[1517]
Neue Rheinische Zeitung
Organ der Demokratie.
No 269. Köln, Mittwoch, 11. April. 1849.
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Vierteljähriger Abonnementspreis in Köln 1 Thlr. 7 1/2 Sgr., bei allen preußischen Postanstalten 1 Thlr. 17 Sgr. ‒ Im Auslande wende man sich: in Belgien an die betreffenden Postanstalten; in London an W. Thomas, 21 Catherine-Street, Strand; in Paris an W. Thomas, 38 Rue Vivienne, und an A. Hovas, 3 Rue Jean Jacques Rousseau.
Insertionen werden mit 18 Pf. die Petitzeile oder deren Raum berechnet. ‒ Auskunft, Annahme und Abgabe chiffrirter Briefe gratis. ‒ Nur frankirte Briefe werden angenommen. ‒ Expedition in Aachen bei Ernst ter Meer; in Düsseldorf bei F. W. Schmitz, Burgplatz; in Köln Unter Hutmacher Nro.17.
In einem Theile der gestrigen Ausgabe Nr. 268 steht „Dienstag den 9. April“ statt Dinstag den 10. April.
Die Expedition der Neuen Rheinischen Zeitung.
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Uebersicht.
Deutschland. Köln. (Arbeitslohn und Kapital. [Fortsetzung]. ‒ Verrätherei im sardinischen Heere). Wien. (Vermischtes) Breslau. (Die Milliarde‥ ‒ Fräulein Viereck). Flensburg. (Vom Kriegsschauplatze).
Ungarn. (Vom Kriegsschauplatze).
Franz. Republik. Paris. (Vermischtes).
Polen. Lemberg. (Die Dankadresse für den Belagerungszustand).
Italien. (Der Kampf in Brescia). Turin. (Sieg des Volkes in Genua. ‒ Genua in Belagerungszustand erklärt. ‒ Truppen nach Genua). Genua. (Der Kampf und Sieg des Volkes). Florenz. (Proklamation an die Toskaner).
Deutschland.
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Edition: [Karl Marx: Lohnarbeit und Kapital, vorgesehen für: MEGA2, I/9. ]
[ * ] Köln, 10. April.
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IV. Warumb und auß welch besonder Ursachen der fromme König Friedericus Wilhelmus der virt nirgend wo als in der hilligen Statt Cölln zum Keyser der Teutschen gekrönet werden muß.
Also melt uns die Aacher Chronick, daß nach Maximilian I, im Jahr 1520 den 23 Octobris zu Aach gekrönet wird Carolus V. und endlich Ferdinandus dessen Bruder im Jahr 1531 den 11 Januarii. Die nachkommenden Keyseren aber, als Maximilianum II, Rudolphum II, Matthiam I und so ferner belangend, seynd zu Aach nicht gekrönet, welches jederzeit auß zufälligen Verhindernussen geschehen, derowegen sich theils durch ihre Legaten, theils durch Schrifften entschuldigen lassen, auch zierlich sich reversiret, daß solches denen von Aach an habenden ihren Privilegien unnachtheilich sein solte.
Wie es aber passirt, daß gemelte Krönungen zuerst von Aach gen Franckfurt am Möyn verlegt worden, solcher Sachen Verlauff soll jetzo außer weiland Herrn Doctoris Gerlaci-Radermachers, quondam Syndici der Statt Aach hinderlassenen Verzeichnuß, zu gemeinem Nutz und bestendiger Nachrichtung mit kurtzem extrahiret werden.
Als nemblich Keyser Ferdinandus, dieses Nahmens der Erst, deß H. Röm. Reichs 7 Churfürsten neben andern viel ansehnlichen Fürsten und Herren in einer mercklichen Anzahl, etlicher hochwichtigen deß H. Reichs Obliegen und Sachen halven ungefehrlich umb den 20 Tag Octobris deß 1562 Jahrs in der Statt Franckfurt am Möyn zusamen beschrieben, da haben Ihre Keys. Mayst. durch Hertzog Albrechten von Beyern am 30 gesagtes Monats Octobris auff dem Rahthauß zum Römer genannt ungefehr dieses proponiren und vortragen lassen:
„Nachdem Ihr Keys. Mayst. nunmehr zu derselben ziemblichen Alterthumb kommen, und zu diesen hochgefährlichen geschwinden Zeitten zum höchsten zu besorgen, da Ihr Mayst. ohne Nachlassung eines gewissen deroselben Nachfolgers am H. Röm. Reich nemblich eines Röm. Königs, als künfftigen Keysers mit Todt abginge, daß im H. Reich und gemeiner Christenheit daher allerhand Unrath, Widerwertigkeit, Zerrüttung und Verderbung erwachsen mögt, daß solchem bei Zeiten vorzukommen, sie die samptlichen Churfürsten auf eines newen Röm. Königs, der Ihrer Keys. Mayst. die Bürde und Last deß H. Röm. Reichs in Ihrer Keys. Mayst. noch übrigen Leben mit tragen hülff, und nach Ihrer Mayst. tödlichen Abgang Ihrer Mayst. an demselben Reich gewisser Nachfolger würde, Erwöhlung und Krönung auff dieser Zusammenkömpst bedacht seyn, und zu desselben Wahl daselbst zu Franckfurt als an dem ordentlichen derselben Ort greiffen wollten.
Solches proponirt, haben die Churfürsten einhelliglich beschlossen, daß gemelte Wahl am 9 Novembris geschehe, und daß man sich alsbald nach vollngangener Wahl, gegen Freytag den 13 desselben Monats von Franckfurt hinab auff Aach zu deß erwöhlten Königs Krönung begeben solle.
Derowegen dann die Keys. Mayst. nicht unterlassen, alsbald ausser Franckfurt hinab, an den mit schwären Leibes Krankheit überladnen und zu Hauß verbliebenen Churfürsten zu Cölln zu schreiben, und zu gesinnen, daß Ihre Churf. Gn. Ihrer Keys. Mayst. etliche Schiff auff Cölln zu fahren zuschicken wollte.
Als aber am Mittwoch, den 4. Novembris Abends Hochgedachter Keys. M. die Zeitung zukommen, daß der Churfürst zu Cölln am 2 Tag desselben Monats schon in Gott verstorben were, so haben Ihre M. solche Schiff zurück entbieten und den Wahltag einstellen müssen; mitlerweil auch, in Betrachtung, daß durch solchen Unfall die Reiß auff Aach verzögert und in so harten winterlichen Zeit fast beschwärlich, mercklich lang und verdrießlich, so auch groß von Kösten werde, beschlossen, daß die vorhabende Krönung zu Franckfurt vor dasmaln geschehen solte.
Als dieß aber zu offener Kenntniß erlangt, hat sich also bald die Statt Aach in einer Supplicatio ad Caesarem, an den „Allerdurchleuchtigsten, Großmächtigst- und Unüberwindlichsten Römischen Keyser, Allergnädigsten Herrn“ gewandt und gestemmt auf alterthümblich Herkömst und auf Keyser Caroli IV güldine Bull, gegen solche Verlegung der Krönung von Aach auff Franckfurt zierlich protestiret.
Weil nun aber die güldin Bull jederman nit hat, so wolln wir derwegen auß selbiger Bull die betreffend Stell inseriren, so da heißet Tit. 25 Von den Aemptern der Churfürsten in Hochzeitlichen Höffen eines Keysers.
„Wir finden auch von allerlautersten Sage, und Behaltnuß der Alten, darwider kein Gedächtnuß von Uns nicht ist, welches die, so vor Uns gewesen, seliglich und ewiglich gehalten, daß eines Röm. Königs zukünfftige Keysers Wahl begangen und geschehen in der Statt Franckfurt am Möyn, und die erste Krönung zu Aach, der erste Königl. Hoff zu Nüremberg in der Statt gehalten, darumb erklären Wir auß besondern Ursachen, daß zukünfftigen Zeitten, die vorgemelte Ding auch gehalten werden sollen. Es were denn, daß den obberührten allen oder ihrer ein theil ehaffte und erhebliche Verhinderung begegnet, oder widerstünde.“
Sothäne Supplicatio, oder zierliche Protestatio hat indeß nichts gefrucht, denn Ihre Mayst. zusampt den Churfürsten seynd bei Ihrem Beschluß verblieben, daß die Krönung vor das mal zu Franckfurt geschehe, ohne indeß die Statt Aach künfftiglich zu praejudiciren. Auch beyde, Geist- und Weltlicher Magistrat seynd erfordert und geladen worden, zu Anzeigung ihrer dißfalls habenden
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[Deutschland]
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Edition: [Karl Marx: Lohnarbeit und Kapital, vorgesehen für: MEGA2, I/9. ]
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[ * ] Köln, 10. April.
Aus Turin ist uns eine italienische Privatkorrespondenz zugegangen, die wir unsern Lesern wörtlich mittheilen. Diese Korrespondenz ist zugleich die beste Antwort auf die infamen Lügen der „Kölnischen Zeitung“ über die italienischen Republikaner.
„Höchst charakteristisch ist schon die einzige Thatsache, daß in Turin Ministerium und Kammer erst am 26. März von der am 23. bei Novara stattgefundenen Niederlage der Piemontesen und der Abdankung Karl Albert's etwas erfuhren. Und doch handelte es sich blos um eine Entfernung von 8-10 Poststunden, und das piemontesische Heer hatte trotz der fortwährenden Veränderungen seiner Positionen von Pavia bis Vercelli doch stets seine Operationsbasis und die freiste Kommunikation bewahrt. Jenes geheimnißvolle Dunkel war aber seit Langem vorbereitet. Ein vom Parlament stupider Weise angenommenes Gesetz verbot den Journalen, über den in der Nachbarschaft geführten Krieg andere Notizen zu geben, als welche das Ministerium liefern würde. Dieses stupide Ministerium erhielt von der militärischen Kamarilla nicht die mindeste Nachricht, während die armen piemontesischen und lombardischen Soldaten in das große Netz des Jesuitismus und der Diplomatie verwickelt auf dem Schlachtfelde hingeopfert wurden.
Diejenigen Regimenter, von denen man am wenigsten erwartete, ließ man in den Kampf rücken. Die bis dahin zu den mittelmäßigen gezählte Brigade Casale, stand mehr als 4 Stunden im Feuer, und blieb den ganzen Tag ohne Speise und Trank. Wunderbar! Ein Heer im eigenen Lande und unter den Mauern von Novara, d. h. in einer der reichsten und fruchtbarsten Flächen Italien's, erhält 24 Stunden lang keinen Bissen Brod! So lange der Waffenstillstand dauerte, fehlte es an Nichts; am ersten Tage des Kampfes fehlt selbst das Brod. Wunder des heil. Ignacius v. Lojola!
Die Brigade Casale wurde von der Brigade Pinerolo, einer der besten, abgelöst, weil — weil sie nicht Willens war, ihre Schuldigkeit zu thun. Nachdem zwei Salven gethan waren, sah man die Offiziere Kehrt! machen und sich langsamen Schrittes hinter die erstaunten Soldaten zurückziehen. Die Brigade Savoyen schlug sich wenig oder gar nicht, als wenn es sich um eine ganz fremde Sache gehandelt hätte, und, hungrig in Novara eindringend, plünderte sie die Häuser gleich dem Feinde. Der Klerus von Novara hatte die Bäckerläden leeren, die Schilder von den Wirthshäusern herunternehmen und die Familien der reichen „Heuler“ auf's Land verreisen lassen. Die Saveyarden raubten nicht blos Brod, Wein und Würste, sondern Uhren und andere Kostbarkeiten. In den Dörfern machten sie's noch schlimmer; sie stachen Kühe und Schweine todt, ohne sie zu benutzen. In Cressa zwangen sie den verwundet im Bette liegenden Grafen Emanuel Borromeo, aufzustehen und ihnen den Ort zu zeigen, wo das Geld versteckt liege. Das kommt theils von der Berührung mit den Kroaten und andern Barbaren her, wie ja auch Bugeaud und Changarnier von den Beduinen recht viel in dieser Hinsicht gelernt haben, zum andern Theil aber von der durch die Offiziere absichtlich betriebenen Lockerung aller und jeder Disziplin. Seit Langem sprachen sie zu den Soldaten nur mit Verachtung von der Sache, die sie vertheidigen sollten. Sie thaten das ungestraft, und bei den Soldaten duldeten sie das Ausbleiben beim Appell und Schlimmeres. Ein Priester zu Arona, der von der Kanzel herab die Kriegspflichten des Soldaten in warmer Rede auseinandersetzte, sah sich öffentlich von Offizieren insultirt und wurde dann von eigends dazu aufgereizten Soldaten halb todtgeschlagen.
Trotz aller dieser infamen Intriguen zeigten einige Korps auf dem Schlachtfelde eine außerordentliche Tapferkeit, vor Allen die neuen Regimenter aus dem Lombardisch-Venetianischen und aus den Herzogthümern, ferner die piemontesische und lombardische Artillerie und endlich die Nizzaner Kavallerie. Leute, die zur Bestattung der Gefallenen requirirt wurden, bezeugen, daß auf jeden lombardischen oder piemontesischen Leichnam 2 bis 3 und mehr östreichische gezählt wurden.
Die mit Radetzki nach Mailand zurückkehrenden Truppen befanden sich in einem jämmerlichen Zustande; größtentheils ohne Waffen und mit zerrissenen Kleidern. Ihr Verlust an Todten muß außerordentlich gewesen sein.
Auf dem Schlachtfelde stürzten die von Branntwein ganz betrunkenen Kroaten unter den Kartätschenschüssen und Kavalleriechargen schaarenweise hin. Aber immer neue Verstärkungen rückten in ihre Stellen ein.
Das dauerte in einem weg von 10 Uhr früh bis 2 1/2 Uhr Nachmittags. Allmälig verloren die in jeder Hinsicht nüchtern gelassenen Italiener den Vortheil ihrer überlegenen Beweglichkeit und empfanden den Druck der feindlichen Massen, die sich nur gegen diejenigen Korps konzentrirten, welche ihre Pflicht thaten. Noch hielten sie sich 2 Stunden und begaben sich dann, kaum mehr zum Marschiren kräftig genug, auf den Rückzug. Außer den Regimentern, die als solche bezeichnet waren, die sich nicht schlagen wollten: blieb eine ganze Reserve-Division den ganzen Tag über unbeweglich Sie erwartete jeden Augenblick den Befehl zum Vorrücken. Wer aber ausblieb, das war —— der Befehl.
In dem Treffen von Cava bei Pavia, befand sich das neue aus lombardischen Emigrirten bestehende 21. Regiment nach 1stündigem Feuern ohne Munition. Entschlossen, entweder zu siegen oder zu sterben, machte es 6 Bajonettangriffe und wurde fast ganz aufgerieben; blos 40 Mann sollen übrig sein. Das nämliche geschah mit dem 23. Regiment, das aus Piacentinern und Parmigianern bestehend, unter den Mauern Novara's fast gänzlich seinen Untergang fand.
Die jesuitisch-militärische Kamarilla hatte für die Vertheidigung der nahe der Gränze befindlichen Städte auch nicht im Mindesten gesorgt. Casale, in einer starken Position am Po, war ohne Besatzung; die Brücke war weder unterminirt noch verschanzt. Die Bürger schlugen sich gegen höhern Befehl. Unterstützt von denen aus Alessandria und den benachbarten Dörfern schlugen sie den Feind zurück, und als sie ihn nun auch jenseits des Flusses packen wollten, sahen sie ihn die weiße Fahne des Waffenstillstandes aufpflanzen. Auch Vercelli widerstand tapfer. Novara that nichts, und nichts war zur Vorbereitung einer Vertheidigung dieser Stadt geschehen, obgleich sie nur 1 Stunde von der Gränze abliegt.
Der ganze rechte Flügel des piemontesischen Heeres wurde unbeschäftigt jenseits des Po gelassen und in Genua standen bei Aufkündigung des Waffenstillstandes 7000 Mann. Della Marmora war noch an der toskanischen Gränze, von Gioberti hingesandt, um die junge Republik in der Wiege zu erdrosseln. Am 22. und 23. März, als der Krieg schon entschieden war, langte der General (della Marmora) erst in Parma an. Von Parma bis Novara sinds auf der kürzesten Route 110 Stunden. Folglich konnte er erst 1 Woche nach der Schlacht auf dem Schlachtfelde eintreffen! Weshalb denn jene wüthende Eile mit Aufkündigung des Waffenstillstandes, wenn das Heer noch nicht in Verfassung gesetzt war, um Schlachten zu liefern? Hr. Chrzanowski möge das doch gefälligst erklären; er möge zugleich sagen, weshalb er seine Truppen auf einer solchen Strecke von Parma bis Novara gerade in dem Augenblick verzettelte und zerstreute, wo Radetzki mit Verlassung aller lombardisch-venetianischen Städte die seinigen konzentrirte.
Dieser General Chrzanowski muß ein um so brauchbarerer Reactionär sein, als er von Bugeaud empfohlen worden. Und in der That hat er sich in Befolgung der Strategie, welche der reactionäre General Karl Albert's verflossenes Jahr adoptirt hatte, sehr gelehrig gezeigt.
So lange die Organisation und Leitung der italienischen Heere den Königen, Herzögen, Erzherzögen etc. des Bourbonen, Oestreichs und Savoyen's und den gnädigen Herrn vom Säbel anvertraut bleiben, wird der Krieg stets nur ein blutiger Hohn sein. Eben in diesem Sinne ist für Italien die Republik eine materielle Nothwendigkeit. Ohne Republik ist kein Heer möglich, das die italienische Unabhängigkeit erkämpfe. Gerade darum überstürzte das Haus Savoyen den Krieg; es wollte Rom keine Zeit lassen, ein republikanisches Heer zu bilden.
Uebrigens hat nicht blos Karl Albert abdicirt. Mit der schaamlosen Auslieferung Alessandria's und dem heimtückischen Abschlach- [Fortsetzung]
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[Fortsetzung] Gerechtigkeiten etliche Gesandten außer ihre Mittel unverzüglich daher auff Franckfurt zu verordnen, die solchem Königlichen Krönungshandel beywohnen möchten, denen dann zu Zeit der Krönung ihr gebürlich Ort in der Kirchen, und eines Ehrb. Rahts Gesandten darüber auff dem Königlichen Essen ihr Tisch eingeben werden.
Hiergegen aber haben Ihr Mayst. ermelten zu Aach auch allergnädigst und ernstlich aufferlegt, was sie bei ihnen zu solcher Krönung gehörig, als vornemblich deß alten und heiligen Keyser Carlln deß großen Schwerd und anders hetten, daher auff Franckfurt mit zu bringen, und also ihres theils zu solchem herrlichen Werck verhülfflich zu sein.
Und also geschah's; die Statt Aach mußt sich zufrieden geben, und Maximilianus II. von Beheimb wurde dann in Franckfurt erwöhlet und gekrönet.
Dieß ist aber die History jener denkwürdigen Verlegung der Krönungen von Aach auff Franckfurt, bei welcher Statt sie denn auch hinfort verblieben seynd, obschon dieß ganz gegen Caroli IV güldin Bull ist, sintemalen es nicht glaubhaft erscheint, daß jedes Mal erhebliche Verhinderung der Krönung zu Aach wiederstanden hätt.
Wenden wir uns nunmehro der herannahenden Krönung unsres frommen Königs Fridricus Wilhelmus IV entgegen. Die Frag ist, soll sie zu Aach, zu Franckfurt, oder wo sonst geschehen? Sintemalen wir die güldin Bull als einzig gültig Gesätz der Welt betrachten, so müßten wir: zu Aach, antworten, wenn wir nicht darin „erhebliche Verhinderung“ sähen, daß diese Statt mit der Zeit fast sehr herundergekommen ist, und trotz ihrer vielen Heiligthümber, dennoch durch eitel Spiel, böß Unruh und sonstige Verderbnuß fast sehr unwürdig einer so hohen Feierlichkeit geworden.
Ohne die Privilegien der Statt Aach in Zweiffel zu ziehen, glauben wir daher trotzdem im Geist der güldin Bull zu sprechen, wenn wir erklären, daß solche Krönung nicht zu Aach kann sein und darf.
Wie steht die Sach aber mit Frankfurt? Und schlügt ihr alle Gesätz der Welt nach, ihr würdet kein bessre Antwort finden, als die jenige, daß Franckfurt zu einer nicht in Aach platzhabenden Krönung nicht mehr Anspruch hätt als jede andre Statt auch. Sintemalen daher die Krönung zu Aach nicht sein kann, und zu Franckfurt nicht sein braucht, so legen wir die Hand auff unser Hertz und eröffnen hierdurch, daß jene beiden Stätt bei Seit gelassen, kein alterthümblicher, heiliger und dessentwegen würdigerer Ort im gantzen heiligen römischen Reich zu einer Krönung ist, als die hillige Statt von Cölln!
Steht nicht zu Cölln der Dom der teutschen Einigkeit, das einzig köstlichst Gottshauß, darein ein newer teutscher Keyser mit infeln, insignen und keiserlicher Dyadem gekrönt werden mögt? Steht nicht zu Cölln der Gürzenich, jenes zierliche Basalt-Gebäu, auf dem schon die Keyser des Alterthumbs getanzt, auf dem jener große Härings-Salat teutscher Einigkeit verzehrt ward im Jahre des Herrn 1848, und auf dem jezt das Festmahl teutscher Keyser-Krönung zierlicher denn irgendwo begangen werden könnt? Ist nicht Cölln erfüllt von herrlichen Bau-Denkmäldern, als da seynd die „Blechene Botz“ und die „Viggeline“, so das menschliche Hertz zur Bewunderung dahinreissen? Giebt es Burgen und Schlösser, darein die Hofflager der Hertzög, Fürsten, Grave und Marggraven stattlicher auffgeschlagen werden könnt, als in der hilligen Stadt Cölln „Mausfall“, „Hähnchen“, „Zucker-Puckel“ und „Stand und Drieß“? Seynd in aller Welt trefflicher Paläst und Gasthäuß vor geistliche Herrn denn: „Der verreckte Paaff“, „Der Weihkessel“, „Die Leddere Memmen“, zusampt dem „Kuschelemusch?“ Wärn vor Minnesänger, fahrend Frewlein, Komedy-Spieler und affenthewerlich Musicy köstlicher Ort zu finden als „das Heirzekümpchen,“ der „Geiste-Stertz,“ der „Bedrissene Kiddel“ und der „Abgebrannte Perdstall?“ Und worein könnten endlich des heiligen Röm. Reichs Landsknecht besser würffeln und karten und des kühlen Weins geneußen biß an den hellen, lichten Tag, als: „In der ewigen Lamp,“ „Im Spölchen,“ „Im Krützer Buhr,“ „Im gebarstenen Draguner“ und „Im stillen Vergnögen?“
Und giebt es Stätt, so weitere und mächtigere Strass und Gäss vor des heiligen Röm. Reichs Krönungszug hätten, denn Cölln, mit dem „Entenpfuhl,“ dem „Gereons Driesch,“ dem „Klingelpütz,“ unter „Fettenhennen“ vorbei, durch das „Himmelreich,“ langs dem „Ferculum,“ durch die „Römergass,“ das „Perlen-“ und „Bechergässchen,“ an „Gottesgnaden“ vorüber, durch das „Hemdsmeuche“ und die „Glaserne Hütt,“ um endlich „auf dem Plück-Höffchen“ Haltt zu machen?
Ja, und lebet im gantzen heil. Röm. Reich ein Geschlecht, das trefflicher das Ampt der Erztruchsessen versehen künnt, als das alt-kölnisch Geschlecht der Klütsch, und giebt es einen bessern des Heiligen Römischen Reichs Erz-mundschenken, als den Trink-Rath, den heiligen Thybum?
O Cölln, und nur die hillige Statt Cölln ist vom Schicksal auserwöhlet, das in ihr passire, was den Jahrtausenden zu heitrem Gedechtnuß gereichen wird von nun an biß in alle Ewigkeit seliglich Amen.
Doch lasset uns nun betrachten, welcher maß gemelter Krönungszug beschaffen sein müßt.
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@facs1518
Die „Kölnische Zeitung“ erzählt Wunderdinge von der „Seeschlacht bei Eckernförde“. Es ist eigenthümlich, daß die deutsche Flotte in dieser ersten deutschen „Seeschlacht“ vom Lande aus kämpfte und daß es des heiligen Röm.Reichs Feld-Artillerie war, die hier als deutsche Flotte figurirte.
[1519]
[Deutschland]
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@facs1519
[Fortsetzung] tenlassen der Lombarden hat das ganze Haus Savoyen dem Throne entsagt.
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@facs1519
[ * ] Wien, 6. April.
Die hiesigen Buchhändler haben nicht nur einen förmlichen Protest gegen das angeordnete Verfahren der Revision der einlangenden Bücherballen vom Auslande durch die Militär Behörde eingelegt, sondern denselben auch dadurch bekräftigt, daß sie, in so lange diese Anordnung nicht zurückgenommen wird, die einlangenden fremden Bücherballen uneröffnet retour senden.
Ueber den Protest der Buchhändler gegen Eröffnung der anlangenden Bücherballen vom Auslande enthält der gestrige „Abend Wanderer“ Folgendes: Seit einigen Tagen sind in Wien keine ausländische Journale mehr durch den Buchhandel zu beziehen, indem die Ballen unberührt in dem Hauptmauth-Gedäude liegen, weil die Buchhändler nicht daran wollen, nach der neuen Verordnung die Ballen nur in Gegenwart eines Polizeibeamten zu öffnen. Von Seiten des Buchhandlungsgremiums sollen gegen diese Maßregel, in der sie nur in anderer Form eine Censur sehen, die gehörigen Schritte gemacht werden und wir hoffen, daß dem diesfälligen Gesuch Gewährung geleistet werde, da beispielshalber dadurch wirklich ‒ die Redaction spricht hier aus Efahrung ‒ für dabei ganz Indifferente, für solche nämlich, welche fremde Journale bestellt haben und solche wirklich brauchen, Nachtheile und Geschäftsstörungen eintreten.
Während die ausländischen Bücherballen wieder sorgfältig untersucht werden, um dem Eingang staatsschädlicher Gedanken zu wehren, enthält ein unter Subvention des Ministeriums erscheinendes Journal „der Polygraf“ folgenden Artikel in seinem gestrigen Blatt: Nach dem neusten Ausweise der National-Bank beträgt das Plus der kursirenden Banknoten 200 Millionen, also kursiren 232 Millionen während die gesetzliche Norm des Papiergeldes zum Baarfonde wie 3:1 ist. Rechnen wir noch die enorme Anzahl der Central-Cassa-Anweisungen hinzu, die jetzt für Geld angenommen werden, ferner die außerordentliche Masse von ungarischen Banknoten, so kann man sich einen Begriff von der Assignaten-Ueberschwemmung machen.
Während nirgens noch etwas von einem Zwangsanlehen verlautete, bringt das „Fremdenblatt“ folgende Nachricht: „Welchen günstigen Einfluß der schnelle und glückliche Gang der Erreignisse in Italien auf unsere Finanzoperationen hat, läßt sich schon daraus entnehmen, daß man die von Sardinien zu erwartende Kriegssteuer dabei in Anschlag bringt.“
Die Nationalbank hat ihren Beamten Reiter seines Dienstes entsetzt, weil er bei der Frankfurter Kaiserwahl für den König von Preußen gestimmt.
Der k. k. Internuncius Graf Stürmer in Konstantinopel hat sein Abberufungsschreiben erhalten und wird demnächst die Türkei verlassen, wo die Kriegsrüstungen auf das Eifrigste berieben werden. Diese Abberufung ist die nothwendige Folge der Abreise des türkischen Botschafters von Wien und es scheint kein Zweifel, daß sich diese Vorgänge auf die Allianz Oesterreichs mit Rußland beziehen, indem in dem bezüglichen Vertrag sehr feindselige Punkte gegen das ottomanische Reich enthalten sein sollen. Sehr ungewiß wäre aber, ob die christlichen Unterthanen der hohen Pforte im Falle eines Krieges treu verbleiben und gegen Rußland und Oesterreich die Waffen führen würden, falls nicht England, Frankreich und Ungarn als Verbündete der Türken auftreten und dadurch den Rajah's einen Stützpunkt leihen.
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@facs1519
[ 213 ] Breslau, 7. April.
Die von der „N. Rh. Z.“ entdeckte schlesische Milliarde hat bei unsern krautjunkerlichen Maikäfern eine ganz besondere Ueberraschung verursacht.
Wie ich höre, sollen die Aufsätze der N. Rh. Z. über die schlesische Milliarde auf das Land verbreitet worden sein und müssen dort den Leuten natürlich die Augen aufreißen, daß sie endlich erkennen, wie lange schon das edle Maikäferritterthum ihre herrlichsten Baumblätter mit dem empörendsten Uebermuthe abfrißt, um sich dann verpupt und fett geworden in seine Salons zu verkriechen.
Seit einigen Tagen hat das Leben von Preußen, Wanzen, Kasernen, Schnaps und Lieutenannts mit der syphilitischen Salonsprache und gekrächten Hunger-Taille dadurch seinen Kulminationspunkt erhalten, daß die erste theatralische Ladstockberühmtheit des kreuzritterlichen Berlins, die erzherzoglich-empfolene, standrechtsgewandte Penelope des heimgekehrten preußischen Odysseus und Nationaleigenthümers, kurz Fräulein Viereck zum Gastspiel hier eingetroffen ist. Man stürmte in's Theater, als die Hochbegnadete als Jungfrau auftrat. Die gekrächten Lieutenants, in den Logen geräkelt wie halbzivilisirte Urangutangs, fanden die Jungfrau natürlich allerliebst und begeisterten sich, wie Dunois, für ihre Reinheit, das Publikum jedoch fand die jungfräuliche Prätention der prinzlich begnadeten Mätresse unverschämt und machte ihr darüber die lautesten Vorstellungen mit Pfeifen, Zischen, Eiern und sonstigen Projektilen. Fräulein Viereck liebt bekanntlich den Belagerungszustand und soll denselben der ihr hier widerfahrenen Ehre wegen auch schon für Breslau bestellt haben.
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@facs1519
Flensburg, 6. April.
In Hadersleben befanden sich noch gestern gegen Abend dänische Truppen. In Apenrade zogen gestern, Nachmittags 2 bis 3 Uhr, auf Umwegen, das 9. und 10. schleswig-holsteinische Bataillon nebst einigen Dragonern, und wohl auch Artillerie ein. Die Dänen schossen ziemlich heftig von ihren Kriegsfahrzeugen in die Stadt. Viele Kugeln schlugen durch Dächer, einige auch durch Fenster. Ein Dragoner, wie es heißt, ein Offizier, wurde verwundet. Von weiteren Verwundungen hört man nichts, als daß ein Geselle aus einem dänischen Hause am Arm verwundet worden. ‒ Die von unseren Truppen früher angelegten Schanzen einer Batterie waren von dänischen Apenradern demolirt. Mancherlei Gerüchte waren gestern in Umlauf, als wenn eine Abtheilung von Dänen eingeschlossen oder abgeschnitten wäre. Bis jetzt haben sich diese Gerüchte nicht bestätigt.
[(Börs.-H.)]
‒ Nach dem „Ostsee-Telegraph“ ist das bei Eckernförde besonders schwer beschädigte dänische Dampfschiff der „Geyser.“ Derselbe soll nur mit genauer Noth gerettet worden sein.
‒ Zum Beweise der Heftigkeit, mit welcher die Kanonade bei Eckernförde gewüthet hat, führt ein Bericht der „Nordd. fr. Presse“ an, daß das Linienschiff „Christian VIII.“ allein 68 glatte Lagen von je 42 Schüssen gegeben hat.
Die 18-Pfünder haben am meisten gewirkt. Der Verlust der Dänen an Menschen und Schiffswerth ist sehr groß, es waren die besten und größten kampffähigen Schiffe; aber unendlich größer ist die moralische Niederlage für die Marine. Die gefangenen Offiziere sind sehr herunter, die Unteroffiziere machten durchgängig nicht den Eindruck, den man von der Mannschaft solcher Schiffe erwartete. Unsere Artillerie, fast nur junge Mannschaft, hat sich heldenmüthig geschlagen; man erwartet, daß der andere Batterie-Kommandeur sofort zum Lieutenant avancire. ‒ Kapitän Meyer und der Kommandeur Paludan sind nebst 600 Mann nach Rendsburg abgeführt, woselbst ihnen in der altstädter Kirche vorläufig ein Unterkommen verschafft wird.
[(Börs.-H.)]
Ungarn.
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@facs1519
Edition: [Friedrich Engels: Vom Kriegsschauplatze, vorgesehen für: MEGA2, I/9. ]
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Französische Republik.
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@facs1519
Paris, 8. April.
J. Russini, dessen Mission als außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister Karl Alberts mit der Abdankung desselben aufhört, wurde in einer Abschiedsaudienz vom Präsidenten der Republik empfangen. An demselben Tage überreichte V. Gioberti die Briefe, die ihn in der gleichen Eigenschaft für Viktor Emanuel akkreditiren, die Abdikation Karl Alberts und den stattgehabten Thronwechsel anzeigen.
‒ In Genua, melden alle Morgenblätter, soll am 3. die Republik proklamirt worden sein. Der Minister des Auswärtigen, hieß es im Saale Pas perdus, sei hievon durch den Telegraphen benachrichtigt worden. (Siehe Italien.)
‒ Drouyn de Lhuys, Minister des Auswärtigen, meldete gestern dem Ausschusse des Auswärtigen offiziell: daß Oestreich seine Truppen aus Alessandria, die dasselbe seit dem Waffenstillstande in Gemeinschaft mit den piemontesischen Truppen besetzt hielten, wieder zurückziehen, und man solle hierin ein Unterpfand seiner friedliebenden Gesinnungen erblicken.
‒ In der Sologne scheint ein Arbeiteraufstand dem Ausbruch nahe. Heute Morgen expedirte das Ministerium eine Brigade von 250 Mobilgensd'armen (alte Munizipalgardisten) mit 7 Offizieren in jene Gegend. Diese mobile Gensd'armerie soll es am Besten verstehen, ihre Februargegner in die Pfanne zu hauen. Das Ministerium will sich à tout prix der alten Rechte der Marie'schen Nationalwerkstätten erledigen.
‒ Duchêne, Gerant und Menard, Mitarbeiter des Journals „Le Peuple“, sind, Ersterer zu 3 Jahren Gefängiß und 5000 fr. Geldbuße; Letzterer zu 5 Monaten Gefängniß und ebenfalls zu 5000 fr. Geldbuße, wegen des Feuilletons: „Das Vorspiel einer Revolution!“ (worin die Jury eine Anklage der Bürgerwehr als Meuchelmörderin im Juni und Aufreizung zu neuem Bürgerkriege erkannte), verurtheilt worden.
‒ Nicht geringe Sensation erregt in Havre ein Befehl des Pariser Gerichtshofes, einen Fremden zu verhaften, der De Chambord heiße und im Hotel de France am Grand Ouai wohne. Die ganze Stadt glaubt, es handle sich um nichts Geringeres, als um die Verhaftung Heinrich V. aus Frohsdorf.
[(Journal de Havre.)]
Bald wird man eines Morgens lesen: Heinrich V. ist in Nantes und die Herzogin v. Orleans in Valenciennes angekommen.
Ein Pariser Abendblatt vom 8. meldet:
„Das Ministerium hat den Entschluß gefaßt, die monatliche Staatshilfe, 60 fr., allen denjenigen polnischen, ungarischen und italienischen Flüchtlingen zu entziehen, welche an den letzten Ereignissen in Italien theilgenommen. Ferner allen Flüchtlingen, die von jetzt an na chFrankreich kommen, den Aufenthalt zu versagen und sie nach England oder Amerika überzusetzen.“
Wir hoffen, daß der Moniteur dieses widerlege!
Polen.
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[ 12 ] Lemberg, im April.
Als Lemberg am 2. November auf eine, den Vandalen würdige Weise, ohne allen Anlaß bombardirt, und seine schönsten Gebäude eingeäschert worden, ‒ haben drei Dutzend nichtsnutziger, serviler Schwachköpfe, für die hergestellte Ordnung und Ruhe Lemberg's, dem Herrn Bombardirer, kommandirenden Freiherr v. Hammerstein, über welchen intra parenthes in die famose Zuschrift des Generals Ummski erging, eine Dankadresse überreicht, und solche erschien in der Wiener, später in der Lemberger Zeitung, unter dem pomphaften Namen einer Adresse der „Lemberger Bürgerschaft.“ Die Adressanten waren jedoch so selbstverläugnend, daß sie ihre Namen verheimlichten, und wie Petrus Christum, verläugnete Jeder die Adresse, von dem man den Namen nach vieler Mühe ausgekundschaftet hatte.
Vor mehreren Wochen fand eine neue Wahl zum bürgerlichen Ausschuß Statt. ‒ Die Bürger, die im Allgemeinen der Meinung sind, daß die durch lebensfrohe Jugend dann und wann verursachte Unordnung der Ordnung vorzuziehen sei, welche mit Vernichtung von vier der schönsten öffentlichen und sechs ansehnlichen Privatgebäuden begann; ‒ glaubten in den Danksagern keine geeigneten Vertreter des städtischen Wohles zu finden. Man erklärte, die bekannt gewordenen Danksager nicht in den Ausschuß wählen zu wollen, ‒ in welchem Vorhaben sie durch ein geschätztes hiesiges Blatt (Polen, Polska) bestärkt wurden. Wie ein Schulbube, der durch sehr viele Schmeicheleien sich in die Gunst des Professors zu setzen gewußt, von seinen Mitschülern gehaßt wird ‒ und alle Augenblicke Ursache findet, mit Beschwerden und Angebereien den Professor zu überlaufen; ‒ so die edle Sippschaft der Danksager. Kaum erfuhr sie den Entschluß der Bürgerschaft, so lief sie hurtig mit einer solchen Schulbubenklageadresse zu ihrem Gönner mit der ehrerbietigsten Vorstellung, daß es um's Wohl der Stadt, ja um das Heil der Monarchie geschehen sei, wenn man ungestraft sie die echten Patrioten und Bewunderer des Bombardements, für nicht geeignet erklären könne, Vertreter und Väter der Stadt zu sein. ‒ Diese huldreich aufgenommene Beschwerde einiger Servilen gegen fast alle Bürger erschien in der Wiener und Lemberger Zeitung wieder als der Ausdruck der Gesinnung der ganzen Bürgerschaft; die „Polska“ wurde verboten und es kamen doch einige von den Adressanten in den Bürgerausschuß ‒ als Ausschuß.
Wir würden mit diesen, das Privat-Interesse einer Stadt berührenden Einzelnheiten Ihr, Wichtigerem gewidmetes Blatt nicht behelligen, wenn es sich jetzt nicht um eine Adresse handelte, welche nicht nur über Galizien Unheil bringen, sondern auch für ganz Europa von unberechenbaren Folgen sein kann.
Vor ein paar Tagen wurden nämlich die Bürger zum H. v. Hammerstein beschieden, und ihnen eine Darstellung all' des Segens gemacht, der über die Stadt Lemberg kommen würde, wenn sie sich mittelst einer Adresse, für den Fall, daß die Garnison sich entfernen müßte, zur Wahrung ihrer Sicherheit einen Beistand von 10,000 Russen erbitten könnten. Wer da weiß, welch' großes diplomatische Gewicht darauf gelegt wurde, daß nicht der Kommandirende in Siebenbürgen, sondern die Bürgerschaft von Hermannstadt und Kronstadt den Einmarsch der Russen veranlaßt habe, erkennt die hohe Wichtigkeit, mit welcher das Ueberreichen einer solchen Adresse, nicht nur für Lemberg, sondern für ganz Europa verbunden wäre. Die einberufenen Bürger, welche für das Wohl Europa's zu sorgen, Andern überlassen, für ihre Taschen aber selbst sich kümmern, sehen hinter dieser Zumuthung die nicht fröhliche Aussicht, daß sie die also erbetenen Gäste aus Eigenem zu nähren, und etwa 2000 Gulden täglich für diese Sicherheitswache auszugeben haben werden. ‒ Sie verweigerten demnach sämmtlich die Unterschrift, und wurden in Ungnade entlassen.
Die Unterschriften der Adresse werden aber dennoch auf die oben dargestellte Weise im Geheim und in der Stille gesammelt, und dürfte deren Zahl die der früheren bedeutend übersteigen, indem nicht nur unleserliche, sondern auch viele Unterschriften mit Kreuzen darunter sich befinden, nach dem Spruch im Evangelio:
„Als die Geladenen nicht kamen,
„Rief man die Blinden und die Lahmen.“
Sollte also eine Adresse der um Einmarsch der Russen bittenden Lemberger Bürgerschaft an's Tageslicht kommen, so möge die Welt, insbesondere Deutschland wissen, auf welchen Mißbeeten bei Uns, während des Belagerungszustandes, Adressen wachsen.
Italien.
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@facs1519
[ * ] Ueber die Vorfälle in Brescia enthält die „Wiener Zeitung“ einen offiziellen Bericht, der hinreichend zeigt, mit welcher Wuth die Bewohner Brescia's sich gegen die k. k. Standrechtsbestien erhoben und gekämpft, und daß ohne die Verrätherei der hohen Offiziere und der Kamarilla im piemontesischen Heere und die dadurch bei Novara herbeigeführte Niederlage es mit den Oestreichern für immer aus war. Aus dem offiziellen Bericht lassen wir die bezeichnendsten Stellen folgen, unter der Vorbemerkung, daß die Brescianer am 31. März um 2 Uhr unter dem Geläute aller Glocken ein ununterbrochenes Gewehrfeuer aus den dem Castell nächstgelegenen Häusern gegen Letzteres eröffneten und daß Nugent und Haynau kurz zuvor die Besatzung des Kastells durch 2300 Mann 50 Pferde und 4 Feldgeschütze verstärkt hatten. Der Bericht erzählt nun:
„Als jedoch das Schießen der Insurgenten immer mehr zunahm, begann das Feuer der Artillerie des Castells und gleichzeitig auch der Sturm gegen die Porta Lunga auf der Veroneser Chaussee. Lieutenant Smerczek gewann nach der ihm gegebenen Weisung mit einer Abtheilung erst halbgenesener Soldaten aus dem Castelle längs dem Stadtwalle anstürmend die Flanke der Barrikade des Thores. Seiner besonders gerühmten Bravour gelang es, die Insurgenten von derselben zu vertreiben, so daß die gegen das Thor auf der Chaussee anrückende Colonne eindrang, ohne einen Schuß gethan zu haben.
Gleichzeitig fiel das 1. Bataillon Großherzog Baden aus dem Castelle gegen die Stadt aus. Die Truppen, die nur wenig von ihrem Geschütz unterstützt werden konnten, erstürmten gegen den heftigsten Widerstand eine Häuserreihe nach der andern, und behaupteten in dem, bis in die späte Nacht währenden Gefechte den eroberten Stadttheil. Auf die noch von den Rebellen besetzten Straßen wurde mit Tagesanbruch ein fürchterliches Bombardement aus dem Castelle gerichtet, und hierauf die Erstürmung derselben bei noch wachsender Erbitterung der Vertheidiger fortgesetzt; nachdem durch [1520] Flankenangriffe von Innen noch drei andere Stadtthore genommen waren, wurde um 6 Uhr Nachmittags der Widerstand gänzlich unterdrückt und der Kampf eingestellt.
Ein Theil der Stadt stand in Flammen und die Rebellen waren in den Winkel zwischen Porta S. Giovanni und Porta Pile zurückgedrängt, von wo Einzelne über die Mauer zu entkommen trachteten.
Die erst zwei Stunden früher durch ein Bataillon des ersten Banal-Gränz-Regiments und 1 Escadron Dragoner von Verona aus verstärkte Brigade hat in diesem erbitterten, großen Theils mit dem Bajonette geführten Kampfe, nach dem Ausspruche des Commandirenden, Beweise eines seltenen Heldenmuthes gegeben; sie brachte auch große Opfer.
Oberst Graf Favancourt starb an den Folgen eines Schusses durch die Brust; Oberstlieutenant Miletz desselben Regiments Großherzog Baden wurde schwer verwundet von den Rebellen ermordet. General-Major Graf Rugent mußte wegen einer Schußwunde am Knöchel amputirt werden.
Im Ganzen zählt man bei Abgang des Berichtes an Todten 5 Officiere, 80 von der Mannschaft, an Verwundeten beiläufig die doppelte Zahl
Am 2. April wurde das dritte Armee-Corps in Brescia erwartet. Die der rebellischen Stadt auferlegte Buße ist im Verhältnisse zur Größe ihres Verbrechens auf zwei Millionen Gulden, und außerdem eine ansehnliche Summe zum Erlaß des verursachten Schadens festgesetzt. Alle mit den Waffen in der Hand ergriffenen Rebellen erlitten die Todesstrafe.“
So der offizielle Bericht.
Mit diesem Kampf der Brescianer, die längst unter dem Standrecht der Waffen beraubt, sich diese erst wieder durch unsägliche Mühe und Opfer verschaffen konnten, vergleiche man z. B. den passiven Widerstand Berlins, um den Unterschied zwischen einer italienischen Stadt und dem Sitze der „norddeutschen Intelligenz“ zu begreifen.
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@facs1520
[ * ] Turin, 4. April.
Man brennt hier vor ungedult auf Nachrichten aus Genua. Laut der letzten Nachrichten die bis zum 2. April Mittags reichen war Genua mit allen seinen ungeheuern Festungswerken in den Händen der Republikaner. De Azarta, Befehlshaber der Truppen, mußte nach einem mörderischen Kampf mit dem Volk und der Bürgerwehr, die Stadt verlassen, die sich hinter ihm für alle königlich gesinnten Truppen schloß. Viktor Emanuel's letzte Hoffnung ist auf Lamarmora's Division und die Oestreicher gesetzt!!!! Lamarmora's Division wird ihm aber Genua schwerlich erhalten helfen, denn sie ist todtmüde und fühlt die Lombarden hinter ihren Fersen ‒ jene Division, die sich für einen König nicht schlagen mogte und nur zur Hülfe Genua's herbeieilt. Mellona, Lanza und Depretis bilden die Diktatur in Genua.
Eine Ordonnanz Viktor Emanuel's erklärt Genua in Belagerungszustand und gibt Lamarmora unbedingte Vollmacht. Man weiß bei Hof nur zu gut, daß die Krone verloren ist, wenn Genua siegt.…
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@facs1520
[ * ] Turin, 3. April.
Die Brigaden Savoyen und Piemont, das Regiment Novara, die Kavallerie und 2 Batterien Artillerie haben Befehl zum Abmarsch nach Genua erhalten. In Genua sind zwei englische Kriesschiffe zu den dort schon stationirten eingetroffen.
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@facs1520
[ * ] Genua, 2. April.
Gestern um 5 Uhr Nachmittags begann der Kampf. Das Volk stürzte sich auf's Marine-Arsenal, bemächtigte sich dort der Kanonen und Gewehre und begab sich von da zum Angriff gegen das Land-Arsenal. Auf das Feuer des Volks antwortete das Militär mit vollen Musketen- und Kartätschen-Salven. Das Volk befand sich in einer schlimmen Position, da das Militär aus den Kasernen heraus auf die in den nahen Straßen und auf den Plätzen befindliche Masse feuerte. Nach einigen Stunden eine kurze Waffenruhe. Mit allen Glocken wird Sturm geläutet. Alle Fenster sind erleuchtet. Nach dem Platze Doria hin, in den Straßen Balbi, auf dem Platze Annonciada und in allen benachbarten Straßen steigen Barrikaden empor. Die Erbitterung war durch den Verlust vieler Todten auf Seiten des Volks ungeheuer. Der Sicherheitsausschuß war in Permanenz.
Noch in der Nacht folgen eine Menge Gewehrsalven, und dazwischen erschallt die „Marseillaise“, von Tausenden angestimmt und begeistert gesungen. Während der ganzen Nacht herrschte die unglaublichste Thätigkeit. Heute Morgen war die Stadt mit Barrikaden wie übersäet. Alles, selbst die Kirchenbänke und eine Masse Kähne, die dazu vortrefflich passen, hatte man dazu verwandt. Die Stadt zählt 30,000 Vertheidiger.
General Azarta hatte mit 6000 Mann das Landarsenal, eine höchst wichtige Position, an dem einen Ende der Stadt nach der Straße von Turin zu besetzt. Heute Morgen bemächtigte sich das Volk in Verbindung mit der Nationalgarde der Pietra Minuta, welche das Arsenal beherrscht. Trotz der ungeheuern Höhe dieser Position, schaffte das Volk 4 Kanonen mit bloßen Händen hinauf und zugleich war im untern Theile der Stadt eine kräftige Vertheidigung organisirt, welche den Truppen das Eindringen in die Stadt unmöglich machte. Der General Azarta begriff endlich die Nutzlosigkeit jedes weitern Widerstandes und sandte gegen 9 Uhr des Morgens Parlamentäre in den Palazzo Ducale, den Sitz des Vertheidigungsausschusses. Folgende Bedingungen wurden ihm gestellt, und von ihm angenommen und unterschrieben:
Verpflichtung, die Stadt binnen 24 Stunden zu verlassen, die Karabiniere ohne Waffen, das übrige Militär mit Waffen und Bagage;
Sofortige Ueberlieferung aller Forts, Thore, Positionen und Vertheidigungspunkte an die Nationalgarde;
Verpflichtung Azarta's, dem General La Marmora, von dessen Annäherung man gehört hatte, alsbald schriftlich von der abgeschlossenen Kapitulation Anzeige zu machen und ihm zu befehlen, nicht weiter vorzurücken.
Diese Bedingungen nahm Azarta an und jetzt, wo ich dieses schreibe, ist die ganze Stadt in den Händen des Volkes. Der gestrige und heutige Tag bilden ein würdiges Seitenstück zu 1746, als die heroische Stadt den östreich. General Botta vertrieb, ihm 5000 Mann tödtete und seine ganze Artillerie und Bagage eroberte.
Avezzana, Kommandant der Nationalgarde hat kundgemacht, daß wer gegen Fremde, oder überhaupt gegen Personen und Eigenthum die mindeste Gewultthat ausübt, sofort mit aller Strenge kriegsrechtlich behandelt werden wird. Dadurch will er hauptsächlich einem Angriff auf das englische Konsulat vorbeugen, gegen welches unter dem Volke eine unbeschreibliche Wuth herrscht.
Nachschrift. Ich höre so eben, daß die lombardische Division, 14,000 M. stark, in foreirten Märschen zur Unterstützung Genuas heranrückt und daß ihr La Marmora um 2 Etappen voraus ist. Da er aber von einer entgegengesetzten Seite herankommt und er wahrscheinlich den Brief Azarta's schon erhalten hat, so hoffe ich, daß die Lombarden vor ihm unter den Mauern Genua's eintreffen werden.
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[ * ] Florenz, 31. März
In der gestrigen Sitzung der Konstituante ward eine energische, zur Vertheidigung des Landes und Wahrung der Unabhängigkeit auffordernde Proklamation an das toskanische Volk verlesen, diskutirt und angenommen.
[Redakteur en chef: Karl Marx. ]

Handelsnachrichten.
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Schifffahrts-Anzeige.
Köln, 7. April 1849.
In Ladung
Die in der vorgestrigen zweiten Ausgabe angekündigten Schiffer.
Rheinhöhe: 6′ 11 1/2″. Köln. Pegel.
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Civilstand der Stadt Köln.
Den 5. u. 6. April 1849.
Geburten.
Elisab., T. v. Friedr. Gerh Heinr. Reiners, Schriftsetzer, Hämerg. Anna Margar. T. v. Herm. Odenthal, Fuhrm., Weideng. ‒ Ursula, T. v. Heinr. Fritzem, Tagl, Hundsg. ‒ Jos., S. v. Balthas. Bausch, Anstr., Eigelstein. ‒ Peter Paul, S v. Hub. Sieglar, Anstr., Komödienstr. ‒ Anna Maria, T. v. Math. Jilerich, Maurer, Catharinengr. ‒ Elisab., T. v. Jacob Nolden, Kleidermacher, Engg. ‒ Anna Sib., T. v. Jos. Schäffer, Kammm., Schafenstr. ‒ Franz und Christina, Zwill. v. Joh. Bader, Maurer, Perlengäßchen. ‒ Friedr. Wilh. S. v. Laur. Steinbüchel, Rheinarb., Spulmannsg. ‒ Heinr., S. v. Jacob Weiler, Schreinerm., Spulmannsg. ‒ Ein unehel. Knabe.
Joh., S. v. Ludw. Bossawe, Maurer, gr. Spitzeng. ‒ Anna Maria, T. v. Joh. Schwäbig, Tagl., Minoritenstr. Hubert., T. v. Jos. Schüller, Bierbr., gr. Telegraphenstr. ‒ Wilhelm. Louise Charl., T. v. Ricol. Engels, Schreinerm., Spinnmühleng. ‒ Agnes Hubert., T. v. Heinr. Schanz, Schiffer, Rheinberg. ‒ Peter, S. v. Jacob Joppen, Barb., Maria-Ablaßpl. ‒ Cathar., T. v. Franz Peter Tetsch, Tagl., Löhrg. ‒ Anna Cathar. Joseph., T v. Jos. Becker, Maurerm., Ulrichsg. ‒ Anna Christ. Joh., T. v. Math. Radermacher, Kutscher, Pelzerg. ‒ Joh, S. v. Joh. Jos. Clasen, Bäcker, Rächelsg. ‒ Ein unehel. Mädchen.
Sterbefälle.
Bernh. Franz Ernst Rusche, 1 J. 10 M. alt, Entenpf. ‒ Karl Martin Müller, 7 M. alt, am alten Ufer. ‒ Friedr Wilh. Lück, 3 J. alt, Blankenheimerhof-Kaserne. ‒ Jacob Gras, 3 J. alt, kl. Griechenm. ‒ Heinr. Schumacher, evang. Pfarrer, 29 J. alt, verheir., Blaubach. ‒ Math. Schwartz, früher Barb., 75 J. alt, Wwr., Minoritensp. ‒ Heinr Weber, 4 J. alt, Entenpfuhl.
Cathar. Küpper, Wwe. Mayer, 66 J. alt, Eigelstein. ‒ Friedr. Wilh. Bertkau, Wollsortirermeister, 35 J. alt, verheir., Rechtschule. ‒ Joh. Siebenmorgen, Tagl., 55 J. alt, verheir., Spulmannsg. ‒ Jacob Schödder, 9 1/2 M. alt, Eulengarteng. ‒ Math. Clemens, 20 J. alt, unverh., Garn.-Lazar.
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Oeffentliche Sitzung des Gemeinderathes vom 12. d. Mts.
Tagesordnung:
  • 1) Die Hafenbauten an der Rheinau.
  • 2) Die Schule in der Kupfergasse.
  • 3) Der botanische Garten.
  • 4) Die unerledigten Gegenstände der frühern Tagesordnungen.
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Bekanntmachung.
Die Verloosung der Budenplätze für die am Mittwoch den 18. April c. beginnende und mit Sonntag den 6. Mai c. endigende, neunzehntägige Ostermesse wird am Freitag den 13. dieses Monats, Vormittags 10 Uhr, in dem Marktbüreau auf dem hiesigen Altenmarkte öffentlich stattfinden, wozu die meßbesuchenden Verkäufer entweder persönlich oder durch Bevollmächtigte zu erscheinen, hiermit eingeladen werden.
Köln, den 1. April 1849.
Der kommissarische Oberbürgermeister, Graeff.
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Verkauf des Hauses Schildergasse Nr. 49-.
Das zu Köln in der Schildergasse, der Herzogstraße gegenüber, in der besten Geschäftslage unter Nr. 49 ‒ gelegene, in jüngster Zeit neu erbaute, von Herrn Friseur Steinmeyer bewohnte, zum Nachlasse des hierselbst verlebten Rentners Herrn Cornelius Menzen gehörige Haus sammt Hofraum und Hintergebäude, wird theilungshalber Donnerstag den 3. Mai nächstkünftig, Nachmittags 3 Uhr, auf meiner Schreibstube, unter den daselbst hinterlegten und nach Belieben einzusehenden Bedingungen einer öffentlichen Versteigerung ausgesetzt werden, und bemerke ich, daß die Bedingungen rücksichtlich der Zahlung bequem gestellt sind und das Haus sofort anzutreten ist.
Köln, den 1. April 1849.
Fier, Notar.
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Gerichtlicher Verkauf.
Am Freitag den 13. April 1849, Mittags zwölf Uhr, wird der Unterzeichnete auf dem Markte in der Apostelnstraße in Köln, mehrere Mobilargegenstände, als: Tische, Stühle, Oelgemälden, ein Sopha etc., dem Meistbietenden gegen baare Zahlung verkaufen.
Der Gerichtsvollzieher, Simons.
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Handwerker- und Gewerbe-Kongreß zu Trier.
Nach Beschluß der vereinigten Gewerbe-Ausschüsse von Trier und den Vororten wird hiermit ein Handwerker- und Gewerbe-Kongreß nach Trier berufen, welcher am zweiten Sonntage nach Ostern (den 22. April d. J.), Nachmittags 2 Uhr, im Saale des Herrn P. Junk (auf dem Viehmarkte) zusammentreten und, je nach Umständen, 1-2 Tage währen soll. Der Zweck des Kongresses soll hauptsächlich folgender sein:
1) Die gewerblichen Uebelstände zu besprechen, die Mittel zu deren sicherster und schnellster Abhülfe zu berathen und zur Verwirklichung des Letztern gemeinschaftliche Schritte zu thun.
2) Ein Gutachten aufzustellen über die in Frankfurt vorgelegte Reichsgewerbeordnung und die preußische gewerbliche Verordnung vom 9. Februar dieses Jahres.
3) Die Berathung und Feststellung allgemeiner Innungsstatuten.
4) Die Organisirung des Gewerbestandes im Regierungsbezirke Trier.
Zu diesem Kongresse sind Alle eingeladen und berechtigt, welche außerhalb Trier's und den Vorstädten wohnen und
a) von irgend einem Gewerbe, einer Innung, einer gewerblichen Corporation, einem Arbeiter-, Handwerker- oder Gewerbevereine abgeordnet werden; oder
b) Gewerbetreibende sind, die ihren Stand, ihre Selbständigkeit und Ansässigkeit durch ein Beglaubigungsbeschreiben der betreffenden Gemeindebehörde nachweisen, gleichviel sie gewählt sind und ein Mandat besitzen, oder ob sie aus sich und auf eigene Kosten die Reise unternehmen.
Besonders wird gewünscht, daß die Flecken-, Land- und Kreisstädte des Regierungsbezirkes Trier und die Städte benachbarter Bezirke sich zahlreich betheiligen. Von Seiten der Stadt Trier und den Vorstädten werden die gewählten Vertreter der Gewerbe Theil an dem Kongresse nehmen.
Die Wichtigkeit des gegenwärtigen Zeitpunktes (wo uns in Frankfurt und Berlin neue Gewerbeordnungen bevorstehen), die Nothwendigkeit und Zweckmäßigkeit gemeinsamen Handelns, lassen allseitige Unterstützung und Theilnahme hoffen. Diejenigen Orte, welche nicht in der Lage sind, sich vertreten lassen zu können, wollen ihren Anschluß auf schriftlichem Wege bekunden, damit ihnen gleichfalls die Verhandlungen des Kongresses zugehen und für die Zukunft zwischen ihnen und den vereinigten Gewerbeausschüssen von Trier Verbindungen angeknüpft werden können.
Damit die Verhandlungen rasch von Statten gehen und der Kongreß in möglichst kurzer Zeit seine Aufgabe vollständig lösen könne, werden von Seiten der Trier'schen Gewerbeausschüsse zweckdienliche Vorlagen vorbereitet werden.
Zu jedem weiteren Ausschlusse ist der unterzeichnete Vorstand gerne bereit.
Trier, im April 1849.
Das Präsidium der vereinigten Gewerbeausschüsse von Trier und den Vororten.
Münch. Besselich.
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Todes-Anzeige.
Am zweiten d. M. Morgens gegen 5 Uhr, verschied in Folge eines langwierigen Unterleibsleiden unser lieber Vater Franz Anton Köller, Forstmeister a. D., in seinem 60. Lebensjahre. Entfernten Verwandten und Freunden widmen die Anzeige dieses herben Verlustes.
Die trauernden Kinder.
Gustav Köller. Oberldg. Referendar.
Ludovika Köller.
Rietberg, den 6. April 1849.
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Entbindungs-Anzeige.
Die heute Morgen glücklich erfolgte Entbindung meiner lieben Frau Elise, geb. Menden, von einem gesunden Knaben, beehre ich mich Verwandten und Freunden ergebenst anzuzeigen.
Cöln, den 10. April 1849.
F. P. Büchel.
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Druck- und Färberei.
Eine oberländische Druck- und Färberei hat eine große Auswahl von neuen, schönen Mustern bei dem Unterzeichneten deponirt, um nach denselben Aufträge auf Lohndruck in Empfang nehmen zu lassen. Hierauf Reflektirende, denen auf Verlangen die Muster zur Ansicht zugeschickt werden, belieben sich an C. Dengler, Peterstraße Nr. 22 zu wenden.
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Eine geschickte Kleidermacherin wünscht Beschäftigung in und außer dem Hause. Sternengasse Nr. 59.
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Arbeiter-Verein.
Versammlung im Eiser-(Dickopf'schen) Saale. Mittwoch den 11. April 1849. Abends 8 Uhr.
Die wichtigen Tagesereignisse veranlassen das Komite, die wöchentliche Sitzung, trotz der Feiertage nicht ausfallen zu lassen.
Eintrittspreis für Nicht-Mitglieder ein Silbergroschen. Damen frei.
Das Comite.
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Baierische Biere.
Durch die wohlfeileren Frachten und schnelleren Transporte mittelst des Ludwigkanals und den eröffneten Eisenbahnen ist der Unterzeichnete in den Stand gesetzt, die (wegen ihrer gesunden Vortrefflichkeit alt rühmlichst bekannten) Biere aus den Gräflich von Pückler-Limpurgischen Brauereien in Burg-Farrnbach bei Nürnberg, den Herren Gastgebern und Restaurateurs zur Empfehlung zu bringen.
Es werden geliefert:
  • 1) Farrnbacher-Bock v. Monat Oktober bis Anfang Juni,
  • 2) Farrnbacher Salvatorbier vom Monat Oktober bis Anfang Juni,
  • 3) Farrnbacher Doppellagerbier, das ganze Jahr, auch zum überseeischen Export geeignet,
  • 4) Farrnbacher weißes Doppelbier, zu allgemein befriedigenden billigen Preisen.
Den Herren Abnehmern wird noch die Zusicherung gegeben, daß zur Beseitigung jeder Concurrenz in einer Stadt unter 25,000 Bewohnern die Biere nur einem Einzelnen verabfolgt werden.
Gefällige Bestellungen besorgt allein J. F. H. Schmid, Vorstadt Gostenhof in Nürnberg.
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Vorzügliches EAU DE COLOGNE DOUBLE FARINA.
Erste Qualität die Flasche 6 1/2 Sgr. Kiste mit 6 Flaschen 1 Thlr. 3 Sgr. Das Dutz. 2 Thlr. bei G. Tonger, Pauluswache.
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@facs1520
Der Zahnarzt Kästner, Perlenpfuhl Nr. 4, Morgens von 9-12, Nachmittags von 2-4 Uhr zu sprechen
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Indem ich mich beehre, meinen geehrten Geschäftsfreunden hierdurch ergebenst anzuzeigen, daß ich meinen Wohnort von Honnef am Rhein nach Niederdollendorf a. R. verlegt habe, jedoch mein Weinlager in Honnef beibehalten werde, empfehle ich mich zu fernern geneigten Aufträgen bestens.
Niederdollendorf, den 2. April 1849.
Heinr. Ant. Fuchs, Weinhändler und Weinproducent.
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Sehr laute Anfrage.
Soll denn der Landkreis Köln und Mülheim in Berlin ohne Vertretung bleiben? ‒ Weßhalb wird noch nicht gewählt? Wie lange wird die Wahl noch künstlich hinausgeschoben?
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Kost und Logis. Kreuzgasse Nr. 10.
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Eine geschickte Näherin, welche in seinen Hemden gut erfahren ist, wünscht Arbeit in und außer dem Hause. Sternengasse Nr. 59.
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Aechter westfälischer Pumpernikel ist fortwährend zu haben, bei Weiler unter Gottesgnaden Nr. 9.
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Großer Fischfang bei Gebrüder Wattler am Thürmchen.
Täglich werden frisch verabreicht rohe und gebackene Fische aller Art in Portionen, so wie baierisch Bier.
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@facs1520
Hotel zum baierischen Hof in Berlin Charlotten-Strasse Nr. 44 neben Hôtel de Rome an den Linden
Ein Zimmer mit Bettin der Belle-Etage15 Sgr.
Ein Zimmer mit Bettin der 2. Etage12 1/2
Ein Zimmer mit Bettin der 3. Etage10
Ein Zimmer mit einem Bettmehr10
Ein Zimmer mit Cabinetmehr5
Ein mässiges Trinkgeld wird in Rechnung gebracht.
@typejAn
@facs1520
Geräucherter Speck in Seiten à 4 1/2 Sgr. per Pfd, zu haben im Kaufhause.
@typejAn
@facs1520
Schwarze, weiße, wenn auch durchlöcherte Hüte werden zum höchsten Preis angekauft. Breitstraße Nr. 50.
@typejAn
@facs1520
R. Klingholz, General-Land-Agent und öffentlicher Notar in Manitouwoc County Wisconsin empfiehlt sich zum Verkaufe von Kongreß-Ländereien zu 1 1/4 Doll. per Aere (à 330 Ruthen Preußisch). Bei der Auswahl von solchen Ländereien, kann er besonders behülflich sein, indem er als Taxator des Universität- und Schul-Landes mit den Ländereien hier im County genau bekannt ist. Der besonders leichte Verkehr dieses County's mit dem östlichen Markte durch die an einem schiffbaren Fluße gelegene Seestadt Manitouwoc wird das Land bei der gegenwärtigen starken Einwanderung bald sehr werthvoll machen. Schließlich räth er seinen Landsleuten, um sich unnöthige Kosten zu ersparen, in Buffalo Billete für die Landung in Manitouwoc zu nehmen. Nähere Auskunft geben die Herren Rud. Richter in Wesel und Peter Wilh. Feldhans in Köln.
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Arbeiter-Verein.
Filial-Club Nr. 5.
Sitzung jeden Donnerstag und Samstag bei Castelli, Bibergassen-Ecke, Abends 8 Uhr.
Der Präsident, Rothjung.
@typejAn
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Ein braves Dienstmädchen wird gesucht, bei C. Wattler am Thürmchen.
@typejAn
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Theater in Köln.
Donnerstag den 12. April findet das Benefiz unseres beliebten Komikers Seebach statt. Er hat hierzu „die Reise nach Californien“ ein großes Quo libet, arrangirt von F. W. Seebach, ausersehen, und wir glauben schon im Voraus Herrn Seebach für die gute Wahl Glück wünschen zu können. Das Glück selbst ist auf sehr sinnreiche Weise in 3 Stationen eingetheilt und in allen Theilen auf das witzigste und modernste zusammengestellt, so daß die Aufführung dem Publikum sicherlich einen der genußreichsten Abende der ganzen Saison verschaffen wird. Eine neue Schlußdekoration, die das Innere der Goldgruben von Californien darstellt und mit vielem Fleiß und Geschmack gearbeitet ist, wird den Reiz noch erhöhen.
Wir sind daher überzeugt, daß unser Seebach ein gut besetztes Haus haben wird, um so mehr, da er noch stets im Bereich der Komik der Liebling des Kölner Publikums ist.
@typejAn
@facs1520
Theater-Anzeige.
Mittwoch den 11. April:
Der Vampir.
Große romantische Oper in 4 Akten von Marschner.
@typeimprint
@facs1520
Herausgeber: St. Naut.
Druck von J. W. Dietz, Hutmacher Nr. 17.