Deutschland.
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] Köln, 2. April.
In Nr. 258 d. Ztg. wurde des raubritterlichen und büreaukratischen Betrugs gedacht, den die schlesische Landbevölkerung bei der sogenannten Regulirung
der gutsherrlich-bäuerlichen Verhältnisse circa 30 Jahre lang erduldet hat. Die Regulirungen schlossen mit den dort erwähnten „Rezessen“. In sie wurde hineingesetzt, was den
Dominialvergnügten und den von ihnen bestochenen Oekonomiekommissarien, Feldmessern etc. in letzter Instanz aber den mehr als berüchtigten Generalkommissionen beliebte. Es hat so eben in Breslau ein
Kongreß der Rustikal- oder Bauernvereine stattgefunden. Auf ihm kamen jene Rezesse zur Sprache. Allseitig wurde ihre Revision für nothwendig erklärt und ein Petitionsentwurf an die Kammern in Berlin
folgenden Inhalts vorgelegt und angenommen:
„Vertreter des preußischen Volks! Wir fordern die Revision der Rezesse, denn diese scheinbar freiwilligen Vergleiche sind keine solche, sondern fast immer erzwungene gewesen. Die
verschiedenen, auf dem Bauernstande ruhenden Feudallasten sollten durch jene beseitigt resp. aufgehoben werden. Hierbei wirkten der Rentmeister für den Fiskus, der Justiziarius von Seiten der
Grundherrschaft gewöhnlich zu Gunsten der letzteren: alle diese Vergleiche hat die Generalkommission bestätigt. Wir fordern daher im Bewußtsein unseres erlittenen Unrechts zur Begutachtung der Rezesse
Kreiskommissionen, hervorgehend aus freier Wahl der Berechtigten und Verpflichteten, welche nach zeitgemäßen Grundsätzen die Verpflichtungen feudaler Natur, d. h., wo kein rechtsgültiger Vertrag
(Urbarium) vorhanden ist, ohne Entschädigung streichen, die Verpflichtungen rechtlicher Natur aber behufs der Ablösung konfirmiren.“
Nach dem Beschlusse des Kongresses sollen sämmtliche Gemeinden der Kreisvereine aufgefordert werden, der Vorlage ihre speziellen, die Rezeßfrage betreffenden Wünsche einzuverleiben. Die mit
beglaubigten Namensunterschriften versehenen Adressen werden durch den Vorsitzenden Hrn. Beck den Kammern übersandt werden.
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Edition: [Karl Marx/Friedrich Engels: Die französische auswärtige Politik, vorgesehen für: MEGA2, I/9.
]
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] Köln, 3. April.
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] Berlin, 1. April.
Die in Folge des gestrigen Beschlusses der zweiten Kammer gewählte Kommission zur Entwerfung einer Adresse an Se. Majestät, welche die Gefühle und
Erwartungen der Kammer aussprechen soll, hat folgenden Entwurf des Hrn. v. Unruh angenommen:
„Die deutsche National-Versammlung hat durch ihren letzten Beschluß das Werk der Einigung und Kräftigung Deutschlands der Vollendung entgegengeführt. Dieselbe hat in Verfolg dieser
Beschlüsse Ew. Maj. zu dieser glorreichen Aufgabe berufen, das erste Oberhaupt des wieder erstandenen Deutschlands zu werden.
„Die zweite Kammer legt die dringende Bitte ehrfurchtsvoll an Ew. Maj. königl. Herz die Erwartung der deutschen National-Versammlung und die Hoffnung des durch dieselbe vertretenen deutschen
Volkes zu erfüllen. Wir verkennen nicht die Schwierigkeiten, welche sich der Erreichung dieses großen Zieles entgegenstellen, aber Ew. Maj. Weisheit, so wie die Thatkraft der deutschen Volksstämme, so
wie die Liebe derselben zu ihrem Vaterlande wird Ew. Maj. zustimmenden Beschluß mit Erfolg krönen.“
Amendement zu dem Adreßentwurf der Kommission.
Königliche Majestät!
Noch sind die Worte kaum verhallt, mit denen die Vertreter des preußischen Volkes vor dem Throne Ew. Maj ihre Hoffnungen für die Zukunft Deutschlands aussprachen und schon ist durch die sich
drängenden Ereignisse der entscheidende Augenblick gekommen, von welchem Deutschlands Geschicke ihre Lösung erwarten.
Es ist das Vertrauen der Vertreter des deutschen Volkes, welches Ew. Maj. zu der glorreichen Aufgabe beruft, das erste Oberhaupt des wiedererstandenen Deutschlands zu sein und mit starker Hand die
Leitung der Geschicke des Vaterlandes zu übernehmen.
Wir verkennen nicht den Ernst der Stunde, nicht das schwere Gewicht unabweisbarer Erwägungen. Im Angesicht aber der unberechenbaren Gefahren, wenn in Mitten des in allen seinen Fugen erschütterten
Kontinents Deutschland ohne lenkende Hand den streitenden Bewegungen der Zeit überlassen bliebe, vertrauen wir Ew. Maj. Weisheit und Hingebung für die Sache des Vaterlandes, daß Sie den rechten Weg
erkennen und alle Schwierigkeiten überwinden werden.
Wir legen ehrfurchtsvoll die dringende Bitte an Ew. Majestät königliches Herz,
„sich dem Rufe der deutschen National-Versammlung nicht entziehen und die Hoffnungen und Erwartungen des deutschen Volkes erfüllen zu wollen.
v. Vincke. Menzel. Ulrich. Urlichs. Lensing. Wiethaus.
Königliche Majestät!
Noch sind die Worte kaum verhallt, mit denen die Vertreter des preußischen Volkes vor dem Throne Eurer königl. Majestät ihre Hoffnungen für die Zukunft Deutschlands aussprachen, und schon ist der
entscheidende Augenblick gekommen, von dem Deutschlands Geschicke ihre Lösung erwarten.
Im Angesichte der unberechenbaren Gefahren, welche dem weiteren, wie dem engeren Vaterlande drohen, wenn, in Mitte des in allen seinen Fugen erschütterten Kontinents, Deutschland ohne eine lenkende
Hand, ohne einen Mittelpunkt des Gesammtwillens der einzelnen Regierungen, den streitenden Zeitbewegungen überlassen werden sollte, geben die Mitglieder der zweiten Kammer ehrfurchtsvoll ihrer
Hoffnung Worte, daß zur Vermeidung dessen Eure königl. Majestät Sich jenem Berufe nicht entziehen werden.
Wir verkennen die großen Schwierigkeiten nicht, welche dessen Erfüllung in Verbindung mit dem festen Hinblick auf das Ziel der Erhaltung deutscher Einigkeit, wie der Gewinnung deutscher Einheit
bietet.
Eurer königlichen Majestät Weisheit und Hingebung für diese große Sache wird den richtigen Weg zu finden wissen. Unsere Zuversicht beruht auf dem Bewußtsein, daß Eure königliche Majestät diesen
Beruf nur in der Weise übernehmen werden, welche mit den Pflichten auch die Kraft zu ihrer Erfüllung giebt, niemals aber um des höhern Glanzes Ihrer Krone willen davon ablassen werden, durch den
Schutz und durch die Achtung jedes Rechtes den Wahlspruch der Könige Preußens auch hier zu bethätigen.
Graf v. Arnim. Hoeppe. Asch. Freiherr v. Kleist v. Dewitz. v. Ploetz. v. Ramin. v. Röder. v. Hagen. Meyer (Friedeberg). v. Bismark. v. Renard. Stiehl. Keller. v. Kleist-Retzow. Krause. v.
Griesheim. Rabe.
Das Post-Amtsblatt enthält eine am 22. d. M. Seitens des General-Postmeisters ergangene Verfügung, worin es heißt: „Bei dem General-Postamte sind in neuerer Zeit viel häufiger als sonst
Beschwerden der Zeitungs-Abonnenten über den verspäteten Empfang oder das völlige Ausbleiben der von ihnen durch die Post zu beziehenden Zeitungen eingegangen. An alle Postbeamten ergeht daher die
Mahnung, auf die Zeitungs-Geschäfte, namentlich auf die rechtzeitige Bestellung, pünktliche Absendung und richtige Spedition der Zeitungen von nun an die äußerste Sorgfalt zu verwenden. Jeder
Postanstalt mache ich ausdrücklich zur Pflicht, in allen Fällen, in welchen eine Zeitung nicht rechtzeitig eintrifft, sofort der Ursache durch Rückfragen nachzuforschen und wenn sich ergibt, daß eine
Postanstalt die Unregelmäßigkeit verschuldet, dies dem General-Postamte unmittelbar anzuzeigen. Alle ferneren Verabsäumungen werden nach Maßgabe der Umstände gerügt werden. Den Post-Inspectoren
empfehle ich dringend, den Betrieb der Zeitungs-Geschäfte in ihren Bezirken unausgesetzt im Auge zu behalten und überall, wo es erforderlich ist, solche Anordnungen zu treffen, welche geeignet sind,
Ordnung und Regelmäßigkeit in diesem Diestzweige herzustellen und auf die Dauer zu sichern.“
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@facs | 1479 |
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103
] Schweidnitz, 1. April.
Der Redakteur des hiesigen Freischütz, Petery, befindet sich in Untersuchung wegen versuchter Ausführung des Steuerverweigerungsbeschlusses und
ist des Aufruhrs, strafbarer Erregung von Mißvergnügen und des Hochverraths angeklagt.
Einige Stellen aus der Vertheidigungsrede des Justizkommissars Schwarz werden das Verfahren des Gerichts in das gehörige Licht stellen.
„Wie unverantwortlich das Gericht gehandelt hat, geht auch daraus hervor, daß der Landrath bei seiner freilich erst am 8. Februar c. veranlaßten gerichtlichen Vernehmung angegeben hat, daß
ihm durchaus nichts davon bekannt sei, daß sich Petery bei den qu. Deputationen betheiligt habe und daß der Kanzlist vor dem Worte „betheiligt“ das freilich kleine aber sehr erhebliche
Wörtchen „nicht“ ausgelassen habe.“
Und an einer andern Stelle sagte der Vertheidiger:
„In Folge einer Anzeige des Gensdarmen Peukert war gegen den Angeschuldigten wegen einer in Zirlau gehaltenen Rede ein Scrutinal-Verfahren eingeleitet. Weil sich aber hierbei nicht so viel
herausstellte, daß die Einleitung der Untersuchung und die Verhaftung des Petery, worauf es allerdings abgesehen zu sein schien, sich hätte rechtfertigen lassen, so fragte der Untersuchungsrichter ex
officio unterm 23. Dezember pr. bei dem hiesigen Landrathe an, ob er ihm nicht solche Thatsachen anführen könne, welche darauf hindeuten, daß der Angeschuldigte zum Aufruhr und namentlich zur
Steuerverweigerung aufgefordert habe.“
Von dem hiesigen Gericht ist nichts Anderes zu erwarten, als die Verurtheilung Petery's.
Der Angeklagte hat sich durch keine Rücksichten auf seine Familie abhalten lassen, für die Sache der Demokratie zu wirken. Er kannte den Haß der Reaktionäre gegen ihn, und wußte, daß er endlich
ihrer Verfolgung zum Opfer fallen würde. Es ist jetzt Sache des Volkes, sich seiner Familie, wenn er verurtheilt wird, anzunehmen. Der Abgeordnete Maetze in Berlin wird gewiß jeden Beitrag zur
Weiterbeförderung übernehmen.
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] Wien, 30. März.
Unsere deutschen Landesväter und Ministerien haben von der Presse verschiedentlich zu leiden gehabt. Was Wunder, wenn sie nun dieser
„verderbten“ Presse durch Cautionen, Einsperrungen etc. ein schnelles Ende zu bereiten suchen? Die östreichische Standrechtsregierung verfährt dabei sehr expeditiv. Der Exminister und
östreichischer Hauptschurke Schwarzer hat dem Ministerium einige, zwar wahre, aber doch stets unangenehme Wahrheiten vorerzählt; er hat namentlich, wie der gestrige hierüber ergangene Erlaß der
„k. k. Central-Militär-Untersuchungs-Kommission“ besagt, in seinem Journal einen Ton angeschlagen, „der die Schritte der gegenwärtigen Regierung verdächtiget, den Blicken des
Publikums Bilder vorhält, welche Besorgniß und fortgesetzte Aufregungen erwecken.“ Um so schneller ist das offizielle Oestreich gegen seinen früheren Mitverräther an der Volkssache zu Werke
gegangen und Hr. Schwarzer ist, trotz seiner vor dem Kriegsgericht bezeugten Reue und vergossenen Thränen und trotz vielfach anderer „mildernden Umstände“ zu 48stündigem Profoßen-Arrest
verurtheilt worden.
Joseph Solfizky, 33 Jahre alt, verheirathet, Buchdruckergehülfe, Funch, 28 J. alt, Schneidergesell, und Philipp Schneider, 51 J. alt, verheirathet, Bäcker, sind wegen ihrer im
Zustande der Berauschung theils gegen die gottbegnadete standrechtsbestialische Verfassung, theils wegen Ungläubigkeit und ausgesprochener Bezweiflung des 24. Armee-Bülletins zu resp. 6-, 5- u.
2monatlichem Stockhausarrest in Eisen verurtheilt worden.
Der Bau der schon lange besprochenen Forts und Befestigungswerke um Wien herum, soll nun ehestens in Angriff genommen werden. Der Gemeinderath wurde bereits angewiesen, die Abschätzung jener
Grundstücke vorzunehmen, welche zu dem vor der Marxer Linie zu erbauenden Artillerie-Etablissement erfordert werden. Die Kosten sind auf 4 Mill. veranschlagt und sollen durch den Verkauf mehrerer
ärar. Gebäude gedeckt werden. Auch soll das Arsenal in der Stadt geräumt und zu Bauplätzen veräußert werden.
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213
] Dresden, 31. März.
Die zweite Kammer hatte nicht den Muth, dem ihr von Olmütz-Potsdam aufoktroyirten Contrerevolutionsministerium ein entschiedenes Mißtrauensvotum
hinzuwerfen, allein sie hat den Muth, ihre Zeit mit sächsisch-vaterlandsläppischer Sonderbündelei zu verschwenden. Nachdem sie in ihrer gestrigen Sitzung über die Abschaffung eines Forstgesetzes von
1810 berathen, wonach Forstkontravenienten mit der russisch-unerhörtesten Willkür zusammengeschossen werden können, ging sie zu einer unausstehlichen Berathung über den in der Tagesordnung der
hiesigen Geister unvermeidlich gewordenen Anschluß Thüringens an Sachsen über. Europa erbebt in seinem Innersten, die Donner des Riesenkampfes dröhnen von allen Seiten und die
reußschleitzbückeburgische Genialität Centralgermaniens zerbricht sich den Kopf darüber, wie sie eine bedeutungslose Erdscholle mit einer noch bedeutungsloseren Erdscholle in Verbindung bringen soll.
Die ultramiserable Detailhanswurstiade erregt den tiefsten Ekel. Die deutsche Mattheit und Flachköpfigkeit ist überall rundum die Erde, allein hier hat sie ihren Kristallisationspunkt. Keine
Aristokratie, keine Bourgeoisie, kein Proletariat, kein Uebermuth, keine Ueppigkeit, keine Verzweiflung, keine Freude, kein Leid, immer und überall das unbeschreibbare Einerlei des chinesischen
Daseins. Ich habe in Sachsen noch niemals einen entrüsteten, einen groben, einen eigenthümlichen Menschen gesehen; wer nicht das normale Antlitz der pfefferlosen Ausdruckslosigkeit an sich trägt, wer
sich entschieden bewegt, also redet und handelt, wird angegafft wie ein wildes Fabelwesen. Man gehe in die deutschen oder Vaterlandsvereine, man wird gleich unbefriedigt bleiben, denn man hört niemals
Politik, hohe Auffassung, Wurfweite sich geltend machen, sondern immer nur, was man auch in der Kirche hört ‒ matte Prediger mit
[1480]
ihrer nicht über die Nasenspitze reichenden Zwergobstweisheit. Es ist zum Davonlaufen. — Man versichert auch, die f g. gemäßigte Linke, d. h. das absoluteste Fibelthum, bereue das Benehmen vom
28, sie wolle sich von neuem mit der äußersten Linken verbünden, um das verunglückte Mißtrauensvotum wieder aufzunehmen; die preußischen Regierungsräthe, sächsische Minister genannt, werden sich in
ihrem ignorirenden Walten daran nicht stören lassen. In einigen Wochen werden sich die Vaterlandsvereine des k. Gesammtsachsens hier versammeln, um die demokratische Sonderbündelei einigermaßen im
Großen zu treiben.
Welche Achtung hier die publizirten deutschen Grundrechte genießen, darüber möge Ihnen Folgendes zum Beweise dienen. Kaum hat ein Fremder das Territorium eines sächsischen Gasthauses betreten, so
überrascht ihn der Wirth oder Kellner mit einem Kontrolbuch, wie es in der Welt nicht chinesischer rubrizirt sein kann, und fordert ihm mit der bebenden Gewissenhaftigkeit der heiligen Hermandad das
russisch-deutsche Vademekum, den Paß, ab. Ein junger Mann verweigerte die Abgabe seines Passes an beliebige Kellner oder Wirthe; sofort erschien der Polizeikommissar, um den Fremden heimzusuchen, traf
aber den Verdächtigen nicht zu Hause. Er wiederholte vergebens den pflichtgemäßen Besuch und hinterließ endlich eine schriftliche unmotivirte Vorladung zur Polizei. Der Fremde, sich keiner
polizeilichen Fehler bewußt, und deshalb über den injuriösen Besuch erbost, schickte die Vorladung mit dem entschiedenen Bemerken zurück, daß er nicht nach Dresden gekommen, um sich ohne Veranlassung
auf Polizeistuben umherzutreiben, daß er sich die fernern Zudringlichkeiten verbitte und die sächsische Polizei, da sie ihm nicht zumuthen könne, seinen Paß an Kellner abzugeben, wenn sie der
Fremdenpässe bedürfe, sich dieselben wie in Rußland und Oestreich beim Eintritt in's Land auf amtlichem Wege verschaffen müsse. Darauf Ruhe. Eine kleine Veranlassung genügte indessen, die
Anwesenheit des Fremden der Polizei ins Gedächtniß zurückzurufen, und sie schickt ihm eine neue Vorladung durch einen ihrer gewöhnlichen Büttel. Der Fremde weist, noch mehr entrüstet, den Gesellen vor
die Thüre und wirft ihm seinen Wisch vor die Füße. Augenblicklich erscheint der Kommissarius, um den Fremden im Namen des Präsidenten in seiner Wohnung zu verhaften und in Begleitung verschiedener
Gesellen über die Straße zum Polizei-Amt zu führen. Dort wird ein umständliches Protokoll aufgenommen, auf dessen Grund der Präsident, vor dessen ruhmgerichtliches Antlitz zu treten der Fremde nicht
das Glück hat, dann die Resolution erläßt, daß derselbe zwar zu entlassen, ihm jedoch ein Verweis wegen Beleidigung der dem büreaukratischen Behmthum schuldigen Ehrfurcht zu ertheilen und er in die
Kosten zu verurtheilen sei. Man erklärt ihm daneben, daß in dergleichen Fällen die deutschen Grundrechte nicht anwendbar seien. — In ganz Preußen kostet Ihre Zeitung vierteljährig nur 1 Thlr.
15 Sgr.; die hiesige Post läßt sich indessen dafür 2 Thlr. 10 Sgr. bezahlen, alles in Folge der publizirten deutschen Grundrechte.
Als das neue Ministerium eingesetzt wurde, schrieb ich Ihnen sofort, daß dasselbe aus Potsdam gekommen; ich glaubte, es könnte unter den obwaltenden Umständen darüber kein Zweifel sein. Indessen
irrte ich mich in der Perspikazität der sächsischen Kammerpolitiker, die zum großen Theile noch fortwährend der Meinung sind, sie hätten das Ministerium gestürzt. Sobald die Politik über die Grenzen
des großen Reichs sich verirrt, ist der Sachse in ihr nicht mehr zu Hause; er begreift höchstens die Kamarilla seines Vaterlandslappens, nicht aber die Europa's.
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@facs | 1480 |
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] Hamburg, 30. März.
Der elektro-magnetische Telegraph meldet heute aus Cuxhafen 10 Uhr Vormittags: Allen bis jetzt hier eingegangenen Erkundigungen, so wie den Berichten der
hiesigen Admiralitätslootsen, des heute Morgen eingekommenen Dampfboots Wilberforce und mehrerer Schiffer zufolge, sind dieser Tage und bis jetzt noch keine dänische Kriegsschiffe in der Nähe
der Elbmündung gesehen worden.
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@facs | 1480 |
Flensburg, 28. März.
Mehrere als deutsch-gesinnt bekannte Bewohner Alsens, Advokat Johannsen, Dr. Back, Kaufmann A. L. Hansen und Andere, haben auf Befehl des Generals Bülow die Insel
unverzüglich verlassen müssen. Sie sind rücksichtslos von ihrem Besitz und Geschäft vertrieben. Einer der Ausgewiesenen ersuchte den General Bülow, ihm zu sagen, weshalb er denn eigentlich verbannt
sei, was aber zu viel verlangt war; er sagte dem General, daß er ihn für allen Schaden, welcher ihm aus diesem Akt der Willkühr erwachse, verantwortlich mache.
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@facs | 1480 |
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15
] Kassel, 30. März.
In der Sitzung der Ständeversammlung verkündigte der Präsident die höchst wichtige Nachricht von der erfolgten Wahl des „mächtigen Fürsten des
Preußenvolkes“ zum deutschen Kaiser und forderte die Versammlung auf, sich zum Zeichen ihrer Zustimmung zu erheben. Dies geschah von dem Adelsstande einstimmig, von dem Bürgerstande zum größern
Theil, am wenigsten fand sich der Bauernstand bewogen, von seinem Sitze aufzustehen. Der Herr Präsident, so wie der fungirende Pfarrer Meyer ließen den Mitgliedern, die sich nicht auf Kommando erhoben
hatten, eine allerhöchste Rüge zu Theil werden. Aus Anlaß dieser erfreulichen Kunde hat sich die ganze ehrsame Stadt mit Fahnen und nicht blos trikoloren, sondern auch schwarz-weißen (!) geschmückt,
die Bürgerwehr spielte: „Ich bin ein Preuße etc.“ Auf dem kurfürstlichen Palais weht bis jetzt noch keine Fahne, möglich daß sich die Hoheit nicht mediatisiren lassen will. Sie soll dem
Finanzminister Wippermann die härtesten Vorwürfe gemacht haben, daß er nach Frankfurt geeilt sei, um für den preußischen Erbkaiser zu stimmen. Hr. Wippermann nämlich, von dem Bezirke Rinteln gewählt,
weilt schon über vier Monate hier und seine Wähler sind in Frankfurt nicht vertreten. Auf mehrfache Aufforderungen hat er erklärt (in der hiesigen offiziellen Zeitung), er könne nicht nach Frankfurt
gehen und würde deshalb sein Mandat niederlegen, sobald ihm die Versicherung ertheilt wäre bei der Neuwahl für den von ihm vorzuschlagenden Kandidaten zu votiren (!), d. h. die Unverschämtheit ein
bischen weit getrieben. Der Bürgerverein hat sofort eine symphathisirende Adresse nach Frankfurt geschickt.
Der Antrag Bayrhoffers, die Ermäßigung der Staatsdienergehalte betreffend, wurde „auf sich beruhen“ lassen. Man genehmigte sodann das Finanzgesetz für 1849. Ein Antrag des Abg. Knobel
auf Erhöhung der Klassensteuer gleich der Grundsteuer auf 13 Simpeln wurde in Erwägung gezogen. Dagegen ging die Versammlung über den Bericht des Verfassungsausschusses, welcher ein Gesetz wegen
Ministerverantwortlichkeit vorlegte, zur Tagesordnung über, weil dasselbe nicht gründlich genug sei, und beschloß, die Regierung um Vorlage eines entsprechenden Gesetzentwurfs zu ersuchen. Der
Abgeordnete Theobald hatte einen Antrag in Betreff des Staatenhauses gestellt, derselbe wurde nur durch die inzwischen eingetretene Publikation der deutschen Verfassung beseitigt. Bei der Diskussion
bemerkte der Antragsteller, er habe diesen Antrag hauptsächlich nur darum eingebracht, um einmal der Gegenseite und ihren volksfeindlichen Bestrebungen zu opponiren, übrigens begreife er nicht, warum
die Berichterstattung über vier Wochen verzögert worden. Ihm entgegnete Pfarrer Meyer, Hr. Theobald habe durchaus nicht das Recht Mißtrauen auszusprechen; nenne er sich volksfreundlich, so müsse er
diese Ehrenbezeichnung auch seinen Gegnern zu Theil werden lassen. Hr. Professor v. Sybel bedauerte, um die Diskussion gekommen zu sein. Theobald replizirte nun, seine Lebens- und politischen
Erfahrungen hätten ihn mißtrauisch gemacht, übrigens sei es ihm leid, den Hrn. v. Sybel um eine Freude gebracht zu haben. Dabei konnte sich der Landpostmeister Rebelthar nicht beruhigen, sondern
meinte, Mißtrauen sei ein krankhafter Zustand. Dies veranlaßte dann den Abgeordneten Theobald zu der Erklärung, daß er sich ganz wohl befinde. Da haben sie ein Bild der kurhessischen
Ständeversammlung. Man schwätzt, chikanirt sich gegenseitig, ennuyirt das Land, unterhält sich über Reichsangelegenheiten, läßt alle Mißtrauensadressen, deren neulich eine von dem hiesigen
demokratischen Verein erlassen wurde, unbeachtet, diskutirt über die sociale Frage in Frankreich, über das europäische Gleichgewicht, den Krieg in Ungarn und Italien, zankt sich über Kompetenzen und
Nichtkompetenzen, Ministerveränderungen und Gott weiß, was sonst alles, kurz:
Wir halten europäische Reden
Und zieh'n drei Thaler tägliche Diäten.
Ein Gesetzentwurf des Ministeriums über die verfassungsmäßige Wirksamkeit der dermaligen Ständeversammlung als Einführungsverordnung zu dem neuen Wahlgesetz wird einstimmig angenommen. Damit hat
der kurhessische Volkstag seinen Zweck erreicht und kann noch drei volle Jahre Rede-und Stylübungen halten und Diäten ziehen, wenn nicht eine „Calamität“ ihm ein Ende macht.
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@facs | 1480 |
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*
] Heidelberg.
Der Heidelberger „Volksbund“ schickt uns ein „offenes Sendschreiben an den Märzverein“, das unsern vollen Beifall hat und von dem wir aus
Mangel an Raum nur die frappantesten Stellen mittheilen können:
Ihr empfehlet uns mit großer Wärme das Wahlgesetz; das Wahlgesetz aber enthält noch ganz bedeutende indirekte und deshalb um so gefährlichere Beschränkungen.
Wenn aber auch dieses Wahlgesetz vorzüglich wäre, so würden wir es dennoch unter unsrer Würde halten, uns an dieses Parlament noch mit Petitionen zu wenden. Wir glauben nicht, daß wir damit,
wie Ihr meinet, unsre Hauptwaffe wegwerfen; denn wir hoffen, daß die Ereignisse uns ganz andere Waffen, als Reden und Interpellationen, in die Hand geben werden.
Der Märzverein hat nicht das Recht, uns jetzt zuzurufen: „Es ist keine Schlafenszeit!“ Wohlan, wir geben Euch dieses Wort zurück, und sagen: Es war bei'm Malmoer
Waffenstillstand keine Schlafenszeit! Es war bei dem Kampfe in Wien keine Schlafenszeit! Es war bei der Ermordung Robert Blum's keine Schlafenszeit! Es war endlich bei der Auflösung und
Oktroyirung in Berlin keine Schlafenszeit! Wahrlich, wir können es nur als Hohn betrachten, wenn der Märzverein behauptet, daß „ein guter Theil der Schuld,“ daß das Parlament
„vielfach“ unseren Hoffnungen nicht entsprochen habe, auf das Volk selbst zuruckfalle, weil es in seiner großen Mehrzahl „stumm geblieben sei,“ weil es — nicht genug
Petitionen an das Parlament geschickt habe!!! Es läßt sich wirklich aus dem Erfolge der „Hunderte und Tausende“ von Unterschriften schließen, was die „Millionen“ gewirkt
haben würden! — Und wie steht es denn mit jener Petition, welche Hunderttausend unsrer Brüder vom 5. bis zum 31. Oktober 1848 ausarbeiteten und mit blutigen Lettern auf die Tafeln der
Weltgeschichte schrieben?! Ein Edler aus Eurer Mitte, der nicht wiedergekehrt ist, hatte den Muth, sich dieser Riesenpetition anzuschließen; und wahrlich! wären die jetzigen Mitglieder des
Märzvereins seinem Beispiele gefolgt, und das Volk hätte sie im Stiche gelassen — dann, ja dann hätten sie das Recht gehabt, uns diese höhnenden Vorwürfe zuzurufen, welche sie jetzt besser als
nagenden Wurm in ihrer eignen Brust verschlossen hätten.
Allerdings hat auch nach unsrer Ueberzeugung das Volk daran Schuld, daß das Parlament aus unsrer Hoffnung zu unsrer Schande geworden ist; aber in einer ganz anderen Weise als der Märzverein es
meint: nämlich dadurch, daß es diejenigen Männer gewählt hat, durch welche das Parlament so weit gekommen ist. Wir meinen nicht unsre entschiedenen Feinde, die Männer der Rechten; denn diese sagten es
uns stets offen heraus, daß sie unsere Feinde seien. Wer uns zu Grunde gerichtet hat, das sind nicht unsere offenen Feinde, sondern diejenigen unserer Freunde, welche zu zartfühlend waren, unsern
Feinden wehe zu thun; die Partei, welche in ihrem Streben, „über den Parteien“ zu stehen, so weit gekommen ist, daß sie unter allen Parteien steht; welche ihren Reden und
ihrer eigenen Meinung nach auf der Seite des Volkes, ihren Thaten nach aber auf der Partei der Volksfeinde steht; mit einem Worte, die Partei, welche den größten Theil des Märzvereins ausmacht.
Der Märzverein wollte warten, bis die Minorität zur Majorität würde; er hat so lange gewartet, bis es ihm fast unmöglich geworden ist ohne den letzten Ausweg, den der Gewalt; bis ihm nur die Wahl
geblieben ist zwischen dem allgemeinen Standrecht und zwischen einer neuen, entschiedenen Revolution.
Die Mitglieder des Märzvereins haben durch Zögern und Unentschlossenheit die alte Revolution erstickt und dadurch die neue nothwendig gemacht; jetzt aber suchen sie dieselbe nach Kräften zu
verhindern.
Obgleich Ihr uns die Worte: „dann wird das Volk zu Euch stehen in der Stunde der Gefahr“, zur Unterschrift vorlegt — wird das Volk in der Stunde der Gefahr, welche wir für Euch
allerdings nahe glauben, nicht zu Euch stehen; es wird mit verachtender Gleichgültigkeit zuschauen, wenn das Triebrad der fürstlichen Oktroyirung auch das altersschwache und gebrechliche
Frankfurter Parlament zwischen seinen Speichen zermalmen wird.
Französische Republik.
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@facs | 1480 |
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12
] Paris, 1. April.
Der Minister der äußern Angelegenheiten Drouin de l'Huys hat es gestern mit klaren Worten gesagt: Das Ministerium Napoleons thut weiter nichts, als was
Cavaignac-Bastide und Lamartine vor ihm gethan haben. Wenn der Justizminister Barrot gestern in der Kammer sagte, er wolle diplomatisch in Italien interveniren, so hat der Minister des Aeußern Drouin
heute erklärt, daß die diplomatische Intervention Barrot's die Fortsetzung der Politik Cavaignac's sei, daß Barrot nicht diplomatischer auftrete als Cavaignac, und daß Barrot auf dem
diplomatischen Wege Cavaignac's stehn geblieben, während die Ereignisse in Italien so unendlich weiter gegangen sind.
Die Consequenzen- der Februar-Revolution sind abermals in Frage gestellt, und abermals werden sie von dem Ministerium, von der Kammer und von Napoleon verläugnet. Napoleon hat nichts mit dem
gallischen Kriegshahn gemein, er ist das Huhn des europäischen Friedens. Sein Minister Barrot will den Weltfrieden diplomatisch begründen, mit Hilfe der Traktate von 1815. Bei dem ersten
Kanonenschusse von Paris erhoben sich alle in Unterdrückung schmachtenden Völker: Polen, Italiener, Ungarn, Deutsche. Das französische Volk brannte damals vor Ungeduld, den unterdrückten Nationen zu
Hilfe zu eilen. Die Unsicherheit der provisorischen Regierung wußte diesen natürlichen Drang des französischen Volkes zu vereiteln; Lamartine schickte nach Polen und Italien Idyllen statt Soldaten;
die Revolution unterlag zuerst in Paris selbst und wurde dann nach einander in Mailand, Krakau, Berlin und Wien geschlagen. Der „Friede“ in Europa wurde auf Kosten der Völker gerettet,
die Staaten blieben untereinander befreundet, während Windischgrätz und Cavaignac den „innern Feind“, die Revolution und die revolutionäre Partei bekämpften. Italien allein hat den Kampf
fortgesetzt; die französische Regierung in ihrer Feigheit war schon auf dem Punkte, der kontrerevolutionären Partei in Rom zu Hilfe zu eilen, obgleich sie für die revolutionäre Partei das Princip der
Nicht-Intervention anerkannt hat. Da trifft die Nachricht ein, daß die Oestreicher in Piemont eingezogen. Jetzt heißt es: die Frage ist eine „französische“ geworden, und Bixio im Namen
des Comite's trägt darauf an, dem Herrn Barrot und Napoleon ein Mißtrauensvotum zu geben. Das heißt: wenn Herr Barrot zur Beschützung der Integrität des piemontesischen Gebiets es für
nothwendig erachtet, einige Punkte in Hoch-Italien zu besetzen, so solle ihm freie Hand gelassen werden; im Uebrigen solle man gänzlich Herrn Barrot gewähren lassen. Der Minister Drouin de
l'Huns macht einen Commentar zu diesem Vorschlage: „die Regierung seiner kaiserlichen Majestät habe keineswegs die Absicht, ihre Herrschaft über die ihr von den Traktaten angewiesenen
Gränzen auszudehnen; sie wolle sich bloß die Kriegskosten bezahlen lassen.“ Frankreich allein ist reich genug, um seinen Ruhm zu zahlen, wie Guizot sagte, Oestreich und Radetzki lassen sich
ihren Ruhm und ihre Thaten bezahlen.
Ledru-Rollin ist der einzige, der wahrhaft in's Fleisch der Frage eingegangen. Barrot will nicht erlauben, was Oestreich nicht thun will. Oestreich erklärt, daß es Piemont nicht konserviren
wolle: Barrot erklärt, daß er dem Radetzki nicht gestatten werde, Piemont zu konserviren. Was die Kriegskosten anbetrifft, so mag sie Radetzki so hoch anschlagen, wie er will; er mag zum Behufe ihrer
Eintreibung in Piemont sich festsetzen, auf Piemont lasten in kroatischer Manier — das geht Herrn Barrot nichts an; die Frage ist keine französische mehr.
Barrot und Consorten wollen mit Oestreich Verträge machen; Ledru-Rollin will von keinen andern Verträgen wissen, als von Verträgen mit den italienischen Republiken. Aber Barrot ist nicht immer der
Freund der Oestreicher gewesen. Auf dem Bankett von St. Quentin hielt Barrot eine ganz andere Rede; Ledru-Rollin citirt die Stelle in der Rede, wo Barrot sagt: Wenn Oestreich sich auf's Neue
einfallen ließe, in die Unabhängigkeit der italienischen Staaten einzugreifen, wenn auf's Neue der Kampf entbrennen sollte zwischen Oestreich und dem für seine Nationalität streitenden Italien,
so frage ich Euch Alle, wie sehr Ihr auch die Freunde des Friedens sein möget, ob Frankreich ruhig diesem Kampfe zusehen kann! Nein, und wenn Ihr auch ruhig zu Hause bleiben wolltet, so würden die
Kanonen allein abgehen.“ So sprach der große Mann des Weltfriedens, als er noch nicht verpfändeter Minister-Präsident Napoleon's war. Die von Ledru-Rollin citirte Stelle brachte
augenblicklich eine ungeheure Wirkung hervor — aber die Bourgeois-
[1481]
Kammer ging bald wieder in sich, ungeachtet alles Tobens von Seiten des plötzlich wieder kriegslustigen National. Und die Partei des National wird jetzt mit ihren eigenen Waffen geschlagen.
‒
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@facs | 1481 |
Paris, 1. April.
Während Herr Thiers gestern auf der Bühne der Nationalversammlung zwei Stunden lang bewies, daß Italien todt sei und die Zuckungen dieses Leichnams keine
Intervention werth seien, erhielt Ledru Rollin aus Oberitalien Briefe welche anzeigen:
1) Daß die Oestreicher trotz des Waffenstillstandes die Feindseligkeiten wiederbegonnen und Bergamo bombardirt hätten;
2) daß die Bevölkerung von Mailand aufgestanden sei und alle östreichischen Insignien abreiße; daß in allen Dörfern die Sturmglocke erschalle;
3) daß sich Genua zur Republik umgeschaffen und unter das Protektorat Englands gestellt habe. ‒ ‒
Bestätigen sich alle diese Nachrichten, die Leoru Rollin der Nationalversammlung vorlas, so sieht Jedermann ein, daß in Italien der Krieg mit der Verrätherei Ramorino's noch nicht zu Ende
ging, sondern erst anfängt.
‒ Karl Albert ist nach Spanien abgesegelt. Er geht, wie wir schon vor drei Tagen meldeten, nach Portugal.
Bonaparte hätte ihn gern im Elysée fètirt; aber ‒ dieser Skandal wäre doch gar zu arg.
‒ In den Departements schießen neue Journale wie Spargel auf. Vor uns liegen ein Echo des Electeurs, ein Journal dü Peuple etc. etc. Nichts als Wahlmanöver!
Die Rue de Poitiers fabrizirt Tag und Nacht kleine Handbüchelchen zum Nutz und Frommen für Stadt und Land. Diese Traktätleins wandern gratis in die Taschen der Marktfrauen.
‒ Am Schluß der gestrigen Sitzung erlitt das Kabinet eine neue Niederlage. Ermuthigt, daß es durch Annahme der Bixioschen Tagesordnung eine Freikarte für sein Auftreten in Italien erhalten,
bat Faucher flehentlichst, doch sein Klubgesetz morgen zur dritten Lesung zu bringen. „Ich erhalte eben ‒ sagte er ‒ eine telegraphische Depesche aus Lyon, welche mir meldet, daß
Arbeit in Fülle vorhanden, nur die Hände fehlen, woran nur die Klubs schuldig seien u. s. w.“
Doutre und Pelletier, vom Rhonedepartement, straften jedoch den Minister geradezu Lügen indem sie die ministeriellen Wahlmanövers jener Gegenden an das Tageslicht zogen. Dies veranlaßte, daß die
Klubdebatte auf Freitag den 6. April verschoben wurde.
‒ Im Moniteur absolute Leere.
Die übrigen Journale beschäftigen sich ausschließlich mit Italien und der gestrigen Nationalversammlung. Die conservativen Organe erheben natürlich die Thiers'sche Standrede bis in die
Wolken.
‒ Die Opinion publique zeigt mit Posaunenton an, daß Proudhon aus Paris geflüchtet. Keine Lüge!
‒ Man schreibt von Bourges, 31. März, 7 Uhr Abends. Eben wird Huber eingebracht und dadurch das für morgen Abend erwartete Ende des großen Prozesses verzögert. Huber ist von London, über
Brüssel, hierher geeilt, wurde an der Station von Vierzon erkannt und verhaftet. Seine Anwesenheit ruft nothwendig eine Nach-Instruktion hervor.
Die Gerüchte, daß Courtais, Larger und der Pompier Degré freigesprochen seien, während sämmtliche Uebrigen deportirt würden, sind eben nur ‒ Gerüchte.
‒ Die Wahlagitation in Paris hat begonnen; allenthalben bilden sich Wahl-Komite's. Die Familie Napoleon will natürlich in diesem Treiben nicht zurückbleiben, und so hat dann Napoleon
Bonaparte eine Versammlung Rue de Chambrol zusammenberufen, welche dem Einfluße der Rue de Poitiers entgegenwirken sollte. Die Versammlung war zahlreich; 1500 Personen fanden sich ein, und Bonaparte,
ganz erfreut über ein so zahlreiches Auditorium schickte sich an, die Präsidentschaft zu übernehmen. Im Augenblicke, wo er auf dem Präsidentenstuhl sich niedergelassen, ertönte von allen Seiten der
Ruf: „Es lebe die demokratisch-soziale Republik!“ Dieser unerwartete Ruf lähmte die Zunge des Präsidenten. Der Bürger Drevet bestieg die Rednerbühne, und gab in einer beißenden Rede sein
Erstaunen kund, als Präsidenten einen Mann zu erblicken, der schon längst in Madrid sein sollte, wo er als Gesandter hingehöre. Napoleon Bonaparte blieb stumm; das Wahl-Komite, das im Namen der
Napoleonischen Partei zusammenberufen war, verwandelte sich auf der Stelle und vor den Augen des Präsidenten in ein demokratisch-soziales Komite. Bonaparte ist, wie wir hören, den andern Tag nach
Madrid abgereist.
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] Bourges, 28. März.
(Schluß der Sitzung vom 28.) Der Zug war in voller Ordnung; 200,000 Arbeiter, alle von demselben Gedanken, für Polen beseelt Bald aber fanden sich
andere dazwischen ein, eine ungeordnete, zerstreute Masse, welche den Zug in Verwirrung brachte und die Einzelnen trennte und drängte. So kam Raspail am Gitter an.
Zwei Zeugen haben ausgesagt, daß der Angeklagte sich hier zum Volk wendete und rief: Eh bien, wenn man uns die Petition nicht abnimmt, werden wir sie durch die Post einschicken.“ Gleich
darauf wurde das Gitter geöffnet und es hieß: „Laßt die Delegirten passiren.“
Zu den Vorfällen in der Assemblée übergehend, erzählt der Angeklagte, wie er mit den Lokalen so wenig bekannt gewesen, daß er eine Zeit lang in den Bureaus umhergeirrt sei. Im achtzehnten
Bureau traf er eine Menge verdächtigen Lumpenproletariats, deren Treiben er vergebens Einhalt zu thun suchte; im Saal des Pas Perdus benachrichtigte ihn Hr. Chateau-Renaud, daß er von mehreren
Repräsentanten gesucht werde. Dann trat er, von Xavier Durrieu aufgefordert, in den Sitzungssaal, wo er von sechs verschiedenen Repräsentanten schriftliche Aufforderung erhielt, zur Beruhigung des
bereits eingedrungenen Volkes die Petition zu verlesen. Nach einer längern Ausführung, wie er sich durchaus in gesetzlichen Schranken gehalten, verfolgt dann der Angeklagte die Beschuldigung des
„Complotts“.
Es hat nach ihm in der That am 15. Mai ein Komplott bestanden. Aber die wahren Schuldigen sind hier nicht vor den Schranken; während die Patrioten Mann für Mann von zwei Gensd'armen umgeben
sind, werden die wahren Schuldigen bei ihrem Eintritt gravitätisch von zwei Huissiers angekündigt. (Bewegung im Auditorium.)
Die Manifestation fand Anfangs statt, wie sie am Abend vorher vorbereitet war. Man konnte sie verhindern, und ergriff doch keine Vorsichtsmaßregeln. Am 12. Mai fand bereits eine Manifestation zu
demselben Zweck statt; aber Hr. Marrast, wie der Zeuge Dandurau gestand, wollte eine andere, und die Klubs, in denen Huber arbeitete, bestimmten hierfür den 15. Mai. Huber war der Agent des Lord-Maire
Marrast, und das ist so gewiß, daß Delaroche den Marquis Marrast einen Elenden nannte.
Präsident. Angeklagter, ich kann Sie in dieser Weise nicht fortfahren lassen.
Raspail. Ich nehme das Wort „Elender“ zurück, und will statt dessen: „Ehrenwerth“ sagen. (Gelächter.) Was ich sage, ist, daß allerdings ein organisirtes Komplott
bestanden hat; ich gebe Ihnen die Beweise.
Man hat Hrn. Marrast, den Marquis der provisorischen Regierung, sagen hören: „Wir werden uns einrichten; das ist ein treffliches Netz, in dem wir die Fische fangen wollen.“
Es wurden auf frischer That beim Einbruch in die Versammlung verhaftet, und doch sofort wieder in Freiheit gesetzt, darunter: Lagarde-Laurent, Ex-Redakteur der Epoque (Zögling des Hrn. Granier de
Cassagnac); Dante, gegenwärtig Gouverneur des Luxembourg; Someiller, der sich Maire einer benachbarten Kommune nennt; Longuier, Danduran, Dumoulin, Ex-Adjutant des Kaisers, Delaire, der sich zum Maire
von Paris machte. Zwei namenlose Repräsentanten, zwei Individuen, welche geheimnißvolle Briefe trugen; Bryère, Capitain der Nationalgarde, und zwanzig andere Personen, welche ihre Freilassung
Hrn. Flottard, dem Geheimsekretär des erlauchten Hr. Marrast verdanken; im Ganzen 1500 Personen sind in das Hotel de Ville eingetreten, und nur 150 wurden verhaftet, und nur 12 Bürger erscheinen hier
auf Grund der sämmtlichen Vorfälle des 15. Mai. Noch eine andere Person wurde unangefochten gelassen, der Mann nämlich, welcher sich zu meinem offiziösen Begleiter machte, und mich nach dem Hotel de
Ville fahren lassen wollte; als ich mich von ihm trennte, ging er nach dem Hotel de Ville und wurde nicht verhaftet. Die Leute, welche Barbes bei seinem Zuge mit dem Ruf: „Es lebe
Barbes!“ umringten, traten mit rothen, von dem Lord-Maire Marrast ausgestellten Einlaßkarten in's Hotel de Ville, und waren die Ersten, welche gleich darauf mit dem Geschrei: «A
bas Barbès!» über den Chatelet-Platz rannten. (Große Aufregung auf den Tribünen und im Auditorium.)
Der Angeklagte schließt mit einem kurzen Resumé. Die Journale haben ihn als einen blutdurstigen Unmenschen dargestellt; während seiner Haft hat man ihn die grausamsten Qualen erdulden
lassen, während die Mutter seiner Kinder am Sterben lag und ein Tropfen Wasser von seiner Hand ihr Beruhigung gewährt haben würde. Von alle dem hat er nichts in die Oeffentlichkeit gebracht, weil er
den Feinden der Republik nicht in die Hände arbeiten und lieber für die Republik selbst unerkannt leiden wollte. Als Royalisten könne man die Angeklagten nicht verurtheilen, denn sie sind es nicht;
als Republikaner können sie noch weniger von Republikanern verdammt werden; wolle man aber auf ihre Ideen der sozialen Gerechtigkeit eingehen, so wiederhole er das Wort, welches er vor 18 Jahren den
Geschworenen des Königthums geantwortet habe, und welches der Erfolg als wahr erwiesen: „Heute könnt ihr meine Richter sein; binnen Kurzem aber wird meine Sache über die Eure gesiegt
haben.“ (Stürmischer Beifall im Publikum.)
Advokat Guillot, Vertheidiger Quentin's, erhält das Wort.
Das Plaidoyer desselben sucht zu beweisen, daß der Angeklagte dem, was man das Attentat des 15. Mai nenne, vollständig fremd war. Es verwirft die Belastungszeugnisse, deren verschiedenartige
Widersprüche den Hauptinhalt der Vertheidigung bilden, erhebt sich mit Lebhaftigkeit gegen die Anschuldigung von Drohungen, welche Quentin gegen mehrere Repräsentanten und namentlich gegen Lacordaire
ausgestoßen haben soll, und erklärt den Gang des Angeklagten nach dem Luxemburg aus dessen Wunsch, ein öffentliches Gebäude gegen jeden Angriff zu schützen.
Am Schluß seiner, mit royalistischen Tendenzen ausgeschmückten Rede trägt der Vertheidiger nicht nur auf Freisprechung Quentin's, sondern der sämmtlichen Angeklagten an.
Die Sitzung wird um 6 Uhr geschlossen.
Italien.
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Edition: [Friedrich Engels: Die Niederlage der Piemontesen, vorgesehen für: MEGA2, I/9.
]
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] Köln, 1. April.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
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] Turin, 27. März.
Das alte Ministerium ist abgetreten und ein neues aus meist reactionären Elementen zusammengesetzt. Präsident des neuen Kabinets ist der General
Delaunay; er hat zugleich das Auswärtige; Pinelli, Inneres; General Da Bormida, Krieg; Christiani, Justiz; Nigra, einer der reichsten Bankiers in Turin, Finanzen und Mameli, Unterricht. Die Bildung
des neuen Kabinets wurde in der heutigen Sitzung den Kammern angezeigt. Die Nennung der neuen Minister erregte in der Deputirtenkammer laute Zeichen des Unwillens, die auf den Gallerien ein sehr
verstärktes Echo fanden.
Lanza besteigt hierauf die Tribüne und denunzirt unter dem lautesten Beifall der Kammer und der Gallerien eine Menge Thatsachen, die den Verrath als Ursache der Niederlage der piemontesischen Armee
nachweisen. So haben die Truppen auch diesmal, wie im ersten Feldzuge, gleich Anfangs an Lebensmitteln Mangel gelitten. Ferner sind alle erdenklichen Manöver zur Demoralisation der Truppen angewandt
worden. Lanza übergibt dem Präsidenten ein Exemplar von einem Plakat, das zu Tausenden in der Armee verbreitet worden und das die Proklamirung der Republik in Turin ankündigt. Lanza verlangt über
Alles eine genaue Untersuchung.
Die neuen Minister Delaunay und Pinelli verhießen die Untersuchung, wollten aber das Resultat nur in geheimer Sitzung mittheilen. Die Kammer protestirt dagegen und beschließt, die auf jene
Thatsachen bezüglichen Mittheilungen in öffentlicher Sitzung entgegen zu nehmen.
Nach einigen Erklärungen Delaunay's über die Absichten des neuen Kabinets, die mit lautem Murren angehört werden, interpellirt Josti, ob der Waffenstillstand wirklich schon abgeschlossen
sei. Sei er's nicht, so müsse die Kammer Alles aufbieten, den Abschluß zu verhindern. Pinelli antwortet, daß er nichts Bestimmtes wisse!!
Delaunay, der neue Premierminister, weiß aber schon mehr; er erklärt, daß der Waffenstillstand allerdings abgeschlossen sei, daß er aber die Bedingungen nicht kenne; er wolle morgen der Kammer
Mittheilung darüber machen.
Hier erhebt sich in der Kammer Sturm. Es wird beschlossen, daß das neue Kabinet noch heute, binnen einigen Stunden, Auskunft zu geben habe und zu diesem Zweck eine Abendsitzung anberaumt.
In der Abendsitzung wird die gestern für Karl Albert beantragte Statue votirt und zugleich eine Adresse an den benannten Ex-König beschlossen, die ihm von einer Deputation überreicht werden
soll.
Endlich geben die neuen Minister Aufklärung über die Bedingungen des Waffenstillstands. Letztere rufen einen Sturm des Unwillens hervor, der kaum mehr zu beschwichtigen ist. Eine unbeschreibliche
Aufregung herrscht unter den Deputirten. Die Wuth über solche Schmach malt sich auf den Gesichtern und macht sich in zornigen Ausrufen Luft. Es wird nach einer der aufgeregtesten Debatten, die je
vorgekommen, folgender Beschluß gefaßt:
„Die Kammer erklärt sich für permanent und den Waffenstillstand für verfassungswidrig. Die Exekutiv-Gewalt könne ihn ohne Verletzung der Constitution nicht
annehmen.“
Auf Ravina's Vorschlag wird diesem Beschluß noch hinzugefügt, daß
„das Ministerium sich des Hochverraths schuldig macht, wenn es die östreichischen Truppen in Alessandria einrücken läßt oder die sardinische Flotte von Venedig
zurückzieht.“
Ende der Sitzung um Mitternacht. Karl Albert soll im strengsten Incognito unter dem Namen eines Grafen v. Bard nach dem Kloster St. Moritz im Kanton Wallis abgereist sein.
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] Turin, 26. März.
In der heutigen Sitzung der Deputirten zeigte Ratazzi an, daß die offizielle Nachricht von der Abdan-
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kung des Königs und vom Abschluß eines Waffenstillstandes eingetroffen.
Abgeordneter Josti. Ist das Ministerium in Betreff des Waffenstillstandes zu Rathe gezogen worden?
Minister Ratazzi macht ein verneinendes Zeichen und der Minister der öffentlichen Arbeiten (Tecchio) erklärt: Nicht blos hat man das Ministerium nicht zu Rathe gezogen, sondern man hat es auch über
alle Vorgänge bis diesen Morgen im vollständigsten Dunkel gelassen.
Der Abgeordnete Josti. Wie also Radetzki damals zu Mailand durch den Waffenstillstand gerettet wurde, so jetzt abermals zu Novara durch einen neuen Waffenstillstand. Er wäre verloren, wenn die
Regierung ihre Pflicht thäte. Casale, das ihm die Thore zu öffnen sich weigerte, beweist es. Dank dem Waffenstillstande wird Radetzki den Aufstand der Lombardei ersticken, Brescia hinopfern und die
Streitkräfte La Marmora's, der ihn im Rücken bedrohte und der für den römischen und toskanischen Aufstand zum Stützpunkt gedient hätte, paralysiren. Der Deputirte schließt mit einem Vivat auf
Karl Albert, den er unter so vielen mesquinen Figuren allein als ehrenhaft heraushebt. (Da ließe sich auch fragen: wenn der von Jugend auf als Verräther erprobte Karl Albert „ehrenhaft“
ist, was da wohl ein König thun muß, um in Hrn. Josti's Augen als „unehrenhaft“ zu erscheinen.)
Burgnoni interpellirt, ob die Armee nicht reorganisirt und in Stand gesetzt werden könne, um die Feindseligkeiten wieder zu beginnen. Er wünscht einen Aufruf an's Volk zur Erhebung en
masse. Das Ministerium hat nicht die nöthigen Mittheilungen erhalten, um die Interpellation beantworten zu können.
Lauza begeistert sich ebenfalls für den „hochherzigen“ König und fordert die Deputirten auf, zu schwören, das Vaterland bis zum letzten Blutstropfen zu vertheidigen. „Da
wir die Unabhängigkeit des Vaterlandes um jeden Preis wollen, so werden wir auch siegen oder sterben.“ (Beifall).
Chenal geht so weit in seinem Königsenthusiasmus, daß er die Errichtung einer Statue zu Ehren Karl Alberts vorschlägt.
Schließlich wird auf Ravina's Vorschlag eine Deputation ernannt, die dem „unermeßlichen Schmerz seines (Karl Alberts) edlen Herzens“ einige Tröstungen überbringen und
ihm den Dank für die von ihm gebrachten Opfer ausdrücken soll.
Schluß der Sitzung.
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] Turin, 28. März.
Marschall Radetzky wußte sehr gut, was er that, als er in das diesseitige Gebiet einfiel. Er hatte in Turin seine Getreuen, die ihn von Allem in
Kenntniß setzten. Die nämlichen waren es ohne Zweifel, die vor der Schlacht in den Reihen der Soldaten Mißtrauen erregende Plakate zu verbreiten wußten. Eins davon, das zu vielen Tausenden ausgestreut
worden, lautet:
„Soldaten! Für wen glaubt Ihr Euch zu schlagen? Der König ist verrathen. In Turin ist die Republik proklamirt.“
Demoralisation und Entmuthigung waren so schon vor der Schlacht in die Armee eingedrungen und im entscheidenden Augenblicke herrschte Zwietracht und Unordnung.
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] Florenz, 28. März.
Die Constituante von Toskana ist heute eröffnet worden. Montanelli stattete im Namen der provisorischen Regierung über deren bisherige Handlungen
Bericht ab und schloß mit dem Wunsch, daß sich beide Constituanten, die von Rom und Florenz, recht bald in eine einzige von Mittelitalien verschmelzen möchten.
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] Ferrara, 23. März.
Nach hier umlaufenden Gerüchten sind die Oestreicher bei Pietro di Sacco, unweit Padua, von den venetianischen Truppen geschlagen worden.
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] Modena, 22. März.
Nachdem der Herzog von Modena seine Hauptstadt verlassen, passirte er auf seiner Flucht durch Guastalla. Hier ließ er den Bürgermeister zu sich rufen
und gab ihm Befehl, alle disponiblen Communalfonds (darunter Wittwen- und Waisengelder) sofort herbeizuschaffen. Der Bürgermeister mußte gehorchen. 15,000 Lire wurden herbeigebracht und dem
Gottbegnadeten übergeben, der also noch im Davonlaufen und bis zur letzten Minute fortfuhr, seine „geliebten“ Unterthanen zu bestehlen.
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] Neapel, 21. März.
Unter diesem Datum berichtet der Korrespondent der Times über die Unterhandlungen, welche die beiden Admiräle Parker und Baudin wegen des bourbonischen
Ultimatum's mit der sizilischen Regierung gepflogen haben. Wie schon bekannt, sind diese Vermittlungsversuche gänzlich gescheitert. Der sizilische Minister des Auswärtigen sprach den beiden
Admirälen gegenüber seine Verwunderung aus, daß sie, die früher und jetzt sogar bei ihrer Ankunft in Palermo die sizilische Flagge salutirt, das somit auch von ihnen als selbstständig anerkannte
Sizilien plötzlich als eine von Neapel abgefallene, aufrührerische Provinz behandelten und zum Gehorsam unter den Bourbonen zurückzuführen versuchten. Die Admiräle wandten zuletzt Drohungen an, die
aber ohne alle Wirkung blieben. Vielmehr stieg gerade dadurch der Enthusiasmus der Palermitaner auf's Höchste und Männer, Frauen und Kinder entschlossen sich einmüthig, sofort neue
Befestigungswerke aufzuwerfen. Während die Männer schanzten, trugen die vornehmen Damen Brod und Käse zum Mittagsmahl herbei. Eine festliche Prozession wurde außerdem veranstaltet, um die Freude über
Verwerfung des Ultimatums kund zu geben. Abends folgte eine Illumination der ganzen Stadt, wie sie kaum jemals glänzender stattgefunden. Viele Briefe von Militär- und Civilpersonen aus Palermo
sprechen einstimmig ihre Ueberzeugung aus, daß Neapel keine Aussicht hat, sich Palermo's zu bemächtigen. Bis gestern Abend hatte Ferdinand noch keine offizielle Nachricht vom Fehlschlagen der
Unterhandlungen erhalten. Satriano, der neapolitanische Minister des Auswärtigen will, wie ich höre, das sizilische Dekret wegen der Aushebung en masse als einen thatsächlichen Bruch des
Waffenstillstandes erklären und heute sich nach Gaëta begeben, um die betreffende Note Ferdinand vorzulegen und sofort nach Messina aufzubrechen, um die Feindseligkeiten aufs Neue zu beginnen.
Ein zweites Bombardement ist wahrscheinlich und Ferdinand gedenkt mit seinen Söldlingen über Palermo dieselben Schrecknisse zu bringen, wie voriges Jahr über Messina.
So eben erfahre ich, daß Temple und Rayneval, die Gesandten Englands und Frankreichs sich nach Palermo begeben werden, um noch einen Versuch zu machen, ob sie nicht den Sizilianern das Ultimatum
doch noch aufschwatzen können.
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] Palermo, 21. März.
Am 20. März hörten die beiden sizilischen Kammern, die sich zu einem allgemeinen Parlament vereinigt hatten, die Mittheilungen des Prinzen von Butera,
Ministers der auswärtigen Angelegenheiten. Er stattete Bericht ab über die Resultate der Mediation und über die formelle Weigerung der exekutiven Gewalt das nach Palermo durch die Admiräle der zwei
vermittelnden Mächte überbrachte Ultimatum anzunehmen. Pairs, Deputirte und das Publikum der Tribünen gaben einstimmig ihre Zustimmung zu der Politik des sizilianischen Ministerium kund. Der Bourbone
von Neapel und Sizilien können also wechselseitig am 29. März die Feindseligkeiten wieder beginnen.
Das sicilianische Volk bereitet sich vor zu einem Kampfe auf Leben und Tod. Mehr als 40,000 Mann arbeiten an den Befestigungen von Palermo. An ihrer Spitze steht ein Geniecorps. Die Weltpriester,
wie die Mönche und Nonnen, unter der Leitung des Erzbischofs, überwachen die Operationen, vertheilen die Lebensmittel und nehmen Theil am Transport der Materialien. Jeden Tag sieht man den Maire und
den Munizipalrath von Palermo an der Arbeit, ebenso die frühern Minister und alle Glieder des Adels. Die Repräsentantenkammer selbst hat während eines ganzen Tages an den materiellen Arbeiten der
Vertheidigung sich betheiligt. Des Abends zieht sich diese improvisirte Arbeiterarmee unter dem Schall der Militärmusik zurück, bereit, den andern Morgen mit demselben Feuereifer wieder zu
beginnen.
Eine Observationskolonne, deren Avantgarde aus ungefähr 2000 ehemaligen Soldaten der algier'schen Armee besteht, und die durch den General Mieroslawski kommandirt wird, ist nach dem Innern
der Insel abmarschirt. Zu Catana ist ein verschanztes Lager gebildet. Trapani und Syrakus sind wohl befestigt. Der tapfere General Trobriand, ehemaliger Chef des Generalstabes des Marschalls Davoust,
kommandirt die erste Militärdivision und fungirt zugleich als Rath beim Kriegsminister.
Die französische Escadre spielt eine schmähliche Rolle in Sicilien. Offiziere der republikanischen Marine durchlaufen die wichtigsten Punkte der Insel, um die Proklamationen des
Kartätschen-Ferdinands zu verbreiten und in seinem Interesse contrerevolutionäre Propaganda zu machen.
Und Louis Bonaparte ist Präsident der französischen Republik. Der gekrönte Barbar, dem er seine Sympathieen schenkt, ist der Enkel des Barbaren, der Murat, den Onkel des Präsidenten, füsilliren
ließ.
@type | jAnnouncements |
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Schifffahrts-Anzeige.
Köln, 2. April 1849.
Angekommen.
Capt. Wilson von Rotterdam mit 2448 Ctr.; Capt. Willemsen von Rotterdam mit 4224 Ctr.; Capt. Schneider von Rotterdam mit 4627 Ctr., sämmtlich geschleppt durch das Boot Elbeuvien. Ant. Schneider vom
Obermain; M. Görgens von Mannheim.
In Ladung.
Nach Ruhrort bis Emmerich Wb. Jac. Schaaff. Nach Düsseldorf bis Mülheim a. d. Ruhr A. Meyer. Nach Andernach u. Neuwied M. Wiebel u. B. Schilowski. Nach Koblenz, der Mosel, der Saar und Luxemburg L.
Tillmann. Nach der Mosel der Saar u. nach Trier M. J. Hain. Nach Bingen Wwe. Jonas. Nach Mainz Joh. Acker. Nach dem Niedermain C. Nees. Nach dem Mittel- und Obermain B. Kraus. Nach Heilbronn Jac.
Schmidt. Nach Kannstadt und Stuttgart Louis Klee. Nach Worms und Mannheim Fr. Elbert und (im Sicherheitshafen) Jos. Jonas.
Ferner: Nach Rotterdam Capt. Stempel, Köln Nr. 11.
Nach Amsterdam Capt. Linkewitz, Köln Nr. 12.
Rheinhöhe: 7' 1″. Köln. Pegel.
Civilstand der Stadt Köln.
Den 29. u. 30. März 1849.
Geburten.
Heinr. Jos., S. v Jos. Friederichs, Kupferstecher, Lintg ‒ Heinr. Jos. S. v Anton Schülzgen, Färber, Mechtildisstr. ‒ Richard Franz Stanislaus, S. v. Jac. Kaufmann, Gutsbesitzer
Ehrenstr. ‒ Anna Sib., T. v. Phil. Heiligstedt, Wollsortirer, unter Goldschm. ‒ Car. Agnes Maria, T. v. Karl Ludw. Quinting, Unteroff., Kostg. ‒ Joh Heinr. Franz Jacob, S. v.
Franz Andr. Hub. Kohlhaas, Kfm., Mühlenbach. ‒ Ein unehel. Mädchen.
Helena, T. v. Jacob Mosbach, Barb., Hämerg. ‒ Cathar., T. v. Jacob Heiderscheid, Dachdeckerges., Huhnsg. ‒ Wilh. Ferd., S. v. Peter Wilh. Heyer, Lehrer, gr Brinkg. ‒ Wilh.
Hub., S. v. Franz Xav. Lammertz, Spezereih, unter Kalenh. ‒ Walb., T. v. Jos. Lecher, Schreinerm., Johannstr. ‒ Elisab., T. v. Franz Richter, Gastw., Weichserhof. ‒ Maria Anna, T.
v. Heinr. Abels, Faßb., Kattenbug.
Sterbefälle.
Pet. Jos. Bremer, 5 M. alt, Johannstr. ‒ Cathar. Rock, Wwe. Frohn, 67 J. alt, Langg. ‒ Wilh. Waltzinger, Formstecher, 58 J. alt, verheir., St. Apernstr. ‒ Josepha Cathar.
Stüttgen, 1 J. 2 M. alt, Hochstr. ‒ Marcus Theod. DuMont, Kfm., 35 J. alt, unverh., Apostelnkl. ‒ Cathar. Christ. Schäfer, 7 T. alt, Engg. ‒ Karl Anton Aloys Stammel, 13 J. alt,
Kupferg. ‒ Eugen Cloos, 4 1/2 M. alt, Mauritiussteinw. ‒ Pet. Heinr. Jos. Odenthal, 4 M. alt, Appellhofspl. ‒ Wilh. Althoff, Füsilier, 22 J. alt, unverh., Garn.-Lazar. ‒
Joh. Gau, 1 J. 5 M. alt, Perlenpf. ‒ Ein unehel. Knabe.
Georg Löcher, 2 J. 4 M. alt, unter Taschenm. ‒ Sophia Strunk 10 M. alt, Friesenstr. ‒ Anna Steinbüchel, 13 M. alt, Spulmannsg. ‒ Adolph. Aug. Wilh. Schulz, 6 J. alt, Kaufhausg.
‒ Peter Morel, 1 J. 2 M. alt, Spulmannsg. ‒ Pet Kramer, 11 T. alt, Eigelstein. ‒ Agnes Suchan, geb. Ockum, 53 J. alt, Salzmagazin. ‒ Hubert. Jos. Steinbüchel, 4 J. alt,
Maximinenstr.
Heiraths-Ankündigungen.
Den 1. April.
Theod. Herber, Bäcker, Severinstr., und Elis. Halterscheidt, Wwe. Schmitz, zu Rambrücken. ‒ Joh. Jos. Bleid, Schreiner, Peterstr., und Anna Maria Elisab. Dieks, Wwe Linnartz, Schafenstr.
Joh. Dick, Ackerer, Wwr., zu Kerpen und Anna Gud. Küter, Wwe. Hambach, Glockeng. ‒ Jod. Kretz, Maurerges, Wwr., Sternengasse, und Maria Margar. Kremer, kl. Griechenm. ‒ Anselm Bürger,
Hutfabrikant, Wwr. Engg. und Franc. Esser, Maximinenstr. ‒ Joh. Jos. Beumer, Schuster, u. Anna Maria Durst, beide Holzm. ‒ Jacob Schettling, Barb., Pfeilstr., und Anna Sib. Calenberg,
Kostg. ‒ Eduard Herm. Ernisch, Schuster, Steinweg, und Christ. Hechemer, Brand. ‒ Jacob Balth. Froitzheim, Uhrm., Lintg., und Maria Anna Bayer, Altenm. ‒ Gabr. Fasbender, Bäcker,
und Cathar. Eich, beide Hämerg. ‒ Hub. Schleuer, Barb., Butterm., und Christ. Kornwebel, Hochstr. ‒ Adolph Friedr. Gust. Kühn, Kfm., Filzengr., und Elisab. Petron. Juppen, Brüderstr.
‒ Heinr. Fabritius, Kutscher, Apostelnkl., u. Christ. Fasbender, Komödienstr. ‒ Adolph Nicol. Knauth, Kleiderm., Marienablaßpl., u. Helena Clasen, Heum. ‒ Heinr. Henzen, Tagl,
Eigelstein, und Anna Maria Klüsener, Machabäerstr. ‒ Leon. Schloßmacher, Gärtner, Josephstr., und Gertr. Wallraff, Josephstr., früher, zu Frechen. ‒ Joh Anton Eduard Horn, Restaurateur,
Pelzerg, u. Frieder. Carol. Kraus, gr. Witschg. ‒ Florian Zomann, Goldarb., Lintg., und Anna Cathar. Krämer, Rothenberg. ‒ Karl Adam Piecq, Doctor der Medizin zu Köln, und Anna Maria
Cathar. Elisab. Hauptmann, zu Bonn. ‒ Cornel. Weinreiß. Maurer, und Anna Cathar. Brück, beide Severinstr. ‒ Joh. Heinr. Eickering, Doctor der Philosophie, Komödienstr., und Elisab. Maria
Ther. Apoll. Hubert. Jos. Brocke, Dominikanern. ‒ Jos. Hub. Ludwig, Färberm, Antonsg., und Maria Cathar. Sybertz, Waidm. ‒ Math Quast, Faßb, Wwr., Aar, und Anna Elisab. Klösser, Brand.
‒ Heinr. Peter Beiderlinden, Wwr., Gärtner, zu Bilk, und Maria Sus. Kluth, Marienpl. ‒ Bern. Wescher, Schmid, Bayenstr., und Anna Maria Kyll, zu Wesseling.
Alle, welche noch gerechte Forderungen in Betreff des am 18. März letzthin auf dem Gürzenich stattgefundenen Konzertes zu haben glauben, werden aufgefordert, die bezüglichen Rechnungen
spätestens bis Mittwoch den 4. April auf dem Sekretariat des Rathhauses abzugeben, indem später einlaufende nicht mehr berücksichtigt werden können.
Köln, den 30. März 1849.
Das festordnende Comite.
Vom 1. April l. J. ab erscheint in Frankfurt a. M.: Neue Deutsche Zeitung.
Organ der Demokratie.
Verantwortlicher Redakteur: Dr. Otto Lüning.
Die „Neue Deutsche Zeitung“ erscheint, mit Ausnahme des Sonntags, täglich in Folio-Format, und kostet am Orte des Erscheinens vorläufig noch vierteljährlich 2 fl. oder 1 Thlr. 4 Sgr.
bei allen Großherzoglich Hessischen und Herzoglich Nassauischen Post-Anstalten 2 fl. 30 kr.; bei den übrigen Fürstl. Thurn- und Taxis'schen Posten tritt der auf diesen Stellen übliche Aufschlag
ein.
Die unterzeichnete Verlagshandlung hofft der demokratischen Partei durch die Verlegung eines größeren demokratischen Organs nach dem Centralpunkt des politischen Lebens in Süddeutschland einen
Dienst zu erweisen. Der Zeitung wird es hierdurch möglich sein, die neuen Nachrichten gleichzeitig mit den übrigen Frankfurter Blättern zu bringen, was bei der ungünstigeren Lage Darmstadt's
unmöglich war ‥
Diejenigen, welche gesonnen sind, die Neue Deutsche Zeitung durch Zeichnung von Aktien zu unterstützen, werden gebeten, dies möglichst bald zu thun. Die seitherige Zeichnung macht zwar den Umzug
möglich, deckt aber noch nicht das in Aussicht genommene Kapital. Aktienpläne, sowie Probenummern sind sowohl durch die Unterzeichnete, als auch durch Herrn Küchler (im Hause des Herrn V. Meidinger,
gr. Eschenheimergasse Nr. 29 neu) und Herrn J. Ch. D. Ries (alte Mainzergasse Nr. 20 neu) in Frankfurt a. M. zu erhalten.
Die Verlagshandlung von C. W. Leske.
Bürgerwehr-Cavallerie.
Der wöchentliche Appel findet gemäß Beschluß der General-Versammlung von jetzt an jeden Mittwoch Abends 8 Uhr bei Herrn Jüsgen im Stern statt.
Köln, den 3. April 1849.
Der stellv. Commandeur.
Nußbaumne Möbeln billig zu verkaufen. Kl. Budengasse Nro. 18.
Bestes Kaiserbier, vorzügl. Weine, gebackene Fische, mainzer Käschen etc. in der oberl. Küche.
Für Herren.
Französische und englische Kragen, neueste Façon.
Obenmarspforten Nr. 42 zu haben.
Aechte westfälische Schinken in großer Auswahl, Höhle Nr. 28, Ecke vor St. Alban
Leise Anfrage.
Soll denn der Landkreis Köln und Mülheim in Berlin ohne Vertretung bleiben? ‒ Weßhalb wird noch nicht gewählt? Wie lange wird die Wahl noch künstlich hinausgeschoben?
Einige gute Rockarbeiter finden sofort Beschäftigung bei J. H. Schulz & Comp,.
Columbastraße Nr. 1 A.
Herrenkleider werden gewaschen und reparirt. Herzogstraße Nr. 11.
Die Zeitung Freiheit, Brüderlichkeit, Arbeit, Organ des hiesigen Arbeiter-Vereins erscheint wöchentlich zweimal. Donnerstag und Sonntag. Der Abonnementspreis vierteljährlich ist 10 Sgr,
auswärts 12 Sgr. 6 Pf. Man abonnirt bei allen resp. Postämtern Preußens.
Die Redaktion ist Kostgasse Nr. 18 in Köln.
Indem ich mich beehre, meinen geehrten Geschäftsfreunden hierdurch ergebenst anzuzeigen, daß ich meinen Wohnort von Honnef am Rhein nach Niederdollendorf a. R. verlegt habe, jedoch mein
Weinlager in Honnef beibehalten werde, empfehle ich mich zu fernern geneigten Aufträgen bestens.
Niederdollendorf, den 2. April 1849.
Heinr. Ant. Fuchs, Weinhändler und Weinproducent.
Unseren ehemaligen Bekannten und Freunden zur gef. Nachricht, bei dem jetzigen besseren Gange der Geschäfte und des Zutrauens, eröffnen wir unser ehemaliges Comptoir in Gelder auf Wechseln
und Hypotheken auf Häuser 1r, 2r und 3r Klasse. Dies zum Bemerken auf viele Anfragen.
Herzog & Kalkhof, Malzbüchel 15.
Wir haben unser Comptoir und Lager aus der Salzgasse Nr. 4 nach der Hochpforte Nr. 13 verlegt.
R. Horn, jr. & Cp.
Mailuft in Deutz.
Sommer-Wirthschafts-Eröffnung.
Ostern-Sonntag Harmonie.
(Bei ungünstiger Witterung im großen Saale).
Montag von 3 bis 8 Uhr Harmonie nachher Ball.
Entree zum Ball 10 Sgr., Damen frei, so wie jeden Sonn- und Feiertag den Sommer hindurch Nachmittags Harmonie, Abends Ball; vom 1. Mai an wird auch an den noch näher zu bestimmenden Wochentagen
Harmonie gehalten.
Es ist mit Einwilligung der Vorstände festgesetzt, daß die Versammlungen des Central-Vereins und Ausschuß-Sitzungen, den Sommer hindurch im gelben Saale abgehalten werden.
Heinrich Kost.
Für Agenten.
Ein Haus in Glauchan sucht einen tüchtigen und gewandten Agenten zur Besorgung seiner Geschäfte in wollenen, halbwollenen und halbseidenen Manufakturwaaren für den Rhein und Westphalen. Derselbe
muß jedoch mit dieser Branche hinlänglich vertraut sein und in derselben bereits gereist haben.
Nur solche, die sich hinsichtlich ihrer Thätigkeit und Rechtlichkeit auszuweisen vermögen, wollen sich in frankirten Briefen unter der Chiffer B. poste restante nach Glauchan wenden.
Theater-Anzeige.
Mittwoch den 4. April, letzte Gastdarstellung der Frl. Babnigg.
Robert der Teufel.
Große Oper in 5 Akten von Meierbeer.
⁂ Prinzessin, Frl. Babnigg als Gast.