[1497]
Neue Rheinische Zeitung
Organ der Demokratie.
No 266. Köln, Samstag, den 7. April 1849.
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Vierteljähriger Abonnementspreis in Köln 1 Thlr. 7 1/2 Sgr., bei allen preußischen Postanstalten 1 Thlr. 17 Sgr. — Im Auslande wende man sich: in Belgien an die betreffenden Postanstalten; in London an W. Thomas, 21 Catherine-Street, Strand; in Paris an W. Thomas, 38 Rue Vivienne, und an A. Havas, 3 Rue Jean Jacques Rcusseau.
Insertionen werden mit 18 Pf. die Petitzeile oder deren Raum berechnet. — Auskunft, Annahme und Abgabe chiffrirter Briefe gratis. — Nur frankirte Briefe werden angenommen. — Expedition in Aachen bei Ernst ter Meer; in Düsseldorf bei F. W. Schmitz, Burgplatz; in Köln Unter Hutmacher Nro. 17.
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Uebersicht.
Deutschland Köln. (Lohnarbeit und Kapital [Fortsetzung]). Berlin. (Klatsch. — Einiges aus der „N Pr. Ztg.“ — Kammerdebatten). Breslau. (Der Kurfürst Heinrich Simon. — Nachricht aus Pesth). Wien. (Vermischtes). Grottau. (Weiteres Schicksal der polnischen Emigranten). München. (Weitere Vertagung der Kammern. — Die griechische Anleihe). Nürnberg. (Der Kongreß baierischer Arbeiter). Rastatt. (Struve und Blind). Schleswig. (Kriegserklärung des dänischen Gesandten).
Ungarn. (Vom Krieg schauplatz).
Französische Republik. Paris. (Vermischtes. — National-Versammlung). Bourges. (Prozeßverhandlungen).
Italien. Turin. (Die Artillerie und Kavallerie bei Novara. — Charivari zu Chambery. — Die Nationalgarde von Casale. — Genua. — Zwei östreichische Colonnen nach den Kirchenstaaten und Toskana. — Das neue Turiner Ministerium. — Romarino. — Victor Emanuel und Karl Albert).
Großbritannien. London. (Die neue Druckmaschine).
Südamerika. (Fortschritt der Paez'schen Partei).
Deutschland.
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Edition: [Karl Marx: Lohnarbeit und Kapital, vorgesehen für: MEGA2, I/9. ]
[ * ] Köln, 6. April.
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II. Keysers Caroli V Krönung.
(Kapitel ii der Aachener Chronik.)
„Carolus V. Königs Philippi I. Sohn von Hispanien ist geboren zu Gent in Flandern Anno 1500. Zum Römischen Keyser aber erwöhlet Anno 1519 und alhie zu Aach gekrönet den 23 Octobris auf S. Severini Tag Anno 1520.
Dieser Hochgelobte Keyser Carolus deß Nahmens der fünffte, nachdem Er zum Keyser erwöhlet, und von den Churfürsten gebetten ward, daß Er wegen grassirender Pestilentz nicht auff Aach, sondern auff Cölln kommen wolte, gestallt daselbst die Keyserliche Kron zu empfahen, hat Er ihnen solches durch seinen Oratorem Georgium Lamperter pure abgeschlagen, und ansagen lassen, Ihre Mayst. hatten Respekt auff die alte Gesätz ihrer Vorfahren, darvon weren sie nicht gemeint umd ein geringe Ursach abzufallen, und trügen auch Ihre Mayst. gantz keinen Zweiffel, da sie würden hinziehen, solten auch die Churfürsten ihrem Keyser folgen.
Also ist geschehen, daß die Chur- und Fürsten auff Aach gefolget und eingeritten den 21 Octobris gesagten 1520 Jahrs.
Folgenden Tags den 22 Octobris gehen die Churfürsten zum Rathhauß, theils sich zu berathschlagen, theils zu besehen die Ordnung der Tischen, und andern Keyserlichen Apparats, ließen sich vortragen blosse Schwerder an statt und von wegen Ihrer Key. Mayst. welche noch auff dem Wege ware. Nach gehaltener Mahlzeit ziehen sie alle hinauß Ihrer Königlicher Mayst. entgegen, ungefehr eine Italianische Meil Wegs. Und wie sie sich einander gesehen, haben Ihre Mayst. wie auch die Churfürsten etwan still gehalten, biß das Volk zu beyden seiten in Ordnung bracht: Da aber hierauff die Churfürsten zu Ihrer Mayst: zugelangt, stehen sie alle von ihren Pferden ab, und begrüssen Ihre Mayst. mit gebürender Reverentz.
Seynd dann umb die zweyte Stund Nachmittags zu der Statt gerücket, weren auch alle bey hellem frischem Tag eingeritten, da nicht Streit were vorgefallen, welcher von beyden, Ihre Fürstl. Durchl. von Gülich, oder deß Churf. von Sachssen Abgesandter vor einreitten solte.
Nachdem aber dieser Handel gestillet, welches sich doch nicht ohne viel Wechselreden und Zeitpassirung thun hatte lassen, kompt vorerst Joannes Marggraff von Brandenburg mit etlichen Reutteren, und nach ihnen Joannes Auspurger auch mit 30 Reutteren tragend lange Hüt, Fahnen und Schilt.
Denen folgen 3000 Ausserlesene Soldaten zu Fuß, theils mit Büchsen, theils mit alten teutschen Beyheln und Stäb, welche nicht weit von Aach Ihrer Mayst. auß dem Lüttiger Quartier kommend, und mehrentheils Burgunder waren, erwarteten. Hatten bei sich sieben Fahnen, und waren guten theils geharnischt.
Diese passiren sieben im Glied durch die Statt bis auff den Marckt, daselbsten dann die Schützen alle loßgebrennet, und solch Gethön gemacht, daß viel frembde Leuth von Forcht biß zur Statt hinaußgelauffen.
Hierauff folgte der Magistratus der Statt Aach, so Ihrer Mayst. mit 40 Pferd biß auf die Gräntzen des Reichs entgegen kommen; dann der Herzog von Gülich mit 400 Wolgewapffneten Reuter, alle schwartz gekleidet. Diese passiren durch die Statt durch und durch, etliche aber bleiben in den Herbergen, darüber man sich beklagt, daß diese Discrepantz die Prozession biß an dem dunkelen Abend aufgehalten habe.
Nicht lange hiernach folgen die Pfaltzgravische Reutter in Anzahl 700 schwartz gekleidet, deren etliche in vollem Harnisch, und nicht allein sie, sondern auch ihre Pferd, mit Pfeiffen, Trummen und Trompetten, waren allerhand muntirt, und deren viel Schützen und Speerreutter.
Auf diesen gefolgt 40 Schützen zu Pferd in Dienst deß Marggraven von Brandenburg, deren Kleider waren von allerhand Farben;und 130 Reutter des Churfürsten von Mayntz in rothen Kleidern. Hiernach sampt einem Trommeter erfolgen wegen des Churfürsten von Trier 200 Speerreuter, schwartz gekleidet. Nach den Trierschen kommen die Cöllnische in Anzahl 500 Speerreuter.
Und nach diesen kompt das Hoffgesind deß Königs, alle ansehnliche Amptleuth, Officiati, und Befelchhaber durch Ihrer Mayst. Landen, darauß dann allererst zu sehen ware Königliche Reichthumb, Pracht und Herrlichkeit, und seynd deren nicht under 2000 gewesen, welche mit ihren Kleidungen alle Nationes der gantzen Welt repraesentireten, Sie hatten bei ihnen zehen Fähnlein, Mann und Pferd waren dermassen mit Golt und Edlengesteinen stattlich angelegt, daß man an etlichen nichts andres gesehen, als ein Golt über das ander. Deren etlicher Pferds Decken waren von seinem gewirktem Golt ringsumbher mit güldinen Schelgeren, trugen übergüldte Lantzen, und inmitten seynd geritten 12 mit Trompetten und Hörpaucken, so unauffhörlich geblasen und gespielet.
Hiernach wurden gesehen etliche Gutschen voller Geist- und Weltlichen Königlichen Mayst. Bewandten und Hoffgesind glantzend von Golt und Silber. Noch folgten hierauff zwölff Trommeter, und nach denen drey Reutter mit deß Reichs Adler gezieret, welche unter das Volck ohn Underlaß Gelt geworffen, damit die nach ihnen folgende Cleresey raum hatte durchzugehen. Dann hierauff seynd kommen die Herren Cononici auß unser L. Frawen Münster, mit sich bringend das Haupt des H. Caroli Magni, und etliche andere Reliquien mehr. Nach ihnen 200 Hartschiers und etliche Herolden so wol mit den Schilden des Königreichs von Spanien, als auch deß H. Röm. Reichs. Denen folgten underschiedliche Fürsten Teutscher und Welscher Nation; der Churfürst von Trier, der Pfaltzgraff und des Marggraffen Gesandter.
Nach diesen dreyen erscheinet der Under Marschalck des H. Röm. [Fortsetzung]
[1498]
[Deutschland]
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Edition: [Karl Marx: Lohnarbeit und Kapital, vorgesehen für: MEGA2, I/9. ]
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[ * ] Berlin, 4. April.
Der König unterhielt sich gestern nach dem Vortrag seiner famosen Rede noch mit jedem einzelnen Mitgliede der Frankfurter Deputation. Waren aber die armen Leute schon durch das eben gehörte von ihrer kaiserlichen Begeisterung etwas zurückgekommen, so wurden sie durch die bekannte „geistvolle, geniale“ Unterhaltung Sr. Majestät gänzlich ernüchtert.
Zu Beseler sagte er: „Was macht denn Ihr Bruder? Wo ist er jetzt?“ — „Aber Majestät“ antwortete der verblüffte Professor, „der ist ja in Schleswig … “ „Ah so, er regiert da wieder ein Bischen. Nun, hören Sie, über den König von Dänemark hat man auch fälschlich sehr viel schlechte Gerüchte ausgesprengt. Er ist ein sehr tüchtiger Mann, der es mit seinen Unterthanen gut meint und meine volle Achtung besitzt!“ — Der arme Kaisermacher mochte denken: Schleswig-Holstein mehrumschlungen!
Zu dem aus Dessau gebürtigen Abg. Panniel wandte sich der Kaiser der Deutschen mit folgenden Worten: „Dessau hat mir im vorigen Jahre auch viel Kummer gemacht. Ihre Erwartungen von den segensreichen Folgen der Revolution sind doch gewiß, wenn Sie offen sein wollen, getäuscht worden und Sie werden mir beistimmen: Gegen Demokraten helfen nur Soldaten. Man hat mir übrigens einen Vorschlag gemacht, den ich wohl nicht werde zurückweisen können, nämlich das Dessauer Militär mit meinem (herrlichen Kriegsheer, Linie und Landwehr) zu verbinden. Wie gesagt, man hat mir den Vorschlag in der Art gemacht, daß ich ihn nicht ablehnen kann!“ — Freue dich Dessau!
Den Lumpacius Prof. Friedrich v. Raumer begrüßte er nicht minder zuvorkommend: „Ich habe Sie ja so lange nicht gesehen Hr. v. Raumer? Nun hören Sie, das was Sie mir bringen, bringen Sie mir auch wohl nicht sehr gern.“
In diesem Tone führte unsere geniale Kaiserl. Königl. Majestät die Unterhaltung. Wir bemerken noch, daß dieselbe vor Tisch stattfand.
Die Frankfurter und ihre hiesigen Freunde sind über den ihnen gewordenen Empfang ganz vernichtet. Die Volkssouverainetät haben sie verleugnet und nun werden sie mit so grellem Hohn zurückgewiesen, nun erhält man einen so malitiösen Korb. Die armen Kerls wollen nun heute schon abreisen, vielleicht um einen Andern zu wählen. Wir schlagen den Herzog von Bernburg vor.
Was werden soll darüber sind sich wohl Wenige klar. Aber der Frühling mit seiner zur Revolution unwiderstehlich verlockenden Luft, die spaßhaften Geschicke und Aventuren der Professoren beim neugebornen Kaiserkindlein haben eine unendlich frohe Laune in das Volk gebracht. Freilich die Frankfurter mögen an das Volk nun appelliren so viel sie wollen, bei uns wenigstens wird sich keine Hand für ihr „Reichsbanner“ erheben.
Es verbreiten sich die Gerüchte immer mehr, man wolle nun auch die Privatwaffen sämmtlich in Verwahrsam nehmen. Es scheint fast man riecht in gewissen Regionen den mephistophelischen Schwefelgeruch eines baldigen Losbruches. Unter den Herren Bourgeois heißt es natürlich: wir geben unsere Waffen nicht! wir wollen unser Eigenthum schon schützen! — Sie geben sie doch; der Arbeiter aber hat die seinigen vergraben und versteckt, er hat seine Eisenstangen und seine Hämmer, er führt Krieg „bis zum Messer,“ darum sind alle Maßregeln unserer feigen Diktatoren gegen ihn unnütz.
Die Regierung will bekanntlich das große Arbeitshaus am Alexanderplatz, genannt der Ochsenkopf, käuflich an sich bringen, und ebenso die Häuser welche zwischen demselben und einer Kaserne liegen. Gelingt das Projekt, und die Väter der Stadt werden nicht säumen, schweifwedelnd den Wünschen einer hohen Regierung nachzukommen, so hat dieselbe in der Königsstadt ein festes Fort. Die Königsstadt ist aber der wichtigste Theil Berlins. Ihre Bewohner sind durchweg Demokraten, ihre Straßen eng, so daß sie bei einer Revolution das Centrum der Bewegung werden muß. Am Alexanderplatz war auch die große Barricade, welche in der Nacht vom 18. zum 19. März. allen Angriffen widerstand. Wir brauchen hier überhaupt keine Befestigung. Die vielen Citadellen ähnlichen Kasernen geben schon prächtige Anhaltspunkte zur Bändigung eines revolutionären Aufstandes.
Gestern Abend war große Soiree bei dem Prinzen v. Preußen im weiland National-Eigenthum.
Die Stadt ist in immer währender Spannung. An den Zurücktritt des Ministeriums glaubt Niemand, aber an allen Ecken, in allen öffentlichen Lokalen bricht der Unwille selbst der Bourgeois über den König hervor.
Aus der Stadt Posen ist heute eine Deputation der Bürgerschaft angekommen, die den Kaiser auffordert die Krone anzunehmen.
Wir erfahren aus der Provinz Posen, daß man zur Landwehr fast nur Polen eingezogen hat, und besonders auf die tapfern Kämpfer von Xions und Miloslaw dabei Rücksicht genommen. Unter dem preußischen Adler zwingt man diese Polen für eine ihnen fremde Sache zu kämpfen, damit man ungestört jenseits der Demarkationslinie mit pommerscher und schlesischer Landwehr reorganisiren kann.
Der Centralausschuß zur Begutachtung des Waldeck'schen Antrages, die Aufhebung des Belagerungszustandes betreffend, hat sich mit vier gegen drei Stimmen für die sofortige Aufhebung entschieden. Der Minister Manteuffel hatte Scham genug, nicht zu den Berathungen zu erscheinen und sandte seinen Kommissarius, Hrn. v. Puttkammer, der aber nicht das Geringste für die Fortdauer des Belagerungszustandes vorzubringen wußte.
Die gewandteste Unterhändlerin zwischen Frankfurt und Berlin war die Prinzessin von Preußen. Man hoffte deshalb mit zu großer Sicherheit auf die Annahme der Kaiserkrone, der die Auflösung der unbequemen preußischen Kammer sogleich gefolgt wäre.
Die erste Kammer hatte noch heute Nachmittag um 4 1/2 Uhr eine außerordentliche Sitzung, in der ihr die Collektivnote an die deutschen Fürsten vorgelesen wurde.
Die äußerste Linke hatte gestern eine sehr stürmische Sitzung in der Conversationshalle. Daß man keinem der beiden Adreßentwürfe zustimmen dürfe, darüber war man sogleich einig (sehr viel von der äußersten Linken!) und es handelte sich nur noch darum, in welcher Weise man den Uebergang zur Tagesordnung motiviren wolle. Es wurden 3 Entwürfe zur Abstimmung gebracht, da der eine von D'Ester zu Gunsten des Waldeck'schen zurückgezogen wurde. Die andern waren von Stein und Wesendonk. Der Waldeck'sche wurde endlich angenommen; derselbe lautet:
„In Erwägung:
Daß die Einheit der deutschen Volksstämme nur dann einen Werth hat, wenn sogleich die in der Revolution erkämpfte Freiheit zur vollen Geltung gelangt;
Daß eine solche deutsche Einheit bei der freiheitsfeindlichen Politik, welche das gegenwärtige Ministerium sowohl in der deutschen Angelegenheit, als besonders in den Angelegenheiten Preußens seither befolgt hat, durchaus nicht zu erwarten steht;
Daß eine neue Adresse an die Krone unter diesen Umständen keinen günstigern Erfolg verspricht, als die früher beschlossenen,
Geht die Kammer über den Antrag zur Tagesordnung über.“
Man sieht: Waldeck denkt nur an das Ministerium; der Minister der Zukunft!
Auch in der Sitzung der Kommission für den Vinke'schen Antrag kam man zu keinem Entschluß.
Der Führer der Rechten, Hr. v. Vinke, glaubte bei der Kaiseradreßgeschichte, er werde sich mit dem Führer des linken Centrums über die Adresse selbst verständigen können. Er schrieb deshalb an Hrn. v. Unruh und bat ihn um eine Unterredung von einer halben Stunde, welche hinreichen würde, um die Vereinbarung zu Stande zu bringen. Hrn. v. Unruh traf indeß der Brief nicht zu Hause, und so zerschlug sich die Verhandlung. Daß aber zwischen den beiden Herren in der deutschen Frage keine sonderliche Meinungsverschiedenheit herrscht, das zeigen die beiden Entwürfe, welche dem Materiellen nach vollkommen gleichbedeutend sind.
Heute findet im Mielent'schen Saale eine große Mittagsfête für die Frankfurter Deputation statt. In der Kammer ging eine Subscriptionsliste herum, auf der jedoch nur die Mitglieder der Rechten sich unterzeichneten. Das Couvert kostet sechs Thaler. Ob indeß durch die Verhandlung von gestern Nachmittag die ungeheure kaiserliche königliche Freude nicht etwas getrübt wird?
Unter die hervorragenden Mitglieder der frühern Nationalversammlung wurde gestern eine französische Broschüre vertheilt über die Revolution der Rumanen. Sie wendet sich an England, Frankreich und Preußen, schildert in glänzender Sprache die Nothwendigkeit und selbst Legalität dieser Revolution, und fleht bei diesen Mächten um Hülfe und Schutz gegen die Feinde der Rumanen — die Russen. Der Verfasser dieses Memoirs, jedenfalls ein mit den dortigen Verhältnissen genau bekannter geistvoller Mann, hat sich nicht genannt.
Eine hannoversche Note, welche sich günstig für das preußische Erbkaiserthum ausspräche, ist nicht, wie man verbreitete, hier angekommen. Es ist eine Note gekommen, aber sehr malitiös gehalten, in der Preußen's nicht mit einem Worte erwähnt ist. Es stimmt dazu, daß der König von Hannover bei Ankunft der Frankfurter in östreichischer Uniform erschien.
Wir erfahren aus guter Quelle, daß die Berliner Polizei nicht von Hinkeldey, sondern von Puttkammer dirigirt wird.
Es war auch aus Braunschweig eine Deputation hier angekommen, welche dem Könige den Wunsch dieses Landes aussprechen sollte, er möge doch ja die dargebotene Kaiserkrone annehmen. Ihr gehörte auch der Kammerherr Freiherr v. Hohenhorst, der Schwager Vinke's, an. Die Deputation war empört über die Antwort des Königs und besonders Hr. v. Hohenhorst war es, der seinen Schwager zu dem von ihm gestellten Antrage anregte.
Sehr viele Abgeordnete von der Linken sind schon abgereist. Wir müssen die Bequemlichkeit der Herren doch sonderbar finden.
Die Frankfurter Deputation hat eine Note an das preußische Gouvernement erlassen, in der sie erklärt, daß sie die Antwort Sr. Maj. als eine entschiedene ablehnende betrachten müsse und demgemäß nach Frankfurt berichten werde. Dem edlen Gagern ist das Unerwartete sogleich durch eine telegraphische Depesche gemeldet worden.
Vorgestern wurden den Constablern folgende drei Tagesbefehle verlesen: 1) Wenn am Abend Illuminationen statt fänden, so solle man augenblicklich die Leute auffordern, die Lichter wieder von ihren Fenstern zu entfernen; widersetzten sie sich, so solle man sie verhaften. 2) Wenn der Ober-Constabler Hinkeldey bei einem Constabler vorübergehe, so solle dieser Front machen und dem Vorgesetzten 10 Schritte weit mit unverwandten Augen folgen. 3) Es wurden spezielle Befehle zur Verhaftung des Hrn. Gustav Julius gegeben, der nach der Kreuzzeitung sich wieder hier befinden solle.
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@facs1498
[ * ] Berlin, 4. April.
Nachdem Manteuffel den „Ritter ohne Furcht und Tadel“, den Vincke exploitirt, verhöhnt er den breitspurigrn Konkurrenten. Die „Neue Preußische Zeitung“ persifflirt ihn in einem Leitartikel mit der Ueberschrift: „Das Vaterland ist in Gefahr!
„Die Kammern, sagt sie, bleiben, das Ministerium bleibt (dies das Schmerzlichste für Vincke und Waldeck, den „Minister der Zukunft“) und der König antwortet dem Hrn. v. Vincke und Genossen, daß sie sich nicht um Dinge bekümmern mögen, die sie nichts angehen.“ Es gehören übrigens die preußischen Konsistorialräthe der „Neuen Preußischen Zeitung“ dazu, von der „Spitze der Vincke'schen Logik“, überhaupt von einer Vincke'schen Logik zu sprechen und diesem wegebaukundigen Landrath (siehe das Schriftlein: Auch eine Charakteristik des liberalen Abgeordneten Freiherrn von Vincke, oder erbauliche Geschichte des Sprockhövel-Elberfelder Wegebaues. Hagen 1849) Ansteckung von dem „Gift der Revolution“ anzudichten.
Dasselbe Blättchen meldet: „Wahrlich, der edle Geist seiner Ahnen ruht voll und mächtig auf Friedrich Wilhelm IV. Er ist ein wahrhaft deutsches Herz, denn (Beweis) er ist voll Muth und Redlichkeit. Das bewährt seine gestrige Antwort.“
Gleich darauf erzählt sie: „Der Konditor Klahm läßt einen Wagen umherfahren mit einem großen Anschlagzettel: Monarchieeier.
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@facs1498
[ * ] Berlin 4. April.
Sitzung der zweiten Kammer.
Um 4 1/2 Uhr wird die Sitzung vom Präsidenten Grabow eröffnet.
Die Tribünen sind drückend voll. Die Frankfurter Deputation befindet sich auf der, dem Magistrat vorbehaltenen Tribüne.
Während Verlesung des Protokolls suchen Vinke und Auerswald für ihre Partei noch zu werben. Die Abg. sprechen gruppenweise.
So eben erzählt man sich auf den Tribünen, daß eine telegraphische Depesche von Potsdam angekommen sei, in deren Folge auch die Mitglieder der ersten Kammer so eben zu einer Sitzung zusammenberufen werden.
Der Ministerpräsident: Die Regierung hält es für ihre Pflicht, der hohen Kammer diejenigen Schritte mitzutheilen, welche dieselbe in Folge der Frankfurter Deputation gethan. Die Regierung hat heute eine Note an sämmtliche deutsche Regierungen erlassen. (Der Minister liest dieselbe vor.)
Der wesentliche Inhalt dieser Note ist folgender:
Der König sei bereit die provisorische Centralgewalt, in Anbetracht der Gefahren, in welcher sich Deutschland durch die Abdankung des Erzherzogs Reichsverwesers befinde, zu übernehmen. Zu gleicher Zeit hält er fest an der Vereinbarung der Fürsten und zu dem Ende werde eine Aufforderung an alle Regierungen ergehen, Gesandte nach Frankfurt zu schicken (Fürstencongreß), um dort Erklärungen über die deutsche Verfassung abzugeben. Der König sei bereit, an die Spitze eines Bundesstaates zu treten, dessen Formen sich, natürlich mit Berücksichtigung der Frankfurter National-Versammlung, nach der Masse der Theilnehmer richten müsse. (Octroyirung?) Innerhalb acht Tagen werde ein solcher Gesandter von Preußen nach Frankfurt gesandt werden. (Siehe Staatsanzeiger.)
Ueber die Bucher'sche Tagesordnung, welche gestern angenommen, aber weil sie nicht gedruckt war, muß heute, nachdem sie gedruckt vertheilt ist, nochmals abgestimmt werden.
Eine Zählung ergibt, daß nur 146 für und 150 gegen die Bucher'sche Tagesordnung. Man fordert namentliche Abstimmung, welche folgendes Resultat ergibt: 146 dafür und 148 dagegen, 38 Abg. fehlten ohne Grund. Demnach ist das gestern angenommene Mißtrauensvotum gegen das Ministerium heute mit 2 Stimmen relativer Majorität wieder verworfen. (Das sind die Folgen der vorschnellen Abreise vieler Abg. der Linken)
Grabow, Vinke, Moritz, Waldeck, Kleist-Retzow streiten sich beinah eine Stunde lang über die nun zu befolgende Fragestellung. Grabow schilt die Kammer, wie ein zorniger Schulmeister.
Die motivirte Tagesordnung des Abg. Moritz wird angenommen. (Sie ist etwas schwächer als die Bucher'sche)
Ein Antrag wird gestellt, die nächste Sitzung den 13. d. M. anzusetzen.
Der Präsident Grabow setzt die nächste Sitzung auf morgen Mittag 12 Uhr fest, der Vinke'sche Antrag und drei Interpellationen bilden die Tagesordnung.
Die in der heutigen Sitzung mitgetheilte Collectivnote wird den Abg. noch heute Abend gedruckt zugesandt werden.
Schluß der Sitzung 6 1/4 Uhr.
Sitzung der ersten Kammer.
Die Tribünen waren gedrängt voll, man kaufte die Billets zu 2 Thaler, was bei der ersten Kammer noch nicht da gewesen. Die armen Käufer wurden grausam getäuscht. [Fortsetzung]
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@facs1498
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@facs1498
[Fortsetzung] Reichs, Udalricus von Pappenheimb, und trägt vor Ihr Mayst. ein außgezogenes Schwerd.
Also nun endlich wird gesehen von dem der Poet sagt: Rerum certa salus terrarum Gloria Caesar. Und haben Ihre Mayst. in aller Magnificentz mit güldin und silberen Rüstungen, und darüber mit einem silbernen Triumphirlichen Kleid, und Birret sampt auffhabenden Plümlein angethan frölich gesessen auf einem köstlichen generosen Pferd mit gleichmäßigen silberen Deck behangen.
An der rechten Hand hat geritten ihr Churf. Gn. von Cölln, an der Linken Churf. Gn. von Mayntz, doch also, daß Ihre Mayst. etwan voran geritten. Nach, oder hinder Ihre Mayst. folgeten dre Legatus deß Königs von Boheimb, viel Cardinäl, Bischöff und Erzbischoffen und vieler Herren und Fürsten Abgesandten und Räthe.
Die gantze Prozession aber schlossen zuletzt Ihre König. Mayst. Reutter, roht, weiß und gelb gekleidet, gleich die vorige, deren in allem gewesen über die 4000.
Wie nun beim Abend Ihre Königl. Mayst. in die Statt hineinkommen, seynd sie mitten in der Kirchen über eine güldine Teppich auf ihre Knie gesessen, biß durch Ihre Churf. Gn. von Cölln sicher Gebett über Ihre Mayst. gesprochen, und da Sie wider von der Erden auffgestanden gewesen, hat man das fröliche Gesang: Te Deum laudamus, auff's stattlichst musicirt und gesungen.
Seynd dann samptlich nach Hauß gegangen, um sich in die Ruhe zu begeben, nachdem es nun zwo Stund in der Nacht gewesen.
Folgenden, nemblich S. Severini Tag, den 23 Octobris, nachdem alles in der Kirchen der gebür disponirt gewesen, seynd Ihre Kön. Mayst. mit vorgehenden viel Fürsten, Graffen und Herren mit einem güldinen Kleid angethan dahin erschienen. Nun ward aber vielfältig gebettet und als das Ampt der H. Meß angefangen und dann der gantze Clerus auff die Knie gefallen und die Litaney gesungen, fraget Ihr Churf. Gn. von Cölln den König auff Lateinischer Sprach: Ob er den Catholischen Glauben durch rechtfertige Werck halten, aller Kirchen Beschützer und Beschirmer seyn, und das Reich nach der Gerechtigkeit würcklich verthätigen wolte? Ob Er das jenig so vom Reich abgezwackt, verstrewet und verlohren, wider beysamen bringen: Ob er den Widwen, und aller Ellenden Personen ein Verthätiger und Richter seyn wolte? Ob Er dem Bischoff von Rom alle schuldige Underthänigkeit beweisen woltez Und als Er dieses alles nach seinem vermögen zu thun hat angelobt, ist er weiter geführt worden biß zum Altar, und daselbsten solches mit Aufflegung zweier Finger auff dem Altar Eydsweiß angelobt und geschworen.
Darauff aber auch Hochgenanter Erzbischoff von Cölln sich zu den umbstehenden Fürsten umbgewandt, und sie gleichfals auff Latein gefragt, Ob sie solchem Fürsten sich underwerffen, und seinen Befelchen gehorsamb sein wolten? Darauff die jenige, so der Lateinischen Sprache erfahren, geantwortet: Ja. Die übrigen aber hat abgefragt der Abt von Prüm auf Teutsch, und haben alle Ja geantwortet.
Folgens als der Erzbischoff noch einige Gebett gesprochen, ist der Keyser nach altem Brauch niderkniend von ihnen gesalbet worden.
Nach der Salbung führen Ihnen Beyde Churfürsten Mayntz und Trier in die Sacristey, daselbst, nachdem Ihme das Oel durch seine Capellän mit reiner Baumwollen wieder abgewischet, und das Keyserliche güldine Oberkleid — welches alsbald der Kirchen heimgefallen — abgelegt, wird er mit andern deß H. Caroli Magni hinderlassenen, und durch die Statt Nüremberg hieher gebrachten Kleidern und Zierrathen angethan und zum Altar geführet, daselbst Ihre Mayst. niederkniet und hat der Erzbischoff Ihnen dreymal benedicirt, darnach ist Er wider auffgestanden und ist Ihme unter Ermahnung das Schwerd auff die Seiten gebunden. Dergleichen wird er auch vermahnet bei Gebung deß Rings, deß Scepters, deß Reichs Apffel und derogleichen und endlich wird Er von dreyen Erzbischoffen Cölln, Mayntz und Trier mit der güldinen Kronen, so die Statt Nüremberg sampt andern zur Krönung gehörigen Sachen dorthin bracht hatten, gekrönet und thut den gewöhnlichen Kays. Eyd über dem Altar und sagte:
Ich gelobe vor Gott und seinen Engeln, die Gesätz zu halten, Gerechtigkeit zu üben, und die Rechten des Reichs zu verthädigen.
Nachdem aber dieß passirt, hat man Ihre Mayst. hinauss auff das Hochmünster geführt, biß auff den weiß Marmoren Stul, vulgo des Königs Stul genannt, wo man Ihnen begrüsset und Glück gewünschet und wo er auf dem Stul sitzend, vielerlei Leut geadelt und mit dem Schwerd zu Rittern geschlagen. Under diesen geschlagenen Rittern aber seynd ihrer viel gewesen, so ihre Ritterliche Thaten nicht in Tyberino Ponte bewiesen hatten.
Wider hinunder gekommen haben Ihre Mayst. geopffert ein stück Golts von 10 Dukaten und sich dann mit großer Andacht mit dem H. Hochw. Sacrament versehen lassen.
Welches alsbald geschehen, haben alle Chur- und Fürsten Ihre Mayst. bis in's Pallast, oder Rathhauß begleitet, gestalt, des Keys. Mahl mit einander zu halten.
Ihre Mayst. seynd dahin kommen über eine höltzine Brück, darüber gespreyt gewesen ein Tuch, welches darnacher den starkst Zugreiffenden verblieben und von dem gemeinen Volck zerschnitten und hingenommen ist.
Alsbald aber Ihr Mayst. hinauffgangen gewesen, ist Udalricus von Pappenheimb Under Reichs Marschalck mit seinem Pferd in einen grossen Hauffen Habern biß an die Brust des Pferds hinein geritten, darin mit einem silberen Müdt von zwölff Marck Silbers gemessen, und die Haber darnacher preyß geben.
Item alsbald nach der Krönung den gantzen Tag ist vor dem Rathhauß ein Fontein in Gestalt eines Adlers und eines Löwen [Fortsetzung]
[1499]
[Deutschland]
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@facs1499
[Fortsetzung] Graf Dyhrn motivirte seinen dringlichen Antrag:
„Die Ernennung einer Kommission, welche die durch die Antwort Sr. Maj. des Königs an die Frankfurter National-Versammlung herbeigeführte Lage der Dinge in Erwägung ziehe; eventuell eine Adresse an des Königs Majestät entwerfe, um eine anderweite mit den Wünschen der Kammer übereinstimmende Entschließung Sr. Majestät herbeizuführen.“
Grund: „Die drohende Lage des deutschen Vaterlandes.“
in einem seiner gewöhnlichen, glänzenden deklamatorischen Vorträge. Fast die ganze Kammer erhob sich für die Dringlichkeit.
Der Kriegsminister v. Strotha, als der beste Redner des Ministeriums, bat, man möge demselben doch Vertrauen schenken, man werde sogleich eine Kollektivnote an die Fürsten erlassen und es werde auf dem betretenen Wege der Note vom 23. Januar fortschreitend, das gewünschte Ziel deutscher Einheit erlangen.
Gerlach sagte, man müsse Zeit gewinnen, damit aus allen deutschen Gauen die begeisterten Stimmen über die eben so weise als gerechte Antwort Sr. Maj. wiederhallen können.
So geht die Debatte fort.
Darauf wollte der Präsident wegen der O sterferien die Kammer auf acht Tage vertagen.
Dagegen erhob sich Widerspr uch auf der Linken. Der Präsident überließ die eigentlich ihm zukommende Entscheidung der Kammer, diese entschied sich für die Vertagung und froh, aus diesem Dilemma auf so leichte Art davon gekommen zu sein, ging sie gemüthlich nach Hause.
Bericht über den Antrag der Abgeordneten v. Vincke und Genossen, den Erlaß einer Adresse an des Königs Majestät betreffend.
Berichterstatter Abg. v. Vincke.
Die unterzeichnete Kommission hat den Antrag einstimmig als dringlich anerkannt und die Mehrheit hat sich aus den in demselben entwickelten Motiven für die Entwerfung einer Sr. Majestät einzureichenden Adresse entschieden.
Ueber die Fassung dieser Adresse konnte indeß eine Einigung in der Kommission nicht erzielt werden.
Zuerst wurde von dem unterzeichneten Referenten der nachstehende Entwurf vorgelegt:
Königliche Majestät!
Die Antwort, welche Ew. Majestät den Abgeordneten der deutschen National-Versammlung zu ertheilen geruht haben, hat uns tief erschüttert.
Angesichts der dringenden Gefahren, welche von Innen und Außen der Neugestaltung des deutschen Vaterlandes drohen, hatten wir die Ansicht auszusprechen uns gestattet, daß Ew. Majestät dem von den Vertretern des deutschen Volkes ergangenen Rufe Sich nicht entziehen wollen.
Soll aber, wie wir mit Schmerz vernommen, die auch nur vorläufige Annahme dieses Rufes von dem ferneren Resultate der gemeinsamen Berathung der deutschen Regierungen abhängig gemacht werden, so wird — wir dürfen das nicht verschweigen — eine so lange Verzögerung des hochwichtigen Werkes vielleicht das Werk selbst gefährden und zerstoren
Wir wiederholen daher nochmals in Ehrfurcht die dringende Bitte:
Ew. Majestät wollen die oft bewährte deutsche Gesinnung aufs Neue bestätigen und — unter Voraussetzung der Zustimmung der betreffenden deutschen Regierungen — die Würde eines Oberhauptes des deutschen Bundesstaates ohne Zögerung übernehmen.
Bei der Abstimmung entschied sich die Kommission mit 12 gegen 10 Stimmen für die Verwerfung dieser Fassung.
Sodann legte der Abgeordnete v. Kirchmann den nachfolgenden Adreß-Entwurf vor:
Königliche Majestät!
Die verantwortlichen Räthe der Krone haben uns die Antwort mitgetheilt, welche Ew. Majestät der Deputation der deutschen National-Versammlung auf die Botschaft wegen Ew. Majestät Wahl zum deutschen Kaiser ertheilt haben.
Ew. Majestät haben darnach die Annahme der Wahl von dem Einverständniß mit den gekrönten Häuptern und freien Städten Deutschlands und von den Erwägungen der Regierungen der deutschen Einzelstaaten über die deutsche Verfassung abhängig gemacht.
Erschüttert von dem Gedanken an die Gefahren solcher Ew. Majestät von Ihren verantwortlichen Ministern angerathenen Grundsätze, und erfüllt von der Größe und dem Ernste des Augenblicks, nahen wir, die Vertreter eines großen deutschen Volksstammes, nochmals Ew. Majestät.
Mögen Ew. Majestät nicht zögern, mögen Ew. Majestät die Wahl jetzt annehmen, und auf Grund der beschlossenen Verfassung den Kaiserthron Deutschlands besteigen.
Ein kühnes und entschlossenes Ja, es wird durch ganz Deutschland wiederhallen, ein solches Ja wird dem deutschen Volke die Bürgschaft sein, daß sein Kaiser die volle Einheit, die ganze Freiheit und die wahre Ordnung von ganz Deutschland pflegen und schirmen werde.
Die Frage ist groß, lassen Ew. Majestät groß auch die Antwort sein.
Auch für diese Fassung entschied sich indeß nur eine Minderheit von 10 gegen 12 Stimmen
Die Kommission sieht sich daher außer Stande, einen bestimmten Antrag zu stellen, und muß es der hohen Kammer anheimstellen, ob und welche Anträge aus ihrem Schoße hervorgehen sollen.
Berlin, den 3. April 1849.
Grabow. Grün. v. Vincke (Referent). Berends. Schramm. Dane. Pape. Ziegler. v. Berg. Doerk. v. Werdeck. Wolff. v. Kirchmann. Wentzel (Ratibor). Peltzer (Lennep). Fubel. Moritz. Wiethaus. v. Schlotheim. Phillips. Ulrich. v. Auerswald.
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@facs1499
[ * ] Breslau, 3. April.
Man hat sich hie und da in Deutschland darüber gewundert, daß Herr Heinrich Simon von hier für den deutschen Kaiser Friedrich Wilhelm gestimmt hat. Hier in Breslau wundert man sich nicht darüber. Hören Sie. Heinrich Simon war der Mann, der am 6. März 1848 öffentlich für die erste Volksversammlung thätig war, und — im Geheimen dieselbe durch seinen Freund Pinder hintertrieb. Als am 18. März in Breslau das noble Preßgesetz vom 17. März bekannt wurde, war Heinrich Simon der Mann, der da jubelte, der seine Freude nicht mäßigen konnte und der verlangte, Breslau sollte illuminirt werden. Als das Volk dies Gesetz zerriß, mit Füßen trat und sich freute, daß man endlich in Berlin zu den Waffen gegriffen habe, war Heinrich Simon derjenige, der da schrie: „Sie wollen den Kampf, weil Sie die Republik wollen, wer aber die Republik will, der will die Anarchie und der ist ein — Hochverräther!!
Hr. Simon hat also für einen Kaiser gestimmt, weil er kein Hochverräther ist und werden will. Die Bornirtheit und Rechtsbodenreiterei dieses Mannes ging so weit, daß als er dem versammelten Volke die Kabinetsordre vom 22. März vorlas, sich bei Verkündigung des Versammlungsrechts der Aeußerung nicht enthalten konnte: Sehen Sie, meine Hereen, jetzt können wir das von Rechtswegen thun, was wir bisher rechtswidrig gethan haben!!
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@facs1499
[ X ] Breslau, 3. April.
Ich kann Ihnen die bestimmte Nachricht geben, daß die Ungarn nicht weit von Pesth stehen und binnen Kurzem dort Quartier zu nehmen gedenken. Diese Nachricht entnehme ich aus einem zuverläßigen Brief d. d. Pesth, 31. März. Zu gleicher Zeit erlaube ich mir, Sie auf einen Bericht des Erzherzogs Stephan über Ungarn aufmerksam zu machen, der in der morgigen Oder-Zeitung erscheinen wird.
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@facs1499
[ * ] Wien, 2. April.
Ueber den Stand der Dinge in Italien fehlt es uns noch sehr an bestimmten Nachrichten; doch nehmen die Friedensunterhandlungen mit Sardinien ihren Fortgang. Minister Bruck ist heute zur Leitung derselben nach Verona abgegangen. Auch Erzherzog Wilhelm ist nach Italien abgereist. Uebrigens ist mit dem dreitägigen Feldzuge noch nicht Alles zu Ende und es bedarf noch großer Anstrengungen, um die im lombardischen Königreiche an verschiedenen Punkten ausgebrochene Insurrektion zu dämpfen. Nach Bergamo wird das ganze dritte Korps, nach Modena, Parma und Mantua das vierte Korps entsendet. Haynau wird Malghera angreifen und zugleich eine entsprechende Truppenzahl zur eventuellen Intervention im Kirchenstaate bereit halten!! G. M. Nugent ist nach Brescia aufgebrochen, hat Euphemia mit Sturm genommen und ist im Begriffe, sich mit der Besatzung des Kastells von Brescia in Verbindung zu setzen. Brescia ist vom Kastell aus durch beinahe 6 Stunden bombardirt worden. — An sämmtliche Länderchefs ist die Anweisung ergangen, die im Zuge befindlichen Wahlen zur Nationalversammlung in Frankfurt einzustellen und die jüngst gewählten Abgeordneten, welche die Reise noch nicht angetreten, aufzufordern, die Reise nicht anzutreten.
Ueber das Frankfurter Elaborat eines deutschen Reichskaisers spricht sich u. A. der „Lloyd“ folgendermaßen aus:
„‥… Wir betrachten das Resultat dieser Abstimmung (bei der Paulskirchener Kaiserwahl) als ein sehr günstiges. Wir sind dem deutschen Erbkaiserthum, als zu einer Zersplitterung Deutschland's führend, durchaus abhold, und sind deshalb darüber erfreut, daß nur eine Minderheit der Vertreter des deutschen Volkes in Frankfurt sich dazu bewegen lassen konnte, den Plan, Deutschland vermittelst eines Erbkaisers zu konstituiren, durch ihre Stimmen zu sanktioniren. Das indirekte Ergebniß der Wahl ist, daß eine Mehrheit aller im deutschen Parlamente zu einer Wahl berechtigten Wählerschaften durch ihre Vertreter sich für das Erbkaiserthum nicht entschied.
Bei den wichtigsten Handlungen im parlamentarischen Leben wird es als eine Bedingung angesehen, daß die absolute Mehrheit des Parlamentes — nicht blos die Mehrheit der im Parlamente Anwesenden — durch ihre Stimmen einen Vorschlag zum Beschlusse erheben. Die Zahl 290 bildet nur die Mehrheit von 579, und bekanntlich soll das deutsche Parlament aus mehr als 600 Mitgliedern zusammengesetzt sein.
Wäre die Regel eine andere, so könnte es geschehen, daß zwei Stimmen über das mit diesen stimmende Viertheil der in's Parlament Gewählten eine Konstitution umändern, einen Thron vergeben könnten u. s. w. Die Unterthanen Sr. Maj. des Königs von Preußen ganz allein würden nach solchem Systeme im Stande sein, bei der zufälligen Abwesenheit vieler andern Mitglieder, ihren Monarchen zum Kaiser der Deutschen zu proklamiren.
Die 248 in Frankfurt anwesenden Mitglieder der Nationalversammlung haben sich durch Enthaltung von der Abstimmung ein Verdienst um ihr Vaterland erworben. Sie wahrten durch ihren Entschluß die Rechte der Abwesenden. Sie protestirten durch denselben gegen die Befugniß der Versammlung, Kaiser zu machen. Sie überließen der Minorität der Paulskirche, den 290 stimmenden Mitgliedern, das Monopol, sich vor der Welt bloßzustellen, und wahrten dadurch das Ansehen der Majorität der Versammlung u. s. w.“
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@facs1499
Grottau, 30. März.
Eben jetzt, um 7 Uhr Früh, werden die polnischen Emigranten von hier wieder abgeführt, und nicht wie man glaubte, nach Amerika, sondern wieder ins Innere des Landes zurück, und zwar nach Theresienstadt. Die ganze Reise an die Grenze war also ebenso unnütz gewesen, als die Gerüchte und Befürchtungen einer gewaltsamen Befreiung grundlos waren. Zum Schlusse habe ich Ihnen noch einen traurigen Zwischenfall zu melden. Einer dieser jungen Emigré's wollte vergangene Nacht durch den Abort entfliehen, wurde aber erwischt und von den Soldaten auf eine unbarmherzige Weise durchgeprügelt, geknebelt, und in diesem Zustande in einen Gänsestall gesperrt, wo er bis zum Morgen in der Kälte liegen mußte. Heute bekam der arme Mensch bei der Abfahrt einen eigenen Wagen und eine obligate Bedeckung, von 8 Soldaten, und zu allem Ueberflusse wurden ihm noch die Hände auf den Rücken gebunden. — Die innigste Theilnahme eines jeden gefühlvollen Menschen folgt diesen Unglücklichen.
[(C. Bl- a. B.)]
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@facs1499
München, 31. März.
Die Landstände sind weiter bis zum 21. April vertagt. Wer weiß, was bis dahin möglich wird. Das griechische Anlehen ist durch Zahlungen von Seiten des Exkönigs Ludwig und seines Bruders Karl beseitigt. Letzterer ist bekanntlich sehr reich, und auch von Ludwig heißt es, daß er 18 Millionen Gulden bei der englischen Bank in Sicherheit gebracht habe. Freilich nur ein kleiner Theil der Erübrigungen u. s. w.
[(M. A. Z.)]
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@facs1499
Nürnberg, 3. April.
In der heutigen Morgensitzung des Kongresses baierischer Arbeiter wurden sämmtliche auf der Tagesordnung stehende Anträge, die Organisation der Arbeitervereine betreffend, mit einigen Zusatzanträgen angenommen und als Ort für die nächste Generalversammlung Augsburg festgesetzt.
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@facs1499
Rastatt, 2. April.
Mit dem Bahnzug, der um 12 Uhr Mittags aus dem Oberlande hier ankommt, sind heute die Verurtheilten Struve und Blind, unter Bewachung einer Abtheilung des 2. Infanterieregiments, hier eingetroffen und wurden vom Bahnhof aus in zwei Wagen mit angemessener Bedeckung nach der Bastion 30 gebracht, wo sie vor ihrer Verurtheilung gesessen.
Der hiesige Aufenthalt wird mindestens bis zur Entscheidung des Oherhofgerichts über das von dem Vertheidiger Brentano ergriffene Rechtsmittel der Kassation dauern.
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@facs1499
(A. M.) Schleswig, 2. April.
Ich beeile mich, Ihnen mitzutheilen, wofern es Ihnen nicht bereits aus anderer Quelle zuging, daß Lord Palmerston und Bunsen das dänische Ultimatum verwarfen, daß Letzterer jetzt auch eine den Dänen früher gemachte Concession zurücknahm, und daß nunmehr der dänische Gesandte im Namen seines Hofes erklärte, die Dänen würden nach dem 3 (2. ?) April sofort den Krieg zu Lande und zu Wasser beginnen.
Ungarn.
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@facs1499
Edition: [Friedrich Engels: Vom Kriegsschauplatz, vorgesehen für: MEGA2, I/9. ]
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@facs1499
Edition: [Friedrich Engels: Vom Kriegsschauplatz, vorgesehen für: MEGA2, I/9. ]
[ * ] Pesth, 30. März.
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@typejFeuilleton
@facs1499
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@facs1499
[Fortsetzung] gestanden, welche reichlich auß zweyen Canalen vor jedermennig- lichen Wein gegeben.
Noch ist auff der Strassen gebraten worden ein Ochß, in einem höltzinen Spieß, welcher angefüllet gewesen mit allerhand kleinen Thieren, darvon auch Ihre Mayst. ein Bislein, darnacher den Rest das gemeine Volk bekommen. Inmittels aber, als dieses auff dem Marckt geschieht, kompt oben auffs Königliche Salettt der Marggraff von Brandenburg sampt dem Untern Reichs Marschalck, und geben Ihrer Keys. Mayst. in einem güldinen Becken das Wasser, der Pfaltzgraff und die umbstehende Fürsten halten die Handzwähel.
Vor der Anrichtung aber seynd auch kommen die Trommeter deß Königs, und Herolden, darunder auch ein Herold deß Königs auß Engelland gewesen, und haben die Trommeter den Königl. Saal mit unaufhörlichen blasen angefüllt, biß daß der Pfaltzgraff das erste Gericht über 7 Staffel auffsteigend bedeckt Ihrer Mayst. auffgetragen, darnacher hat Pfaltz Friedrich an statt ihrer Königl. Mayst. von Boheimb, weil der nicht gegenwärtig ware, Ihrer Keys. Mayst. eingeschenkt, dann sonsten gebüret es ordinarie dem König von Boheimb Ihrer Mayst. den ersten Trunck zu geben.
Welchem allem vorgangen, haben sich die Fürsten an ihre verordnete Tisch und Platzen auch hingesetzt, welcher Tischen nur einen Fuß, Ihrer Mayst. aber 7 von der Erden erhaben: beider aber mit güldinen Decken bekleidet gewesen.
Jedesmal seynd auffgetragen 10 Schüssel und solches fünffmal, darunter doch viel nur Schaw Essen gewesen, und solche alle crendensirte Marggraf Casimir. Ihrer Mayst. sitzend in einem güldinen Stul haben zu Taffelen gedienet zur rechten seiten der Bischoff von Lüttich und der Marggraff von Arschot, an der linken seiten der Graf von Zorn und viel andere Fürsten und Herrn auß Spanien und Teutschland.
Nach vollendter Mahlzeit, und durch Chur Trier gesprochen gratias, ist wiederumb durch die Trommeter überlaut auffgeblasen und Ihre Mayst. wiederumb stattlich nach Hauß durch Ihre Chur-Fürsten und Herren begleitet worden.
Folgenden Tags haben Ihre Keys. M. Ihre Churfürsten zu Gast beruffen und auff's stattlichst tractiret. An den Nachmittagen aber wurden durch die vom Adel, wie nicht weniger auch durch den Magistrat alhie gewöhnliche Frewdenspiel angerichtet.
Am 3 Tag hat aber der Churfürst von Mayntz im Nahmen Ihrer Päbstlichen Heiligkeit offentlich proklamirt, König Carolum vor einen Römischen Keyser zu schelten und zu halten.“
So weit Joannes Noppius, Doctor. Nachdem wir die Krönung Kaiser Karl's V dergestalt aufmerksamlich angeführet und studirt haben, kann es uns wenig frommen, auch noch das zwölfte Kapitel der „Aacher Chronick“ durchzustöbern, da dieses einzig und allein: „Von sonderbarem Interesse der Statt Aach bey Königlichen Krönungen“ handelt. Lassen wir daher den Doctor Joannes Noppius nunmehr im Stich und wenden wir uns allmählig der neuern Zeit zu, indem wir nachzuforschen suchen, in wie weit heut zu Tage eine Kaiserkrönung nach den Vorschriften der „güldine Bull“ in der gehörigen Ordnung und Magnificentz aufzustellen wäre.
[1500]
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@facs1500
Edition: [Friedrich Engels: Vom Kriegsschauplatz, vorgesehen für: MEGA2, I/9. ]
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Französische Republik.
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@facs1500
Paris, 4. April.
Karl Albert ist von Antibes über Marseille, Toulouse und Bourges gestern Abend hier in Paris eingetroffen. Er fuhr von Marseille aus mit Extrapost und beobachtete das strengste Inkognito; aber im Gasthof Hotel de l'Europe zu Toulouse erkannte ihn Don Enrique, der in demselben Gasthofe wohnt, seitdem ihn der Madrider Hof wegen eines Liebesverhältnisses zu den Exaltados und der Tochter des Bankiers O'Shea aus Spanien bannte. Als Karl Albert's Anwesenheit bekannt war, sammelten sich viele Neugierige vor dem Gasthofe. Der Postillon erhielt Befehl, die Straße von Bayonne einzuschlagen; vor der Stadt angekommen, ließ er ihn jedoch in der Richtung von Paris einlenken. In Bourges bestieg die Ex-Majestät einen Spezialzug der Centralbahn, der ihn nach Paris führte.
— Auch Gioberti ist in unseren Mauern. Man versichert, gibt das Journal des Debats zu verstehen, daß es sich um einen Plan handele, über den der neue König von Turin mit Radetzki übereingekommen sei, und der in nichts Geringerem bestehe, als alle italienischen Staaten in eine Art Bundesstaat nach dem Muster des weiland Frankfurter, zusammenzubinden. Darin solle die große diplomatische Lösung der italienischen Frage bestehen.
— Auch Herr Geheimer Hofrath Hübner aus Wien ist hier. Wer ist Herr Hofrath Hübner und was will er? Das wird Ihnen der National sagen.
„Hr. Hübner ist vom Hrn. von Schwarzenberg mit einer Spezialmission bei der hiesigen Regierung beauftragt. Dürfen wir nach der Sprache urtheilen, die er bei Personen führt, die jetzt an der Spitze der Geschäfte unseres Landes stehen, so bestände diese Spezialmission darin, dem franz. Cabinet unter der Hand zu erklären (persuader), daß Oestreich das russische Joch fühle und daß es nichts sehnlicher wünsche, als dasselbe abzuschütteln, wenn Frankreich sich mit ihm (Hrn. v. Schwarzenberg) über alle italienischen Fragen verständigen wolle. Herr Hübner (lies: Schwarzenberg) möchte gern, daß wir in Rom zu gleicher Zeit interveniren, wo Oestreich in Toskana einfalle; Hr. Hübner, den man schon von seinen Missionen nach Leipzig und Mailand her kennt, nimmt keineswegs Anstand, List und Lüge anzuwenden, um Hrn. Drouyn de Lhuys zu überzeugen, daß das lombardische Volk voll Liebe für Oestreichs Armee, daß Radetzki's Staatsverwaltung sanft sei und daß das französische Ministerium gut thue, alle Flüchtlinge auszuweisen, da sie ja bei ihrer Rückkehr keiner Bürgschaft unterworfen würden. (!) Dieser Hübner, aus der Metternich'schen Schule, scheint namentlich bei demjenigen Staatsmanne sehr freundliche Aufnahme gefunden zu haben, der neulich bei der Debatte über Italien die glorreiche Halsstarrigkeit Oestreichs rühmte.“
— Der Handelsminister benachrichtigt die Handelswelt, daß vom 1. April an die sizilische Häfen (Palermo etc. etc.) von der neapolitanischen Flotte blokirt werde.
— Fayet, dessen Tod wir gestern meldeten, ist noch nicht todt; aber er liegt gefährlich danieder.
— Lamartine und Bastide wollen die Debatte über Italien wieder aufwärmen, weil Cavaignac und Drouyn de Lhuys, Thiers und Komp. gar zu schonungslos mit ihnen umgingen.
— Auch unter den Lions der Bürgerwehr circuliren Bettelbriefe zur freiwilligen Deckung der 50,000 Frk. für den Ordnungsgeneral Changarnier.
— Im Operngange wollte man wissen, daß Changarnier seine Demission gegeben habe — in Folge der grausamer Undankbarkeit der Nationalversammlung ihrer gestrigen Sitzung.
— Denjoy, dessen Heftigkeit sprüchwörtlich geworden, will das ganze Klubgesetz durch ein Amendement umstossen, das also lautet:
Einziger Artikel.
„Die Klubs sind untersagt.“
— Die nächste Sonnabend- oder Freitag-Sitzung verspricht übrigens sehr stürmisch zu werden denn Bourzat, Antoine, Divelle und Komp. haben sich bereits für die dritte Lesung einschreiben lassen.
— In das Sekretariat der Rue de Poitiers strömen enorme Geldmassen zur Bekämpfung des Sozialismus. Das Sekretariat zählt im Ganzen auf 3 bis 4 Millionen!!! Welch reiche Beute für die antisozialistischen Schriftsteller!
— Proudhon erhielt gestern einen einmonatlichen Urlaub zur Ausarbeitung seiner Memoires.
— „Peuple“ sagt zu den Verurtheilungen. Verurtheilt — verurtheilt nur zu. Wer weiß, wie fern der Tag noch ist, an welchem Herr Louis Napoleon Bonaparte wieder in die Kasematten des Schlosses von Ham zurückgeworfen wird!
— Zu Bourges wurde am 3. April gegen die Contumazirten: Louis Blanc, Seigneuret, Honneau, Caussidière, Lavirron und Chancel, unter Berufung auf den Code pénal und die Verfassung, die Strafe der Deportation ausgesprochen.
— Aus den Antillen klingen die Zuckernachrichten schlecht. Die Nachfrage ist einerseits schwach, andrerseits ist die Zuckerarbeit durch die Befreiung der Sclaven natürlich stark desorganisirt. Die Blätter aus Havre und Bordeaux benutzen diese Lage zu heftigen Angriffen gegen die Sclavenbefreiung ohne gehörige Entschädigung der großen Eigenthümer.
Wir meldeten früher, daß Minister Buffet die Handelskammern aller großen Städte der französischen Republik befragt hatte: ob er auch die ausländischen Industrie-Erzeugnisse zur diesjährigen großen Ausstellung in den elysäischen Feldern zulassen sollte? Wie wir hören, hat die Mehrzahl der Handelskammern engherzig genug mit Nein geantwortet. Wie konnte aber auch Buffet den Handel — in industriellen Dingen zu Rathe ziehen? Produktion und Schacher standen sich ja von jeher scharf gegenüber.
— Bei Veron, Großmeister des Constitutionnel, findet heute ein Diner der zwölf Hauptapostel der Rue de Poitiers Statt. Um diesem traulichen Zirkel nicht ganz den Stempel der Politik aufzudrücken, ist auch die Rachel vom Theater Francais dazu geladen. Bei dieser Gelegenheit fällt mir ein neuester Charakterzug dieser großen Künstlerin ein. Am Tage vor der Hinrichtung der Breamörder richtete sie einen Brief an den Präfekten Rebillot, worin sie denselben um einen Place de Faveur auf dem Schaffot im Interesse der Kunst bat (!). Rebillot, ein alter Haudegen, antwortete ihr, daß es in der Republik, als dem Reiche der Gleichheit, keine Gunstplätze mehr gäbe, und schlug es ihr ab.
— Der Marseiller Nouvellist vom 1. April meldet:
„Mit der größten Freude zeigen wir unseren Lesern an, daß S. H. der Pabst Pius IX. den Wunsch ausgesprochen hat, sich von Gaäta nach Marseille zu begeben. Unsere „eminemment katholische Stadt“ wird daher das unaussprechliche Glück genießen, den edelen Pontifikus während seines ganzen Aufenthaltes in ihrer Mitte zu haben etc.“
Diese Nachricht hat wohl der der Kardinal Giraud mitgebracht.
— Der Moniteur meldet, daß das Journal le Peuple gestern abermals weggenommen worden sei, weil es in einem Artikel gesagt: Der Präsident Bonaparte habe soviele Schulden, daß sein Wille und sein politischer Gedanke im Voraus verpfändet.
Wir entsinnen uns, daß Peuple einen Brief veröffentlichte, der die 6 Millionen Dezemberwähler aufforderte, 25 Centimen zu steuern, um 1 1/2 Million currente Schulden des Präsidenten zu decken.
National-Versammlung. Sitzung vom 4. April. Präsident Marrast.
Nach Vorlesung des Protokolls, die erst um 1 1/4 Uhr geschieht, weil die Erneuerungswahlen der 6 Vicepräsidenten und zweier Schriftführer in den Abtheilungssälen viel Zeit wegnehmen, genehmigt die Versammlung mehrere Lokalgesetzentwürfe, z. B. die Departements Nord und Cotes du Nord bitten um Uebersteurungsrecht Behufs Arbeitsverschaffung für ihre armen Hände.
Diese Vorschläge gehen mit 609 Stimmen durch.
Man nimmt dann das Budget (Ministerium des Innern) da wieder auf, wo man gestern stehen geblieben.
Kapitel 22 (Hospitalunterstützung) 297,000 Fr., wird ohne Debatte angenommen.
Kapitel 23, 24 und 25 stoßen ebenfalls auf keinen Widerspruch.
Kapitel 26 (1,600,000 Fr. Unterstützung für politische Flüchtlinge), auf welche die Kommission einen Abzug von 200,000 Fr. vorschlägt, wird Faucher, Minister, Republikaner und bekämpft den Abzug. Man werde doch den Patrioten nicht das Brod entziehen, das ihnen selbst die Monarchie reichte, obgleich sie gegen ihre Prinzipien kämpften etc. etc.
Stourm, Berichterstatter, besteht auf den Abzug. Er sagt, es gäbe zu viel inländisches Elend u. s. w.
Dieses inländische Elend veranlaßt allgemeines Murren
Der Abzug wird verworfen. (Bravos vom Berge).
Kapitel 27 (1/2 Million für politische Verurtheilte). Abzug 100,000 Fr.
Faucher bekämpft sehr edelmüthig auch diesen Abzug von 100,000 Fr.
Desmolles, ein Ultrafeuillant, unterstützt diesen Abzug und findet ihn noch zu niedrig; denn dergleichen Kreditteb ewilligen, heiße die Revolutionären unterstützen und das politische Verbrechen ermuntern. (Lärm vom Berge).
Trotzdem wird auch dieser Abzug verworfen.
Kapitel 28 (150,000 Fr. für die Julicombattanten) wird nach kurzer Gegenrede genehmigt.
Die Kapitel 29 bis 40 geben zu keinen erheblichen Debatten Veranlassung.
Die übrigen Artikel gehen ebenfalls durch.
Endlich wird das Gesammtbudget zur Abstimmung gebracht und mit 644 gegen 3 Stimmen genehmigt. (Gelächter)
Schließlich verliest Marrast folgendes Resultat der Abtheilungswahlen für Vicepräsidenten und Schriftführer.
Zu Vicepräsidenten werden proklamirt: 1. Lamoriciere mit 451; 2. Goudchaux mit 379; 3. Havin mit 367; 4. Billault mit 365; 5. Cerbon mit 355, und 6. Grevy mit 319 Stimmen.
Bedeau (von der Rue de Poitiers) erhielt nur 216 Stimmen.
Also wieder reines Palais National.
Pean und Degeorges sind wieder zu Schriftführern gewählt worden.
Endlich beschließt die Versammlung, daß sie übermorgen (Charfreitag) keine Sitzung halte.
Schluß 6 Uhr.
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@facs1500
[ * ] Bourges, 1. April.
(Prozeßverhandlung.) Die Nachricht von der Ankunft Hubers hat vor dem Sitzungsgebäude eine große Menge Volkes versammelt. Man erfährt indeß, daß sich mehrere Geschworne auf das Hartnäckigste der Zulassung Hubers in die gegenwärtige Verhandlung widersetzt haben, und daß die Sache desselben getrennt von der seiner Mitangeklagten verhandelt werden soll.
Die Sitzung wird um 12 3/4 Uhr eröffnet.
Präsident. Die Vertheidiger werden jetzt das Wort zur Replik erhalten.
Advokat Girard, Vertheidiger Blanqui's, geht in eine ausführliche Prüfung der Thatsachen, welche den 15. Mai nicht als ein vorbereitetes Attentat, sondern als das Werk verschiedener zusammentreffender Umstände darstellen.
Armand-Levy, Beistand Sobrier's, verbreitet sich über die öffentlichen Ereignisse nach dem Februar. Die Republik war gefährdet und die drohende Haltung Sobrier's gegenüber der immer fortschreitenden Reaktion hatte nur den Zweck, die „gesetzlich bestehende Ordnung der Dinge“ zu retten. Es ist eine Lächerlichkeit, wie es die Anklage thut, bei Sobrier von Versuch zum Umsturz der „Republik“ zu sprechen.
Advokat Band, Vertheidiger Sobrier's, wiederholt die Hauptpunkte der schriftlichen Vertheidigung, welche er eingereicht hat. Sobrier hat, wie die sämmtlichen Zeugen beweisen, alle Kräfte aufgeboten, den Saal der Assemblée vom Volk räumen zu lassen.
Raspail. Das öffentliche Ministerium hat die Petition für Polen verlesen und zugleich gestehen müssen, daß dieselbe nicht in den Prozeß gehöre; gleichwohl aber hat man Sobrier nur auf diese Petition hin in den Prozeß verwickelt, weil die Petition in dem Sobrier'schen Journal: „La Commune de Paris“ abgedruckt worden war. Der Angeklagte geht alsdann abermals in die Thatsachen ein, führt dann aus, wie die Aussage des Zeugen Point in Betreff der angeblichen Aufforderung, nach dem Hotel de Ville zu ziehen, durch die Umstände wie durch die entgegenstehenden Entlastungsdepositionen vollständig als Lüge erscheine, und erklärt nach kurzem Resume seines politischen Lebens, daß er zwar als junger Mensch von 16 Jahren in geheime Verschwörungen eintreten konnte, aber in einer Zeit des offenen Parteikampfes dergleichen Vermuthungen als eine Abgeschmacktheit betrachte.
Nach einer halbstündigen Unterbrechung der Sitzung erhalten noch die Vertheidiger der Angeklagten Degre, Larger, Thomas, Quentin, Borme, Courtais und Villain das Wort, deren Repliken im Wesentlichen nur eine Wiederholung der ersten Plaidoyers, ohne neues Interesse, enthalten.
Schluß der Sitzung 6 1/2 Uhr.
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@facs1500
[ * ]Bourges, 2. April.
Die Sitzung wird um 10 1/2 Uhr eröffnet. Die Posten sind wieder verdoppelt, und zahlreiche Patrouillen durchziehen die Stadt.
Hierzu eine Beilage.