-.
Täglich großer Maifischfang von Gebr. Wattler am Thürmchen.
Bonn-Kölner Eisenbahn.
Vom 16. April bis 30. September d. J. fahren die Züge täglich:
Von Köln.
6 1/2*), 10**), 11 1/2***) Uhr Vormittags.
2 Uhr 50 Minuten, 5, 8 Uhr Nachmittags.
Von Bonn.
6, 8, 12 Uhr Vormittags.
2 Uhr 20 Minuten, 5 Uhr 10 Minuten, 8 1/2 Uhr Nachmittags.
*) Anschluß in Bonn an die Dampfschiffe der Kölnischen und Dusseldorfer Gesellschaft an demselben Tage bis Mainz.
**) Anschluß in Bonn an das Dampfschiff der Düsseldorfer Gesellschaft bis Koblenz.
***) Anschluß in Bonn an das Dampfschiff der Kölnischen Gesellschaft bis Koblenz.
Die Direktion.
Thüringer Volkstribun.
Einladung zur Subscription.
Als es im Herbste des vorigen Jahres der Reaktion gelang, die demokratische Bewegung in den sächsischen Herzogthümern durch Waffengewalt zu unterdrücken, erlag auch das Organ des Kreis-Ausschusses
der Thüringer Demokratie, der „Thüringer Volkstribun“, der Gewalt der Umstände Die Gründer und Redakteure desselben wurden plötzlich in den Kerker geschleppt, und der Tribun mußte
verstummen. Seitdem ist ein neuer Frühling in das Land gekommen und mit ihm neue Hoffnungen für die geschlagene, aber nimmer besiegte Demokratie
Einer der frühern Redakteure, G. Rothe, ist der Freiheit wiedergegeben, und es ergingen sogleich nach seinem Austritt aus dem Kerker zahlreiche Aufforderungen an ihn, den Volkstribun wieder ins
Leben zu rufen. Diesen Aufforderungen zu genügen und zugleich ein Werkzeug zur kräftigen Reorganisation der Thüringer Demokratie zu schaffen, haben sich mehrere bewährte Volksmänner zur
Wiederherausgabe des „Volkstribuns“ vereinigt.
Die Tendenz des Blattes wird dieselbe sein, wie sie in den ersten 12 Nummern sich kundgegeben hat. Wir glauben, daß die reine Demokratie nur in einer solchen Staatsform sich verwirklichen lasse, in
der die Würde des Menschen in Allem auf's Höchste geachtet wird, in der demokratischen Republik. Unser Wahlspruch ist der der europäischen Social-Demokratie:
„Freiheit, Wohlstand, Bildung für Alle,“
Der Volkstribun erscheint vom 1. Mai an vorläufig zweimal wöchentlich unter der verantwortlichen Redaktion von G. Rothe und unter Mitwirkung von Dr. Lafaurie, H. Jäde, Dr. Otto, Dr. Rollet, Carl
Brau, Haus, Deinhardt und anderer Volksmänner im In- und Auslande.
Der Abonnementspreis beträgt auf allen Thurn- und Taxischen Postämtern vierteljährlich 20 Sgr.
In der Expedition 15 Sgr.
Alle Gleichgesinnte, sowohl Einzelne als Vereine, fordern wir auf, zur Verbreitung des Blattes im Interesse der Demokratie mitzuwirken und durch Correspondenzen uns zu unterstützen.
Jena, im April 1849.
Das Redaktions-Comite.
Das vom Staat errichtete und von den Landesständen garantirte badische Staats-Eisenbahn-Anlehen von 14,000,000 Gulden ist rückzahlbar durch Gewinne von 14mal 50,000, 54mal 40,000, 12mal 35,000,
23mal 15,000, 2mal 12,000, 55mal 10,000. — Die geringste Prämie ist fl. 42. Die nächste Verloosung findet am 31. Mai 1849 statt, und sind hierzu beim unterzeichneten Handlungshaus Originalloose
für alle Ziehungen gültig à 18 1/2 Thlr. und für die bevorstehende allein à 1 Thlr. zu erhalten. Dieses solide Anlehen kann Jedem empfohlen werden, der Fortuna auf billige Art versuchen
will.
Julius Stiebel, jun. Banquier.
Bureau: WOLLGRABEN in FRANKFURT A. M.
Solide Männer, die eine Agentur zu übernehmen gesonnen sind, erhalten einen annehmbaren Rabatt.
Herrenkleider werden gewaschen und reparirt. Herzogstraße Nr. 11.
Agentur-Gesuch für ein lucratives Geschäft, welches in allen deutschen Ländern ohne Fonds betrieben werden kann. Die Provision ist 33 1/3 pCt., und wird nur ausgebreitete Bekanntschaft und Realität
verlangt, besonders Bewohnern kleiner Orte anzuempfehlen. — Anmeldungen unter B. L. Nr. 4, Post restant franco, Frankfurt a. M. werden erbeten.
Germania.
General-Versammlung.
Samstag den 12. Mai, Abends 8 Uhr.
Der Vorstand.
Die Landwehrmänner der Umgegend von Frechen, sind eingeladen sich Sonntag den 14. Mai in Frechen bei Johann Kann einzufinden. (Nachmittags 2 Uhr.)
Das provisorische Comite.