[1655]
Neue Rheinische Zeitung
Organ der Demokratie.
No 292. Köln, Dienstag, den 8. Mai 1849.
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Vierteljähriger Abonnementspreis in Köln 1 Thlr. 7 1/2 Sgr., bei allem preußischen Postanstalten 1 Thlr. 17 Sgr. ‒ Im Auslande wende man sich: in Belgien an die betreffenden Postanstalten; in London an W. Thomas, 21 Catherine-Street, Strand; in Paris an W. Thomas, 38 Rue Vivienne, und an A. Havas, 3 Rue Jean Jacques Rousseau.
Insektionen werden mit 18 Pf. die Petitzeile oder deren Raum berechnet. ‒ Auskunft, Annahme und Abgabe chiffrirter Briefe gratis. ‒ Nur frankirte Briefe werden angenommen. ‒ Expedition in Aachen bei Ernst ter Meer; in Düsseldorf bei F. W. Schmitz, Burgplatz; in Köln Unter Hutmacher Nro. 17.
Wegen einer kleinen Beschädigung an unserer Maschine konnte heute Morgen kein Extrablatt ausgegeben werden.
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Uebersicht.
Deutschland. Berlin. (Klatsch. ‒ Die Dresdener Revolution. ‒ Preußische Truppen nach Dresden). Breslau. (Aus Ungarn. ‒ Die Russen). Wien. (Vermischtes). Dresden. (Details über den Aufstand. ‒ Zwei Proklamationen der provisorischen Regierung). Leipzig. (Aufregung wegen Dreden; Maßregeln). Görlitz. (Zusammenziehung eines Armeecorps). Schleswig - Holstein. (Vom Kriegsschauplatze). Braunschweig. (Verzögerung der Waffenaustheilung). Nürnberg. (Volksversammlung). Frankfurt. (Aus der Rheinpfalz. ‒ Ausruf des Donnersberg. ‒ National-Versammlung).
Ungarn. (Vom Kriegsschauplatze.)
Italien. (Aus Civita-Vecchia). Rom. (Vertheidigungsanstalten). Neapel. (Palermos Unterwerfung).
Französische Republik. Paris. (Die Amnestie und L. Napoleon. ‒ Vermischtes. ‒ National-Versammlung).
Großbritannien. London. (Amerikanische Post. ‒ Unterhaus).
Deutschland.
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Berlin, 5. Mai.
Das Kaiser-Alexander-Grenadierregiment ist heute mittelst Eisenbahn nach Dresden befördert worden, um die k. sächsischen Truppen bei Aufrechterhaltung der Ruhe (!) und Ordnung (!) zu unterstützen. Bedeutendere Streitkräfte stehen bereit, um erforderlichen Falls sogleich nachzurücken.
[(Staats-Anz.)]
„So eben, 2 Uhr, aus Dresden eingehenden Nachrichten vom heutigen Tage (5. Mai) zufolge, war der erste Transport preußischer Truppen dort angelangt, hatte sogleich die wichtigsten Punkte der Altstadt, und zwar zunächst der Brühl'schen Terrasse besetzt. Die Aufständischen verlangen zu kapituliren.
[(Const. Z)]
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Berlin, 5. Mai.
Einer sonst nicht unsicheren Quelle entnehmen wir, daß man es wirklich mit dem alten Wahlgesetz noch ein Mal versuchen will. Von anderer Seite aber wird dem entschieden widersprochen. Eine Klassen-Eintheilung so sagt man, ist das Ende dieses erbärmlichen Liedes. Das wissen wir aber mit Bestimmtheit, Wahlgesetz und Reglement liegen dem Könige schon seit einigen Tagen zur Unterschrift vor und nächstens werden wir diese neueste Schöpfung der fruchtbaren Phantasie des Herrn v. Manteuffel im Staats-Anzeiger erblicken. Freilich allgemeine Urwahlen ist ein „heiliges Versprechen“ ‒ die böse Zeit der Versprechungen liegt weit!
Es soll schon vorgestern ein hochgestellter Regierungsbeamter von hier nach Frankfurt gereist sein, um den preuß. Abgeordneten daselbst das Abberufungsschreiben zu überbringen. Man hat die Absicht mit größter Entschiedenheit aufzutreten, wenn diesem Befehl Widerstand entgegengesetzt würde.
Das 20. (Berliner) Landwehrregiment wird nun doch mobil gemacht und soll am Montag in Spandau eingekleidet werden, um an seine Bestimmungsorte abzugehen. Man hat sich bemühet die Leute zu gewinnen, es scheint aber, daß dieser Zweck in sehr geringem Maaße erreicht ist. Eine große Menge der Wehrmänner haben reklamirt und mit großer Entschiedenheit es offen ausgesprochen, daß sie weder nach Oestreich noch gegen das Volk marschiren würden.
Auf gegen einen höheren Beamten geäußertes Bedenken daß der Durchmarsch der Russen durch Preußen doch bedenklich sei, antwortete dieser, daß ja diese Armee wie eine Waare befördert werde. ‒ Aber der Wunsch des Ministeriums wird leider nicht in Erfüllung gehen, der Direktor der oberschlesischen Eisenbahn, Herr Lewald, hat zurückgemeldet, er könne nicht auf das Ansinnen des Ministeriums eingehen, da er befürchten müsse, daß das Volk die ganze Bahn demolire.
Der Landrath des Nieder-Barnimschen Kreises, Hr. v. Scharrnweber, ist durch Manteuffel selbst, mit dem er vor acht Tagen eine längere Unterredung hatte, dazu veranlaßt worden, Petitionen und Adressen für Wahlen nach Steuerklassen zu verbreiten. Es werden dieselben in seinem Kreise durch amtliche Personen verbreitet und manch gutmüthiger Bauer läßt sich schon dadurch zur Unterschrift verleiten.
In der Brüderstraße hat sich hier schon ein reaktionäres Wahlkomite gebildet, dessen Zweck ganz offen der ist, auf Censuswahlen hinzuarbeiten.
Es ist den Offizieren bemerklich gemacht worden, sie möchten sich des Rauchens auf den Straßen enthalten.
Mit Blitzesschnelle verbreiteten sich heute die Nachrichten aus Sachsen durch unsere Stadt. In allen Kreisen, an allen öffentlichen Orten spricht man nur davon, alles Andere wird dadurch verdrängt.
Heute früh um 5 Uhr gingen zwei Bataillone des Kaiser-Franz - Grenadier - Regiments von hier nach Dresden ab. Nachmittag sollen Munitionswagen und noch ein anderes Bataillon folgen.
Der Bahnhof der Anhaltischen Eisenbahn war heute dicht besetzt von Neugierigen, welche nur Nachrichten aus Dresden und Leipzig erwarteten. Als der Zug ankam mußten einige Reisende sogleich Bericht erstatten, es wurden die Proklamationen der provisorischen Regierung von Sachsen (Tzschirner, Heubner und Todt) vorgelesen und mit Jubel gehört. Alle Nachrichten aus Sachsen laufen übrigens darauf hinaus, daß die Altstadt Dresden vollkommen in der Gewalt des Volkes ist; daß ein großer Theil des Militairs mit dem Volke fraternisirt und mit der Kommunalgarde gemeinschaftlich das Zeughaus besetzt hält. Die ganze Stadt soll gestern Abend in wahrhaft trunkener Freudigkeit gewesen und Leute aus dem Volke und aus dem Militär Arm in Arm durch die Straßen gezogen sein. Als der Reisende heute früh um 6 Uhr die Stadt verließ, war die Lage derselben noch die gleiche. Die provisorische Regierung hatte Zuzüge angeordnet, und sind wie wir von Reisenden aus Leipzig erfahren, von dort bereits zwei Züge von mehr als 1500 Mann stark, aus Turnern und andern demokratischen jungen Männern und Arbeitern, nach Dresden auf der Eisenbahn abgegangen. Man erwartet aus dem ganzen Lande solche Freischaarenzüge. Selbst das Militär in der Neustadt wurde durch die Proklamationen schwankend gemacht und man hofft jetzt auf die Preußen, deren Einmarsch Alles einigen wird.
Ueber das Schicksal des Königs lauten unsere Berichte verschieden. Auf der einen Seite wird versichert, er sei nach dem Königsstein geflohen und habe sich dort in Sicherheit gebracht; Andere behaupten, er sei in Pirna erkannt und vom Volk festgenommen worden.
Das 24. Regiment war eigentlich nach Sachsen bestimmt, wurde aber durch Contreordre zurückgerufen, da man nicht mit Unrecht seine demokratische Gesinnung fürchtet.
In Ronderau verlangte der preuß. Gesandte aus Dresden der gestern Morgen eiligst nach Berlin wollte eine Extra-Locomotive und bot 1000 Thlr. Der Bahnhofinspektor war aber brav genug, das Ansinnen zurückzuweisen, indem er auf die Gefahr hinwies, in welche die Bahn geriethe, wenn das Volk durch solche Servilität gegen sie aufgeregt werde.
In Oberschlesien sollen bedeutende Unruhen ausgebrochen sein, weil die Russen durch die Eisenbahn daselbst befördert werden sollen. So hätte sich die Prophezeiung des Direktor Lewald schon jetzt als richtig gezeigt.
Aus Italien erfährt man, daß die 4000 Lombarden, welche von Genua nach Livorno und von dort nach Civita-Becchia gingen, zwei Stunden nach den Franzosen eintrafen und von diesen mit dem donnernden Ruf: vive la république italienne empfangen wurden.
Herr Held hat eine Volksversammlung nach Zellendorf, zwei Meilen von Berlin entfernt, berufen, zu der aus Potsdam und Berlin jedenfalls sehr viele Menschen hineilen werden.
Endlich fängt unsere Börse an, zu merken daß eine ihr sehr unangenehme Bewegung in Deutschland begonnen. Alle Course fielen heute beträchtlich und nur mit Mühe fanden sich Käufer. Noch vorgestern war die hiesige Börse verblendet genug in Folge der verkündeten russischen Hülfe, die Course zu steigern.
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[ 61 ] Breslau, 4. Mai.
Meinen gestrigen Notizen habe ich hinzuzufügen, daß einem unverbürgten Gerüchte zufolge die Russen deshalb von der russischen Gränze verschwunden sein sollen, weil im Innern Rußlands sehr bedeutende Unruhen ausgebrochen sein sollen. Soviel ist gewiß, daß bis jetzt auf der schlesischen Bahn, also mit deutschen Kräften, keine Russen nach Oestreich befördert worden sind. Ob die russische Intervention überhaupt unterbleibt und aus welchem Grunde, darüber konnte ich mit Bestimmtheit nichts erfahren. Ich habe dafür, daß die russische Intervention unterbleibt, eine Art Autorität. Der gestrige Wiener Zug brachte uns nämlich eine mir bekannte Standrechtsbestie pur sang, den Hauptherausgeber und profitwüthigen Seelenverkäufer des ersten Wiener Standrechtsorgans der „Presse.“ Zang, so nennt sich die Bestie, schien bei seiner Ankunft im Bahnhofe etwas zerstört-mißtrauisch umherzublicken, meinte indessen auf Befragen, ob er von Wien durchgebrannt sei, doch nur, er reise in Geschäften nach Paris. Ich empfehle ihn hiermit, wo er immer sei, den deutschen Arbeitern. Er schien bestürzt, daß er auf seiner Tour noch keinen Russen erblickt und mußte gestehen, das alte Oestreich sei verloren, die europäische Revolution würde bald in Oestreich zum Centralfeuermeer werden. Die „Presse“ hat bekanntlich den Windischgrätz gestürzt, indem sie nicht aufhörte, den Standrechtsmörder Welden für ein strategisches Talent auszuschreien. Zang mußte über diese List seines profitwüthigen Judenblattes jetzt lachen und gab zu verstehen, daß diese Lobpreisung des Mordhalunken Welden ihm ein erkleckliches Sümmchen eingetragen und die Presse wenig danach gefragt habe, welche Resultate dieser Schacher für das alte Oestreich bringen dürfte. Das ist die Bourgeoisie; der unverschämteste Ausdruck aller jemals dagewesenen unverschämten Profitwuth. Durch die heutigen Blätter werden Sie von hier die neuesten Urkunden aus Ungarn erhalten; sie enthalten die Entthronung des Urscheusals der europäischen Despotie, des Hauses Habsburg, die Ernennung Kossuth's zum Präsidenten von Ungarn, seine Proklamation an die Völker, kurz die Republik Osteuropa's sie beweisen die ganze Größe der Bewegung, der Nation und des Mannes, der sie leitet. Das Volk von Deutsch-Oestreich ist, wie ich höre, fest entschlossen, den Napoleon der Magyaren ebenfalls anzuerkennen und die schwarz-roth-goldene Bornirtheit der deutschen Reichs-Hottentotten ganz fahren zu lassen. Ich würde Rheinland-Westphalen anrathen, desgleichen zu thun und sich an die Zukunft des französischen Proletariats fest anzuschließen. Zwischen der Freiheit der Magyaren, Polen, Italiener, Franzosen werden die brandenburgischen Kern-Wanzenlande, der urdeutsche Bierwanst und die unvertilgbare Trampelthiergenialität der schlafrock- und pfeifenbegabten preußisch-deutschen Bourgeois und Professoren mit ihren gekrönten Reichs-Mord-Nothwendigkeiten in Europa gar wenig mehr zu bedeuten haben. Der Speichel Europa's wird sie bedecken. Statt der Russen soll, wie ich mit Bestimmtheit vernommen, „Mein herrliches Kriegsheer“ an Oestreichs Gränzen rücken. Der Hohn ist um so größer, um so klassisch-deutscher. Aber auch die Wuth Deutsch-Oestreichs wird um so gewaltiger auflodern. Deutsch-Oestreich sah im deutschen Reich einmal eine Superiorität, es erwartete von daher seine Befreiung von Mord und Standrecht; es sieht jetzt nur mehr das verhaßte, verachtete, wanzendustige Preußenthum, und wenn die Czechen sich niemals erheben, so werden sie es, sobald die Hungerleider der deutsch-russischen Sandsteppen von der Spree sich Böhmens Gränzen nähern. Der Czar aller Reussen und Preußen soll sich in der Nähe Krakau's befinden und vor ohnmächtigen Wuthanfällen schäumen. Sein Olmützer Unterknäs befindet sich, wie man sagt, auf der Jagd bei Gräfenberg. Die Magyaren sind in der Nähe und die Bevölkerung von Olmütz ist keineswegs schwarzgelb. Das weiß Sophien's Henkerbube, darum schleicht er sich mit seinem Gesindel fort auf die Jagd.
Sie können gewiß sein, daß Kossuth nicht eher ruhen wird, bis das östreichische Scheusal gänzlich erwürgt sein wird. Darum werden Kossuth und sein Volk auch nicht mit der Lamartine'schen Heuchelei vor die Völker treten, sie werden vielmehr binnen kurz ganz Osteuropa in ein revolutionäres Feuermeer verwandeln. Wenigstens können Polen, Italiener und Moldau-Walachen ganz sicher auf magyarische Demokratenheere, aus denen dann die Landesheere gebildet werden, rechnen. Ob, wie das tapfere Berliner Literatengewürm bereits hoffen, außer Deutsch-Oestreich auch der übrige deutsche Reichsrindviehstall berücksichtigt werden wird, ist zu bezweifeln.
Sämmtliche im ehemaligen k. k. Zeughaus zu Wien befindliche Waffen wurden im November ins Neugebäude, welches Windischgrätz hatte befestigen lassen, gebracht, später unter Welden jedoch dahin zurückgeführt. Jetzt sollen dieselben, man weiß nicht wohin, daraus gänzlich verschwunden sein. Der Genius des Volks wird sie wieder finden.
Gestern hat ein magyarischer Kurier, der mit Aufträgen nach Paris reist, Breslau passirt und Kossuth's Proklamation an eine hiesige Redaktion abgegeben. Fürst Lobkowitz ist ebenfalls durchpassirt nach Berlin. Er soll den Marsch der deutschen Reichsmörder und Trampelthiere beschleunigen helfen. Es geht gar nichts in der Welt über die deutsche gottbegnadete Ehrlosigkeit und Verthierung.
Heute findet hier wegen der deutschen Frage eine Berathung des Stadtraths statt. Deutsche feige Bierentrüstungsphrasen und deutsche feige Adressen an die gekrönten Reichsbanditen, das wird das Resultat sein.
Daß die Versicherungen der Wiener Zeitung über das Einrücken von 100,000 Russen in Siebenbürgen, nichts als lächerliche Schreckschüsse sind, bedarf für Sie keiner Erwähnung. Siebenbürgen ist für die einige 100,000 Russen vernagelt. Die Sache wird sich bald umkehren, es wird dann heißen, die Polen sind in Rußland eingebrochen, die Russen haben Moldau und Walachei verlassen müssen.
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[ 61 ] Breslau, 4. Mai. ‒ 4 Uhr Nachmittags.
Der eben eingetroffene oberschlesische Zug bringt die Nachricht mit, daß 400 Oesterreicher über Kosel nach Krakau heute befördert worden sind, um dort wieder Garnison zu nehmen. Alle Nachrichten über das Einrücken einer Heeresmacht von Russen in Oesterreich sind falsch. Daß Oesterreich wieder Garnison nach Krakau schickt, wo es seine Mannschaften anderwärts so höchst nöthig hat, beweist mehr als jedes andere Vorkommniß, daß bedeutende Motive vorhanden sein müssen, weshalb die Russen nicht einrücken. Es sind dies keine anderen als die ernstesten Drohungen Palmerston's. Palmerston erkennt Ungarn als selbstständiger Staat an, ein Koburg-Cohary soll König eines großen Donaureichs werden. Fiume wird Freihafen, wo England seine Industrieprodukte ausschiffen kann. Diese Mittheilungen scheinen begründet. Deutschland erhält für seine kaiserlichen Privatvergnügungen hierdurch einen furchtbaren Schlag, denn Ungarn soll gegen seine Gränzen hermetisch abgeschlossen werden. Die Magyaren wollen sich für die brutale Stupidität rächen, mit welcher ihre Abgesandten in Frankfurt und Wien aufgenommen, oder vielmehr nicht aufgenommen worden sind. Jetzt wird der deutsche Reichsmichel sich wundern und große Augen machen.
Hierdurch erklärt sich auch die Abreise des englischen Gesandten in Wien.
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@facs1655
Wien, 3. Mai.
Auch heute werden wieder viele Kranke und Verwundete vom ungarischen Kriegsschauplatz in die hiesigen Spitäler gebracht. Wir haben durch die Truppen-Concentrirungen in der Hauptstadt und der Nähe von Wien große Noth zu gewärtigen. Heute kostet Rindfleisch 12 Kr. C.-M. und Fett und Viehsorten werden immer theurer.
Kossuth hat bereits eine treffliche Communication zur Beziehung aller ihm nöthigen Kriegsbedürfnisse, von England, Frankreich aus den Häfen des schwarzen Meeres, nach Siebenbürgen organisirt, und hinlängliches Papier in Vorrath, um die Landesvertheidigungs-Commissionen mit seinen Banknoten, die jetzt bessern Werth als die östreichischen haben, in Fülle zu versehen.
Kossuth hat sieben, des Verrathes an der magyarischen Sache beschuldigte Personen proskribirt: Pazmandy jun, Moritz Szent-Kiralyi, Graf Moritz Almasy, Joh. Havas, Babarczy, Graf Paul Sennyey und Kapi. ‒
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@facs1655
[ * ] Wien, 3. Mai.
Zur wahrhaften Erbauung unsrer Leser theilen wir die standrechtlichen Wuthausbrüche des amtlichen Organs, der „Wiener. Zeit.“, wegen der neuesten aus Ungarn angelangten Dekrete in Nachstehendem mit:
„Der Schleier ist zerrissen, womit Ehrgeiz und Verrath die wahre Richtung und die letzten Pläne der ungarischen Empörung zu verdecken versuchte. Die Führer der Revolution, sich stark fühlend durch Schrecken und Gewalt, berauscht von Erfolgen und Waffenglück, werfen jetzt die Maske ab von Loyalität und Treue, deren sie sich zur Verwirrung der Begriffe, zum Mißbrauche der edelsten Gefühle bisher bedienten.
[1656]
Die ungarischen Machthaber haben sich endlich losgesagt von der Heuchelei der Ehrfurcht gegen die Krone, in deren Vertheidigung ihre betrogenen Anhänger zu sterben meinten. In der Sitzung vom 14. v. M. jener ungesetzlichen Versammlung, die sich das Repräsentantenhaus nennt, ist der letzte Schritt geschehen, und der Mann, dessen ungemessne Ehrfurcht so nahmenloses Elend über Ungarn gebracht, streckt die Hand aus nach der obersten Gewalt.“
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@facs1656
Dresden, 3. Mai, Mittags 11 Uhr.
Heute ist Alles in großer Aufregung. Auf der Schloßgasse und auf dem Markte stehen dichte Menschengruppen, welche von einzelnen Sprechern haranguirt werden. Man sieht selbst einzelne Gewehre und andere Waffen umhertragen. Der König hat diesen Morgen die Deputationen der Bürgerwehr und der städtischen Behörden empfangen, die betreffenden Adressen entgegengenommen, aber eine abschlägliche Antwort ertheilt. Nur wenn Preußen und Baiern die Reichsverfassung anerkennen würden, könne und würde auch er sie anerkennen, soll der König gesagt haben. Der König erklärte insbesondere der Deputation der städtischen Behörden, daß er zu jedem Opfer bereit sei, wie er dies ja auch in früherer Zeit bewiesen habe. Er könne aber, setzte er hinzu, von seiner Weigerung nicht abgehen, denn die Reichsverfassung werde Deutschland nicht groß, einig und stark machen, sondern zerstückeln, zerreißen; ohne daß Preußen und Baiern sie annehme, könne er sie nicht anerkennen. Ungeachtet einiger Einwendungen, die einzelne Deputirten machten, beharrte der König bei seiner Ansicht, und stellte er insbesondere auch die Befugniß und das Recht der Nationalversammlung in Abrede, die Reichsverfassung allein zu geben. In diesem Augenblicke befinden sich die Leipziger und die Freiberger Deputationen auf dem königlichen Schlosse. Es verbreitet sich das Gerücht, daß diese Nacht zwei Regimenter Preußen in Sachsen eingerückt seien und bereits bei Großenhain stehen sollen. Dieses jedenfalls noch ungegründete Gerücht trägt vielleicht dazu bei, die Aufregung zu vermehren, die aber noch keine bestimmte Richtung angenommen hat.
Um 1 Uhr wurde für die Kommunalgarde Appell geschlagen und Glockensignal gegeben, um, wie ein Plakat sagte, den Abtheilungen die Antwort des Königs mitzutheilen und die in den gestrigen Urversammlungen beschlossene Parade abzuhalten, welche jedoch auf Befehl des Generalkommando's untersagt worden ist. Die auf dem Altmarkt aufgestellten Bataillone gingen bis auf angeblich zwei unter einem dreimaligen Hoch auseinander. Das Neustädter Bataillon steht in diesem Augenblick noch vor dem Rathhause. Gleichzeitig rückten auch mehrere Abtheilungen Infanterie in's Schloß. Sechs Geschütze sind in der Kavallerie-Kaserne unter einer entsprechenden Infanteriebedeckung aufgestellt, eben so mehrere Geschütze im Zeughause. Die Artillerie marschirte unter Hurrahruf hinter ihren Kanonen über die Brücke. Alle Eingänge des königlichen Schlosses sind gesperrt und von außen durch die Menge verrammelt worden. Eine zahllose Menschenmenge wogt durch die Straßen; es wurden dort Reden gehalten, und die Lust zu Gewaltthätigkeiten scheint sich in dem Maße zu steigern, als das Gerücht immer mehr Glauben findet, daß preußische Truppen einrücken sollen. An mehreren Orten macht man einen Anfang zur Sperrung der Passage. In diesem Augenblicke treten die Stadtverordneten zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen, um über die Niedersetzung eines Vertheidigungsausschusses zu berathen. Später wurde die Kommunalgarde nochmals durch Generalmarsch versammelt. Man hatte die Kirchen erbrochen, man läutete Sturm, und ein Volkshaufe versuchte das Zeughaus zu stürmen. Das Militär vertheidigte dasselbe, es wurde häufig gefeuert, und man sah mehrere Todte über den Neumarkt tragen und fahren. Ob das Eindringen in das Zeughaus den Angreifern gelungen, darüber waren die Gerüchte verschieden. Ein höherer Offizier soll geblieben sein. Indessen scheinen die sich nach der Richtung des Zeughauses bewegenden Massen durchaus unbewaffnet zu sein. Augenzeugen versichern, daß im Augenblicke, wo sie die Stadt verlassen, gegen 7 Uhr, Barrikaden im Innern der Stadt errichtet würden. Man hört keine Schüsse mehr. Militär-Patrouillen durchziehen die Stadt, vor dem Schlosse sind Kanonen aufgefahren, die Kommunalgarde scheint abgetreten. Der König hat die Stadt nicht verlassen, so eben sind noch Deputationen von ihm angenommen worden. Wie man hört, haben sie leider keine günstigere Entscheidung, wie die bereits bekannten, zu erlangen vermocht.
4 1/2 Uhr Nachmittags. So eben ist der erste Angriff von dem Volk auf das Zeughaus gemacht, und von dem dort postirten Bataillon Prinz Albert sind die ersten drei Salven gegeben worden. Fünf Todte und mehrere Verwundete sind die ersten Opfer. Man fährt die Todten auf Wagen unter Racheruf hinweg. Die Sturmglocken ertönen, der Generalmarsch wirbelt durch die Straßen; das Rathaus wird erstürmt und auf den Altan desselben die schwarz-roth-goldene Fahne aufgepflanzt. Weiter vernimmt man, daß der Kommandant der Kommunalgarde, Kaufmann Lenz, sein Kommando niedergelegt hat und statt seiner Oberstlieutenant Heinze zum Kommandanten erwählt worden ist. Vor dem Schloß auf dem Brückenplatze wogt eine Menschenmenge, Steine wirft man nach den Fenstern des Wohnzimmers des Königs, zwei derselben werden zertrümmert.
5 bis 6 Uhr. Jetzt rückt das Neustädter Bataillon der Kommunalgarde über die Brücke. Aber hinterher rasseln vier Geschütze und mehrere Schwadronen des leichten Reiter-Regiments, welche sich auf dem Brückenplatze, dem Königlichen Schlosse gegenüber, aufstellen; man hört Kanonenschüsse. Es ist am Zeughause. Das 5te Bataillon der Kommunalgarde soll mit einer Kartätschenlage empfangen worden sein und mehrere Todte und Verwundete haben. Barrikaden werden errichtet. Bald ist die ganze Schloßgasse verbarrikadirt, das literarische Museum wird von einer Abtheilung der Turnerschaar besetzt und die übrigen Häuser von Kommunalgardisten. Eben so soll der Neumarkt verbarrikadirt sein, und namentlich erhebt sich am Ausgang der Wilsdrufer Gasse, nach dem Postplatze zu, eine Barrikade, welche bis in das erste Stock der anliegenden Häuser reicht. Das Straßenpflaster wird aufgerissen, und die Straßenschleußen werden aufgedeckt, um der Kavallerie das Manövriren zu erschweren.
6 bis 7 Uhr. Die Turnerschaar besetzt das dem Zeughause gegenüber befindliche Gebäude des klinischen Instituts, und ihre Schusse bestreichen auf diese Weise einen Theil des Zeughaushofes. Mit einem Wagen stößt man das eine Thor des Zeughauses ein, aber in dem Augenblicke, wo das Thor zusammenbricht, kracht ein Kanonenschuß aus dem innern Raume, und es gibt abermals Todte und Verwundete. Das Stadtverordnetenkollegium und ein Theil des Stadtraths haben sich permanent erklärt und halten auf dem Altstädter Rathhause ihre Sitzungen. Die Menge schreit nach Munition und Waffen. Dr. Minckwitz, Oberstlieutenant Heinze (früher in griechischen Diensten), der frühere Landtags-Abgeordnete, und Dr. Tzschirner erscheinen auf dem Rathhausbalkon, mahnen zur Geduld und versprechen, Waffen und Patronen herbeizuschaffen. Es wird aus der Mitte des Stadtverordnetenkollegiums und des Stadtraths an den König gesendet, der abermals unter tiefer Bewegung eine abschlägige Antwort ertheilt. Jetzt scheint man eine Art provisorischer Regierung eingesetzt und Tzschirner mit der weiteren Leitung des Aufstandes beauftragt zu haben.
Indem er dies vom Balkon aus der Menge bekannt macht, fällt ein Schuß, man glaubt auf ihn, aber ohne ihn zu treffen. Der Kommandant der Kommunalgarde, Kaufmann Lenz, soll gemißhandelt und in Gewahrsam gebracht worden sein. Die ganze Altstadt und einige Vorstädte sind noch in den Händen der Massen, denn die Bewegung hat nun einen ganz anderen Charakter angenommen, die deutsche Frage scheint in den Hintergrund getreten zu sein, und nach Allem zu urtheilen treten republikanische Tendenzen immer mehr voran.
7 bis 9 Uhr Abends. Wir sind hier in der Neustadt von dem, was in diesem Augenblicke drüben vorgeht, nur dürftig unterrichtet, indem seit 9 Uhr die Brückenpassage ganz gehemmt oder doch wenigstens sehr erschwert ist. Es scheint aber in den innern Stadttheilen eine Art Schreckensherrschaft ausgeübt zu werden und die republikanisch-demokratische Partei allein den Kampf fortführen zu wollen, dessen endlicher Ausgang kaum zweifelhaft sein dürfte, da man vielleicht noch im Laufe dieser Nacht die Mittel in die Hand bekomme, den Aufstand zu dämpfen. Das Kleingewehr schweigt, und man schließt daraus, daß man auf beiden Seiten eine Waffenruhe eingegangen habe.
Um 10 Uhr hört man wieder feuern und Generalmarsch schlagen. Die Waffenruhe mag also zu Ende gegangen sein. Zwei Geschütze der reitenden Artillerie rasseln herbei, um die Brücke nach der neustädter Seite hin am Blockhause zu decken. Beim Auffahren wäre es beinahe zu Konflikten gekommen, indem die Kavallerie eine Charge machen mußte, und die Kanonen zu laden gezwungen waren.
11 Uhr. Es ist Alles ruhig. Der beginnende Morgen wird die Erneuerung des hoffentlich nur noch kurzen Kampfes bringen. Zuzug wird von allen Seiten zwar erwartet. aber wie die Sachen in diesem Augenblicke stehen, ist an einen Sieg der Massen nicht zu glauben. Die Neustadt ist vollkommen ruhig. Das Militär, so weit es uns zur Kenntniß gelangt ist, hat eine feste Haltung bewährt.
4. Mai früh 5 1/2 Uhr. Um 3 Uhr hat der Kampf auf der Schloßgasse wieder begonnen; Sturmgeläute und Kleingewehrfeuer. Von dem Militär sind auf der Schloßgasse zwei Barrikaden genommen; fremdes Militär ist noch nicht eingerückt.
Ueber die (bereits erwähnte) Ministerkrisis wird folgendes amtlich bekannt gemacht: „Der König hat die Staats-Minister Dr. Held, von Ehrenstein und Dr. Weinlig auf ihren Wunsch ihrer Funktion als Staats-Minister enthoben und dem Geheimrath Dr. Ferdinand Zschinsky, unter Ernennung zum Staats-Minister, das Departement der Justiz neben dem Vorsitz im Gesammt-Ministerium übertragen, auch auf denselben Auftrag in den evangelischen Angelegenheiten erstreckt. Wegen der Wiederbesetzung des Ministeriums der Finanzen, des Kultus und öffentlichen Unterrichts und des Innern hat sich der König die Entschließung noch vorbehalten und angeordnet, daß die früher mit deren Leitung beziehentlich provisorisch beauftragten Staats-Minister die Geschäfte noch fortführen, bis deren Nachfolger eingetreten sein werden.“
[(D. A. Z.)]
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@facs1656
Dresden, 4. Mai, 4 Uhr Nachmittags.
Eine provisorische Regierung hat sich constituirt, die soeben folgende Proklamationen erlassen hat:
Mitbürger!
Der König und die Minister sind entflohen, das Land ist ohne Regierung, sich selbst überlassen worden, die Reichsverfassung ist verleugnet.
Mitbürger! Das Vaterland ist in Gefahr! Es ist nothwendig geworden, eine provisorische Regierung zu bilden, der Sicherheitsausschuß zu Dresden und die Abgeordneten des Volkes haben nun unterzeichnete Mitburger zur provisorischen Regierung ernannt.
Die Stadt Dresden ist dem Vaterlande mit dem rühmlichste Beispiele vorangegangen und hat geschworen, mit der Reichsverfassung zu leben und zu sterben.
Wir stellen Sachsen unter den Schutz der Regierungen Deutschlands, welche die Reichsverfassung anerkannt haben.
Zuzug von allen Ortschaften des Vaterlandes ist angeordnet und wird hiermit angeordnet.
Wir fordern den strengsten Gehosam für die Befehle der provisorischen Regierung und des Oberkommandanten Oberstlieutenant Heinze.
Wir werden Parlamentare an die Truppen senden und sie auffordern, den Befehlen der provisorischen Regierung gleichfalls Gehorsam zu leisten. Auch sie bindet keine andere Pflicht, als die, für die bestehende Regierung, für die Einheit und Freiheit des deutschen Vaterlandes.
Mitbürger! Die große Stunde der Entscheidung ist gekommen. Jetzt oder nie. Freiheit oder Sclaverei! Wählt!
Wir stehen zu Euch, steht Ihr zu uns!
Die provisorische Regierung.
Tzschirner. Heubner. Todt.
Soldaten! Brüder!
Die provisorische Regierung, welche nach der Flucht des Königs und der Minister in der Stadt Dresden niedergesetzt worden ist, ruft Euch zu, das Land gemeinschaftlich mit ihr zu schützen, dem Volke die Bruderhand zu reichen, und Euch zur Verfügung der Landes- und Reichsverfassung zu stellen. Folgt dem Beispiele anderer braver Soldaten, vergeßt nicht, daß Ihr vereidete Staatsbürger seid, und daß Ihr für Aufrechthaltung der Rechte und Freiheiten des Volkes zu wachen habt. Ihr seid erwählt, dem Volke zu zeigen, daß Ihr mit ihm geht, nicht gegen dasselbe seid. ‒ Soldaten! Auf denn, haltet zu uns, die provisorische Regierung hat die Pflicht, in der jetzigen Zeit die Gefahr des Vaterlandes abzuwenden, und braucht Eure Kräfte.
Die provisorische Regierung
Tzschirner. Heubner. Todt.
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@facs1656
Leipzig, 4. Mai.
Die hier herrsch nde Aufregung über die deutsche Verfassungsfrage erhielt gestern Nachmittag einen neuen Anstoß durch die Nachricht, daß das hier liegende Schützenbataillon Befehl erhalten habe, noch am Abend auf der Eisenbahn nach Dresden abzugehen. Bedeutende Massen hatten sich, um den Abmarsch zu hindern, beim Eingang, wie beim Ausgang des Leipzig-Dresdener Bahnhofes aufgestellt und hinter demselben bis ziemlich weit hinaus die Bahn stellenweise aufgerissen, so daß der Abgang der Schützen auf der Eisenbahn und unmöglich wurde. Die Truppen gingen daher zurück und verließen die Stadt durch das Gerberthor, wo sie über Schönefeld die Bahn erreicht und einen Postzug zu der Fahrt nach Dresden benutzt haben. Die Reisenden, die mit dem Zuge von Dresden kamen, darunter auch die von hier an den König gesendeten Deputationen, mußten da, wo die Schienen aufgenommen, die Wagen verlassen und zu Fuß zur Stadt kommen. Von einzelnen Hindernissen, welche den Schützen bei ihrem Ausmarsche durch Sperrung der Straßen bereitet, wird erzählt, jedoch ist es nirgends zum Exzeß gekommen. Durch das Gerücht, preuß. Truppen würden einrücken, wurde bei einem Theile des Publikums die Aufregung erhalten. Man ging sogar so weit, Waffen vom Stadtrath zu fordern, und als diese nicht geliefert werden konnten, wurde von Einzelnen der Versuch gemacht, Sturm zu läuten, bei welcher Gelegenheit Verhaftungen vorgenommen wurden. Nun wurde um 11 Uhr Generalmarsch geschlagen, worauf sich, nachdem die Kommunalgarde zahlreich zusammengetreten, die Menge zerstreute. Vor dem Frankfurter Thore wurde ein Versuch gemacht, Barrikaden zu erbauen, um den von dort erwarteten Einmarsch preußischer Truppen zu erschweren. Die herbeigekommene Kommunalgarde fand die Barrikaden verlassen. Heute Vormittag sind die Eisenbahnzüge nach Dresden wieder abgegangen.
[(D. A. Z.)]
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@facs1656
Leipzig, 4, Mai (Nachmittags 5 Uhr).
Es fanden sich Abgeordnete, man sagt aller hiesigen politischen Vereine, auf dem Lokale des Communalgardeausschusses ein, und beantragten, der Commandant solle Befehl ertheilen, daß mehre Bataillone nach Dresden als Zuzug gesendet würden. Dies wurde nicht gewährt. Bald sammelten sich nun wieder Massen vor dem Rathhaus, und verlangten auch hier Waffen, die eine Gewehrhandlung, nachdem noch die Führer der politischen Vereine solche geprüft, gegen Sicherstellung des Stadtraths zu liefern zugesagt. Dies lehnte derselbe aber ebenfalls ab, wie die Beförderung von Zuzug nach Dresden. Während der Verhandlung darüber scheint es zwischen der zum Schutz des Rathhauses aufgestellten Communalgardenabtheilung und den Andrängenden zu Reibungen gekommen zu sein, in deren Folge nach 1 Uhr Generalmarsch geschlagen wurde. Die Massen zogen sich nach Aufforderung nun auf den Fleischerplatz, um dort, als mehr Raum gewährend, weiter über den Zug nach Dresden zu berathen. Sowohl der Leipzig-Dresdener Bahnhof als der Fleischerplatz wurden alsbald durch Communalgarde besetzt.
Ein geschriebenes Placat, an die fremden Kaufleute gerichtet, lautet:
An die fremden Kaufleute. Unterzeichnete politische Vereine Leipzigs halten es für ihre Pflicht, die fremden Kaufleute zu versichern, daß durch die außerordentlichen politischen Maßregeln, welche ihrerseits ergriffen wurden, weder die Sicherheit des Eigenthums noch der Personen, wie auch die Sicherheit des Verkehrs durchaus nicht gefährdet sein würde. Leipzig, 4. Mai 1849. Die sämmtlichen politischen Vereine Leipzigs. Dr. Reclam. Hassenstein. Dr. Göschen. Oelckers.
Indeß wird ohnehin die Messe schon jetzt als beendet angesehen.
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Görlitz, 3. Mai.
Wie man der N. Od.-Z. mittheilt, soll in der allernächsten Zeit in der Umgegend unserer Stadt ein Armeekorps von 40,000 Mann zusammengezogen werden. Hauptquartier wird Görlitz werden.
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Edition: [Friedrich Engels: Vom Kriegsschauplatze (Schleswig-Holstein), vorgesehen für: MEGA2, I/9. ]
[ * ] Schleswig-Holstein, 3. Mai.
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Braunschweig, 4. Mai.
Heute erwartete man die vorbehaltene Erklärung der Regierung, oder doch in deren Ermangelung fernere Interpellationen an dieselbe, wegen der ehegestern und gestern nicht ausgetheilten Gewehre. Es ist bis jetzt, Mittags 1 Uhr, zum allgemeinen Befremden so wenig eine Waffenvertheilung, als eine Anfrage, was derselben entgegenstehen könne, nicht erfolgt. Weshalb? Darüber sind die Meinungen sehr getheilt, weniger aber in der Beziehung, daß etwas vorliege, oder vorgekommen sei, was nicht Jedermann wisse, wodurch aber andere Ansichten gewonnen seien.
[(M. Z.)]
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[ * ] Nürnberg, 3. Mai.
Die gestern hier abgehaltene Volksversammlung, von circa 20,000 Menschen besucht, unter denen viele Soldaten, sprach sich energisch für die Reichsverfassung, und gegen die baierische, preußische etc. Regierungen aus. Unter donnerndem Beifall wurde erklärt, daß sich Franken nöthigenfalls von Baiern losreißen werde. Der Geist, der sich im Militär offenbarte, ist ein der Regierung entschieden feindlicher.
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[ 320 ] Frankfurt, 5. Mai.
Die Ereignisse drängen sich. Gestern wurde der Nationalversammlung das Cirkular des preußischen Ministerpräsidenten Brandenburg mitgetheilt, worin nach vorheriger Anrühmung der Bundestreue, uneigennützigen Gesinnung und erhabenem Sinne, des k. russischen Unterknäs zu Potsdam die deutsche Reichsverfassung als unmöglich bezeichnet wird. Die Aufregung ist allgemein. In der baierischen Rheinpfalz hat sie bereits zum Ausbruch geführt. Es ist dort ein Landesvertheidigungs-Ausschuß ernannt worden, bestehend aus den Bürgern: Reichardt aus Speyer, Schmidt, Schüler aus Zweibrücken, Calmann, (sämmtlich Mitglieder der äußersten Linken zu Frankfurt) sodann den Mitgledern der baierischen Kammer, Dr. Hepp aus Neustadt, Dr. Greiner und Dr. Hanitz aus Zweibrücken, sowie ferner aus den Bürgern Fries aus Frankenthal, Schmidt aus Kirchheim ‒ Bolanden und Didier aus Landstuhl. Dieser Ausschuß hat bereits dekretirt:
1) Steuerverweigerung (der Staatssteuern).
2) Rückberufung der pfälzischen Soldaten.
3) Organisation der Volksbewaffnung von 18 bis 50 Jahren; die von 30 bis 50 Jahren kommen unter die Landwehr.
4) Aufforderung an die Regierung und an die Beamten zur Anerkennung der Reichsverfassung.
5) Aufforderung an die Gemeinden, um ihre Zustimmung zu erklären.
6) Beschlagnahme der pfälzischen Staatskassen.
7) Verbindung mit den angränzenden deutschen Vollsstämmen.
Die Staatskassen sollen schon mit Beschlag belegt sein und die Organisation der Truppen ist ausgeschrieben. Die Erklärung der Regierung und Beamten muß in 3 mal 24 Stunden erfolgen, widrigenfalls weitere entscheidende Maßregeln getroffen werden.
Die Frankfurter äußerste Linke hat folgenden Aufruf erlassen:
Deutsche Männer!
Die Gewaltherrschaft der Könige hat ihre Maske abgeworfen!
Sie hat es gewagt ‒ Angesichts der Völker Europas ‒ mit Vernichtung zu bedrohen Alles, was civilisirten Nationen hoch und heilig ist!
Sie hat die russische Barbarei auf Deutschlands Boden gerufen!
Wortbrüchig verläugnet sie den letzten Schimmer von unseres Volkes Selbstständigkeit und Freiheit, die sie vor wenigen Monden bebend anerkannte!
Fürstenwillkür vernichtet, was die Vertreter des souveränen Volkes beschlossen!
Deutsche! Jetzt gilt es abermals, zum letzten Male, Eure Freiheit gegen die Angriffe der Fürsten zu schützen. Blicket auf das Beispiel der thatentschlossenen Pfälzer. Säumet nicht, bewaffnet Euch, organisirt Euch, benutzet Euere Vereine, wählet leitende Wehrausschüsse, seid mannhaft gerüstet für den Augenblick, wo Ihr Euch den Gewaltschritten der Willkürherren entgegen zu stellen habt!
Und Ihr, Männer der Pfalz! ‒ die Ihr für Freiheit, Ehre und Recht bereits in die Schranken getreten seid gegen den Verrath der Könige, haltet muthig Stand! Pfälzer! Deutschlands Männer können und werden nicht thatlos und feig Eurer Erhebung zusehen; sie werden es nicht geschehen lassen, daß der Despotismus über Eure Leichen hinweg auch zur Vernichtung ihrer und des ganz n Volkes Freiheit schreite!
Frankfurt a. M., am 5. Mai 1849.
Die äußerste Linke der Nationalversammlung.
(Klubb Donnersberg.)
Brentano. Culmann. Damm. Dietsch Erbe. Hönniger. Hoffbauer. Junghanns. Martiny. Mohr. Peter. Reichardt. Reinhardt. Richter. Rühl. Schlöffel. Schlutter. Schmidt. Schmitt. Schüler. Schütz. Titus. Trützschler. Werner. Wiesner. Würth.
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@facs1656
[ * ] Frankfurt, 4. Mai.
Nachmittagssitzung der Nationalversammlung. (Schluß.)
Nach Verwerfung der Minoritätsanträge kömmt der Majoritätsantrag des Dreißiger-Ausschusses zur Abstimmung durch Namensaufruf Derselbe wird mit einer Majorität von 2 Stimmen (190 gegen 188) angenommen; die äußerste Linke und fast die ganze Rechte stimmen dagegen.
Der Antrag lautet:
1) Die Nationalversammlung fordert die Regierungen, die gesetzgebenden Körper, die Gemeinden der Einzelstaaten, das gesammte deutsche Volk auf, die Verfassung des deutschen Reichs vom 28. März d. J. zur Anerkennung und Geltung zu bringen.
2) Sie bestimmt den 15. August d. J als den Tag, an welchem der erste Reichstag auf den Grund der Verfassung in Frankfurt a. M. zusammen zu treten hat.
3) Sie bestimmt als den Tag, an welchem im deutschen Reiche die Wahlen für das Volkshaus vorzunehmen sind, den 15. Juli d. J.
4) Sollte, ‒ abgesehen von Deutschösterreich, dessen zur Zeit etwa nicht erfolgter Eintritt bereits durch § 87 der Verfassung berücksichtigt ist, ‒ ein oder der andere Staat im Reichstage nicht vertreten sein und deshalb eine oder die andere Bestimmung der für ganz Deutschland gegebenen Verfassung nicht ausführbar erscheinen, so erfolgt die Abänderung derselben auf dem in der Verfassung selbst vorgeschriebenen Wege provisorisch bis zu dem Zeitpunkte, wo die Verfassung überall in Wirksamkeit getreten sein wird. Die § 196 Nr. 1 der Verfassung gedachten zwei Drittheil der Mitglieder sind dann mit Zugrundlegung derjenigen Staaten, welche zum Volks- und Staatenhause wirklich gewählt haben, zu ermitteln.
[1657]
5) Sollte insbesondere Preußen im Reichstage nicht vertreten sein, und also bis dahin weder ausdrücklich noch thatsächlich die Verfassung anerkannt haben, so tritt das Oberhaupt desjenigen Staates, welcher unter den im Staatenhause vertretenen Staaten die größte Seelenzahl hat, unter dem Titel eines Reichsstatthalters in die Rechte und Pflichten des Reichsoberhauptes ein.
6) Sobald aber die Verfassung von Preußen anerkannt ist, geht damit von selbst die Würde des Reichsoberhauptes nach Maßgabe der Verfassung § 68 ff. auf den zur Zeit der Anerkennung regierenden König von Preußen über.
7) Das Reichsoberhaupt leistet den Eid auf die Verfassung vor der Nationalversammlung und eröffnet sodann den Reichstag. Mit der Eröffnung des Reichstages ist die Nationalversammlung aufgelöst.
Ein Verbesserungsantrag von Ludwig Simon:
Die National-Versammlung beschließt in provisorischer Suspension des § 14, in Verbindung mit den §§ 191 und 193 der Reichsverfassung: 1) die Regierungen der deutschen Einzelstaaten haben sofort die Beeidigung sämmtlicher Beamten des Militär- und Civilstandes auf die Reichsgewalt in folgender Form vorzunehmen: „Ich schwöre Treue der Reichsverfassung und Gehorsam der sie ausführenden Reichsgewalt,“ ‒
wird mit 244 gegen 133 Stimmen verworfen. Der Proklamation dieses Beschlusses folgt ein wüthendes Pfui-Geschrei von der Linken.
Einem dringlichen Antrag von Schlöffel, Erbe u. s. w auf öffentliche Erklärung, daß das Vaterland in Gefahr sei und das Volk sich zu bewaffnen habe, wird die Dringlichkeit abgesprochen, da auch die „honette“ Linke hiervon nichts wissen will! Schlöffel zieht hierauf den Antrag zurück.
Schluß der Sitzung: 9 1/2 Uhr
Nach der „deutschen Zeitung“ werden die Nationalversammelten bei ihrem Austritt aus der Paulskirche von einem „kräftigen Pfeifen und Zischen“ empfangen.
Französische Republik.
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@facs1657
[ 12 ] Paris, 4. Mai.
Um das Fest der Republik zu charakterisiren, brauchen wir nur einen Blick auf die Hauptgruppe zu werfen, welche die ersten Stufen des Festaltars inne hatte. Diese Gruppe bestand aus dem Trio Napoleon, Marrast und Boulay. Napoleon saß auf einem Sessel, Marrast zu seiner Rechten und Boulay zu seiner Linken. Napoleon kam erst zu Pferde herangeritten, in der Uniform eines Generals, und an dem Altar angekommen, stieg er vom Pferde herab, grüßte den Erzbischof, und nahm den eben bezeichneten Platz ein; Marrast und Boulay, die nicht reiten können, waren zu Fuße gekommen. Nun denke man sich, diese einfältige Dreifaltigkeit an der Spitze der Republik! Wie die Bourgeoisie schäumen mußte! Louis Philipp war Handelsmann, war Kaufmann, war mit einem Worte ein tüchtiger Bourgeois, ein wahrer Bürgerkönig. Seine Minister gaben den Handelsgeschäften des Bürgerkönigs und der Bourgeois-Welt eine offizielle Sprache, verhüllten das Prosaische der Geschäfte in gewichtvolle politische Phrasen und bei den Juli-Festen oder sonstigen Feierlichkeiten hatte die ceremonielle Form immer einen materiellen Werth. Aber jetzt, was bedeutet für die Bourgeoisie die in ihrem Ideale übertroffene Eitelkeit Napoleon's? Was bedeutet für sie sein Generalsrock und sein grand cordon? Was bedeutet für sie die heute vielleicht zum letzten Mal prangende Selbstgefälligkeit des Herrn Marrast, der weiter nichts vom praktisch-bürgerlichen Leben versteht, als Domino zu spielen, die Guitarre zu handhaben und Damen zu mustern? Was endlich soll der nichtssagende Boulay sagen? Der Mann, dessen Name, als er zum ersten Male als Vice-Präsident vorgeschlagen ward, allgemeines Lachen erregte? Und dieses Trio steht jetzt an der Spitze der Verwaltung und die Bourgeoisie muß Chorus machen, und tanzen und springen und singen und Soirée's geben für Napoleon, Marrast und Boulay, und das Alles ohne eigentlichen Gewinnst, ohne wirklichen Profit. Im Gegentheile, welcher reiche Bourgeois, der mit Marrast, dem ehemaligen Journalisten Bouillotte oder Landsknecht spielt, muß nicht froh sein, einige Louisd'or gegen den ehemaligen Dominospieler zu verlieren? Und dabei weiß noch immer die Bourgeoisie nicht, wie sie an diese Leute gekommen ist; ihr Staunen ist jedes Mal neu, und ihr Aerger jedes Mal gleich groß. Die Arbeiter haben weder Staunen noch Aerger, und das ist eben der Sieg der Februar-Revolution, daß sie der Bourgeoisie das Lächerliche aufgedrungen hat, und die Bourgeoisie sich das Lächerliche gefallen lassen und der Revolution und dem Proletariat aus Furcht diese Concession machen muß.
Die Bourgeoisie nimmt Napoleon und Marrast und Barrot und die Republik hin, weil sie es nicht wagt, der Revolution keck und offen entgegenzutreten. Aber Napoleon ist nicht so dumm, und Barrot ist nicht so schlimm wie er aussieht. Marrast ist, wie wir wissen, am Vorabende seines Sturzes bereits weich geworden. Napoleon also, und sein Ministerium haben der französischen Bevölkerung eine Ueberraschung bereiten wollen. Nachdem die Amnestie in der Kammer verworfen, wollte Napoleon, nach dem Beispiele seiner Vorgänger einen sogenannten acte de Clemence, ein Akt der Güte an dem heutigen Festtage vollziehen und so hat er dann von circa 3000 verurtheilten Juni-Insurgenten 1200 amnestirt. Wo sind diese 1200? Diejenigen, deren Antizedentien größere Garantieen der Gesellschaft bieten; d. h. diejenigen, welche weniger betheiligt bei der Februar-Revolution gewesen, die vor der Februar-Revolution sich fern gehalten haben von den Arbeiterverbindungen. Denn, wenn bei Juni-Insurgenten von Antezedenten die Rede ist, so können diese sich doch nur auf Antezedentien vor der Juni-Revolution, d. h. auf das, was im Februar vorgefallen ist, erstrecken, denn die Mai-Insurgenten haben bereits ihr Contingent den Galeeren abgeliefert. Also gerade die Männer, die weniger an der Februar-Revolution betheiligt waren, sollen begnadigt werden, und auch nicht mit einem Male, sondern allmählig, in kleiner Anzahl und mit langen Zwischenräumen, weil es zu gefährlich ist, „die Männer der Revolution mit einem Male in Paris einzulassen.“ Die Amnestie ist unterzeichnet von Louis Napoleon. „Franzosen, man verräth Euch; Eure Ehre, Euer Ruhm ‒ Alles ist dem Auslande verkauft… Eure Regierung hat keine Großmuth, kein Wort, keinen Charakter… Seht Ihr nicht, daß die Männer, die das Schicksal Frankreichs regieren, die Verräther von 1814 und 1815, die Meuchelmörder von Marschall N[unleserlicher Text]y sind?… Seht allenthalben Verrath, Feigheit und den Einfluß von Rußland: Auf, laßt uns die Barbaren vom Kapitol verjagen!“
Auch diese Worte sind von Napoleon unterzeichnet; sie tragen das Datum von 1836; es ist die bekannte Proklamation, mit der Napoleon in Straßburg hereinbrach. Napoleon verdankt Alles, was er geworden, seinem Namen, seiner Abstammung, seiner Verwandtschaft. Wäre ein näherer Verwandter, als Louis Nappleon dagewesen, so würde dieser gewählt worden sein. Hätte der Herzog von Reichsstadt z. B. gelebt, so wäre der Herzog von Reichsstadt Präsident der Republik geworden. Da nun also Louis Napoleon weiter nichts als seine Verwandtschaftsgrade für sich hat, und da er selbst bereits gezwungen worden, einzugestehn, daß dieser Verwandtschaftsgrad seine einzige Mitgift ist, so hätte es doch der Anstand wenigstens geboten, daß auch Napoleon einmal von diesem Herzog, diesem wahren Thron- oder Präsidenten-Erben gesprochen, und wenigstens sein Bedauern geäußert über die schmähliche Art und Weise, mit welchen die Oestreicher den „wahren Napoleon II.“ aus dem Wege geräumt. Wenn der Neffe schon so viele Stimmen erhalten, wie wäre es erst gewesen mit dem Sohn. Und dieser undankbare Neffe spricht nie vom Sohne, und schickt den Mördern des „Sohnes“ noch Hülfe, und spielt ihnen geradezu in die Hände. Dem Sohne erwacht jetzt ein Rächer in einem andern Vetter, dem Napoleon Jerome Bonaparte. Die beiden Vettern liegen sich in den Haaren. Den Napoleon Jerome Bonaparte hatte wie bereits gesagt worden, sein Vetter der Präsident Louis Napoleon vom Gesandtschaftsposten abberufen. Darüber erschienen allerhand Kommentarien in den Journalen, unter andern hieß es, daß die beiden Vettern sich in einem entrevue die größten Grobheiten gesagt hätten. Da erschien dann im offiziellen Blatte, dem Moniteur, die Erklärung des Präsidenten: Napoleon Jerome Bonaparte habe keine Audienz vom Präsidenten empfangen, und sie seien sich überhaupt auch nirgendswo begegnet. „Wenn übrigens der Präsident der Republik sich streng zeigen muß gegen alle Mitglieder seiner Familie, die sich nicht ganz strenge ihrer Schuldigkeit fügen, so bricht er deshalb nicht die Bande, durch die sie mit ihm verknüpft sind;“ d. h. „Verwandte sind wir immer, Vetter und Freunde bleiben wir aber ich bin Präsident, und du bist blos etwas durch mich.“ Nun sind sie aber beide nur etwas, weil beide Neffen von Napoleon, weil sie beide Vetter, und keiner etwas für sich ist, weil der eine ebenso viele Ansprüche hat, Präsident zu werden, als der andere, der es geworden, und dieser andere auf diese Ansprüche, d. h. auf die bloße Vetterschaft eifersüchtig geworden. Da kommt der andere Vetter und antwortet: „Audienz! Ich habe keine Audienz von meinem Vetter verlangt; da ich aufgehört habe, Gesandte zu sein, so höre ich auch auf Vetter zu sein.“ Es ist dies die einzige Deutung, welche der Brief des Vetters und Ex-Gesandten Napoleon Bonaparte zuläßt. Es heißt nämlich hierin unter anderm: „Wenn ich den Präsidenten der Republik noch nicht gesehen habe, so hat dies kein andrer Grund, als weil ich es nicht für meine Pflicht erachtet habe, seit meiner Rückkehr mich nach dem Elyseum zu begeben. Was die Phrase anbetrifft, daß der Präsident sich strenge zeigen soll gegen seine Verwandte, so hat sie auf mich keinen Bezug. Ich habe gethan, was ich das Recht und die Pflicht zu thun hatte.“
Der Familienstreit hat also begonnen: der dynastische Streit ist bereits im besten Zuge. Wie Napoleon dem Cavaignac zum Trotz, so wird jetzt Joinville dem Napoleon zum Trotze von den Bauern als Kandidat der legislativen Versammlung aufgestellt. Und derselbe Mann, welcher Napoleon unterstützt hat, unterstützt jetzt den Joinville: es ist Girardin, der Rachsüchtige, für den Napoleon kein Wirkungskreis finden konnte. So unterstützt sich die Bourgeoisie gegenseitig in ihrem gegenseitigen Sturze: Glück auf!
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@facs1657
Paris, 5. Mai.
Der Moniteur, der im Falle außerordentlicher Ereignisse zu erscheinen versprach, ist gleich National, Reform, Temps etc. nicht erschienen.
‒ Die Sentinelle aus Toulon vom 3. April will wissen: Oudinot sei am 30. April bis Rom gedrungen, nachdem er die Bevölkerungen hinter sich entwaffnen lassen.
Unsere gewöhnlichen Postberichte reichen nur bis zum 26. April. An diesem Tage rüstete sich das Volk von Rom noch zum Widerstande, goß Kugeln und fertigte Kartätschen. (Siehe Italien.)
‒ Das große Nationalfest ging, trotz des enormen Gedränges in den elysäischen Feldern, ohne alle Störung vorüber. Seit Menschengedenken erinnert man sich hier keiner ähnlichen Illumination auf Staatskosten. Am Abend war große Tafel beim Seinepräfekten Berger, der außer dem Durchlauchtigsten über 200 Beamte beiwohnten. Von Gliedern des diplomatischen Corps sahen wir nur den englischen und dänischen Gesandten beim Feste. Das Journal des Debats verräth uns nicht ohne heimliche Freude, „daß die Privat-Illuminationen nur durch ihre Seltenheit glänzten.“Die Bürgerwehr rief übrigens gestern einstimmig: „Es lebe die Republik!“ Das Artillerie-Corps knüpfte sogar daran: „Nieder mit Changarnier! Nieder mit den Weißen!“
‒Boichot, Sergant-Major des 7. leichten Infanterie-Regiments und einer der beiden Kandidaten für die nächste Kammer, wurde gestern nach der Parade verhaftet und in das Militärgefängniß abgeführt auf allerhöchsten Spezialbefehl Changarniers. Man spricht von einer Art Militärverschwörung. Soviel ist sicher, daß im Geist der französischen Armee ein sehr bemerkenswerther Umschwung eintritt.
Auch der bekannte Abbé Chatel wurde gestern früh 4 Uhr in seiner Wohnung, Passage-Dauphine, wegen Subversiv-Propaganda unter dem Militär, verhaftet. Jeder Soldat der seinen Chefs ähnliche Denunziationen macht, erhält von seinem Oberst fünf Franken.
Chatels Verhaftung soll mit den von uns gestern gemeldeten Militärverhaftungen zu Vincennes in Verbindung stehen.
‒ Der Moniteur wird uns morgen mit einer ellenlangen Liste von Ordensverleihungen beim gestrigen Feste erfreuen. Unter den Bekränzten befinden sich auch Meyerbeer und der bibelfeste Hebräer Cahen, notirt mit 1500 Franken für literarisch-publizistische Verdienste jährlich.
‒ Dupont (Eure) ist nicht todt, sondern von seinem Choleraanfall beinah wieder genesen.
‒ Die Wahlpropaganda geht ihren Gang. Es fällt uns täglich eine solche Menge von Glaubensbekenntnissen in die Hände, daß ihre bloße Erwähnung einen Bogen füllen würde. Zu den Kandidaten, die in Paris direkt auftreten, gehört nun auch seit gestern Bugeaud, den übrigens die Poitiersstraße längst auf ihr Programm setzte. Flocon wird schließlich in die Reihe der demokratisch-sozialen Kandidaten aufgenommen werden. Eine Verschmelzung mehrerer demokratischen Listen steht in Aussicht.
‒ Der von den Ungarn aufgefangene Brief Metternichs an Windischgrätz, der aus dem „Pesthi-Hirlapi“ in die pariser Blätter überging, macht großes Aufsehen. Das „Univers“, sich als Organ der ambulanten Gesellschaft Jesu getroffen fühlend, erklärt ihn für eine Mystifikation, mittelst der man wohl die dummen Ungarn (un public fort ignorant), aber nicht das aufgeklärte Frankreich hinters Licht führen könne,
‒ Der Siêcle enthält folgenden Brief:
Herr Redakteur! Ich bin erstaunt über das Dementi, das der Moniteur einem Gerücht entgegen stellt, zu abgeschmackt, um widerlegt zu werden. Wenn ich den Präsidenten der Republik noch nicht sah, so kommt dies lediglich daher, daß ich es seit meiner Rückkehr aus Madrid nicht für nöthig fand, in das Elysée zu gehen. Die Phrase also des Moniteur, „der Präsident muß sich streng gegen alle Glieder seiner Familie zeigen, die sich nicht genau nach ihrer Pflicht richten,“ kann auf mich gar keine Anwendung finden; denn was ich that, that ich mit Recht und Pflicht. Ich will hier diejenigen nicht bezeichnen, die die Convenienzen verletzten; aber wenn die Minister sehnsüchtig sind, die Wahrheit kennen zu lernen, so mögen sie die Explikationen auf der Bühne der Nationalversammlung hervorrufen. Dort werde ich ihnen antworten.
Empfangen Sie die Versicherung größter Hochachtung.
Paris, 4. Mai 1849.
(gez.) Napoleon Bonaparte.
National-Versammlung. Sitzung vom 5 Mai. Anfang 1 Uhr. Präsident Marrast.
In den Abtheilungen wählt man 6 Vicepräsidenten.
Subervic erläutert das letzte Protokoll über die Armeereform; die Grundidee der Errichtung einer Reserve werde darin dem Marschall Soult zugeschrieben Dies sei irrthümlich; er (Subervic) habe den ersten derartigen Vorschlag in Frankreich gemacht.
Soll berichtigt werden.
Chavoir kommt auf das Schicksal der widerrechtlich aufgelösten Offiziere in Lyon zurück. Er stattet im Namen des Petitionsausschusses Bericht über sie ab und beantragt Ueberweisung der Reklamationen an das Ministerium des Innern.
Diese Ueberweisung wird ausgesprochen.
Lecourt, neuangekommener Deputirter Pondicherys, beantragt die Ernennung von Vertretern der Republik für die Küsten Coroandels (Indien) und sonstige Kolonialreformen.
Wird verworfen.
An der Tagesordnung sind die Präfekturscandäler.
Sauvaire Barthelemy überreicht vorher seinen Bericht über den jüngsten Postvertrag zwischen der Republik und Spanien (von Lesseps geschlossen).
Soll gedruckt und vertheilt werden.
Baraguay d'Hilliers, Poitiersclubpräsident: Ich nehme das Wort gegen den neuen Entwurf des Gesetzes über Civilpensionen. Die provisorische Regierung, beweist er in langem Vortrage, sei zu rücksichtslos verfahren; sie habe alte brave Beamte abgesetzt und ins Elend geworfen. So undankbar habe sich weder die erste Republik noch das Kaiserreich und die Restauration bewiesen. (Lebhafter Widerspruch zur Linken).
Brard stellt den Antrag:
„Alle Pensionen an Präfekten, die ihnen seit dem 1. Januar 1848 verliehen wurden, sind abgeschafft etc“
Marcel Barthe bekämpft den Antrag als zu schneidend; er will ihn nur auf die entsetzten Präfekten angewandt wissen. (Ja! Ja! Nein! Nein!) Er verlangt, man solle sich mit dem Ausschußantrage einer Revision der Civilgehalte begnügen etc.
Guichard, ebenfalls im Namen des Ausschusses, lenkt die Aufmerksamkeit des Hauses auf die vorgefallenen Korruptionen und weist nach, daß das Gesetz vom derzeitigen Minister des Innern auf die schamloseste Weise umgangen worden. Das ehrenwerthe Glied liest zu allgemeiner Erbauung die widersprechendsten ärztlichen Atteste vor. Er unterstützt die sofortige Revision der Gesetzgebung dieses Verwaltungszweigs.
Barraguay d'Hilliers verschafft sich mit Mühe von Neuem Gehör.
Das Haus schreitet ziemlich aufgeregt zur Abstimmung über den Brardschen Vorantrag.
Derselbe wird mit 279 gegen 239 Stimmen verworfen. (Sensation).
Gaudin stellt den Antrag, wenigstens den bescholtenen Präfekten Delmas, Tourragin, Petit de Lafoue und Meunier die erschlichenen Pensionen sofort zu streichen. (Ja! Ja! Nein!)
Marcel Barthe bekämpft dies als zu unzart. Man solle keine Kategorien machen, sondern ein allgemeines Gesetz entwerfen.
Gaudins Antrag fällt durch.
Marchal beantragt:
„Die Aktenstücke aller pensionirten Präfekten seit der Februarrevolution von 1848, welche den gesetzlichen Vorschriften rücksichtlich der Pensionsansprüche nicht vollständig genügten, noch einmal durchzusehen etc.,
Goudchaux: Man solle sich nur auf die alten monarchischen Präfekten beschränken.
Marchals Antrag fällt ebenfalls durch.
Faucher, Minister des Innern: Ich sehe aus der Menge von Anträgen die feindselige Stimmung der Versammlung und trage daher zur Vermeidung von Gefahren darauf an, zur Berathung des Ausschußentwurfs zu schreiten, dem ich mich nicht widersetze. (Zur Abstimmung! Zur Abstimmung! rechts).
Dieser Ausschußentwurf, den wir neulich mittheilten und eine Revision befiehlt wird demnächst angenommen.
Marrast proklamirt Lamoriciere, Corbon, Goudchaux, Billaut und Grevy wieder in Folge der Wahlen zu Vicepräsidenten und Peupin und Perree zu Schriftführern. Auch zeigt er an, daß Dupont nicht gestorben sei etc. etc.
Die Versammlung nimmt das Kriegsbuget wieder auf.
Die Kriegsbudgetdebatte war bis Kapitel 4 gerückt Dieses Kapitel (rein administrativer Natur, z. B Personale etc.) zählt nicht weniger als 62 Artikel, die alle nacheinander durchgehen mit mehr oder weniger Reduktionen. Eine erhebliche Debatte findet nicht statt.
Die Reduktionen werden fast alle von Guerin und Bureaux de Puzy vertheidigt
Bei Kapitel 5 wird die Debatte, ohne die Gesammtabstimmung über Kapitel 4 abgebrochen.
Schluß der Sitzung.
Ungarn.
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@facs1657
Edition: [Friedrich Engels: Vom Kriegsschauplatze, vorgesehen für: MEGA2, I/9. ]
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
Italien.
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@typejArticle
@facs1657
[ * ]
Ueber Toulon erfährt man Folgendes:
„‥‥ Der Garnisondienst in Civita-Vecchia wurde von Franzosen und Römern gemeinschaftlich versehen. Als aber Oudinot einige Gährung bemerkte, ließ er die 400 römischen Soldaten, die den Dienst versahen, entwaffnen. Am 28. April setzte er sich in Marsch gegen Rom, wo er am 29. seinen Einzug zu halten gedachte. Allein eine Brücke, welche die Römer zerstört hatten, hemmte seinen Marsch. Statt den 29. April, hoffte er deshalb erst am 30. April oder 1. Mai in Rom einzurücken. Die Unterhandlungen sind emsig. Rom will den Pabst wohl empfangen; aber nicht mehr als weltlichen Fürsten, sondern nur als geistliches Oberhaupt der katholischen Kirche.
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@typejArticle
@facs1657
[ * ]
Die Michelet'sche „Tribune des Peuples“ vom 5. Mai erklärt auf's Bestimmteste, daß wichtige Depeschen aus Rom eingelaufen seien, welche die Natur der Expedition bedeutend ändern könnten. Sonst weiß das Blatt nichts vom Inhalt dieser Depeschen.
@xml:id#ar292_022
@typejArticle
@facs1657
[ * ] Rom, 26. April.
Die Constituante hat es den Triumvirn zur heiligen Pflicht gemacht, die Republik zu retten und jede fremde Gewalt durch Gewalt zurückzustoßen. Das Volk errichtet Barrikaden und verräth die größte Entschlossenheit. Daß irgend ein Kunstschatz vernichtet oder gewisse Museen gar geplündert worden wären, ist eine elende Erdichtung östreichisch gesinnter Blätter. Aus Civita-Vecchia keine Depeschen.
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@typejArticle
@facs1657
[ * ] Livorno, 29. April.
Die Stadt ist immer noch voll Barrikaden und zum verzweifeltsten Widerstande entschlossen. Wie es heißt, sollen 150,000 (!) Oestreicher im Anmarsch sein. Die Juden haben 10,000, die katholischen Kaufleute 100,000 L. für Unterstützung der Freiwilligen- und Arbeiter-Corps gezeichnet.
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@facs1657
[ * ] Neapel, 29. April.
Nach Berichten aus Palermo vom 22. war die Stadt noch nicht übergeben. Die Bourgeoisie hatte indeß eine Generalversammlung ausgeschrieben, welche aus Pfaffen, Klostergeistlichen, Offizieren der Nationalgarde, Banquiers und Boutiquiers bestand, u. die den Beschluß faßte, dem General Filangieri die Unterwerfung ohne Bedingungen anzutragen. Diese Deputation hat Palermo am 22. verlassen.
Großbritannien.
@xml:id#ar292_025
@typejArticle
@facs1657
[ * ] London, 5. Mai.
Gestern Abend traf der Dämpfer „Herrmann“ mit Nachrichten aus New York vom 20. April in Southampton ein. Aus Californien waren neuere im Ganzen sehr günstig lautende Nachrichten, aus Canada dagegen Berichte eingelaufen, welche die Erbitterung der britischen oder konservativen Partei nicht schwarz genug zu schildern wissen.
In der gestrigen Unterhaus-Sitzung bot wiederum eine irische Bill den Stoff zur Debatte, die sich schließlich zur Heirathsbill wandte.
Meteorologische Beobachtungen.
gap: insignificant
Handelsnachrichten.
gap: insignificant
@typejAnnouncements
@facs1657
@typejAn
@facs1657
Nr. 72069.
Auszug aus den im Sekretariate des Königlichen Landgerichts zu Köln beruhenden Register über Erklärungen und Hinterlegungen.
Nr. 10374.
Heute den vierten August ein tausend achthundert acht und vierzig, erschien im Sekretariate des Königlichen Landgerichts zu Köln, unter Assistenz des Herr Advokat-Anwalt Füßer, der zu Köln wohnende Advokat Götz, in seiner Eigenschaft als Bevollmächtigter des Spezereihändlers Hermann Joseph Kamp, wohnhaft in Stommeln, zufolge Vollmacht unter Privat-Unterschrift vom neunzehnten Juni eintausend achthundert acht und vierzig, welche diesem Akte beigefügt ist, und hinterlegte zum Zwecke des gesetzlichen Purgations-Verfahrens eine von ihm und seinem assistirenden Anwalte beglaubigte Abschrift des vor dem Herrn Notar Müller in Köln aufgenommenen Protokolls über die am achtzehnten Mai ein tausend achthundert acht und vierzig in der Theilungssache des zu Stommeln wohnenden Restaurateurs Wilhelm Thomessen, Kläger gegen den zu Uerdingen wohnenden Kaufmann Hermann Quirin Faust handelnd in der Eigenschaft als Nebenvormund der Mindrennen Franz Julius, Maria Magdalena und Anna Catharina Thomessen, ohne Gewerbe in Stommeln, Verklagte, abgehaltene Lizitation ‒ wodurch sein Mandant Hermann Joseph Kamp unter Solidarbürgschaft seines Vaters, des Ackerers Heinrich Kamp zu Stommeln, das genannten Partheien Thomessen gemeinschaftlich zugehörige, an der Venloerstraße zu Stommeln „Gasthof“ genannte Haus mit allen Zubehörungen für die Summe von Dreitausend siebenhundert vierzig Thaler käuflich erworben hat. ‒ Ein Auszug aus diesem Kaufakte, enthaltend das Datum desselben, den Vor- und Zunamen, Professionen und Wohnort der Contrahenten, die Lage und Bezeichnung der Immobilien, den Kaufpreis und die dem Verkaufe zum Grunde gelegenen Bedingungen, ist durch den unterzeichneten Landgerichts-Sekretär angefertigt und heute nach Vorschrift des Artikels ein und zwanzighundert vier und neunzig des Civil-Gesetzbuches im Civil-Augienz-Saale des hiesigen Königlichen Landgerichts angeheftet worden.
Worüber dieser Akt aufgenommen, vorgelesen, genehmigt und von dem Herrn Comparenten und dem Landgerichts-Sekretär unterzeichnet worden ist.
Stempel fünfzehn Silbergroschen.
Köln, wie Eingangs.
(Gez.) Füßer. Götz. Mockel.
Der Stempel im Betrage von fünfzehn Silbergroschen ist zu dem gegenwärtigen Akte kassirt worden.
Nr. 4361.
Empfangen zehn Silbergroschen.
Köln, den 25. August ein tausend achthundert acht und vierzig.
Königl. Haupt-Steuer-Amt für inländische Gegenstände.
(Gez) Kerckhof.
Vollmacht.
Der Unterzeichnete bevollmächtigt hiermit den Herrn Advokaten Götz das Reinigungs-Verfahren, in Betreff das von ihm am achtzehnten Mai eintausend achthundert acht und vierzig, laut Akt des Notars Müller angekauften zu zu Stommeln gelegenen Hauses (zum „Gasthofe“ genannt) sammt Zubehör, Hof und Stallungen etc. etc., einzuleiten und Behufs Tilgung der darauf haftenden Hypotheken und Privilegien die in dem Artikel ein und zwanzighundert drei und neunzig und ein und zwanzighundert vier und neunzig des bürgerlichen Gesetzbuches und des Staatsrathsgutachtens vom 9. Mai eintausend achthundert sieben vorgeschriebenen Zustellungen und Anerbietungen vollziehen zu lassen.
Köln, den neunzehnten Juni eintausend achthundert acht und vierzig.
(Gez.) H. J. Kamp.
Für gleichlautenden Auszug:
Der Landgerichts-Sekretär, Mockel.
Nr. 4362.
Empfangen ein Thaler zwei Sgr.
Köln, den 25. August 1848.
Königl. Haupt-Steuer-Amt für inländische Gegenstände Kerckhof.
Heute den zwölften April 1800 neun und vierzig.
Auf Anstehen des zu Stommeln wohnenden Spezereihändlers Hermann Joseph Kamp, wofür die Advokaten Herrn Füsser und Götz zu Köln, Ersterer als Anwalt beim Königl. Landgerichte daselbst occupiren werden, habe ich unterzeichneter Franz Wambach beim königl. Landgerichte zu Köln immatrikulirter, daselbst wohnender Gerichtsvollzieher; der früher in Bilk jetzt zu Emmerich ohne Gewerbe wohnenden Gertrud Sauset, Ehefrau des zu Stommeln wohnenden Wirthes Wilhelm Thommessen, auf dem Parket des Königl. Ober-Prokurators Herrn John zu Köln, redend mit Herrn Ober-Prokurator John selbst, beigehenden Act vom vierten August vorigen Jahres, welcher bekundet, daß die Hinterlegung des von dem Hrn. Notar Müller zu Köln aufgenommenen Protokolls über die am achtzehnten Mai 1800 acht und vierzig in der Theilungssache des zu Stommeln wohnenden Restaurateurs Wilhelm Thommessen Kläger, den zu Uerdingen wohnenden Kaufmann Hermann Quirin Faust, handelnd in der Eigenschaft als Nebenvormund der Minorennen Franz Julius, Maria Magdalena und Anna Katharina Thommessen, ohne Gewerbe in Stommeln, Verklagten abgehaltenen Licitation, wodurch mein Requirent unter Solidarbürgschaft seines Vaters des Ackerers Heinrich Kamp zu Stommeln gelegene, „zum Gasthgf“ genannte Haus mit allen Zubehörungen für die Summe von dreitausend siebenhundert vierzig Thaler käuflich erworben hat, auf dem Secretariate des Königl. Landgerichtes zu Köln zum Zwecke des gesetzlichen Purgations-Verfahrens in beglaubigter Abschrift erfolgt, so wie daß die Anheftung dieses Kaufaktes im Auszuge durch den Landgerichts-Secretär beim Königl. Landgerichte zu Köln Herrn Mockel angefertigt und im Civil-Audienz-Saale des gedachten Landgerichtes angeheftet worden, abschriftlich nebst Abschrift einer auf den Advokaten Goetz zu Köln lautenden Vollmacht des Requirenten und dieses Aktes, redend wie gesagt, zugestellt und zurückgelassen.
F Wambach.
Heute den drei und zwanzigsten April achtzehnhundert neun und vierzig habe ich unterzeichneter beim dem Königlichen Land- und Stadtgerichte, jetzt Gerichts-Commissär zu Emmerich, angestellter und daselbst wohnhafter Gerichtsbote, mich, erhaltenem Auftrage gemäß, in die Wohnbehausung der hierselbst, früher zu Stommeln, wohnhaften Ehefrau Wilh. Thomessen, geborne Gertrud Sauret, begeben, um derselben einen Act des Gerichtsvollziehers Franz Wambach zu Köln vom 12. April 1849 nebst Anlage in Sachen Restaurateur Ww. Thomessen p. Herm. Quirin Faust, pto. Theilung zu insinuiren.
Ich habe die Frau Ww. Thomessen persönlich angetroffen, derselben die vorbeschriebenen Dokumente zugestellt, die sie an sich genommen und den Empfang hierunter bescheinigt hat.
Frau Thomessen.
Geschehen wie oben.
Der Gerichtsbote Horn.
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Die zum Armenrechte zugelassene Sibilla Cosmann, ohne Geschäft zu Köln, Ehefrau des daselbst wohnenden Handelsmannes Lazarus Waller, hat durch Akt des Gerichtsvollziehers Engelbert Meisen zu Köln gegen ihren genannten Ehemann am 4. d. M. unter Bestellung des Advokat Lambert Hagen zu ihrem Anwalt die Klage auf Trennung der ehelichen Gütergemeinschaft bei dem Landgerichte zu Köln angestellt.
Köln, den 5. Mai 1849.
Für die Richtigkeit des Auszuges:
Hagen, Adv.-Anw.
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In der F. C. Eisen'schen Sortiments- Buch- und Kunsthandlung, Friedrich-Wilhelmstraße Nr. 2 ‒ in Köln ist vorräthig:
Der politisch-humoristisch-satyrische Traumdeuter. Ein unentbehrlicher Rathgeber für Demokraten, Reaktionäre und Republikaner.
Preis 2 1/2 Sgr.
Im Belagerungszustand veröffentlichte. Verlag von Louis Hirschfeld in Berlin.
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Ein Wundarzt hiesiger Stadt hat vor einigen Monaten Kinder und ältere Personen geimpft und diese Impfung auf eine solche unerhört nachläßige Weise vorgenommen, daß mehrere achtbare Personen und Kinder sich eine giftige und vielleicht unheilbare Krankheit zugezogen haben.
Dies möge dem Publikum zur Warnung dienen und eine Aufforderung an die betreffende Behörde sein, diese Fälle, welche vielen Aerzten bekannt sind, untersuchen zu lassen, um die geeigneten Maßregeln zu treffen, daß derartige schauderhafte Fälle nicht wieder vorkommen können.
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Agentur-Gesuch für ein lucratives Geschäft, welches in allen deutschen Ländern ohne Fonds betrieben werden kann. Die Provision ist 33 1/3 pCt., und wird nur ausgebreitete Bekanntschaft und Realität verlangt, besonders Bewohnern kleiner Orte anzuempfehlen. ‒ Anmeldungen unter B. L. Nr. 4, Post restant franco, Frankfurt a. M. werden erbeten.
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Drei durcheinandergehende schöne möblirte Zimmer sind zu vermiethen. Kreuzgasse 15.
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Niederländische Dampfschifffahrts-Gesellschaft.
Vom 17. April ab fahren die Schiffe von Köln: Morgens um 4 Uhr täglich, außer Donnerstag und Samstag.
In einem Tage über Nymegen nach Rotterdam.
In einem Tage über Arnheim nach Amsterdam.
(resp. im Anschluß an den vorletzten 4 3/4 Uhr Eisenbahnzug von Arnheim nach Amsterdam).
außer Sonntag und Dienstag
Nachts um 1 Uhr täglich, direkt nach Mannheim und Ludwigshafen. Der „Batavier“ fährt jeden Dienstag von Rotterdam nach London;
fährt jeden Sonntag von London nach Rotterdam.
Bei direkten Einschreibungen betragen die ermäßigten Preise von Köln bis London:
Große Cajütte (Chief Cabin) Thlr. 8 17 Sgr.
Vorkajütte (Fore Cabin) Thlr. 5 4 Sgr.
Nähere Auskunft wegen Passagiere und Güter ertheilt der Agent Albert Heimann, Friedrich-Wilhelmstraße Nro. 4.
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Niederl. Dampfschifffahrt-Gesellschaft.
In Ladung nach Mannheim, Mainz etc. das Dampfboot Stadt Düsseldorf. Abfahrt 9-10 dieses.
Näheres wegen den ermäßigten Frachten ertheilt der Agent Albert Heimann Friedrich-Wilhelmstraße Nro 4.
Köln, den 7. Mai 1849.
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Rhein- und Yssel-Dampfschifffahrt.
Von Köln nach Düsseldorf, Wesel, Emmerich, Arnheim, Doesborgh, Zütphen, Deventer, Zwolle, Kampen u. Amsterdam, in Verbindung nach Hull, London und Hamburg, jeden Sonntag, Dienstag und Freitag, Abends 8 Uhr.
Ankunft der Passagiere in Amsterdam am nächsten Tage um 2 Uhr Mittags. Näheres über die ermässigten Frachten für Passagiere und Güter ettheilt:
Die Agentur, Friedrich-Wilhelm-Strasse Nro. 6-8.
Köln, den 30. März 1849.
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Das vom Staat errichtete und von den Landesständen garantirte badische Staats-Eisenbahn-Anlehen von 14,000,000 Gulden ist rückzahlbar durch Gewinne von 14mal 50,000, 54mal 40,000, 12mal 35,000, 23mal 15,000, 2mal 12,000, 55mal 10,000. ‒ Die geringste Prämie ist fl. 42. Die nächste Verloosung findet am 31. Mai 1849 statt, und sind hierzu beim unterzeichneten Handlungshaus Originalloose für alle Ziehungen gültig à 18 1/2 Thlr. und für die bevorstehende allein à 1 Thlr. zu erhalten. Dieses solide Anlehen kann Jedem empfohlen werden, der Fortuna auf billige Art versuchen will.
Julius Stiebel, jun. Banquier.
Bureau: WOLLGRABEN in FRANKFURT A. M.
Solide Männer, die eine Agentur zu übernehmen gesonnen sind, erhalten einen annehmbaren Rabatt.
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Bekanntmachung.
Mittwoch den neunten Mai 1849, Vormittags eilf Uhr, sollen auf dem Waidmarkte zu Köln, eine Hobelbank, verschiedene Hausmobilien und Küchengeräthe öffentlich gegen baare Zahlung versteigert werden.
Der Gerichtsvollzieher, Brochhausen.
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Ein der schönsten Monstranzen gothische Arbeit, 2 Fuß hoch, von Messing im Feuer vergoldet und von den ersten Kennern als eine der schönsten und besten Arbeiten, welche bis jetzt gefertigt anerkannt worden ist, von demselben Stoff ist auch ein Kreuz zu haben bei J. P. Hospelt, Höhle 35.
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Makulaturpapier.
Circa 500 Pfd. sind billig abzugeben. Bescheid bei der Expedition d. Ztg.
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Ein junger Mann, der im Speditions-Geschäft erfahren und sofort eintreten kann, findet unter billigen Ansprüchen in einer Stadt Westfalens sogleich ein Engagement.
Franco Offerten sub Littera L. W. an die Expedition dieses Blattes.
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Englischer Hof empfiehlt einem reisenden Publikum bestens
Köln im Mai 1849.
H. J. Thibus.
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Täglich großer Maifischfang von Gebr. Wattler am Thürmchen.
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Gartenwirthschaft Scheiben und Vogelschießen nebst vorzüglichem Lagerbier, empfiehlt Joseph Frings, „im Bart“ Brand Nro. 1.
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Feinster Emmenthaler Schweizerkäse in ganzen und halben Laeben, Alter holländischer Käse,
Beste Bamberger Pflaumen, per 20 Pfd. 1 Thlr.,
Butter in Fäßchen von 60 Pfd.,
Feinstes Provencer-Oel, billigst bei A. J. Baurmann Sohn, Breitestraße Nr. 45.
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Rheinisches Volks-Fest in der Mailust zu Deutz heute Dienstag den 8. Mai bei Anwesenheit der Vertreter der ganzen Rheinprovinz große Garten-Harmonie Abends großer Frei-Ball.
In Erwägung, daß Deutz die einzige Stadt in der Rheinprovinz ist, worin die Bürgerwehr noch im Besitze ihrer Waffen, und in Erwägung, daß dieselbe wie bisheran auch forthin, sich stark sagt, die Ruhe und Ordnung aufrecht zu erhalten ohne einmal selbst unter die Waffen zu treten, wird Deutz als der geeignetste Platz anempfohlen, von wo aus man (ohne alle Selbstgefahr) den Belagerungszustand von Köln am besten zu beobachten Gelegenheit hat.
Das Fest-Comite und Sicherheits-Ausschuß.
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Alle fertig geriebene Oelfarben bei A. J. Baurmann Sohn, Breitestraße Nr. 45.
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Herausgeber: St. Naut. Druck von J. W. Dietz, Hutmacher Nr. 17.