[Französische Republik]
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Mitgliedes des Klubs Raspails lautet: „Raspail kündigte im Klub an, daß eine Manifestation stattfinden werde; er kündigte uns auch an, daß wir nach einem Dekret der
Nationalversammlung die Petition nicht an die Barre bringen könnten.“
Zeuge Moulineau, 49 Jahr alt, Cabrioletkutscher, erklärt am 15. Mai an der Rue des Petits-Péres gehalten zu haben, als drei Männer sein Cabriolet bestiegen; man habe ihm befohlen, in größter
Eile nach dem Hotel-de-Ville zu fahren, und auf der Route sei der Wagen fortwährend von Volkshaufen mit dem Ruf: „Es lebe Raspail!“ begleitet worden.
Raspail. Ich mache darauf aufmerksam, daß der Zeuge in seiner ersten Deposition gänzlich von der heutigen abweicht, denn in der ersten erklärt er, daß man ihn nach dem Quai Napoleon habe fahren
lassen. Wenn er aber heute, nach so langer Zeit, behauptet, es sei das Hotel de Ville, welches man ihm genannt habe, so gibt er selbst die Unhaltbarkeit seiner Beobachtungen zu erkennen.
Präsident. Hat der Angeklagte Raspail nicht in der National-Versammlung gehört, daß sein Name auf den Listen der neuen provisorischen Regierung stand?
Raspail. Allerdings habe ich es gehört, und das verwunderte mich nicht, da ich wußte, wie mein Name die Sympathieen des Volkes, der Unglücklichen und Leidenden hat. In den Ergänzungswahlen für die
Nationalversammlung ist eben so wenig auch nur das Geringste für meine Kandidatur geschehen, und doch haben 72,000 Stimmen auf Eure Anklage geantwortet. (Bewegung.)
Zeuge Pascal Duprat, 33 Jahre alt, Volksrepräsentant, war am 15. Mai auf seinem Platz und hat den Angeklagten Quentin mit einem Stock bewaffnet eintreten sehen; daß derselbe Jemanden mit dem Stock
bedrohte, hat er nicht gesehen. Auf die Bemerkung Quentin's, daß er ihn nicht kenne, fügt der Zeuge hinzu, daß man in den Bureaux der „Reform“, in denen Duprat mit Flocon und
Gottfried Cavaignac arbeitete, Hrn. Quentin wohl gesehen, aber ihn als geheimen Mitarbeiter der Gazette de France zu entfernen gewußt habe.
Zum Schluß erklärt er unaufgefordert über Barbes, daß derselbe bei der Proklamation der Steuer-Milliarde keineswegs den Ausdruck „infam“ gebraucht habe, und daß auch die Worte:
„Wir brauchen zwei Stunden Plünderung“ von keinem Menschen in der Assemblée laut geworden seien.
Raspail verlangt, daß die Stenographen, welche im Sinne honetter Blätter mehrfach die Verhandlungen entstellt haben, Akt von dieser Erklärung nehmen, was auch vom Präsidenten verfügt wird.
Nach Vernehmung von drei andern unwichtigen Zeugen wird die Sitzung auf den folgenden Tag ausgesetzt.
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[
068
] Köln, 23. März.
Morgen oder übermorgen werden unsere Schwarzweißen in und außer dem Stadtrath folgende Adresse an den Stadtrath gegen Herstellung der Bürgerwehr in
hundert Exemplaren in Cirkulation setzen:
Gesuch an den Oberbürgermeister und den Gemeinderath, die Bürgerwehr einstweilen nicht wieder einzuführen.
Die Bürgerwehr hat nach dem Gesetze vom 19. October v. J. den Beruf, die verfassungsmäßige Freiheit, die gesetzliche Ordnung und das Vaterland gegen auswärtige Feinde zu schützen.
Ueber den Begriff und den Umfang der verfassungsmäßigen Freiheit herrschen zur Zeit noch die verschiedenartigsten Ansichten. Ein Hinblick auf die Kammer-Verhandlungen beweist zur Genüge, wie
getheilt die Meinungen sind.
Der Wille der Nation wird in der Gesetzgebung kund werden durch ihre Vertreter; die Stimme des Landes wird ihre Berücksichtigung finden.
Was geschieht muß auf dem Wege verständiger Ueberlegung geschehen. Daß bei dieser Lage der Dinge von einem Schutze der verfassungsmäßigen Freiheit durch die Waffen nicht die Rede sein kann, braucht
nicht näher ausgeführt zu werden. Jeder würde seine eigenen Ideen von Freiheit mit den Waffen schützen, und so würden in der Bürgerwehr dem Bürger die Waffen gegen den Bürger in die Hand gegeben
werden.
Zum Schutze der gesetzlichen Ordnung ist die Bürgerwehr unzureichend; es liegen darüber traurige Erfahrungen in nächster Erinnerung. Dieser Schutz mag Andern überlassen bleiben. Der Bürger, welcher
des Tages Last und Hitze getragen, verlangt vom Staate Schutz und Sicherheit, welchen dieser durch besondere Anstalten zu gewähren hat.
Zur Abwehr auswärtiger Feinde wird die Bürgerwehr niemals das leisten, was die vaterländische Landwehr, in welcher wir eine wohldisciplinirte Volksbewaffnung erblicken, zu leisten vermag und
bereits geleistet hat.
Die Bürgerwehr entspricht demnach zur Zeit in keiner Beziehung ihrem Zwecke. Dazu kommt noch, daß in der nahrungslosen Zeit die Beschaffung der Waffen den Meisten drückend wird und der Stadt eine
Ausgabe von circa 60,000 Thlr. verursacht; daß der Bürgerwehrdienst selbst mit Kosten und Zeitversäumniß verbunden ist, und endlich daß das Bürgerwehr-Gesetz in seiner Bestimmung allen Partheien nicht
genügt.
Aus diesen Gründen sprechen die Unterzeichneten den dringenden Wunsch aus, daß es dem Oberbürgermeister und dem Gemeinderathe gefallen wolle, die geeigneten Schritte zu thun, damit die Bürgerwehr
zur Zeit noch nicht wieder ins Leben trete.
Köln, den 20. März 1849.
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Adresse an die zweite Kammer in Berlin,
(betr. die Verfassung und die Gesetzentwürfe zur Zerstörung des Vereins- und Versammlungsrechts und der Preßfreiheit.) —
An dem heutigen wichtigen Tage, wo wir das Gedächtniß der vorigjährigen Revolution feiern, der zugleich aber ein Tag der Trauer ist, weil die Resultate jener Revolution so schlecht benutzt sind,
daß nun schon die Feinde des Volkes es wieder wagen, ihre neidische Hand auszustrecken, um dem Volke die wenigen, noch übrigen Errungenschaften des Tages, den wir heute feiern, wieder zu entreißen,
— an diesem halb freudigen halb traurigen Tag fühlen wir uns gedrungen, Euch, die Ihr auch uns zu vertreten habt, Ein Wort der Mahnung zuzurufen!
Wenn es Euch auch, bei den veränderten Zeitverhältnissen (wovon Ihr freilich so wenig Schuld habt, wie wir, sondern hauptsächlich die ungerathenen Söhne des Volkes zu Frankfurt, die es nicht
verstanden haben: das Eisen zu schmieden, so lange es noch warm war) nicht gelingen mag, den so dringend erforderlichen, entschiedenen Fortschritt in politischer und materieller Beziehung zu bewirken,
da Ihr ohne Zustimmung des Königs und der ersten Kammer nichts werdet machen können, so bedenket doch ja: daß auch umgekehrt jene ohne Eure Zustimmung nichts machen können! Von Euch hängt es ab, ob
die Pläne der Reaktion gelingen sollen, oder nicht; verhindern könnt Ihr sie so leicht: Ihr braucht nur Eure Zustimmung zu versagen! Schwer aber wäre die Verantwortung wenn Ihr jene ertheiltet! Aller
entschiedene Fortschritt wäre dann für lange Jahre ohne neue Revolution unmöglich, oder glaubt Ihr etwa zum Beispiel, daß eine erste Kammer jemals zu wahrhaft sozial-demokratischen Einrichtungen ihre
Zustimmung geben würde? —
Bedenket vor Allem daß kein Paragraph der Euch vorgelegten Verfassungs-Urkunde, Gesetzeskraft erlangt ohne Eure Zustimmung!
Um des Himmels willen erkennt also nicht, wie es Euch in dem Adreß-Entwurf vorgeschlagen ist, von vornherein jene Verfassungs-Urkunde als ein gültiges Grundgesetz an! Thätet Ihr dieses, so könnt
Ihr nur gleich am Besten ganz nach Hause gehen, denn Ihr möchtet dann hernach die schönsten, freisinnigsten Abänderungen beschließen, — Eure Beschlüsse würden dann zu Petitionen herabsinken,
sie würden nicht mehr Bedeutung haben, als die frühern allerunterthänigsten Petitionen der Provinzial- oder vereinigten Landtage; ja, wohl noch weniger, denn sie müßten dann nicht blos wie diese vom
König, sondern auch von den in der ersten Kammer versammelten großen Herrn genehmigt werden; und ein Beschluß von Euch den Diese genehmigten, würde wohl mit dem Fortschritt so viel Aehnlichkeit haben,
wie ein Wrangelscher Belagerungzustand mit der versprochenen „breitesten demokratischen Grundlage“! —
Prüfet vielmehr erst genau, und gebt dann Eure Zustimmung nur denjenigen Artikeln der Verfassungs-Urkunde, die Ihr im demokratischen Sinne gut, brauchbar, oder wenigstens unschädlich findet! Zu
allen andern aber,
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insbesondere, zum Beispiel, zu denen, wonach es auch in Zukunft noch Adel, leere Titel und Orden geben soll; vor allen aber zu denen über die erste Kammer und das absolute Veto, verweigert Eure
Zustimmung! Dagegen wahret mit aller Kraft und Entschiedenheit die wenigen Rechte, die uns von den Errungenschaften der Revolution, deren Jahrgedächtniß wir heute feiern, noch übrig geblieben sind.
Gebt also insbesondere nicht Eure Zustimmung den neuesten Gesetzentwürfen zur Beschränkung der Preßfreiheit, des Vereins- und Versammlungsrechts!
Kurzum, bedenket: ohne Eure Zustimmung ist kein Rückschritt möglich; geschieht dieser also, werden uns die wenigen politischen Rechte, die wir noch jetzt gesetzlich haben, genommen, so seid ihr
daran Schuld, so habt ihr es zu verantworten! — Und das würdet ihr niemals können! —
Bilstein, am Jahrestage der Revolution, den 18. März 1849.
„Vorstehende Adresse ist heute von dem hiesigen „demokratischen Volks-Verein“ an die zweite Kammer abgeschickt. Es wäre zu wünschen: daß möglichst zahlreiche gleiche oder
ähnliche Adressen abgesandt würden!“
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[
*
] M.-Gladbach, 21. März.
Auch in unserer Gemeinde wurden die Tage des 18. und 19. März 1848 in würdiger Weise gefeiert.
Am 19. Abends fand zum Schlusse ein großes Bankett Statt, wobei in vielen Toasten des 18. und 19. März und der merkwürdigsten Momente jener Tage, in angemessener Weise gedacht wurde.
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@facs | 1428 |
Aufforderung zur Feier der Märzrevolution des Jahres 1848 durch eine Volksversammlung.
An den Tagen, wo im vorigen Jahre das Volk von Berlin und Wien durch eine muthige Erhebung uns Allen die Hoffnung der Freiheit brachte, wollen wir uns vereinigen, um auf diese hier halb, dort ganz
getäuschten Hoffnungen zurückzublicken.
Die Mitglieder der äußersten Linken der ihrem Ende nahen „Nationalversammlung“ fordern daher ihre Mitbürger aus der nahen und fernen Umgegend auf, an einer Volksversammlung auf den
25. März in Bingen Theil zu nehmen.
Mögen alle Städte und Plätze, die in ihrer Mitte Freunde wahrer Freiheit zählen, dort vertreten sein!
Frankfurt a. M., den 20. März 1848.
Der Klubb „Donnersberg“.
Im Auftrage:
Schmidt aus Löwenberg, Mitglied der Nationalversammlung.
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Worringen, 19. März.
Gestern wurde in dem festlich geschmückten Saale des Arbeiter-Vereins ein Bankett zur Feier der vorjährigen Revolution abgehalten. — Toaste wechselten ab mit
Gesang und Musik. — Unter den Toasten heben wir folgende hervor: dem Andenken der in Berlin gefallenen Brüder; der Freiheit; der Republik etc. etc.
Heute Morgen zog der Arbeiterverein mit Tambour und seiner mit Flor umhüllten Vereinsfahne nach der Kirche, wo ein feierlicher Gottesdienst für die März-Gefallenen gehalten wurde. — Hier
erst kam ein Mißton in die Harmonie, die während der ganzen Feier geherrscht hatte. — Der schwarz-weiße und bigotte Vikarius betete nämlich blos für die katholischen Gefallenen, und rief
dadurch allgemeine Entrüstung hervor.
Civilstand der Stadt Köln.
Den 17. März 1849.
Geburten.
Heinr. Jos., S. v. Jos. Peiffhoven, Güterbestätter Heumarkt.
Maria Gert. Cath., T. v. Johann Baumerich, Kutscher Laach. — Wilhelm. Hubert. Elis., T. v. Friedr. Brückmann, Bierbr, Eigelstein. — Franz Theod. S. v. Carl Wilh. Ludw. Deubel,
Kaufmann, Poststr. — Regina Hubert. Maria Eva, T. v. Math Hub. Schmitz, Kaufm. Hochstr. — Gert., T. v. Ant. Schmitz, Tagl., Maximinstr. — Johanna Elis., T. v. Joh. Wilh. Jos.
Stockhausen., Schlosserges., Weideng. — Anna Cath., T. v. Anton Schulte, Zuckerarb., Salzmagazin. — Alma Emilie, T. Eug. Schmalhausen, Kaufm., Christophstr. — Maria Magd. Hubert.,
T. v. Adam Augstein, Kleiderm., Marzellenstr. — Joh., S. v. Joh. Geil, Bäcker, Plankg. — Sophia, T. v. Friedr. Nitzgen, Klempner, gr. Sporerg. — Cath, T. v. Pet. Königsfeld,
Schuhm., Follerstr. — Carl Anton, S. v. Heinr. Jos. Zaar, Arzt, Blaub. — Joseph. Carol, T. v. Bern Jos. Ducas, Schreinerm., Entenpf.
Sterbefälle.
Heinr. J-f. Peiffhoven, 1/2 St. alt, Heumarkt.
Johanna Maria Josepha Magd. Bel, geb. Federhenn, 61 J. alt, Hochstr. — Jakob Dürscheidt, Tabakspinner, 65 J. alt, verh., Carthäuserw. — Georg Knipp, 5 M. alt, Goldschmid. —
Carl Loren[unleserlicher Text], 2 J. 10 M. alt, gr. Neug. — Sib. Heret, geb. Heinrichs, 85 J. alt, alten Ufer. — Anna Cath. Christ. Helten, 1 J. 8 M. alt, Maximinstr. — Joh. Georg Flatten,
Spezereih., 42 J. alt, verh., alten Ufer. — Joh. Tuffner, Schusterges., 28 J. alt, unverh., Sachsenhausen.
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Gerichtlicher Verkauf.
Am Dienstag den 27. März 1849, Vormittags zehn Uhr, wird der Unterzeichnete auf dem Altenmarkte zu Köln, mehrere gut erhaltene Mobilien als: ein Sopha, ein Ofen, Stühle, Tische, ein Spiegel, ein
Sekretair, eine Kommode etc., dem Meistbietenden gegen baare Zahlung öffentlich verkaufen.
Der Gerichtsvollzieher, Simons.
Gerichtlicher Verkauf.
Am Dienstag den 27. März 1849, Vormittags 11 Uhr, wird der Unterzeichnete auf dem Altenmarkte zu Köln, verschiedene Mobilien, als: ein Sekretär, Tische, ein Stubenofen mit Röhren, ein Kanapee etc,
dem Meist- und Letztbietenden gegen baare Zahlung öffentlich verkaufen.
Der Gerichtsvollzieher, Simons.
Bekanntmachung.
Montag den 26. März 1849, Vormittags eilf Uhr, sollen auf dem Waidmarkt zu Köln, einige Hausmobilien, Regenschirme, Sonnenschirme, eine Partie Stöcke, Schirmgestelle, eine Theke etc., gegen baare
Zahlung versteigert werden.
Der Gerichtsvollzieher, Brochhausen.
Ne sutor ultra erepidam!
Dem anonymen Briefschreiber ([unleserlicher Text]ive Briefschreiberin) von Deutz nach Köln, wäre es besser hinter dem Tische zu sitzen und die Nadel zu schwingen als sich mit Sachen abzugeben, die sie gar nicht
angehen.
Th. A.
Da der König von Preußen als Erbkaiser durchgefallen ist, und nun der Raveaux'sche Antrag (6jährigen Kaiser) zur Abstimmung kommt, so schlagen wir den Frankfurter Volksvertretern zu dieser
Rolle Herrn Bürger und Drechsler S. W. Schlechter, Ecke der Salomonsgasse und Hochstraße vor.
Wir hoffen, daß es ihm besser ergehen wird, als dem armen Friedrich Wilhelm von Berlin!
Oeffentlicher Verkauf im hiesigen Leihause.
Mittwoch den 28. März 1849 und folgenden Tag aus dem Monat März 1847.
Anzeige.
Die „Demokratische Zeitung für Westfalen“, tägliches Morgenblatt, unter der Redaktion von C. Bernuth, eröffnet mit dem 1. April ein neues Abonnement Preis für die Monate April, Mai
und Juni in Münster 27 Sgr.; für Auswärtige, die die Bestellung beim näch- Postamt machen wollen, tritt der Postaufschlag hinzu.
Die Probenummern, welche vielfach vertheilt sind, liefern den Beweis, daß hier ein in jeder Beziehung entschiedenes, von bedeutenden geistigen Kräften unterstütztes demokratisches Blatt dem
Publikum geboten wird.
Wir bitten um möglichst rasche Bestellung, um die Auflage bestimmen zu konnen.
Münster, den 20. März 1849.
Die Expedition, der „Demokratischen Zeitung für Westfalen.“
Annonce.
Aus dem Kreis St. Wendel.
Herr Pf…r X. in G…bach war im März 1848 Jakobiner und zwar ein Jakobiner, der seine Mütze direkt bezogen zu haben schien. Das geht sowohl aus der Rede, die er auf dem Hr hof hielt
hervor, als auch aus der, womit er das Volk bei Gelegenheit der Fahnenweihe zu G…bach haranguirte. Ach! wie wird mir zu Muthe, wenn ich noch des Augenblicks gedenke, als er damals von der Zinne
der Kirchenmauer herab das: „Kein Preußen! kein Oestreich mehr!“ den versammelten konsternirten Völkern entgegendonnerte! —
„Jener sprach's; doch viele verstummten umher, und schwiegen
„Hoch das Wort anstaunend; denn kraftvoll hat er geredet!“
Es schwindelte mir vor den Augen, denn ich hatte in der That eine Vision, die mir Preußen und Oestreich als eine platzende Seifenblase vorführte. Fern von mir blieb diesmal der Gedanke:
„Die Botschaft hör' ich wohl,
„Allein mir fehlt der Glaube!“
Hätte zu jener Zeit die N. Rh. Ztg. existirt, Hr. Pf‥‥r würde dieselbe für echt schwarzweiß verschrieen haben!
Wohl war dieser Wonne-Mai 1848 eine goldene Zeit, und gewiß schwelgte auch schon Hr. Pf…r in Gedanken in der fetten Pfarrei P — bach, die ihm das souveraingewordene Volk für seinen
Feuereifer aufdringen werde. Leider ist aber Alles wandelbar hienieden. Auf den Abend folgt der Morgen, und umgekehrt. Der Himmel verfinsterte sich wieder vormärzlich. Hr. Pf‥‥r fuhr
eines trüben Morgens empor aus schwereg Träumen und — schrecklich, aber wahr! — die rothe Mütze hatte einer schwarzweißen das Feld geräumt. Die böse Welt behauptet zwar er wäre von jeher
im Besitz dieser beiden Mützen zu beliebigem Gebrauch gewesen. Das kann aber auch nur das ungläubige, verderbte Volk sagen.
Hr. Pf‥‥r bekam im Laufe des vorigen Sommers seine Ernennung nach P — bach, aber aus welchem Grunde die groben Bauern von P — bach (die sich sogar erkühnten, wegen
dieser Ernennung eine Deputation nach dem fernen Koblenz zu schicken) erklärten, sie würden den Pf…r todtschlagen, wenn er es wage bei ihnen einzuziehen, und vom Pf…hause Besitz zu
nehmen, das — „verschweigt des Sängers Höflichkeit.“ Genug Hr. Pf‥‥r ging nicht nach P — bach, sondern blieb in G…bach, hegt nun eigenthümliche Gefühle
gegen Demokraten, und erklärte kürzlich im öffentlichen Wirthshause, Alle die für „Polissions“, die die N. Rh. Ztg., diese Gassenbuben-Zeitung läsen.
Sapienti sat!
Die Geldsäcke arbeiten dem Ministerium „Manteuffel“ fleißig in die Hände. — Die Bürgerwehr soll in Köln wieder errichtet werden, was diesen Herren nicht zu konveniren scheint,
sie sind daher einen Schritt weiter gegangen als der Schleinitz'sche Antrag in der ersten Kammer, (siehe Nr. 252 d. N. Rh. Ztg.) und haben gedruckte Listen, in deren Ueberschrift sie die
Bürgerwehr als unnothwendig und nachtheilig und einen Kostenaufwand von Thlr. 60,000 erheischend darstellen, durch viele unschuldige aber beredte, ehemalige Bürgergardisten und Andere zur Sammlung von
Unterschriften in Circulation gesetzt, um sich dieses große Uebel vom Halse zu halten.
Was hat wohl bei diesen Herren einen solchen Schritt hervorgerufen? etwa das Bedachtsein für des Volkes Wohl?? Nein die Furcht! die blasse Furcht allein! indem es ihnen bekannt ist, daß wenigstens
drei Viertel der Waffen in die Hände von Männern kommen, die es mit dem Volkswohl und der Volksfreiheit aufrichtig meinen.
Hôtel zum baierischen Hof in BERLIN Charlotten-Strasse Nr. 44 neben Hôtel de Rome an den Linden.
Ein Zimmer mit Bett | in der Belle-Etage | 15 Sgr. |
Ein Zimmer mit Bett | in der 2. Etage | 12 1/2 |
Ein Zimmer mit Bett | in der 3. Etage | 10 |
Ein Zimmer mit einem Bett | mehr | 10 |
Ein Zimmer mit Cabinet | mehr | 5 |
Ein mässiges Trinkgeld wird in Rechnung gebracht.
Ein Haus zu kaufen gesucht, dem Mittelpunkt der Stadt nicht zu entfernt, mittler Größe mit Hofranm. Anerbietungen unter L. G. Nr. 2 dieser Zeitung.
Ostsee-Zeitung und Börsen-Nachrichten der Ostsee.
Mit dem 1. April beginnt ein neues Quartal für das Abonnement auf diese Zeitung, zum bisherigen Preise 2 Thaler inclusive Porto, wozu alle preussischen Postämter Bestellungen annehmen.
Stettin, im März 1849. DIE REDACTION.
Ueberfahrt nach Australien und Californien mit Anlaufen am Vorgebirge der guten Hoffnung und Sydney, für Cajüten- und Zwischendeck-Passagiere.
Die ausgezeichnet schnellsegelnde, gekupferte und kupferfeste belgische Fregatte „Océanie“, 700 Tonnen groß, wird gegen Medio Mai von Antwerpen unter dem Kommando des erfahrnen
Capitains G. Radon, der schon verschiedene Male diese Reise unternommen hat, nach den obigen Bestimmungen aussegeln.
Passagiere finden in diesem, vor fünf Jahren für den Wallfischfang gebauten Schiffe, den sichersten, bequemsten Raum und alle sonstigen Erleichterungen für eine so lange Reise. Das gefährliche
Umsegeln des Cap Horn mitten im Winter, wird auf diesem Wege vermieden und gewährt die neutrale belgische Flagge Sicherheit gegen Kriegsgefahr. Der angegebene Lauf des Schiffes bietet ferner
Handelspassagieren und auch Emigranten, welche Ansiedelungsplätze suchen, die Mittel, höchstwichtige Erfahrungen, jeder in seinem Fache, zu erwerben.
Mäßige Ueberfahrts-Bedingungen zu erfahren bei Schiffsmakler Brequigny oder Koch & Comp., in Antwerpen.
Die Wasserheilanstalt zu Bad-Weilbach im Herzogthum Nassau, erst vor wenigen Jahren von Herrn Stumpf zu Mainz mit bekannter Meisterschaft und den jetzigen Anforderungen der Wasserheilkunde
entsprechend eingerichtet, wird wegen der anerkannten größern Wirksamkeit der Wasserkuren während der kältern Jahreszeit mit dem 1. April d. J. eröffnet. Die Frische und Reinheit des Quellwassers von
nur 5° Temperatur, die geschmackvolle und bequeme Einrichtung der Wohnungen, die Wohlfeilheit der Preise, welche für Wohnung, Kost, Bäder und ärztliche Behandlung von 7 bis 18 Thaler die Woche
betragen, die Annehmlichkeit einer wildreichen Jagd, so wie die nur wenige Minuten betragende Entfernung des Kurhauses von der Station Florsheim der Taunus-Eisenbahn, von wo aus zu allen Tageszeiten
Ausflüge nach Darmstadt, Frankfurt, Homburg, Soden, Mainz, Wiesbaden und den reizenden Thälern des Taunusgebirges unternommen werden können, lassen auf einen zahlreichen Zuspruch hoffen.
Gefällige Anmeldungen erbittet man sich um so früher, da in der bessern Jahreszeit leicht der größte Theil der vorhandenen Wohnungen (80 bis 90 Piecen) durch die zahlreichen Besucher des bei der
Anstalt liegenden berühmten Schwefelbrunnens in Anspruch genommen sein könnten.
Philipp Seebold, Eigenthümer des Kurhauses zu Weilbach.
Einladung zu einer Volksversammlung auf Sonntag den 25. d. M., Abends 7 Uhr, im großen Saale der Mailust zu Deutz, zur Bildung eines demokratischen Vereins.
Deutz, den 22. März 1849.
Das provisorische Comite.
Lilionese unübertreffliches Mittel, braune oder gelbe Haut in einen zarten weißen Zustand zu versetzen, sogenannte Mitesser, so wie Finnen, Ausschläge, und durch Krankheit entstandene gelbe und
braune Flecken gänzlich zu vertilgen, empfehlen wir unter Garantie, daß binnen 14 Tagen volle Wirkung geschieht, sonst erstatten wir das Geld zurück, zur gütigen Abnahme bestens.
Tübing & Comp.
Niederlage zu dem festen Preis von 1 Thlr. per Flacon bei Fr. Hermann, Marsplatz Nr. 3.
Eine Presse nebst Schriften für ein Wochenblatt wird zu kaufen gesucht. Gefällige Anerbietungen nimmt entgegen Dr. Weyll in Köln.
Kaiserbier in der Oberländ. Küche. Langgasse Nr. 1.
Coaks ist wieder in sehr guter Qualität vorräthig, in der Gas-Erleuchtungs-Anstalt, Buschgasse 11.
In der Möbel-Fabrik von Johann Heininger Sohn, Trankgasse 27, sind zwei schön meublirte Zimmer zu vermiethen.
Zu vermiethen zu einer Restauration.
Ein Haus mit Garten. N. Tempelstraße Nr. 35.
Verkauf oder Verpachtung eines Landhauses am Rhein.
Ein schönes Landhaus in bestem Zustande, mit Salon, 6 Zimmern, Küche, Speicher, Keller, Remise und Stallräume nebst kleinen Oekonomie-Gebäuden, so wie Hofraum und Garten in einer der angenehmsten
Gegend, unmittelbar am Rhein auf der linken Seite, nahe bei Koblenz gelegen, ist unter billigen Bedingungen zu verkaufen oder zu vermiethen.
Dieses Etablissement, was durch Ueberschwemmungen nicht betroffen wird, eignet sich ganz besonders für Familien, welche ihren Aufenthalt für immer, oder auch nur während den schönsten Jahreszeiten
am Rhein zu nehmen beabsichtigen.
Nähere Auskunft ertheilt die Expedition dieser Zeitung auf portofreie Anfragen.
Feinstes Provencer-Oel (vorzüglich frisch und reinschmeckend).
Echter Bordeaux-Wein-Essig.
Beides in einzelnen Krügen. (Faßweise bedeutend billiger) zu haben bei W. HENNEKENS, Breitstrasse 159.
Theater in Köln.
Als am Dienstag den 20. März sich ein Ausschuß bildete, um durch eine öffentliche Aufführung den Mitgliedern des Vaudeville-Theaters ihre Beihülfe zu verschaffen, ward der Beschluß gefaßt, am
Sonntag ein Morgen-Concert zu veranstalten.
Eine größere Versammlung Kölner Bürger, durch den Ausschuß zusammenberufen, hielt es für besser, statt des Morgen-Concertes eine dramatische Vorstellung für den Abend des Sonntags zu
veranstalten.
Erst heute ward uns die Mittheilung Seitens des Herrn Oberbürgermeisters, daß eine theatralische Vorstellung auf dem Gürzenich nicht statthaft wäre.
Da die Zeit drängt und keine weiteren Vorbereitungen zuläßt, so bleibt unter diesen Umständen nichts übrig, als es bei der nun bereits angekündigten Vorstellung des Stückes:
100,000 Thaler zu belassen, und dessen Aufführung am Samstag den 24. d. M. Abends im Stadttheater zu veranstalten.
Die Preise des Theaters bleiben demnach die gewöhnlichen. Die bereits verkauften Karten gelten für das Parterre, oder werden an der Kasse für den Preis von 10 Sgr. in Zahlung genommen. Das
verehrliche Publikum wird uns die Veränderungen des ursprünglichen Planes nicht zur Last legen, da dieselben von äußeren Umständen bedingt waren.
Sollte Jemand von einer bereits gekauften Karte keinen Gebrauch machen wollen, so bittet man dieselben bis Samstag Mittag 12 Uhr bei Herrn Seligmann, Hochstraße und Höhlen-Ecke, abzugeben und den
gezahlten Preis zurückzufordern.
Der Ausschuß, Namens:
Klein, Deetgen, Benedix.
Mit obiger Anzeige verbinden die Unterzeichneten die ergebenste Bitte an das geehrte Publikum, die angekündigte Vorstellung mit zahlreichem Besuche beehren zu wollen.
Die Mitglieder des Vaudeville-Theaters.
Theater-Anzeige.
Samstag den 24. März.
Zum Besten der Mitglieder des Stollwerk'schen Vaudeville-Theaters:
100,000 Thaler.
Vaudeville in 3 Abtheilungen von David Kalisch.
(Mit neuen Einlagen.)
Die resp. Logen-Abonnenten, welche ihre Logen- und Sperrsitzplätze beizubehalten wünschen, werden höflichst ersucht, ihre desfallsigen Bestellungen, Samstag von 10 bis 12 Uhr, an der Theaterkasse
gefälligst zu machen.