Deutschland.
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@facs | 1559 |
Edition: [Friedrich Engels: Mitteilung zur Artikelserie „Lohnarbeit und Kapital“, vorgesehen für: MEGA2, I/9.
]
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] Köln, 19. April.
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@facs | 1559 |
Edition: [Friedrich Engels: Die Sitzung der Zweiten Kammer in Berlin vom 13. April 1849, vorgesehen für: MEGA2, I/9.
]
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] Köln, 19. April.
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@facs | 1559 |
Berlin, 14. April.
Die wichtigste Nachricht, welche ich Ihnen heute mittheilen kann, ist die, daß es aller Wahrscheinlichkeit nach mit der Aufhebung unseres Belagerungszustandes
selbst dann nichts ist, wenn der Kommissionsbericht über den Waldeckschen Antrag auch mit großer Majorität von der Kammer angenommen werden sollte. Aus sehr zuverlässiger Quelle erfahre ich nämlich so
eben, daß die völlige Entwaffnung Berlins wirklich im Werke ist, und daß in der Deckerschen geheimen Hofbuchdruckerei die Plakate bereits gedruckt sind, in welchen der Oberbefehlshaber in den Marren
alle „guten Bürger“ auffordert, ihre Privatwaffen zum Wohle des Vaterlandes und im Interesse der Ruhe und Ordnung freiwillig abzuliefern. Herr v. Wrangel verspricht in dieser
Aufforderung zugleich, daß die guten Bürger binnen einer gewissen Frist dieses ihr Eigenthum unversehrt wieder erhalten sollen. Diese Nachricht, zusammengehalten mit dem Verhalten unseres
Ministeriums, welches täglich Niederlagen erleidet, ohne sich durch dieselben im Geringsten stören zu lassen, berechtigt vollkommen zu dem Schlusse: daß man in Potsdam nur die Besiegung der Ungarn
durch Oestreich, Rußland und den „Herrn der Herrschaaren“ und seine göttliche „Fürsehung“ abwartet, um alsdann die Volksvertretung, und namentlich die zweite Kammer, zu
vertagen, aufzulösen und ungestört „mit Gottes Hülfe“ in Preußen und Deutschland weiter zu octroyiren. Daß man dazu in Berlin vorher die völlige Entwaffnung eintreten lassen will, ist
ein Zeichen von dem Reste jenes bösen Gewissens, das in dem Falle solcher letzten Gewaltschritte eine Erhebung trotz der zahlreichen Bataillone fürchtet, in deren Mitte die Regierung sich sicher
glaubt.
[(Ztg. f. N.)]
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@facs | 1559 |
Edition: [Friedrich Engels: Vom Kriegsschauplatze (Schleswig-Holstein), vorgesehen für: MEGA2, I/9.
]
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] Schleswig-Holstein.
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@facs | 1559 |
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224
] Aus Franken, 15. April.
Die systematisch fortgesetzte Fopperei Ihrer hiesigen Abonnenten durch die Reichspost, wovon ich Ihnen in meinem jüngsten Schreiben schon
einige erbauliche Proben gemeldet, fängt nachgerade an, auch dem gemüthlichsten Franken zu unverschämt zu werden. Daß wir unter den Nummern des ersten Quartals blos fünf defekte hatten, war immer noch
erträglich. Wenn aber in dem erst jüngst begonnenem neuen Quartal, für welches wir schon am 20. März abonnirt haben, schon drei Nummern Ihrer Zeitung gänzlich ausgeblieben sind, nämlich Nr.
261 (2. Ausgabe), Nr. 263 und 264, während wir selbst erst, Alles in Allem, vier Nummern erhalten haben, urtheilen Sie selbst, Herr Redakteur, ob für eine solche Verwaltung noch
die Bezeichnung Liederlichkeit anwendbar ist? *)
Ich habe Ihnen nur noch die beiden letzten Sitzungen des Kongresses der Arbeiter in Nürnberg mitzutheilen. Die 3. Sitzung war von den Verhandlungen über die Verbesserung der leiblichen und
intellektuellen Existenz der Arbeiter ausgefüllt. Die Hauptbeschlüsse waren:
a) Der Kongreß beschließt, die Arbeitervereine Baierns anzuregen, daß sie mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln die Errichtung von Arbeiterwerkstätten befördern und das Centralcomite der
deutschen Arbeiter in Leipzig übernimmt es, die nähere Anleitung zur Ausführung dieses Zweckes den Vereinen zu geben.
b) Als die nächste Aufgabe, die Gründung von Arbeiterwerkstätten möglich zu machen, haben die Vereine bei der Landesvertretung für die Aufhebung des Zunftzwanges und Einführung einer freien
Gewerbe-Ordnung zu wirken, nach welcher jedermann, der ein Geschäft erlernt hat, und dies einfach, ohne Meisterprüfung nachweist, dasselbe betreiben kann. Bis dahin aber können die
Arbeiterwerkstätten mit Zuziehung von Meistern. welche zur Leitung eines Geschäfts berechtigt sind, in's Leben gerufen werden.
c) Sämmtliche baierische Arbeitervereine müssen sich sowohl an ihre Ortsgemeinden als an die Staatsbehörden wegen Errichtung von Volksbibliotheken, Fortbildungsschulen für Arbeiter und
Ackerbauschulen wenden. Der Vorort in München übernimmt die Abfassung einer Petition an die Volksvertreter zu diesem Zweck und wird dieselbe zur Sammlung
[1560]
von Unterschriften den Arbeitervereinen zukommen lassen. (Monsterpetition!)
d) die baierischen Arbeitervereine verlangen Verminderung der stehenden Heere, eine Herabsetzung der Militärdienstzeit auf 1 Jahr (statt 7 Jahr), damit an die Stelle einer k. bewaffneten
Macht eine Volksmacht, eine allgemeine Volksbewaffnung mit freier Wahl der Offiziere trete, so daß der einjährige Dienst im stehenden Heere eine Exerzierschule für das Volksheer abgebe Auch verlangen
die Arbeiter, daß sie, bis zur Einführung allgemeiner Volkswehr sich als selbstständige Korps konstituiren können.
Die 4. und zugleich letzte Sitzung fand am 4. April statt. Der Vorsitzende, Born, hat für diese Sitzung einen Artikel über Arbeiterassociationen ausgearbeitet, den derselbe verliest, und auf
einstimmiges Verlangen den Beschlüssen beifügen läßt. Der erste der noch zu erledigenden Vorschläge, welcher verlangt, alle Ausnahmebestimmungen bei reisenden Handwerkern aufzuheben, so daß
kein Unterschied zwischen den Staatsbürgern in Betreff des Paßwesens mehr stattfinde, wird einstimmig angenommen. Ebenso einstimmig der weitere Zusatzantrag Paehner's aus Augsburg: um dem den
Arbeiterstand entwürdigenden „Fechten“ entgegenzuwirken, erhalten diejenigen Reisenden, welche Mitglieder von Arbeitervereinen waren, und einen Nachweis besitzen, daß sie den
Verpflichtungen gegen ihren Verein nachgekommen, eine Unterstützung von den auf dem Kongreß vertretenen Vereinen. Ein Vorschlag Reithmeier's von Regensburg: bei der Staatsregierung (!) um
Regulirung des Paßwesens einzukommen, ward auf die Aufforderung Nißle's aus München, von den gesammten Theilnehmern einhellig mit Entrüstung, als eines revolutionären Arbeiters unwürdig,
zurückgewiesen. Ueber den Antrag des Abgeordneten Ulrich aus Nürnberg, Abgeordneter der Maschinenbauer, betreffend Aufhebung der Binnenzölle und Einführung der Schutzzölle erhebt sich wieder eine
lebhafte Debatte. Bürger Born will den Antrag, als nicht in den Bereich des Kongresses gehörend, beseitigt wissen. Da aber der Antragsteller in seinem Proteste lebhaft unterstützt wird, wird endlich
folgende Fassung angenommen: Der Kongreß beschließt, daß es endlich Zeit sei, an die Stelle der Haus- und Familienpolitik deutscher Fürsten eine nationale Handelspolitik treten zu lassen und ist hiezu
die Gründung von Arbeitskammern und Gewerbsschiedsgerichten, die aus freier Wahl und aus der gleichen Anzahl Arbeitgeber und Arbeiter zusammengesetzt ist, nothwendig. Ein Antrag von Frank aus
Nürnberg, den Schwankungen im Lohne der Bauhandwerker ein Ziel zu setzen, ruft Schiffterling auf die Tribüne, nach dessen Vorschlag und nach einigen Erläuterungen des Vorsitzenden Born, der Vorort
speziell beauftragt werden solle, sich der Sache besonders anzunehmen. Ein Antrag Hartling's (Würzburg), um Verkürzung der Arbeitszeit, wird dadurch erledigt, daß der Kongreß auf den Vorschlag
Born's sich für die 10stündige Arbeitszeit entscheidet. Der weitere Antrag Hartling's: Binnen zwei Wochen haben sämmtliche Vereine zu erklären, ob sie die gefaßten Beschlüsse des
Kongresses anerkannt haben, und diese ihre Erklärungen an das Leipziger Central-Comité einzuschicken, wird ohne Widerrede angenommen. Man beschließt, noch die Forderung an die Volksvertretung
zu stellen: passive und aktive Wahlfähigkeit aller Männer, die das 21. Jahr zurückgelegt haben; Aufhebung der Realrechte und Konzessionen; Aufhebung aller Steuern auf Lebensbedürfnisse; Einführung
progressiver Einkommensteuer. Nachdem alle Anträge erledigt, erklärt sich der Kongreß für geschlossen.
Von verschiedenen Seiten kommt uns aus München die betrübende Nachricht zu, unser treu-biederber Landesvater Reichsmax leide an einer gefährlichen Rückenmarkschwinde, wie viele
„Böswillige“ behaupten wollen, sogar an der Rückenmarkschwindsucht; darin aber stimmen alle Nachrichten ‒ böswillige und unschuldige ‒ überein, daß jedenfalls „das
Schlimmste zu befürchten steht.“ Auch soll der Reichsmax seit neuerer Zeit nach dem Beispiel seines Potsdamer Vetters, sich sehr eifrig „mit dem Lesen seines Bibelbuchs“
beschäftigen, und sehr oft Miene gemacht haben, dessen Lehren wortgetreu zu befolgen, z. B. nach Anleitung der Stelle: „ Nehmt euer Kreuz auf euch und folget mir nach,“ wallfahrt
Reichsmax, das Kreuz auf dem Rücken, im Schloßhofe herum, und befiehlt dem ganzen Hofgesinde, ihm in gleichem Aufzuge zu folgen. Ueberhaupt scheint durch die ganze königliche Familie eine närrische
Ader zu laufen; ich erinnere dabei nur an des Königs Schwester, Alexandra; vergebens hat man seit langer Zeit durch alle erdenkbaren Mittel versucht, ihr die fixe Idee auszutreiben, in ihrer Brust
berge sie ein großes Kanapee!! Gewiß hat zu diesem Umstande der fromme Pater Stamsriedl durch seine häufigen mitternächtlichen Besuche im Schloß sein bescheiden Theil beigetragen.
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@facs | 1560 |
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] Aus dem Baden'schen, 15. April.
Sämmtliche politische Gefangenen in Bruchsal haben vor einiger Zeit eine Adresse an Gustav Struve gerichtet, welche auch die „M. A.-Z.,“ jedoch mit Aenderungen bedeutenden und
namentlich mit Weglassungen abdruckte. Diese Censur der Besorglichkeit giebt sich seit einiger Zeit an diesem Blatt wiederholt kund. Die andern badischen Blätter von radikaler Färbung brachten dagegen
die Adresse wörtlich. Sie hatten keine Scheu vor denjenigen Stellen, welche entschieden gegen die Bourgeoisie gerichtet waren, die Hecker'sche Desertion nach Amerika angriffen und eine durchaus
sozialistische Richtung aussprachen.
Ich sende Ihnen nächstens die Antwort Struve's aus der Citadelle zu Rastadt, wo sich derselbe viel mit sozialen Studien beschäftigt.
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@facs | 1560 |
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*
] Frankfurt, 17. April.
Der 30er oder Kaiser-Ausschuß hat sich noch über keinerlei Anträge zu vereinbaren vermocht. Waitz hat inzwischen folgenden Einzelantrag
eingegeben:
„Die deutsche Nationalversammlung 1) erklärt, in Uebereinstimmung mit ihrer nach Berlin gesandten Deputation, daß die Annahme der von der Nationalversammlung beschlossenen und verkündeten
Reichsverfassung und der auf den König von Preußen gefallenen Wahl zum Kaiser, von einander nicht zu trennen seien; 2) sie beschließt, daß die Preußische Regierung aufzufordern sei, in kürzester Frist
ihre in Aussicht gestellte definitive Erklärung über die Annahme der Verfassung und der Würde des Reichsoberhauptes abzugeben; daß ebenso die übrigen deutschen Regierungen welche sich noch nicht für
die Annahme der Verfassung erklärt haben, aufzufordern seien, ihre Anerkennung derselben auszusprechen; 3) sie beschließt die Centralgewalt aufzufordern, mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln für
die Durchführung der Verfassung mitzuwirken; 4) wie Nr. 3 des Kierulff'schen Antrages.“
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@facs | 1560 |
Frankfurt, 17. April.
Der preußische Bevollmächtigte hat in einer an die Bevollmächtigten der Staaten, welche die Kollektivnote vom 14. April unterzeichnet hatten, ein Schreiben
gerichtet, in welchem er den Empfang derselben anzeigt, und bemerkt, daß durch diesen Schritt die von Preußen beabsichtigte kommissarische Verhandlung überflüssig geworden sei, und er daher weitere
Instruktion erwarte.
[(D. Z.)]
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@facs | 1560 |
Frankfurt, 17. April.
Nationalversammlung.
Drei Oestreicher zeigen ihren Austritt an. An der Tagesordnung sind die beiden Ausschußberichte betreffend die Erlaubnißertheilung zur Verhaftung des Abgeordneten Peter.
In dem ersten hatte der Ausschuß beantragt: die Nationalversammlung wolle beschließen, daß dem Verlangen auf Ermächtigung zum Untersuchungsverhaft gegen den Abgeordneten Peter, zur Vermeidung von
Collusionen bezüglich der ihm angeschuldigten Theilnahme an dem untern 17. April v. J. stattgehabten hochverrätherischen Unternehmen nach dermaliger Sachlagen nicht stattzugeben sey, daß aber der
Fortsetzung des gegen denselben eingeleiteten Gerichtsverfahrens kein Hinderniß entgegenstehe.
In einem späteren Berichte aber hatte der Ausschuß in Folge neuerer Requisitionen der badischen Gerichte die Gestattung der Verhaftung begutachtet. Ein heute übergebener Antrag von Mammen und 45
anderen Mitgliedern geht dahin, daß die Nationalversammlung dem ersten Ausschußantrage beitreten möge. Der Antrag beruft sich darauf, daß die vom Ausschuß angeführten Gründe, als lägen seit dem ersten
Bericht ein neues schweres Verbrechen und neue Beweise vor, unerheblich seien. Die Anschuldigung beruhe nach wie vor auf der Statthalterschaft in Konstanz, wozu aber Peter physisch und moralisch
gezwungen worden sey. Auch sei wegen derselben Thatsache in erhöhtem Maßstabe der Hauptschuldige von den Geschwornen freigesprochen worden. Nach Eröffnung der Berathung nahm zuerst Abg. Christ das
Wort zur Vertheidigung des eben erwähnten Antrags. Brentano äußert unter Anderem: Peter und Hecker hätten keineswegs die Einführung der Republik, sondern blos einen bewaffneten Zuzug nach Karlsruhe,
um die Forderungen der Offenburger Volksversammlung durchzusetzen, beabsichtigt. Peter habe übrigens eine gerichtl. Untersuchung nicht zu scheuen; aber die Verhaftung sey nicht nothwendig, da auch der
Abwesende von den Geschwornen abgeurtheilt werden könne.
Die Genehmigung der Haft würde nur die Untersuchung verzögern, denn Peter würde sich einer lang dauernden Untersuchungshaft durch die Flucht entziehen und dann müßte ihm in der Vorladung eine
dreimonatliche Frist gesetzt werden. Der Redner fragt ferner, warum diese energische Verfolgung gegen Peter, während ein Mann, der an der Spitze der Hecker-Struve'schen Schaaren einherzog,
Weißhaar, frank und frei umhergehe Peter habe als Referent im Ministerium des Innern seiner Zeit gegen die Unterdrückung der badischen Preßfreiheit durch den Bundestag kräftig opponirt, und von daher
datirten sich alle späteren Verfolgungen gegen ihn. Die Genehmigung seiner Haft würde der badischen Regierung auch einen scheinbaren Rechtsgrund zur Beschlagnahme seines Gehaltes bieten. Von einer
Collusion könne jetzt keine Rede mehr sein, nachdem die Sache 1/2 Jahr herumgeschleppt worden, ohne daß man Peter auch nur einmal verhört habe. Peter hätte längst fliehen können, wenn er gewollt
hätte. Peter sei kaum von einer gefährlichen, durch die vielen Verfolgungen erzeugten Krankheit genesen. Die Haft genehmigen, heiße geradezu ihn in die Arme des Todes treiben. Man möge auch einmal den
Gefühlen des badischen Volkes Rechnung tragen, und einen Mann, dem das ganze Volk mit Liebe und Anhänglichkeit zugethan sei, nicht der Verfolgung der Regierung preisgeben.
Zachariä von Göttingen als Berichterstatter des Ausschusses bedauert, daß in einer Zeit der Versöhnung eine Sache auf die Tagesordnung kommen mußte, welche einen Mißton hervorzubringen
geeignet sei. Allein die National-Versammlung müsse vor Allem die Pflicht im Auge behalten, der Gerechtigkeit nicht ohne triftige Gründe in den Weg zu treten. Es handle sich nicht von einem Verlangen
der badischen Regierung, sondern von einer Requisition der kompetenten badischen Gerichte; nicht von Peters Schuld oder Unschuld sei die Rede, sondern von einem für nöthig erachteten prozessualischen
Schritte, und es sei kein Grund vorhanden, politische Verfolgungssucht oder sonst fremdartige Motive vorauszusetzen.
Hierauf wurde zuerst über den früheren Ausschußantrag abgestimmt und derselbe angenommen.
Hierauf kommt ein Bericht des völkerrechtlichen Ausschusses, eine Altonaer Petition wegen „Ausgabe von Kaperbriefen gegen dänische Schiffe“ an die Reihe. Der Ausschuß hatte auf
Ueberweisung ans Reichsministerium angetragen.
Jahn (aus Freiburg): Es müsse endlich einmal mit den Dänen Ernst gemacht werden; deshalb ist er auch für Kaperbriefe Man gebe sie nur aus; die Wallfischfänger würden das Kapern schon
übernehmen; sie wissen mit der Harpune und dem Enterbeil Bescheid. Schließlich ist er dafür, daß Alles, was als Däne in Deutschland lebt, in Gefangenschaft gesetzt werde.
Gevekoht: So lange wir nicht aus dem Provisorium herauskommen, werden wir auch keine Kriegsmarine haben. Wer soll uns dienen, welcher tüchtige Seeoffizier seine Stellung aufgeben, so lange
wir ihm keine gesicherten Verhältnisse zu bieten haben! Die Kaperbriefe anlangend, so ist er nicht der Meinung, daß sie bei dem geringen Umfange der dänischen Handelsmarine von Wirkung sein werden,
und räth ebenfalls die Angelegenheit dem Reichsministerium zu überlassen.
Merck von Hamburg schreibt es der mangelhaften Leitung der deutschen Marineangelegenheiten zu, daß wir von einer Kriegsflotte auch noch gar nichts besitzen als Ernennungen!
Fallati, Unterstaatssekretär, erklärt, daß das Reichsministerium die Abneigung der ehrenwerthen Herrn gegen Kaperbriefe vollkommen theile. Doch solle man der Reichsgewalt für mögliche Fälle
das Recht zur Erlassung von Kaperbriefen nicht entziehen.
Schluß der Debatte.
Es wird über den Ausschußantrag zur einfachen Tagesordnung übergegangen. Die Petitionen, welche sich auf den dänischen Krieg beziehen, gehen an's Reichsministerium. Der von Röder und
Genossen gestellte Zusatzantrag wird hierauf angenommen. Er lautet:
„Die National-Versammlung wolle dem Reichsministerium dringend empfehlen, bei den demnächst wieder aufzunehmenden Friedensunterhandlungen:
1) vollständige Entschädigung für die durch Fortnahme deutscher Handelsschiffe und Güter seit dem Frühjahre des vorigen Jahres zugefügten Verluste und
2) Befreiung aller deutschen Schiffe und ihrer Ladungen von den Sundzöllen von Dänemark zu fordern und zu erwirken
Schluß der Sitzung. Nächste Sitzung Donnerstag, den 19. April.
Französische Republik.
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@facs | 1560 |
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12
] Paris, 16. April.
Die Todten sind wieder auferstanden: Guizot, Duchatel, Salvandy und Hebert sind wieder da, und ziehen frei in Frankreich umher. Wir haben wieder hier
die Minister vom 22. Februar; wir werden regiert von den Ministern vom 23. Februar, und die Revolutionär's vom 24. Februar sitzen auf den Galeeren. Am 24. Februar, als das Volk siegreich einzog
in den Königspallast, und der König in einem Hauderer sich flüchtete, und die Prinzessin mit ihrem königlichen Thronfolger von den Faubourgern aus der Kammer verjagt wurden, und die Königssöhne und
Minister als Arbeiter, Nationalgardisten und Bediente verkleidet, feig davon liefen, da übte das Volk Großmuth und schickte ihnen das Reisegeld nach. Welch ein Glück, daß die Barrot und Consorten an
der Regierung sind, und Thiers und Consorten an die Regierung kommen wollen. Das Ministerium vom 22. Februar sieht keinen andern Feind, als das Ministerium vom 23. Februar: Guizot, Thiers und Barrot,
bekämpfen sich auf die freundlichste Weise, und der 24. Februar, die neue Wahlschlacht naht heran. Das Volk kümmert sich weder um den 22. Februar, noch um den 23sten: es hat seine Blicke geheftet auf
die Opfer der Revolution, und will die Revolution durch die neuen Wahlen auf's Neue erkämpfen.
Man schreitet allenthalben zur Wahl der Deleguirten, welche die Demokraten der verschiedenen Kanton's in dem General-Komité eines Departements zu vertreten haben. So haben sich
gestern 500 Demokraten vom Kanton Aire vereinigt und beschlossen, daß sie ihre Stimmen für die nächsten Wahlen nur denjenigen Kandidaten geben werden, die sich formell verpflichten, für folgende
Punkte zu stimmen: 1) Für die Progressiv-Steuer, 2) für die Zurückforderung der Milliarde, 3) für die Unentgeldlichkeit des Unterrichts, 4) für freies Vereinigungsrecht, 5) für Italien. Die
Deleguirten haben diese Resolutionen in allen Komités, wo sie berufen werden können, geltend zu machen. Man sieht hieraus, wie das Manifest der demokratisch-socialen Partei in den verschiedenen
Vereinen immer nur auf die Hauptpunkte reduzirt wird. Ein Gleiches fand im Departement der Rhone statt. Die Demokratie hat dort allgemein beschlossen, einen Soldaten von der Alpenarmee in die Kammer
zu bringen. Sie hat dadurch ihr Vertrauen auch in diejenigen an den Tag legen wollen, welche unter Bugeaud's Anführung gekommen waren einen mörderischen Bruderkampf zu beginnen, und die jetzt
mit den Lyoner Arbeitern sympathisiren.
Wir können es keineswegs verläugnen: die Legitimisten sind bis jetzt großen Theils Besitzer des Grund und Bodens, und auf diese Thatsache hin berechnet man, daß die Hälfte der Kammer derjenigen
Partei angehören wird, welche zu ihren Chefs Montalembert und Denjoi hat. Die 350 übrigen Mitglieder sollten sich dann also vertheilen: 150 moderirte Beamten, 100 Bonapartisten und 100 Montagnards.
Aber die „Partei der Ordnung“ ist mit dieser Abzählung keineswegs zufrieden, ebensowenig wie die Partei der Bonapartisten, und in dieser gegenseitigen Bekämpfung vergißt man ganz die
Partei der Montagnards. Hierzu kömmt noch, daß im Organe des Herrn Barrot, dem „Siecle“, abermals eine Spaltung vorgefallen ist, und Herr Perré sich von Herrrn Chambolle getrennt
hat. Das „Siecle“ tritt für die moderirte Partei auf, und die moderirte Partei ist jetzt im Begriffe über die verschiedenen Grade der Moderation auf sehr unmoderirte Weise diskutiren, z.
B. das „Siecle“ will keineswegs die Herren Thiers, Molé, Guizot und Montalembert zur moderirten Partei gezählt wissen. Das „Siecle“ steht sogar an in Betreff des
Hrn. Leon Faucher's, der nothwendigerweise Frankreich zu einer „Revolution hinführe“. Dagegen Barrot, Paffy, Dufaure und Cavaignac, das sind jetzt die Männer für den
„Siecle“. Wie man sieht, herrscht in der „Partei der Ordnung“ eine allgemeine Unordnung: die Rue de Poitiers wird von ihren eigenen „Freunden“ angefeindet:
und Guizot, der unter dem Vorwande, die Partei zu ordnen, sein Manifest in Frankreich geschleudert hat, ist der Stein des Anstoßes für alle Freunde der Ordnung.
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@facs | 1560 |
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12
] Paris, 17. April.
Die Expedition nach Gaëta ‒ die Restauration des Pabstes ‒ das ist der Glanzpunkt der napoleonisch-barrotischen Regierung. Was
Cavaignac nicht vermocht, was Guizot nicht gewagt hätte ‒ das bringt Odilon-Barrot in 24 Stunden fertig. Er hat also das Verdienst der ersten Intervention in Italien; Napoleon hat das Schwert
ziehen lassen zu Gunsten des Pabstes. Die Piemontesen ließ man ruhig vernichten von den Oestreichern; jetzt heißt es: schnell nach Rom! Wir müssen den Oestreichern zuvorkommen. Die Oestreicher wollen
die römische Republik vernichten, und den Pabst restauriren: fangen wir an, den Pabst zu restauriren, so haben wir von selbst die römische Republik vernichtet. Aber das ist immer noch nicht die
eigentliche Bedeutung der Intervention in Italien. Barrot, wie immer, ist mit seiner vermeinten „Selbstbestimmung“ das blinde Werkzeug des mit dem Jesuitenthum verbündeten Judenthums
gewesen. Das Prinzip der Nicht-Intervention ist von Frankreich aufgestellt worden. Die Intervention Oestreich's zu Gunsten des Pabstes hätte die Intervention Frankreich's zu Gunsten der
römischen Republik und gegen Oestreich nothwendig gemacht. Eine Conferenz der fremdem Mächte hatte bereits statt gefunden: und die Juden und Jesuiten, aus Furcht, Frankreich gegen sich zu haben,
ziehen den Odilon-Barrot an sich, und vermögen ihn zu der ruhmvollen That, hinzugehen und für sie die Kastanien aus dem Feuer zu ziehen.
Die Kastanien ‒ das ist der Pabst, der im Fegfeuer der Revolution saß; Odilon-Barrot holt ihn heraus und tritt offenbar in die Dienste der verbündeten Mächte. Gerade am Vorabende der Wahlen
hat die Intervention statt und als Kommentar zu dieser Intervention veröffentlicht die Rue Poitiers die Liste ihrer Kandidaten für das Departement de la Seine, dieselbe besteht aus Bugeaud, Thiers,
Molé, Napoleon Bonaparte, L. Murat, Berryer, Barrot, Rapatel, de Bar, Garnon, Morean, Vavin, V. Hugo, Lasteyrie, General Lauriston, General Gourgaut, General Piat, B. Dellessert, Roger, Thayer,
A. Fould, Boisset, Odiot, General Fabvier, Paffy, Faucher, Legentil und Padoue. Das Element, welches am meisten in der Liste vertreten, sind die hohe Bank und die militärische Aristokratie. Die
königl. Familie der Orleanisten zählt 14 Namen, die der Legitimisten zwei und die kaiserliche vier Namen. Aber diese politischen Nuancen kommen hier nicht in Rede: es handelte sich von der
„Partei der Ordnung, von der öffentlichen Wohlfahrt,“ von der Ordnung des Kapitals und seinem Schutz und diese eben findet sich ausschließlich vertreten durch die großen Bankiers, die
Militärs und die Finanzadvokaten, wie Thiers und Paffy. Sogar der Handel und die Industrie sind ausgeschlossen, geschweige dann der Arbeiterstand.
Das Triumvirat der Rue de Poitiers nennt sich Fould-Thiers-Bugeaud, und der arme Napoleon ist am meisten dabei geprellt.
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@facs | 1560 |
[
*
] Paris, 17. April.
Man versichert so eben, daß der Pabst bereits von Gaëta abgereist, um von Civita-Vecchia unter dem Schutz der französischen Waffen seinen
Rückzug nach Rom anzutreten.
Die Kommission, welche über die Aemtercumulation des General Changarnier berichten soll, wird Donnerstag ihren Rapporteur ernennen. Sonnabend oder Montag wird die Sache in der Assemblée zur
Verhandlung kommen.
‒ National-Versammlung. Nachtsitzung vom 16. April.
Die Tribünen sind in einem Augenblick gedrängt voll, während man noch die Lustres anzündet. Marrast besteigt um 8 3/4 Uhr den Präsidentenstuhl, aber die Kommission, welche über die Creditforderung
des Gouvernements zu der italienischen Interventionsflotte Bericht erstatten soll, ist auch um 9 Uhr noch nicht vorhanden.
Marrast schlägt vor, in Erwartung des Rapports, einstweilen die Büdget-Kommission wieder aufzunehmen. (Lärm in der Versammlung; die Gallerien lachen, und eine Stimme ruft: Mystification!
Laßt uns nach Hause gehen!)
Marrast: Wir sind am 26. Kapitel des Finanzbüdgets.
Bei diesen Worten erheben sich die Repräsentanten in allen Theilen des Saals. Man vernimmt in dem allgemeinen Lärm nur die wiederholten Rufe: Vertagung! den Rapport! Die Sitzung wird auf 10 Minuten
aufgehoben, nach deren Verlauf endlich die Bürger Thiers, Duvergier de Hauranne, Pascal Duprat mit dem Schwanz der übrigen Kommissionsglieder eintreten.
Jules Favre, Berichterstatter: Die Kommission, welche Sie mit Prüfung der Dringlichkeit der heutigen Creditforderung des Gouvernements beauftragt haben, hat sich „einstimmig
“ für diese Dringlichkeit ausgesprochen. Um einen solchen Beschluß zu fassen, war es nöthig, auf den Grund der Angelegenheit einzugehen, und die Kommission lud zu diesem Zweck den
Ministerpräsidenten und den Minister des Auswärtigen in ihre Sitzung. Die Kommission hat ihren Beschluß auf die Erklärung der Minister gefaßt, daß die vorgeschlagene Intervention keineswegs die
Vernichtung oder Beschränkung der römischen Republik oder italienischen Unabhängigkeit zum Zweck habe. Die National-Versammlung wird von dieser Erklärung Akt nehmen. Aus einer Volksrevolution
hervorgegangen kann sich die französische Republik nicht zur Unterdrückung einer unabhängigen Nation hergeben, für welche schon die National-Versammlung ihre lebhaften Sympathieen ausgedrückt hat; sie
kann nicht zur Mitschuldigen Oesterreichs herabsinken, wo der kaiserliche Despotismus in frechem Mißbrauch der Kriegs-Privilegien errungener Siege bereits Toscana und die Romagna bedroht. Die
Kommission schlägt Ihnen daher in der Ueberzeugung, daß die Fahne Frankreichs nie neben der östreichischen wehen kann und daß die Regierung ihre Pflicht an den republikanischen Interessen nicht
verläugnen werde, die Dringlichkeit und sofortige Berathung des Creditverlangens vor. (Bewegung)
Die Dringlichkeit wird zur Abstimmung gebracht und mit Ausnahme des Berges, der sich des Votums enthält, von der Versammlung angenommen.
Emanuel Arago: Die Proposition des Gouvernements müsse zurückgewiesen werden, so lange nicht einer der Minister auf die Tribüne trete, und unumwunden die Grundsätze darlege, welche die
Regierung bei ihrer Vorlage befolgen wolle. Herr Odilon Barrot habe erklärt, daß die französischen Truppen zum Schutz der „wahren Freiheit“ nach Italien gesendet und die „wahren
Interessen Frankreichs“ gewahrt werden sollten. Es frage sich aber, was der Minister-Präsident unter der „wahren Freiheit“ und den „wahren Interessen Frankreichs“
sich vorstelle: ob das römische Volk bei seinem Kampf gegen den östreichischen Despotismus in Frankreich einen Bundesgenossen oder neue Feinde finden solle.
Odilon Barrot: Ich begrüße die Einstimmigkeit der Kommission in dieser Sache als ein erfreuliches Zeichen.
Eine Stimme aus dem Centrum: Die Einstimmigkeit gilt nur für die Dringlichkeit, nicht aber für Sie und Ihre Proposition.
Odilon Barrot: Wohlan, so nehme ich meine Phrase zurück. Man verlangt von uns eine Erklärung darüber, ob wir unsere Fahnen mit denen Oestreichs vereinigen wollten; ich glaube aber, daß eine
solche Frage unnütz war. (Im Gegentheil! Antworten Sie!) Das Gouvernement zieht in dieser Sache keine anderen Interessen zu Rathe, als die seines eignen Landes; die Intervention in Italien hat keinen
andern Zweck, als zu verhin-
[1561]
dern, daß die Wiedereinsetzung des Pabstes unter anderm als französischem Einfluß und Interesse statt finde.
Eine Stimme links: Wie! die Wiedereinsetzung des Pabstes! (Tumult auf der Linken und einem Theil des Centrums.)
Odilon Barrot: Die Regierung wird die italienischen Völker gegen die Unterdrückung schützen, sie wird ihre Rechte wahren, sie wird Rom aus der verhängnißvollen Krise retten, von der es
bedroht wird. (Stürmische Unterbrechung.) Es scheint, daß Sie die Wichtigkeit der Sache nicht überschauen, wenn Sie sich solchen Unterbrechungen hingeben. (Tumult.) Wir haben die Motive unserer
Handlungsweise bereits dargelegt: die Ereignisse in Italien drängen sich, und der Schlag im Norden wird sich bald auch im Centrum des Landes fühlbar machen. Es handelt sich darum, die Römer durch eine
weise Politik vor diesen Folgen zu retten. (Fortwährende Unruhe.) Ich weiß, daß es Viele hier giebt, die sich über die römische Republik Illusionen machen; nun denn, wenn Sie die Verantwortlichkeit
für diese Republik auf sich nehmen wollen …
Stimmen vom Berg: Ja wohl, wir nehmen sie auf uns.
Odilon Barrot: Dann hatten Sie den Muth haben sollen, für sie einzutreten, als die piemontesische Armee noch nicht geschlagen war. (Heftiger Lärm)
Duvignier: Die Anträge sind gemacht worden, aber Sie selbst haben es verhindert!
Odilon Barrot: Es handelt sich darum, die Interessen Frankreichs und Italiens gleichzeitig zu vertreten. Die Politik der Regierung ist die der Weisheit und Mäßigung …
Eine Stimme vom Berg: Der Feigheit und des Verraths!
Marrast: Ich rufe den Unterbrecher zur Ordnung.
Gent: Wenn Sie meinen Namen nicht wissen, will ich Ihnen sagen, daß ich der Unterbrecher war.
Odilon Barrot schließt seine weitschweifigen Deklamationen mit der Wiederholung, daß das Gouvernement keine Solidarität der Existenz zwischen der römischen und französischen Republik anerkenne; daß
eine andere Politik zum „europäischen Krieg“ führen und endlich ohne die französische Intervention der Gang der italienischen Ereignisse eine unglückliche Wendung nehmen werde.
Präsident Marrast verliest ein Amendement von Ducour: die National-Versammlung, in Anschluß an die patriotische Absicht des Gouvernements, durch die italienische Intervention nur Rom vor dem
Einfluß Oestreichs zu hüten, bewilligt das Doppelte des verlangten Credits. (Gelächter und Lärm.)
Ledru-Rollin: Der Ministerpräsident hat ein Wort ausgesprochen, welches die Frage außerordentlich vereinfacht: dies Wort ist die „Wiedereinsetzung des Papstes.“ Es handelt sich
auf der einen Seite um das freie, römische Volk, welches die Republik proklamirt und durch eine feierliche Erklärung die weltliche Macht wieder ergriffen hat; auf der andern Seite um das Oberhaupt der
Kirche, welches sich eingestandener Maßen durch fremde Bajonette zurückführen lassen und den Römern das eben abgeworfene Joch wieder aufladen will Auf der einen Seite die päbstliche Anmaßung, auf der
andern das Souveränetätsrecht des Volkes.
Das Gouvernement hat Ihnen diese Vorlage gemacht, weil es selbst diesen Ausgang seit langer Zeit vorbereitete und dabei seinen Mitschuldigen an Oestreich hatte. Die Oestreicher warten seit länger
als 3 Monaten nur auf die Hülfe unserer Regierung, um in den römischen Staaten einzufallen.
Lamoriciere: Ich verlange das Wort.
Ledru-Rollin: Seit drei Monaten weigert sich die Regierung, die römischen Gesandten zu empfangen; sie hat nur zu Gaëta ihren Repräsentanten, sie kennt keine andere Legitimität als die
des Pabstes. (Langer Tumult.)
Sie begehen eine Feigheit im Interesse Oestreichs; sie haben den Frieden um jeden Preis proklamirt, und die Folge ist ein feiger Krieg zur Unterdrückung eines Volkes. Sie wollen, daß die Söhne der
alten Sieger von Rivoli, von Castiglione die Waffen ergreifen, nicht zur Befreiung, nein, zur Unterdrückung der italienischen Völker, nicht zur Bekämpfung, nein, zur Unterstützung der Oestreicher,
dieser Hülfstruppen der päbstlichen Sbirren. Glauben Sie in der That, daß unsere Armee sich zu dieser elenden Rolle hergeben werde? (Aufregung.)
Stimme zur Rechten: Das heißt die Armee zum Ungehorsam anreizen. Ledru-Rollin: Was wollen Sie unternehmen? Eine Wiedereinsetzung des Pabstes? Das ganze Land stößt sie zurück; das Land, mit
welchem Hr. Odilon Barrot im Jahr 1831 eine Zeit lang Hand in Hand ging, hat niemals sein Streben geändert. Damals erhob sich Hr. Odilon Barrot mit großem Pathos für die Erhebung der Völker gegen die
Coalition der Könige; was man uns heute vorschlägt ist nicht der Frieden, es ist der Krieg gegen die freien Völker, und wenn man das in Abrede stellt, so ist es ein Verrath. (Beifall des Berges und
der Linken.)
General Lamoriciere: Die Versammlung müsse sich zu der Proposition des Ministeriums bequemen, weil „ohne dieselbe Alles in Italien ohne Frankreich abgemacht werde.“ (Wetteifer
zwischen Frankreich und Oestreich, wer die päbstliche Braut heimführt)
Schölcher (Schluß! Schluß!): Das Gouvernement habe sich über seine Absichten nicht unumwunden ausgesprochen; es frage sich: was beabsichtigt das Gouvernement zu thun, wenn die Römer die
Wiedereinsetzung zurückweisen?
Die Minister schweigen. Rechts Rufe nach Schluß, links Widerspruch.
Der Schluß wird angenommen, und der erste Artikel der Proposition: dem Ministerium den Kredit von 1,200,000 Fr. zur dreimonatlichen Unterhaltung einer Interventionsflotte im Mittelmeer zu
bewilligen, mit 395 gegen 283 Stimmen angenommen. (Felix Pyat: Ite, missa est! Der Saal ist stürmisch bewegt. Ein Theil der Linken und der ganze Berg verlassen ihre Plätze).
Der zweite Artikel, über die Art der Budgetvertheilung des Kredits wird ebenfalls angenommen.
Bei der Abstimmung über das Ganze hat ein Theil der Linken den Saal verlassen. Es sind nur noch 499 Mitglieder statt der erforderlichen 500 anwesend, und die Abstimmung über das Ensemble der
Proposition wird wegen Mangels Einer Stimme annullirt.
Die Sitzung wird 1 1/2 Uhr aufgehoben.
[
*
] ‒ Nationalversammlung vom 17. April. Präsident Lamoriciere.
Felix Pyat reklamirt gegen das Protokoll, welches die Nichtbetheiligung von mehr als 200 Repräsentanten bei der letzten Abstimmung ohne thre Gründe erwähnt.
Das Essemble der Proposition wird nochmals zur Abstimmung gebracht. Es stimmen diesmal 649, von ihnen 388 für, 161 gegen die Vorlage. Die Proposition ist also angenommen.
Faucher, Minister des Innern, verlangt, daß der Gesetzentwurf auf Prorogation der am 1. Mai ablaufenden Preßgesetze morgen auf die Tagesordnung gesetzt werde.
Die Versammlung nimmt das Budget des Ministeriums des Innern auf.
Schluß der Sitzung 6 1/2 Uhr.
Großbritannien.
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@type | jArticle |
@facs | 1561 |
[
*
] London, 14. April.
Unter der Ueberschrift: „Entthronung des Eisenbahn-Königs“ bringt die neueste Nr. des „Northern Star“ einen Artikel dem
wir folgendes entnehmen:
Vor 30 Jahren veröffentlichte Thomas Gray aus Leeds nach jahrelangen Anstrengungen und Berechnungen eine Broschüre, die er „Dampffuhrwerke zu Lande“ betitelte und worin er
einen umfassenden und systematischen Plan zur Errichtung von Dampf-Eisenbahnen entwickelte. Er sandte ausführliche Denkschriften an Minister, stellte bei Bankiers, Kaufleuten und Kapitalisten aller
Art dringend die Wichtigkeit des Gegenstandes vor; er verbrauchte mit diesen Versuchen seine Zeit und sein Geld ‒ Alles umsonst! der Erfinder des Eisenbahnsystems mußte sich einen
„visionären Theoretiker“, einen „Ideologen“, „schwärmerischen Kautz“ etc. „schelten lassen“ und die „schlauen“ Weltleute mochten
mit solchen „närrischen und unpraktischen“ Geschichten Nichts zu thun haben. Durch seine fruchtlosen Anstrengungen ermüdet und aufgerieben mußte er, nach Erschöpfung aller seiner
Hülfsquellen, das Feld räumen. Er starb kürzlich zu Exeter in höchst dürftigen Umständen.
Einige Jahre nach Veröffentlichung seiner Broschüre schlugen einige waghalsigere Spekulanten vor, mit dem Plane im Kleinen einen Versuch anzustellen. Nach vielen Schwierigkeiten und Zögerungen
wurde die kurze Eisenbahn zwischen Manchester und Liverpool gebaut und dem Publikum eröffnet. Der Erfolg bewies nun die Ausführbarkeit wie den Nutzen des „närrischen und unpraktischen“
Planes. Sofort wurden Kapitalien millionenweise gezeichnet, um über die ganze Insel ein großes Netz von Eisenbahnen zu verbreiten. Unter andern Leuten, welche durch diesen neuen Zustand der Dinge dem
Publikum bekannt wurden, befand sich Hr. G. Hudson, ein Tuchhändler von York. Als Vorsitzender einer Compagnie von einer kleinen Eisenbahn zeigte er so viel Verwaltungsgeschick, daß man ihn
bald ersuchte, dieselbe Stelle bei einer größern Linie zu bekleiden. Der Verkehr auf den Bahnen, mit denen er in Verbindung stand, nahm reißend schnell zu; die Dividenden wuchsen; die Actien stiegen
und nach und nach, in Folge der großen Strecken, die unter seine Leitung kamen, und des ungeheuren Kapitals das in diesen Linien angelegt war, erhielt Hudson den Beinamen:
„Eisenbahn-König.“ Man glaubte, daß er durch seine Spekulationen sich ein kolossales Vermögen erworben und nie trat die Bereitwilligkeit, unserer Landsleute, den Mammon zu
verehren, ekelhafter hervor, als in diesem Falle. Trotz seiner Anstelligkeit für die Administration von Eisenbahnen ist Hudson ein Mann ohne Erziehung. Seine Sitten sind gemein und ungeschliffen.
Allein Gold ist in England ein Mantel, der jeden Fehler verdeckt. Die Stolzesten unter unsrer Aristokratie drängten sich zu den kostspieligen Festen, die Hudson gab, und sie, die seine
gesellschaftlichen Mißgriffe und plebejischen Manieren in ihren Zirkeln so oft belachten, schmeichelten dem Parvenu auf jede mögliche Weise. Die Mittelklasse legte ihre Würdigung des „neuen
großen Mannes“ auf ihre eigene Art an den Tag. Sie veranstaltete zu seiner Ehre eine Subscription, weil er das Glück gehabt, sich ein großes Vermögen zu machen, und wirklich kamen 20,000 Pfd.
Sterl. (133,000 Thlr. preuß Courant) zusammen, die dem „großen Manne“ als Ehrenbezeugung präsentirt wurden. Auch für Thomas Gray, den Erfinder eben dieses Systems, das den
Aktieninhabern und Spekulanten so enorme Dividenden abwarf, eröffnete man eine Subscription, doch ach! die Pfunde kamen nicht in Tausendern, sondern kaum in Zehnern herbei.
Indeß die Zeit bringt Vergeltung. Diese Woche ist ein langer Bericht einer Kommission über gewisse Anklagen gegen Herrn Hudson erschienen, der wohl zu nichts Anderem als zur Entthronung oder
Abdankung des „Eisenbahn-Königs“ führen wird. Die Thatsachen sind kurz folgende:
Im Jahre 1845 beschloß die York-Newcastle-Berwick Eisenbahn-Kompagnie auf Hudson's Rath den Ankauf der „Großen Nordenglischen“ Eisenbahn für 3 1/2 Mill. Pfd. St., die am 1.
Juli 1850 gezahlt werden sollten. Zum Zweck der Herbeischaffung der Gelder schlug Hudson die Creirung eines Kapitalfonds vor, der im Verlauf einiger Jahre zusammengebracht werden sollte.
Als dieser neue Kapitalfonds creirt war, wurden die Direktoren unter sich darüber einig, daß die so beschafften Gelder zum Detailankauf der Aktien jener Eisenbahn, die ursprünglich auf einmal und
im Ganzen bezahlt werden sollte, zu verwenden seien. Diese Uebereinkunft wurde nicht im Protokoll vermerkt. Man kam ferner überein, daß Hr. Hudson ganz allein diese Angelegenheit mit dem Ankauf der
Aktien en detail zu besorgen habe.
Die Anklage gegen Hudson geht nun dahin, daß erstens die ihm übertragene Gewalt nicht ins Protokoll vermerkt worden, und zweitens, daß er die Sache sofort zu seinem eigenen persönlichen Vortheil
betrieben habe. Aus dem Bericht der Kommission geht hervor, daß er kurze Zeit vor der Uebertragung gedachter Vollmacht eine Menge Aktien der „Großen Nordenglischen“ Eisenbahn für eigene
Rechnung zu einem niedrigen Preise kaufte und sie später seiner Kompagnie zu einem sehr hohen Preise berechnete, auch nebstdem bedeutende Mäklergebühren und als Direktor der York-Union
Bank-Gesellschaft sogar die Hälfte mehr als gewöhnliche Makler, ansetzte. Der Gesammtbetrag dessen, was Herr Hudson auf solche Art an der Kompagnie, deren Direktor er war, ergaunert hat, wird auf
10,000 Pfd. Sterl. (66,666 2/3 Thlr.) angegeben, und die Kommission ist der Ansicht, daß der Eisenbahn-König diese Summe nebst Interessen wiederzuerstatten hat. Der Kommissionsbericht sagt
wörtlich:
„Als Hr. Hudson am 7. Okt. 1846 den Wechsel von 87,000 Pfd. erhielt, konnte er für den Ankauf der Aktien höchstens 25,000 Pfd. bezahlt haben, wiewohl er zu einer weitern Zahlung von 70,000
Pfd. am 30. Okt. aufgefordert werden konnte. Das Resultat ist, daß die von ihm auf eigene Rechnung gekauften und später an die Kompagnie zu einem bedeutend erhöhten Preise wieder verkauften Aktien
großentheils mit dem Gelde der Kompagnie bezahlt wurden.“
Das nennt man in der Sprache der Herren „aus der City“ eine etwas allzu „scharfe Praxis.“ Die Direktoren übertrugen an Hrn. Hudson unbeschränkte Gewalt, sie stellten
Wechsel für ihn aus, ohne sich um das: „Werth erhalten“ im Mindesten zu kümmern. Der Sekretär der Gesellschaft war zugleich Hudson's Privat-Kassirer. Hudson war der alleinige
unbeaufsichtigte Geschäftsführer der Eisenbahngesellschaft. Er und sein Privat-Kassirer verfügten über das Geld der Kompagnie nach Belieben. Aus der ganzen Untersuchung geht hervor, daß Hudson nach
der Maxime verfuhr: „Nichts für Nichts,“ und daß er trotz seines hohen Gehalts als Direktor noch prächtige Auslagen für Reisen etc. zu liquidiren wußte. Unter diesen Umständen wird Sr.
Majestät, dem Eisenbahn-König Hudson, wohl nichts übrig bleiben, als entweder die Majestät freiwillig abzulegen, oder zu erwarten, daß er zur Abdankung gezwungen werde.
@type | jAnnouncements |
@facs | 1562 |
Civilstand der Stadt Köln.
Den 14. April 1849.
Geburten.
Peter, S. v. Friedrich Carl Steinhausen, Tagl., Catharinengr. ‒ Gerh, S. v. Wimmar Gasten, Gärtner, Thürmchensw.
Sterbefälle.
Wilh. Pileur, Tagl., 36 J. alt, verh., Carthäuserg.
Den 15. April 1849.
Geburten.
Herm. Jos., S. v. Silv. Mausbach, Bürstenm., Poststraße. ‒ Maria Josepha, T. v. Michael Lersch, Schuster, Hoseng. ‒ Theodor, S. v. Ludw. Lützenkirchen, Kfm, Altenm. ‒ Theodor,
S. v. Hub. Augendübler, Tischlerges., alte Mauer am Bach. ‒ Anna Maria Adelh., T. v. Heinr. Jos. Kreuer, Schreinerm., Kupferg. ‒ Heinr., S. v. Carl Stephany, Musikus, gr. Griechenm.
‒ Gert., T. v. Joh. Emonds, Tagl, gr. Brinkg. ‒ Hub. Gert. Amalia, T. v. Casp. Jos. Buderath, Hülfssekretair am Landgericht, Streitzeugg. ‒ Anastasia Joseph. Hubert. Ernest, T. v.
Heinr. Neuland, Kaufm., Ursulastr. ‒ Ein unehel. Mädchen.
Sterbefälle.
Maria Gert. Schumacher, 4 J. 8 M. alt, Severinstr. ‒ Wilh. Gustav Hertting, 3 J. 1 1/2 M alt, Sachsenhausen. ‒ Elisab. Körten, Wwe. Schalk, 67 J. alt, Hoferg. ‒ Ein unehel.
Mädchen.
Bekanntmachung.
Die in Gemäßheit des § 5 des Regulativs für die Einkommensteuer der Stadt Köln mit der Einschätzung der Bürger beauftragte Kommission ladet hiermit sämmtliche Bürger dringend ein, zur
Erleichterung des ihr obliegenden schweren Amtes sowohl als auch im Interesse eines richtigen, die allgemeine Last gleichmäßig vertheilenden Verfahrens, sich selbst gewissenhaft einzuschätzen. Diese
Selbsteinschätzung wird vornämlich zur Grundlage der ferneren Arbeit dienen, und gleich wie schon viele Bürger der Stadt in dieser Beziehung mit gutem Beispiel vorangegangen sind, so wünscht und hofft
die Kommission, daß noch recht viele jenem ehrenwerthen Vorgange folgen werden.
Da von vielen Seiten der Wunsch geäußert worden ist, diejenigen Mitbürger namhaft zu machen, welche als Mitglieder der Einschätzungskommission dieses eben so beschwerliche als undankbare Geschäft
im Interesse der Stadt bereitwillig übernommen haben, so nehme ich keinen Anstand, diesem Wunsche hierunter Folge zu geben, mit dem gleichzeitigen Bemerken, daß wenn gleich die Frist zur
Selbsteinschätzung längst verstrichen ist, ich dennoch dieselbe auf Antrag der Kommission nochmals bis auf Samstag den 26. d. M. einschließlich vorlängert habe und wird bis dahin der Beigeordnete Hr.
Küchen zu den bereits angegebenen Stunden, Morgens von 10-12 und Nachmittags von 4-6 Uhr Erklärungen der sich selbst Einschätzenden entgegennehmen.
Köln, den 11. April 1849.
Der com. Oberbürgermeister, Graeff.
Einschätzungs-Kommission.
1. Erben, Maurermeister, Catharinengraben 45.
2. Rings, Schreinermeister, Follerstraße 75.
3. Schumacher, Holzhändler, Severinstraße 50.
4. Schmitz, Math., Kaufmann, Severinstraße.
5. Nacken, Julius, Kaufmann, Rheinenstraße 13.
6. Bredt, Carl, Zuckerfabrikant, An St. Catharinen.
7. Decker, J. J., Fabrikant, Malzbüchel.
8. Mertens, Joh., Metzger, Rheingasse.
9. Dahmen, Pet. Leop., Kolonialwaarenhändler, Rheingasse 2.
10. Thönig, Bäcker, Thurnmarkt 51.
11. Schlömer, F., Schuhmachermeister, Stephanstraße 5.
12. Düssel, Glaser, Steinweg 4.
13. Kohlhaas, And., Kaufmann, Mühlenbach 6.
14. Kassel, J., Banqier, Filzengraben 21.
15. Joest, W., Kaufmann, Georgsplatz 14.
16. Bel, Jak., Kaufmann, Hochstraße. 76.
17. Grimberg, Juwelier, Altenmarkt 35.
18. Goebbels, Maurermeister, Marzellenstraße.
19. Kallé, Hauptagent, Trankgasse.
20. Farina, J. M., Kaufmann, Gülichsplatz.
21. Valder, B., Schneidermeister, Appellhof 38.
22. Esser, Dachdeckermeister, Comödienstraße 7.
23. Krauß, Lotterieeinnehmer, Elisenstraße.
24. Claren, Georg, Blaubach 9.
25. Zimmermann, Adv.-Anw., Schwalbengasse 25.
26. Rondorf, Gärtner, Friesenstraße 66.
27. Priem, Bankdirektor, Cäcilienstraße.
28. Welter, Sohn, Wirth, Glockengasse.
29. Clouth, Buchdruckereibesitzer, St. Agatha.
30. Heußer, Frz., Kaufmann, Neumarkt 8.
31. Boisserée, Carl, Kaufmann, St. Agatha 6.
32. Canetta, W., Kaufmann, Weberstraße 43.
33. Mülhens, P., Glockengasse.
34. Billstein, Bierbrauer, Blaubach 33.
35. Wolff', A., Leimsieder, Perlengraben, 55.
36. Glasmacher, J. J., Gerberbach 72.
Licitation.
Das in einem der gewerbreichsten Theile der Stadt Köln, Maximinenstraße Nr. 53 gelegene, theils in massiven Mauern, theils in Fachwerkswänden erbaute zweistöckige Haus von 16 1/2 Fuß Breite und 32
2/3 Fuß Tiefe nebst etwa 16 Fuß breitem und 56 Fuß tiefem Hofraume, sodann einem 12 1/2 Fuß langen und 13 1/2 Fuß breiten, in massiven Mauern erbauten, zu einer Schmiede-Werkstätte benutzten und
gleich dem Haupthause unterkellerten, einstöckigen Anbau, endlich mit Regensarg, Brunnen und Pumpe und dem in Fachwerk-Wänden erbauten einstöckigen, am hintern Ende des Hofes befindlichen Hinterbau
von etwa 14 Fuß Länge und 13 Fuß Tiefe soll in Theilungssachen Jansen gegen Thelen am Dienstag den 15. Mai d. J., Nachmittags 3 Uhr, auf meiner Schreibstube, woselbst Expertise und Heft der
Bedingungen einzusehen, öffentlich versteigert und dem Meistbietenden definitiv zugeschlagen werden.
Köln, den 18. April 1849.
Fier, Notar Sachsenhausen 24.
Gerichtlicher Verkauf.
Am Montag den 23. April 1849, Vormittags 9 Uhr, wird der Unterzeichnete auf dem Heumarkte zu Köln, zwei starke Zugpferde dem Meistbietenden gegen baare Zahlung öffentlich verkaufen.
Der Gerichtsvollzieher, Simons.
Gerichtlicher Verkauf.
Am 24. April 1849, Vormittags 10 Uhr, wird der Unterzeichnete auf dem Waidmarkte zu Köln eine Partie Cigarren und Tabak, sodann verschiedene gutgehaltene Hausmobilien gegen baare Zahlung öffentlich
meistbietend verkaufen.
Der Gerichtsvollzieher, Simons.
Gerichtlicher Verkauf.
Am 25 April 1849, Vormittags neun Uhr, wird der Unterzeichnete auf dem Apostelnmarkte zu Köln, eine Fournaise, Küchengeräthe, eine Dezimalwaage, eine Hausuhr, Tische, Stühle, einen Sekretär, einen
Ofen etc. etc., gegen baare Zahlung öffentlich meistbietend verkaufen.
Der Gerichtsvollzieher, Simons.
Die Rheinische Volkshalle.
In einer gedrängten Lebensbeschreibung des General Bem wünscht rubrizirtes Blatt verdeckter Weise, bald einen Nekrolog über Bem schreiben zu können. Ein Nekrolog aber ist Jemandes
Lebensbeschreibung nach seinem Tode. Also wünscht die Volkshalle des Generals Bem Tod. Die Volkshalle soll als ein christliches Blatt gelten. Das Christenthum aber lehrt: „Liebe deine
Feinde.“ Daher ist die Volkshalle kein christliches Blatt, denn nicht aus Liebe wünsche ich einem Menschen den Tod. Gäbe dies Blatt nicht in jeder seiner Nummern den dem größeren Publikum indeß
schwer zu erkennenden Beweis, daß es nur ein perfides Pfaffenparteiblatt ist, so reichte blos vorerwähnter niedriger Wunsch hin, sich zu überzeugen, daß bei ihm der bekannte Satz seiner Stifter,
Leiter und Schreiber: „Der Zweck heiligt das Mittel“ in schönster Blüthe ist. Nur Schade für das saubere Blatt, daß sein ganzes Erscheinen nicht so geartet ist, sich bei dem Volk ein so
freies Ansehen zu geben, als diejenigen Schwarzröcke, bei denen jener Satz als eine erste Regel ‒ des Lebens galt. Es kopirt die Jesuiten nur sehr tölpelhaft.
Neue Berliner Hagel-Versicherungs-Gesellschaft.
Beim Beginne der Versicherungs-Periode beehrt sich diese Gesellschaft, das landwirthschaftliche Publikum darauf aufmerksam zu machen, daß sie gegen feste Prämien, wobei durchaus keine Nachzahlung
Statt finden kann, die Versicherung der Feldfrüchte gegen Hagelschaden übernimmt und den Verlust durch Hagelschlag, der den bei ihr Versicherten trifft, nach erfolgter Feststellung gleich baar
vergütet.
Für das laufende Jahr sind die Prämien für die Rheinprovinz, mit Ausnahme der Kreise Düsseldorf und Elberfeld (die für Halm- und Hülsenfrüchte 1 pCt. zahlen) wie folgt erniedrigt:
Für Halm- und Hülsenfrüchte 5/6 pCt.
Für Kartoffeln 1/2 pCt.
Für Oelgewächse 1 1/4 pCt.
Für Handelsgewächse 2 1/2 pCt.
In der Rheinprovinz wird beim Unterzeichneten, so wie bei nachbenannten Agenten jede nähere Auskunft über das Geschäft bereitwilligst ertheilt und sind daselbst die erforderlichen Antrags-Formulare
u. s. w. zu haben:
In Köln bei dem Herrn C. Blanckarts, Hochstraße, unter Pfannenschläger Nr. 26.
In Bergheim bei Herrn Joh. Jos. Engels,
In Bonn bei Herrn Joh. Werner,
In Brühl bei Herrn Anton Knebel,
In Cuchenheim bei Herrn St J. Ballender,
In Euskirchen bei Herrn Math. Brinkmann,
In Frechen bei Herrn H. Mondt,
In Gummersbach bei Herrn F. W. Hausmann,
In Königswintee bei Herrn J. Davin,
In Keldenich bei Herrn Joseph Dresen.
In Lechenich bei Herrn Jos. Bendermacher,
In Lindlar bei Herrn J. J. Höller,
In Longerich bei Herrn Frz. Rosell,
In Meckenheim bei Herrn Post-Exped. Hilgers,
In Mülheim a. Rh. bei Herrn J. A. Bacher,
In Siegburg bei Herrn C. Zimmermann,
In Sieglahr bei Herrn W. Reuther,
In Zülpich bei Herrn Post-Exped. Claren.
In Aachen bei dem Herrn C. Arends.
In Düren bei Herrn J. Brauß,
In Dürwiß bei Herrn J. M. Linnarts,
In Erkelenz bei Herrn Rob. Gerkrath,
In Eschweiler bei Herrn Hub. Schneider,
In Geilenkirchen bei Herrn Joh. Menken.
In Heinsberg bei Herrn A. Herfs,
In Jülich bei Herrn J. Fahnenschreiber,
In St. Vith bei Herrn J. Höninghausen,
In Wassenberg bei Herrn Franz Henzen.
In Coblenz bei dem Herrn J. F. Geisselbrecht.
In Düsseldorf bei dem Unterzeichneten.
In Burg bei Herrn C. Bödinghausen;
In Büttgen bei Herrn Joh. Seitz,
In Crefeld bei Herrn Peter Schrick,
In Duisburg bei Herrn J. G. Bauer,
In Dormagen bei Herrn P. G. Braun,
In Elberfeld bei Herrn C. F. W. Henn,
In Essen bei Herrn Rendant Heyden,
In Glehn bei Herrn Wilh. Feinedegen,
In Gerresheim bei Herrn W. Franzen,
In Homberg bei Herrn Wilh Stinnshoff,
In Hubbelrath bei Herrn J. Bruns.
In Kaiserswerth bei Herrn Pet. van Lipp,
In Kleinenbroich bei Herrn Bürgermeister Hoster,
In Kronenberg bei Herrn Bürgermeister Händler,
In Leichlingen bei Herrn F. W. Marcus,
In Lank bei Herrn Kirschkamp,
In Mettmann bei Herrn C. W. Strucksberg,
In Monheim bei Herrn Rob. Pilgram,
In Mülheim a. d. R. bei Herrn J. H. Hamecher,
In Neuß bei Herrn J. Eichhoff,
In Reviges bei Herrn F. H. Hohagen,
In Osterrath bei Herrn Gabriel Ackers,
In Oberbuscherhof bei Herrn F. W. Weibholz,
In Ratingen bei Herrn Friedr. Langen,
In Remscheid bei Herrn Friedr. Schmidt,
In Rheidt bei Herrn Heck, jun
In Solingen bei Herrn W. D. Amberger,
In Sonnborn bei Herrn Jacob Bode,
In Uerdingen bei Herrn Ferd. Holdinghausen,
In Wald bei Herrn Schmitz & Bach,
In Zweifaltern bei Herrn Voigt.
Düsseldorf, im April 1849.
Balduin Wilhelmi, General-Agent.
Für Auswanderer nach Galveston in Texas.
Die ersten Tage im Monat Mai d. J. habe ich noch einen schönen Dreim ster, nach Galveston in Texas, wo noch mehrere Personen und Familien zu billigen Preisen fortkommen können. Dieses ist das
letzte Schiff nach Galveston vor August d. J., und hat kein anderer Hafen noch ein Schiff im Mai dahin, der Abschluß kann mit und ohne Beköstigung geschehen.
Auf frankirte Anfrage ertheilt das Nähere Düsseldorf, den 18. April 1849.
Das Haupt-Büreau für Auswanderer:
A. E. Gerhardt, Bilkerstraße Nr. 1029.
Niederländische Dampfschifffahrts-Gesellschaft.
Vom 17. April ab fahren die Schiffe von Köln:
Morgens um 4 Uhr täglich, außer Donnerstag und Samstag.
In einem Tage über Nymegen nach Rotterdam.
In einem Tage über Arnheim nach Amsterdam.
(resp. im Anschluß an den vorletzten 4 3/4 Uhr Eisenbahnzug von Arnheim nach Amsterdam). außer Sonntag und Dienstag Nachts um 1 Uhr täglich, direkt nach Mannheim und Ludwigshafen.
Der „Batavier“ fährt jeden Dienstag von Rotterdam nach London; Der „Batavier“ fährt jeden Sonntag von London nach Rotterdam.
Bei direkten Einschreibungen betragen die ermäßigten Preise von Köln bis London:
Große Cajütte (Chief Cabin) Thlr. 8 17 Sgr.
Vorkajütte (Fore Cabin) Thlr. 5 4 Sgr.
Nähere Auskunft wegen Passagiere und Güter ertheilt der Agent Albert Heimann, Friedrich-Wilhelmstraße Nro. 4.
Für jede Haushaltung unentbehrlich.
Ein Pulver, womit man Gold, Silber, Messing, Zinn, Stahl, Eisen etc. den prachtvollsten Glanz geben, und in einer Stunde mehr wie sonst in einem Tage ausrichten kann. Das Packet à 2 Sgr.,
bei J. P. Hospelt, Höhle 35.
Lautere Antwort auf die oft wiederholte Anfrage, die Wahl eines Abgeordneten für die Kreise Mülheim und Köln (Land) betreffend. Am 15. März a. c. gab der Minister v. Manteuffel einem Abg.
das „Ehrenwort“ darauf, daß die fragliche Wahl „sofort“ vorgenommen werden solle. ‒ Des Ehrenwortes halber muß natürlich die Wahl noch ange hinausgeschoben bleiben
‒ ‒ ‒
Ausgezeichnet schöne blühende Liliputiens, Pflanzen en miniature in reicher Auswahl, empfiehlt zu sehr billigen Preisen Fr. Hermann, Marsplatz Nr. 3.
Neuestes.
So eben erhielt ich komische Karrikatur-Gesichter, die durch Drücken die lächerlichsten Gestalten annehmen und empfehle sie zu den billigsten Preisen bestens Fr. Hermann, Marsplatz Nr. 3.
Große Bleich-Anstalt.
In der Altenbergerstraße (an der Johannisstraße).
Meinen neu eingerichteten Bleichhof empfehle ich zur ges. Benutzung gegen billige Vergütung.
C. F. Rehm.
Ein an der Kalkerstraße gelegenes, neu solid gebautes Haus nebst Stallung, Hofraum und Garten steht zu vermiethen. Näheres Hermannstraße Nr. 18.
Mehrere schöne Wirthschaftsmöbel, namentlich 4 eichene Tischchen, 12 kirschbaume Stühle, 1 geschliffener Ofen, Federbetten und pferdeharene Matratzen, sind billig zu haben bei J. Schmitt,
Aposteln-Altemauer Nr. 19
Zündholz-Fabrik von Ludwig Anton in Darmstadt.
Nach mehrseitigen zuverlässigen Mittheilungen bemühen sich einige meiner Concurrenten unter den verschiedensten, ebenso unverschämten, wie rein erdichteten Aussagen, sich in das Vertrauen
einzudrängen, dessen ich mich von meinen vieljährigen Geschäftsfreunden zu erfreuen habe. Vorläufig finde ich mich deshalb genöthigt, hiermit öffentlich bekannt zu machen, daß ich meine
Zündholz-Fabrik dahier weder aufgegeben noch andern übertragen habe, sondern dieselbe durch ein neues Etablissement im nahen Odenwalde in noch größerer Ausdehnung als früher fortbetreibe, namentlich
aber keine Fabrik in Großgerau bei Darmstadt besitze.
Darmstadt, im April 1849.
Ludwig Anton.
Täglich frischer Maitrank im „Freischützen.“
Theater-Anzeige.
Freitag den 20. April 1849:
Don Juan.
Große Oper in zwei Akten von Mozart.
Sonntag den 22. April 1849:
Hernani, der Bandit.
Lyrisches Drama in 4 Abtheilungen. Aus dem Italienischen des Fr. Maria Piave, von Jos. Ritter von Seyfried.
Musik von Jos. Verdi.
1. Abtheilung: Der Bandit.
2. Abtheilung: Der Gastfreund.
3. Abtheilung: Die Gnade.
4. Abtheilung: Die Maske.