Deutschland.
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*
] Köln, 17. April.
Die Augsburger allg. Ztg. enthält folgenden Artikel „vom Rhein“:
„Ein altes spanisches Sprüchwort sagt: „El rio pasado, el santo olvidade ‒ hat man über den Fluß gesetzt, so ist der vorher angerufene Heilige vergessen.“ ‒
Dasselbe fiel mir heute Morgen unwillkürlich ein als die Zeitung die Nachricht brachte daß Herr von Bodelschwingh die ganze Märzrevolution auf einen Straßenkampf reduciren will. Denn unmittelbar nach
jenem Straßenkampf trifft der flüchtige Exminister in Wunschdorf, wo die Bremer Eisenbahn in die Köln-Berliner einmündet, mit dem ehemaligen Bürgermeister Bremens, Joh. Smidt, zufällig in ein und
demselben Wagen zusammen, der sie nach Köln führen soll. Ob Smidt die nunmehr gefallene Größe nicht kennen wollte oder wirklich nicht kannte, wage ich nicht zu entscheiden; aber er antwortete auf
Bodelschwinghs schüchterne Frage: „Kennen Sie mich nicht mehr?“ ein sehr natürlich durchgeführtes „Nein!“ Als darauf ersterer sich nennt und hinzufügt:„Nun, ich weiß
auch wohl woher Sie kommen, Sie sind wie ich auf der Flucht vor der Revolution!“ entgegnet Smidt, der sich bereits mit der neuen Zeit gesetzt hatte, abermals mit behäbigem
Händereiben ein ganz vergnügtes „Nein!“ er sei auf der Reise nach Frankfurt. Worauf dann der Ex-Minister die bittersten Vorwürfe auf die schon hinreichend belasteten Schultern seines
Reisegefährten lädt, der auch durch seine Weserzeitung zu der Revolution beigetragen. Bodelschwingh sprach während der ganzen Zeit nur von der Revolution. Jetzt wird der ihn damals rettende Heilige so
sehr betrogen, daß man ihm nur die Rettung aus einem Straßenkampf schuldet!“
Hr. Bodelschwingh hat übrigens Recht, wenn er jetzt dem Berliner Märzkampf den Charakter einer Revolution abstreitet. Wäre im vorigjährigen März eine Revolution gemacht worden, so säße Hr.
Bodelschwingh nicht in der Kammer und spänne lange Reden, sondern im Zuchthause und spänne Wolle, so lange bis er den unter seine Finanzverwaltung fallenden Antheil an den 135 Millionen
herbeigeschafft, welche von der alten Regierung ungesetzlicher Weise verschleudert, verschwendet, in die Taschen des adligen Raubgesindels geflossen und sonst wie aus den Staatskassen verschwunden
sind.
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319
] Meschede.
(Verspätet.) Das hiesige Landwehrbataillon ist einberufen und bereits nach Schleswig-Holstein gegen den Reichsfeind abmarschirt. Von allen Reklamationen ist
auch keine einzige berücksichtigt worden. Bekanntlich liegt es den Landräthen ob, die als Grund solcher Reklamationen aufgeführten Thatsachen und Familienverhältnisse zu untersuchen und demnach die
Gesuche zu begutachten. Der hiesige Landrath Böse hat sich nun zu diesem Zwecke pflichtgemäß alle erdenkliche Mühe gegeben; er ist in dem Kreise umhergegangen und hat sich persönlich von den
Verhältnissen überzeugt. Nach seiner eignen Erklärung hat er als Resultat dieser Untersuchung gegen 40 Reklamationen in Schutz genommen, da er die Ueberzeugung gewonnen, daß die Reklamanten in ihren
Verhältnissen durchaus nicht zu entbehren waren. Allein die hohe Militärkommission hat alles besser durchschaut: die Reklamanten mußten mit, wenn auch Weib und Kind, Vater und Mutter daheim Noth
leiden und die Geschäfte stille stehen oder verfallen. Ist es da ein Wunder, wenn man den Landrath selbst sich darüber beschweren hört, daß man ihm die Pflicht auferlegt, mühsame und zeitraubende
Erkundigungen einzuziehen, während doch von vornherein feststeht, daß alle diese Bemühungen ohne allen Zweck sind? ‒ Ein reicher hiesiger Bürger, ist als untauglich zurückgeblieben. Man erzählt
sich, daß er trotz des Widerspruchs des Kompagniearztes, der ausdrücklich die Krankheit besagten Bürgers als eine simulirte bezeichnet hatte, von dem Bataillonsarzte für invalide erklärt worden. Für
den reichen Herrn hat natürlich ein armer Teufel den Kopf in's Loch stecken müssen. ‒ Schließlich gedenke ich eines charakteristischen Vorfalls. Ein Landwehrmann, Bürger von geachteter
Familie, geht spazierend und eine Cigarre rauchend, also außerdienstlich, an einem Landwehroffizier vorbei, und begeht das furchtbare Verbrechen diesen nicht zu sehen, oder doch wenigstens nicht
sofort seine Cigarre zu entfernen und Front zu machen. Da fährt denn der Offizier mit einer Stentorstimme auf den armen Schächer los mit den Worten: „Weiß er Lump's Verfluchter denn
nicht, daß er den Sauzahn aus dem Rachen zu ziehen hat, wenn sein Vorgesetzter an ihm vorbeikommt?“
Unwillkührlich ballte sich nach einer solchen Anrede die Hand des Landwehrmannes, der an die Sitten im herrlichen Kriegsheer nicht mehr gewohnt, einen Augenblick sich wieder als Mensch und Bürger
fühlen mochte; aber er ließ auch sofort die Hand wieder sinken. Das Verbrechen dieser Handbewegung mußte gesühnt werden. Der Hr. Landwehroffizier, dessen Namen uns leider entfallen ist, machte seiner
Entrüstung durch Denunziation Luft. Schon am folgenden Tage wird der Verbrecher von dem Kriegsgericht zu 15 Jahren Festung verurtheilt und anstatt gegen den Reichsfeind, nach Wesel hinter die
Eisen geschickt.
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*
] Berlin, 15. April.
Die Wahlen der Abtheilungen für die Kommission, welche den Rodbertus'schen Antrag, die Anerkennung der deutschen Verfassung betreffend,
begutachten soll, und sich morgen zum ersten Mal zu einer Sitzung versammeln wird, sind der Majorität nach im Sinne der Rechten ausgefallen. Die oppositionellen Abtheilungen wählen entweder Mitglieder
des linken Centrums oder auch der äußersten Rechten. Die demokratische Linke nämlich ist nicht gewillt, den Antrag des Herrn Rodbertus zu unterstützen, sie ist der Ansicht, daß eine Anerkennung der
deutschen Verfassung unter diesen Umständen nutzlos sein würde und nicht über die Gränzen der Theorie hinaus etwas wirken könnte. Diese Partei wird deshalb wahrscheinlich wieder eine motivirte
Tagesordnung vorschlagen, welche dahin lautet, daß unter dem Ministerium Manteuffel dergleichen Anträge durchaus nutzlos seien.
Vor mehreren Tagen ist unter die Mitglieder der zweiten Kammer eine Denkschrift über das besondere Rechtsverhältniß der preußischen Oberlausitz vertheilt worden. Die Verfasser dieses interessanten
Machwerks, Mitglieder des ständischen Ausschusses der Oberlausitz, stützen sich auf ihre alte Verfassung. Hauptsächlich erwähnen sie den Vertrag der Stände mit dem König Johann von Böhmen im Jahre
1319, in welchem besonders das Steuerbewilligungsrecht im ausgedehntesten Maße anerkannt ist. Alle seine Nachfolger stellten vor der Huldigung Reversalien über die Anerkennung der verfassungsmäßigen
Rechte der Oberlausitz aus. So Johann Georg I. von Sachsen und zuletzt noch Friedrich August v. Sachsen 1810. Als sie endlich an Preußen fielen, erklärte Friedrich Wilhelm III., er wolle die
ständische Verfassung erhalten und sie der allgemeinen anschließen. Die Steuern wurden nur von 5 zu 5 Jahren bewilligt und auf diesem Rechte beruhen die jetzt bestehenden Grundsteuern. Die Oberlausitz
würde bei der gleichmäßigen Vertheilung dieser Steuer, ohne Entschädigung, 71,389 Thlr. mehr geben wie bisher. Das wäre, sagt die Denkschrift, ein Eingriff in die Verfassung sowohl als in das
Eigenthum!!! Die Oberlausitzer appelliren deshalb an die Pflicht der Krone und den Beruf der Kammern das Recht (!!) zu schützen und zu vertreten, und an das Rechtsgefühl der Nation. (!!) Wir erfahren
noch das interessante Faktum, daß der jetzige König zuerst 1842 das Steuerbewilligungsrecht derselben nicht anerkennen wollte. Das Ganze sieht aus, wie eine geschickte Carricatur der
Rechtsbodenpolitik, welcher sich Hr. v. Vinke und Comp. mit so großer Begeisterung hingegeben.
Seit dem 1. April sind in den Provinzen Polizeigerichte eingerichtet worden. Man hat die Bürgermeister der kleinen Städte unbegreiflich und ungeschickt genug zu Polizeianwälten bestimmt, eine
Stellung, welche mit ihrer anderweitigen des Oberhauptes der Stadt ganz unvereinbar ist. Der Bürgermeister kann sich unmöglich dazu hergeben, die kleinen Vergehen zu denunciren, welche dem
Urtheilsspruch des Polizeirichters zu unterliegen pflegen. Mehrere derselben haben auch ernstlich gegen eine solche Zumuthung protestirt.
Während den Verhandlungen über das Plakatgesetz vertheilte Herr v. Bodelschwingh unter die Mitglieder der Rechten eine Masse Plakate aus dem vergangenen Sommer zur Ansicht und zur Stärkung ihrer
Feindschaft gegen diese Erzeugnisse unserer Litteratur.
Durch die Abgg. Stein, Görz-Wrisberg, Temme wird in den nächsten Tagen ein dringender Antrag eingereicht werden auf Aufhebung der besondern militärischen Gerichtsbarkeit. Man hatte in der
Parteiversammlung zuerst den Antrag gestellt, die Kammer möge eine Kommission ernennen, um zu untersuchen, welche Erfolge denn die gerichtlichen Requisitionen über die verschiedentlichen
Soldaten-Excesse herbeigeführt haben. Es würde sich natürlich ergeben haben, daß der größte Theil dieser Untersuchungen, theils niedergeschlagen wurde, theils zu keinem Resultat führen konnte, weil ja
alle diese Excesse zur größern Ehre des constitutionellen Königthums geschehen waren. Die Majorität der Fraktion erklärte sich aber gegen diesen und für den obigen Antrag.
Wie gefährlich es ist, wenn sich der General Wrangel nach Jemand erkundigt, zeigt folgender Beitrag zur Charakteristik unserer Polizei. Der Assessor Lipke, betheiligt bei der demokratischen
Bewegung, war vor Kurzem aus Paris hierher zurückgekehrt, ohne irgend eine polizeiliche Anfechtung zu erleiden. Da erinnert man sich bei dem Oberkonstabler daran, daß der General Wrangel Befehl
gegeben habe, wenn der Assessor Lipke zurückkäme es ihm sogleich zu melden. Hinkeldey denkt natürlich, daß Wrangel den Unglücklichen für eine besondere Bestrafung sich vorbehalten habe und erfreuet
Hrn. Lipke durch eine Verhaftung auf offner Straße, welche zwar ohne Folgen blieb, da er sogleich auf der Versicherung sich wieder zu stellen freigelassen wurde, ihm jedoch Gelegenheit zu energischen
Protestaktionen gab.
Es charakterisirt unsere Börsenmänner, daß nachdem der Bucher'sche Bericht über die Aufhebung des Belagerungszustandes bekannt geworden war, sämmtliche Kurse etwas zurückgingen.
Das ganze Interesse von Berlin wird jetzt fast ganz allein von dem ungarischen Krieg in Anspruch genommen. Man glaubt nicht in wie banger Erwartung man hier täglich auf neue Nachrichten harrt, weil
man weiß, daß bei Buda-Pesth für unsere Sache gekämpft, und daß sie mit den Magyaren entweder siegt oder besiegt wird. Was helfen, hörten wir schlichte Handwerker sagen, alle Siege der Linken, wenn
die Ungarn geschlagen werden.
Die erste Kammer scheint auszuruhen auf den Lorbeeren ihrer kleinen Faustkämpfe, welche die geehrten Peers vergebens wegzuleugnen suchen. Sie mögen sich damit trösten, daß auch das Oberhaus in
London dergleichen Scenen gesehen hat, und an das Wort Sheridan's denken, daß alle Versammlungen Augenblicke haben, in welchen sie zum süßen Pöbel hinabsinken.
Die Artikel der „Neuen Rheinischen Ztg.“„die schlesische Milliarde“werden durch die demokratische Partei dieser Provinz bekanntlich durch besondere Abdrücke verbreitet.
Wir hören nun, daß die schlesischen Bauern, durch diese Aufsätze, zum Schrecken ihrer Gutsherren, sehr aufmerksam gemacht sind. Sie gehen auf die Gründe, welche jene zu einer Rückzahlung verpflichten
sehr gelehrig ein und wir dürften in den nächsten Tagen schon, dahin zielende Petitionen zu erwarten haben.
‒ Als der Herzog von Coburg, jetzt Sieger von Eckernförde, zum Kriegsschauplatz hier durchreiste und bei Sr. Maj. Audienz hatte, ließ die offenkundige Zuneigung unseres Königs zu dem
aimablen Herrscher von Dänemark ihn gütig genug aussprechen, der Herzog möge doch recht schonend verahren. Der Herzog erwiderte, er kenne, wenn er in den Krieg gehe, keine Schonung. „Wenn es
aber mein besonderer Wunsch ist.“ ‒ „Auch dann nicht! Auch ich, “ sagte der Coburger, „bin ein gekröntes Haupt!“
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15
] Breslau, 14. April.
Die Breslauerin, in welcher der Spree-Literat Mundt jetzt leitende Grütze und Miserere's ablagert, und ihr ungesalzener Abklatsch, die
Oder-Zeitung, haben unsere gute Stadt gestern Abend in nicht geringen Kriegsalarm versetzt, indem sie statt der erwarteten magyarischen Siegesbotschaft eine sogenannte Kriegserklärung zwischen
Oesterreich und Preußen improvisirten und heftig austrompeten ließen. Das kommt daher. Die olympische Bornirtheit der deutschen Reichs-Hottentotten zu Frankfurt am Main und ihrer literarischen
Reichsherolde konnten durch gar nichts empfindlicher getroffen und gallsüchtiger gemacht werden, als durch den letzten russisch-österreichisch-preußischen Fußtritt. ‒ In ihrer geträumten
Vaterlands-Unfehlbarkeit und Unüberwindlichkeit zu stumpfsinnig, das absolutistische Kommißpulver zur rechten Zeit zu riechen, mußten sie es von der heiligen Allianz erst recht kosackisch-derb unter
die Nase gerieben bekommen, bevor ihre Nervenstränge befähigt wurden, den Teufelsgeruch der assa foetida gewahr zu werden. ‒ Endlich merkten sie zwar den Tritt, aber waren weit entfernt, die
Drähte zu erkennen, an welchen das Kaiser- und Königs-Spiel nun mit diplomatisch-entrüsteten Noten fortgeleitet wird. Der Bierverstand hält es nämlich für unmöglich, daß über den kriegerischsten zur
Unterhaltung des Michelthums bestimmten Noten das intimste Einverständniß sämmtlicher europäischen Tamerlane schwebt, und dennoch ist nichts gewisser. Wie ich höre, soll unter dem Vorwande eines
österreichisch-preußischen Kriegs, namentlich in Schlesien noch mehr, als es bereits geschehen und geschieht, gerüstet werden. Damit verhält es sich aber also. Das Standrechts-Reich der Frau Sophie
und Genossen wird von den Magyaren jetzt allen Ernstes in seiner letzten Existenz bedroht. Der Untergang dieses Reichs, das wissen alle europäischen Tamerlane, würde zuletzt auch ihr Todesstoß
werden, und die neufabrizirte deutsche Reichs-Majestät, obwohl sie gern im Trüben kaiserlich fischen möchte, darf dabei am wenigsten zuschauen. Jene herausfordernde Standrechts-Note gibt den besten
Vorwand zu rüsten, und „Mein herrliches Kriegsheer“ an den Gränzen Schlesiens in die Nähe der Kossuth-Husaren zu bringen.
Wie überall, so hält auch hier der russische Knuten-Genius seine Apostel. Dieselben spioniren wie Luchse in Bierkellern, Konditoreien u. s. w. nach Demokraten herum, und senden ihre
Proskriptionslisten an Abramovitsch nach Warschau zu demnächstigem Gebrauche.
Die N. Rh. Ztg. (Nr. 270) ist gestern wieder ausgeblieben. Man versichert, daß die Schuld an der Quarantäne-Anstalt zu Berlin liege. Der Kölner „Rechtsboden“ darf mit seiner
leitenden Wagenschmiere dagegen frei durchpassiren und kommt regelmäßig hier angefahren.
Die Polizei schmuggelt den Schütte auch in Berlin unter die Demokratie und läßt ihn das wesentlich gefühlte Bedürfniß eines demokratischen Blattes erfüllen, indem sie ihn an dessen Spitze zu
bringen sucht.
Schütte lebt vom Oberconstabler Hinckeldey und Wrangel und Manteuffel unangefochten in Berlin, während ganz unbekannte Demokraten sofort ausgewiesen oder an der Hinreise nach Berlin verhindert
werden. Herzliches Einverständniß des „Revolutionärs“ Schütte und der Manteuffelschen Polizei, das jedenfalls eben so rührend als belehrend ist.
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] Wien, 13. April.
Seitdem die sichere Nachricht hier eingetroffen, daß die Magyaren die Stadt Waitzen eingenommen und den Jelachich auf's rechte Donau-Ufer
gedrängt haben, ist die Aufregung unter den Wienern noch bedeutend gestiegen und um so mehr verlangt man nach einigen Details über die nun schon über 6 Tage andaurenden Kämpfe. Aber kein Bülletin
erscheint. Die offiziellen Standrechtsbestien sind stumm gleich den Fischen. Von hier gehen täglich Verstärkungen nach Ungarn ab, während wir neue Truppen hereinbekommen. Die hiesige Besatzung ist
jetzt im Verhältniß zu früher, sehr schwach. ‒ Den hiesigen Buchhändlern war bekanntlich das Verbot zugegangen, die ihnen von Leipzig aus geschickten Bücherballen zu öffnen, ohne die Gegenwart
eines Kommissärs. Das Buchhändlergremium wendete sich an das Ministerium. Dieses gab den Bescheid, daß während des Ausnahmezustands die Anordnung des Stadthauptmanns in Kraft bleiben müsse. Heute ist
nun die Eröffnung der Bücherballen erfolgt und nur die Zeitschrift „der Leuchtthurm“ wurde konfiszirt.
‒ Dem „Const. Bl. a. B.“ wird aus Wien geschrieben:
„Gestern sowohl als heute sind Truppen von hier nach Ungarn abgegangen, welche theils auf der Eisenbahn, theils auf Dampfbooten bis Preßburg befördert werden. Heute soll auch
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noch alles Militär aus der Alserkaserne abmarschieren. Ebenso kam gestern ein telegraphischer Befehl nach Neustadt, sogleich ein Bataillon nach Ungaren aufbrechen zu lassen.
Bei dieser großen
herrschenden Spannung fallen die eben anwesenden russischen Soldaten noch mehr auf. Es scheint in der That, als wenn diese vortrefflichen Leute als Quartiermacher hier wären, wenigstens sieht man sie
in ihren rothen Hosen und grauen Röcken öfters durch die Straßen stolziren und mit vieler Befriedigung sich Wien betrachten.“
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Wien, 13. April.
Das kaiserliche Cabinet hat am 5. d. M. nachstehende Depesche an den östreichischen Bevollmächtigten bei der deutschen provisorischen Centralgewalt Ritter v.
Schmerling erlassen.
„Indem Se. Majestät der Kaiser die Beweggründe billigen, welche den Durchlauchtigsten Herrn Erzherzog Johann bestimmt haben, unter den obwaltenden Verhältnissen die Würde eines deutschen
Reichsverwesers niederzulegen, finden sich Allerhöchstdieselben dennoch zugleich veranlaßt, Se. kais. Hoheit aufzufordern, im Interesse Deutschlands, wie in jenem Oestreichs, das Ihm anvertraute Amt
noch so lange fortzuführen, bis für die Uebernahme der Leitung der Centralgewalt in einer ihrer Bestimmung entsprechenden Weise Vorsorge getroffen sein wird.
Ew. Hochwohlgeboren erhalten in der Anlage das Allerhöchste Handschreiben, durch welches Se. Majestät der Kaiser Seinem erlauchten Großoheim diesen Wunsch, unter Anerkennung der Verdienste, welche
sich Derselbe erworben hat, ausdrückt.
Als im vergangenen Jahre die deutschen Fürsten und Völker die für Deutschland geschaffene provisorische Centralgewalt in die Hände dieses kaiserl. Prinzen niederzulegen wünschten, hat die
östreichische Regierung die Erfüllung dieses Wunsches mit Hintansetzung so mancher durch die Verhältnisse jener Zeit gebotenen Rücksicht gefördert, indem sie die Interessen ihrer eignen Völker jenen
des deutschen Gesammtvaterlandes unterordnete und es dem Manne des allgemeinen Vertrauens möglich machte, dem an ihn ergangenen Rufe zu folgen.
So weit es an Ihm lag, hat der Herr Erzherzog das in Ihn gesetzte Vertrauen auch gerechtfertiget, und die große Aufgabe gelöset, welcher Er Sich mit so aufopfernder Hingebung gewidmet hatte. Er ist
der täglich mehr um sich greifenden Anarchie entschlossen und mit Erfolg entgegengetreten, ‒ hat die Herrschaft des Gesetzes wiederhergestellt, und durch sie Ruhe und Ordnung gesichert, welche
unerläßlich waren, und das begonnene Werk der Neugestaltung Deutschlands auf gesetzlichem Wege zu Ende führen zu können.
Die National-Versammlung dagegen hat den von ihr gehegten Erwartungen nicht entsprochen Statt einem einigen, mächtigen, und daher an Zukunft reichen Deutschland, dessen Gründung ihre Thätigkeit
hätte anbahnen sollen, hat sie ein ideales Reich zu schaffen angestrebt; ein Versuch, welcher nur dazu führen könnte, die Bande zu lockern, ja vielleicht zu lösen, welche die verschiedenen deutschen
Stämme seit Jahrhunderten umschlungen hielten.
Es kann hier nicht in meiner Absicht liegen, dem von der National-Versammlung seit ihrem Bestehen eingehaltenen Gange zu folgen, und die Nachtheile näher zu entwickeln, welche deren fortwährende
Schwankungen und ihre nur zu häufigen Eingriffe in den Bereich der exekutiven Centralgewalt nothwendig erzeugen mußten. Ich will mich darauf beschränken, jene Beschlüsse hervorzuheben und zu
beleuchten, welche uns unmittelbar berühren, und für die Stellung maßgebend werden müssen, die wir in Folge derselben unter den gegebenen Umständen einzunehmen gezwungen sind.
Seitdem das gegenwärtige Ministerium in seinem Antrittsprogramme vom 27. November v. J. die Absicht ausgesprochen, alle Lande und Stämme der östreichischen Monarchie durch das feste Band einer
gemeinschaftlichen Verfassung zu Einem großen Staatskörper zu vereinigen, hat sich in der Nationalversammlung eine Partei gebild et, welche Alles aufbot, um unser Verbleiben bei Deutschland unmöglich
zu machen. Sie hat dieses Ziel zu erreichen geglaubt, indem sie die Bestimmungen des § 2 der zu Frankfurt berathenen Verfassung durchzusetzen wußte, welche für deutsche Lande, die mit nichtdeutschen
ein gemeinschaftliches Staatsoberhaupt haben, getrennte eigene Verfassung, Regierung und Verwaltung anordnen.
Daß solche Verfügungen mit den von uns nicht nur angekünd gten, sondern auch hinlänglich motivirten und seither zur Anwendung gekommenen Grundsätzen der Einheit des östreichischen Kaiserstaates
unvereinbar seien, war demnach vorauszusehen. Mögen daher Jene, welche dessen ohngeachtet diesen durch keine Nothwendigkeit bedingten Beschluß herbeigeführt haben, auch dessen Folgen vertreten.
Ferner hat die Nationalversammlung durch die am 27. d. M. beschlossene Wahl eines erblichen Reichsoberhauptes sich von den Formen des beabsichtigten Bundesstaates entfernt und jenen eines
Einheitsstaates in einer Weise genähert, welche mit der Selbstständigkeit der einzelnen deutschen Regierungen unverträglich ist, die nur in den wesentlichen Bundeszwecken eine unvermeidliche
Beschränkung finden soll.
Endlich hat die Nationalversammlung durch ihre Beschlüsse vom 28. v. M., welche anordnen, daß die von ihr allein beschlossene Reichsverfassung zu vollziehen und als Gesetz zu verkündigen sei, den
Weg der Vereinbarung verlassen, den allein sie zu gehen berufen und berechtigt war, und den die Regierungen sich ausdrücklich vorbehalten hatten. Sie hat zugleich durch die eigenmächtig von ihr
ausgegangene Erklärung ihrer Permanenz bis zum Zusammentritte der einzuberufenden Reichsversammlung sich auf einen ungesetzlichen Boden gestellt, auf welchen ihr zu folgen die Regierungen sich nicht
veranlaßt sehen können.
Oestreich, innig verbunden mit Deutschland durch die so lange bestandene enge Gemeinschaft, durch die aus dieser erwachsenen unzertrennlichen Interessen und durch die unbestreitbar noch gültigen
Verträge, kann und wird sich nie von solchen Banden lossagen. Auch ist der deutsche Bund, wie ihn die Tractate schufen, nicht aufgelöst, noch bestehen die Rechte und Verbindlichkeiten seiner
Glieder.
Wenn wir dennoch unter den eben angeführten Verhältnissen für den Augenblick an einem Bundesstaate, wie die Beschlüsse der Nationalversammlung ihn zu schaffen beabsichtigen, obgleich mit Vorbehalt
der Rechte, welche die Geschichte und die Verträge uns sichern, Theil zu nehmen nichtt vermögen, werden wir nichts weniger fortfahren, an den Schicksalen unserer alten Bundesgenossen aufrichtigen
Antheil zu nehmen und diesen Antheil bei dem Eintritte veränderter Verhältnisse stets mit Freuden zu bethätigen bereit sein. ‒
Dies ist die Absicht Sr. Majestät des Kaisers, welcher Allerhöchstderselben getreu bleiben wird.
Wie aber Se. Majestät sich in meiner am 4 Februar an Ew. Hochwohlgeboren erlassenen Depesche, gegen eine Unterordnung unter die von einem anderen deutschen Fürsten gehandhabte Centralgewalt, auf
das Feierlichste verwahrt haben, ist unser Allergnädigster Herr auch nicht minder fest entschlossen, die verfassungsmäßig von Ihm in Gemeinschaft mit den Repräsentanten-Körpern Oestreichs auszuübende
gesetzgebende Gewalt niemals und unter keiner Bedingung einer fremden gesetzgebenden Versammlung unterzuordnen.
Da Se. Majestät, wie ich Ihnen bereits angekündigt habe, die von Ew. Hochwohlgeboren nachgesuchte Enthebung von Ihrem Posten zu bewilligen geruhten und der Graf v. Rechberg, welcher zu Ihrem
Nachfolger bestimm ist, nach Frankfurt abgefertigt wird, steht Ihrer Rückkehr nichts mehr entgegen.
Was die östreichischen Abgeordneten zur deutschen Nationalversammlung betrifft, haben dieselben ihre Sendung, in Folge des Schlusses der Berathung über das Verfassungswerk, als beendet zu
betrachten und sofort in ihre Heimath zurückzukehren, da ihre fernere Theilnahme an einer Versammlung, welche, wie bereits erwähnt, durch den von ihr am 28. v. M. gefaßten Beschluß den Boden des
Rechts und des Gesetzes verlassen hat, durchaus nicht mehr Statt finden kann.
Ew. Hochwohlgeboren haben dtese Herren in diesem Sinne zu verständigen.“
Empfangen etc.
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@facs | 1552 |
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X
]Königsberg, 12. April.
Die Russenfurcht ist ein Königsbergisches Kind; hier geboren, genährt und großgeworden, hat sie sich bei uns so hübsch eingebürgert, ist so beliebt
und gesucht, daß keine langweilige Kaffeeklatsche, kein geistleerender Theezirkel, kein magenfüllendes Zweckessen vorübergeht, ohne dieser alten Jungfer gebührende Huldigungen darzubringen. Sie spielt
jetzt wieder die Lionne des Tages und es scheint, unter keinem Strich der Erde könne sie solch Glück machen, als in unserer Septicollis. Da, wo jetzt die langbärtigen Juchtengerber schänden und
spießen und braten, machen sie vielleicht weniger zittern als hier, wo man mit einem einzigen: „die Russen kommen“ Kinder zu Bette jagt. Selbst die Crême unserer soi-disant
Demokraten zittert: „Die Avantgarde der Czarensklaven führt unsere Namenslisten mit sich, wehe, wenn die Kosaken uns packen!“
Vor der Revolution war die Russenfrage ein wenig aus der Mode gekommen, tauchte aber im vorjährigen März, als die Berliner Nachrichten ausblieben, wieder auf. Um sie niederzuschlagen bedurfte es
eines k. Regierungskommissars, der nach der russischen Gränze zum Rekognosciren geschickt wurde, und von da die befriedigende Nachricht zurückbrachte, daß er mit seinem langen Fernrohre, mit dem er
sehr weit über die Gränze in's Land des lieben Herrn Schwagers habe schauen können, durchaus keine Russen bemerkt habe. Die Geldsäcke ärgerten sich, sie gedachten der glücklichen Zeiten nach
der Schlacht bei preuß. Eylau, wo das russische Gold ihre leeren Beutel füllte, und wo die vornehmen Stadtfräuleins weinten, mit den Herren Kosaken nicht russisch tanzen zu können. Die Herren
Bourgeoissöhne, die gerade die Bürgerwehr einexerzirten, klopften sich auf die gepolsterte Brust und schrieen kampfentbrannt: mögen sie kommen, die Hunde!
Das war das Jahr 1848, das Jahr 1849 hat andere Chancen aufzuweisen. Acht und vierzig ließ noch eine zerschlagene Fensterscheibe am Schloßlokale des Oberpräsidenten bei der russischen
Staffettengeschichte als ein böses Omen passiren. Neun und vierzig hat alle Fensterscheiben ganz gelassen und die im Polizeigebäude vom Volke zerschlagenen restaurirt. Der passive Widerstand ist
totaler Niederschlag geworden, er hat die Stadt vollständig stupefizirt.
Aber auch auf der andern Seite muß die Konfusion groß sein. Die Regimenter eilen nach allen Himmelsgegenden, tagtäglich neue Marschbefehle, Ordres, Contreordres und Anti-Contreordres kreuzen sich,
und kein Mensch weiß wie und warum. Ist Hannibal ante portas? Brechen die Völker los? oder geht die Welt aus ihren Fugen? ‒ Ei, Gott bewahre, man spielt Komödie, zwei große Charlatans lassen
ihre Marionetten tanzen!
Doch was sagen die Herren Diplomaten? Diese Herren altern niemals, sie feiern noch heute die Feste von 13 und 14! Fünf und dreißig lange Jahre sind an ihnen spurlos vorübergegangen, die Welt hat
für sie vollkommen stille gestanden. Sie raisonniren so: was Pruss', was Russ', beide marschiren miteinander! Pruss' aber stellt das eine Bein in die Memel und das andere über den
Rhein, und zwischen seinen mächtigen Schenkeln hält er die große Kanone, mit der er vor vierhundert Jahren die Plauenburg erstürmte und die Dietrichs und die Quidzows und die Köckeritze und die
Itzenblitze niederblitzte.
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*
]Aus Schleswig-Holstein, 13. April.
Die Düppler Schanzen sind nach hartem Kampfe heute Morgen von den Sachsen und Baiern erstürmt worden. Die Dänen haben sich einer
kleinen Flottille, aus vielen kleinen den Bewohnern der Inseln Sylt, Föhr etc. gehörigen Fahrzeuge bemächtigt, mit denen sie sich in Gewässer wagen, wohin sie mit ihren Kriegsfahrzeugen nicht gelangen
könnten. Gestern haben sie sich mit gedachter Flottille vor Husum gezeigt und waren zu Südwestkörn ans Land gestiegen. Etwas weniger Nachlässigkeit, und diese Masse kleiner Fahrzeuge wäre den Dänen
nicht in die Hände gerathen. Wie es heißt, dringt heute die 1. schleswig-holsteinische Brigade nach Jütland vor; man glaubt, daß sie morgen dort wirklich einrücken werde.
Ein Extrablatt der „Börsenhalle“ bemerkt, daß die Nachricht von Erstürmung der Schanzen bei Düppel durch die „Reichs“-Truppen offiziell ist, daß aber noch keine
Einzelheiten über den Kampf vorliegen. Wir geben hier folgenden Bericht aus Gravenstein vom 13. April:
„Mittags. Gestern Abend 8 Uhr rückten die hier liegenden Baiern in aller Stille nach Nübel vor; diesen Morgen mit Tagesanbruch wurden die Düppeler Höhen mit den darauf belegenen Schanzen
(welche nicht mit der hart am Alsener Sunde liegenden Hauptschanze zu verwechseln) von den Unsrigen genommen. Nachdem entspann sich ein heftiges Artilleriefeuer, jedoch avancirten die Deutschen bis
vor die Düppeler Mühle, welche 8 1/2 Uhr Morgens von den Dänen in Brand geschossen wurde und gegen 10 Uhr niedergebrannt war. Es folgte heftiges Gewehrfeuer, worüber ich noch nichts berichten kann.
‒ Bis jetzt sind hier 30 bis 40 Verwundete angekommen. Die meisten Verwundeten sind Baiern.
Nachmittags 5 Uhr. Die Dänen griffen kurz vor Mittag mit frischen Truppen wieder an, wurden aber durch die tapfern Hannoveraner neuerdings geworfen, und die Deutschen sind Herren der
Düppeler Höhe. Man hört noch immer Kanonendonner. Es heißt, daß Dänen gefangen sind; hinsichtlich der Zahl variiren die Gerüchte, und ich gebe daher keine an. Ein Baier erzählt mir eben, Sonderburg
brenne; ich glaube es nicht, wenn gleich in jener Gegend ein starker Rauch aufsteigt. Mehrere Bauerhäuser in Sundewitt sind in Brand gerathen.“
Dem „Altonaer Merkur“ wird aus Flensburg vom 13. April geschrieben:
„Der heutige Tag ist ein sehr blutiger gewesen. Die deutschen Truppen haben die Düppeler Schanzen gestürmt und sind bis an den Alsener Sund vorgedrungen; die Dänen haben sich nicht behaupten
können und sind in eiliger Flucht nach Alsen hinübergegangen. Gestern Abend um 7 Uhr sind die Deutschen von Gravenstein ausgerückt und haben heute früh um 5 Uhr den Angriff auf die dänischen Schanzen
begonnen. Die baierischen Truppen haben den Kampf eröffnet, die Preußen (Sachsen) haben sie später bei eingetretener Ermüdung abgelöst. Lange haben sich noch die Dänen in der Düppeler Mühle gehalten,
bis die Baiern diese in Brand gesteckt; man hat die Flammen derselben hier aus der Nähe sehen können. Der Kampf muß sehr erbittert gewesen sein und hat auf beiden Seiten viel Blut gekostet, wenn auch
die ungefähre Schätzung von 1000 Opfern im Ganzen übertrieben sein mag. In den ersten Frühstunden des Tages haben die Baiern 50 bis 60 Todte und bedeutend viele Verwundete gehabt; leider soll auch
Aldosser verwundet sein. Die Todten hat man nach Aussage der Baiern, die hierher die Verwundeten brachten, in ein benachbartes Kirchdorf (vermuthlich Rinkenis) gebracht. So eben sind hier bereits 30
Verwundete, zum Theil mit sehr schweren Kopf- und Brustwunden, angelangt; diese Nacht werden gewiß noch viel mehr kommen. Zwei Kompagnieen Dänen sind, da sie nicht so schnell mit den Uebrigen über die
Brücke hinüberkommen konnten, ins Wasser gesprengt worden und ertrunken. Ihr Verlust ist überhaupt in jeder Beziehung viel größer gewesen. Diese Nachrichten stammen natürlich vom Vormittag; die
Baiern, die ich sprach, hatten zwischen 7 und 9 Uhr den Schauplatz des Kampfes mit ihren verwundeten Brüdern verlassen.“
Das nämliche Blatt theilt noch folgende mit dem letzten Eisenbahnzuge am 14. April Abends in Altona eingetroffene, übrigens nicht verbürgte, Nachrichten mit:
„Am 13., Morgens 5 Uhr, hat der Angriff der Baiern und Sachsen auf die Düppeler Schanzen begonnen. Die Düppeler Schanzen sind genommen, wenn auch theuer erkauft; es sollen 1000 Mann (?)
Baiern und Sachsen gefallen sein; der Brückenkopf ist im Besitz der deutschen Truppen; die Brücke zwischen Alsen und Sundewitt ist von den Dänen selbst zerstört, bei welcher Gelegenheit 2 bis 3
Bataillone Dänen in's Wasser gedrängt sein sollen. Sonderburg soll brennen. Im Ganzen sollen 9 Batterien Antheil am Kampfe genommen haben, darunter einige schleswig-holsteinische. Es kamen mit
dem Zuge 109 Kranke und leicht Verwundete aus den Lazarethen zu Schleswig an, die daselbst den angekommenen Verwundeten haben Platz machen müssen.“
Der „Börsenhalle“ wird aus Hadersleben unterm 14. April gemeldet:
Der heute bestimmt von unseren Truppen erwartete Einmarsch in Jütland ist, zum großen Mißvergnügen derselben, unterblieben; auch General Bonin hat noch nicht, wie er anfänglich beabsichtigte sein
Hauptquartier weiter nordwärts verlegt.
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15
]Kassel, 14. April.
Ich berichte Ihnen die Ergebnisse der letzten Berathungen unserer Stände. In der Angelegenheit der beliebten Verausgabung nicht verwilligter
Censurkosten ‒ ein Provinzialcensor erhielt für seine sogenannte Nebenstelle 600 Thlr. Gratifikation ‒ aus den letzten Finanzperioden wurde beschlossen, die Minister zur Rückerstattung
bei den Landesgerichten anhalten zu lassen, aber wo nichts ist, hat der Kaiser sein Recht verloren. Dann kam auch endlich einmal nach langen Geburtsschmerzen der Pfaffenunfug zur Sprache, da die
Prediger der christlichen Liebe jetzt doch gar zu allgemein mit Anschließung, Bannflüchen und sonstigen himmlisch-protestantischen Segnungen drohen, wenn man ihnen den Beutel nicht gehörig mit
Hochzeits- und Taufsporteln spickt. Nach einer langen unerquicklichen Debatte, wobei insbesondere der Prälat Meyer seine Stimme voll von göttlichen Rechtsphrasen ertönen ließ, kam man wie gewöhnlich
zu nichts, als daß etwas von vorzunehmenden entsprechenden Reorganisationen auf dem Gebiet der Kirche und des Staates gefaselt wurde.
Das Ministerium Bödicker-Eberhard hat unterdessen einen ergötzlichen Gesetzentwurf, das Jagdrecht und dessen Ausübung betreffend, zu Tage gefördert. Nur einige Proben. „Das Jagdrecht liegt
wesentlich im Grund und Boden, indessen wird die Ausübung besagten Jagdrechtes aus Gründen der öffentlichen Sicherheit und des gemeinen Wohls wie folgt geordnet.“ Nun kommen die einzelnen
Organisationsparagraphen. Zunächst darf nur derjenige, welcher 100 Kasseler Acker besitzt, sein Jagdrecht überhaupt ausüben, denn wenn ihm das Glück gerade einen halben Acker weniger bescheert, so muß
er sich die Felder durchwühlen und die Hasen sein Kraut abfressen lassen nach Herzenslust! Freilich darf der arme Glückliche, wenn es ihn gar zu arg genirt, das Wild von seinem Grundeigenthum zu
vertreiben suchen (!), aber versteht sich, ohne es zu schädigen. Verpachtet dürfen übrigens nur zusammenhängende Flächen von 3000 Acker werden, und auch das nur unter der Bedingung, daß nicht etwa ein
Flüßchen oder Bächelchen seinen durchbrechenden Lauf hindurch nimmt, selbst wenn allenfalls ein Fußsteig darüber führen sollte. Die Regierung ist sehr human, das Wild könnte ja auch sonst möglicher
Weise ertrinken. Die Staatsjagden sind künftighin an den Meistbietenden zu verkaufen. Natürlich werden aber die Leibgehege und herrschaftlichen Jagden in ihrem vollen Umfang beibehalten. Mit den
Strafen wegen Zuwiderhandelns bleibt's beim Alten. Nur hat man die Privilegien des „Besitzes“ etwas weiter, wie früher unter Scheffer Mode war, hinausgedehnt, indem es an
betreffender Stelle heißt:
„Es sind sofort zur Pachtung von Jagden nicht zulässig, wer Armuthshalber Unterstützung aus öffentlichen oder Gemeindekassen erhält (!), oder sich unter polizeilicher Aufsicht
befindet, sowie jeder Gewohnheits-Forstfrevler, oder wer wegen Aufruhrs und dergleichen Verbrechen zu einer Freiheitsstrafe von mindestens drei Wochen verurtheilt oder wegen Jagdvergehen bestraft,
kurz ein jeder, der nicht Höchstbesteuerter ist; denn alle übrigen Klassen der Gesellschaft möchten sich wohl so ziemlich unter den verschiedenen Kategorieen zusammenfinden. ‒ Dann hat aber
unser geist- und lichtvoller Gesetzgeber auch ein Plätzchen in diesem Entwurfe gefunden, das aus den Grundrechten hinausgedrängte sogenannte allgemeine Wehr- und Waffenrecht zu regeln.
„Feuerwaffen sind überhaupt im Allgemeinen, außer bei solchen, deren Dienst zum Tragen dieser Waffen verpflichtet, unzulässig!“ In besonderen Fällen kann jedoch zum Besitz einer Waffe
gegen 4 Thaler jährlich zu erneuernde Abgaben von dem Verwaltungsamte ein Erlaubnißschein in Empfang genommen werden, welches dafür zu sorgen hat, daß der Nachsuchende ein durchaus zuverlässiger,
ansässiger und besitzender Bürger sei, ‒ ad majorem pecuniae gloriam. Alle übrigen Waffen sind zu confisciren und die Verheimlichenden mit 4 Jahren Zuchthaus zu bestrafen!!! ‒ Bereits
soll sich auch ein Gesetzentwurf zur Vollziehung des grundrechtlichen Versammlungsrechtes nach Art des Manteuffel'schen unter der Feder befinden, wonach Versammlungen gestattet sind, sobald sie
die Obrigkeit erlaubt. Diese Obrigkeit ist hier ein vorsündfluthlicher, lebenslänglicher oder gar erblicher Magistrat, welcher dem Bürgerwehrkommando neulich schon hat ankündigen lassen, er werde nach
Abmarsch der vaterländischen Krieger gen Schleswig, falls die Bürgerwehr nicht besser (um Gotteswillen!) die öffentliche Ruhe und Ordnung zu handhaben wisse, einige Regimenter Preußen, die zum
Einmarsch bereit ständen, (sehr naiv!) requiriren. Der preußisch - kaiserliche Rausch, in den sich die Ständeversammlung und die Stadt versetzt hatte, hat eher zugenommen als nachgelassen, um so
possierlicher wird jedenfalls der Katzenjammer sein. In der vorgestrigen Sitzung beschlossen die Stände, die von der Frankfurter Genossinn votirte Reichsverfassung für ohne Weiteres verbindlich zu
erklären, gegen reaktionäre Eingriffe zu protestiren etc. (wie gewöhnlich), und gestern machte der Minister des Aeußeren die Eröffnung, daß sich die Regierung dem (mit Hinweglassung der doch zu
radikalen Worte „ohne Weiteres“) anschließe. Freudetaumel durchbebte die ganze Versammlung.
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@facs | 1552 |
Frankfurt, 14. April.
Heute Mittag zwölf Uhr haben die Bevollmächtigten der acht und zwanzig Regierungen ein Document unterzeichnet in welchem jene Regierungen ihre Zustimmung zur
Reichsverfassung und zur Uebernahme der Kaiserwürde durch den König von Preußen erklären.
Der würtembergische Bevollmächtigte war zwar noch nicht zur Unterzeichnung bevollmächtigt, zeigte aber den lebhaftesten Antheil.
[(D. Z.)]
Italien.
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@facs | 1552 |
[
*
]
Die französische Depesche von dem Fall Genua's, gegen welche wir bereits vorgestern unsere bescheidenen Zweifel aussprachen, war abermals eine Lüge. Genua war auch am
10. noch immer nicht in den Händen der Royalisten; die Republikaner denken weniger als je an eine Kapitulation; im Rücken La Marmora's aber ist das Landvolk in hellem Aufstand und rückt zum
Entsatz der Stadt herbei.
Dies die Nachrichten, welche wir durch die Turiner Blätter v. 11. erhalten. Ueber den erneuerten Kampf und die Lage der jetzt
seit sieben Tagen bombardirten Stadt kein Wort. Die viehischen
Greuelthaten, welche die königlichen Mordhunde in den Ruinen der eroberten Vorstädte verüben, sind nach der „Opinione“ und „Concordia“ eine Wiederholung der Bestialitäten
und Mordbrennereien von Wien, Mailand und Brescia. Avezzana dagegen
[1553]
ist entschlossen, die Stadt zu verbrennen, ehe er sie ihren königlichen Henkern überläßt. Die „Nazione“ und der „Saggiatore“ erzählen von Revolutionstribunalen in Genua,
welche Jeden, der nicht die Waffen gegen die Royalisten ergreift, füssiliren lassen.
Der Pariser „Moniteur“ bringt nun abermals eine „telegraphische Depesche“, wonach die Eroberung Genua's nach den verunglückten Terminen vom 6., 8. und 10. jetzt
am 12. endlich stattgefunden haben soll. Wenn die Republikaner von Genua sich nur noch einige Zeit erhalten, wird der Börsenjude Napoleon mit ihrem Blute seinen berüchtigten Wechsel bei der Bank
ausgelöst haben.
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*
]
(Tagebuch aus Genua. Fortsetzung.)
5. April. 10 Uhr. Die Tirailleurs, welche bis zum Palis-Doria drangen, sind dort von den Barrikaden im Schach gehalten, die mit einer beispiellosen Energie vertheidigt werden. Das
Fort dello Sperone, welches in den Händen des Volks ist, sendet unaufhörlich Kanonenkugeln gegen San-Benigno, das seinerseits das Feuer mit furchtbarer Kraft erwidert.
Ich weiß nicht, wie dies schreckliche Schauspiel enden wird.
Die 150 Franzosen und Polen, welche gestern mit dem sardinischen Dampfboot San-Giorgio ankamen, kämpften in den Reihen des Volkes. Sie verlangten, auf die gefährlichsten Punkte geschickt zu werden;
mehr als die Hälfte dieser edlen Freiheitskämpfer sind bereits gefallen.
11 Uhr. Es scheint, daß die Propositionen nicht angenommen wurden. Die Sturmglocke läutet von Neuem; der Kanonendonner tönt mit erneuerter Heftigkeit und Schnelligkeit. Die Tirailleurs, welche bis
zum Palais-Doria gedrungen waren, ziehen sich kämpfend zurück. Noch ist nicht Alles verloren. Es scheint, daß die Forts, welche in Händen des Volks sind, bis auf den letzten Mann sich zu vertheidigen
erklärt haben. Die (Bourgeois-) Nationalgarden zeigen keinen großen Eifer: Viele unter ihnen haben die Waffen abgelegt. Man sagt mir in diesem Augenblick, daß zwei Häupter der Bewegung für gut
befunden haben, sich an Bord des „Tonnerre“ zu flüchten. Ich erwähne das mit Widerwillen. Der brave Pellegriui dagegen hat keinen Augenblick die Sache des Volks verlassen, und leitet
gegenwärtig den Kampf zu Pietraminuta.
„Am Bord des Tonnerre,“ 12 1/2 Uhr. Um 11 Uhr hat die Besatzung von Pietraminuta die schwarze Fahne aufgezogen. Es handelt sich hier um den Todeskampf der braven unerschrockenen
Märtyrer der Freiheit. Das See-Arsenal, Pietraminuta, die Forts dello Sperone und Santo-Spirito vertheidigen sich mit einer furchtbaren Heftigkeit. Die dreifarbige italienische Fahne flattert auf
allen diesen Positionen. Auf piemontisischer Seite leisten die Laternen und San-Benigno unglaublichen Widerstand. Ein Bataillon Piemontese ist wieder bis zum Palais-Doria vorgerückt, wo ein heftiges
Feuer zwischen ihnen und den Arbeitern stattfindet, welche hier die ungeheuern Barrikaden vertheidigen. Einige Piemontesen ziehen sich kämpfend zurück. Der Kanonendonner dauert ununterbrochen fort. La
Cara, schwimmende Batterie gegenüber von San-Benigno, ist in den Händen der Genuesen und unterstütz mit ihrem furchtbaren Feuer die Landoperationen. Die Kugeln fliegen jeden Augenblick über unsere
Köpfe. Es ist ein Uhr; ein Kahn, der vom Lande kömmt, meldete daß La Marmora erschossen sei; die Nachricht ist aber bereits Lügen gestraft. Soeben beginnt man mit Brandraketen zu schießen.
Einige einflußreiche Führer der Bewegung sind seit 11 Uhr am Bord des Tonnerre; der brave Avezzana aber will nicht vom Volke weichen, und hat erklärt, daß er sich eher unter den Ruinen der Stadt
begraben, als sich ergeben wolle.
„2 1/2 Uhr. Der Kommandant giebt Ordre zu heizen. Der Dämpfer soll sich außerhalb des Hafens anlegen. Unter der schützenden Flagge Frankreichs befindet sich auch unser Konsul, dessen Muth
und Patriotismus in diesen Tagen alles Lob verdient; mit ihm sind die Konsuln der Schweiz, der ottomanischen Pforte und von Tunis an Bord gekommen. Da er sah, wie jeder Vermittlungsversuch, diesem
mörderischen Kampf Einhalt zu thun, vergebens sei, ließ Hr. Favre alle Franzosen einladen, sich an Bord des „Tonnerre“ zu begeben. Außer den obenerwähnten Chefs der Insurrektion
befindet sich der mit dem Fluch des Volkes beladene General Manconi unter unserm Schutz. Sie wissen, daß die wichtigste und am meisten zu hütende Position für die Genuesen das Laternenthor und das ihm
zur Seite liegende Fort San Benigno war. Diese Position ist durch Verrath in die Hände des Feindes gefallen, durch den Verrath eines reaktionären Offiziers. Dasselbe ist mit dem Fort Tanaglia
der Fall, welches vom Volk wieder erstürmt und zum zweitenmal verlassen wurde.
„Fünf Uhr Abends. Ein furchtbares Gewehrfeuer findet in der Nähe des Doria-Pallastes statt, wohin sich wieder mehrere Bataillone Tirailleure geworfen haben. Die Bomben- und Kanonen-Kugeln
regnen über die Stadt.
„An Bord des Tonnerre, Rhede von Genua, 6. April, 12 Uhr Mittags.
„Der Kampf hat heute Nacht bis zwei Uhr gedauert, und ist um 5 Uhr Morgens wieder aufgenommen worden. Der englische Consul mit einem Offizier des Commodore Hardwig hat einen Versuch
der Unterhandlung zwischen Volk und Armee gemacht. Sie sind zu Avezzana gegangen, und haben denselben bewogen, sich mit ihnen zu La-Marmora zu begeben. Avezzana verlangt vollständige und unbeschränkte
Amnestie für Alle, welche am Kampf Theil genommen haben, und 24stündige Frist für die, welche die Stadt verlassen wollen; als La Marmora sich außer Stand erklärte, auf diese Bedingungen einzugehen,
verlangte die Bürgerschaft 48stündliche Waffenruhe, um eine Deputation nach Turin an den König schicken. La Marmora will nur 36 Stunden bewilligen, eine Zeit, die zu kurz ist, um nur eben nach Turin
und direkt wieder zurück zu kommen. Um ihm dies begreiflich zu machen, haben sich die Consuln wie der Kommandant des „Tonnerre“ nochmals zu La Marmora begeben.
„1 1/2 Uhr. Die Feindseligkeiten sind überall eingestellt. Ich warte mit Angst auf das Resultat der neuen Deputation. Wenn ich jetzt einen Rückblick auf diesen beispiellosen Kampf werfe,
werde ich schmerzlich bewegt, hier wie überall neben den Edelsten und Hochherzigsten einzelne Feige und Verräther zu sehen. Aber von diesen politischen Kamäleons, Krämern und Wucherern, welche jedem
Herrn die Hand küssen, ruht das Auge mit Wohlgefallen auf diesem tapfern Arbeitervolk, welches ohne Chefs, ohne Leitung, einzig seinem richtigen Instinkt überlassen, aber immer voll Muth und
Hochherzigkeit, einen 36stündlichen Kampf gegen eine ihm zehnfach an Zahl überlegene Armee bestand.
„Genua kann unterliegen; es hat seine Ehre mit blutigen Lettern in die Annalen der freien Völker geschrieben.
„Genua, 6. April, 6 Uhr Abends. Der Schritt der Konsuln ist von den Generalen beider Parteien acceptirt worden. Der Syndikus Profuna hat dies dem Volk in einer Proklamation bekannt gemacht,
welche indeß durchaus nicht besonders aufgenommen wurde. Das Volk droht, sich nicht an das zu kehren, was es eine „russianeria,“ eine Schurkerei nennt. Endlich ist diese Waffenruhe auch
bereits von dem Feind, wie auch von dem Commodore Lord Hardwick, des Schiffes „die Rache,“ genehmigt worden; der letztere wollte den Arbeitern, welche die Batterien des alten Molo
bedienen, den Waffenstillstand begreiflich machen, und nahm nach einigen mehr oder minder banalen Phrasen eine Menge Stückpatronen, Pulver und Stückwischer, die er in's Meer warf!
Das Volk kennt diesen Vorfall und ist voll Wuth darüber. Die Tirailleure haben in der Straße San Teodoro die erdenklichsten Grausamkeiten verübt. Der Palast Doria ist bis auf den Grund
ausgeplündert, Frauen sind geschändet und dann gemordet worden. Alle Infamien der Kroaten und Oestreicher haben diese Elenden hier wiederholt.
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@facs | 1553 |
[
*
] Rom, 3. April.
Die drei Diktatoren haben folgendes Ministerium gebildet: Rusconi, Auswärtiges; Berti Dichat, Auswärtiges; Sturbinetti, öffentliche Instruktion; Manzoni,
Finanzen; Lagzanini, Justiz; Montecchi, Handel und Arbeiten.
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@facs | 1553 |
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*
] Florenz, 6. April.
Achttausend Mann rücken nach den Lunigianos vorwärts, wo die Oestreicher einzudringen Miene machen. (Dieses Corps soll den Gerüchten an der Pariser
Tortonibörse zufolge, tatal geschlagen worden sein. Wir wissen indeß, was von diesen Börsengerüchten zu halten, da wir jetzt durch zwei Regierungsdepeschen in Betreff Genua's zwei Mal belogen
worden sind.)
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@facs | 1553 |
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*
] Parma, 5. April.
Man sagt, daß ein Korps von 15,000 Oestreichern nach Toskana und in die Romagna rücke.
‒ Nach den soeben eingehenden Lausanner Blättern endlich wird berichtet: Die Republikaner von Genua waren am 10. im Besitz der vortheilhaftesten Stellung; die königlichen Truppen beginnen
entmuthigt zu werden und wanken; das Thor San-Tommaso und die Vorstadt sind wieder in der Gewalt der Insurgenten, und die Lombarden in Eilmärschen zu ihrem Entsatz bis auf eine Meile vor Genua
angekommen. „Finis Italiae!“
@type | jAnnouncements |
@facs | 1554 |
Schifffahrts-Anzeige.
Köln, 16. April 1849.
Angekommen:
Capt. Schüller von Amsterdam mit 4610 Ctr.; Capt. Haasters von Rotterdam mit 3399 Ctr., beide geschleppt durch den Overstolz; Joh. Rippert von Mannheim; C. Acker von Mainz.
Abgefahren.
A. Distel nach Mannheim; Wb. Jonas nach Bingen; H. Bayer nach der Saar, alle geschleppt durch das Boot Haniel.
In Ladung.
Nach Ruhrort bis Emmerich W. Pesch. Nach Düsseldorf bis Mülheim a. d. Ruhr C. Königsfeld. Nach Andernach und Neuwied H. Schumacher und P. Gies. Nach Koblenz, der Mosel, der Saar und Luxemburg Jak.
Tillmann. Nach der Mosel, der Saar u. Trier P. Kohlbecher. Nach Bingen A. Hartmann. Nach Mainz Joh. Kiefer. Nach dem Niedermain Seb. Schulz. Nach dem Mittel- und Obermain C. Hegewein sen. Nach
Heilbronn G A. Klee. Nach Kannstadt und Stuttgart Louis Klee. Nach Worms und Mannheim Joh. König und (im Sicherheitshafen) M. Görgens.
Ferner: Nach Rotterdam Capt. Emster, Köln Nr. 26.
Nach Amsterdam Capt. Kalfs, Köln Nr. 2.
Rheinhöhe: 9′ 5″. Köln. Pegel.
Civilstand der Stadt Köln.
Den 12. April 1849.
Heirathen.
Heinr. Wilh. Rohde, Hausknecht, von Obern Ense, u. Ther. Esch, v. Widdig. ‒ Joh. Heinr. Eckerling, Doktor der Philosophie, v. Paderborn, u. Elis. Maria Ther. Apoll. Hubert. Josepha Brocke,
v. hier.
Geburten.
Otto, S. v. Engelb. Niessen, Gastw., Thurnm. ‒ Peter, S. v Franz Schaefer, Anstr., Sachsenhausen. ‒ Cath., T. v. Corn. Schmitz, Nagelschmid, Severinsw. ‒ Julius, S. v. Jos.
Blum, Landgerichts-Referendar, Lungeng. ‒ Gudula, T. v. Heinr. Dodendahl, Tagl., Entenpf. ‒ Odilia Hubert, T. v. Joh. Heinr. Schumacher, Bäcker, Sterneng. ‒ Eva Cath., T. v.
Steph. Lebur, Kleiderm., gr. Telegraphenstr. ‒ Math. Joseph, S. v. Math. Düpper, Glaser u. Anstr., Hoferg. ‒ Zwei unehel. Knaben.
Sterbefälle.
Peter Oster, 7 J. alt, Friesenstr. ‒ Leop. Eduard Sticker, 1 J. 2 M. alt, Streitzeugg. ‒ Georg Wilh. Bruchhausen, 3 J. 4 M. alt, Lichhof ‒ Joh. Emil Hackhausen, bald 3 J. alt,
Herzogstr. ‒ Joh. Honecker, 13 M. alt, Peterstr. ‒ Heinr. Sassenberg, 13 M. alt, Ehrenstr ‒ Peter Esser, Maurerges., 44 J. alt, verh., Elsterg. ‒ Ein unehel. Knabe.
Den 13. April 1849.
Geburten.
Joseph Sophia, T. v. Gustav Otto Schagen, Omnibus-Kondukteur, Butterm. ‒ Cath., T v. Wilh. Wilden, Tagl., gr. Telegraphenstr. ‒ Cath. Joseph. Walb., T. v. Moritz Veith, Klavierlehrer,
Streitzeugg. ‒ Max. Jos., S. v. Jos. Breitbach, Schuhm., Salzmagazin. ‒ Christina, T. v. Theod. Büttgen, Tagl, Maximinstr. ‒ Heinr. Jos. Blankenheim, Zimmerges., kl.
Griechenm.
Sterbefälle.
Josephina Mauchard, 3 J. 3 M. alt, Glockenring. ‒ Cath. Pauli, 81 J. alt, unverh., Ulrichsg. ‒ Maria Galliat, 6 J. alt, Albertusstr. ‒ Joh. Spengeler, ohne Gew., früher
Leinenw., 51 J. alt, unverh., Minoritensp. ‒ Anna Ther. Schnorrenberg, geb. Borgnis, 73 J. alt, gr. Neug. ‒ Sibila Hausmann, 50 J. alt, unverh., Schilderg. ‒ Anna Altenburg, geb
Schaack, 38 J. alt, Entenpf. ‒ Peter Faßbender, Gärtn., 47 J. alt, verh., Buschg. ‒ Joh. Jos. Herm. Hub. Feith, Kfm., 40 J. alt, verh, Follerstr. ‒ Levy Benedick, 15 M. alt,
Perlengraben. ‒ Ein unehel. Knabe.
Den 15 April.
Heiraths-Ankündigungen.
Heinrich Stein, Ackerer, zu Esseren, u. Adelh. Körschgen, Ww. Grüsgen, Kämmerg. ‒ Wilh. Sonnemann, Kappenmacher, Wwr., Marspforten, u. Maria Anna Roggendorff, Blindg. ‒ Adolph Klöver,
Wwr., Tagl., Klapperg., u. Anna Maria Lövenich, Hundsg. ‒ Heinr. Heck, Faßb., Wwr., Thurnm., u. Christ. Ziskoven, Weiherstr. Carl Hugo Joseph Hövels, Schlosserges., Kalenhaüsen. u. Anna Maria
Hubert. Strauß, Salzg. ‒ Pet. Jos. Lieven, Schreiner, u. Gertr. Rodenkirchen, b. Weiherstr. ‒ Joh. Bapt. Wilden, Karrenbinder, Löhrg, und Cath, Krahnenfeld, Severinsw. ‒ Aug.
Nitschke, Klempner Streitzeugg., u. Getr. Jos. Heinen, Sterneng. ‒ Adolph Limbach, Schuster, Poststr., u. Anna Magd. Foerster, Malzbüchel. ‒ Paul Hörner, Schreiner, zu Niederzündorf, u.
Magd. Brück, Mathiasstr. ‒ Carl Fried. Jahn, Kfm., Neum., u. Frd. Charl. Westermann, Hochstraße. Julius Carl Christ. Schlitte, Eisenbahncalculator, alte Mauer an Aposteln, u. Gertr. Neuber,
Wolfsstr. ‒ Eduard Joest, Kaufm, Holzm., u. Maria Wilhelmine Leiden, Follerstr. ‒ Andr. Cremer, Zuckersieder, Kranenbäumen, u. Helena Küpper, Catharinengr. ‒ Johann Martin Nelles,
Bäcker, Johannstr., u. Marg. Zillken, Weiherstr. ‒ Joh. Heinr. Vormann, Kaufmann, gr. Witschg., u. Adelh. Jos. Cunera Rehe, Heum. ‒ Joh. Schmitz, Bierbr. u. Branntweinbr., Severinstr.,
u. Maria Ther. Gemünd, Catharinengr. ‒ Jos. Kurth, Schneidergesell zu Longerich, früher zu Köln, und Anna Cath. Finger, zu Longerich. ‒ Theod. Schumacher, Ackerer, Wwr., zu Vilich, u.
Maria Cath. Lindlar, alte Mauer. ‒ Carl Anton Düssault, Landgerichtsassessor und Friedensrichter, zu Nideggen, früher zu Köln, u. Anna Helena de Mary, zu Antwerpen. ‒ Heinr. Kratz,
Schuster, zu Köln, u. Anna Maria Julie Roussau, zu Verviers. ‒ Joh. Wilh. Greven, Buchhändler, Herzogstr., u. Barb. Bach, zu Bonn. ‒ Pet Lützenkirchen, Tagl., u. Maria Coellen, Ww. Dive,
Karthäuserw. ‒ Joh. Anton Eckardt, ohne Gewerbe zu Deutz, und Christina Billstein, Schilderg.
Oeffentliche Sitzung des Gemeinderathes Donnerstag den 19. April.
Tagesordnung.
- 1) Vorlage der Situationskarte des Rheinstroms zwischen Köln und Deutz.
- 2) Antrag auf Absperrung der unbebauten Hausplätze.
- 3) Antrag auf Terrain-Austausch am Stavenhof.
- 4) Antrag auf Reparatur an mehreren Kirchen.
- 5) Die unerledigten Sachen der frühern Tagesordnungen.
- 6) Einrichtung der Dienstliste der Bürgerwehr.
Bekanntmachung.
Der Termin zur Selbsteinschätzung für die Einkommensteuer wird, um dem Wunsche vieler Einwohner zu genügen, bis zum 21. April d. J. verlängert.
Die Anmeldungen werden täglich im Büreau des Beigeordneten Herrn Küchen Morgens von 10 bis 12 und Nachmittags von 4 bis 6 Uhr entgegengenommen.
Köln, den 16. April 1849.
Das Königl. Oberbürgermeister-Amt.
Graeff.
Freiwilliger Verkauf.
Wegen Abreise nach Amerika werden auf dem hiesigen Korbmarkt drei einspännige Fuhren, Körbe aller Art, darunter große und kleine, Bettstellen und Wiegen von Weser-Weiden geflochten, sowie die
Karren selbst mit den Pferden, zusammen oder theilweise, um nur davon abzukommen, billig verkauft.
Boeker.
Zu erfragen im schwarzen Bären, Heumarkt Nr. 24.
Seit einem Jahre schmachten unsere armen Aprilgefangenen im Kerker und harren vergebens der Stunde, welche über ihr Schicksal entscheiden soll. Schwer haben sie den Schritt, im Taumel
gerechter Entrüstung begangen, bis jetzt schon gebüßt. Für die Leiden dieser Menschen hat die Regierung ein taubes Ohr, nur das „Gesetz“ soll entscheiden.
Seit 14 Tagen beschuldigt die öffentliche Stimme, und nicht zum ersten Male, einen königlichen Beamten, einen reichen Herrn vom Adel, des schändlichsten Betruges. Ist die Regierung auch hier darauf
bedacht gewesen, dem Gesetze seine Geltung zu verschaffen? Leider können wir uns diese Frage nicht mit Ja beantworten, nicht einmal eine Aufforderung zur Untersuchung, trotz der gravirendsten
Gerüchte, ist bis jetzt ergangen, wohl aber soll dem saubern Herrn Zeit zur Flucht gelassen worden sein.
Aachen, im April 1849.
C.
Die Aufnahme dieser Anzeige wurde von der Aachener Zeitung geweigert.
Niederländische Handels-Gesellschaft.
Die Direktion zeigt an, daß durch sie sollen verkauft werden:
Zu Rotterdam am Donnerstag d. 10. Mai 1849.
16967 | Kranjangs | und | Kanassers | Java-Zucker, lagernd daselbst; |
46337 | Kranjangs | und | Kanassers | Java-Zucker, lagernd zu Amsterdam; |
3020 | Kranjangs | und | Kanassers | Java-Zucker, lagernd zu Dordrecht; |
5097 | Kranjangs | und | Kanassers | Java-Zucker, lagernd zu Middelburg. |
Die Notizen nebst den Verkaufs-Bedingungen sollen zeitig ausgegeben werden.
Amsterdam, den 5. April 1849.
Van der Dudermeulen, Präsident.
Goudswaard, Dir., d. Z. Sekretär.
Pyrmonter Gartenstühle angekommen. Es empfiehlt sich bestens, Carl Huxhagen, Heumarkt Nr. 24, im schwarzen Bären.
Leise Antwort.
auf die oft wiederholte Anfrage, die Wahl eines Abgeordneten für die Kreise Mülheim und Köln (Land) betreffend. Am 15. März a. c. gab der Minister v. Manteuffel einem Abg. das
„Ehrenwort“ darauf, daß die fragliche Wahl „sofort“ vorgenommen werden solle. ‒ Des Ehrenwortes halber muß natürlich die Wahl noch lange hinausgeschoben bleiben.
‒ ‒ ‒
Wirthschaften, Conditoren, Handlungen, empfehlen wir bei herannahendem Frühjahr die neue Art Essig aus Spiritus oder Wein, Bier, Sirup ohne allen Zusatz etc., ohne Essigbilder, ohne Späne,
ohne Aufgießen und Arbeit in gewöhnlichen Fässern zu machen, wobei er wohlfeiler zu stehen kommt, als bei jeder andern Art und kein Umschlagen möglich ist. Die Vorschrift ist gegen Einsendung von 8
Preuß. Thalern zu haben bei C. Leuchs & Cp. in Nürnberg.
Täglich frischer Maitrank per Quart 6 Sgr., in und außer dem Hause bei F. Brückmann, Zollstraße.
Taubheit.
Neue Erfindung eines akustischen Instruments, welches an Wirksamkeit Alles übertrifft was bisher für die Linderung dieser Krankheit erfunden worden ist. Gebildet nach dem Ohre und unmerklich, nur
ein Centimetre im Durchschnitt, wirkt dieses kleine Instrument doch so möglich auf das Gehör, daß das mangelhafteste Gehörorgan seine Hörfunktion wieder erlangt. ‒ Auf frankirte Bestellungen
bei der Post werden die Instrumente in Etui mit der gedruckten Instruktion dazu eingeschickt. Das Paar in Silber kostet 15 Franks und in Gold 30 Franks. Adressen beliebe man nach Brüssel zu richten,
an Abraham, Rue neuve St. Justine Nr. 34, Faubourg de Namur
Beachtenswerthe Anzeige.
Heilsame Erfindung.
Das ganz neu erfundene Compressorium oder Urinsperrer besitzt die heilsame Eigenschaft, daß es das nächtliche Einnässen ins Bett bei Knaben, so wie auch bei Erwachsenen durchaus verhütet und macht
sich schon nach höchstens monatlichem Gebrauch entbehrlich. Gegen portofreie Einsendung des Betrags und Angabe des Alters erhält man 1 Instrument für Knaben bis zu 10 Jahren zu 1 1/2 Thlr.
1 ditto für ältere und Erwachsene, zu 2 Thlr. nebst Gebrauchs-Anweisung vom Unterzeichneten zugeschickt.
Bleicherode bei Nordhausen.
C. Filler.
Coaks ist wieder in sehr guter Qualität vorräthig, in der Gas-Erleuchtungs-Anstalt, Buschgasse 11.
Kunst-Feuerwerk.
Mit dem Beginne des Frühlings erlaube ich mir einem hochgeehrten Publikum meine Kunst-Feuerwerks-Gegenstände wieder bestens zu empfehlen, und in freundliche Erinnerung zu bringen, und verspreche
die billigsten Preise.
Math. Deutz, Theater-Kastelan und Feuerwerker.
Kost und Logis. Kreuzgasse Nr. 10.
Bonn-Kölner Eisenbahn.
Vom 16. April bis 30. September d. J. fahren die Züge täglich:
Von Köln.
6 1/2 *)
10**)
11 1/2 ***) Uhr Vormittags.
2 Uhr 50 Minuten, 5, 8 Uhr Nachmittags.
Von Bonn.
6, 8, 12 Uhr Vormittags.
2 Uhr 20 Minuten, 5 Uhr 10 Minuten, 8 1/2 Uhr Nachmittags.
Die Direktion.
Kohlen-Niederlage.
Von Zeche Helena und Amalia bei Essen, im Köln-Mindener Eisenbahnhofe zu Deutz.
Von diesem neuerrichteten Lager werden nur Kohlen von der Zeche „Helena und Amalia“ zu den nachstehend verzeichneten sehr billigen Preisen verkauft:
[unleserlicher Text]
| Thlr. | Sgr. | Pf. |
Bestes, schweres, grobes Fettgeriß pro Waggon franco Deutz | 16 | 10 | - |
In Partieen von wenigstens 7 bis 10 Waggons | 15 | 25 | - |
pro Malter zu | - | 20 | - |
pro Scheffel zu | - | 5 | - |
Fettstückkohlen pro Waggon franco Deutz | 25 | 15 | - |
dito pro Waage à 146 Pfund | - | 12 | - |
Frisch gebrannter Coaks pro Waggon | 25 | 15 | - |
dito dito pro Centner à 110 Pfund | - | 10 | - |
Gegen baare Zahlung im Bahnhofe zu empfangen.
Bahnhof Deutz, im Februar 1849.
Bestellungen in Köln werden von Wilh. Schnitzler, Telegraphenstraße Nr. 5, und J. J. Badorf, Gereonsdriesch Nr. 9, entgegen genommen.
In demselben Lager von Schnitzler und Badorf, Telegraphenstraße Nro. 5, sind täglich in frischer Qualität dieselben Kohlen nur von Zechen Helena und Amalia zu den nachstehenden Preisen gegen baare
Zahlung zu haben:
Bestes, schweres, grobes Fettgeriß, pro Malter 23 Sgr.
Fettstückkohlen, pro Waage 150 Pfund, zu 16 Sgr.
Coaks, pro Centner à 110 Pfund, zu 11 Sgr. 6 Pf.
L. Mintrop, Faktor.
Das weltberühmte Oel von Carl Willer.
Daß das schon lange bewährte und rühmlichst bekannte „Schweizer Kräuter-Oel“ auch in der neuesten Zeit seine gute Wirkung nicht verfehlt, dafür spricht am besten nachstehende
Abschrift des Schreibens von Herrn L. E. Wend in Zweybrücken.
Herrn Carl Willer in Harthurm bei Zürich.
Mit Gegenwärtigem kann ich nicht unterlassen, Ihnen in Betreff Ihres Kräuteröls Freudiges mitzutheilen; täglich erfahre von meinen Abnehmern die gute Wirkung dieses Oeles, besonders aber bei
vorschriftmäßigem Gebrauch. Meine Frau selbst verlor in Folge eines Wochenbettes sehr viele Haare und drohte in kurzer Zeit der Verlust des größten Theils derselben. Ihrem Kräuteröl verdankt sie, daß
dem Ausfallen der Haare Einhalt gethan und wieder eine Menge kleine Haare zum Vorschein kommen. Solche Zeugnisse kommen wie oben angegeben sehr häufig vor und zwar jedesmal zu meiner größten
Zufriedenheit. sig. L. C. Wend.
Für richtige Abschrift aus dem vorgelegten Originalbrief.
Aussersihl, den 30. Januar 1849. Der Gemeindammann. (L S) J. H. Gugolz.
Unterschrift und Siegel des löb. Gemeindammannamtes Außersihl beglaubigt.
Zürich, den 2. Februar 1849. Der Bezirks-Statthalter. (L. S.) H. Holz.
Von diesem Oel ist nur allein in Köln bei J. P. Hospelt, Höhle Nr. 35 zu haben. Das Fläschchen à 1 1/4 Thlr., das halbe à 20 Sgr.
Wichtige Anzeige.
für Taube und Harthörige.
Auf das Dr. John Robinson'sche Gehöröl, wovon ich für Rheinland und Westfalen Niederlage habe mache ich alle Taube und Harthörige aufmerksam.
Dieses Oel heilt binnen kurzer Zeit die Taubheit, falls selbige nicht angeboren; es bekämpft ferner alle mit der Harthörigkeit verbundenen Uebel, als den Ohrenzwang und die Ohrenschmerzen, und
falls keine reine Unmöglichkeiten obwalten, kann man für die Wirksamkeit die sicherste Garantie leisten. Zwei Genesungs-Atteste übergebe ich der Oeffentlichkeit. Alle mitzutheilen ist zu kostspielig.
Schriftliche Aufträge werden gleich ausgeführt.
Soest, den 2. Januar 1849.
H. Brakelmann, alleiniger Depositar für Rheinland und Westfalen.
Attest.
Ich litt an Taubheit, alle ärztliche Hülfe war vergebens. Da wandte ich noch zuletzt das Gehöröl an, wovon Herr H. Brakelmann in Soest Niederlage und Verkauf hat, und binnen kurzer Zeit, mit
Freuden bekenne ich es, hörte ich wieder ganz genau und bin jetzt völlig wieder hergestellt. Ich attestire dieses der Wahrheit gemäß recht gerne.
Freudenberg bei Unna.
(gez.) Christ. Kröner.
Attest.
Längere Zeit litt ich an Harthörigkeit. Ich wandte nach vielen Mitteln zuletzt noch das Robinson'sche Gehöröl an, wovon Herr H. Brakelmann in Soest Niederlage hat, und nach kurzem Gebrauch
war meine Harthörigkeit gänzlich verschwunden. Ich attestire dieses recht gerne.
Oestinghausen bei Hovestadt.
(gez.) Marcus Rosenberg.
Gesuch.
Ein Oeconomie-Verwalter, in dem Alter von 28 Jahren, unverheirathet, wünscht nach Nordamerika (Texas) auszuwandern. Da er jedoch mittellos und nur im Besitz des dazu nöthigen Reisegeldes dahin ist,
möchte er sich so gern einer Familie die dahin auszuwandern gesonnen ist, anschließen, in der Erwartung, daß ihm eine Aussicht für sein Fortkommen dadurch dort eröffnet würde. Er verpflichtet sich
etwaige Bedingungen recht gern einzugehen, wenn ihm nur dadurch ein Erwerb und Unterhalt gesichert ist.
Die besten Zeugnisse über seine Brauchbarkeit ist er aufzuweisen im Stande.
Nächst allen ökonomisch-technischen Gewerben versteht er auch die Feldmeßkunst, da er drei Jahre an der K. Sächs. Landesvermessung Theil nahm.
Geneigte Offerten werden erbeten H. W. poste restante Riesa in Sachsen.
Consignations-Lager ächter westfälischer Schinken, wie Butter in kleinen Fäßchen zu den billigsten Preisen bei Johann Heinrich Dahmen, Martinstraße Nr. 41.
Eis ist fortwährend zu haben, à Portion 3 Sgr., bei Gebr. JOSTY.
Rheinlust.
Täglich Maiwe in, Kropfsalat mit Eier, Maifisch
Während der Messe sind 2 Zimmer mit Bettwerk zu vermiethen Auch ist Kost und Logis zu haben, Altenmarkt Nr. 34.
Ein ordentlicher Tapetendrucker gesucht. Cäcilienstraße Nr. 3.
Geräucherter Speck in Seiten à 4 1/2 Sgr. per Pfd, zu haben im Kaufhause.
Ein braves und solides Mädchen, in Handarbeit und im Ladengeschäfte erfahren, wünscht in einem ähnlichen Geschäfte oder auch bei einer stillen Familie zur Verrichtung der häuslichen
Arbeiten beschäftigt zu werden.
Bescheid unter Kästen Nro. 4 u. 6.
Das Haus Marzellenstraße Nr. 61 von 10 bis 12 Zimmer etc. etc., ist mit dem 1. Juni zu vermiethen. Ein Stock von 4 Zimmer ist jedoch gleich mit oder ohne Möbel zu vermiethen.
Täglich Großer Fischfang bei Gebrüder Wattler am Thürmchen.
Täglich frischer Maitrank im „Freischützen.“
Von heute an täglich frischer Maifisch in Gelee, Backfische, so wie alle der Saison angemessene Speisen in Portionen bei F. Brückmann, Zollstraße.
Ein sich gut rentirendes Detail-Geschäft wird zu kaufen gesucht. Offerten werden entgegen genommen. Columbastraße 1A.
Theater-Anzeige.
Mittwoch den 18. April:
Die Puritaner.
Große Oper in drei Akten von Bellini.